Cæcus von Susuri ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eine atemberaubende Melodie. Es scheint als ob ihre Finger über die Tasten schweben würden, als wäre es nicht sie, die dem Instrument diese wunderbaren Töne entlockt, sondern das Klavier selbst. Auf der Bühne ist sie in ihrem Element, die schüchterne Neuntklässlerin existiert nicht mehr, wenn sie spielt ist sie Maja, das selbstbewusste begabte Mädchen. Gebannt starren die Zuschauer zu ihr hoch, es ist still im Saal, kein Rascheln, kein Knistern, nur die wundervolle Melodie ihres Stückes. Ihre Mutter, die am Rande der Bühne steht lächelt selig, Tränen in ihren Augen, komplett von der Musik ihrer Tochter gefesselt, doch Maja bekommt von alldem nichts mit. Ihre Konzentration ist vollkommen auf den schwarz lackierten Bechstein Flügel gerichtet. Sie genießt jeden wertvollen Moment an diesem kostbaren Instrument und lässt sich vollkommen von der Musik treiben. Als sie den letzten Ton spielt und sanft ihre Hand hebt, ist es totenstill im Saal, es scheint, als würden alle gebannt die Luft anhalten, doch als sie sich von ihrem Hocker erhebt bricht das Publikum in tosenden Applaus und Jubelrufe aus. Pfiffe ertönen und sie hört sie schreien: „Zugabe! Zugabe!“, und sie strahlt über das ganze Gesicht, sie ist es, der sie zujubeln und sie gönnt sich das berauschende Gefühl des Erfolgs. Plötzlich spürt sie eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken dreht sie sich um. Wer ist da? Und dann hört sie sein Lachen, hört ihn strahlen, fühlt seine Wärme und ein Lächeln, das ganz anders ist, als das siegreiche, stolze Lächeln, huscht über ihr Gesicht. Es ist ein Lächeln voller Liebe und Zuwendung. „Nick...“, flüstert sie zärtlich. Dann hört sie die Stimme ihrer Mutter, spürt wie Arme sich um sie schließen, hört wie sie „Ich bin so stolz auf dich, mein Schatz!“, murmelt, doch als sie Nick bemerkt löst sie ihre Arme von ihr und wendet sich dann lächelnd von ihnen ab. Die Bühne ist jetzt voll von Leuten die Maja gratulieren oder sich untereinander unterhalten. Panisch greift sie nach vorne, um Nick nicht zu verlieren, da schließt sich eine Hand um ihre und ein Stromstoß geht durch ihren Körper. „Ich hab dich, keine Angst!“, hört sie seine Stimme dicht neben ihrem Ohr und instinktiv schmiegt sie sich näher an ihn. Er kichert und zieht sie etwas von der Menge weg an den Bühnenrand. „Ich bin so froh, dass der ganze Stress jetzt vorbei ist...“, lacht sie glücklich. „So unendlich froh!“ Er lacht ebenfalls und beugt sich näher an sie heran. Sie spürt seine Stirn an ihrer, wie seine Strähnen sie kitzeln, seinen heißen Atem auf in ihrem Gesicht. „Du warst einfach wunderbar...“, murmelt er liebevoll. „Und ich wünschte...“ Plötzlich klang seine Stimme erstickt, so als würde er Tränen zurückhalten. „...und ich wünschte, du könntest sehen, wie begeistert sie alle sind, wie begeistert ich bin! Ich wünschte du könntest mich sehen...“ „Glaub mir“, flüstert sie. „das wünsche ich mir auch, doch allein nur deine Stimme zu hören oder deine Hand zu halten, zu wissen, dass du immer bei mir bist, ist für mich so viel wichtiger, als dich zu sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)