The Place Beyond The Fire von Elvea (Dank dir bin ich stärker denn je) ================================================================================ Kapitel 11: Die Entscheidung ---------------------------- Ich liebe dich, Kakashi Hatake aus Konoha. Du hast mir völlig den Kopf verdreht, ich habe nur lange gebraucht, um das zu kapieren. Trotz aller Entschlossenheit, die sie in diese Worte legte, klopfte Nalas Herz wie wild dabei. Dennoch brach sie den intensiven Blickkontakt nicht ab, auch wenn sie das leuchtende Rot seines rechten Auges ablenkte. Sie ließ seine Weste nicht los und einige Zeit verharrten sie in dieser Stellung, ohne dass einer von ihnen etwas sagte. Tage, an denen sie sich nur auf dieses eine Gespräch vorbereitet hatte, zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Nächte, in denen sie, von Zweifeln geplagt, nicht glaubte, je zu so etwas den Mut zu haben. Unterhaltungen mit ihrer Zofe, die immer wieder aus ihr herauskitzelte, was sie empfand, ohne dass sie zu dem Zeitpunkt wusste, dass es Liebe war. Längst hatte sie beschlossen, sich nicht von der Möglichkeit beirren zu lassen, dass er sie vielleicht bereits vergessen hatte oder bereits vergeben war. Sie musste es für sich tun, da sie sich sicher war, es ansonsten irgendwann zu bereuen, die Wahrheit verschwiegen zu haben. Sie kam sich bei der ganzen Sache zwar kindisch und lächerlich vor, doch tief im Inneren wusste sie, dass es keine pubertäre Verliebtheit war, die sie übermannt hatte. Der Altersunterschied verunsicherte sie, aber eher in Bezug auf die Tatsache, dass Kakashi sie für viel zu jung hielt und dementsprechend behandelte. Es blieb nur die Möglichkeit, ihn damit zu konfrontieren, und sich seine Meinung dazu anzuhören. Doch sie war noch nicht fertig und nahm ihm deshalb das Tuch noch nicht ab. „Ich möchte jetzt nichts davon hören, dass ‚so etwas schon wieder vergeht‘ oder ich ‚bestimmt noch jemanden in meinem Alter finden werde‘. Du hast mich lange genug unterschätzt und ich meine das, was ich sage, verdammt ernst. Ich habe beinahe die ganze Zeit nachgedacht und gelitten, um zu dieser Erkenntnis zu kommen, und wehe, du willst sie herunterspielen. Als ich mich endlich bereit dazu gefühlt und meine anderen Angelegenheiten geklärt hatte, bat ich die Anführerin von deinem Heimatort um Hilfe, da ich nicht wusste, wie ich sonst eine Situation schaffen konnte, in der du mir erst einmal zuhörst, ohne wieder abzuhauen oder abzuwinken. Seit damals bist du ziemlich unberechenbar für mich geworden.“ Endlich ließ Nala ihn los und löste den Knoten des Tuches in seinem Nacken. Die Messer, die ihn am Boden festhielten, ließ sie allerdings stecken. Den Platz auf seinem Bauch verließ sie ebenfalls nicht, weil sie nicht riskieren wollte, dass er sie abfertigte und verschwand. Mittlerweile traute sie ihm alles zu. Ruhig schob Kakashi den Stirnprotektor wieder vor sein Sharingan, ohne dass sich sein freies Auge bewegte. „Du hast mich erst unberechenbar gemacht“, sagte er schließlich leise. „Wie meinst du das?“, fragte Nala scharf und er holte tief Luft. „Seitdem ich dich in all deinen Facetten erlebt habe, bist du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Vorher habe ich nie etwas Derartiges empfunden oder überhaupt nur in Erwägung gezogen. Für mich gibt es meine Freunde, meine Missionen und meine Hobbys und das alles füllt mich im Grunde schon zur Genüge aus. Zumindest habe ich noch nie darüber nachgedacht, ob mir vielleicht etwas fehlt. Jedenfalls nicht, seit ich erwachsen bin. Und dann kamst du daher und bist wie ein Wirbelwind in mein Leben geraten. Wenn ich allerdings zulasse, was sich seitdem verändert hat, bereitet uns beiden das nur Schmerz und Schwierigkeiten. Ich bin nicht gut für dich. Natürlich willst du nicht hören, dass wir altersmäßig weit auseinander liegen, aber diese Tatsache lässt sich nicht ignorieren.“ Kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen, traf ihn eine Ohrfeige mitten im Gesicht. Sein Auge weitete sich vor Überraschung, als seine Wange anfing zu brennen, doch dann spürte er die Tränen, die auf seinen ausgestreckten Hals tropften. „Warum bist du, was Gefühle betrifft, so ein Feigling?“, schrie sie und durchschnitt mit ihrer Stimme die Stelle wie ein scharfes Schwert. „Warum kannst du nicht einfach mal etwas zulassen? Ist das der Grund, weshalb du damals abgehauen bist?“. Die Tränen liefen Nala über das Gesicht, während sie sich die Hand hielt, mit der sie zugeschlagen hatte. „Warum musst du immer solch eine Distanz wahren, meinst aber gleichzeitig zu wissen, was gut für mich ist und was nicht?“ „Es geht mir um dein Wohlergehen. Du musst dich auf wichtigere Dinge konzentrieren.“ „Das sind doch alles fadenscheinige Ausreden! Was ist wichtiger, als mein Glück im Leben zu finden? Und wenn dieses Glück eben du bist, dann habe ich ja wohl das Recht dazu, mich darum zu bemühen!“ „Verstehst du denn nicht, dass es nur Probleme schaffen würde? Du bist kaum 18 und ich schon fast 30. Außerdem bist du die Königin eines ganzen Landes und ich ein Jonin aus einem anderen Land!“, versuchte er verzweifelt, aber trotzdem mit ruhiger Stimme auf sie einzuwirken. Der Mond trat hinter den Wolken hervor und tauchte die Szene in schwaches Licht. Der Tränenstrom Nalas versiegte und machte erneut der Entschlossenheit Platz, die sie bereits zu Beginn ausgestrahlt hatte. „Ich bin keine Königin mehr.“ „Was?“, fragte Kakashi, das erste Mal wirklich gänzlich aus der Fassung geraten. Sie schlang die Arme um den Körper, als friere sie, und sah mit zusammengebissenen Zähnen zur Seite. „Gemeinsam mit meinem Vater habe ich ein neues System eingeführt. Es hat mir Spaß gemacht, für mein Land da zu sein, doch auf Dauer würde es mir alle Kräfte rauben. Trotz aller Stärke, die man mir zuschreibt, bin ich trotzdem das Kind meiner Mutter. Außerdem war ich es leid, dass Verwandtschaft und Reichtum die Macht des Einzelnen festlegen. Aus diesen Gründen haben wir die Monarchie in Kusa no Kuni abgeschafft, was natürlich erst einmal für Unmut beim Volk gesorgt hat, genau wie die Tatsache, dass mein Vater zurückgekehrt ist, den sie immer noch für das Unglück der Königsfamilie verantwortlich gemacht haben. Mittlerweile akzeptieren sie allerdings die Tatsachen wie sie sind, nicht zuletzt, weil ich mich mit all meiner Kraft für Hiroshi eingesetzt habe und sie endlich eingesehen haben, dass Vorurteile zu nichts führen. Selbstverständlich gibt es noch den ein oder anderen, der mit der Entwicklung nicht einverstanden ist, doch ich hoffe, dass sich das mit der Zeit legt. Es wird vom Dorf ein Rat gewählt, der wiederum den Anführer bestimmt, also so ähnlich wie in Hi no Kuni und den anderen größeren Ländern. Die Menschen sind es nicht gewohnt, Entscheidungskraft zu haben, und müssen erst lernen, damit umzugehen, doch es wird mit jedem Tag besser. Es gefällt immer mehr Leuten, auch etwas zur Politik beitragen zu können, auch wenn es ungewohnt ist. Es wurde mir angetragen, einen Posten im Rat zu besetzen, doch ich habe beschlossen, mich gänzlich aus der Politik zurückzuziehen. Die Einwohner von Kusa no Kuni sind mir nicht egal, aber mein Herz hängt noch an anderen Dingen. Das habe ich gelernt, seitdem du weg warst. Nicht nur an dir hängt es, sondern auch am Reisen, am Kennenlernen neuer Menschen und am Aneignen neuer Künste. Mein Amt hat mich eingeengt und ich habe es abgelegt, auch wenn das vielleicht etwas egoistisch von mir war. Allerdings lasse ich Kusa no Kuni nicht ganz allein. Mein Vater bleibt dort wohnen, wenn auch nicht im Palast, und ich werde ihn natürlich besuchen.“ Der Ninja aus Konoha konnte nicht fassen, was er da hörte. Diese Frau sprengte immer wieder das Bild, was er sich von ihr machte. Die ganze Zeit war er fest der Überzeugung, dass es für Nala nichts Wichtigeres gab als das Volk zu führen und jetzt stürzte sie plötzlich die Verhältnisse um? Das wollte ihm nicht in den Kopf. Doch gerade ihre Unberechenbarkeit in manchen Dingen hatte ihn von Beginn an so fasziniert, wie er sich eingestehen musste. Nicht zuletzt hatte das dafür gesorgt, dass er sich diese Unberechenbarkeit in der einen oder anderen Situation ebenfalls angeeignet hatte, auch wenn er es nicht zulassen wollte. „Unglaublich!“, brachte er nun heraus. Ohne darauf zu antworten zog die einstige Herrscherin nacheinander und mit größter Sorgfalt jedes einzelne Messer, das Kakashi zurückhielt, aus dem Boden. „Du bist frei“, murmelte sie, als sie damit fertig war. „Ich habe dir gesagt, was ich sagen wollte, also kannst du jetzt gehen.“ Nala ließ ihn ihr Gesicht nicht sehen, doch er war sich ziemlich sicher, dass ihre Augen wieder voller Tränen waren. „Das mit uns geht nicht“, wiederholte Kakashi tonlos und richtete sich langsam auf. „Ich bin zu alt…“ Endlich hob sie den Kopf und ließ ihn alles sehen, was ihr Gesicht widerspiegelte. Trauer, Zorn, Enttäuschung… „Red dir das nur ein“, antwortete sie ebenso leise. „Aber der wahre Grund besteht darin, dass du Angst hast, dich in unbekanntes Gewässer zu begeben. Seit damals, seit der Geschichte mit Obito und Rin, scheinst du vollkommen auf Sicherheit und klare Verhältnisse zu bestehen. Ich kann verstehen, dass es so für dich einfacher ist, aber die einfache Wahl ist nicht immer die richtige. Das habe ich mittlerweile gelernt. Du weißt nicht mehr, wie es ist, Dinge einfach zuzulassen. Ich wünsche mir, dass dir das irgendwann mit einer anderen Person gelingt und du nicht noch mehr Menschen verletzt, auch wenn das nicht deine Absicht sein mag.“ Ein letztes Mal wischte sich die junge Frau über das Gesicht und ließ die Messer einfach zu Boden fallen. Mit hängendem Kopf, aber zu Fäusten geballten Händen kehrte sie ihm den Rücken zu und machte sich auf den Weg durch den dicht bewachsenen Hain. „Überlege dir bitte vorher genau, was du erreichen möchtest.“ Wie paralysiert blieb er an Ort und Stelle stehen und sah ihr nach. „Sie unterschätzen ihre Gefühle.“ Er bedeckte sein Gesicht mit der linken Hand. „Ich liebe dich Kakashi Hatake aus Konoha!“ Seine Zähne rissen seine Lippen auf, so fest biss er auf sie. „Du bist ein Feigling!“ Langsam verschwamm ihr Umriss in der Dunkelheit. „Ich wünsche mir, dass dir das irgendwann mit einer anderen Person gelingt und du nicht noch mehr Menschen verletzt, auch wenn das nicht deine Absicht sein mag.“ „Verdammt!“. Kakashi riss die Hand herunter und raufte sich stattdessen die Haare. Es ist kalt geworden, dachte Nala zerstreut, als sie immer weiter den Bambushain durchlief. Vielleicht sollte ich mich hier einfach irgendwo hinlegen und das Schicksal seinen Lauf nehmen lassen. In diesem Moment hielt sie jemand am Arm fest. Sie drehte sich nicht um, sondern holte nur Luft. Ein. Aus. Ein. Aus. Dann spürte sie Kakashis Wange an ihrer und seinen Atmen an ihrem Ohr, als er flüsterte: „Ich bin nicht gut in so etwas. Sei geduldig mit mir.“ Erst daraufhin wandte sie sich mit einem ungläubigen, sich langsam ausbreitendes Lächeln um und starrte ihn an. „Ich auch nicht, was Gefühlsdinge angeht. Aber es ist schön zu hören, dass der große Kakashi Hatake auch mal nicht gut in etwas ist“, murmelte sie mit verlegenem Gesichtsausdruck, woraufhin er grinsen musste. Sich auf die Zehenspitzen stellend legte sie ihm nach kurzem Zögern eine Hand in den Nacken und schob mit der anderen seine Maske ein Stück herunter. Einen Augenblick hielt sie inne, wie um Erlaubnis zu bitten, doch Kakashi beantwortete die unausgesprochene Frage, indem er sich zu ihr hinunterbeugte und sie küsste. Auch wenn es länger gedauert hatte als nötig, war er endlich dort, wo er sein wollte. Er spürte, dass diese starke, aber gleichzeitig auch zerbrechliche Frau sein Zuhause war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)