Konoha Gangs von ximi (Zwei Gangs, ein Bandenkrieg und eine Freundschaft zwischen den Fronten) ================================================================================ Kapitel 30: Ein Loch in der Mauer --------------------------------- In den Medien wurde von einem endgültigen Sieg der Jaguar Riots im Bandenkrieg berichtet, einem Ereignis, das so wohl keiner erwartet hätte und dementsprechend auch die ganze Stadt darüber redete. Nach all den Jahren waren die Kuramas und die Takas mit einem Schlag von der Spitze verdrängt worden und das war schon einige Sensationsmeldungen im Radio und Fernsehen wert. Wenn die wüssten. Sakura konnte nicht anders, als den Löffel, mit dem sie bis anhin noch ihr Erdbeerjoghurt gegessen hatte, in eine Ecke zu pfeffern und wütend mit den Füssen aufzustampfen. Es war die reinste Folter, zu sehen, wie die ganze Stadt glaubte, diese Waschlappen hätten sie allen Ernstes in die Knie gezwungen! „Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“, brüllte Tsunade aus der Küche, worauf sie ein verdächtig lautes Scheppern vernahm, das wohl einem zu Boden geschmetterten Pfannendeckel entsprang. Es war für alle Kuramas die grösste Demütigung überhaupt, von den Leuten und nicht zuletzt von den kleinen Banden für die die Verlierer im Kampf gegen diese Newcomer-Gang gehalten zu werden. „Wir sind noch nicht fertig mit diesen Schwachstromkriegshelden!“, wetterte Tsunade während sie ihre Fäuste ballte, was Sakura nun trotz allem zum Schmunzeln brachte.  Einmal Kurama, immer Kurama. „Ich glaube, wir sollten das Ganze jetzt einfach ausblenden und versuchen, Weihnachten zu geniessen.“ Sie glaubte ihren eigenen Worten nicht, versteht sich, obwohl besagte Weihnachten kurz vor der Tür stand. Aber ihr Herz war immer noch so schwer und gerade heute rasten die Gedanken wieder einmal durch ihren Kopf wie ein Zug mit kaputten Bremsen. Denn heute war der Tag von Itachis Beisetzung und sie konnte sich nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie unglaublich verzweifelt Sasuke sich fühlen musste. Abschied nehmen – für immer. Was die beiden alles gemeinsam erlebt und durchgemacht hatten…keiner konnte je die Lücke füllen, die Itachi in Sasukes Leben hinterlassen hatte. „Worüber zerbrichst du dir denn wieder den Kopf, Mäuschen?“ Tsunade hatte sich über die Sofalehne gebeugt damit sie ihre Arme und ihre Nichte legen konnte. Ihre Tante mochte vielleicht temperamentvoll sein, aber ihr entging es so gut wie nie, wenn es Sakura schlecht ging. „Es ist doch einfach nicht fair…“, presste sie hervor und versuchte, den sich langsam anbahnenden dicken Kloss in ihrem Hals so gut es ging zu ignorieren. Tsunade streichelte ihrer Nichte sanft über die Arme. „Der Lauf der Dinge lässt sich von uns manchmal einfach nicht aufhalten, egal, wie sehr wir es auch versuchen. Was passiert ist selten bis nie fair, Sakura. So eine Fairness gibt es nicht. Obwohl wir Menschen immer auf solche Sachen abzielen, ist das einfach nicht wie die Welt läuft. Was ich aber glaube, Mäuschen und jetzt musst du gut zuhören, ist, dass Menschen, die viel Leid erfahren haben, irgendwann dieses Leid in Form von Glück zurückerhalten werden. Vielleicht nicht alles. Aber sicher ein Teil davon und das gilt auch für Demon.“ Ihre Tante drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange, dann liess sie von ihr ab und verschwand wieder in der Küche. Tsunade sah darüber hinweg, dass Sasuke ein Taka war und das musste man einer eingefleischten Kurama wie ihr schon hoch anrechnen. Dass sie so darüber dachte, half ihr ungemein. Tja, manchmal fragte Sakura wirklich, warum Tsunade sie immer so viel besser verstand, als ihre Mutter es je gekonnt hatte. Warum Tsunade immer die richtigen Worte für sie fand und warum sie immer da war, wenn sie sie brauchte.   Gleich darauf fühlte sie sich wieder schlecht. War es denn nicht Sasuke, der jetzt jemanden brauchte? Es war Freitag vor Heiligabend, als die drei Mädchen dem grossen Schulgebäude für die nächsten zwei Wochen den Rücken zuwandten. Es war an der Zeit, im HQ den Christbaum zu schmücken und so wie jedes Jahr übernahmen das die Mädchen. Einmal hatten sie die Jungs es versuchen lassen, aber bei diesem einen Mal war es dann auch geblieben, da der Baum fürchterlich ausgesehen hatte. Von Farbkombinationen hatten die meisten ihrer männlichen Gangmitglieder überhaupt keine Ahnung, genau deshalb war der Baum in besagtem Jahr zu einer schrillen Katastrophe geworden.   Nun gut, es war ja auch nicht so dass sie sich Mühe gegeben hätten. Ihrer Meinung nach war nicht der Baum der elementarste Part von Weihnachten und demzufolge auch nicht unbedingt die Zeit und den Aufwand wert. Es war so typisch. Natürlich war der Weihnachtsbaum überhaupt nicht das wichtigste, aber doch immerhin etwas, was einfach dazu gehörte. Zudem liebte Sakura das Schmücken. Meistens kam sie dann so richtig in Weihnachtsstimmung, doch dieses Jahr hatte sie bereits die vage Vorahnung, dass auch ein schönes Gangweihnachten ihre trübe Stimmung nicht würde aufhellen können. Nicht dieses Jahr. Es waren Sai, Gaara und Naruto, die bereits am Ende des Schulhofes mit ihren Maschinen auf sie warteten und wie immer die Attraktion des Tages waren. Gangs mussten etwas Anziehendes, Abenteuerliches auf die  jungen Leute auswirken, insbesondere auf die weiblichen. Kam noch dazu, dass die Gangs gerade jetzt in aller Munde waren, so wie schon lange nicht mehr. Deshalb konnten sie sich eines breiten Publikums sicher sein. Ihr Leader grinste breit, so war es nichts desto trotz wieder einmal er, der dafür sorgte, dass im HQ eine gute Stimmung herrschte, auch wenn ihm selbst so einiges im Kopf herumschwirren musste. „Meine Damen, steigen Sie auf!“, grinste er und wies mit einer galanten Handbewegung auf die Maschinen. „Die Arbeit macht sich nicht von selbst!“ Ino gab ihm im Vorbeigehen lächelnd einen sanften Klaps auf den Kopf und setzte sich dann hinter Sai auf das Motorrad. „Du bist manchmal so ein Holzkopf, weisst du das eigentlich?“ Hinata wurde wie immer der Platz hinter Naruto überlassen, so wie eh und je. Es war zwar viel passiert in den vergangenen Wochen und viele Dinge hatten sich geändert, was aber die Rolle von Narutos Beifahrerin anging, die stand nach wie vor der schüchternen Kurama zu, die sich wie immer mit einem verlegenen Lächeln bei ihren Freundinnen dafür bedankte. Auf der Fahrt zum HQ betrachtete Sakura die winterlichen Strassen der Grossstadt ausgiebig. Im Winter wurde das raue und geschäftige Konoha so viel ruhiger, die Atmosphäre war entspannter und die Menschen schienen irgendwie allesamt den ganzen Stress um sich herum ein bisschen zu vergessen. Es war nicht selbstverständlich, dass es in Konoha einmal wieder weisse Weihnachten gab, denn allzu oft schneite es bereits einige Wochen zuvor, sodass der Schnee an Weihnachten wieder weg war. Der Schnee brachte natürlich auch eisige Temperaturen mit sich und selbst ‚eisig‘  war noch eine Untertreibung schlechthin. Der Fahrtwind drang trotz ihren dicken Jacken unermüdlich zu ihnen durch und Sakura war trotz allem heilfroh, als sie in die Garage einfuhren und dort von den Maschinen steigen konnten. Als sie in den Aufenthaltsraum eintraten schlug ihnen schon der absolut himmlische Duft von frisch gebackenen Weihnachtplätzchen entgegen. Das Backen der Kekse war für Tenten und Temari zu ihrer eigenen wichtigen Tradition geworden, die die anderen Gangmitglieder umso mehr genossen. An sich war es sowieso eher der Part der Frauen, die Weihnachtsstimmung ins HQ zu bringen, die Jungs brachten einfach kaum die Motivation dazu auf, denn innovativ waren sie ganz und gar nicht, aber sie genossen die Festtage dann trotz allem immer in vollen Zügen In der Mitte des Raumes stand er bereit, der Baum. Jiraiya kümmerte sich jedes Jahr darum und wie immer bewies er ein exzellentes Händchen dafür. Er hatte ein wahres Prachtstück ausgesucht. Als die Mädchen den alten Weihnachtsschmuck aus der Abstellkammer geholt hatten und mit dem Schmücken begannen, gesellten sich neben den zockenden Brüdern Gaara und Kankuro noch einige andere dazu und setzten sich auf die Sofas. Es war einer dieser Momente, in denen Sakura gerade an keinem anderen Ort auf dieser Welt  sein wollte als hier. Es war ein Gefühl von unendlicher Geborgenheit und dem Wissen, sicher und nie alleine zu sein. Während sie auf der Leiter stand und Kugel um Kugel an die oberen Zweige der Tanne hängte, schweiften ihre Gedanken ab und sie fand sich gut ein halbes Jahr zuvor wieder, als sie Sasuke kennengelernt hatte und sie mit ihrer Gang eine sehr gespanntes Verhältnis gepflegt hatte. Diese Zeit schien im Moment gerade Lichtjahre her zu sein, so viel war passiert, so viel Einschneidendes, aber wenn sie so darüber nachdachte, auch viel Schönes. Das Herzrasen, welches sie jedes Mal überkommen hatte, wenn sie Sasuke traf, das Gefühl, mit der Hand durch seine weichen, schwarzen Haare zu streicheln, ihn küssen zu dürfen und von ihm geliebt zu werden. Sie musste sich anhören wie ein naives, dummes Mädchen, aber es war die reine Wahrheit. Gerade jetzt musste sie sich eingestehen, wie sehr sie ihn vermisste. Wie sehr sie sich nach seiner Nähe sehnte. Es war so vieles schief gelaufen, aber auch so vieles passiert, was sie nie im Leben rückgängig hätte machen wollen. So viele Dinge wurden ihr in diesem Moment klar, als sie seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal wieder klare Gedanken fassen konnte. Sasuke war bei ihr gewesen, als er ihr wegen den Streitigkeiten mit ihrer Gangs so miserabel ging, hatte sie in ihrer Einsamkeit nicht alleine gelassen. Sie musste Sasuke unendlich dankbar dafür sein, was er für sie gemacht hatte, ihr gegeben hatte. Wie konnte sie sich denn nur dafür revanchieren? „Cherry! Hörst du mir überhaupt zu?“ Sakura fuhr so erschrocken aus ihren Gedanken hoch, dass ihr die rot-goldene Christbaumkugel aus der Hand rutschte und klirrend auf dem Boden zersplitterte Die anderen lachten laut los und als Sakura begriff, wie dämlich das jetzt gerade hatte aussehen müssen, stimmte sie in das Gelächter ein. Es war befreiend, lachen zu können, irgendwie riss in diesem Moment der dicke Wall ein, den sie um ihr Herz herum aufgebaut hatte. „Ich hab dich jetzt dreimal gefragt ob du Tee willst und du machst einfach wie ein Roboter beim Schmücken weiter!“ Kiba schüttelte lachend den Kopf. „Pass auf dass du nicht von der Leiter fällst, ja?“ „Sorry, Kiba.“ Sakura strich sich verlegen lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Keine Ursache. Also, willst du nun Tee oder nicht?“ „Gerne.“ Kiba, der noch an Krücken ging, weil ihm „Drop“ nun mal ganz schön zugesetzt hatte, wandte sich in Richtung Küche und brüllte: „Tema, sie will Tee!“ Als sie also ihr Werk vollendet hatten und der Baum schön geschmückt war, setzten sich die drei Mädchen zu den anderen und genossen es, einfach nur in der Gemeinschaft zu sein, miteinander zu reden und Tee zu trinken, wobei die meisten Jungs bei Bier blieben. Irgendwann warf Gaara eine DVD ein und dann guckten sie den restlichen Nachmittag zusammen „Rush.“  Der Film machte seinem Namen alle Ehre und das erleichterte Sakura das Vergessen ihrer Probleme für die nächsten zwei Stunden. Das einzige Mal, als ihre Gedanken wieder zu Sasuke abschweiften, war, als dieser schreckliche Rennunfall passierte und der Protagonist brutale Verbrennungen davontrug. Genau da dachte sie wieder an Sasukes Rücken. So schlimm wie im Film waren seine Verletzungen bestimmt nicht, aber trotzdem mussten sie höllisch schmerzen. Besonders die Szene, in der sie dem Rennfahrer die Verbände am Kopf entfernten, war einfach nur scheusslich anzuschauen, da er dabei solche Schmerzen erlitt, dass es selbst kaum auszuhalten war. Aber der Film war toll und mitreissend, sodass es Sakura gelang, ihre Gedanken wieder völlig von Sasuke und den Takas loszulösen. Zum Glück. „Sakura, Mäuschen, du bist doch einfach ein Schatz!“ Tsunade umarmte ihre Nichte stürmisch und drückte sie freudig an sich. Sakura lachte, obwohl sie in Tsunades fester Umarmung kam Luft bekam. Es war Heiligabend, kurz vor fünf Uhr. Sakura und Tsunade übergaben sich ihre Geschenke immer zu Hause, bei gemeinsamem Tee und Plätzchen, bevor sie für den Abend ins HQ fuhren. Die abgeschabte und teilweise zerrissene XXL-Handtasche ihrer Tante war der jungen Kurama schon lange ein Dorn im Auge gewesen, weshalb sie nun die Gelegenheit genutzt hatte. Tsunade sparte immer wo sie nur konnte, deshalb hatte Sakura beschlossen, mit dem Geld, dass sie monatlich von ihrer Mutter überwiesen bekam, ihr zu Weihnachten eine neue zu kaufen. Sakura hatte eigentlich nie viele Ausgaben im Monat, jedoch spielte sie schon lange mit dem Gedanken, sich einen Job zu suchen, so wie viele andere in der Gang es auch taten. Jedoch würde die Zeit wahrscheinlich knapp werden, zumal sie die ganze Woche in der Schule verbrachte. Und irgendwie brauchte sie ja noch etwas Freizeit oder? Jedenfalls freute sich ihre Tante tierisch über die beige Ledertasche, in die locker alles reinpasste, was sie brauchte und das war wohlgemerkt nicht gerade wenig. „Vielen, vielen Dank, Liebes!“ Tsunade drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Keine Ursache. Mach ich doch gerne.“ Von Tsunade hatte Sakura ein wunderschönes, weisses Sommerkleid geschenkt bekommen, eines, dass sie letzten Sommer bei einer gemeinsamen Shopping-Tour gesehen hatten, es für Sakura aber zu teuer gewesen war. Und nun besass sie es doch und sie sehnte sich bereits wieder die wärmeren Monate herbei, damit sie es tragen konnte. Im Moment mussten sie alle wohl oder übel noch mit den Jacken und Pullis ausharren.  Nicht, dass Pullis schlecht wären, im Gegenteil, gerade heute trug Sakura ihren liebsten schwarzen Strickpulli mit aufgenähten, glänzenden Steinchen, aber trotzdem. Sosehr sie den Winter auch mochte, auf den Sommer freute sie sich schon wieder tierisch. Zurück zum eigentlichen, sie und ihre Tante schenkten sich eigentlich nie viel, aber es war genau richtig so. Die Geschenke kamen von Herzen und besonders Tsunade tat das ganze Jahr über mehr als genug für ihre Nichte. So viel stand fest. Um halb sieben traten die beiden Frauen im HQ ein, wo die Stimmung einfach nur wunderbar war. Der gesamte Inner und einige wenige Outer-Leute waren in der Halle versammelt. Was sich hier drin abspielte passte zwar wie immer überhaupt nicht zum eigentlichen Image einer Strassengang, aber das war nur gut so. Die Weihnachtstage waren die Tage, in denen die Kuramas ihre verpasste Kindheit ein Stück weit nachholten, sich für einmal nicht dem Überleben auf der Strasse und den Takas widmeten und für einmal einfach nur normale Jungs und Mädchen waren, die sich über ein Fest und gutes Essen freuten. „Boah, Weapon, schalt‘ diese fürchterliche Musik ab!“, maulte Neji in die Richtung seiner Fast-Teilzeit-Ich-Weiss-Nicht-So-Recht-Freundin, welche ihm trotzig die Zunge rausstrecke und nur noch lauter aufdrehte. Kankuro äffte die Sängerin des Liedes „All I Want For Christmas Is You“ mit seinem absolut nicht vorhandenen Gesangstalent nach, während er total dämlich herumhüpfte, sich Ino schnappte und mit ihr durch den Raum wirbelte. Ino selbst konnte sich vor Lachen kaum mehr halten und tanzte freudig mit. Choji und Temari hatten in der Küche ganze Arbeit geleistet, jedenfalls duftete es himmlisch durch den ganzen Raum. „Hey, Flame und Cherry sind da!“, rief Kiba und winkte mit einer seiner Krücken in ihre Richtung. Shizune und Jiraiya sassen ebenfalls in der Runde. Die Bandenärztin hatte es tatsächlich fertiggebracht, dass der Krankentrakt leer war, beziehungsweise, dass jeder soweit versorgt war, dass er den Krankentrakt verlassen konnte. Natürlich waren die Blessuren des Kampfes nach wie vor bei allen sichtbar, sei es in Form von Verbänden, Narben oder verschorften Wunden, aber irgendwie schienen die zweitrangig. Heute wollten sich alle gut fühlen. Draussen war es bereits dunkel, als sich die Kuramas zu Tisch begaben, bei dessen Dekoration Tenten und Temari wirklich ganze Arbeit geleistet hatten. Das schneeweisse Tischtuch war mittig mit Tannzweigen geschmückt auf denen kleine Kerzen und Holzsternchen verteilt waren und die roten Servietten waren aufwändig und schön gefaltet. Naruto setzte sich an seinen Stammplatz oben an der Tafel, Shikamaru zu seiner Linken und Hinata zur Rechten. Sakura sass neben Hinata, Ino neben Shika und dann kamen die restlichen Kuramas. Der Platz rechts neben Naruto wurde immer freigehalten, damit sich Hinata dort hinsetzten konnte. Es war schon erstaunlich, dass Naruto der Einzige war, der nicht begriff, dass die gute Hina in ihn verliebt war. Dabei wusste es jeder, aber raffen musste Naruto es selbst. Oder hatte er es längst begriffen? Ihm war durchaus zuzutrauen, so lange auf dem Schlauch zu stehen, aber konnte es wirklich sein, dass er einfach nichts bemerkte? Hinata war nicht unbedingt Meisterin darin, ihre Gefühle für ihn versteckt zu halten. Wie auch immer. Die nächste Stunde verbrachten die Kuramas damit, leckeres Essen in sich hereinzuschaufeln. Choji und Temari hatten sich wirklich selbst übertroffen, es war richtig, richtig lecker. Alle hatten Spass, die Stimmung war heiter, die Riots und die Takas, sowie der Krieg waren völlig vergessen, somit war ein Ziel des Abend bereits erreicht. Nach dem gemeinsamen Festschmaus war es dann doch Zeit, den Weihnachtsbaum in seiner vollen Pracht erstrahlen zu lassen, dazu stieg Lee auf die Leiter und entzündete Kerze um Kerze. Als sich alle auf den Sofas und dem Boden rund um den Baum herum verteilt hatten, schaltete Gaara Tentens Weihnachtsmusik und die Lampen aus, damit das goldene Licht des Baumes richtig zur Geltung kam. Die Kuramas machten sich keine Geschenke. Zum einen, weil sie das Geld, welches sie beim Jobben verdienten selbst brauchen, zum anderen, weil es ziemlich kompliziert wäre, zu schauen, dass jeder etwas bekam. Zudem waren Geschenke hier nicht zentral. Sakura hatte sich zwischen Kiba und Ino auf eines der Sofas gesetzt und lauschte nun der Ruhe, die langsam einkehrte. Sanft stieg der Geruch von Kerzenwachs und Tannennadeln in ihre Nase und sie fühlte sich wie an ihrem ersten Weihnachten hier. Viele hielten in diesem Moment die Augen geschlossen, nahmen die Ruhe und Entspannung tief in sich auf. Schon lange nicht mehr hatten sie das so gebraucht, wie in dieser harten Zeit des Krieges und vor allem der Niederlagen. Tsunade hatte ihren Kopf an Jiraiyas Schulter gelegt und Sakura entging natürlich nicht, wie sie ihre Hand in seine gelegt hatte. Tenten lagt Neji in den Armen, der seine Lippen an ihre Stirn gelegt hatte und ihr dazu sachte den Rücken streichelte. Während sie so all die zufriedenen Kuramas beobachtete spürte sie plötzlich Akamarus feuchte Hundeschnauze an ihrem Arm und erblickte Kibas grossen Hund vor sich, der sich nun hinsetzte, seinen Kopf auf Kibas Schoss legte und selbst die Augen schloss. Es war eine himmlische Ruhe und wie immer ergriff Jiraiya nach geraumer Zeit das Wort. „Kuramas, ihr wart dieses Jahr mal wieder genial. Ist ja auch nichts Neues. Besonders das letzte Halbjahr war hart, der Krieg mit seinen Battles und der ständige Stress haben euch viel abverlangt. Trotz allem muss ich sagen, dass ich begeistert davon bin, wie ihr das gemeistert habt. Wir stehen zwar nicht mehr an der Spitze, aber das Wohl von euch allen geht vor und genau das ist es, was uns Kuramas ausmacht. Wir kämpfen, solange es nötig ist und solange wie wir können, aber wir erkennen auch, wenn wir Grenzen erreichen. Ich zweifle mit keinem bisschen daran, dass ihr eure alte Stellung in der Gang-Hierarchie wiederbekommen werdet, so auch die Takas. Es ist eine Frage der Zeit.“ Er sah prüfend in die Runde. „Was die Takas angeht, ich denke, wir haben sie besonders im letzten Battle mehr als unsere Verbündeten angesehen, als jemals zuvor. Ich bin kein Fan von ihnen, genauso wenig, wie ihr, aber gerade jetzt zolle ich ihnen meinen tiefsten Respekt. Ein Leader zu verlieren ist unvorstellbar hart. Aber sie sind aus hartem Holz geschnitzt. Aber genug von den Takas.“ Er räusperte sich. „Ich will euch hiermit ans Herz legen, dass ihr das Wohl von euch und euren Kameraden über jeden Battle-Sieg stellt, dass ihr füreinander kämpft und euch niemals euren Willen zu überleben nehmen lasst. Manchmal muss man entscheiden, was für sich und seine Mitmenschen am besten ist. Ihr sollt euch unterstützen und eure Kameraden in schweren Zeiten nicht alleine lassen. Nehmt es nicht tatenlos hin, wenn es einem von euch schlecht geht. Mut, Leidenschaft, Stärke, aber auch Mitgefühl und Teamgeist sind es, was ein oder eine Kurama ausmacht. Vergesst das nie.“ Jiraiya war genau wie Naruto ein Meister darin, seinen Leuten aufmunternde und stärkende Worte zu schenken. Sie waren immer so wahr und die anderen nahmen alles mit zustimmendem Lächeln an. Ja, seine Worte hallten so deutlich und laut in Sakuras Kopf wider, dass ihr die Gedanken an Sasuke mit einem Schlag wieder im Geiste erschienen und sie ihre Nägel im Sofapolster vergrub. Was um Himmels Willen machte sie hier? Sie hatte die Zeit geniessen können, aber da draussen gab es jemand, für den sie Dinge empfand, die ihr so noch nie untergekommen waren, der sie begleitet, getröstet und NIE alleine gelassen hatte, wenn sie ihn brauchte. Und genau diese Person machte gerade eine der schlimmsten Zeiten ihres Lebens durch und sie sass da, am Weihnachtsbaum und tat nichts. „Ihr sollt eure Kameraden in schweren Zeiten nicht alleine lassen. Nehmt es nicht tatenlos hin, wenn es einem von euch schlecht geht.“ Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie musste etwas tun. Schlagartig begann es in ihrem Kopf zu arbeiten, fieberhaft überlegte sie sich, was sie tun konnte und da kam ihr ein Geistesblitz. Nein, es war vielmehr ein Gefühl, das ihr mit Sicherheit sagte, wo Sasuke sich jetzt gerade aufhielt. Wo würde sie sich aufhalten, wenn sie an Weihnachten bei ihrem verstorbenen Bruder sein wollen würde? Es musste so sein. Sie wusste es. Ehe sie es sich versah, war sie aufgesprungen und mit einem Schlag waren alle Blicke überrascht auf sie gerichtet. Einmal atmete sie tief durch, dann nickte sie. „Ich muss weg.“ „Wohin denn, Saku?“, fragte Ino überrascht und gleichzeitig besorgt. Tsunade wollte etwas sagen, doch Naruto kam ihr zuvor. „Was ist los? Können wir dir irgendwie helfen, Sakura?“ Die Angesprochene schüttelte sanft lächelnd den Kopf. „Nein.“ „Sakura! Du gehst jetzt sicher nicht alleine raus! Es ist schon spät und vor allem eiskalt!“, ordnete Tsunade streng aus dem Hintergrund an, aber Sakura hatte bereits den Kreis um den Baum verlassen und wickelte sich eilig ihren weissen Schal um den Hals. Kurz hielt sie inne. „Ihr helft mir am meisten, wenn ihr einfach hierbleibt und weiterhin den Abend geniesst.“ Schnell schlüpfte sie in ihre blaue Winterjacke und die Handschuhe. „Danke. Danke für alles, Kuramas. Ich bin so froh, zu euch gehören zu dürfen. Aber heute müsst ihr ohne mich feiern.“ Tsunade und Naruto waren aufgestanden, jedoch kamen sie nicht weit. Sakura war bereits zur Tür hinaus verschwunden, als Jiraiya die Ehemalige sanft aber bestimmt am Arm packte und zurückhielt. Naruto seinerseits, wurde von einer feinen Hand am Handgelenk festgehalten und als er sich umdrehte stellte er fest, dass diese Hand der schüchternen Hinata gehörte. Ein leichter Rotschimmer zeichnete sich im Licht der Kerzen auf ihren Wangen ab, jedoch sah sie entschlossen aus. Rein die Tatsache, dass sich Hina so etwas traute, bewies, wie wichtig ihr das war. Auf Narutos fragenden Blick hin schüttelte sie nur langsam den Kopf. Jiraiya meinte nur ruhig: „Lasst sie gehen. Sie hat ja ihr Handy.“ „Ich glaube, das ist wichtig für sie“, meinte Hinata leise, worauf sich Naruto wieder neben sie setzte und nickte. Tsunade liess sich ebenfalls wieder neben Jiraiya nieder, blickte jedoch noch mehr als einmal in Richtung der Tür, in der Sakura verschwunden war. Naruto nickte nachdenklich. „Ihr habt Recht. Lassen wir sie ihren eigenen Weg suchen.“ Die Strassen waren belebt, die feierfreudigen Leute schienen sich allesamt hier wiederzufinden. Sakura beachtete sie nicht weiter und verfolgte schnurstracks ihren Weg. Überall waren Glühweinstände aufgebaut, die auch reichlich Kundschaft anzogen und sie nahm den Duft nach Weihnachten richtig tief in sich auf. Im HQ hätte es nachher auch noch Glühwein gegeben, die Kuramas mussten den aber nun halt ohne sie trinken. Die weihnachtlichen Lichter erhellten die Nacht über Konoha dermassen, dass man die Sterne gar nicht mehr erkennen konnte. Dabei wäre es eine so klare Nacht gewesen. Schade. Noch hielt ihre Jacke die Kälte gut ab, das konnte sich aber bei längerer Verweildauer bei diesen Temperaturen schnell ändern. Wenigstens schneite es nicht. Dabei hatten die doch im Wetterbericht Schneefall über Weihnachten gemeldet. Als sie in die halbvolle U-Bahn in Richtung North einstieg, fragte sie sich, ob diese Aktion vielleicht nicht ein wenig überstürzt von Statten gegangen war. Aber wenn sie es sich genau überlegte, dann war dieses Gefühl, dieser Drang in ihr so deutlich, dass es unmöglich nicht richtig sein konnte. Es musste einfach. Als sie sich eine halbe Stunde später vor den Toren des North-Friedhofes wiederfand, war sie schon ein wenig erschöpft von dem Tempo, welches sie angeschlagen hatte, um so schnell wie möglich hierher zu gelangen. Ihr Atem zeichnete sich in der kalten Winterluft in Form von weissen Wölkchen ab, jedoch blieb ihr jetzt keine Zeit zum Verschnaufen. Besser gesagt wollte sie gar nicht verschnaufen. Das hier war wichtig. Sie wusste nicht mehr genau, wo sie aufgeschnappt hatte, dass Itachi auf dem North-Friedhof beigesetzt worden war, jedoch war sie sich sicher, dass es hier sein musste. Warum auch immer, aber heute schien ihr Bauchgefühl in Höchstform zu sein, was aber leider nicht garantierte, dass es recht behielt. Sie mochte Friedhöfe eigentlich überhaupt nicht, zudem waren die dunkle Atmosphäre und die menschenleeren Wege nicht gerade förderlich für ihren Mut, jedoch wollte sie jetzt nicht kuschen. Es ging hier schliesslich nicht um sie. Also ging sie los, suchte sich ihren Weg durch die angelegten Gehpfade, zwischen den Grabsteinen und Holzkreuzen hindurch, fieberhaft nach einem Lebenszeichen suchend. Vielleicht war das etwas ironisch ausgedrückt, wenn man bedachte, dass sie es hier mit einem Friedhof zu tun hatte. Zeitweise überkam sie die Angst, da sie überall dunkle Schatten vernahm, war auch kein Wunder bei der Vielzahl an Sträuchern und Bäumen. Leiser Wind strich durch ihre Blätter. Die Wege waren von altertümlichen Laternen beleuchtet, die zwar Licht spendeten, das Ambiente aber nicht unbedingt weniger furchteinflössend gestalteten. Und als sie an einer Trauerweide vorbei auf einen etwas grösseren gepflasterten Weg trat, sah sie ihn. Ihr Gefühl hatte sie also ganz und gar nicht irregeführt. Er kauerte vor einem schönen Grab, die Blumen waren noch ganz frisch und die Kerzen neben dem Holzkreuz brannten. Fahl fiel das Kerzenlicht auf sein Gesicht, erleuchtete seine Gesichtszüge. Er schien sich soweit von „Drop“ erholt zu haben, dass er selbst unterwegs sein konnte. Vorsichtig, leise näherte sich Sakura, versuchte, ihn nicht unnötig aufzuschrecken. Aber so wie sie ihn kannte, hatte er sie längst bemerkt. Es war niemand anderes da, er war allein gekommen. Wie kam sie eigentlich darauf, dass er sie sehen wollte? Wahrscheinlich vergraulte er zurzeit gerade jedes menschliche Lebewesen soweit wie möglich aus seinem Umfeld und sie bildete sich ein, von ihr würde er sich Gesellschaft leisten lassen? Für wen hielt sie sich den? Bei genauerem Nachdenken kam sie auf keine schlüssige Antwort. Wie sie zu ihm stand war das Letzte, auf das sie sich gerade einen Reim machen konnte. Eigentlich hatte sie sich von ihm loslösen wollen, obwohl das nie richtig geklappt hatte und dann die Sache in der Drop Down Area… sie hatte ihn gerettet und er im Gegenzug sie. Ihre ganze Lage war mehr als nur verzwickt. Sie erreichte das Grab, gab sich aber inzwischen keine Mühe mehr, leise zu sein. Er reagierte überhaupt nicht, drehte weder den Kopf in ihre Richtung, noch war sonst irgendeine klitzekleine Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Starr hielt er seinen Blick auf die Inschrift des Holzkreuzes gerichtet. Itachi Uchiha. Neben ihm kam sie zum Stehen und musterte erst einmal sein Gesicht, so gut es im schwachen Kerzen – und Laternenlicht zu sehen war. Wie zu erwarten gewesen war, hatte sich sein ganzer Ausdruck völlig verändert. Wenn sein Gesicht vorher abweisend und kalt gewesen war, dann wusste sie nicht, wie sie das jetzt beschreiben sollte. Die pure Härte zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab, dunkle Ringe traten unter seinen Augen hervor und er wirkte blass. Wenn er sie nicht hier haben wollte, dann würde sie selbstverständlich wieder gehen, aber sie musste wenigstens versuchen, auf irgendeine Weise an ihn heran zu kommen. Langsam liess sie sich neben ihm auf dem kalten Pflasterboden nieder und schaute sich zuerst einmal wortlos das Grab näher an. Die Beisetzung war erst vor ein paar Tagen gewesen und die Ruhestätte sah dementsprechend frisch aus, nur die wunderschönen, bunten Blumen waren etwas mitgenommen von der winterlichen Kälte und dem Resten von Schnee, der das Grab noch teilweise bedeckte. In der Erde steckte ein abgewetztes Messer mit der Gravur des Taka-Symbols in der unteren Hälfte der Klinge. Unter dem Holzkreuz mit Itachis Namen hing ein kleines Schild, auf dem Itachis Bandenname „Red Raven“ und der Satz: „Gekämpft mit der Klugheit einer Schlange und der Stärke eines Falken – Rest in Peace“ stand. Im Hintergrund das Taka-Symbol kunstvoll gezeichnet. Ob das Deidaras Werk war? Er war ja ziemlich gut in solchen Sachen. Und dann unterhalb des Satzes war noch von jedem die Unterschrift zu lesen, soweit sie das Erkennen konnte, selbstverständlich mit den Bandennamen. Schon beim blossen Anblick des Grabes und der Bindung, die hier so deutlich zwischen Itachi und seiner Gang zu spüren war, machte sich in Sakuras Brust wieder diese schwere Traurigkeit breit und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie hatte echt definitiv zu nahe am Wasser gebaut, aber das war jetzt auch egal. Sie schwieg, denn was sie sagen sollte, wusste sie nicht. Gab es in einer Situation wie Sasukes überhaupt Worte, die irgendwie helfen konnten? Wohl kaum.   Was sollte sie also tun… ehrlich gesagt hatte sie überhaupt keine Ahnung, aber dann merkte sie, dass er zwar seine Winterjacke und seine schwarze Mütze trug, jedoch  überhaupt keine Handschuhe und ihr kam eine Blitzidee. Bevor sie es sich noch einmal überlegte, war sie aufgestanden und flitzte zum Ausgang des Friedhofes, noch ein bisschen weiter, die Strasse hinunter, bis sie einen belebten Glühweinstand erreichte und das freundliche Verkäuferpaar gleich um zwei Becher erleichterte. Sie wünschten ihr noch schöne Weihnachten, schauten der jungen Frau aber auch interessiert hinterher, als sie mit den beiden Bechern wieder in Richtung des Friedhofs verschwand. Als sie wieder in den gepflasterten Weg einbog, sass es immer noch genauso da, wie vorher. Vorsichtig liess sie sich neben ihm nieder und stellte ihm dann nach kurzem Zögern den Becher vor die Nase. Es brauchte einen Moment, bis er von ihm Notiz nahm. Er musterte ihn zuerst ein paar Sekunden, setzte kurz einen fragenden Blick auf, legte seine Hände an den Becher und dann….dann erwachte er aus seiner Starre und drehte endlich den Kopf in ihre Richtung. Es hatte gewirkt! Die grösste Herausforderung war es für sie jetzt aber, den Blickkontakt aufrecht zu erhalten, denn sein Blick war wie immer aufwühlend, besonders jetzt, wo er so schrecklich niedergeschlagen aussah. Jetzt betrachtete er sie eingiebig und sie schaute ihm dabei weiterhin in die Augen. Trotz aller Bemühungen zeichnete sich ein leichter Rosahauch auf ihren Wangen und das nicht nur wegen der Kälte. Er schien gerade richtig vertieft nachzudenken, während er sie mit seinen onyx-farbenen Augen einfach nur ansah. Ihn so zu sehen, mit dieser tiefen Verlorenheit im Gesicht, war für sie wie eine Ohrfeige. Schon sein Anblick verriet, welche Qualen er gerade erleiden musste. Es war nicht Schmerz, der ihm so deutlich anzusehen war, nein, es war mehr eine Leere, eine Müdigkeit, die sein Aussehen so drastisch veränderte. Erst jetzt erkannte sie die kleine, feine Narbe über seinem rechten Auge, die seine Augenbraue durchschnitt und erinnerte sich sogleich an die Nacht im Taka-HQ, indem er so schlimmes Fieber gehabt hatte. Da war der Kratzer ganz frisch gewesen. So vieles war seither geschehen. Schon wieder brannten ihre Augen. Sie hatte ihn vergessen wollen, ihm übel genommen, dass er sich in Gegenwart seiner Gang so kalt und abweisend gab und nicht der Mensch zu sein schien, den sie kannte. Aber er war es doch. Wie konnte sie jemandem, der schon in so zartem Alter derartig scheussliche Sachen hatte erleben müssen und deswegen zum eigenen Schutz Mauern um sich herum errichtete, das auch noch übelnehmen? Wer zu Sasuke vordringen wollte, der musste wohl oder übel diese Mauern, diese Schutzwälle durchbrechen. Er hatte ihr so viel gegeben, ja, eine Zeit lang war sie zu ihm durchgekommen. Dass sich das jetzt geändert hatte war mehr als nur verständlich… Sie war durcheinander, was sie aber wusste war, dass sie bereit war für einen neuen Anfang. Er vielleicht noch nicht, aber vielleicht konnte sie ihm dabei helfen. Inzwischen stahlen sich schon wieder ein paar Tränen aus ihren Augen, die dann geräuschlos auf das kalte Pflaster tropften. „Es tut mir leid…alles…“, flüsterte sie, aber zu mehr war sie nicht im Stande. Warum musste sie auch immer Heulen? Sie sollte doch IHN trösten und nicht umgekehrt. Als sie dann jedoch seine Hand auf ihrer spürte, war das alles schlagartig vergessen und ihr Herz begann richtig gegen ihren Brustkorb zu hämmern – wie damals. Diese Geste sagte für sie mehr als tausend Worte. Sie war so froh. Da gab es tatsächlich schon ein kleines Loch ins einer Mauer! Einen kurzen Augenblick lang vermeinte sie, ein Glänzen seiner Augen zu vernehmen, jedoch war es so schnell wieder weg, wie es gekommen war. Er behielt seine Hand auf ihrer, richtete nun aber seinen Blick wieder auf das Grab. Das war gut so. Sie wollte nicht diesen Moment zwischen ihm und seinem Bruder kaputt machen. Sie blieb also schweigend neben ihm sitzen und lauschte den Geräuschen hier und denen, die von der Strasse herkamen. Als sie ihn nach geraumer Zeit wieder von der Seite aus beobachtete, erschrak sie beinahe. War das eine Tränenspur auf seiner Wange? Es war schwierig zu erkennen in diesem schlechten Licht. Vielleicht hatte ihr ihre Einbildung da auch einen Streich gespielt. Wenn es aber tatsächlich so wäre, dann würde das schon beinahe als Jahrhundertereignis durchgehen. Sie konnte nicht mehr anders und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Die zunehmende Kälte war gerade so unwichtig, wie es überhaupt möglich war. Was zählte war die wiederkehrende Wärme, die sie zwischen ihnen spürte. Er drehte den Kopf abermals zu ihr. In der Brust spürte sie ihren Herzschlag hämmern. Sie las einen dankbaren, schwachen Anflug eines Leuchtens in seinen wunderschönen, dunklen Augen. Das Battle war noch nicht vorbei. Es gab zu viele Kämpfe, die noch gekämpft werden mussten, aber diese bestritt keiner von ihnen alleine. Weder Sasuke, sie noch alle anderen. Bei dem Gedanken, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Den ersten seit langer, langer Zeit. Sie waren Gangs der Strassen, die Beschützer der Zurückgelassenen und der Bund all derer, die das Leben einst mit Füssen getreten hatte. ***************************************************************** Zur Fortsetzung geht es hier lang: http://ssl.animexx.de/fanfiction/autor/729653/341288/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)