Hinter diesen Augen von SarahSunshine ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 ~ Sakura ----------------------------- ~ Kapitel 1 – Sakura ~ »Er ist wieder da, Sakura. Sasuke ist wieder in Konoha und er liegt im Krankenhaus.« Diese Information ließ Sakura erstarren, ihren Körper stillstehen, doch ihr Herzschlag hatte sich beschleunigt. In ihrem Inneren musste sie das Gesagte erst mal für sich verarbeiten, bevor sie richtig darauf reagieren konnte. Gab es überhaupt eine ›richtige‹ Reaktion darauf? Ihre Gedanken rasten unentwegt durch ihren Kopf, in der Hoffnung eine Antwort auf diese Frage zu finden – erfolglos. Dieser Fluss wurde unterbrochen als Kakashi den Griff um ihren Oberarm langsam wieder lockerte. Er musste der Kunoichi angesehen haben, dass sie völlig verloren in ihren Gedanken gewesen war. Obwohl sie hart daran arbeitete, schaffte sie es in einigen Momenten noch immer nicht, ihre Gefühle hinter einer Maske zu verstecken, damit ihr Gegenüber nicht wie in einem offenen Buch in ihr lesen konnte. Befreit aus seinem Griff machte Sakura einen kleinen Schritt zurück. Wortlos drehte sie ihrem ehemaligen Lehrer den Rücken zu, um im Badezimmer zu verschwinden und mit einem weißen Frotteehandtuch wieder zurückzukehren. Schweigend übergab sie es Kakashi, damit dieser sein Haar wenigstens ein wenig trocknen konnte. Ihr Mund öffnete sich, doch es kam kein Wort heraus, stattdessen presste sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Die Kunoichi wandte ihren Blick auf den Boden. »Warum?«, fragte sie leise, mehr an sich selbst als an ihren Gegenüber gerichtet. Die beiden Ninja standen noch immer zwischen Tür und Angel. So wie es aussah, machte der Ältere nicht den Anschein, als würde er eintreten wollen. Sein Blick aber war aufmerksam auf die junge Frau gerichtet. Er nahm jede Bewegung und jede noch so kleine Geste auf, was sie nicht bemerkte. »Naruto hat ihn gefunden, notdürftig versorgt und mit nach Konoha gebracht. Ich kenne die Details nicht«, erklärte Kakashi ruhig. Sakura nickte verstehend bei dieser Ausführung. Etwas Anderes hätte niemand von Naruto erwartet, trotz allem, was vorgefallen war, würde er seinen Freund niemals im Stich lassen, in diesem Punkt hatte er sich wirklich kein Stück verändert. Wie wäre sie vorgegangen, wenn sie an Narutos Stelle gewesen wäre, oder Kakashi? Mittlerweile war so viel Zeit vergangen, dass sie es nicht mehr sagen konnte, so viel war passiert. »Warum sagst du mir das?«, fragte die Kunoichi und hob ihren Blick wieder an. Sie konnte sich selber nicht erklären, warum sie so distanziert reagierte, denn es war nicht der Fall, dass diese Sache sie nicht interessierte. Sasuke hatte eine bedeutende Rolle in ihrem Leben gespielt, auch wenn das früher war. Während Sakura auf eine Antwort wartete, verschränkte sie ihre Arme vor der Brust, eine abwehrende und selbstschützende Haltung. Das konnte Kakashi mit Sicherheit auch deuten, allerdings sprach er es nicht an. »Ich denke, sie könnten deine Hilfe im Krankenhaus gebrauchen«, sagte er aufrichtig, womit er ihr erneut eine Reaktion entlockte. Sie biss sich ganz leicht auf die Unterlippe. Es war kein Geheimnis, dass Sakura mittlerweile dabei war, die Fähigkeiten ihrer Meisterin Tsunade zu übertreffen und dass sie eine wertvolle Unterstützung für das Krankenhaus darstellte. Jedoch fragte sie sich, ob Sasukes Verletzungen so schwerwiegend waren, dass die anderen Ärzte ihn nicht behandeln konnten. Wenn Kakashi ihr das allerdings riet, musste an ihrem Gedanken etwas dran sein. Kommentarlos und in aller Ruhe griff Sakura nach den schwarzen Ninjastiefeln, die neben ihrer Haustür auf einer Matte standen, um sie über ihre Füße zu streifen. Das Geräusch des strömenden Regens drang durch ihre offene Haustür in ihre Wohnung, weshalb sie mit dem Gedanken spielte, einen Regenschirm mitzunehmen. Bis zum Krankenhaus war es zwar nicht weit, aber wenn sie ohne ging, wäre sie binnen weniger Sekunden klitschnass. Deshalb griff sie nach dem großen, roten Regenschirm, der neben ihrer Kommode stand. »Wenn du möchtest, kannst du hier warten, bis der Regen sich gelegt hat«, bot Sakura dem Älteren an und trat dann an ihm vorbei. »Vielleicht sehen wir uns dann noch«, sagte sie zum Abschied, um sich dann auf den Weg zu machen. Kaum war sie in den Regen getreten, hatte sie den Regenschirm über sich aufgespannt. Außer ihr war keine Menschenseele auf der Straße, was bei dem Wetter wahrscheinlich nicht weiter verwunderlich war. Die Kunoichi strahlte eine unheimliche Ruhe aus – jedenfalls so lange bis sie um die erste Ecke gegangen war, denn dann rannte sie los. Der kalte Regen peitschte ihr bei ihrer Geschwindigkeit ins Gesicht. Der Schirm bot ihr nur noch wenig bis gar keinen Schutz mehr, wodurch ihre Kleidung auch schon bald nass war. Ihre Gedanken schweiften unentwegt zu Sasuke. Wann hatte sie ihn das letzte Mal gesehen? Richtig, das war kurz nach dem vorläufigen Ende des Krieges gewesen. Team Sieben hatte wieder vereint gekämpft, hatte ihre Stärke und Entwicklung bewiesen – und endlich hatte auch Sakura Anerkennung von den beiden Jungs in ihrem Team erhalten. Doch trotz der Tatsache, dass sie gemeinsam gekämpft hatten, dass sie sich gemeinsam Madara und Obito gestellt hatte, war für Sasuke nicht genug von Bedeutung gewesen, um wieder nach Konoha zurückzukehren. Es war ein paar Tage, nachdem der Krieg ein jähes Ende gefunden hatte. Obitos Macht war ihm über den Kopf gewachsen. Er konnte den Juubi, den er absorbiert hatte, nicht kontrollieren und verfiel in eine aussichtlose Raserei, die ihn erst Madara und dann sich selbst zerstören ließ. Viele waren gefallen, Dörfer und Felder zerstört. Doch die Nationen feierten ihren Sieg, lebten die Erleichterung aus, dass das Blutvergießen endlich ein Ende hatte. Sie betrauerten die Gefallenen, errichteten Denkmäler und fanden sich langsam wieder in ihren Dörfern ein, um so schnell wie es ihnen möglich war, wieder Normalität in ihr Leben einkehren zu lassen. Die Verletzten wurden soweit wiederhergestellt, dass sie genug Energie hatten, in ihre Heimat zurück zu kehren. Doch da war jemand, der glaubte, keine richtige Zugehörigkeit mehr zu haben – oder sie möglicherweise nicht haben wollte –, Sasuke Uchiha. Naruto und ich hatten neue Hoffnungen, denn die Tatsache, dass wir diesen Kampf gemeinsam bestritten hatten, hatte uns unser Teamgefühl zurückgegeben, jedenfalls glaubten wir das – oder wir wollten es einfach glauben. Sasuke jedoch konnte und wollte diese Erwartungen allem Anschein nach nicht erfüllen. Er schien nicht bereit, das Vergangene ruhen zu lassen, um in eine neue Zukunft zu blicken. Viel zu prägend waren die Erinnerungen, viel zu schmerzhaft die Erfahrungen. Sie rannte und rannte. Ihre Wangen waren bereits gerötet von der Kälte, rosa Haarsträhnen klebten in ihrem Gesicht, die Kleidung haftete fest an ihrer blassen Haut. Keine dieser Tatsachen ließ sie langsamer werden oder inne halten. Das Krankenhaus war nicht mehr weit entfernt, noch ein paar Straßen weiter und sie wäre dort. Es herrschte aber noch ein viel zu großes Chaos in ihrem Kopf. Sie erinnerte sich genau an den letzten Augenblick, den sie mit Sasuke Uchiha geteilt hatte. Wir, das wiedervereinte Team Sieben, standen alleine auf einer Klippe außerhalb des Dorfes, Sasuke an der Spitze, Naruto und ich hinter ihm. Wir betrachteten die feuerrote Sonne, die mehr und mehr hinter den Bergen versank und das ganze Land in einem warmen Farbton erstrahlen ließ. Sasuke stand mit dem Rücken zu uns, seinen ehemaligen Teammitgliedern und Freunden. Ich hatte meine Hände gefaltet an meine Brust gedrückt. Nicht ein Wort, das ich hätte sagen wollen, hätte etwas an der Situation ändern können, kein Argument hätte ihn noch überzeugen können. Das hatte ich damals schon zu spüren bekommen, als mein erster Versuch kläglich gescheitert war. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, denn im Inneren bereitete ich mich darauf vor, Lebwohl zu sagen – so schwer es mir auch fallen würde. Ich versuchte mir tröstend einzureden, dass er mich dieses Mal wenigstens nicht K.O. schlagen musste. Wir schwiegen alle. Ich für meinen Teil wollte Sasuke den Vortritt lassen und nahm einfach an, dass es bei Naruto ebenfalls so war. Wir hatten beide versucht, auf ihn einzureden, aber es hatte nicht geholfen. Mein Blick wanderte zu meinem blonden Freund neben mir. Er betrachtete anscheinend Gedankenverloren den Rücken unseres gemeinsamen Teamkameraden. Seine ganze Körperhaltung wirkte auf mich angespannt, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Als er allerdings bemerkte, dass ich ihn ansah, löste sich diese Anspannung und er schenkte mir ein Lächeln. Es sah so aus, als wollte er mir sagen: ›Mach dir keine Sorgen, Sakura-chan. Alles wird sich wieder zum Guten wenden‹. So und nicht anders kannte ich Naruto, den ewigen Optimisten. Trotzdem änderte es die Situation nicht, denn Sasuke machte uns seine Entscheidung schon wenige Augenblicke später klar. »Ich werde nicht mit euch nach Konoha zurückkehren.« Im Gegensatz zu Naruto, der wahrscheinlich immer noch auf eine gute Entwicklung gehofft hatte, war ich mir sicher, dass seine Entscheidung so ausfallen würde. Es war egal, was wir uns wünschten oder was wir für das Beste hielten, denn Sasuke war ein eigenständiger Mensch, der seine eigenen Entscheidungen traf – ob diese nun richtig oder falsch waren, stand weder zur Debatte, noch hatten wir das Recht das zu beurteilen. Sasuke teilte uns mit, dass er auf Reisen gehen wolle, dass er zu sich selbst finden müsse, dass er einen neuen, seinen eigenen Weg suchen würde. Ich konnte spüren, wie Naruto etwas auf der Zunge lag, das er unbedingt einwerfen wollte. Er konnte sich nicht zurückhalten und es sprudelte wie immer aus ihm heraus. Sein Vorschlag, dass sie das alles gemeinsam machen könnten, er ihm seine Unterstützung unterbreiten würde, wenn er blieb, ließ Sasuke seine Meinung aber nicht ändern. Wie schon früher, wollte er sich lieber alleine um seine Angelegenheiten kümmern. Eine Diskussion blieb aus, was mich ein wenig wunderte. Obwohl wir alle etwas erwachsener geworden waren, hätte ich nicht einmal von mir erwartet, dass ich Sasuke so einfach gehen lassen würde, aber vielleicht hatte ich in diesem Moment angefangen zu akzeptieren und einen neuen Weg einzuschlagen. »Du kannst immer zu uns kommen, Sasuke«, versprach Naruto seinem Freund und legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter, »Sakura-chan und ich, wir werden immer für dich da sein.« Ich erinnere mich noch an den Ausdruck in Sasukes Augen. Vielleicht war es Gerührtheit über die Güte, die wir ihm nach all der Zeit noch immer entgegen brachten, aber was ich auf jeden Fall entdecken konnte, war Glück, wenn auch nur für einen winzigen Moment. Wir zwangen ihn zu nichts und schrieben ihm nichts vor, ließen ihm seine Freiheit und ihn schlussendlich ziehen. Das alles lag nun drei Jahre zurück. Drei Jahre, in denen weder Sakura noch sonst jemand aus dem ehemaligen Team Sieben etwas von Sasuke gehört hatte. Er war wie von der Bildfläche verschwunden. Möglicherweise lag es daran, dass er nicht mehr exzessiv gesucht wurde, aber vielleicht lag es auch daran, dass er einfach nicht gefunden werden wollte. Wenn er sich bewusst versteckt hatte, war dieses Spiel anscheinend zu Ende – möglicherweise aber auch nur vorübergehend. Niemand konnte ihn dazu zwingen, von nun an in Konoha zu bleiben, nur weil er hier medizinisch versorgt wurde. Dafür, sich noch mehr den Kopf über die Zukunft zu zerbrechen, hatte Sakura keine Zeit als sie das Krankenhaus erreichte. Ihre Gedanken von vorhin, als sie die Mitteilung erhalten hatte, weiteten sich aus. Mittlerweile wurde sie nicht mehr vom Krankenhaus angefordert, wenn es sich um eine kleine Lappalie handelte. Es musste also etwas Schlimmeres mit Sasuke passiert sein. Kakashi hatte ihr konkret nichts sagen können, aber wenn sie ehrlich war, hatte sie auch nicht gefragt. Mit der flachen Hand strich sie das rosafarbene Haar, das in ihrem Gesicht klebte nach hinten. »Sakura-san!«, rief eine der Schwestern aufgeregt und kam kurz darauf mit einem Kittel auf die junge Frau zu. Ohne ein Wort zu sagen und sich den Kittel in diesem Moment überziehend, ließ die Kunoichi sich zu dem Operationssaal führen, in dem Sasuke lag. Der Flur war weiß gestrichen, wie es eigentlich üblich in Krankenhäusern war, und auch die Fliesen auf dem Boden waren weiß. Alles war steril, wirkte jedoch irgendwie einengend. Die Schuhe der Krankenschwester klackerten unangenehm laut in Sakuras Ohren. Sie wusste nicht, woher diese plötzliche Nervosität kam, aber sie wusste, dass sie sich sachgerecht verhalten musste. Vor dem OP stand eine – ironischerweise – weiße Bank, vor der jemand aufgeregt auf und ab ging. Schon von Weitem konnte Sakura das zottelige, blonde Haar und die orange-schwarze Kleidung erkennen und zuordnen. Naruto, der vollkommen aufgewühlt wirkte, hob seinen Blick und entdeckte seine Freundin. Er kam für einen kurzen Augenaufschlag zum Stillstand. Sie sah es in seinen Augen, diese Verzweiflung, die ihr förmlich entgegen schrie: ›Hilf ihm, Sakura-chan!‹. Obwohl sie nicht ahnte, was genau sie erwarten würde, nickte sie ihm ermutigend zu. Ihm gegenüber wusste sie ihre ärztlichen Qualitäten einhundert Prozent rüberzubringen. Mit kurzen, geschickten Bewegungen war das feuchte, rosafarbene Haar zu einem hohen Pferdeschwanz fest zusammengebunden und Sakura stieß die Türen in Richtung Operationssaal auf, in dem sie verschwand. Ihre Schritte waren fest, ihr Blick entschlossen. Egal, was sie gleich zu sehen bekommen sollte, sie wäre darauf vorbereitet – dafür hatte sie mittlerweile schon genug gesehen. Auf dem Tisch lag er, Sasuke Uchiha, mit einer klaffenden Wunde auf dem Oberkörper, noch immer blutüberströmt und bereits an diverse medizinische Geräte angeschlossen. Seine Atmung war sehr flach. Ohne den Anwesenden Einblick in ihr Inneres zu geben, musste sie diesen Anblick erst einmal verarbeiten – es war einfach zu persönlich, als dass sie diskret bleiben konnte. Sie erinnerte sich an die Treffen mit ihm, damals als sie ihn noch gesucht hatten. Jedes Mal, wenn es zu einem Zusammentreffen kam, war ich erleichtert, zu sehen, dass es Sasuke gut geht – jedenfalls vom körperlichen Aspekt, seine Psyche ist schon lange zerstört gewesen. Wir fanden ihn erst in Orochimarus Versteck. Dort sah ich ihn nach fast drei Jahren zum ersten Mal wieder und er hatte sich verändert. Er war älter und stärker geworden, so wie wir alle aus dem alten Team 7. Doch die Kluft zwischen ihm und uns war ebenfalls größer geworden. Sasuke war noch immer davon überzeugt, das Band zu uns zu kappen, endgültig. Ich war am Boden zerstört, als er verschwand, aber ich habe die Hoffnung auch damals noch nicht aufgegeben, ebenso wenig wie Naruto. Das nächste Mal traf ich ihn auf der Samurai Brücke, mit der Hoffnung, ich könnte es schaffen, ihn außer Gefecht zu setzen. Sein psychischer Zustand hatte sich ziemlich verschlechtert, aber auch sein Körper schien viel mitgemacht zu haben. Er hatte geschwächelt, war schlussendlich als er Naruto gegenüberstand dem Zusammenbruch nahe und ich machte mir Sorgen. Als er uns im Krieg schließlich zur Hilfe kam, hatte er neue Energie getankt. Wir haben zusammen gekämpft und ich habe das Ausmaß seiner Kraft wahrhaftig mit ansehen können. Niemals hätte ich gedachte, dass ich mir ansehen müsste, wie Sasuke vor mir liegt und mit dem Überleben kämpft. Das geschulte Auge der jungen Frau erkannte die Schwere der Verletzung und sie wusste, dass sie viel Energie und Zeit für die Behandlung benötigen würde. Pflichtbewusst trat sie auf den Shinobi zu, ließ sich von den anwesenden Ärzten über seinen aktuellen Zustand informieren, um ihr weiteres Vorgehen zu planen. Zu aller erst würde Sakura seinen Körper nach inneren Verletzungen absuchen, während die anderen die offene Wunde weiterhin verarzten würden und ein Auge auf seine Vitalzeichen hatten. Nachdem sie tief durchgeatmet und sich zur Professionalität ermahnt hatte, leuchtete das grüne Chakra der jungen Ärztin auf. Konzentriert aber möglichst schnell fuhren ihre schlanken Hände über den lädierten Körper vor sich. Sie machte ein paar Knochenbrüche aus, die behandelt werden mussten und durchleuchtete die inneren Organe genau, damit sie nicht die kleinste Wunde übersehen konnte. Zu ihrer Verwunderung schienen diese jedoch keinen großen Schaden genommen zu haben. Das Herz schlug nicht allzu kräftig, was sie dem immensen Blutverlust zuschrieb. »Wir brauchen ein paar Blutpillen«, befahl Sakura. Kurz darauf eilte eine der Schwestern aus dem Raum, um besagte Pillen für den Patienten zu holen. Durch die Einnahme der Blutpille wird die Blutproduktion im Körper erhöht und dient als temporäre Aufstockung bei hohem Blutverlust. Die Wunde war groß, erstreckte sich beinahe über dem gesamten Oberkörper. Bei genauerem Hinsehen, bemerkte die Ärztin, dass die Schnittränder nicht glatt waren, sondern uneben und zerrissen. Die Haut war ungleichmäßig zerfetzt worden. Diese Verletzung konnte unmöglich von einer Waffe stammen, jedenfalls keine der Waffen, die ihr bekannt war, viel eher kam in ihr die Vermutung auf, dass er von einem Tier attackiert worden war, das ihn mit seinen Krallen so zugerichtet hatte. Trotz ihrer Sorge schien es jedoch nur eine sehr tiefe Fleischwunde zu sein, was bedeutete, dass Sasuke viel Glück gehabt hatte. Was auch immer ihn angegriffen hatte, hätte einen Schaden in noch viel größerem Ausmaß anrichten können. Sakura begann ihr Chakra über die Verletzung zu führen, damit die aufgeschlitzten Hautzellen sich nach und nach regenerierten und wieder miteinander verbinden konnten. Ihre Augen musterten die blasse Haut von ihrem ehemaligen Teamgefährten, die an mehreren Stellen vernarbte Haut aufwies. Manchmal waren es kreisförmige Narben, manchmal feine oder auch breite Streifen. Die Kunoichi wusste, dass ihr früherer Freund keine Medizinjutsus beherrschte und allem Anschein nach hatte er auch keine der Medizin befähigte Begleitung gehabt, sonst würde er anders aussehen. Das grüne Chakra schloss die aufgerissene Haut nur langsam, es erforderte viel Konzentration so eine große Wunde ordentlich zu schließen. Eine erste dünne Hautschicht bildete sich langsam unter Sakuras Händen. Am Wichtigstes war es, dass die Wunde oberflächlich geschlossen war, damit die Gefahr vor Infektionen eingedämmt war. Weiterhin würden sie die Verletzung mit Salben behandeln, da die Kunoichi jedoch nicht so einfach von ihrem Patienten weg konnte, beauftragte sie eine der Schwestern ihr bestimmte Kräuter zu bringen, aus denen sie eine Salbe fertigen würde. Für die weitere Prozedur verbrachte Sakura noch drei Stunden im Operationssaal, um den Zustand von Sasuke soweit es ging zu stabilisieren. Die Wunde war mit der selbstgemachten Salbe versorgt und verbunden und die junge Frau so gut wie am Ende ihrer Kräfte. Sie stieß erschöpft die Türen in den Flur auf, wo Naruto noch immer saß und ungeduldig wartete. Er sprang direkt auf, als er seine Freundin entdeckte. Bevor er allerdings damit anfangen konnte, ihr Löcher in den Bauch zu fragen, hob sie mahnend und müde ihren Finger. »Er ist soweit stabil, aber du weißt, dass die nächsten 48 Stunden ausschlaggebend sind.« Mit einem Nicken bestätigte er, dass er verstanden hatte. Die Sorge um Sasuke war ihm jedoch klar anzusehen, was nicht weiter verwunderlich war. Sie wusste, dass er ihn nie aufgegeben hatte, dass er noch immer wie ein Bruder für ihn war. Selbst wenn sie nicht mehr in einem Dorf lebten, konnte Naruto seinen Freund nicht einfach sterben lassen. »Soll ich dich nach Hause bringen? Du siehst ziemlich müde aus«, schlug der Shinobi vor, da Sakura Immerhin eine ganze Weile im OP verbracht und viel Chakra verbraucht hatte. Sie sollte nicht alleine nach Hause gehen, was für sie durchaus nachvollziehbar war, trotzdem lehnte sie dankend ab. »Ich werde mich hier ein bisschen ausruhen«, antwortete sie und brachte noch ein kleines Lächeln zustande. Die Müdigkeit zog sie immer mehr in ihren Bann, sie hatte einfach nicht die Kraft, sich noch viel zu rechtfertigen. Deswegen führte sie ihren Weg fort, ohne sich noch einmal zu Naruto umzudrehen. Im Krankenhaus gab es in jeder Etage einen Ruheraum für die Ärzte, welchen Sakura direkt aufsuchte. In dem kleinen Zimmer standen lediglich zwei Betten an den gegenüberliegenden Wänden, mit schlichter Bettwäsche und einem kleinen Schränkchen daneben. Ähnlich leer war es momentan in ihrem Kopf. Sie war viel zu ausgepowert, um sich jetzt noch viele Gedanken um Sasuke oder Naruto oder Kakashi zu machen. Kaum hatte die Kunoichi sich auf die Matratze fallen gelassen, war sie auch schon eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)