Schattenwanderer von Winterseele ================================================================================ Kapitel 4: Aras --------------- In der Ferne konnte Hunter den Schrei eines Falken hören. Oder auch den eines Raben. In seinem Traum versuchte er den Vogel zu erspähen, doch er sah nichts. Seine Augen waren getrübt und auf ein Gehör alleine hätte er sich nicht verlassen können. Hunter konnte Umrisse von Steinen und Felsen erkennen. Mit seiner Hand taste er um sich herum alles ab und musste feststellen, das es sich tatsächlich um Stein handelte. Ihm wurde kalt und er roch den Geruch von Feuchtigkeit. Ihm wurde übel und in diesem Moment erkannte er, das sich sein Erlebnis zu echt anfühlte. Er träumte nicht. Der Blauhaarige wollte sich aufsetzen, als er merkte, das seine Hände mit einem festen, geflochtenen Seil verbunden waren und es ihm so unmöglich machten, sich ohne umzukippen auszurichten. Er erschrak, als er merkte wie sein Körper sich haltlos wieder nach vorne bewegte und er mit dem Gesicht vor den Schuhen einer weiteren Person landete. „Du lebst ja doch noch. Dachte schon es hätte sich erwischt.“ Sein Gesicht aus dem Dreck des felsigen Bodens hervorhebend schaute Hunter nach oben und sah einen älteren Mann, Mitte Dreißig, mit einem leichten Bart in der Kinnregion. Er hatte diese Augen, die Hunter anschauten und ihn innerlich belachten, aber nach außen hin kühl und sicher wirkten. Der Braunhaarige war kein Freund von Leuten die nicht zum Ausdruck bringen was sie wirklich denken. „Du bist ein komischer Kauz.“ kam es aus dem Fremden hervor, der den Jungen immer noch beäugte, als wäre er ein Tier. „Pfff..“ kam es aus Hunter hervor und er versuchte noch einmal sich aufzurichten. Der Man neben ihm stand auf und griff mit der Hand an einen Teil des Shirts am Rücken des Jungen. Scheinbar waren seine Hände nicht so wie die von Hunter hinter seinem Rücken verknotet. Aus seiner Hosentasche holte er ein Taschenmesser hervor und schnitt ihm das feste Seil mit ein paar gekonnten Zügen durch. Als er fertig war ließ er den Blauhaarigen unsanft zu Boden fallen, klappte sein Messer ein und verstaute es wieder sicher in seiner Tasche. „Danke.“ knurrte der Junge, während er sich seine Handgelenke rieb und zum ersten Mal die Möglichkeit hatte sich seine Umgebung genauer anzuschauen. „Wo sind wir hier?“, fragte er, aber seine Frage beantwortete sich von selbst, als er sich genauer umschaute und feststellte, das es sich um eine Höhle handelte. Der Junge starrte in die Dunkelheit und war sich sicher, am Ende des Ganges ein schwaches Licht erkennen zu können. Der Raum in dem er und der Man sich befanden war im Vergleich zum Gang hell ausgeleuchtet, denn sein Mitgefangener, und Hunter ging davon aus das sie gefangen genommen wurden, hatte eine Laterne dabei die halb abgebrannt neben seinen braunen Lederstiefeln stand und deren Flamme hemmungslos flackerte. „Wie sind wir hergekommen?“, schoss Hunter als nächstes durch den Kopf. Der Mann drehte seine Schuhe ein paar Mal auf dem staubigen Boden herum bevor er antwortete. „Man hat uns hergebracht, ich vermute es waren Zentauren. Aber er scheint alleine zu sein, was sehr ungewöhnlich ist. Normalerweise attackieren sie auch keine Seelenlose. Ich habe mich im Übrigen um deine Wunde gekümmert.“, sagte der Ältere knapp und deutete auf Hunters Bauchregion, um die ein weißer Verband gebunden war. Es roch nach Minze und anderen Kräutern. Was auch immer er ihm dort drauf getan hatte, es schien Wunder zu wirken. „Danke.“, sagte Hunter schüchtern. „Nichts zu danken.“, sagte der Mann mit rauer Stimme. „Und nun steh auf, wir müssen einen Weg hier raus finden, bevor der Zentaur zurück kommt. Wie heißt du, Junge?“, wollte er schließlich wissen. „Hunter.“, antwortete der Blauhaarige und stellte dem Mann die selbe Frage. „Aras.“, gab er ihm als Antwort und Hunter nickte, das er ihn sich gemerkt hatte. Langsam schlich Aras nach vorne, drückte sich an die Wand und lugte, ohne ein Geräusch von sich zu geben, um die Kurve, die zum schwachen Licht führte. Leichtfüßig wie ein Luchs schritt er nach und nach weiter nach vorne. Hunter war bei weitem nicht so geübt wie Aras es anscheinend war, aber auch er hatte Erfahrungen damit, sich leise zu bewegen und sich in Gebäude rein oder raus zu schleichen. Plötzlich blieb Aras stehen, drückte Hunter kraftvoll mit seinem linken Arm zurück an die Wand hinter ihm. Atemlos blieb der Junge stehen. „Er kommt zurück.“, stellte Aras fest, als die beiden schon den langezogenen Schatten an der gegenüberliegenden Wand erkennen konnten. Angespannt drückte sich Hunter immer weiter an die Felswand, als würde er, wenn er nur feste genug drückt, in der Wand verschwinden können. „Wenn ich nur mein Schwert hätte...“, murmelte der Mann, dann schaute er Hunter an und der Blauhaarige konnte einen Plan in seinen braunen Augen lesen. Unbewusst ließ sich Hunter von ihm ziehen, so, als wenn er Aras schon ewig kennen würde und ihm voll und ganz vertrauen würde. Zumindestens hätte er ihm gerne vertraut, aber gerade in dem Moment als er dachte, das Aras ihn hier sicher raus bringen würde, stürmte der Braunhaarige mit ihm zusammen los. Und ausgerechnet in die Richtung, aus der der Zentaur kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)