Itachis Schauergeschichten von Sas-_- (Märchen meets Manga) ================================================================================ Prolog: Gute Nacht, kleiner Bruder ---------------------------------- Unruhig rollt Sasuke sich in seinem Bett hin und her, er ist so wach, wacher geht es gar nicht. Dabei liegt er jetzt schon fast eine Stunde im Bett, normalerweise schläft er doch viel schneller ein. Außerdem wüsste er nur zu gern, was sein Vater und sein großer Bruder Itachi im Wohnzimmer wichtig zu besprechen haben. Sasuke hält es einfach nicht mehr aus, schlafen kann er ohnehin nicht und seine Mutter liegt bestimmt auch schon im Bett. Was konnte es schon schaden, wenn er ein bisschen Mäuschen spielt? Vorsichtig setzt er erst einen Fuß, dann den anderen ganz langsam auf den Holzfußboden seines Zimmers. Der Mond, noch nicht ganz voll, aber sehr hell, lässt sein blasses Licht in Sasukes Zimmer fallen und erzeugt unheimliche Schatten, die ihm das Gefühl geben, als wäre das Spielzeug lebendig, dass er heute hat liegen lassen. Die schwarzen Knopfaugen seines Kuscheltierfuchses sind schwarz wie Onyx und glitzern unheilvoll im kalten Mondlicht. „Das nächste Mal räum ich besser auf“, flüstert Sasuke sich selbst zu und schleicht bedächtig zu seiner Zimmertür. Ein leichter Schweißfilm hat sich vor lauter Aufregung auf Sasukes Handflächen gebildet und die Kälte, den der Holzfußboden ausstrahlt, kriecht in seine kleinen Füße und breitet sich langsam in seinen Körper aus. Fröstelnd reibt Sasuke über seine Arme, dann öffnet er so leise wie möglich seine Tür und schlüpft in den schummrigen Gang hinaus. Er kann kaum etwas erkennen, außer diese unheimlichen Schatten, die ihn auf Schritt und Tritt verfolgen, sobald Sasukes es wagt, sein Bett zu verlassen. Das einzige Licht, dass er ausmachen kann, befindet sich am Ende des Ganges, wo das Wohnzimmer liegt. Gedämpft dringen die Stimmen von Itachi und Fugaku Uchiha an Sasukes gespitzte Ohren. Von hier aus versteht Sasukes nichts, er muss näher ran, wenn er herausfinden will, worüber sein großer Bruder und sein Vater so wichtiges sprechen. Vielleicht geht es ja um ihn, Sasuke, das wäre doch toll. Schritt für Schritt tapst er den Gang entlang, leicht geduckt und die schwitzigen Hände an seinen schmächtigen Körper gepresst. So flach wie möglich atmet er ein und aus, das ist seine erste, richtige Mission, der Auftrag lautet: Herausfinden, was im Wohnzimmer besprochen wird. Er hat es fast geschafft, nur noch wenige Meter trennen ihn von der Wohnzimmertür, die geschlossen ist. Dämmriges Licht wabert durch das Reispapier und kriecht über den Holzfußboden und die finsteren Wände. Es war so unheimlich und eigentlich hat Sasuke ganz schön Bammel, hier allein im Dunkeln zu stehen. Doch er ballt seine Hände und rückt noch etwas näher an die Wohnzimmertür heran. „… können wir unmöglich machen, weil … und wegen dieser Mission …“ Das war die Stimme von Sasukes Vater, es geht also um eine Mission, aber welche? „Mag schon sein … riskant … Anbu sind misstrauisch und ich …“ Ärgerlich runzelt Sasuke die Stirn, er versteht einfach zu wenig, diese ganzen Wortfetzen bringen ihn nichts, aber der Gedanke, noch näher an die Wohnzimmertür heranzuschleichen, lässt ihm die Nackenhaare aufstehen. Was, wenn sie ihn hier erwischen? Oooh, dann wird Sasuke großen Ärger kriegen. Er versteht also nichts, jedenfalls nicht genug, um sich einen Reim auf das Gesagte machen zu können, weshalb er beschließt, sich zurück in sein Zimmer zu stehlen. Seine Mission hatte er nicht ganz erfüllen können, aber immerhin hat Sasuke sich doch etwas getraut. Der Rückweg fällt ihm deutlich leichter, ruckzuck huscht Sasuke in sein Zimmer, zieht die Tür hinter sich zu und kuschelt sich unter seine Decke. Sein Herz hüpft immer noch aufgeregt in seiner Brust, unruhig zucken seine Füße unter der Bettdecke und ein Kichern springt über seine Lippen, dass er hastig mit seiner Bettdecke zu ersticken versucht. Plötzlich öffnet sich seine Zimmertür und Sasuke zuckt heftig zusammen, dann liegt er stocksteif da und stellt sich schlafen. Haben sie ihn etwa bemerkt? Aber wie, er war doch weit genug weg gewesen vom Wohnzimmer! Er hört, wie sich Schritte seinem Bett nähern, ist es sein Vater? Wenn es sein Vater ist, dann wird es jetzt ein Riesendonnerwetter geben. Ein Schatten legt sich über sein Bett, Sasuke versucht, nicht allzu verkrampft auszusehen, aber vielleicht kauft man ihm ja einen Albtraum ab. „Du hast gelauscht, oder?“ Es ist Itachi, nicht sein Vater. Eine Welle der Erleichterung macht sich in Sasuke breit, aber woher weiß Itachi, dass er gelauscht hat? Sein Bruder greift nach der Bettdecke, schiebt seine Hand darunter und seine warmen Finger schließen sich um Sasukes kleine, kalte Füße. Seine beliebte Methode, um herauszufinden, ob Sasuke mal wieder das Bett verlassen hat. Und sein Sprichwort lautet: Lügen bekommen kalte Füße! „Man belauscht andere Leute nicht, Sasuke. Es sei denn, es handelt sich um eine Mission.“ „Na ja, dann war das eben meine Mission“, nuschelte Sasuke in die Bettdecke. „Du weißt, was ich meine! Lass das endlich sein. Warum bist du überhaupt noch wach?“, fragt Itachi und setzt sich auf die Bettkante. Sasuke schiebt die Bettdecke zurück und greift nach Itachis Arm. „Ich kann nicht schlafen! Ich bin noch gar nicht müde, erzählst du mir eine Geschichte, großer Bruder??“, bettelt er und zerrt dabei an Itachis Arm. Seufzend nimmt er Sasukes Hände und drückt sie zurück auf seine schmale Brust, die großen, kohlrabenschwarzen Augen seines kleinen Bruders glitzern aufgeregt im trüben Licht des Flures, dass sich mit langen Fingern in Sasukes Zimmer ausstreckt. „Hm, na gut. Es ist schon spät, ich erzähl dir nur eine einzige Geschichte. Es ist aber eine ganz besondere Geschichte, also hör gut zu! Ich erzähl dir von einer Mission, die ich mal hatte.“ „Ist die Geschichte wahr?“, fragt Sasuke neugierig nach und zupft wieder an Itachis Hemd. „Das überlass ich dir, herauszufinden, ob ich die Wahrheit sage. Es ist eine Übung, eine Übung, ob du mein Genjutsu durchschaust, kleiner Bruder. Und jetzt hör gut zu, ich fang jetzt an zu erzählen. Die Geschichte heißt: Der Dämon in der Hütte“ Kapitel 1: Der Dämon in der Hütte --------------------------------- Itachi lehnt sich auf Sasukes Bett zurück und Sasuke zieht sich die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Gespannt liegt er da und lauscht seinem großen Bruder. „Vor ungefähr zwei Jahren hatte ich mit drei Genin eine Mission zu erfüllen. Meine Teamkameraden hießen Ryuutaro und Sanyu. Sie kamen aus einem anderen Dorf, mit dem wir einen Vertrag abgeschlossen hatten und waren noch sehr jung. Ryuutaro war erst zwölf und Sanyu dreizehn Jahre alt. Unsere Mission lautete, feindliche Ninja auszuschalten, die sich an den Grenzen des Feuerreiches herumtrieben. Die Mission fand im Winter statt, es war bitterkalt, selbst für diesen Winter und der Schnee lag sehr hoch, das behinderte uns bei unseren Fußmärschen. Im Feuerreich selbst kenne ich mich sehr gut aus, aber wenn ich an die Grenzen des Feuerreiches komme, dann fällt mir die Orientierung manchmal etwas schwerer. Wir liefen durch die dichten Wälder und suchten Stunde um Stund nach Anhaltspunkten, wo sich unser Feind aufhalten könnte. Es schneite ununterbrochen, wir sahen kaum noch die Hand vor Augen. Nur mein Sharingan verhinderte, dass wir uns hoffnungslos verirrten und nach zwei Tagen entdeckten wir endlich eine Spur. Mit meinem Kekkei Genkai spürte ich eine Chakraspur auf und der folgten wir sofort. Der Schnee fiel immer dichter, es wurde Abend und immer kälter und die Flocken gerieten, trotz guten Schutzes, in unsere Kleidung. Aber ich wollte noch nicht aufgeben und war mir sicher, dass wir es noch rechtzeitig schaffen würden, den feindlichen Ninja auszumachen. Außerdem befand er sich knapp über den Grenzen im Feuerreich. Ich wollte unbedingt meine Mission erfüllen und meine beiden Teamkameraden auch, also folgten wir verbissen den Spuren, die wir fanden, doch ganz plötzlich waren sie einfach weg. Ich verstand das selbst nicht, ich suchte alles mit meinen Augen ab, aber ich konnte nicht das geringste Chakra mehr ausmachen, außer das meiner Kameraden. Die Sonne war schon fast untergegangen, der Schneesturm ließ uns keine Möglichkeit, ein Lager aufzuschlagen und wir waren uns nicht sicher, was wir jetzt tun sollten. Wir mussten einen Unterschlupf finden, etwas wie eine Höhle oder ähnliches. Es war so schrecklich kalt und so fürchterlich dunkel. Noch nie hat es mich damals mehr angestrengt, als durch diese tiefe Dunkelheit zu blicken, meine beiden Kameraden waren praktisch blind. Wir irrten durch den finsteren Wald und kämpften uns durch den meterhohen Schnee. „Ist einer von euch erfroren?“, fragt Sasuke plötzlich. Gedankenverloren blickt Itachi auf. „Na ja, es heißt doch, dass Menschen erfrieren können, wenn es total kalt ist“, hakt Sasuke nach. Itachi nickt und streicht seinem kleinen Bruder über den Kopf. „Das stimmt, da hast du gut aufgepasst in der Schule. Aber lass mich nur weiter erzählen.“ „Ich entdeckte eine kleine, verwahrloste Holzhütte auf einer Lichtung. Meine Kameraden wollten sofort Schutz darin suchen, aber das konnte ich noch nicht zulassen. Ich wusste ja nicht, ob sich bereits der Feind in der Hütte verschanzt hatte, wir mussten vorsichtig sein, also näherten wir uns, jeder Zeit zu einem Angriff bereit, der Hütte. Als wir nahe genug waren, schickte ich einen Krähendoppelgänger vor, während wir im dichten Unterholz des Waldes Deckung suchten. Zum ersten Mal kam uns das schlechte Wetter zu Gute. Mein Doppelgänger spähte die gesamte Umgebung der Hütte aus, aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken, es war an der Zeit, herauszufinden, ob sich jemand in der Hütte befand. Ich stellte schon vorher fest, dass Licht darin brannte, das hat mich sehr misstrauisch gemacht. Und stell dir vor, Sasuke, in der Hütte sah es so aus, als würde sie bewohnt werden. Es stand ein Topf über einer Feuerstelle und es befanden sich saubere Decken darin. Ich war mir absolut sicher, diese Hütte wurde bewohnt, aber mein Doppelgänger konnte kein fremdes Chakra wahrnehmen. Aber … da war etwas in dieser Hütte. Etwas oder jemand, ich konnte es nicht definieren, egal, wie viel Mühe ich mir gab. Und dann …! Sasuke schnappt nach Luft. „… wurdest du angegriffen!“, quietscht er. Sein großer Bruder beugt sich tief über ihn und flüstert: „… löste sich mein Doppelgänger in viele Krähen auf, die hoch in den Himmel flogen, weil …“ Hibbelig zieht Sasuke an Itachis Hand. „… ein feindlicher Ninja ihn getötet hat!“, flüstert Sasuke zurück. „… die Hütte ungefährlich war, zumindest auf den ersten Blick.“ „Das war gemein von dir, ich dachte, jetzt kommt was total spannendes!“, beschwert sich Sasuke, lässt sich zurück auf sein Kissen plumpsen und verschränkt seine dünnen Arme vor seiner schmächtigen Brust. „Es war doch auch spannend und das bleibt es auch, hör nur gut zu. Ich traute dieser Hütte nicht, ich wollte nicht glauben, dass sie ganz zufällig so heimelig in der Nähe der verschwundenen Chakraspur lag, aber meine Kameraden und ich drohten wirklich bald zu erfrieren, also blieb uns keine andere Wahl, als in dieser Hütte Schutz vor dem Schneesturm zu suchen. Ich spürte meine Finger und Zehen kaum noch, hätten wir noch länger durch das Schneegestöber wandern müssen, hätten einige von uns wahrscheinlich den einen oder anderen Finger oder Zeh verloren. Sasuke schüttelt sich. „Uuäh, ich dachte, man erfriert einfach!“ „Nein, kleiner Bruder. Man erfriert Stück für Stück. Ninja, die großer Kälte ausgesetzt waren, verlieren häufiger Zehen oder Finger, meistens mehrere, musst du wissen.“ „Das finde ich ganz schön ekelig“, murmelt Sasuke, aufmunternd klopft Itachi ihm auf die Schulter. „Ich hab aber keine Finger und Zehen verloren, es ist etwas ganz anderes passiert. Wie ich schon erwähnt habe, hatte bereits jemand ein Lager in der Hütte aufgeschlagen, Felle und Decken lagen auf dem Boden und es brannte ein Feuer. Brennholz gab es auch und in dem Topf, der über dem Feuer hing, brodelte eine Suppe. Ryuutaro war auf Gifte spezialisiert, er untersuchte die Suppe und war der festen Überzeugung, dass man sie gefahrlos essen könne. Ich lehnte aber dennoch ab und verbot meinen Kameraden, davon zu essen. Glücklich waren sie darüber nicht, aber ich war der Teamführer und es oblag meiner Verantwortung, ein gesundes Misstrauen ist sehr wichtig, wenn man auf einer Mission ist. Ich nahm noch einmal alles genau unter die Lupe, prüfte jede Ecke und jeden Gegenstand, den ich finden konnte und ging noch einmal kurz nach draußen, um die Umgebung auszukundschaften, aber ich konnte niemanden ausmachen und auch kein fremdes Chakra aufspüren. Trotzdem, das Gefühl nicht allein zu sein, verging einfach nicht. Ich kehrte in die Hütte zurück, in der meine Kameraden bereits ihre Essensvorräte ausgebreitet und das Feuer angefacht hatten. Ich gesellte mich zu ihnen und sprach mit ihnen über meine Befürchtungen. Sie gaben mir Recht, ja wachsam zu sein, aber ich sah, dass sie müde waren und sehr erschöpft. Nachdem wir gegessen und uns über das weitere Vorgehen unserer Mission unterhalten hatten, legten wir uns schlafen, während einer Wache halten sollte. Das war der jüngste meiner Kameraden, Ryuutaro. Es war seine erste, richtige Mission und er war sehr nervös und meinte, er könne ohnehin nicht schlafen. Er bestand darauf, Wache zu halten, obwohl ich das machen wollte, aber er ließ sich nicht davon abbringen und ich vertraute ihm. Unser Lagerfeuer erzeugte ein unheimliches Schattenspiel, es verunsicherte Ryuutaro und er schwor mir, dass sich die Felle, die über uns auf einem Deckenbalken hingen, bewegen würden, aber ich konnte beim besten Willen keine Bewegungen sehen. „Vielleicht hat sich ein Tier in den Fellen versteckt“, überlegt Sasuke laut. „Davon bin ich auch einmal ausgegangen, aber so richtig sicher war ich mir nicht.“ „Ich weiß, ein großes Tier hat euch angegriffen!“, strahlt Sasuke und schaut grinsend zu Itachi auf. Sein großer Bruder schaut ihn schief an. „Meinst du, ein Tier? Denk noch mal gut darüber nach, kleiner Bruder. Jedenfalls war es eigentlich eine sehr ruhige Nacht, aber ich schlief nicht besonders gut. Immer wieder wachte ich auf und drehte mich von einer Seite auf die andere. Es stimmte irgendwas nicht, aber ich konnte nicht sagen, was es war. Plötzlich, als ich gerade am Einschlafen war, weckte mich Ryuutaro panisch auf. Sein Gesicht war kreidebleich und seine Augen angstgeweitet. Ich war sofort hellwach und stand auf beiden Beinen, was war passiert?“ Sasuke wirft hastig ein: „Der Feind ist ins Lager eingedrungen!“ „Davon war schwer auszugehen, aber ich konnte den Feind nicht entdecken, jedenfalls nicht sofort und das, obwohl mein Sharingan aktiv war.“ „Wie meinst du das?“, fragt Sasuke verwirrt. „Das erzähl ich dir jetzt. Ich fragte Ryuutaro, was denn nur passiert sei, aber er reagierte nicht. Er starrte mich einfach nur an und da bemerkte ich etwas weißes spitzes, das sich durch seine Brust gebohrt hatte, Blut strömte von seiner Kleidung herunter und sein panischer und schmerzverzerrter Blick wurde langsam leer. Das weiße Etwas zog sich aus seiner Brust zurück, Seine Brust ist dabei aufgerissen worden und seine Rippen aufgebogen. Das Blut strömte nur so aus seiner Brust und tränkte seine Kleidung, den Boden und mich. Ein metallischer, süßlicher Duft hing schwer in der Luft und machte mir das Atmen schwer. Weißt du Sasuke, der Mensch hat viele empfindliche Organe in seiner Brust. Wir brauchen sie, damit wir überhaupt leben können. Wir brauchen das Herz, es schlägt ständig, Tag und Nacht und transportiert so unser Blut durch unseren Körper, aber Ryuutaros Herz ist aufgeschlitzt worden, wie ein Ballon, verstehst du? Und seine Lunge, die wir zum Atmen brauchen, hatten lauter Löcher, große und kleine und waren mit Blut gefüllt. Das war ein schrecklicher Anblick, aber als Ninja muss man mit so etwas immer rechnen und darf sich auch nicht davor fürchten. Die traurige Wahrheit ist, dass ich Ryuutaro nicht mehr helfen konnte, außerdem blieb mir nicht die Zeit, mich um ihn zu kümmern. Mein Kamerad Sanyu hatte bereits alle Hände voll zu tun, er kämpfte gegen unseren seltsamen Feind und ich musste herausfinden, was das weiße Etwas war, das meinen Kameraden auf dem Gewissen hatte. Zuerst war ich der Meinung, ich hätte so etwas noch nie gesehen. Aber ich hatte es schon mal gesehen, sogar schon sehr oft, denn es waren nichts anderes, als Knochen.“ “Waas, Knochen? Knochen sollen euch angegriffen haben??“, unterbricht Sasuke aufgeregt die Geschichte. Seine Hände krallen sich in seine Bettdecke fest, Itachi greift nach ihnen und hält sie sanft in seinen und streichelt sie. „Lass mich nur weitererzählen, kleiner Bruder, die Erklärung kommt ja gleich. Es waren wirklich Knochen, welche, wie ich sie so noch nie gesehen habe und es ging so schnell, ich konnte es einfach nicht verhindern. Sanyu hatte alle Techniken und sein ganzes Können aufgebracht, um sich gegen die Knochen zu wehren. Doch schließlich bohrte sich einer dieser langen, spitzen und zahnweiße Knochen in seine Schulter. Sanyu war regelrecht benommen und stand vor Schmerz und Verwirrung unter Schock, aber dann fing er an zu schreiend und hieb mit einem Kunai auf diesen Knochen ein, aber das machte dem gar nichts aus! Ich beschloss, das Übel an der Wurzel zu packen, doch dazu musste ich herausfinden, wo diese Knochen nur herkamen. Schnell verschaffte ich mir einen Überblick über den Raum und fand heraus, dass alle Knochen aus den Fellen heraustraten, die sich auf dem Deckenbalken befanden. Ich sprang nach oben, packte die Felle und riss sie zur Seite, was ich darunter zu sehen bekam, hätte ich mir nie träumen lassen. „Jetzt weiß ich es!“, brüllt Sasuke plötzlich los. Überrascht schaut Itachi ihn an. „Du weißt, was sich unter den Fellen befindet?“, fragt er verwirrt. „Na ja, aber … Ich glaube, es ist ein Genjutsu!“ Bedächtig nickt Itachi. „Guter Gedanke, aber unser Sharingan durchschaut Genjutsu, kleiner Bruder. Ich verrate dir, was sich unter den Fellen befunden hat.“ „Es war ein kleiner Junge, bestimmt nicht älter als du, Sasuke, so klein war er, aber das Schrecklich war, dass seine eigenen Knochen aus seinem kleinen Körper ragten. Sie waren durch seine Haut und Muskeln gestoßen, ich sah die aufgerissene Haut und das blutige Innere seines schmächtigen Körpers. Ich war so entsetzt, dass ich für ein paar Sekunden nicht reagieren konnte und das nutzte der Junge sofort aus. Noch mehr Knochen in verschiedenen Formen, schossen aus seinem Körper, es war ein ekelhaftes, reißendes und schmatzendes Geräusch, als die Knochen aus ihm heraus brachen und direkt auf mich zusteuerten.“ Sasuke zieht sich die Bettdecke über den Kopf. „Das ist total ekelig und gruselig! Das denkst du dir doch aus, so was kann ein Ninja nicht, so ein Jutsu gibt es nicht!“, jammert er und rutscht von Itachi fort. Itachi zieht Sasuke die Decke vom Kopf und beugt sich über ihn. „Das hab ich ja auch gedacht, aber anscheinend gibt es so ein Jutsu wirklich. Aber weißt du, was ich noch viel mehr glaube? Das es ein Kekkei Genkai war oder ein Clanjutsu, denn mein Sharingan war nicht in der Lage, es zu kopieren und wenn ich ehrlich sein soll, war ich sehr froh darüber. Ich war also wie vom Donner gerührt, als diese Knochen auf mich losgingen, aber ich fing mich rechtzeitig wieder und wich ihnen gerade noch so aus. Sanyu hatte nicht so viel Glück, während ich den Knochen ausweichen musste, die mit keinem Kunai und mit keinem Shuriken beschädigt werden konnten, bohrten sich immer mehr Knochen in Sanyus Körper und töteten ihn genauso schrecklich, wie Ryuutaro. Ein Knochen spaltete Sanyus Brustkorb auf, die Schmerzen mag man sich gar nicht vorstellen, die er gehabt haben muss und alles Blut, was sein Herz durch seinen Körper pumpen sollte, strömte aus seinem geöffneten Brustkorb und tränkte seine Kleidung und sein Lager scharlachrot. So viel Blut hab ich selten fließen sehen, wie ein See breitete es sich auf dem Holzfußboden aus und glänzte in der schummrigen Glut des Lagerfeuers. Sanyu konnte ich einfach nicht mehr helfen, genauso, wie ich Ryuutaro nicht hab helfen können und das bereitet mir auch heute noch große Schuldgefühle.“ Sasuke runzelt die Stirn und tippt Itachi an die Schulter. „Warum denn, du kannst doch gar nichts dafür, dieser Knochenjunge hat sie doch getötet!“ „Ja schon, aber als Teamführer trägst du die Verantwortung, Sasuke. Es war meine Aufgabe, meine Kameraden zu schützen und das habe ich nicht geschafft“, erklärt Itachi legt seine Hand auf Sasukes Schulter. „Ach so … Dann möchte ich nicht Teamführer werden“, murmelt Sasuke und schüttelt nachdrücklich den Kopf. Itachi seufzt. „Das sagst du jetzt, aber eines Tages und da bin ich mir ganz sicher, wirst du mal Jounin werden und dann wird es deine Aufgabe sein, ein Team zu führen, du wirst schon sehen. Aber jetzt lass mich dir erzählen, wie die Geschichte weiter geht.“ „Ich merkte schnell, ich kam gegen diese stahlharten Knochen nicht an und es wurden immer mehr. Vorerst blieb mir nur die Flucht nach vorn, ich floh durch ein Fenster nach draußen in die eisige Nacht. Der Blizzard tobte nicht mehr ganz so stark, es war immer noch bitterkalt, aber es war auszuhalten und ich musste schnell handeln. Ich setzte das Jutsu der Flammenden Feuerkugel ein und setzte somit die Hütte in Brand, in der Hoffnung, so den Knochendämon töten zu können. Die Hütte fing sofort Feuer. Außen mag sie vom Schnee eingedeckt sein, aber innen war es trocken, richtig trocken und trockenes Holz wie dieses, brennt wie Zunder. Ich hörte die lauten Schreie dieses kleinen Jungen, wie gebannt stand ich da und versuchte sein Chakra zu orten, aber er war wirklich gut darin, es zu verbergen. Mein Sharingan hab ich gut im Griff, Sasuke, aber auch ich lerne immer etwas Neues dazu. Jetzt hätte ich seinen Trick sicher durchschaut, damals ist mir ein Fehler passiert und das bedauere ich wirklich sehr.“ Sasuke schüttelt leicht seinen Kopf. „Also, dass du auch mal einen Fehler machst und das bei einer Mission …!“ „Ich bin auch nur ein Mensch, kleiner Bruder, so was passiert leider. Aber ich gebe mein Bestes, damit es nicht passiert.“ „Ist der Knochendämon gestorben?“ „Wart’s nur ab.“ „Ich stand also da und wartete ab, ob ich den Knochenjungen getötet hatte. Die Hütte brannte lange und ich strich in ihrer Nähe herum, zum einen, um nach meinem Feind Ausschau zu halten und zum anderen, um mich weiterhin warm zu halten. Die Funken stoben in den tintenschwarzen Nachthimmel hinauf, sie erinnerten mich an Glühwürmchen, kleine leuchtende Käfer, die mich an Träume erinnern, die Flügel bekommen haben. Kichernd drückt Sasuke seine Hände vor seinen Mund. „Das klingt komisch, was du da erzählst.“ „Findest du diese Vorstellung so albern?“, fragt Itachi ernst. Sasuke nimmt erschrocken die Hände vom Mund. „Nein, nicht albern. Nur … komisch eben.“ „Tja, dann bin ich eben komisch. Aber wie du siehst, obwohl meine Situation alles andere als gut war, versuchte ich dem Ganzen noch etwas Schönes abzuringen. Als der Morgen graute, flaute auch der Schneesturm ab und ich durchwühlte die verkohlten Überreste der Hütte, aber ich konnte den Jungen nirgends finden. Ihm muss die Flucht gelungen sein, was mich sehr wütend machte. Schließlich hatte er zwei meiner Kameraden auf dem Gewissen, die mir vertraut hatten und ich war nicht in der Lage gewesen, sie zu beschützen. Mir blieb keine Wahl, ich kehrte so schnell ich konnte zurück nach Konoha und erstattete Bericht. Seit diesem Tag schwor ich mir, noch mehr Acht auf die Sicherheit meiner Teammitglieder zu geben und kein Risiko mehr einzugehen, wenn es sich vermeiden lässt. Wer der Knochendämon war, weiß ich immer noch nicht so genau, aber in den alten Schriften hab ich mal etwas über einen Clan gelesen, der sich Kaguya Clan nennt. Er soll sehr streitsüchtig und kriegerisch sein und sich mit anderen Großmächten anlegen. Sie besitzen ein Kekkei Genkai, dass es ihnen erlaubt, ihre Knochen als Waffen zu benutzen, sie können ihre Form verändern und sie so als Schutzschild nutzen, oder eben zum Angriff.“ Sasuke richtet sich in seinem Bett auf und drückt sich an Itachi. „Das hast du dir doch ausgedacht! So was gibt’s doch gar nicht! Das war eine echt schreckliche Geschichte, großer Bruder!“ Itachi nimmt Sasuke an den Schultern und drückt ihn zurück auf sein Bett. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Vielleicht ist nicht die ganze Geschichte wahr, Sasuke, aber sie soll dich lehren, dass das Leben immer für eine Überraschung gut ist und man nie glauben soll, schon alles zu kennen. Egal, was für ein guter Ninja man auch ist, Hochmut kommt nämlich vor dem Fall.“ „Das versteh ich nicht richtig“, nuschelt Sasuke trotzig und will sich wieder an Itachi kuscheln. „Ich hab dir eine Geschichte erzählt und du schläfst jetzt, Sasuke. Gute Nacht, kleiner Bruder und denk an das, was ich dir erzählt hab.“ „Ist gut. Aber ich glaub dir trotzdem nicht, das ist ein Märchen, da bin ich ganz sicher!“, kichert Sasuke und kuschelt sich wieder in seine Bettdecke. „Vielleicht“, antwortet Itachi müde lächelnd, steht auf und zieht die Zimmertür wieder auf, die nur angelehnt war. Dann tritt er auf den Gang hinaus und schließt sie leise hinter sich. „Vielleicht …“ >8< Zehn Jahre später Schweigend sitzt Sasuke an einem großen, dunklen See. Die Sterne der Nacht und der Halbmond spiegeln sich darin und Sasuke hat das Gefühl, in das Universum zu blicken, das sich zu seinen Füßen ausgebreitet hat und über der stillen Wasseroberfläche tanzen lauter kleine Glühwürmchen. Blitzschnell verschießt er mit Chidori kleine Lichtpfeile, die eines der Glühwürmchen aufspießt und zerplatzen lässt. Seine Überreste rieseln ins Wasser. Das Universum schlägt Wellen und der grelle Blitz, der um Sasukes Hand strahlt, erlischt. „Dein Traum ist geplatzt, großer Bruder. Ich habe ihm die Flügel gestutzt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)