K -illing Project von Xalis ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 8 -------------------- Soo hier ein neues Kapitel. Tut mir leid wegen den unregelmäßigen Wartezeiten aber ich versuche wenigstens monatlich ein neues hochzuladen. Das hier ist etwas fluffiger geworden als die letzten, also eine echte Rarität. Aber lest selbst. Viel Spaß damit Eure Xalis ~*+*~ Fushimis POV Innerlich grinste ich, als Munakata sein Einverständnis gab, musste dann aber kurz darauf verwirrt zusehen, wie er sich erhob und den Raum verlassen wollte. Allerdings fragte ich nicht nach. Das hätte vermutlich zu neugierig gewirkt. Und das hier war sein Haus. Er würde mir wohl kaum davonlaufen. Meine Vermutungen bestätigten sich, als er sich an der Tür noch einmal zu mir umdrehte. „Ich denke es wäre das Beste, wenn ich mich schon mal um das Gästezimmer kümmere.“ Gästezimmer. Das war bei der Geräumigkeit dieses Hauses kaum anders zu erwarten gewesen. Wahrscheinlich hatte er gleich zwei oder drei davon. Ich stand eilig auf und folgte ihm. Wir gingen einen nicht allzu langen Gang mit lediglich 2 weiteren Türen entlang. „Das ist übrigens das Badezimmer. Fühl dich frei es zu benutzen, sollte dir danach sein“, erklärte mein Gastgeber beiläufig, ohne sich zu mir umzudrehen. Nur kurz darauf erreichten wir eine weitere Tür am Ende des Ganges. Mein Gastgeber öffnete diese und gab die Sicht auf ein auf den ersten Blick gemütliches Gästezimmer frei. Ich betrat den Raum direkt nach ihm und beobachtete ihn dabei, wie er sich daran machte, die ein oder anderen Stapel an Akten und Unterlagen, die auf Bett und Nachttischen verstreut waren, in einer Kommode verschwinden zu lassen. Aber er wurde unterbrochen. „Munakata-san, Fushimi-san, Vitani wollte sich entschuldigen. Stimmt’s Vitani?“ Aoi stand in der Tür. Auf ihrem Arm die zappelnde Katze, der ihre Lage überhaupt nicht zu gefallen schien. Munakata legte die Akte, die er gerade in der Hand hatte zurück auf das Bett und ging zu ihr herüber. Ich folgte ihm in einem etwas größeren Abstand. Meine Vorsicht machte sich bezahlt. Das viele Winden der Katze ebenfalls. Schnell sprang sie aus Aois Armen und rannte wild durchs Zimmer. Blätter flogen in die Höhe als das Tier aufs Bett sprang und das Mädchen ihr rufend hinterher stürmte. Ich beteiligte mich nicht an der Jagd, sondern nutzte die Gelegenheit, etwas in Augenschein zu nehmen, das mir vor wenigen Momenten aufgefallen war. Ich ignorierte die lauten, polternden Geräusche und betrachtete eine Wand. Halb hinter einem zugezogenen marineblauen Vorhang versteckt, lugte eine mit Bilder und Statistiken tapezierte Wand hervor. „Was ist das?“, fragte ich nun doch neugierig, als ich den Vorhang nun ganz zur Seite zog. Die wenigen Stellen an der Wand, die mit Sicherheit 3,5 Meter hoch und mindestens 4 Meter breit war, an denen man die Tapete noch deutlich erkennen konnte waren ungefähr so groß wie meine Hand und auch an dieser abzuzählen. Das Poltern hörte vom einen auf den anderen Moment auf und ich drehte mich kurz um. Vitani saß in einem kleinen Käfig aus blauen, fluoreszierenden Wänden. Der blaue König hatte wohl selbst keine Lust auf das Fangspiel gehabt. Er hob den Käfig gerade hoch, ehe er ihn über Aois Armen verschwinden und die perplexe Katze in deren Griff purzeln ließ. „Aoi, würdest du bitte das Bettzeug holen?“ Die Show war vorbei und ich drehte mich wieder zu der Wand. Allerdings hatte ich keine Gelegenheit mehr, sie mir genauer anzusehen, als auch schon unerwarteter Weise mein Captain zu mir herantrat und mit einer Wucht die Zettel von der Wand riss, dass ich den Arm vor das Gesicht hob, um nicht vom Regen der Reißzwecke getroffen zu werden. Er knüllte sie zusammen und versuchte alles in den dafür augenscheinlich viel zu kleinen Mülleimer zu stopfen. Tatsächlich gelang es ihm sogar. Ich beobachtete ihn skeptisch dabei. So wenig ich über ihn wusste, das war auf keinen Fall seine Art. „Nichts Wichtiges“, war seine Antwort auf meine kurz vorher gestellte Frage. Sein Blick war unergründlich. Selbiges galt für seine Tonlage. Ich grinste in mich hinein, als mir klar wurde, dass ich eine ganze Nacht Zeit haben würde, mir den Papierhaufen voll düsterer Geheimnisse genauer anzusehen, der in dem Eimer neben der Kommode auf mich wartete. Munakata hatte indessen seine Beschäftigung von eben wieder aufgenommen und ließ die letzten Spuren anscheinend arbeitsreicher Abende in Schubladen verschwinden. Ich folgte seinem Blick, der anschließend suchend durch das Zimmer glitt, allerdings nicht das zu finden schien, nach dem er Ausschau hielt. Schließlich sah er zu mir herüber. „Was macht dein Bein?“ Ich winkte ab. „Schon wieder in Ordnung.“ Er brauchte nicht zu wissen, dass es immer noch ein ziemlich unangenehmes Gefühl war, gerade mit dem rauen Stoff der Jeans, die er mir gegeben hatte. Am besten wäre es für mich, er würde den Raum oder gleich das ganze Haus für ein paar Stunden verlassen. Ich gähnte und bemühte mich, es möglichst auffällig zu machen. Es zeigte seine Wirkung. Zumindest dezent. „Wir haben einen langen Tag hinter uns“, sagte Munakata mit einem Blick auf die Wanduhr. „Komm mit. Ich leihe dir etwas zu schlafen. Vielleicht hat Aoi bis dahin auch das Bettzeug zurechtgemacht.“ Er wirkte schlagartig selbst sehr müde und mir wurde bewusst, dass ich nicht der einzige gute Schauspieler im Raum war. Nicht der einzige mit einer nahezu perfekten Maske. Ich nickte müde und folgte ihm aus dem Raum, über den Gang und zurück in sein Schlafzimmer. Erneut öffnete er den Schrank und begann seine Suche. Ein beiläufiger Blick verriet mir, wie selten er tatsächlich hier war. Eigentlich war es ein Wunder, dass er überhaupt eine Hose gefunden hatte, die er mir hatte leihen können. „Munakata-san?“ Aoi stand in der Tür. Vitani schlich unheilverheißend um ihre Beine und warf uns, wie es mir vorkam, gehässige Blicke zu. Ich mochte diese Katze nicht. „Was gibt es, Aoi?“ „Ich hab nur das hier gefunden. Der Rest muss in der Wäsche sein.“ Ein dünnes Laken. Höchstens ein Bezug. Natürlich optimal für den Winter. Draußen lag Schnee und meine ‚Decke‘ hatte ungefähr den wärmenden Effekt einer Serviette. „Ich werde selbst noch einmal nachsehen gehen.“ Ehe er den Raum verließ drehte sich Munakata noch einmal zu mir. „Such dir einfach etwas raus.“ Er deutete auf den geöffneten Schrank. Und mit diesen Worten ließ er mich und den Schrank zurück. Einzig Aoi stand noch in der Tür und sah mich an. Es war eine rundum seltsame Situation. „Kann ich…dir irgendwie helfen?“, fragte sie zögerlich, nicht wissend, ob sie mich duzen oder siezen sollte. Mein Blick wanderte von ihr zum Kleiderschrank und zurück. „Ich könnte dir vielleicht etwas leihen“, fuhr sie leise fort. Ich sah sie entgeistert an. „…etwas von meinem Vater…“ Sie klang leise und bedrückt, als sie das Missverständnis auflöste. Ich erinnerte mich daran, was mir diesbezüglich erzählt worden war. Es war mir etwas unangenehm. Trotzdem nahm ich das Angebot dankbar an. „Wenn es für dich in Ordnung ist.“ Sie nickte. Stumm begleitete ich sie in ihr Zimmer. Ich war erstaunt darüber, dass sie es nun doch unerwarteter Weise geschafft hatte, normal mit mir zu reden. Ihr Zimmer war der lebendigste Raum im ganzen Haus. Die Farben waren warm und freundlich und die Regale vollgeräumt. Genauer sah ich nicht hin. Mir reichte der erste Eindruck, schließlich war sie, genau wie alles andere, was mit ihr zu tun hatte, für mein Vorhaben absolut uninteressant. Hauptsache, sie kam mir nicht in die Quere. Zielstrebig zog das Mädchen etwas, das aussah wie eine weiche Sporthose und ein T-Shirt aus dem Schrank. Nur um kurz darauf das Shirt zurückzulegen und mir stattdessen einen Pullover reichte. Ich nahm die Kleidung entgegen und bedankte mich. Dann verließ ich den Raum auch wieder. Es gab Wichtigeres zu tun. Zurück im Gästezimmer wurde ich bereits erwartet. Tatsächlich schien sich keine wärmere Decke im ganzen Haus zu befinden. Das schloss ich zumindest aus der Tatsache, dass mein Captain das dünne Laken über der Matratze glatt strich, als ich durch die Tür trat. „Ich habe die Heizkörper so hoch gestellt wie es geht. Vielleicht lässt es sich so aushalten. Entschuldige, normalerweise kann ich meinen Gästen mehr Komfort bieten.“ "Normalerweise haben Sie auch nicht so unerwartet Gäste, schätze ich", erwiderte ich versöhnlich. Er nickte und verließ den Raum, um mir Zeit zum Umziehen zu lassen. Im Türrahmen drehte er sich noch einmal zu mir um. "Solltest du noch etwas benötigen melde dich bei mir." Dann schloss er die Tür hinter sich und ich war allein. Das ging viel zu einfach. Ich warf das Wäschebündel aufs Bett und widmete meine volle Aufmerksamkeit dem Mülleimer. Mehr als einmal stach ich mir die Reißzwecke in die Finger als ich vorsichtig versuchte, die Papiere möglichst schadlos herauszuziehen und auf dem Boden auszubreiten. Schon nach einem knappen Zehntel begriff ich den ungefähren Sinn der Aufzeichnungen. Eine umfassendere Recherche zum Kagutsu-Vorfall hatte ich noch nie gesehen. Berichte, Bilder, Tabellen, Diagramme, kleine Notizen, Zeitungsausschnitte. Und ich hatte erst einen kleinen Teil der Blätter betrachtet. Und dann fiel es mir in die Hände. Das Bild von Suoh Mikoto. Dem roten König. Es passte nicht ins Bild. Ich begriff nicht gleich, was es hier sollte, doch als ich der roten Schnur folgte, die daran in den Eimer führte und die dazugehörigen Blätter herauszog erkannte ich es. Eine sorgsam geführte Tabelle. Ereignisse, versehen mit Datum und Weißmann-Level. Sorgsam eingetragen. Manche davon noch vor meiner Zeit bei HOMRA und das war beachtlich. Munakata hatte den roten König schon lange im Auge. Beobachtete die Chancen auf einen weiteren Vorfall wie den mit dem letzten roten König. Wie lange er wohl schon wusste, dass das alles passieren würde? Er musste es geahnt haben. Ich wühlte mich weiter durch die Papiere. Immer wieder überflog ich Blatt für Blatt, in der Hoffnung auf Interessantes zu stoßen, bis meine Augen etwas fanden, das meine Aufmerksamkeit wert war. Es war die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen dem blauen und dem roten König. Es war wie man es sich vorstellte. Einen trockenen Vortrag seitens blau, taube Ohren seitens rot. Es war eine Warnung gewesen. Eine Warnung, die nie beachtet worden war. Schon vor über einem Jahr hatte mein Captain sich darum bemüht, den Tod des anderen zu verhindern. Auf meiner weiteren Suche stieß ich auf viele dieser Aufzeichnungen. Alle mit demselben Ergebnis. Natürlich. Das Ergebnis hatten mittlerweile alle begriffen. Nach einem Drittel hörte ich auf. Ich sah auf die Blätter hinab. Den fehlgeschlagenen Versuch einen Menschen zu retten. Ich hatte Mitleid. Gedankenverloren sah ich an die Wand hinter der ein paar Räume entfernt Munakatas Schlafzimmer liegen. Ich konnte verstehen, dass er diese Blätter nicht mehr sehen konnte. Mühsam stopfte ich sie zurück in den Papierkorb. Dort gehörten sie hin. Das Thema Mikoto war für mich seit meinem Austritt aus HOMRA abgeschlossen. Und auch der blaue König sollte langsam damit abschließen. Und was half nicht besser den Verlust eines Menschen zu verkraften, als Nähe und freundliche Worte. Präsenz eines anderen. Und die würde er von mir bekommen bis ans Ende seiner Tage, das viel näher war als er ahnte. Ich lächelte leicht. Vielleicht würde er wenigstens halbwegs glücklich sterben. So viel Glück gönnte ich ihm. Direkt konnte er ja nichts für meine Misere mit Misaki. Daran war allein der rote König Schuld und der hatte bereits dafür gezahlt. Sein Pech war es einfach, zur falschen Zeit mein König zu sein. Ich setzte mich aufs Bett und sah die Schlafkleidung an, die mir Aoi geliehen hatte. Es war ein seltsames Gefühl, Kleidung eines Toten anzuziehen. Dabei war der Tod so alltäglich geworden. Ich hatte schon Leichen gesehen. Live und unzählige Male im Fernsehen, aber es fühlte sich trotzdem falsch an. Meine Finger glitten über den weichen Stoff des Pullovers. Richtig. Der Tod war alltäglich. Etwas Normales. Jeder stirbt eines Tages. Und nicht immer war das Leben fair mit dem Zeitpunkt und den Umständen. Also warum sollte ich es sein? Warum bekam ich immer mehr ein schlechtes Gewissen? Meine Hand ballte sich zur Faust und ich warf den Pullover gegen die Wand, verärgert über meine eigene Dummheit. Diese Gefühlsduselei. Misaki war das einzige was zählte. Solange er der Grund war, würde ich alles mit meinem Gewissen vereinbaren können. Ich stand auf um den Pullover zurück zu holen. Ich dachte nicht weiter darüber nach, wem er mal gehört hatte und begann mich umzuziehen. Die Hose fühlte sich viel angenehmer auf meinem Bein an, als die Jeans zuvor. Umgezogen und entspannt legte ich mich auf das Bett und sah an die Decke. Es würde eh nichts bringen, sich zuzudecken. Ich warf einen prüfenden Blick auf die Uhr. Es waren fast 2 Stunden vergangen, seit ich in diesem Zimmer allein war. Einen Moment würde ich noch warten. Ich stand auf und öffnete ein Fenster. Die kalte Luft die mir entgegen kam wie eine harte Betonwand ließ mich frösteln. Aber das war der Sinn der Sache. Wollte ich überzeugen wirken, musste ich kalt sein. Verkrampft stand ich am geöffneten Fenster und ließ mir den Schnee ins Gesicht wehen, bis ich zitterte. Es war eindeutig der unangenehmste Teil meines Plans bisher und vermutlich übertrieb ich, aber sicher war sicher. Leise schloss ich das Fenster wieder, was meinen zittrigen Hände mehr abverlangte, als es sollte. Ich unterdrückte ein Klappern meiner Zähne, während ich zur Tür ging und hinaus auf den Flur trat. Ich ging schneller als ich es beabsichtigt hatte, verlangsamte meine Schritte allerdings, als ich Munakatas Schlafzimmertür näher kam. Das Klopfen tat etwas weh. Umso leiser war es. Ich öffnete langsam die Tür. „Captain?“, flüsterte ich in das dunkle Zimmer. „Sind Sie noch wach?“ Ich erhielt keine Antwort. Das hatte ich erwartet. Ich betrat den Raum, und schloss die Tür hinter mir. Vorsichtig näherte ich mich dem Bett. Ich erschrak ein wenig, als die Nachttischlampe eingeschaltet wurde. Ein leicht verschlafen wirkender blauer König sah mich aus leicht zusammengekniffenen Augen heraus an. Ich war wohl nicht der einzige, dem das Licht zu hell war. „Fushimi-kun?“ „Ich wollte sie nicht wecken, Captain, aber…“ Ich druckste ein wenig herum. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Er setzte sich langsam auf. „Kann ich zu Ihnen kommen?“ ,fragte ich schließlich, ohne weiter um den heißen Brei herumzureden. Ich hatte das Bett mittlerweile erreicht. „Warum?“ Ich antwortete nicht. Es war leichter einfach das unterdrückte Zähneklappern zuzulassen. Überrascht griff mein Gastgeber nach seiner Brille. „Du bist auch ganz blass. Deine Lippen sind fast blau.“ Ein Seufzen. „Na gut.“ Zu meinem Erstaunen rutschte er auf seiner Matratze lediglich etwas nach hinten und hob die Decke an. Dieses offensichtliche Angebot von wirklicher Nähe hatte ich nicht erwartet. Mein Zögern wurde allerdings von der unglaublichen Kälte, die meinen Körper umgab, drastisch verkürzt. „Danke“, sagte ich leise lächelnd, während ich mich in das angenehm warme Bett legte und zuließ, dass mein König die Decke über uns breitete. Als er mich berührte zuckte er kurz zusammen. Einen direkten Kommentar zu meiner Körpertemperatur verkniff er sich allerdings. „So sollte es besser sein oder?“ Ich zitterte noch immer. Ja, ich hatte es übertrieben. Ich rollte mich förmlich unter der Decke zusammen. Etwas, dass Munakata nicht entging. „Wie wäre es mit einem warmen Tee?“, schlug er mit einem erschöpften Seufzen vor. Ich schüttelte den Kopf. „Ich will keine unnötigen Umstände machen. Das wird gleich wieder.“ Allerdings schien Munakata das nicht als Frage gemeint zu haben, denn tatsächlich stand er auf und verließ den Raum. Ich lächelte leicht aus zwei Gründen. Einer war die Bestätigung für das Aufgehen meines Plans. Den anderen konnte ich selbst nicht wirklich benennen. Ich schlang mich so eng es ging in die Decke ein und stahl ihr die Wärme, die mein König zurückgelassen hatte. Ich war ein großes Risiko mit dieser Aktion eingegangen, aber es hatte sich gelohnt. Zumindest redete ich mir das ein, während meine Zähne unablässig weiterklapperten. Als die Tür sich wieder öffnete und Munakata mit zwei dampfenden Tassen Tee den Raum betrat, freute ich mich schon beinahe ihn zu sehen. Die angenehme Wärme der Decke hatte meiner frostigen Kälte nicht lange die Stirn bieten können und ein heißes Getränk- auch wenn es Tee war- und jemand, dessen angenehme Temperatur ich stehlen konnte, waren eine unglaublich gute Aussicht. Ich setzte mich auf, darauf bedacht möglichst bis unter die Nase in die Decke gehüllt zu bleiben. Ich hatte lange nicht mehr wirklich gefroren, andererseits hatte ich mich an die Hitze ausstrahlende Aura des roten Clans gewöhnt, die mich auch in mancher Winternacht etwas von innen gewärmt hatte. Dankbar nahm ich den Tee entgegen. „Verbrenn dich nicht wieder“ hörte ich von der anderen Seite des Bettes, auf der es sich mein König gerade wieder bequem machte. Ich erwiderte nichts. Die Tasse fühlte sich an wie glühende Kohlen in meinen Fingern, aber ich ließ sie nicht los und nach einigen Minuten verschwand das unangenehme Gefühl. Als ich zum ersten Schluck ansetzte hatte ich das Gefühl mir die Lippen zu verbrennen. Ich ignorierte es. Der Tee schmeckte besser als ich dachte und von seinem wärmenden Effekt brauchte ich erst garnicht anzufangen. Meine Zähne hörten auf zu Klappern und auch mein Zittern ließ nach. Fast hätte ich ein paar Minuten später nach einer zweiten Tasse gefragt, aber das kam mir dann doch zu dreist vor. Munakata schien schon fast wieder zu schlafen. Seine Tasse stand schon lange auf dem Nachttisch, auf dem jetzt auch die meine stand und das einzige, was noch von ihm zu hören war, war ein ruhiges Atmen. Ich betrachtete ihn einen Moment. Die Arme hatte ich noch immer mit einer beachtlichen Menge Decke um mich geschlungen und ich spürte meine Haut unter meinen nun stark aufgewärmten Händen wie eine Eisfläche. Wie weit durfte ich gehen? Wie hoch war das Risiko? Tatsächlich interessierten mich diese Fragen gerade nur am Rande. In etwas, dass man fast eine Kurzschlussreaktion nennen konnte, schob ich mich näher an den Körper meines Königs und schmiegte mich an ihn. Er war warm. Oder einfach weniger kalt als ich. Ich seufzte leise und genoss das Gefühl von Wärme und vielleicht auch ein kleines bisschen, das der Nähe. Diesmal war er nicht zusammengezuckt. Genauergesagt erhielt ich überhaupt keine Reaktion und ich war bereits kurz davor, verunsichert auf meinen Platz zurück zu rutschen, als er den Kopf langsam in meine Richtung drehte. „Bist du so einsam?“ Ich hob den Kopf und sah ihn an, so gut es ging. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich senkte den Blick wieder und vergrub mein Gesicht zwischen dem Kissen und seinem Rücken. Das Rascheln von Decke und die Bewegung, die ich spürte deuteten an, dass er sich umdrehte, aber ich hob den Kopf nicht um nachzusehen. Wie hatte diese Frage mich so aus der Bahn werfen können? Ich war nicht einsam. Oder zumindest nicht mehr lange. Und gespielt? War ich es da? Hatte ich ihm das vermittelt? Vermutlich und das war gut so, oder? Mitleid war gut für meinen Plan. Egal ob es jetzt für meine echten Probleme war oder die gespiel- Ich unterbrach meine Gedanken als ich einen warmen Arm spürte, der sich sanft um meinen Oberkörper schlang und mich leicht an sich drückte. Ich ließ es geschehen, erleichtert darüber, dass er sich seine Antwort selbst gegeben zu haben schien. Ich schloss die Augen, einfach still daliegend und die Wärme und Nähe aufsaugend. Wann war das letzte Mal ein Mensch so zu mir gewesen? So nah, so nett, so..? Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber im Moment war mir das auch egal. „Denk daran, dass du nie alleine bist, solange du die Menschen wahrnimmst, die dich umgeben. Und diese Menschen wird es immer geben, du musst nur anfangen, sie zu sehen, Saruhiko.“ Ich sah ihn an, konnte in dem Licht allerdings nicht viel erkennen. Seine Worte waren mir ein Rätsel. Dass er meinen Vornamen benutzt hatte verwirrte mich zusätzlich. Aber vielleicht war ich auch einfach müde. Ich muss anfangen zu sehen? Wen? „Sie?“ Ein leises Lachen war die Antwort. Wie peinlich, hatte ich das gerade laut gefragt? „Zum Beispiel“, antwortete Munakata leise. Kaum spürbar bemerkte ich seine Hand, die über meine Haare fuhr. Unweigerlich lächelte ich. Das war wohl der angenehmste Teil meines Plans. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)