This is war von BurglarCat ================================================================================ Kapitel 8: Ein Versprechen -------------------------- "Irgendwie siehst du nicht so aus, wie ich es erwartet habe", bemerkte Sanji nachdenklich und zog langsam an seiner Kippe. Sie saß an einem der Tische ihrer Bar und sah die Bücher durch. Auch wenn das hier eine Pirateninsel war, ein Loch voller Abschaum, führte sie über ihre Einnahmen, so wie Ausgaben genau Buch. Was das Geld betraf war sie sehr penibel, achtete auf jeden einzelnen Berry und drehte diese, wenn es nötig war, auch drei Mal herum. Sobald auch nur ein einzelner Berry fehlte wusste sie es und eigentlich war dies eine Tätigkeit, die ihr leicht von der Hand ging, für die sie oft nicht viel Zeit aufbringen musste. Doch heute? Heute war es anders. Ihre Stirn lag in Falten, die Miene war ernst, während ihr Blick über die Zahlen glitt und sie versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie eigentlich tun sollte. Stattdessen drifteten ihre Gedanken immer wieder in andere Richtungen, Richtungen in denen sie wirklich nichts zu suchen hatten. Zumindest nicht in diesem Moment. Die Gerüchte um die Marine, Aisa, die sie heute noch besuchen musste, Robin. Das war alles zu viel auf einmal. "Wie sollte ich deiner Meinung nach aussehen?" fragte sie etwas abwesend und griff blind nach ihrer Tasse Kaffee, die sie langsam an die Lippen führte. Dabei wendete sie den Blick nicht von ihren Aufzeichnungen ab. Ihr Frühstück. Natürlich hätte sie etwas in ihrer Wohnung essen können, ein gemütliches Frühstück mit Robin. Doch genau diese Vorstellung hatte sie irgendwie abgeschreckt, sie hatte raus gemusst. Angetrieben von der Hoffnung den Kopf frei zu bekommen, wenn sie etwas arbeiten würde. Das Gegenteil war der Fall und nun war sie hier nicht einmal alleine, wie sie gehofft hatte. Sie hatte nicht erwartet, dass Sanji so früh schon hier sein würde. Angeblich wollte er lediglich ein paar neue Rezepte ausprobieren, auf deren Idee er heute Nacht gekommen war. Doch anstatt dies zu tun war er nun hier, beobachtete sie und, als sei das nicht schon störend genug, musste er auch noch versuchen ihre Probleme zu lösen. "Wie eine glückliche, befriedigte Frau. Und anstatt oben zu sein und den Tag zu genießen sitzt du hier unten, arbeitest und das auch noch recht schlecht." Während sie die Tasse wieder weg stellte hob sie langsam den Blick und sah ihren Kollegen ausdruckslos an. Wenn er es noch darauf anlegen wollte, dass sie ihn feuerte, dann war er sicherlich auf einem guten Weg dorthin. "Du bildest dir zu viel ein." Wann verstand er endlich, dass sie nicht darüber reden wollte? Das es nichts brachte, wenn er versuchte auf sie einzureden. Das es ganz allein ihre Sache war, was sie daraus machte? "Ich hoffe, dass du es dir selbst wenigstens schon eingestanden hast, wenn du schon weiterhin versuchst die Menschen in deiner Umgebung anzulügen." "Sanji.. es ist nichts zwischen ihr und mir und da wird auch nie etwas sein. Selbst wenn ich Gefühle hätte, das würde nichts ändern." "Woher willst du das wissen, wenn du es erst gar nicht versuchst?" Sie seufzte schwer in sich hinein. Irgendwie drehten sie sich einfach nur im Kreis. Die Gespräche begannen immer gleich, sie beide gaben eine geraume Zahl an immer gleich bleibenden Argumenten von sich und am Ende kamen sie doch zu keinem Ergebnis. Man sollte meinen er würde es irgendwann leid werden, doch er bemühte sich nach wie vor. Sie wusste es zu schätzen, wusste dadurch, dass sie in ihm einen wirklichen Freund gefunden hatte. Etwas das keine Selbstverständlichkeit war und gerade hier manchmal über Leben und Tod entscheiden konnte. Sich darauf einlassen und ihm entgegenkommen, konnte Nami dennoch nicht. "Sanji, bitte." Sie wollte nicht darüber reden, wirklich nicht. Dazu war ihr am gestrigen Abend viel zu deutlich etwas klar geworden. Als Robin ihr Angeboten hatte mit ihr zu kommen. Etwas brannte in ihr. Ein Wunsch, der ihr zwar irgendwie bewusst gewesen war, doch den sie mit seiner Deutlichkeit erst gestern begriffen hatte. Sich selbst das ganze einzugestehen war eine Sache, dies anzunehmen und zu akzeptieren eine andere. Es anderen gegenüber auch noch zuzugeben, davon brauchte man erst gar nicht anzufangen. Das alles würde Zeit brauchen, ein Prozess, einer für den sie bisher nicht ausreichend Zeit gehabt hatte. "Schon gut, aber sag am Ende nicht ich hätte es dir nicht gesagt." Er hatte seine Kippe zu Ende geraucht, drückte diese in einen der Aschenbecher, ehe er den letzten Rauch aus seiner Lunge bließ. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich in Bewegung und begab sich in die Küche. Nami ließ ihn und wartete noch, bis er gegangen war, erst dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Vermutlich würde das noch eine ganz schöne Quälerei werden, wenn sie sich den Berg an Rechnungen ansah. Wucherpreise für einen gerade mal erträglichen Schnaps, wie sie fand, doch wenn die Piraten hier voll genug waren scherten sie sich ohnehin nicht mehr um den Geschmack. Sie als Diebin verdiente hier ohnehin mehr als der Durchschnitt, daher konnte sie es sich auch leisten. Und wenn es einmal anders war? Dann wusste sie durchaus, wie sie den Schnaps strecken konnte. War der Pegel hoch genug bemerkte niemand den unterschied. Ihre Bar, die sie sich so mühsam erarbeitet hatte war nur ein Grund, warum sie nicht einfach hier weg wollte, einer von vielen. Denn auch, wenn das hier ein absolut dreckiges Loch war, das schlimmste was man sich vorstellen konnte, so war es in den letzten Jahren auf irgendeine komische Art ihre Heimat geworden. Nicht so, dass sie sich hier nieder lassen konnte, aber sie spürte auch, dass es noch nicht an der Zeit war zu gehen. Noch musste sie bleiben, auch wenn das möglicherweise eine schlechte Idee war. Sie schwankte zwischen Konzentration und Ablenkung. Gelegentlich schaffte sie es sich etwas länger auf ihre Arbeit zu konzentrieren, dann schweiften ihre Gedanken allerdings wieder ab und drehten sich erneut im Kreis. Es war wahrlich zum aus der Haut zu fahren. Und selbst Nami musste irgendwann einsehen, dass sie so nicht weiter kam. Sie gab auf und packte ihre Sachen zusammen, um sie in die kleine Kammer zu bringen, die sich ihr Büro schimpfte. Hier war es zwingend nötig Ordnung zu halten, sonst würde sie spätestens nach einem Tag nichts mehr wieder finden. Also legte sie die Sachen zunächst auf der kleinen Ablage, ehe sie begann die Unterlagen wieder an ihren Platz in dem Regal zu schieben. Irgendwann würde sie mehr Platz brauchen, wobei sie wetten könnte, dass sie die einzige auf dieser Insel war, die so gut Buch führte. Zugegeben, vielleicht übertrieb sie es ein wenig, doch man konnte eben nicht immer aus seiner Haut. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab, wollte wieder den Raum verlassen, als sie einen erstickten Schrei von sich gab und zurück stolperte. Der Schreck war ihr in alle Glieder gefahren, während eine Hand nun auf ihrer Brust lag und sie den eigenen Herzschlag spüren konnte, der sich um einiges beschleunigt hatte. "Entschuldige, ich hatte nicht vor dich zu erschrecken." "Aber sonst geht es dir noch gut, ja?!" fuhr sie Robin an, die im Türrahmen stand und sie ehrlich überrascht anblickte. Fast schon unschuldig, so wie sie Nami eben immer anschaute, wenn sie diese mal wieder fast zu Tode erschreckt hatte. Und das nur, weil sie es sich einfach nicht abgewöhnen wollte sich ihr auf diese Weise zu nähern. Schon hunderte Male hatte Nami ihr gesagt sie solle das lassen und wie oft hatte sie sich nicht daran gehalten? Wenn es nur das wäre, bereits einige Male war etwas dabei zu Bruch gegangen, weil sie es hatte fallen lassen. Das sie zu schreckhaft war würde sie dabei nicht gelten lassen. Robin war eine Meisterin darin sich lautlos zu bewegen wenn sie es wollte. Nur, dass hier absolut kein Grund dazu bestand. Zu Beginn hatte sie sich vielleicht noch eingeredet, sie wäre einfach nur unaufmerksam, Robin würde sie auf dem falschen Fuß erwischen. Allerdings konnte das weder die Erklärung, noch die Entschuldigung für alles sein. Und schließlich hatte Nami sich davon verabschiedet, dass sie mit schuld an dieser Sache hatte. Es wäre einfacher, würde Robin sich wie ein normaler Mensch bewegen, aber konnte sie ihr das wirklich vorwerfen? Immerhin war sie nicht die einzige, die nicht aus ihrer Haut konnte. "Was willst du hier?" fragte sie dann, als von Robin keine Antwort kam. Auch das war nicht ungewöhnlich, denn auch in dieser Hinsicht kannte Robin sie gut genug, als das sie wusste, dass Nami eigentlich keine Antwort auf ihre Frage haben wollte. Denn egal, was Robin dazu auch sagen würde, sie würde es nicht als Entschuldigung akzeptieren. “Ich muss arbeiten", setzte die Jüngere noch nach, trat der anderen nun entgegen und wollte sich eigentlich an ihr vorbei schieben, doch irgendwie schaffte es die Ältere sich breiter zu machen, als sie tatsächlich war. Entnervt blickte Nami zu ihr auf, zog jedoch die Brauen zusammen, als sie die ernste Miene ihres Gegenübers bemerkte. Robin sah sie weiterhin schweigend an, schien nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte. "Robin?" Die Angesprochene senkte den Kopf leicht, biss die Kiefer etwas zusammen. Noch einmal atmete sie tief durch, ehe sie Nami wieder direkt ansah. "Ich wollte sicher gehen, dass bei dir alles in Ordnung ist." "Was sollte nicht in Ordnung sein?" "Nichts. Gib einfach auf dich acht, während ich weg bin." Damit beugte Robin sich vor, hauchte der anderen einen sachten Kuss auf die Wange, bevor sie sich abwandte und auf den Weg hinaus machte. Für einen Moment stand sie da, ließ die Situation auf sich wirken, bevor wieder Bewegung in ihren Körper kam. Nami trat vor und blickte hinaus in den Gang, um Robin mit dem Blick folgen zu können. "Wo willst du hin?!" rief sie Robin noch nach, erhielt jedoch keine Antwort. Seufzend verschränkte Nami die Arme vor der Brust und lehnte sich nun ihrerseits gegen den Türrahmen, während sie ihr nachsah. Es beschlich sie das dumpfe Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie brauchte nicht Robins Antwort, um das zu wissen. Doch, dass sie sich bei ihr abmeldete? Das war durchaus neu und alleine deswegen etwas, das einen misstrauisch machen sollte. Selbst wenn sie sich auf der Insel befand konnte es schon einmal vorkommen, dass man sie einen oder gar zwei Tage nicht zu Gesicht bekam. Es kam zwar selten vor, dass Robin das tat und doch lag auch das im Rahmen der Möglichkeiten und wäre nichts was Nami überrascht hätte. Wenn dem so war, dann verabschiedete sie sich in der Regel nicht von Nami, sie ging einfach. Und das war letztlich ihr gutes Recht, grundsätzlich war sie Nami keine Rechenschaft über etwas schuldig, obgleich diese das in manchen Punkten vielleicht anders sehen würde. Kam es vor, dass sie verschwand, ließ sie ihre Sachen in Nami’s Wohnung. Das einzige Zeichen dafür, dass sie noch auf der Insel war und wenigstens eine Sache, auf die sie sich verlassen konnte. Was sie in dieser Zeit tat, das wusste sie nicht, Robin redete nicht darüber, so wie sie über die meisten Dinge kein Wort verlor und Nami hatte nie nachgefragt. Es konnte nichts Gutes sein, nicht auf einer Insel voller Piraten und Abschaum. Und mehr musste Nami auch nicht wissen. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und begab sich in die Küche, wo Sanji endlich das machte, wozu er eigentlich hergekommen war und seine neuen Rezepte in die Tat umsetzte. "Sie ist schon wieder weg?" fragend hob er eine Braue und sah Nami einen Moment an. Natürlich hatte er mitbekommen, dass Robin hier gewesen war, in dieser Hinsicht schien er neugieriger zu sein, als es gut für ihn war. Sehr zu Nami’s Leidwesen. "Sie hat noch was vor", erwiderte sie nur knapp und begann ein paar Kleinigkeiten an Essen zusammen zu suchen und diese ordentlich zusammen zu packen. Sie hatte versprochen, dass sie heute nochmal zum Waisenhaus kommen würde und das sollte sie besser einhalten. Die Kinder dort bekamen schwerlich eine anständige Mahlzeit. Meistens hatten sie Glück, wenn überhaupt etwas auf den Tisch kam und sich irgendjemand darum gekümmert hatte. Eine Arbeit die zumeist an den Ältesten hängen blieb, sofern sie denn ein Interesse daran hatte sich auch um andere zu kümmern und nicht nur um sich selbst. Ein ordentliches Stück Brot würde da wohl wie ein Schatz gehandelt werden. Während sie ihre Sachen packte spürte sie Sanji’s Blick in ihrem Nacken. Etwas von dem sie sich jedoch nicht weiter beirren ließ. Manchmal war Ignoranz der einzige Weg durch so eine Situation und Sanji war klug genug das alles nicht weiter zu kommentieren und ihre Geduld auf die Probe zu stellen. Sie wollte nicht wissen, was er von der Situation hielt, wollte nicht noch öfter hören, dass da etwas sein könnte. Es wäre ihr nicht recht, wenn es so wäre, zumindest versuchte Nami sich dies einzureden. Wie so vieles. "Wir sehen uns später", verabschiedete sie sich nur knapp, als sie endlich alles beisammen hatte. Sie musste hier raus, diese Stimmung war unerträglich. Wobei das weniger an Sanji, sondern an Nami selbst lag. "Pass auf dich auf." Das würde sie, wie auch nicht? Hier gab es nicht, das ihr Angst machte, nichts mit dem sie nicht klar gekommen wäre. Was sollte ihr hier schon geschehen? Auf dieser Insel gab es nichts schlimmeres als den Tod und den fürchtete Nami nicht. Zumal die letzten Jahre sie viel gelehrt hatten und sie durchaus in der Lage war mit den verschiedensten Piraten klar zu kommen. Teufelskräfte, das war etwas bei dem sie an ihre Grenzen stoßen konnte, doch Nami war keine Kämpferin. In erster Linie war sie nie das Ziel der Piraten. Höchstens derer, die versuchten sie ins Bett zu bekommen. Das allerdings war auch nur wieder ein Thema für sich. Und wenn sie so darüber nachdachte, dann war die Insel durchaus sicherer als manch anderer Ort. Weniger gefährlich als so manches, was dort draußen auf den Meeren lauerte. *** "Nami!" Lächelnd schob sie sich aus den Schatten des Baumes und ging über die unebene Wiese, während eine kleine Gestalt auf sie zu gerannt kam. Lediglich das Licht der Laternen machte den strahlenden Ausdruck auf ihrem Gesicht sichtbar. Zugegeben, irgendwie hatte sie Angst vor dem Tag an dem sie her kommen würde und der Ausdruck nicht mehr auf diesem Gesicht aufleuchten würde. Vermutlich würde dieser Tag schneller kommen, als sie es ahnte, denn das er kommen würde, das stand fast schon außer Frage. "Ich hab dir was mitgebracht", entgegnete sie zur Begrüßung und hielt die Tüte mit Sanji’s Essen hoch. Falls es möglich war wurde das Grinsen auf dem Gesicht der Kleinen noch breiter. Sie wusste genau was sich dort drin befand. Immer wenn Nami etwas bei sich hatte, dann war es Essen. Manchmal auch Kleidung, etwas das sie brauchte aber in erster Linie hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht sie mit Essen zu versorgen so gut sie konnte. Zwar machte sich Nami manchmal auch Sorgen darum, dass die anderen Kinder das nicht gutheißen würden, das sie es Aisa irgendwann spüren lassen würden aber was wäre die Alternative? Wegsehen? Das konnte Nami nicht. Schlimm genug, dass die Menschen, die sich eigentlich kümmern sollten, es nicht taten. Die Tüte wurde ihr aus den Händen gerissen und Aisa ließ sich zufrieden direkt an Ort und Stelle auf den Boden sinken, um sofort den Inhalt unter die Lupe nehmen zu können. Was das anging konnte sie einfach keine Geduld aufbringen, das würde sie wohl nie schaffen und Nami würde nie versuchen sie eines Besseren zu belehren. Stattdessen ließ sie sich bei ihr auf dem Boden nieder, saß im Schneidersitz da und beobachtete einfach nur, wie Sanji’s Essen ausgepackt und verspeist wurde. Auch wenn das Licht nicht besonders viel her gab, so konnte Nami doch die große Zufriedenheit erkennen mit der das Essen vernichtet wurde. Sie wollte diesen Moment nicht zerstören und an sich war es ohnehin ein Ritual geworden, dass sie die Kleine erst einmal in aller Ruhe essen ließ. Wobei Ruhe durchaus relativ war, denn es war durchaus nicht so, dass Aisa ihr Essen genießen würde. Viel mehr schlang sie es hinunter, als hätte sie Angst es könne ihr wieder weggenommen werden, wenn sie nicht schnell genug war. Dieses Kind hatte nie gelernt, was es bedeutete genug zu Essen zu haben oder wie es war eine Mahlzeit zu genießen. Es war sicherlich gut, dass sie Sanji nie das ganze Ausmaß dessen, was sie hier vorfand erklärt hatte, da sie genau wusste, wie er auf ein solch sensibles Thema reagierte. Es reichte schon, dass er sich ihretwegen zu viele Sorgen machte, da kümmerte sie sich um dieses Problem lieber selbst. Es hätte ohnehin bedeutet ihn zu sehr in ihr Leben mit einzubinden und das war auch etwas, das Nami lieber vermied. Schlimm genug, dass Robin hiervon erfahren hatte, gerade die Person, die sie am meisten von sich hatte fern halten wollen. "Wer war die Frau Gestern?" Aisa riss sie aus ihren Gedanken und so blickte Nami wieder fragend zu der Kleinen. Das meiste der Mahlzeit war bereits verschwunden und der erste Heißhunger wohl ausreichend gestillt, so dass sie nun wohl bereit war mit Nami zu sprechen. Das dabei ausgerechnet Robin zum Thema werden sollte war nichts, was Nami recht wäre. Allerdings hatte sie nicht vor sich von diesen Gedanken etwas anmerken zu lassen, das war nichts, das man mit einem Kind besprechen sollte. "Eine alte Freundin, sie ist nicht oft auf der Insel", erklärte sie daher nur. Mehr gab es nicht zu sagen, zumindest nicht ihr gegenüber. Es beschrieb Robin ohnehin am besten, doch an dem Blick, den man ihr zuwarf konnte Nami erkennen, dass es nicht wirklich zufriedenstellend war, was sie gesagt hatte. Manchmal konnte dieses Kind wirklich anstrengend sein, ebenso wie Robin. "Was?" Nami hasste es mit einem solch erwartungsvollen Blick bedacht zu werden, aber anscheinend schien Aisa davon nur wenig beeindruckt zu sein. Sie aß auf und verschränkte im Anschluss die Arme vor der Brust, blickte zu Nami auf, als sei es völlig klar, was das Problem an dem Gesagten war. Sicherlich war dem auch so, aber das bedeutete noch lange nicht, dass Nami das auch zugestehen musste. Besonders nicht, wenn das eigentlich nicht das Thema war, welches sie in diesem Moment vertiefen wollte. "Du hast noch nie jemanden mit hier her gebracht." Tief atmete Nami durch und strich sich über den Nasenrücken. "Ich habe sie nicht mit her gebracht, sie ist mir nach gegangen, ohne dass ich es bemerkt habe. Sie ist einfach eine Bekannte, die es nicht lassen kann ihre Nase in meine Angelegenheiten zu stecken." Ein gewisser Ärger kam bei diesen Gedanken auf, obgleich Nami auch wusste, dass es dennoch ein gewisser Balsam für ihre Seele war, immerhin war es auch Ausdruck ihrer Wertschätzung, die sie anders nicht richtig darbieten konnte, wie es manchmal schien. Daher versuchte sie manche ihrer komischen Angewohnheiten nicht ganz so eng zu sehen. "Hast du sie gern?" "Sicher habe ich sie gerne, wie gesagt, sie ist eine Freundin." Sie hatten zwar auch ihre Schwierigkeiten miteinander, doch alles in allem wollte Nami die andere nicht mehr missen und wäre froh darum, wenn sie sich öfter blicken lassen würde. Da sie allerdings nun wusste, womit Robin sich befasste, wenn sie nicht auf der Insel war, wusste Nami auch, dass sie froh sein konnte die andere überhaupt noch zu Gesicht zu bekommen. Durchaus drängte sich hier die Frage auf, wie viel sie eigentlich wirklich über Robin wusste und was sie ihr ansonsten noch verschwiegen hatte. "Du hast aber noch nie von ihr gesprochen. Über Freunde redet man doch, so wie über Sanji. Über Zorro sprichst du auch." Sogar über Zorro hatte sie gesprochen, das wusste Nami. Zwar nicht viel, weil es in der letzten Zeit wahrlich nichts zu erzählen gab, was für die Ohren eines Kindes bestimmt gewesen wäre, und doch hatte sie ihn erwähnt. Wenn man es so betrachtete, dann war es durchaus komisch und wurde der ganzen Situation und auch Robin nicht gerecht. "Sie war schon sehr lange nicht mehr hier. Ich habe einfach nicht an sie gedacht." Stimmen tat das so zwar nicht, doch wie sollte man der Kleinen das erklären? Manche Dinge konnte sie mit ihr nicht besprechen so gerne sie dieses Kind auch hatte. Wenigstens schien diese Antwort zunächst akzeptiert zu werden und Aisa wandte sich wieder ihrem Essen zu. Nami betrachtete sie schweigend und spürte irgendwann doch, wie sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. In Momenten wie diesen schien die Welt in Ordnung zu sein. Frei von Sorgen und Ängsten, die einen belastete und Nachts nicht schlafen ließen. Wenn sie könnte würde sie Momente wie diesen festhalten und nie wieder loslassen, sich daran klammern und einfach darin verweilen. Dennoch schlichen sich immer wieder diese Gedanken mit hinein, nahmen dem Moment seine Leichtigkeit. Und sicher war es so, dass Nami Aisa dahingehend beneidete. Sie konnte hier ganz Kind sein, abschalten und einfach genießen. Ihre Sorgen loslassen und ganz in diesem Moment sein. Nami konnte am Ende nur hoffen, dass sie sich diese Fähigkeit noch so lange wie möglich bewahren würde. Wie lange würde es dauern, bis diese Insel sie verschlingen würde? Das Lächeln auf ihren Lippen verblasste langsam. Immerhin war da auch noch dieses Gefühl, dass sie seit der letzten Nacht hatte und welches einfach nicht verschwinden wollte. "Warum kann ich nicht mit dir kommen?" Der Themenwechsel riss sie aus ihren Gedanken. Immer wieder diese Frage und die Tatsache, dass Aisa ihr diese Frage inzwischen fast jedes Mal stellte, wenn sie sich sahen bereitete ihr durchaus Sorgen. Es sprach sehr dafür, dass die Lage immer unerträglicher für sie wurde und Nami würde ihr wahrlich mehr als gerne helfen, doch leider war das alles andere als einfach. Sie konnte sie nicht einfach mitnehmen, das konnte nicht funktionieren. "Aisa.. wir haben das doch schon besprochen", entgegnete sie ruhig. was sollte sie auch noch dazu sagen? Immer wieder hatten sie das ganze besprochen, immer wieder war es das gleiche gewesen. Natürlich wusste sie, wie sehr sich die Kleine das wünschte, doch wie wusste auch um den Ärger den es ihnen einbringen würde. Hinzu kam, dass sie für sie beide aufkommen musste, sie hatte keine Zeit um sich um sie zu kümmern und das würde ihr ebenso wenig bekommen wie das hier. Ganz abgesehen davon hatte Nami schlichtweg Angst zu versagen und sich nicht gut genug zu kümmern. Das sie sie am Ende doch nur enttäuschen würde. "Ich weiß", drang es zerknirscht über die Lippen der Kleinen. Nami wusste, dass sie ihr so keine Freude machen konnte, doch sie wollte sie auch nicht enttäuschen und wenn sie dem Wunsch nun nachkam und es schief gehen würde, dann würde dies Zweifels ohne geschehen. Enttäuschte Hoffnungen gab es auf dieser Insel genug und sie wollte nicht noch eine hinzu fügen. "Hey, ich weiß du willst hier weg, ich verstehe das. Doch noch kann ich dich nicht hier weg holen, aber eines kann ich dir versprechen, sobald ich kann werde ich es tun, damit wir beide ein besseres Leben haben. In Ordnung?" Nami meinte es durchaus ernst, wenn sie so weit war und alles beisammen hatte, dann würde sie versuchen sie beide hier heraus zu bringen. Wann das allerdings war, das konnte sie nicht sagen, so etwas ließ sich nicht planen, besonders nicht auf dieser Insel. Und so bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie zu spät kommen könnte. Dieses Risiko war ihr durchaus bewusst aber Nami musste es eingehen und konnte nur hoffen, dass Aisa sich den Fängen der Insel noch ein wenig länger verwehren und nicht in diesen Abgrund hineinstürzen würde. Aisa wusste, dass es nicht so einfach war, sie wusste das Nami dieses Versprechen nicht so schnell einlösen würde. Vermutlich konnte sie es in Nami’s Augen sehen, wobei diese hoffte, dass es nicht so war. So oder so nickte die Kleine nur und schien es ernst einmal dabei zu belassen. Solche Themen drückten die Stimmung und das war nie ihre Absicht gewesen. Eigentlich hatte sie ihr nur eine Freude machen wollten, damit sie wenigstens heute etwas Richtiges in den Magen bekam und sich für ein paar Minuten daran erfreuen konnte. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich, klopfte da ganz leicht gegen ihren Hinterkopf als wolle es sie daran erinnern, dass das nun einmal dazugehörte. Wenn sie hierher kam, wenn sie dieses Band zu der Kleinen aufrecht erhielt, dann konnte Nami nicht glauben, dass eine warme Mahlzeit alles aufwiegen würde. Sie sollte es besser wissen und sich darüber im klaren sein, dass sie gleichzeitig auf Hoffnungen schürte. Sie übernahm bereits jetzt eine Verantwortung, der sie sich irgendwann stellen musste. "Ich mache dir einen Vorschlag", begann sie schließlich und sicherte sich somit wieder die Aufmerksamkeit der Kleinen. Diese blickte etwas skeptisch zu ihr auf, musterte Nami forschend, welche sie schwach anlächelte. "Ich kann dich zwar nicht hier heraus holen, aber.. was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Ausflug machen? Wir machen uns einen schönen Tag, gehen an den Strand, schön essen mit allem, was dazu gehört. Wie findest du das?" Sie würde sich einen Tag frei nehmen können, so dass sie ihr wenigstens einen Tag schenken konnte an dem sie hier heraus kam. Natürlich könnte Aisa immer wieder abhauen, doch die Kinder wurden immer wieder eingefangen und bei den Strafen die sie zu erwarten hatten ließen die meisten diese Versuche bald bleiben. Wenn man es aber richtig anstellte, dann wäre es sicherlich möglich einen Tag zu verschwinden, ohne das es der Alten auffallen würde. "Und ich darf mir aussuchen, was wir machen?" So einfach konnte man ein Kind glücklich machen. Nami schmunzelte leicht in sich hinein, nickte dann aber. Wenn das alles war, was nötig war um wieder ein Lächeln in dieses Gesicht zu zaubern, dann würde sie ihr einen Tag jeden Wunsch erfüllen den sie hatte. Oder es zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen. "Versprochen. Du darfst dir aussuchen, was wir machen." Aisa jubelte begeistert, rappelte sich auf und fiel Nami fröhlich um den Hals. Das war es wahrlich wert. Sie wollte sie glücklich sehen und irgendwann, wenn sie alle bereit dazu waren und vielleicht auch endlich verschwinden konnten, dann konnte man vielleicht daran denken, dass sie so etwas wie eine Familie sein konnten. Das allerdings waren Dinge, Träume und Wünsche, die noch weit in der Zukunft lagen.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)