Wie Blätter aus einem Tagbuch... von Sternenschwester ((OS/Drabbel-Sammlung für OC)) ================================================================================ Kapitel 15: Ebenbürtige Rivalen ------------------------------- Unsicher schlich Rupert noch einmal um den gemütlichen Sessel herum. Auch wenn der hagere Zweibeiner sein Gesicht nicht gehoben hatte, so war sich der große Kater durchaus bewusst, dass die dunklen Augen ihn seit geraumer Zeit beobachteten, anstatt sich der Lektüre zu widmen. Rupert setzte sich nach dem Beenden der Runde majestätisch vor den Stuhl und bedachte den darin Sitzenden mit einem abfälligen Blick, der mit der gleichen Arroganz erwidert wurde. Es schien so, als würden sie beide es nicht schaffen, den jeweils anderen einzuschätzen. So starrten sie sich eine ganze weitere Weile an, während der Mann begann, ohne den Blickkontakt abzubrechen, seinen kurzen Ziegenbart nachdenklich zu zwirbeln. Plötzlich ging die Türe quietschend auf und beide, Tier wie Mensch, schreckten auf. Sanft und mit Anmut betrat Salvatria den Raum. Augenblicklich schmiegte sich Rupert an die Beine seiner Besitzerin und warf dabei dem Schwarzhaarigen einen überheblichen Blick zu. Dann schnurrte er noch einmal lautstark, bevor er ohne Hast aus dem Zimmer stolzierte. Die Salzburgerin schüttelte erstmals den Kopf über das Verhalten ihres haarigen Begleiters, bevor sie sich dem Repräsentant Kölns zuwandte. „Wir haben dich schon überall gesucht. Bonifatius möchte endlich mit der Konferenz beginnen.“ Die dunklen, kühlen Augen suchten ohne Scheu ihren Blick und wie immer tat sich Salzburg schwer, aus ihnen zu lesen. „Dein Kater mag mich nicht.“ In der Stimme schwang ein kaltes Desinteresse mit, so als würde er eine Tatsache in den Raum stellen und nicht mehr. Salvatria lachte leise aus. „Er mag keinen Mann, der meine Nähe sucht.“, erwiderte sie dann kokett. „Außerdem erkennt er sich zu Teilen in dir wieder. Das beunruhigt ihn.“ „Ich suche deine Nähe nicht.“ Nun war der Tonfall schneidend geworden, doch das freudlose Lächeln war auf den Lippen der Salzburgerin nicht verschwunden. „So hat mich also letzte Nacht ein Inkubus besucht.“ Hochmütig warf sie sich mit einer Kopfbewegung das braune Haar hinter die Schulter, doch in ihren Augen blitze es gefährlich. „Frevle nicht mit Worten, Schwester, und bedecke gefälligst keusch dein Haupt.“ Mit einer abwehrenden Handbewegung erhob sich Severin aus dem Sessel und legte den alten Folianten auf einem kleinen Tisch daneben ab. Doch als er an Salzburg vorbei gehen wollte, stellte sich diese ihm in den Weg. „Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Köln. Glaub nicht, du wärst was Besseres, weil Rupert für einmal einem Mann etwas wie Respekt erweist. Diese Gnade hängt von ganz mir ab.“ Den Zorn, welcher ihm aus den violetten Augen entgegen schlug, nahm er mit verschlossener Miene zur Kenntnis. Drohend hob die Salzburgerin die Hand. „Und wenn du wieder bei mir auftauchst, weil die Lebenslust dich beinahe umbringt, so setzte diese Gunst nicht durch unbedachte Worte aufs Spiel.“ „Wenn Ihr meint, Fräulein Hall.“ Weder in Mimik noch in Gestik ließ er sich in die Gedanken schauen und mit diesen Worten ging er an ihr vorbei. Kaum waren seine Schritte im Gang verhallt, verkrampfte die Salzburgerin die Hände schmerzhaft zu Fäusten. Warum, fragte sie sich, ließ sie sich immer wieder von seiner unnahbaren Art kränken und verletzen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)