Tarth erkunden von elfogadunk ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Hey, holde Maid!“ Brienne ließ beinahe ihre Einkaufstüten fallen. Es gab nur einen Menschen auf der Welt, der sie so nannte. Sie drehte sich langsam um, und dort war er: Jaime Lannister. Sein goldenes Haar glänzte in der Sonne und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er auf sie zukam. Ihr Mund klappte auf, als sie ihn ungläubig anstarrte. „Was …? Warum …? Wie …?“, stammelte sie, unfähig den einfachsten Satz zu bilden. Jaimes Grinsen wurde breiter. „Wie kommt es, dass ich hier bin?“, bot er an. „Tja, ich wusste nicht, wo ich meine Ferien verbringen sollte, und da ich nur Gutes über Tarth mit seinen Bergen, Seen und Wiesen gehört habe, dachte ich, ich versuch’s mal. Wo doch Sansa und Margaery in Dorne sind, hätte ich nie erwartet, dich hier zu treffen.“ So, wie er den letzten Satz betonte, war klar, dass ihm absolut bewusst war, dass Brienne ihre beiden Freundinnen nicht zu einem Partyurlaub nach Dorne begleiten würde. Selbst wenn er sie nicht gekannt hätte, war es mit ihrem schlichten Aussehen nur allzu offensichtlich, dass sie kein Partygirl war. Stattdessen liebte sie es, nach Hause nach Tarth zu kommen und ihren Vater zu besuchen. Die kleine Insel bedeutete für sie Sicherheit, Behaglichkeit und mit ihr selbst im Einklang zu sein. All das, was sie nicht fühlte, wenn sie in King’s Landing war. Der Ort, an dem sie studierte und den eingebildeten Jaime Lannister kennengelernt hatte. „Hm … Und was treibst du so?“, fragte Jaime und schob seine Hände in die Taschen seiner Jeans. „Ähm … Nur ein paar Einkäufe erledigen …“, erwiderte sie, während sie weiterhin versuchte, den Sinn seiner Anwesenheit hier zu entdecken. „Wie lange hast du vor zu bleiben?“, platzte sie heraus. Sie hatte nur drei Wochen auf Tarth und sie hatte keine Lust darauf, dass sie sich ständig unwohl fühlte und Angst haben musste, ihn zufällig irgendwo zu treffen. „Eine Woche“, antwortete er. Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Aber weil ich allein hier bin und keine Ahnung habe, was man hier so machen kann, würde ich es schätzen, wenn du meine Reiseführerin spielen würdest. Ich bin sicher, Tarth hat ein paar tolle Orte, von denen nur Einheimische wissen. Ich interessiere mich nicht besonders für die typischen Touristenattraktionen.“ Brienne starrte ihn an, während die Bedeutung seiner Worte einsank. Fragte er gerade wirklich nach ihrer Gesellschaft? Das machte nicht einmal ansatzweise Sinn. „Hör auf mich so anzustarren. Ich würde sagen, wir treffen uns morgen früh um zehn genau hier. Und du hast dann hoffentlich eine ordentliche Tour parat, meine holde Maid.“ Er zwinkerte ihr zu und setzte an zu gehen, doch er hielt in seiner Bewegung inne. „Das Outfit steht dir übrigens gut. Du solltest öfter sowas tragen.“ Ein freches Grinsen erschien auf seinem Gesicht und er musterte sie ausgiebig von oben bis unten. Dann ging er. Briennes Gesicht glühte. Es war Sommer und es war heiß und da sie zu Hause war, trug sie nur Flipflops, eine Jeansshorts und ein flatteriges Top, das einen Teil ihrer linken Schulter und damit den dünnen Träger ihres schwarzen Badeanzuges, den sie darunter trug, offenbarte. Im Vergleich zu der stets weiten und langen Kleidung, die sie zur Uni trug, konnte man das möglicherweise als freizügig bezeichnen, aber hatte er wirklich darauf aufmerksam machen müssen? Sie wäre am liebsten im Erdboden versunken, wenn sie daran dachte, wie sein Blick an ihren nackten Beinen, von den Zehen bis zu den Schenkeln, entlang gewandert war. ~~~~~~~ Als Brienne am Abend im Bett lag, spukte ihr nur eine Frage durch den Kopf: Sollte sie morgen Jaimes Reiseführerin spielen oder nicht? Es gab wirklich nicht einen einzigen Grund, der dafür sprach. Oder? Sie musste zugeben, dass er in den letzten Wochen des Semesters merklich netter geworden war. Seine früher verletzenden Sprüche waren deutlich scherzhafter geworden und sein sonst so arrogantes Lächeln wirkte mittlerweile richtiggehend ehrlich. Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte sich sein Verhalten ihr gegenüber begonnen zu ändern, als sie den Studienanfänger Podrick gegen zwei ältere Unruhestifter vor den Augen des halben Campus‘ verteidigt hatte. Pod war lieb und gut erzogen, allerdings auch sehr schüchtern und unsicher. Brienne kannte ihn vom Schwimmclub und sie hatte ihm ab und zu Nachhilfe gegeben. Sie hasste Ungerechtigkeit; daher war es für sie selbstverständlich gewesen, für ihn einzustehen, als diese beiden Ärsche ihn auf dem Campus herumgeschubst hatten. Sie lachten sie aus und beschimpften sie, als sie sich vor Pod stellte, doch ihre Worte machten ihr nichts aus. Sie hatte über die Jahre gelernt, solche Beleidigungen zu ignorieren. Die zwei Kerle versuchten, Streit mit ihr anzufangen, doch da Brienne gute zehn Zentimeter größer und dazu noch weitaus muskulöser war als die beiden, musste sie sich nur ordentlich vor ihnen aufbauen, sie drohend anstarren, und schon waren sie in die Flucht geschlagen. Als es vorbei war, bemerkte sie, dass sich eine ziemliche Traube um sie herum gebildet hatte, um das Spektakel zu beobachten. Als sie ihren Blick über ihre Mitstudenten schweifen ließ, war es Jaimes Gesicht, an dem sie hängen blieb. Sie schauten sich einen Moment direkt in die Augen, bevor er ihr ein kurzes aber ehrliches Lächeln schenkte und dann ging. Danach hatte Brienne in ihren gemeinsamen Kursen oft das Gefühl, Jaimes Blick auf sich zu spüren. Immer öfter kam er zu ihr mit Dingen, die er nicht verstanden hatte. Da er ihr gegenüber stets ein eingebildeter Arsch gewesen war, wies sie ihn anfangs immer wieder ab. Allerdings hatte sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie Leute, die um ihre Hilfe baten, abwies. Also gab sie am Ende schließlich nach. Jaime machte weiterhin Späße auf ihre Kosten, doch sie waren nicht länger verletzend. Als sie anfingen, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen, stellte Brienne fest, dass er sehr leidenschaftlich sein konnte, wenn es um Dinge ging, die er mochte oder die er als wichtig erachtete. In dieser Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich. Ihre Diskussionen waren angeregt und hitzig und konnten mehrere Stunden dauern. Jaime war sehr amüsiert, als er herausfand, dass sie sich für das Mittelalter, vor allem für mittelalterlichen Schwertkampf, interessierte. Er entschied umgehend, dass „holde Maid“ der perfekte Spitzname für sie war. Natürlich versuchte sie, es ihm wieder auszureden, doch da er stur wie ein Esel sein konnte, gab sie bald auf und ertrug es seit dem. Irgendwann in dieser Zeit realisierte sie, dass Jaime vielleicht, vielleicht, doch nicht so ein furchtbarer Kerl war, wie sie ursprünglich dachte. Aber dass er auf Tarth auftauchte und wollte, dass sie ihm die Insel zeigte, war etwas, womit sie niemals gerechnet hätte. Sie fühlte sich wie in einem seltsamen Paralleluniversum; ein Ort, an dem der Himmel grün war und der Regen nach Erdbeeren schmeckte. Kapitel 2: ----------- Brienne war eine halbe Stunde zu früh am verabredeten Treffpunkt. Ihre Hände waren ein wenig schweißig und ihr Bauch kribbelte. Um sich zu beruhigen, setzte sie sich auf eine Bank, schloss die Augen und atmete tief durch. Sie fuhr zusammen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Es war Jaimes, wieder einmal grinsendes, Gesicht, das sie sah, als sie aufschaute. „Bist du überhaupt nach Hause gegangen, nachdem ich gestern weg war oder wieso bist du schon so früh da?“ Er hob eine Augenbraue und ließ ganz sanft seine Hand von ihrer Schulter ihren Oberarm hinabgleiten, bevor er sie zurückzog. Ihr Herz machte einen Sprung, ihre Wangen wurden heiß und sie wünschte sich plötzlich, kein ärmelloses Top angezogen zu haben. Ihr Blick fiel automatisch auf ihre Armbanduhr und sie stellte fest, dass Jaime ebenfalls über zwanzig Minuten zu früh da war. „Wie kommt es denn, dass du zur Abwechslung mal pünktlich bist?“, gab sie schnippisch zurück, um ihr Erröten über ihre Überpünktlichkeit zu überspielen. „Das fragst du noch?! Ich freue mich auf eine grandiose Tarth-Führung! Ich konnte kaum schlafen letzte Nacht!“ Brienne hätte ihm am liebsten in sein hübsches Gesicht geschlagen. Er klang zwar ehrlich genug, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er sich lustig machte. „Niemand hat dich gezwungen herzukommen. Außerdem wird Tarth für jemanden, der in Lannisport aufgewachsen ist, sicher langweilig sein.“ Sein Ausdruck wurde plötzlich ernst, als er sagte: „Lass mich das doch bitte selbst entscheiden. Los geht’s, komm!“ Brienne hatte beschlossen, Jaime zuerst die Steinküste zu zeigen. Im Laufe der Zeit hatten die donnernden Wellen obskure Formen und Figuren in das Gestein gemeißelt. Da Brienne diese immer sehr faszinierend gefunden hatte, hoffte sie, dass Jaime sie ebenfalls mögen würde. Es war schwer für sie zu entscheiden, was er als interessant erachten könnte. Sie fand es komisch, ihn einfach so herumzuführen und ihm Sachen zu erzählen. Das änderte sich allerdings, als er eifrig auf alles ansprach und sie begannen, ein Ratespiel zu spielen, bei dem sie versuchten zu sagen, welche Steinformation was darstellen könnte. Brienne hatte dieses Spiel als kleines Mädchen immer allein gespielt. Es war schön, endlich jemanden zu haben, mit dem sie es teilen konnte. Als sie allerdings anfingen über jeden einzelnen Stein zu diskutieren – ein Drachen oder eine Ente, ein Wagen oder ein Buch, eine Flasche oder ein Mensch – beschloss sie, das Ganze zu beenden und nach Evenfall zurückzukehren. Der Ort war die einzige Stadt auf der Insel und mit knapp 40 000 Einwohnern auch eher behaglich. Da sie beide hungrig waren, ließen sie sich für ein spätes Mittagessen in einem der kleinen Restaurants an der Hafenpromenade nieder. Während des Essens erzählte Brienne ein wenig über die Geschichte von Tarth und stellte außerdem klar, dass ihr Nachname ihres Wissens nach nichts mit der Insel zu tun hatte. Es war lediglich ein komischer Zufall. Anschließend gingen sie Evenfalls Altstadt erkunden. Sie besuchten den Marktplatz und einen kleinen Flohmarkt, bewunderten die schöne Architektur der alten aber sorgfältig restaurierten Häuser und machten einen Spaziergang durch den kleinen Stadtpark. Außerdem zeigte Jaime Brienne, in welchem Hotel er abgestiegen war (natürlich im teuersten und luxuriösesten, wie es sich für einen Lannister gehörte). Es war später Nachmittag, als Brienne das Gefühl hatte, Jaime alles gezeigt zu haben, was Evenfall zu bieten hatte. Sie spazierten gerade wieder an der Hafenpromenade entlang, als sie überlegte, ob es an der Zeit war, sich zu verabschieden. Bevor sie allerdings etwas sagen konnte, sprach er zuerst. „Also dann morgen selbe Zeit selber Ort? Du hast mir heute tolle Sachen gezeigt, aber ich habe nicht das Gefühl, etwas präsentiert bekommen zu haben, was normale Touristen nicht auch gesehen hätten“, meinte er schmunzelnd. Das überraschte Brienne und sie konnte nicht anders, als ihn schon wieder anzustarren. Zugegeben, es hatte am Anfang ihrer Führung ein bisschen Zeit gebraucht bis sie sich beruhigt und ihre unbestreitbare Aufregung überwunden hatte, doch mit all seinen Scherzen und Späßen hatte Jaime es geschafft, dass sie sich am Ende doch sehr wohl fühlte. Es hatte sogar Momente gegeben, in denen sie vergessen hatte, dass sie ihn eigentlich nicht ausstehen konnte. Sie musste zugeben, dass der Tag überraschend angenehm verlaufen war, aber es fiel ihr schwer zu glauben, dass Jaime noch einen weiteren mit ihr verbringen wollte. Der Gedanke daran ließ das Kribbeln in ihrem Bauch wieder aufleben. Eine merkwürdige Mischung aus Aufregung und Verwirrung erfüllte sie, als sie mit rosa Wangen zusagte. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das dort neuerdings wie festgewachsen zu sein schien, verabschiedete Jaime sich daraufhin und ging. Sie meinte, beinahe so etwas wie Erleichterung in seinem Gesicht gesehen zu haben, doch das war sicher nur Einbildung gewesen. Kapitel 3: ----------- Am nächsten Tag gingen sie wandern. Nicht weit entfernt von Evenfall gab es ein herrliches Plateau, das geradezu dazu einlud. Es war sogar möglich, ein wenig zu klettern. Als Jaime erfuhr, dass dies eines von Briennes Hobbys war, bestand er darauf, dass sie ihm ein paar Handgriffe und –kniffe zeigte. Er hatte genug Kraft und er lernte schnell, doch da seiner Fußarbeit Genauigkeit fehlte, trat er einige Male daneben und rutschte trotz Briennes Hilfestellung ab. Er lachte, als sie seine Schrammen und Kratzer untersuchte und verarztete. Es war früher Nachmittag, als sie sich auf einer kleinen Steinformation niederließen und Brienne zwei selbstgemachte Essenspakete aus ihrem Rucksack zauberte. Jaimes grüne Augen blitzten vor Freude auf. „Ich wusste, ich hab mir die Richtige als Reiseführerin ausgesucht“, meinte er grinsend und tätschelte ihren Oberschenkel. Seine Hand verweilte länger als sie dachte, dass es nötig gewesen wäre, doch sobald er sie zurückgezogen hatte, vermisste sie seine Berührung auch schon. Um ihre plötzlich roten Wangen zu verbergen, beschäftigte sie sich mit dem Auspacken ihres Sandwiches. Sie aßen in überraschend angenehmer Stille und beobachteten die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren vielen Steinformationen und großen Wiesenflächen. Sie saßen so nahe beieinander, dass ihre Schultern sich immer wieder berührten. Brienne störte das allerdings nicht, und Jaime ebenso wenig, wie es schien. Nachdem sie sich die Bäuche vollgeschlagen hatten, machten sie sich daran, das Plateau noch ein wenig mehr zu erkunden. Sie wanderten an einem recht schmalen aber wilden Fluss entlang, der in einem Wasserfall mündete. Brienne führte Jaime in die dahinter gelegene Höhle, die sie als kleines Mädchen entdeckt hatte. Die Höhle führte zu einem unterirdischen See, der im Licht ihrer Taschenlampen in allen möglichen Farben glitzerte. Zu Briennes Erleichterung schien Jaime aufrichtig fasziniert davon zu sein. Für ihren späteren Heimweg wählte Brienne eine Route aus, die sie an der Küstenlinie entlangführte und ihnen die Möglichkeit gab, das saphirblaue Meer, das Tarth umgab, zu bestaunen. Als die Sonne langsam unterging, verwandelte sich das Blau nach und nach in alle möglichen leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottöne. Als sie gerade an einem verlassenen Strand vorbeigingen, griff Jaime plötzlich nach Briennes Hand. „Wir gehen schwimmen!“, verkündete er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, als er sie über den Sand hinter sich her in Richtung Wasser zog. „Was?! Nein!“, protestierte Brienne, während ihr plötzliche Röte ins Gesicht schoss. „Wir haben weder Schwimmsachen noch Handtücher dabei. Wir–“ „Egal!”, unterbrach er sie. „Es ist warm, wir werden uns schon nicht erkälten. Sei mal ein bisschen spontan!“ „Nein!“ Sie blieb abrupt stehen. „Du kannst gern gehen. Ich warte hier.“ Sie ließ sich in den Sand fallen, setzte sich im Schneidersitz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach, komm schon. Sei kein Spielverderber! Es ist doch langweilig, wenn ich alleine gehe.“ Er ging vor ihr auf die Knie und schaute ihr direkt in die Augen. Als er langsam immer näher kam, begann ihr Bauch fürchterlich zu kribbeln und sie drehte zögernd ihren Kopf zur Seite. Was zur Hölle hat er vor? Sie spürte wie die Röte ihren Hals herunterkroch und sich über ihr Dekolleté ausbreitete. Machte er sich über sie lustig oder was versuchte er zu– Sie fuhr zusammen und ein gellender Schrei entwich ihrem Mund, als sie spürte wie Jaimes Finger plötzlich ihre Seiten hinaufkrochen und sie kitzelten. Jaime begann zu lachen, als sie sich unter seinen Händen hin und her windete. Sie ließ sich auf ihren Rücken in den Sand fallen und versuchte, sich von ihm wegzurollen, aber seine schnellen Finger waren unnachgiebig. Sie tanzten über ihren Bauch und ihre Seiten auf und ab. „Jaime … Nein … Bitte hör auf …“, brachte sie zwischen nicht unterdrückbarem Kichern hervor, doch er ignorierte sie. Bevor sie wusste, was sie taten, rollten sich beide lachend durch den Sand. Beide kämpften um die Oberhand, während Jaime sie atemlos kitzeln und Brienne ihn von sich herunterschieben wollte. Ihre Hände waren an seinen Schultern, um ihn wegzudrücken, aber er umfasste mit einer Hand ihre Hüfte, während die andere sie weiter folterte. Brienne versuchte, seine Handgelenke zu erwischen, aber Jaime war schneller. Als sie schließlich zum Stillstand kamen und Brienne realisierte, in welcher Position sie sich befanden, verwandelte sich ihr Magen in einen großen dicken Knoten. Jaime lag auf ihr, sein Gewicht drückte sie in den Sand, sein Arm war noch immer um ihre Hüfte geschlungen. Beide waren rotgesichtig und atmeten schwer. Ihr Lachen blieb ihr in der Kehle stecken, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. Seine Augen strahlten vor Übermut, seine Pupillen waren weit, und lediglich der Hauch eines Lächelns umspielte seine Lippen. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren und hatte plötzlich den Drang, mit ihren Fingern durch sein zerzaustes goldenes Haar zu fahren. Plötzlich sprang Jaime auf. Er schnappte sich ihren Rucksack und rannte los. Brienne starrte ihm hinterher und versuchte zu verstehen, was genau er gerade vorhatte. „Was machst du da, Jaime? Gib mir meinen Rucksack zurück!“, rief sie und stand auf, um sich den Sand von der Kleidung zu klopfen. Jaime drehte sich um, joggte jedoch weiterhin von ihr weg. „Komm und hol ihn dir!“, rief er grinsend zurück, den Rucksack wie eine Trophäe herumwedelnd. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst …“, grummelte sie, begann aber trotzdem ihn zu verfolgen. Da er gute dreißig Meter Vorsprung hatte und es schwierig war auf dem feinen Sand zu rennen, dauerte es eine Weile bis sie ihn eingeholt hatte. Gerade als sie ihn beinahe hatte, blieb er abrupt stehen und ließ sie in sich hineinrennen. Sie stolperte rückwärts, doch er packte sie an der Taille und bewahrte sie so vorm Fallen. „Hab dich“, grinste er und drückte sie fest an sich. Er ließ ihren Rucksack fallen, umfasste ihr Handgelenk und bevor sie wusste, was passiert, zog er sie hinter sich her ins Meer und drückte sie unter Wasser. Wenige Augenblicke später tauchte sie prustend und schnaufend wieder auf. „Hast du den Verstand verloren?!“, schimpfte sie hustend, während sie versuchte, sich das Salzwasser aus den Augen zu reiben. Aufgrund eines Lachanfalls konnte er ihr allerdings nicht antworten. Brienne funkelte ihn böse an, doch sie kam nicht umhin festzustellen, wie sein nasses T-Shirt an seinem Oberkörper klebte und kaum noch etwas der Fantasie überlassen war. Sie errötete unwillkürlich beim Anblick seiner trainierten Brust und Oberarme, umspült vom klaren Meerwasser. „Das kriegst du zurück, Lannister“, knurrte sie und sprang auf ihn zu. Sie hatte ihn in weniger als einer Sekunde unter Wasser und hielt ihn dort für einige Augenblicke, aua Rache und weil er es allgemein einfach verdient hatte. Er wand sich hart unter ihrem starken Griff und als sie ihn endlich losließ, durchbrach er hart nach Luft schnappend die Wasseroberfläche. „Du freches Weib“, brachte er hervor, als sein Hustenanfall ein wenig abgeebbt war. Ein kurzes Funkeln in seinen Augen warnte Brienne vor seinem nächsten Angriff. Er spritzte eine große Welle in ihre Richtung, bevor er sich auf sie warf. Wären sie nicht im Wasser gewesen, hätte sie ihm ganz einfach ausweichen können, aber so wie es war, hatte er sie augenblicklich wieder unter Wasser. Sie rangen kurz miteinander, bevor sie versuchte, von ihm wegzuschwimmen. Er folgte ihr allerdings und schlang beide Arme um ihre Taille. Sie tauchten gemeinsam auf, doch während Jaime nach Luft schnappte, nahm Brienne nur einen tiefen Atemzug und ließ sich mit Nachdruck nach hinten fallen. Als sie beide wieder unter Wasser waren, hatte ihre Aktion den gewünschten Erfolg und Jaime ließ sie los. Sie schwamm ein paar Züge von ihm weg und tauchte wieder auf. Ihre Lungen brannten und sie keuchte wie verrückt, doch sie konnte das kleine Lächeln auf ihren Lippen nicht unterdrücken. Sie wartete darauf, dass Jaime ebenfalls wieder auftauchte, doch auch nach ein paar Sekunden war nirgendwo etwas von ihm zu sehen. „Ha Ha, sehr witzig, Jaime“, rief sie und schaute sich nach ihm um. „Würdest du jetzt bitte wieder hochkommen?“ Doch das tat er nicht. Sie drehte sich einmal im Kreis, aber die Wasseroberfläche blieb still. Er veralbert mich bloß. Da war sie sich sicher, doch mit jeder vergehenden Sekunde wurde sie unruhiger. „Jaime, würdest du bitte einfa–“ Eine große Welle schwappte von hinten über sie und sie spürte, wie Jaimes Arme sich um ihren Oberkörper schlossen, während sein Lachen die Luft erfüllte. Sie drehte sich herum, wand sich in seinem Griff und verdrehte die Augen. „Du bist ungeheuer komisch.“ „Ich weiß!“, antwortete er fröhlich und ignorierte ihren Sarkasmus völlig. „Einer der vielen Gründe, aus denen du mich magst, holde Maid!“ Brienne wurde rot und sie legte ihre Hände auf seine Brust, um ihn von sich wegzudrücken. „Ich– Warum sollte ich dich mögen? Du bist ein Arsch, Lannister!“, gab sie zurück, sorgfältig seinen Blick vermeidend. „Nun, Brienne“ Er schien viel zu viel Spaß damit zu haben, die Silben ihres Namens auseinanderzuziehen. „weil du mittlerweile zwei ganze Tage mit mir verbrachst hast, ohne dich auch nur ein einziges Mal zu beschweren.“ „Und? Das bedeutet noch lange nicht–“ „Und“, unterbrach er sie und lockerte seinen Griff ein wenig. Sein Blick huschte über ihren kleinen Busen und Brienne wurde unangenehm bewusst, dass ihr Shirt genauso an ihrem Körper klebte wie seins. „vielleicht können wir endlich aufhören so zu tun, als ob ich nur hier wäre, um mir diese schöne Insel anzuschauen.“ Ihr Herz machte einen Sprung und ihr Gesicht wurde noch röter. Sie ballte ihre Hände zu lockeren Fäusten auf seiner Brust. „Warum– Warum sonst solltest du–“ Die Worte kamen aus ihrem Mund, bevor sie sie stoppen konnte, doch sie verstummte, als sie seine Hände auf ihren Hüften bemerkte. Seine Daumen waren unter den Saum ihres Shirts geschlüpft, gerade weit genug, dass er langsame Kreise auf ihrer Haut ziehen konnte. „Warum nur“, sagte er leise, seine Stimme plötzlich tiefer. Brienne konnte kaum atmen. Seine Augen bohrten sich in ihre und sie schaffte es nicht wegzuschauen. Erst als er auffordernd eine Augenbraue hob, fand sie ihre Stimme wieder. „Ich– Ich weiß es nicht. Wenn du also bitte aufhören würdest, mich zu veralbern …“ „Glaubst du wirklich, dass ich dich veralbere?“ Sein Griff wurde wieder fester und seine Zeigefinger schlüpften ebenfalls unter ihren Saum. „Was denn sonst?“, fragte sie mit leicht zitternder Stimme. „Du hast dich immer über mich lustig gemacht. Du hast immer gesagt, ich wäre ein Freak, mehr Mann als Frau. Warum sollte sich das geändert haben?“ Es ergab für sie einfach keinen Sinn. Wie konnte es möglich sein, dass Jaime Lannister gerade vor ihr stand und sie mit so viel Zuneigung und Verlangen anschaute, dass ihr die Knie weich wurden? Es musste einfach ein Scherz sein. Plötzlich machte Jaime einen Schritt zurück und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Es tut mir unglaublich leid, dass ich so ein arroganter, oberflächlicher Arsch war. Ich habe erst gemerkt, was für ein interessanter Mensch du bist, als du dich für den Jungen gegen diese Schläger eingesetzt hast. Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber ab da habe ich wirklich versucht, mein vorheriges Verhalten wiedergutzumachen.“ Ihre Mundwinkel zuckten nach oben, was ihn zu einem leichten Lächeln verleitete. „Bitte glaub mir, dass ich mein dämliches Verhalten extrem bereue. Bitte verzeih mir.“ Seine Augen glühten vor Erwartung, aber Brienne konnte nicht anders, als ihn einfach nur anzustarren. Er wartete ein paar Sekunden auf eine Antwort von ihr, als er allerdings nichts dergleichen bekam, fügte er hinzu: „Würdest du bitte aufhören mich mit diesen unglaublichen blauen Augen anzustarren und lässt mich dich endlich küssen? Das ist nämlich buchstäblich das Einzige, was ich in den letzten Wochen tun wollte.“ Briennes Gesicht glühte, aber sie schaffte es zu nicken. „Dir ist verziehen, Lannister“, meinte sie leise und machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. Er schlang seine Arme um ihre Taille und zog sie an sich. Das Wasser schwappte zwischen ihnen auf und beide kicherten. Brienne wusste nicht, wohin mit ihren Händen, doch Jaime bemerkte es, legte sie auf seine Brust und bedeckte sie mit seinen eigenen. Und dann trafen seine Lippen auf ihre. Sie waren nass vom Wasser, genau wie ihre eigenen. Er küsste sie langsam und sehr vorsichtig, ließ ihr Zeit sich zu gewöhnen. Ihre unbeholfenen Bewegungen machten ihren Mangel an Erfahrung deutlich. Doch andererseits war es kein großes Geheimnis, dass sie nie auch nur annähernd so etwas wie einen Freund gehabt hatte. Und falls Jaime irritiert war, verbarg er es gut. Als sie sich auf ihn eingestellt hatte, bewegte er sanft seine Zunge gegen ihre Lippen und brachte sie dazu sie für ihn zu öffnen. Sie konnte das leise Seufzen in ihrer Kehle nicht unterdrücken, als er sich in ihren Mund vortastete. Sein salziger Geschmack ließ ihren Magen kribbeln. Ihre Hände fanden ihren Weg um seinen Nacken und in sein Haar, um ihn näher zu sich zu ziehen. Ihre Körper waren fest gegeneinander gepresst, als sie plötzlich seine Finger wieder unter ihrem Shirt und auf ihrer Haut spürte. Seine Fingerspitzen wanderten kreiseziehend von ihren Hüften um ihre Taille herum auf ihren Rücken. Aufregende Schauer wanderten ihre Wirbelsäule hinauf und wieder herunter. Der Kuss hätte ewig dauern können, wenn es nach ihr gegangen wäre, doch sie mussten sich schließlich trennen, um nach Luft zu schnappen. Jaime lehnte seine Stirn gegen ihre und schloss die Augen. Er lachte leise. „Was ist los?“, fragte sie etwas unsicher. „Also das ist endlich ein Teil von Tarth, den noch keiner gesehen hat.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)