Gefangen und erpresst von Lelu ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Da stand er nun vor dem Viertel der Ishbalier, getrennt von seinen Leuten und hatte die rechte Hand erhoben. Roy brauchte nur zu Schnipsen und der Auftrag war erledigt. Er hatte ihn von ganz oben, vom Generalfeldmarschall, bekommen, noch bevor die Humunkuli Interesse daran gezeigt hatten. Was ihm allerdings immer noch seltsam vorkam war, dass diese den Befehl unterstützten. Was hatten sie davon? Er schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, sich großartig Gedanken darüber zu machen. Er musste den Auftrag ausführen, sonst würde Edward leiden. Seine Hand zitterte und Funken knisterten zwischen seinen Fingern, als er sie aneinander rieb. Doch weiter kam er nicht. Das Zittern übertrug sich auf seinen gesamten Körper, rote und schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und es nahm seine Umgebung nur noch so wahr, als hätte ihm jemand eine Wolldecke über den Kopf gezogen. Roy spürte das er auf die Knie sank und konnte es genau so wenig verhindern, wie die Tatsache das sein Kopf, kurz danach, hart auf den Boden aufschlug. "Nein, nicht jetzt! Der Anfall ist bestimmt gleich vorbei. Ich muss wieder aufstehen und den Befehl ausführen", schrie er innerlich und kämpfte gegen die lauernde Ohnmacht an. Doch diesen Kampf verlor er. Einen Augenblick später übermannte ihn die schwarze Umarmung und trug seinen Geist an einen Ort, an dem er sich erholen konnte. Doch das einzige woran der Oberst denken konnte war, dass er versagt hatte und sein Edward nun Schmerzen aushalten musste, welche er liebend gern auf sich selbst übertragen hätte. "...st kommt zu sich", ertönte eine gedämpfte Stimme neben Roy. Es war Leutnant Hawkeye, die gesprochen hatte, das erkannte er sofort. Als nächstes bemerkte er, dass er auf etwas weichem lag - vermutlich einem Bett- und einen Verband uam Kopf trug. Langsam öffnete er die Augen und sah sich um. Roy lag in einem Zimmer des Militärkrankenhauses. In diesem Zimmer saßen, überall verteilt, seine treuesten Untergebenen und der jüngere Elric-Bruder. Alle waren sichtlich erleichtert, als er die Augen aufschlug. Aber warum? Was war passiert? "Was seht ihr mich so an?", verlangte Roy zu erfahren. "Ihr habt fünf Tage geschlafen, Oberst", erklärte Alphonse, bevor ein anderer etwas sagen konnte. "Fünf...?", fragte der Oberst fassungslos. Alphonse und die anderen nickten. Fünf Tage also. Fünf Tage, in denen er nutzlos gewesen war. Fünf Tage, in denen er Edward alleine den Humunkuli überlassen hatte" Fünf Tage, in denen er die Zeit zum Schlafen verschwandet hatte, anstatt nach einem Weg zu suchen um Ed zu befreien. "Das war genug Aufregung für heute. Alle Mann raus hier. Der Oberst braucht Ruhe", erklärte Riza und scheuchte die anderen aus dem Zimmer. Roy wurde erst jetzt bewusst, dass er, mit fast panischen Blick, die Wand ihm gegenüber angestarrt hatte. Was die anderen wohl jetzt von ihm denken mochten? Vielleicht das er verrück geworden war? Es war ihm egal, denn er hatte seinen Befehl nicht ausgeführt und Edward würde dafür büßen müssen. "Raus mit der Sprache", riss Hawkeye ihn aus seinen Gedanken. "Was?" Er sah sie ernsthaft verwirrt an. "Ihr redet ihm Schlaf, wusstet ihr das nicht? Also, was ist mit Edward? Wer soll die Finger von ihm lassen?" Er hatte im Schlaf geredet? Das war nicht gut. Einen Moment rang er mit sich, ob er Riza erzählen konnte, was geschehen war. Dann seufzte er ergeben und deutete auf einen Stuhl neben seinem Bett. Im nächsten Moment sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus. Er erzählte wie er vor zwei Monaten eine Einladung bekommen hatte, die ihn zu einem kleinen Haus vor der Stadt führte. Dort angekommen war er von einem Soldaten empfangen worden, der ihn in der Innere des Hauses führte, wo es ihm sofort die Sprache verschlagen hatte. Eine wunderschöne Frau und ein Junge, den er als Selim Bradley erkannt hatte, saßen an einem Tisch und blickten ausdruckslos auf einen Punkt zu ihren Füßen. Roy war ihrem Blick gefolgt und hatte nur mühsam einen Aufschrei unterdrücken können. Vor ihm lag Edward, die Hände auf dem Rücken gefesselt und die Beine fest zusammengeschnürt, blutüberströmt auf dem Boden. Sein Blick war von Schmerz verschleiert, aber wachsam. Roy verlangte zu erfahren, was das bedeutete, erntete aber nur Gelächter. Im nächsten Moment verwandelte sich der Soldat, vor seinen Augen, in einen Jungen mit grünlichen Haaren und grinste ihn an. Roy bemerkte erst jetzt die Ouroboros-Symbole, welche die drei an den Körpern trugen. "Ihr seid Humunkuli", stellte Roy fest. "Was wollt ihr von uns?" Wie zuvor schlug ihm Gelächter entgegen. Aber die Frau ließ sich zu einer Antwort herab. "Wir wissen von euren Gefühlen zueinander. Wir haben den kleinen Fullmetal hier in Gewahrsam genommen, damit du tust was man die sagt. Denn tust du es nicht, passiert das hier." Die Finger ihrer Handschuhe verwandelten sich blitzschnell in lange Nadeln, die sich in Eds Schulter bohrten. Der Junge schrie auf und rollte sich zu einem Ball zusammen, soweit es ihm möglich war. Die Umstehenden, mit Ausnahme von Roy, grinsten nur noch mehr. Er hatte das Gefühl sie würden sich an dem Schmerz weiden und ihn genießen. "Hört auf", keuchte Roy und starrte auf Fullmetal hinunter. Dieser starrte zurück, als hätte der Schwarzhaarige die Humunkuli aufgefordert weiterzumachen. Zu spät begriff Roy, dass er genau dies der Fall war, denn die drei fingen an zu lachen und weitere schwarze Nadeln bohrten sich in Eds Fleisch. Mustang löste sich endlich aus seiner Starre und stürzte auf Ed zu. Doch der grünhaarige fing ihn ab und drückte ihm ein Messer gegen die Kehle. "Was sagst du, Flame Alchemist? Wirst du tun, was wir dir sagen?", fragte er, in beiläufigem Plauderton. Was blieb ihm übrig? Wenn er es nicht tat, würden sie seinen Geliebten töten oder schlimmer, sie würden ihn foltern. Sein Blick glitt zu Ed und er setzte zu einem Nicken an. "Nein!" Fullmetals brüchige, raue Stimme ließ ihn innehalten. "Tu es nicht! Sie werden..." Seine Worte verwandelten sich in einen Schrei, als sich eine weitere Nadel in seine Seite bohrte." "Dich hat niemand gefargt", zischte die Frau. Verzweiflung nistete sich, kalt und unerbittlich, in Roys Geist ein, als er die Blutlache sah welche sich unter Ed gebildet hatte. Der kleinere atmete nur stockend und starrte ins Leere. "Ich werde tun..." "Nicht", unterbrach ihn Ed ein weiteres Mal, diesmal mit weitaus leiserer Stimme. Ein weiterer Schrei und noch mehr Blur geben endlich den Ausschlag für Roys Antwort. "Ich werde tun, was ihr verlangt", sagte er schnell, bevor Ed noch einmal die Dummheit begehen konnte, etwas zu sagen. "Brav so", erklang nun, zum ersten Mal, Selims Stimme. Das Messer an Roys Hals verschwand, doch Ed keuchte immer noch vor Schmerz. "Geh, wir kontaktieren dich", erklärte Selim. "Aber..." Eds schrilles keuchen ließ ihn verstummen und Roy fragte sich, wie lange der Junge noch gegen die Ohnmacht ankämpfen konnte, die ihn eigentlich schon längst in ihre gnädige Umarmung hätte ziehen müssen. Er warf seinem Geliebten noch einen verzweifelten Blick zu, der aber gleichzeitig auch ein Versprechen verbarg und verließ das Haus. "Seit dieser Zeit tue ich, was sie von mir verlangen", endete Roy seine Erzählung und wandte den Blick von Riza ab. Es war das erste Mal, dass er darüber gesprochen hatte und zwar nicht nur über die Entführung, sondern auch über seine Gefühle. Die erwartete Reaktion blieb jedoch aus. Riza sah ihn nicht verwundert oder gar eifersüchtig an, sondern schenkte ihm ein wissendes Lächeln. Sie hatte ihn und Edward schon lange durchschaut. "Was wollt ihr gegen die Humunkuli tun?", wollte sie wissen. "Was kann ich schon tun, solange sie Edward haben?" Die Humunkuli waren Roy und seiner Truppe schon lange ein Dorn im Auge. Seit sie, vor einem Jahr, von deren Existenz erfahren haben, versuchten sie die künstlichen Menschen zu vernichten. "Wir werden einen Weg finden, um ihn zu befreien. Aber vorher müsst ihr zu Kräften kommen, sonst brecht ihr bei der nächsten Gelegenheit wieder zusammen", meinte Riza und stand auf. "Ich werde sehen, was ich in Erfahrung bringen kann." "Nein, ich habe fünf Tage durchgeschlafen. Das war Ruhe genug." Roy schwang sich aus dem Bett und klammerte sich sofort an das Brett an dessen Fußende. Um ihn herum drehte sich alles. Er musste die Augen schließen, damit ihm nicht schlecht wurde. "Das glaube ich nicht." Der Leutnant eilte zu ihm und wollte ihn stützen. Doch Roy hob abwehrend eine Hand und schüttelte den Kopf. Vorsichtig öffnete er die Augen wieder und stellte beruhigt fest, dass das Schwindelgefühl verflogen war. Er ließ das Brett los und machte einen Schritt zurück. Auch das ging gut. "Ich werde nicht nutzlos herumsitzen und Daumen drehen", knurrte Roy und wandte sich zur Tür. Erst da fiel ihm auf, dass er lediglich eine Unterhose trug. Schnell sah er sich um und entdeckte seine Uniform, zusammengefaltet, auf einem Stuhl. Rizas strengen und zugleich besorgten blick ignorierend, schlüpfte Roy in seine Hose und das weiße Hemd. Die blaue Jacke behielt er in der Hand und steuerte ein weiteres Mal auf die Tür zu. Er öffnete sie und wäre fast in einen Mann, in weißem Kittel, hinein gerannt. Der Arzt sah ihn verwundert an, schüttelte den Kopf und schob Roy wieder in das Krankenzimmer. „Was wird das, Oberst?“, fragte er, ohne sich vorzustellen. „Ich werde mich selbst entlassen“, stellte Mustang fest. „Auf keinen Fall. Ihr müsst euch erholen. Der Zusammenbruch trat wegen erheblichem Schlafmangel ein. Ihr habt jetzt zwar, fünf Tage lang, diesen Schlaf nachgeholt, dadurch jedoch euren Körper geschwächt. Ihr solltet…“ Roy machte eine herrische Geste und unterbrach den Arzt so. „Wenn ihr mich nicht entlassen wollt, werde ich einfach gehen…“ Nun war es an Riza, ihren Vorgesetzten zu unterbrechen. „Doktor Connar hat recht. Ihr solltet noch etwas hier bleiben. Wenigstens noch eine Nacht, um euren Zustand zu überprüfen.“ Gemeinsam benötigten sie fast eine Stunde, um den Oberst davon zu überzeugen das er diese Nacht noch in dem Krankenhaus verbringen sollte. „Man könnte meinen Ihr wollte nicht, dass ich euch helfe“, brummte Roy, als Riza sich, nach der Diskussion, verabschiedete. „Wer weiß, vielleicht möchte ich es auch nicht“, entgegnete sie lächelnd. „Schlafen sie gut, Oberst.“ Roy nickte ihr zu und sah dann aus dem Fenster. Es war schon dunkel und am Himmel blitzten die ersten Sterne auf. Roy hatte ein Knie angezogen und den linken Arm darauf gelegt. Solange Riza dagewesen war, hatte er entspannt auf seinem Bett gesessen. Doch sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, das Licht gelöscht war und die Dunkelheit das Zimmer verschlang, verspannte sich Roys Körper und seine Augen starrten Minuten lang in jede dunkle Ecke. Sie war hier, dass wusste er. Aber sie machte sich gerne einen Spaß daraus, ihn zu beobachten und seine Nerven zu strapazieren. „Ich weiß dass du da bist, Lust“, knurrte er und konzentrierte sich auf die dunkelste Ecke im Raum. Genau aus dieser tauchte ein Augenblick später Lust auf. In einer Hand trug sie, wie bei jedem ihrer Besuche, eine Kerze. Diese stellte sie auf den Tisch und machte eine auffordernde Geste in Roys Richtung. Der Oberst sah sie, mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Ich trage in einem Krankenhaus meine Handschuhe nicht“, meinte er, in einem Tonfall, in dem man mit kleinen Kindern redete. „Wie schade. Dabei sehe ich doch so gerne, wie dein Körper im Feuerschein glänzt.“ Lust sprach mit ihm, wie mit einem Geliebten und das machte Roy nur noch wütender. „Was willst du?“, knurrte er. „Du hast deinen Befehl nicht ausgeführt. Keiner der Ishbalier ist gestorben, man hat nirgends von einem Feuer gehört.“ Roy sprang aus dem Bett und baute sich vor Lust auf. „Wenn du mir weniger Lebensenergie nehmen würdest könnte ich jeden Befehl ausführen und zwar ohne Angst haben zu müssen, dass ich jeden Moment ohnmächtig werde.“ „Wow. Wir werden ja richtig mutig. Hier, ich hab etwas für dich.“ Lust warf ihm etwas metallisch Glänzendes zu. Roy erkannte es sofort. Es war ein Teil von Eds Automail, seine Hand um genau zu sein. Entsetzt starrte er sie an. Wenn die Hand entfernt wurde, während die Nerven noch mit der Automail verbunden waren, musste Ed unerträgliche Schmerzen gehabt haben. „Jetzt bist du nicht mehr so mutig was, Herr Oberst“, flüsterte Lust und schob Roy zu dem Bett. Er ließ es geschehen, hatte keine Kraft sich zu wehren. Im nächsten Moment war er nackt und Lust saß auf seinem Schritt. Roy ertrug es und zählte währenddessen alle alchemistischen Fakten auf, die ihm einfielen. „Du bist nicht bei der Sache, Roy.“ Lust keuchte und sah ihn enttäuscht an. Roy spürte wie seine Energie auf sie übertragen wurde, während sie auf ihren Höhepunkt zutrieb. Sie kam, zum ersten Mal, alleine und als Einzige in dieser Nacht. Roy war zu ernüchtert, vom Anblick von Eds Automail, dass noch nicht einmal sein verräterischer Körper auf Lust reagierte. Erst als der Morgen graute ließ Lust von dem Oberst ab. Dieser hatte so viel Energie an den Humunkuli abgetreten, dass er sich selbst nur als leere Hülle wahrnahm. Als Riza ihn abholen kam, musste er all seine Willenskraft aufbringen, um nicht allzu müde auszusehen. Er hatte ihr ja schließlich nichts von Lust erzählt. Das verbot ihm dann doch sein Stolz. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass er während der Fahrt zum Hauptquartier einschlief. Erst als das Auto stehen blieb wachte er auf. Ohne seinem Leutnant einen blick zu schenken öffnete er die Tür und stieg wankend aus dem Auto. Roy musste einen Moment ruhig stehen blieben, um die Walt, welche beschlossen hatte sich in ein Karussell zu verwandeln, wieder zum Stehen zu bringen. Dann ging er zielstrebig auf das Hauptquartier zu und in sein Büro. Es würde ein langer Tag werden, dafür hatte Lust gesorgt, aber er würde ihn durchstehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)