Family Bonds von cu123 (~ Sequel zu Close Distance ~) ================================================================================ Kapitel 9: "Ihr Interesse galt mehr meiner Brieftasche" ------------------------------------------------------- "Herr Crawford?", wurde er fragend begrüßt, kaum dass sie den Parkplatz verlassen hatten. Er nickte, während er die junge Dame musterte und gleichzeitig in einer automatischen Reaktion abschätzte, sie schnell als ungefährlich einstufend. Offensichtlich nur eine Angestellte des hiesigen Clubs. Kaum hatte sie seine Antwort, wurde ihm ein eingeübtes Lächeln geschenkt. "Willkommen zu Ihrem ersten Besuch bei uns. Mein Name ist Diana und ich möchte Sie gerne mit unseren Einrichtungen vertraut machen." Er tauschte einen Blick mit Ran aus, der nicht ganz glücklich mit diesem Vorschlag wirkte, sich aber bereits damit abgefunden hatte. Weil eine Ablehnung etwas seltsam ausgesehen hätte, wie ihnen beiden bewusst war. Nur für den Jüngeren war das Lächeln gedacht, das für einen Moment seine Mundwinkel kurvte, dann wandte er sich wieder der Angestellten zu. "Wir freuen uns auf die Besichtigung", gab er daher zurück. Dianas Lächeln wurde daraufhin ausdrucksvoller und er seufzte innerlich, als er so etwas wie echtes Interesse in ihren Augen aufblitzen sah, nachdem ihr Blick ach so zufällig zu seiner Hand abgeschweift war. An der er natürlich schon sehr lange keinen Ring mehr trug. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie diesen Job weniger zur Aufbesserung ihres Taschengelds angenommen hatte als vielmehr, um jemanden kennenzulernen, der so etwas künftig völlig unnötig machen würde. Höflich gab er sich interessiert, als sie durch das Clubgebäude geführt wurden, die Bar gezeigt bekamen, ebenso wie das kleine Restaurant. Anders als in Japan handelte es sich hier nicht um einen reinen Reitstall, sondern es gab auch weitere Sportangebote und andere Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen. Es erinnerte ihn auf ewas unangenehme Art an den Club, in dem sein Vater früher Mitglied gewesen war und wo dieser sich mit dessen Freunden getroffen hat, um ganz dem Cliché genügend Zigarren zu rauchen und sich wichtig zu machen. Nichts davon zeichnete sich auf seiner Miene ab, doch Ran schien zu spüren, dass er mit etwas nicht ganz zufrieden war. Der junge Japaner hielt seine Gesichtszüge so mühelos wie er selbst unter Kontrolle, aber als Diana mal wieder in ungebremster Begeisterung ein Detail beschrieb, konnte er die flüchtige Berührung von Fingerspitzen an seinem Puls spüren. Und da Ran im Moment nicht so aussah, als benötigte er diese Versicherung, war die Geste offensichtlich ganz für ihn bestimmt. Das Lächeln stand dieses Mal allein in seinem Blick und wurde ebenfalls mühelos von dem Rothaarigen identifiziert, mit einem eigenen Lächeln erwidert. Erst als ihre Runde schließlich – endlich – den Stall erreichte, sah Diana ihre Aufgabe als erfüllt an und verabschiedete sich von ihnen, nicht ohne ihm zu versichern, dass er bei weiteren Fragen gerne auf sie zukommen könnte. "Ich dachte schon, wir würden gar nicht mehr zum Reiten kommen", meinte Ran leise, als sie für den Moment unter sich waren. "So ist das nun mal bei solchen Einrichtungen. Da sie uns mehr als genug Geld abknöpfen, wollen sie uns bei Laune halten", gab er trocken zurück. Ran gab ein unterdrücktes Schnauben von sich. "Aber du hättest bessere Laune, wenn sie dich in Ruhe gelassen hätte, oder?" Eine Antwort wurde nicht abgewartet, bevor Ran weitersprach, die violetten Augen jetzt niedergeschlagen. "Ich glaube, sie hat ein Faible für dich." Er hob kurz die Hand, berührte genauso flüchtig die Wange des Jüngeren. Ran nahm doch nicht ernsthaft an, dass er sich seinerseits für die Frau interessieren würde… Aber dann wiederum hatte Ran in dieser Hinsicht noch nie besonders viel Selbstvertrauen gezeigt. Amüsement blitzte in braunen Augen auf, als sich ihre Blicke wieder begegneten. "Du solltest etwas sorgfältiger beobachten. Ihr Interesse galt mehr meiner Brieftasche." Ran zwinkerte langsam, verarbeitete seine Aussage dann aber rasch – und zeigte ein unerwartetes Grinsen. "Aber dein Aussehen hat ganz sicher auch geholfen", wurde mit Gewissheit festgestellt. Er stutzte, lachte dann beinahe auf. "Damit könntest du Recht haben", gab er zu. Und da sie gerade nicht beobachtet wurden, hielt er seine Hände nicht auf, die sich an Rans Taille legen wollten. Einen Moment später hatte sich der Rothaarige auf die Zehenspitzen erhoben, ihm entgegenkommend, so dass er ihn küssen konnte. Anschließend hing immer noch ein Lächeln an den Mundwinkeln des Jüngeren, dieses hier hatte allerdings keine Ursache in irgendeiner Form von Belustigung. Er erwiderte es kurz, bevor er sich den Grund ihres Hierseins in Erinnerung rief und endlich den Stall betrat, gefolgt von Ran. Auch hier dauerte es nicht lange, bis sie begrüßt wurden, dieses Mal von einem Mann, der schon etwas älter war, aber immer noch ausgesprochen fit wirkte. "Ihr Pferd wurde bereits vorbereitet", wurde ihm nach einer kurzen Begrüßung mitgeteilt. "Ebenso habe ich wie gewünscht eine Stute vorbereitet, die an Anfänger gewöhnt ist." An dieser Stelle wurde Ran gemustert. "Benötigen Sie einen Reitlehrer für Ihren Begleiter?" "Nein, danke. Die Grundlagen kennt er bereits und mit dem Rest werde ich ihm helfen." Natürlich widersprach ihm Ran an dieser Stelle nicht, doch gut verborgen in den violetten Augen stand die Meinung, dass dieser die Grundlagen noch lange nicht kannte. Der andere Mann nickte nur arglos, führte sie zu einem Stand, wo Brauner sie bereits erwartete. Kaum dass er erkannt wurde, zog das Pferd ungeduldig an dem Halfter, mit dem es festgebunden war, anders als die Stute, die sie einfach nur seelenruhig beäugte. Ran tauschte einen fragenden Blick mit ihm aus, bevor dieser an sein Pferd herantrat, Brauner mit einem leisen Murmeln begrüßend. Der es sich gerne gefallen ließ, vor allem, als Ran einen Apfel aus der Hosentasche seiner Reithose holte. "Sie haben da ein schönes Tier", merkte der Angestellte an. "Aus Kentucky nehme ich an?" "Hm, richtig. Meine Familie hat ihre Pferde schon immer von dort bezogen." Und natürlich hatte Schneider das beachtet, als dieser ihm Brauner schenkte. Alles andere hätte auch nicht zu dem Deutschen gepasst. Für einen Moment sah es so aus, als wollte der Mann noch eine weitere Frage stellen, doch etwas schien ihn davon abzuhalten. Vielleicht die Kühle, die auf einmal in braune Augen getreten war. Nach einem trockenen Schlucken wurde das andere Pferd losgebunden. "Das ist Glory. Sie sollte Ihnen keinen Ärger machen. Und sie kennt den Weg zurück zum Stall auswendig. Wenn Sie die Richtung verlieren, müssen Sie ihr einfach nur die Zügel lassen und Glory bringt Sie zurück." Er nickte verstehend, kümmerte sich dann seinerseits um Brauner, der inzwischen den Apfel verspeist hatte und nun bei ihm nach Nachschub suchte. Amüsiert strich er ihm über die Blesse. "Mehr musst du dir erstmal verdienen, mein Hübscher." Als wäre er verstanden worden, wurde er angeschnaubt, doch mehr Enttäuschung zeigte Brauner nicht und vor allem folgte dieser ihm freudig, sobald er sich in Bewegung setzte. Sie wurden zu einem Tor geführt, das sie aus dem abgegrenzten Gelände entlassen würde und nach einigen Tipps, wohin sie sich am besten wenden könnten, wurden sie allein gelassen. Er klopfte mit der flachen Hand gegen Brauners Hals, der ungeduldig zu tänzeln begann, während er sich Ran zuwandte. "Wir lassen es langsam angehen, den Feldweg entlang. Und wenn wir auf den Unterstand treffen, legen wir erst einmal eine Pause ein und sehen, wie es weitergeht." Der Rothaarige nickte in einer Mischung aus Vorfreude und Nervosität und er lächelte, als er Brauner für den Moment am Zaun festband, um zuerst die Steigbügel für Ran und dann für sich selbst richtig einzustellen. "Wenn du dir zu unsicher bist, sag es", forderte er den Jüngeren mit sanftem Amüsement auf. "Dann lasse ich Glory wieder reinbringen und wir teilen uns Brauner." Ran schüttelte den Kopf, ohne ernsthaft über seinen Vorschlag nachzudenken. "Ich möchte es ja lernen." Nun folgte doch eine kurze Pause. "Oder glaubst du, ich falle herunter?" Die Frage war eindeutig an sein Talent gerichtet. Er zog eine Augenbraue hoch. "In dem Fall hätte ich davon abgesehen, überhaupt ein Pferd für dich vorbereiten zu lassen, meinst du nicht auch?" Daraufhin rieb sich Ran den Nacken und etwas Röte hielt in dessen Wangen Einzug. Und der Jüngere war ganz froh, als er ihm daraufhin Hilfe beim Aufsteigen anbot und das Thema damit hinter sich ließ. Anschließend schwang er selbst sich auf Brauner und schweigend setzten sie sich in Bewegung. Er selbst genoss es, in diesen altgewohnten Rhythmus zurückzufallen, mit dem sich Brauner bewegte, während Ran vollauf damit zu tun hatte, erst einmal so etwas wie eine gewisse Gewöhnung aufzubauen. Nach einer Weile hatten sie ausreichend Muße, auch der Landschaft Beachtung zu schenken, denn Ran gewann zunehmend an Sicherheit, so dass er ihn nicht mehr die ganze Zeit im Auge behalten musste. Eine naturbelassene Wiese erstreckte sich um sie herum und in einiger Entfernung schien ein Bach zu verlaufen. Eine Straße war hier nirgendwo zu sehen, die lag in der anderen Richtung und weiter voraus verdichtete sich der gelegentliche Baumbewuchs zu einem kleinen Wäldchen. Bevor er es verhindern konnte, meldeten sich Bilder aus seiner Kindheit, denn diese Gegend war seinen damaligen Erinnerungen viel ähnlicher als die Landschaft in Japan. "Crawford", holte ihn eine leise Stimme zurück, bevor die Bilder Überhand nehmen konnten und seine Gedanken in Richtungen lenken, in denen er sie nicht haben wollte. Braune Augen richteten sich auf seinen Begleiter und Ran zuckte im ersten Moment unter seinem Blick zusammen, bevor ihm ein zögerliches Lächeln geschenkt wurde. Er brauchte ein paar Sekunden, dann aber kurvten seine Mundwinkel ebenfalls nach oben. Rans Lächeln gewann daraufhin an Ausdruck und dann wurde eine Hand ausgestreckt. "Das dort hinten könnte der Unterstand sein, meinst du nicht auch?" Er folgte der Geste, nickte dann langsam. "Ja, sieht ganz so aus. Es ist näher, als ich angenommen hatte." Der Rothaarige sah so aus, als wollte er etwas hin und her rutschen, tat es dann aber lieber nicht, als er sich daran erinnerte, dass er sich in einem Sattel befand. "Aber wir halten trotzdem, ja?", wurde er schließlich gefragt. Unwillkürlich belustigt neigte er den Kopf. "Wenn du möchtest." Immerhin hatte sich Ran bis jetzt gut gehalten und er verstand, dass der Jüngere für einen etwas schnelleren Ritt auf Brauner wechseln wollte. Immerhin kannte Ran sein Pferd schon viel besser, auch wenn Glory rein pragmatisch gesehen wahrscheinlich die bessere Wahl wäre. Erst als sie schließlich abgesessen hatten, die Pferde angebunden und mit Wasser versorgt, ging ihm auf, dass Ran für diese Pause ein ganz anderes Motiv gehabt haben könnte. Denn der Jüngere trat näher an ihn heran und gleich darauf strichen Hände seine hemdbedeckten Arme entlang, glitten warm über seine Muskeln, bevor Ran sich auf die Zehenspitzen erhob und die Arme um seinen Hals schlang. Er stützte ihn an der Taille und dieses Mal mussten sie den Kuss nicht kurz halten, es bestand schließlich keine Gefahr, dass plötzlich jemand um die nächste Ecke biegen würde. Und es war Ran, der die Führung bei diesem Kuss übernahm, als wollte der Jüngere jeden Winkel in seinem Mund schmecken. Als er ihn schließlich leicht von sich schieben wollte, um wieder zu Atem zu kommen, gab der Rothaarige nur für einen Moment nach, lehnte sich dann mit einem Laut des Protests wieder zu ihm vor. Die Wärme zwischen ihnen nahm zu und begann sich in Hitze zu wandeln, vor allem, da sein Körper inzwischen aufgehorcht hatte und versuchte, die Kontrolle zu übernehmen. Dass Rans Finger eine neue Beschäftigung in den Knöpfen seines Hemdes gefunden hatte, machte die Sache nicht leichter und dann beschloss er, ganz einfach nachzugeben. Wofür hatte man schließlich Kontrolle, wenn man sie nicht auch ab und zu aufgeben konnte? Er umfasste Ran etwas fester, was mit einem scharfen Einatmen quittiert wurde, hob den Jüngeren auf den niedrigen Zaun, der zwar stabil war, ansonsten aber eher der Optik zu dienen schien, den Unterstand ergänzend, als ein wirkliches Hindernis für ein entschlossenes Pferd darzustellen. Ran nutzte die neue Position aus, um ihn zwischen dessen Beine zu ziehen und dann kneteten dessen Hände seine inzwischen freien Schultern, während ein neuer Kuss gestartet wurde. Bei der nächsten Pause war die Farbe der violetten Augen kaum noch zu erkennen, so geweitet waren die Pupillen und Ran atmete schwer, um seinen Körper wieder mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Er lächelte leicht, während er ihn musterte und hob dann eine Hand, um sachte über die leicht geschwollenen Lippen zu streichen. "Wenn es dir um Sex geht, hätten wir nicht herfahren müssen", machte er ihn aufmerksam, mit leichtem Humor. Ran wurde noch etwas röter, grinste dann aber. "Ursprünglich ging es nicht darum." Das Grinsen wandelte sich in ein warmes Lächeln und wieder rieben Hände über seine Schultern. Der Jüngere lehnte sich zu ihm vor, bis dessen Stirn seine berührte und die nächsten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. "Ich habe an unsere anderen Ausflüge denken müssen, in Japan." Ah, daher kam also dieser plötzliche Überfall. Seine Mundwinkel zuckten nach oben. Und diese Erinnerungen waren sehr viel angenehmer als die, die sich bei ihm gemeldet hatten. Also folgte er lieber Rans Gedanken und seine Lippen suchten die des Rothaarigen, während sich eine Hand von Rans Taille löste und stattdessen ihren Weg in in dessen Hose fand. ~TBC~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)