Konoha Gangs von ximi (Zwei Gangs, ein Bandenkrieg und eine Freundschaft zwischen den Fronten) ================================================================================ Kapitel 9: Ein Falke und ein Füchslein -------------------------------------- Sasuke liess in diesem Moment von Naruto ab. Der raue Asphalt hatte einige Schürfungen und Prellungen auf seinen Armen hinterlassen und er verfluchte sich einmal mehr dafür, dass er dauernd mit solchen ärmellosen Shirts rumlief.  Sein Blick war immer noch auf die Ecke gerichtet, hinter der Sakura verschwunden war und von einem Augenblick auf den anderen war er hin- und hergerissen, was er nun tun sollte. Er war sonst ein Meister darin, coole Shows abzuziehen und sich nicht im Geringsten um die Gefühle anderer zu scheren, aber jetzt konnte er das beim besten Willen nicht. Er konnte Sakuras trauriges Gesicht nicht vergessen, aber andererseits wusste er auch, was ihm blühen würde, wenn er ihr nun hinterherlief. Dem Mädchen hinterherlaufen - das Dümmste was man machen konnte, wenn man mit einem Haufen Playboys in einer Gang war. Ohne noch weiter zu überlegen beschloss er, dass es jetzt nichts zu Sache tat, was die anderen dachten. Kurzerhand drehte er sich um und lief tatsächlich einem Mädchen hinterher. Etwas, das er wohl noch nie in seinem ganzen Leben gemacht hatte. Aber einmal war ja bekanntlich immer das erste Mal. Die fassungslosen Gesichter der Takas und die ungläubigen Blicke der Kuramas, die auf ihm lagen, als er seinen Weg durch die Menge ging, den Sakura bereits freigemacht hatte, sah er nicht mehr. Himmelherrgott, war das jetzt eine gute Idee gewesen? Sakura lief so schnell ihre Beine sie trugen durch die Strassen, auf denen es nicht ganz so lärmig zu und her ging wie sonst, da heute ja Sonntag war. Sie wusste nicht genau, warum sie wie von einer Tarantel gestochen durch die Strassen sprintete, vielleicht brauchte sie das jetzt gerade einfach. Die verwirrenden Gefühle, die Einsamkeit, ihre Gang, Sasuke, die Takas...das war alles ein wenig zu viel im Moment. Ihr wurde bewusst, dass es immer den Zwiespalt zwischen den beiden Gangs geben würde. Die Idee, dass sie ihre Gang behalten und trotzdem mit Sasuke befreundet sein konnte war wahrhaft unrealistisch.  Und das tat im Herzen weh. Irgendwann bemerkte sie die schicken Häuser und die teuren Modegeschäfte, welche die Strasse säumten, was darauf hinwies, dass sie sich inzwischen in der Sunside befand. Die Sunside, also die "Sonnenseite" war ein Stadtteil, der ganz oben im North lag und den Schönen und Reichen gehörte. Es war schon fast klischeehaft, wie sehr sich diese Gegend schon rein optisch vom Rest der Stadt abhob. Wie zu vermuten war, war dieses Gebiet im Vergleich zu anderen Stadtteilen nicht besonders gross und machte nur einen relativ kleinen Teil des North-Viertels aus.  Konoha war nun mal eine Stadt, in der die Armut und der Durchschnitt überwogen. Einzig Anwälte, Firmenchefs, Ärzte und all die anderen Businessleute in den gehobenen Berufsklassen konnten es sich leisten, hier zu leben. Sakura mochte die schmucke Gegend mit den wunderschönen gepflegten Parks und den schönen Häusern eigentlich, aber manchmal fragte sie sich schon, warum die es sich hier so gut gehen lassen konnten, während andere ums nackte Überleben im harten Alltag auf der Strasse kämpften. Da fehlte eine ganze Menge Gerechtigkeit, aber was war denn heute schon gerecht? Von einer Werbetafel grinste ein Typ mit strahlend weissen Zähnen und glänzendem Haar herab, der eine Shampoo-Flasche in der Hand hielt. Daneben stand in auffälligem Schriftzug: "Holen auch Sie sich Maito Gais Kraft der Jugend!" Sakura musste unwillkürlich grinsen, denn diesen Typen kannte sie bestens. Er war ursprünglich einmal ein Mitglied der Kuramas gewesen, war aber wie alle anderen mit dreissig abgesetzt worden und machte nun eine Karriere als Friseur in Konoha. Gai steckte voller Ideenreichtum und hatte nun seine neue Pflegelinie 'Die Kraft der Jugend' auf den Markt gebracht. Anscheinend funktionierte dieses Geschäft nicht schlecht. Und schon war sie gedanklich wieder bei den Gangs. Himmel. Das grosse Messingtor vor dem Gold Park, dem schönsten Park Konohas, strahlte eine wunderbare Reinheit und Ruhe aus, wozu sich Sakura im Moment mehr als hingezogen fühlte. Sie staunte nicht schlecht, als sie das Tor passierte und die grünen Bäume und die wunderbar blühende Wiese vor sich sah. In der Mitte des Parks stand ein grosser, weisser Springbrunnen, der aus filigranen verschlungenen Ornamenten bestand. Das Wasser, das in kleinen Fontänen aus de Brunnen schoss, glitzerte und erinnerte an einen wunderbaren Sommerregen. Im Park waren einige Familien mit ihren Kindern unterwegs, Liebespaare hatten es sich auf dem Rasen bequem gemacht und ältere Ehepaare gingen auf den Wegen spazieren. Die Parks in den anderen Vierteln Konohas waren kaum mit diesem hier zu vergleichen, so eine himmlische Reinheit strahlte er aus, im Gegensatz zu der riesigen Stadt. Sakura schritt langsam über den Gehweg aus weissem Kies und ging ihren Weg durch die säuberlich gemähten Rasenflächen und die Blumenwiese. Am Brunnen angekommen setzte sie sich auf dessen Rand und tauchte ihre Hand langsam in das angenehm kühle Nass. Am liebsten wäre sie ganz hinein gesprungen, um sich den Stress und den Kummer einfach von der Haut zu waschen. "Bist du traurig?" Sakura hob überrascht den Kopf und blickte direkt in die grossen dunkelbraunen Augen eines kleinen Mädchens. "Kannst du das sehen?", fragte Sakura lächelnd. Das kleine Mädchen nickte. "Ja, das kann ich gut. Weisst du, ich bin auch manchmal traurig." "Und was macht dich traurig?" "Wenn Mama keine Zeit für mich hat und Papa nur mit meinen Brüdern spielt", antwortete das kleine Mädchen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das verstehe ich." "Ich fühle mich dann immer ganz alleine", murmelte die Kleine. Sie tat Sakura leid, jedoch erkannte sie sich gerade jetzt ein Stück in ihr wieder. "Ich weiss, wie es ist, sich alleine zu fühlen. Aber weisst du, deine Eltern würden dich bestimmt vermissen, wenn du nicht da wärst. Da bin ich mir ganz sicher", meint Sakura und streichelte dem kleinen Mädchen über das hellbraune Haar.  "Meinst du? Und was ist denn eigentlich mit dir los?", fragte das Mädchen mit grossen Augen. Sakura nickte. "Ja das meine ich. Ich habe auch so meine Probleme, weisst du. Da kann ich dir lange von erzählen." Ganz unerwartet fiel der Blick der Kleinen auf Sakuras Halskette und ihre Augen wurden immer grösser. "Bist du in einer Gang?" Gerne hätte Sakura dieses Thema liegen gelassen, doch sie musste ihr jetzt eine Antwort geben. "Ja, das heisst so ziemlich. Ich bin nicht voll und ganz Gangmitglied, wie du dir das vielleicht vorstellst."  Sie hatte erwartet, dass das dem Mädchen Angst machen würde, doch im Gegenteil, das Mädchen begann aufgeregt auf der Stelle zu treten. "Wirklich?! Das finde ich soo toll! Mit den Motorrädern und den Jungen, die immer die Mädchen beschützen! Und ihr Mädchen dürft immer auf den Motorrädern der Jungs mitfahren, nicht wahr?! Ich habe die Gangs schon oft gesehen, wenn ich mit meiner Oma in der Stadt war. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit einer von euch rede! Weisst du, ihr seid immer zusammen und müsst euch nie alleine fühlen." Tja, das hatte Sakura auch gedacht. Was für eine Illusion. Schliesslich war sie war der lebende Beweis dafür, dass man auch als Gangmitglied einsam sein konnte. Jedenfalls wollte sie nicht, dass kleine Kinder sich die Gangs als Vorbild nahmen. Wie alt mochte dieses Mädchen denn sein? Zehn? "Du solltest dir keine Vorbilder an ihnen nehmen. Es mag zwar richtig toll aussehen, wenn wir auf den Motorrädern durch die Strassen brausen, aber es ist gefährlich. Viele Mitglieder kommen aus trostlosen Verhältnissen. Pass auf dich auf und versuch, etwas aus deinem Leben zu machen, Süsse." Sakura wusste selbst nicht, warum sie so abwertend vom Gangleben sprach. Sie mochte das Bandenleben sehr, bis auf die Aspekte mit Mord und Totschlag. Aber in ihr drängte etwas, dem Mädchen die Gangs auszureden. Dieses Mädchen kam anscheinend aus gutem Hause und war noch unverdorben, auch wenn ihre Eltern allem Anschein nach nicht gut zu ihr schauten. Sie durfte nicht auf die schiefe Bahn geraten, so wie es vielen anderen ergangen war, die sich zu Hause nicht gut gefühlt oder ihr zu Hause ganz verloren hatten. "Moegi! Moegi, wir gehen nach Hause!", rief eine alte Frau liebevoll von Weiten und das Mädchen drehte den Kopf in deren Richtung. "Ich komme, Oma!" Moegi drehte sich hastig wieder zu Sakura um. "Du klingst so traurig, wenn du das sagst. Dann ist mit diesen Gangs wohl wirklich nicht alles okay, was? Ich muss jetzt gehen, meine Oma ruft. Danke, dass du mir so zugehört hast. Hey, da kommt noch einer..." "Moegi, komm jetzt!" Moegi drehte sich um und winkte. "Wie heisst du eigentlich?" "Sakura." "Und ich bin Moegi. Tschüss, Sakura!" "Machs gut, Kleine!" Moegi drehte sich um und lief in Richtung ihrer Oma davon. Ihr weisses Kleidchen passte wunderbar in diese reine Welt hier hinein. Ihre Worte gingen Sakura nicht mehr aus dem Kopf. "In einer Gang muss man sich nie alleine fühlen." Urplötzlich fiel ihr ein, was Moegi danach noch gesagt hatte und sie drehte sich um.  Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr folgen würde, geschweige denn bis in die Sunside. Aber nun war es Sasuke, der über weissen Kiesweg hinuntergelaufen kam.  Die Blicke der Leute blieben misstrauisch und auch ein wenig ehrfürchtig an ihm haften. Kein Wunder, er trug ein ärmelloses T-Shirt, seine Arme waren aufgeschürft und das schwarze Falken-Schlangen-Tattoo auf seiner Schulter war bestens sichtbar. Das Blut hatte er sich aus dem Gesicht gewischt. Er würde hier in dieser Gegend so oder so auffallen, auch ohne sein Tattoo, denn seine Kleidung, sein verruchtes Aussehen und die Art, wie er sich bewegte konnte man keineswegs mit Leuten aus der Sunside in Verbindung bringen. Ein Gangjunge halt. Sasuke schwitzte, offensichtlich war er den ganzen Weg hierher gerannt und er musste sich jetzt erst einmal erholen. Der Kampf mit Naruto und dann noch ein Sprint von der DDM durch das North bis in die Sunside waren nicht gerade ein Zuckerschlecken. Das war reichlich viel, auch für einen trainierten jungen Mann.  "Hey...hab ich dich doch noch gefunden...", keuchte er und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab. "Du bist vielleicht schnell." Am liebsten wäre sie weggelaufen. Ihre innere Hin- und Hergerissenheit wurde immer grösser. Sie ertrug es nicht, ihm in diese schönen Augen zu sehen, denen sie wohl für immer auf Wiedersehen sagen musste, wenn sie ihre Freunde nicht verlieren wollte. Ohne gross nachzudenken stand sie blitzschnell auf und wollte wegrennen, doch Sasuke war schneller und erwischte sie gerade noch am Handgelenk. Sanft zog er sie wieder zurück, sodass sie nun direkt vor ihm stand.  Sakura versuchte sich mit aller Kraft loszureissen, doch er liess nicht locker und blieb ganz ruhig. "Warum läufst du denn weg?" Die ganze Verzweiflung brach in diesem Moment über Sakura zusammen. Die Bilder aus ihrer High School-Zeit rasten ihr in Sekundenschnelle durch den Kopf. All die Tränen, all das Leid, dass sie als Ausgeschlossene hatte erfahren müssen. "Lass mich los, ich kann das nicht! Ich will nicht wieder allein sein, Sasuke!" Tränen stiegen in ihre Augen und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.  "Ich war so lange alleine. Ich hab mich auf dem Pausenhof verdrückt, damit mich die anderen nicht finden konnten, um sich über mich lustig zu machen. Das Mädchen mit dem Alkoholiker-Vater, die Kleine mit den rosa Haaren und der riesigen Stirn. Diejenige, die immer ihre Hausaufgaben macht. Ich will nicht mehr alleine sein, ich will meine Freunde behalten, die mir immer geholfen haben, diejenigen, die mich aus diesem Loch gerettet hatten, in dem ich viel zu lange gesessen habe!" Die Angst davor, ihre Freunde zu verlieren weckte all die bösen Erinnerungen und Gefühle aus ihrer Jugendzeit, die sie wohl nie richtig verarbeitet hatte. Sie schluchzte hemmungslos und es kümmerte sie nicht, dass ihnen wohl inzwischen schon der halbe Park zusah.  Sie sank auf die Knie, gab jeglichen Widerstand auf und krallte sich mit den Händen im weissen Kies fest. Was sollte sie denn jetzt machen? Auf einmal spürte sie Sasukes Hände an ihren Handgelenken und seinen warmen Atem an ihrer Stirn. Er war ihr ganz nahe. "Ich mag deine rosa Haare. Und ich mag auch deine Stirn. Und mich interessiert es nicht, ob dein Vater Präsident oder Landstreicher ist." Es waren nur diese wenigen Worte, die Sakuras verzweifeltes Herz beruhigen konnten.  Dieser Junge, der nun vor ihr kniete und ihre Arme sanft mit seinen warmen Händen umfasste, fand sie hübsch. Es spielte für ihn keine Rolle, aus welchen Verhältnissen sie kam, weil er selbst kein wohlbehütetes Kind gewesen war. Er sah keine Oberflächlichkeiten, nein, er sah ihr Inneres. Und diesen Jungen sollte sie vergessen? Sie wusste, dass sie es musste, aber in ihr sträubte sich alles dagegen. "Ich kann mir vorstellen, was sie dir in der High School angetan haben. Und genau das soll nie jemand wieder tun. Du musst nie mehr alleine sein. Wenn du möchtest, kannst du immer zu mir kommen. Versprochen. Auch wenn du mir jetzt Lebewohl sagen willst." Die einzige Reaktion, die Sakura noch zu Stande brachte war erneutes Schluchzen, worauf er seine Arme ganz vorsichtig um sie legte und sie an sich drückte.  Ino traute ihre Augen kaum. Was sie da tat ihr im Herz weh und gleichzeitig konnte sie nicht glauben, was sich da, vor ihren Augen abspielte. Sie war Sakura nachgelaufen, nachdem auch Sasuke verschwunden war. Ihr Weg hatte sie direkt in die Sunside und in diesen Park geführt. Ihr Streit von gestern hatte ihr sofort leidgetan und doch konnte sie sich bis zu der Prügelei nicht dazu überwinden, sich bei ihr zu entschuldigen. Ino Yamanaka war jemand, der seine Schwächen sehr ungerne zugab, geschweige denn zeigte. Und nun war sie zu diesem unerwarteten Szenario dazu gelaufen und beobachtete das Ganze von einem Baum aus, der ihr gute Deckung gab. Ihre Freundin kauerte auf dem Boden und schluchzte, während einer diesen skrupellosen Takas sie tröstete. Und WIE er sie erst tröstete. Nie hätte sie von einem Taka erwartet, dass er so lieb sein konnte.  Gleichzeitig machte sie sich endlose Vorwürfe. Was war sie nur für eine Freundin? Nie hatte sie auch nur im Ansatz daran gedacht, dass Sakura das Leid, das sie erfahren musste, immer noch so sehr beschäftigte. Es stimmte: Sie hatten Sakura da rausgeholt, aber mit ihr darüber geredet, was genau geschehen war an der High School, was sie alles hatte erleben müssen, das hatten sie nicht. Es wurde immer nur über die aktuellen Themen geredet und da ging es nicht um Sakuras Eltern oder ihre früheren Probleme. Eine Träne kullerte über Inos Wange, während ihr bewusst wurde, wie sehr Sakura unter dieser Einsamkeit gelitten hatte und wie sehr sie nun fürchten musste, wieder alleine zu sein. Sakura hatte sie gebraucht, aber sie war nicht dagewesen. Auch in Ino tat sich ein Zwiespalt auf. Es war nicht richtig, dass Sakura mit einem Taka befreundet war, aber andererseits konnte sie sie nicht einfach hängen lassen.  Ausserdem sahen diese beiden aus, also ob sie mehr verbinden würde, als nur Freundschaft. Der blosse Anblick liess Ino an allem zweifeln, wovon sie bis vor kurzem noch so überzeugt gewesen war. Ihr Misstrauen gegenüber Sasuke war immer noch gross, aber ihn hier so zu sehen, wie er ihre Freundin so einfühlsam tröstete und sie in den Armen hielt, liess sie wanken. Sakuras Schluchzen wurde immer leiser und Ino wollte um keinen Preis entdeckt werden. Langsam und vorsichtig schlich sie sich davon. Die Vorwürfe und die Traurigkeit, die sie mit ihrer Freundin fühlte, liessen sie nicht mehr los. Ihr Schluchzen verstummte allmählich. Sie wusste nicht, wie lange sie schon hier auf dem Boden kauerten, aber es war ihr egal. Sasukes Umarmung fühlte sich so tröstlich und warm an, dass sie am liebsten hier geblieben wäre, wo sie sich geborgen und nicht alleine fühlen musste. Er war da und er würde bleiben, wenn sie es wollte. Ganz egal, ob das die Kuramas oder Takas nun gut fanden. Er würde für sie da sein, auch wenn es bedeutete, die Gangs gegen sich zu haben. Und das war ein grosses Versprechen. Sie kannten sich doch kaum, aber trotzdem waren sie sich vertraut, wie wenn sie schon immer befreundet gewesen wären. Es war wirklich kaum zu glauben. Aber es fühlte sich richtig an. Sie spürte immer noch seinen Atem an ihrer Stirn und in ihrem Haar.  "Danke", flüsterte sie, erschöpft vom Weinen. "Keine Ursache", murmelte er zurück. Langsam lockerte er seine Umarmung und schaute ihr in die Augen. Sakura wusste, dass sie scheusslich aussehen musste, ihre Augen waren geschwollen vom Heulen und ihr Gesicht bestimmt knallrot. Die Schminke sicherlich verlaufen. "Möchtest du mir noch etwas mehr von allem erzählen? Von dem was du erlebt hast? Weisst du, ich glaube, es ist nicht gut darüber zu schweigen. Sagt man jedenfalls so. Bin ja selbst kein Meister im Reden..." Sakura nickte nach kurzem Überlegen. Sie erhoben sich und sie merkten, dass sie von diversen Augenpaaren beobachtet wurden, was sie aber im Moment nicht weiter störte. Die beiden setzten sich unter eine dieser wunderbaren Trauerweiden, wo sie so ziemlich vor all den neugierigen Blicken geschützt waren. Sakura wusste ehrlich gesagt nicht, wie sie anfangen sollte, als sie so neben Sasuke an den Baumstamm gelehnt im weichen Gras sass. "Erzähl einfach das, was dir gerade als erstes einfällt", meinte er ruhig. Wo sollte sie anfangen? "Es war Winter, als ich hier nach Konoha in die Schule kam. Damals wusste niemand, was mit meinem Vater los war und wurde dementsprechend aufgenommen. Ich hatte keine Freunde, was ja wohl anfänglich normal ist, aber sie haben mir alles gezeigt. Ein Mädchen namens Kin hat mich ein bisschen unterstützt, doch es war bereits am dritten Tag, als mein Vater sturzbetrunken auf den Pausenhof gefahren kam und ein Riesen-Gezeter gemacht hat. Er wollte, dass ich ihm Geld für Alkohol leihe, er wurde aber vom Gelände geschmissen und die Polizei hat ihn mitgenommen. Eigentlich wohnt er ja ziemlich weit weg von Konoha, ist aber bis hierhin gekommen." Die Erinnerungen an diesen Tag taten weh. "Jedenfalls war es dieser Tag, an dem mich alle zu meiden begonnen haben. Irgendwann haben sie sich über mich lustig zu machen begonnen, sie haben mir gesagt ich hätte hässliche Haare und eine Stirn, so gross wie eine Werbetafel. Ich war damals so alleine, wurde herum geschubst und in den Pausen fertig gemacht. Jeden Abend habe ich zu Hause geweint, aber ich habe versucht meine Tante nicht zu sehr einzuweihen, damit sie nicht noch mehr Sorgen hatte. Irgendwann hat sie es dann doch rausgefunden und ist zur Schulleitung gegangen, das hat aber nichts genützt. Hate einige Gespräche mit der Schulpsychologin, die war aber nicht zu gebrauchen, wenn du mich fragst. Hat mich nur damit vollgequasselt, wie man sich Freunde macht. Jede Pause ist der blanke Horror gewesen. Ich habe versucht, mich so unscheinbar wie möglich anzuziehen, still zu sein, nichts zu sagen. Manchmal liessen sie mich in Ruhe und plötzlich legten sie wieder los. Und Kin war eine der Schlimmsten." "Hey, Pinkie! Siehst etwas müde aus heute! Wieder mal zu lange mit deinem Dad gesoffen oder was?" Zaku war ein grosser Junge, den alle Mädchen bewunderten. Auch sie hatte das anfänglich getan, aber jetzt war er der Fieseste von allen. Von seinen Kumpels kam nur Gelächter und Kin himmelte ihn an. "Du hast ja so recht, Zaku! Die Tochter kommt doch ganz nach ihrem Vater!" Sie schubste Sakura heftig, so dass sie gegen einen Spind prallte. "Lasst mich in Ruhe", murmelte die schüchterne Sakura und wollte sich verdrücken. "Nicht so hastig! Hast du deine Hausaufgaben gemacht? Ich nämlich nicht!" Zaku streckte herausfordernd die Hand danach aus und Sakura schüttelte den Kopf und murmelte leise: "Hast ja selbst ein Hirn, oder nicht?" Raunen ging durch die Schüler auf dem Flur, als Zaku sich aufbaute. Sein Blick war finster. "Wie war das?" Langsam kam er auf Sakura zu und packte sie an den Haaren.  "Lass mich los! Hör sofort auf", schrie sie erschrocken, als sie der Schmerz durchfuhr, während einer von Zakus Kumpeln in ihre Tasche griff und darin herumwühlte, bis er gefunden hatte, was er brauchte. Das Erdkundeheft. "So, das nächste Mal gibst du uns lieber freiwillig deine Sachen, Pinkie", damit riss er ihr noch einmal an den Haaren und liess sie los. Sakura sank zu Boden und versuchte die Tränen zurückzuhalten, während die anderen alle johlend davonliefen. Dann sammelte sie ihre Schulbücher auf. Eine Lehrerin kam vorbei und fragte, was los sei, doch Sakura antwortete nicht. Sie drehte sich um und rannte aus dem Schulhaus hinaus, wo sie ihren Tränen in der hintersten Ecke des Schulhofs freien Lauf liess. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sie zitterte, als sie Sasuke von diesem Erlebnis erzählte. Sasuke hatte damit begonnen, beruhigend ihre Hand zu streicheln. "Man versucht, nett zu den anderen zu sein und Freunde zu finden, aber alles was man tut bewirkt genau das Gegenteil. Ich war so verloren, so alleine, dass ich am liebsten einfach davongelaufen wäre. Sie haben meine Bücher zerrissen, nachdem sie alles abgeschrieben hatten, sie haben mich geschubst und an den Haaren gerissen, sich über meinen Vater und mich lustig gemacht. Manchmal haben sie mir leere Bierflaschen untergejubelt, wenn ich meine Tasche gerade nicht in den Augen hatte. Ich verlor fast alles Selbstbewusstsein, das ich noch hatte und fühlte mich echt wie der letzte Dreck. Aber nach einer langen Zeit kam die Wende." "Du kleines Biest, was fällt dir eigentlich ein, dich mir einfach so in den Weg zu stellen?!", wetterte Kin sie aufgebracht an. "Ich wollte..." "Interessiert mich nicht, dumme Gans!", schrie sie und packte Sakura an den Haaren und zerrte sie gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen in eine Nische, wo sich schnell Leute um sie sammelten. Zaku grinste und die anderen lachten, als Kin eine Schere nahm und sich damit ihren Haaren näherte. Sakura wehrte sich mit aller Kraft, doch die anderen hielten sie fest.  "Diese pinke Mähne soll jetzt endlich ab", lachte Kin und ehe sie es sich versah, fielen ihre langen rosa Haare neben ihr auf den Boden. Die Menge grölte und Sakura konnte es nicht fassen. Ihre rückenlangen rosa Haare waren jetzt hässlich abgeschnitten und kamen gerade noch bis auf die Schultern. Sie zitterte und jetzt konnte sie nicht mehr anders, als zu weinen. "Pah, Heulsuse. Wurde ja auch Zeit. Damit haben wir dir einen Gefallen getan", lachte Kin schadenfreudig.  Sakura erhob sich und drehte sich zu dieser schrecklichen Kin um. Ehe die es sich versah hatte Sakura ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst. Kin begriff zuerst nicht, wie ihr geschah, doch dann schrie sie hysterisch: "Schnappt sie euch!" Zaku packte Sakura grob am Arm und drehte ihn um, sodass Sakura schmerzerfüllt aufschrie. Doch Zaku blieb nicht lange dort, denn von einer Sekunde auf die andere stand da ein blonder Junge, der ihm die Faust in den Magen rammte. Zakus Freunde stürzten sich auf Naruto, doch da war noch eine ganze Gruppe, die ihm zu Hilfe kamen, während ein wiederum blondes Mädchen sich neben Sakura kauerte, die auf dem Boden sass, weinte und sich den schmerzenden Arm hielt. "Hey, alles klar? Scheisse, das war ganz schön mutig von dir!" Sakura konnte kaum fassen, was sich hier vor ihren Augen abspielte. Die Kurama Foxes, die hiesige Schulgang hatten sie vor Zaku beschützt! Irgendwann machten sich Zaku seine Freunde, sowie Kin und ihre Tussis aus dem Staub, als sie merkten, dass sie keine Chance hatten. "Das sind solche Idioten. Die haben keine Ahnung, nicht wahr? Es ist so schade um deine schönen Haare", das blonde Mädchen hatte Sakura in den Arm genommen und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Dann sah sie plötzlich eine Hand vor sich, die dem blonden Jungen, anscheinend dem Anführer gehörte. "Hi. Ich bin Naruto." Sakura wusste nicht wie ihr geschah, aber sie schlug ein, während er sie mit einer Leichtigkeit auf die Beine zog. "Sakura", brachte sie gerade noch heraus, zu mehr war sie vor lauter Überraschung nicht im Stande. "Freut mich, Sakura. Das sind die Kurama Foxes. Wir sind alle der Meinung, dass du unglaublich mutig warst und wir wollen dich in unserer Gang haben. Natürlich nur, wenn du möchtest." Sakuras ungläubiges Kopfnicken veränderte an diesem Tag ihr gesamtes Leben. "Ino brachte mich zu einem Friseur, den sie kannte, der mir dann einen wunderbaren Haarschnitt verpasst hat, sodass meine Haare wirklich gut aussahen, obwohl sie relativ kurz waren. Die Kuramas haben mich aus der Versenkung geholt, so wie viele andere nach mir. Zum Beispiel Hinata, eine sehr gute Freundin. Erst dann habe ich erfahren, dass auch meine Tante eine Kurama gewesen ist und so kam eins zum anderen. Es war ein reiner Glücksfall, dass die Kuramas sich an diesem Tag in diesen Ecken der Schule aufgehalten hatten. Kin, Zaku und die anderen haben eigentlich immer versucht, von niemandem gesehen zu werden, was auch meistens geklappt hat, aber nicht an diesem Tag." Sasuke hatte sehr aufmerksam zugehört. "Also erstmal muss ich sagen, dass du verdammt viel Mut hast, Sakura. Ich meine, dass du dich bis zu letzt gewehrt hast, das ist erstaunlich. Könne nicht jede." Sein Blick wurde nachdenklich. "Die Kuramas haben dich gerettet und nun möchtest du sie nicht verlieren. Ich kann das verstehen. Wenn du am tiefsten Punkt angelangt bist und die ganze Welt gegen dich zu sein scheint, wenn dich alle verlassen, dann ist es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Und wenn man es doch geschafft hat, wenn man wirklich weiss, wie es sich anfühlt, ganz unten zu sein, dann will man auf keinen Fall wieder so tief fallen." Er nahm sie vorsichtig in den Arm. "Was dir angetan wurde war schrecklich. Und ich will nicht, dass du dich jemals wieder so fühlen musst. Deshalb musst du mir sagen, was du willst." Sein Blick war ernst. "Die Gangs dulden keine Freunde zwischen den Fronten. Sakura, wenn du deine Gang behalten willst, dann können wir uns wohl nicht wiedersehen. Wenn du das möchtest, dann akzeptiere ich es. Denn umgekehrt bezweifle ich, dass weder deine noch meine Gang einverstanden mit einer Freundschaft zwischen uns sein würde." Sakura fühlte sich so wohl in seinen Armen, dass es ein unerträgliches Gefühl wäre, ihn nie wieder zu sehen.  "Ich will versuchen, beides zu behalten. Auch wenn das schwierig wird..." "Die Entscheidung liegt bei dir. " Er implizierte damit, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hatte. Sakura hatte grosse Angst davor, alleine zu sein, aber sie wollte ihn nicht verlieren. Und sie wollte ihre Gang nicht verlieren. Er hatte den Blick nachdenklich durch die Trauerweidenzweige in die Ferne gerichtet, und schien genau wie sie mit sich selbst zu ringen. Er bemerkte ihren Blick und grinste frech. Dann wanderten seine Hände langsam an ihre Wangen und ehe sie es sich versah, küsste er sie sanft auf die Lippen. Ihr Herz pochte so heftig, dass es alle hier hören hätten müssen. Das Gefühl seiner warmen, weichen Lippen auf ihren war einfach wunderschön. Sie dachte nicht daran, sich loszureissen. Nein, sie musste nicht alleine sein, solange es ihn gab.  Es würde einen Weg geben. 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