Gintama • Those Are Silver, These Are Gold von Switch (Geschichten um die Yorozuya und co.) ================================================================================ Kapitel 3: Schemers ------------------- Pläneschmieder. Die eisige Kälte des riesigen Hangars eines entsprechend großen Schiffes war überall präsent, vor allem aber in den Herzen der Geschöpfe, die sich hier sammelten. Die Kiheitai, eine radikale und terroristische, aber eigenständige Untergruppe der Jouishishi, gegründet und geleitet von Takasugi Shinsuke, hatte sich vor einiger Zeit zurückgezogen und versuchten es nun auf ein neues, diesmal mit weitaus selbstsichereren und drastischeren Anschlägen, die sich direkt gegen das Shogunat und deren Angehörige wenden sollte – wissentlich, dass ihnen ganz Edo dabei im Weg stehen würde. Shinsuke stand an einem Bullauge. Das leise Surren der Motoren war das einzige, das diesen Raum mit Geräuschen füllte. Er spürte außerdem die Anwesenheit einer weiteren Person, schien sich aber nicht daran zu stören. Diese Person wusste, dass sie im Moment gleichsam willkommen wie störend war. Sie zog es vor, sich erst einmal bedeckt zu halten. Shinsuke stand nur da, die ganze Zeit über ungerührt und starrte in den unendlichen Weltraum. Aus einem der Schatten hinter ihm trat ein junger Mann. Er hatte abstehendes, aquamarinblaues Haar, seine Augen verbargen sich hinter einer Sonnenbrille (, aber man konnte davon ausgehen, dass er die Augen eines Raubtieres hatte) und er trug Kopfhörer, von denen man trotz der Hintergrundgeräusche des Schiffes noch leise Klänge vernehmen konnte. Er war verhältnismäßig groß, eins neunundsiebzig und damit ein Stückchen größer als Shinsuke; seine schwarze Kleidung wirkte bedrohlich und die Shamisen, das Instrument, das er auf seinem Rücken trug, komplettierte das Bild eines unbeschwerten, tödlichen Musikers. Der Name des Mannes war Kawakami Bansai. Er war einer der engsten Vertrauten des Kiheitaianführers. „Shinsuke, wie lange hast du noch vor, zu warten und nichts zu tun?“ In Bansais Stimme konnte man die Forderung nach etwas Neuem hören. Er war gelangweilt und seine Langeweile ließ ihn ungeduldig werden, außerdem konnte er nicht erwarten, noch mehr interessante Melodien zu hören. Normalerweise war er ein Geschöpf der Präzision und der Pragmatik, aber er hatte auch einen gewissen Katalog an Emotionen, anders als Shinsuke, der sich stets nur für Zerstörung interessierte und dessen Wahnsinn lediglich seiner eisigen Kälte entgegenstand. Er hatte zu viel gesehen, zu viel erlebt und im Krieg zu viel gelassen. Es war jener Wahnsinn, der verhinderte, dass Shinsuke daran zerbrach. Aber wo es ihm an Emotionen wie Mitleid und Gnade fehlte, machte Bansai das wieder wett, obwohl beide ihre Grausamkeit und Gleichgültigkeit teilten, vor allem wenn es darum ging, ihre Ziele durchzusetzen. Shinsuke antwortete nicht. Bansai sah das als Zeichen, nicht weiter nachzufragen, da sein Boss bereits wusste, was er wollte. „Du solltest dir weniger Sorgen darum machen, was ich tue oder nicht. Halt dich einfach bereit.“ Kein Einspruch. Kijima Matako und Henpeita Takechi hatten sich auch zurückgezogen. Die beiden waren mehr so etwas wie eine exekutive Gewalt (im wahrsten Sinne) und warteten deswegen geduldig auf Anweisungen, von denen Bansai wusste, dass diese bald schon gegeben werden würden. Shinsuke allerdings ließ sich Zeit. Sein Blick war längst wieder aus dem Bullauge gerichtet. Ungern verließ er den ihm familiären Erdboden, aber die Verhandlungen mit diversen (Amanto-)Gruppen hatten es so vorgesehen. Irgendwo auf einem anderen Planeten würden sie in ein reguläres Passagierschiff umsteigen, dass sie, unwissend über das ihnen auferlegte Schicksal, wieder auf die Erde bringen würde. „Wir werden für Aufsehen sorgen“, sagte Shinsuke und hielt Bansai so noch in diesem Raum. „Bombenspezialisten sprengen ein paar Gebäude und dann, wenn es alle am wenigsten erwarten, töten wir den Shogun und zerstören mit ihm den Rest Edos!“ Zum Ende hatte er sich nicht mehr halten könnten. Die Bestie war wieder in sein Auge zurückgekehrt, aber kurz darauf war es schon wieder vorbei. Er lächelte nur noch schmal und Bansai nickte. Er hinterfragte den Plan nicht, auch wenn er deutlich direkter und radikaler als die vorherigen war. Die graue Eminenz würde sich also dazu herablassen, sich auch selbst ins Rampenlicht zu stellen. „Vielleicht schieben wir Zura die Schuld in die Schuhe.“ Er kicherte, denn er wusste, dass seine 'Freunde' nicht tatenlos dabei zusahen, wie auch nur irgendwer das zerstörte, was sie beschützen wollte. Aber das störte nicht. Es war lediglich ein Detail; Ein kleines, aber doch überwindbares Hindernis. Shinsuke äußerte seinen Plan großräumig seiner Kiheitai und besprach mit ihnen die Einzelheiten. Noch bevor er einen Fuß auf den Erdboden setzen könnte, würde das erste Gebäude in die Luft fliegen. Der Plan lautete, dass sie vereinzelt ein paar leicht zu erreichende, aber im Gesamtkontext relativ unbedeutende Gebäude in Edo sprengten, die lediglich in ihren Bewohnern auf das Shogunat hinwiesen. Die Panik würde die Menschen, die in der Lage waren, einen kühlen Kopf zu wahren, vorsichtiger machen. Gleichzeitig würde die Konzentration auf diesen Ereignissen liegen, wahrscheinlich würde der Shogun zeitig evakuiert und in Sicherheit gebracht. Ihr Plan würde aufgehen, Spione der Kiheitai würden ihn finden und dann war alles eine Frage der Zeit, bis Edo wie eine Reihe aufgestellter Dominosteine nach und nach untergehen würde. Versteckt in der hintersten Ecke des kalten Hangars, auf einer metallenen Überführung, stand Kamui. Der Yatou blickte mit einem verschrobenen Lächeln hinab zu den beiden sich unterhaltenden Männern und naschte dabei diverse Gebäcke, die er unterwegs aufgesammelt hatte. Hinter ihm stand sein Untergebener, Abuto. Dieser hatte eine Augenbraue hochgezogen. Er beobachtete das ganze eher skeptisch. Beide bildeten sich ihre ganz eigene Meinung darüber. „Hier ist alles startklar, die Passagiere wissen von nichts und sie werden auch nicht erkennen.“ Ein Amanto bleckte die scharfen Zähne zu einem Grinsen und grunzte aufgeregt. Er war es gewesen, der diesen Flug organisiert hatte. Mit Stolz geschwollener Brust war der Amanto als erster in das Schiff gestiegen, während ein anderer Shinsuke und seine Gruppe herumführte. Die kleine Gruppe nickte sich zur Bestätigung zu und betraten dann hintereinander das Schiff. Ihr Ziel war die Erde, die sie nach ein paar Stunden Flug erreichen würden. Landen würden sie direkt in Edo. Der Flug war ruhig. Wie versprochen lief alles so ab, als seien sie zivile Passagiere. Doch je näher sie dem blauen Planeten kamen, desto ungeduldiger wurde ihr Anführer. Shinsuke trachtete nach seiner Lebensessenz, der Zerstörung. Die 'schwarze Bestie' wollte gestillt werden, denn sie schrie lauter denn je. Endlich würde er Vergeltung üben. Endlich würde er sich rächen können. Ihm war egal, wer dabei zu schaden kam. Mittlerweile war ihm alles egal. Er wollte nur seine Destruktivität ausleben und sich daran laben, um seinem Herzen zumindest gewissermaßen einen Ausgleich dafür zu geben, was diese Menschen ihm in all der Zeit entrissen haben und damit die Beste zufrieden zu stellen. „Landeanflug, Erde. Wir bitten die Passagiere...“ Dunkle Wolken zogen sich über Edo zusammen, so als würde der Himmel erahnen, dass bald etwas Schreckliches passierte. Shinsuke grinste. Das würde sein finaler Schlag sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)