Der Kampf um die Digiwelt (Teil 3) von FudoKajimoto (Die Macht der Dunkelheit) ================================================================================ Prolog: Dunkler Himmel ---------------------- Seit fünf Tagen war es in der Digiwelt wieder friedlich. Die dunklen Digiritter hatten in der letzten Schlacht herbe Verluste hinnehmen müssen, und die Digimon, die unter ihrer Kontrolle gestanden hatten, waren befreit. Sie waren seit dem Ende nicht mehr in der Digiwelt gesehen worden. "Es tut gut, nicht mehr dieses verdammte Zahnrad im Rücken stecken zu haben", sagte Elecmon zu seinem Begleiter, während sie die Stadt des ewigen Anfangs wieder aufbauten. Christian hatte sie teilweise zerstört. Das Ultralevel, welches Elecmon half, nickte. "Aber der Preis für unsere Freiheit war hoch", sagte es mit leicht roboterhafter Stimme. Es war Andromon, welches schon damals den Digirittern geholfen hatte. Es war ebenfalls ein Sklave in Christians Armee und kurz darauf ein freier Rebell gewesen, bis Apocalymon sich gesprengt hatte. Es war zusammen mit Elecmon entkommen und hatte einige Minuten später Takeru gefunden, schwer verletzt. "Glaubst du, er wird durchkommen?", fragte Elecmon nach einigem Schweigen. Auch seine Gedanken waren bei dem Digiritter hängen geblieben, den es schon vor sechs Jahren kennengelernt hatte. "Er muss durchkommen", antwortete Andromon. "Er ist die Hoffnung für diese Welt." Das Ultradigimon hob einen der Würfel auf und brachte ihn an den Platz zurück, an dem er einst gestanden hatte. Seit sie Takeru vor drei Tagen in die reale Welt zurückgesendet hatten, waren sie nun dabei, die Stadt des ewigen Anfangs wieder aufzubauen, die von den dunklen Digirittern zuvor zerstört worden war. Viele andere Digimon halfen ihnen, darunter auch einige Virus-Digimon, denn sie alle wollten, dass dieser Ort wieder zum Leben erwachte. Bis die Stadt nicht wieder stand, würde kein Digimon mehr wiedergeboren werden. Während die Digimon also angestrengt arbeiteten, bemerkten sie nicht, wie sich der Himmel langsam verdunkelte. Erst, als die Sonne vollständig bedeckt war, fiel ihnen auf, dass etwas nicht stimmte. "Ist es schon so spät?", fragte Elecmon erstaunt und blickte zum Himmel. Dann schrie es panisch auf. Die anderen Digimon in der Umgebung blickten nun ebenfalls zum Himmel und einigen weiteren entfuhren ebenfalls panische Schreie. Am Himmel hatte sich eine große schwarze Wolke vor die Sonne geschoben. Die Wolke bestand jedoch nicht aus Wassermolekülen, sondern aus Zahnrädern. "Es hat wieder begonnen", meinte Andromon ruhig, doch mit eindeutig angsterfülltem Unterton. Dann sandte es erste Attacken gen Himmel, ebenso wie die anderen Digimon. Sie konnten einige Zahnräder vernichten, doch es waren zu viele. Die Wolke nahm Kurs auf sie. Die Digimon wussten, dass sie nichts daran ändern konnten, egal, wie viele sie vernichteten. "Hoffnung", murmelte Elecmon, als ein Zahnrad in seinen Körper eindrang. Seine Augen wurden schwarz, dann wandte es sich gen Norden. Von dort näherte sich langsam die Festung. "Wir müssen hoffen", sagte Andromon, welches nach wenigen Sekunden als einziges Digimon noch nicht unter der Kontrolle der Zahnräder war. Dann drangen mehrere Zahnräder auch in das Ultralevel ein und erstickten den Widerstand in der Stadt des ewigen Anfangs im Keim. Aus versteckten Öffnungen der Festung strömten immer weitere Zahnräder und verdunkelten den Himmel, während sie in alle Himmelsrichtungen davonflogen. Kapitel 1: Folgen ----------------- Drei Tage nach der Schlacht Takeru war nur Minuten später ins Krankenhaus gebracht worden. Er hatte schwere Verletzungen erlitten, doch war außer Lebensgefahr. Die Ärzte sagten, dass er von irgendwem bereits notdürftig versorgt worden war. Hikari hatte ihren Freund ins Krankenhaus begleitet und war seitdem nicht mehr von seiner Seite gewichen, wenn sie nicht unbedingt musste. Auch die Eltern von Takeru und die von Hikari waren im Krankenhaus, soweit sie es einrichten konnten. Gatomon und Tokomon, welches aus seinem Digitama geschlüpft war, kaum dass Takeru wieder in der realen Welt war, waren die ganze Zeit bei den beiden. "Wie bin ich hergekommen?", fragte Takeru Hikari, nachdem er nach seiner Notoperation wieder aufgewacht war. Hikari schüttelte den Kopf und blickte sich im steril wirkenden Zimmer um. "Ich weiß es nicht. Du und das Digitama von Tokomon seid plötzlich bei mir im Zimmer aufgetaucht. Du warst schwer verletzt." Takeru wandte sich ein wenig zu Hikari um und biss die Zähne zusammen, da das Schmerzmittel nachließ. Er war seit der Schlacht das erste Mal wieder wirklich bei Bewusstsein. "Aber ich bin zurück", flüsterte er leise. Hikari lächelte ihn an und legte ihre Hand sanft auf seine. "Ja, du bist zurück. Das ist alles, was im Augenblick zählt", meinte sie. "Was ist mit den anderen?", fragte Takeru leise, doch Hikari schüttelte den Kopf. "Du sollst dich erst erholen", antwortete sie. "Das haben die Ärzte gemeint. Du sollst dich erholen, bevor die anderen herdürfen." Sie wandte sich sofort ab, doch Takeru konnte sofort sehen, dass sie zu weinen begonnen hatte. "Sie sind tot, oder?", sagte Takeru absolut ruhig. Er hatte es geahnt, er konnte sich noch an einige Geschehnisse erinnern, die vor seiner Ohnmacht stattgefunden hatten. Das weiße Licht, als Apocalymon explodierte. Digimonpartner, die sich vor ihre Partner warfen. Taichis Befehl zu Wargreymon. Hikari nickte stumm, sie wurde leicht von ihrem Schluchzen durchgeschüttelt. Takeru nahm ihre Hand und drückte sie so stark er konnte, was ziemlich sanft war. "Ich werde immer für dich da sein", flüsterte er leise. Sie schluchzte leise, doch er wusste, sie würde es überstehen. Sie musste es. Er war bei ihr, um ihr zu helfen. In einem der Operations-Säle war gerade Yamato auf dem Tisch, er wurde nun bereits zum dritten Mal seit der Schlacht operiert, doch sein Zustand war noch immer kritisch, auch wenn sich sein Zustand gebessert hatte. Auch Miyako war noch immer in kritischem Zustand, sie wurde gerade einen Raum neben Yamato operiert, doch ihr Zustand hatte sich nicht gebessert. Im Gegensatz zu Yamato waren die Ärzte nicht sicher, ob sie den nächsten Tag erleben würde. Koushiro und Ichijouji hatten bereits vor Hikari das Krankenhaus verlassen und sich kurz darauf beim Digiritter des Wissens getroffen, um über ihre nächsten Schritte zu beraten. Tentomon saß neben Koushiro auf dem Bett, während Ken sich auf dem Schreibtischstuhl niedergelassen hatte. Der jüngere hatte am ganzen Körper Pflaster oder Verbände, während Koushiros Wunden sich auf die Unterarme und den Rücken beschränkten. Durch die langen Kleidungsstücke, die er trug, fiel das jedoch nur wenig auf. "Sie haben es wirklich getan", war das erste, das Ken sagte, nachdem er sich niedergelassen hatte. Die Digiritter hatten sich zum ersten Mal seit der Schlacht wieder getroffen. "Und wir konnten nichts dagegen tun", bestätigte Koushiro und schlug wütend auf das Bett. "Wie konnten wir das nur zulassen?" "Sie haben uns perfekt gegeneinander ausgespielt", antwortete Ken. "Wir waren dumm genug, um uns in ihre Falle locken zu lassen. Zu glauben, dass wir trotz aller Probleme, die wir seit drei Jahren hatten, noch eine Chance gegen sie haben würden." Kens Stimme troff vor Hass, während er die Gedanken des anderen Digiritters aussprach. "Und wir haben dadurch viele unserer Freunde verloren", sagte Koushiro mit gebrochener Stimme, als er an die zerschlagenen Körper der anderen dachte. Er hatte die roten Flecken an den Wänden gesehen, die einmal ihre Freunde gewesen waren. "Wir werden sie dafür bezahlen lassen", flüsterte Ken daraufhin, mit einer kalten Stimme, bei der es Koushiro und Tentomon anders wurde. In ihr schwang ein Hass mit, den sie sonst nur von Christian kannten. In diesem Zustand erinnerte er den Digiritter des Wissens an den Digimonkaiser. "Wir sollten darüber nachdenken, was wir tun können", versuchte der ältere, den jüngeren auf die aktuelle Situation zurückzuführen. Ken nickte und blickte nachdenklich auf sein Digivice. Sein Partner stand unter Christians Kontrolle, ebenso wie Daisukes. Damit war Imperialdramon nicht möglich und ein Teil ihrer Schlagkraft war eingebüßt. Auch die Partner von Taichi und Yamato waren tot und Omegamon dadurch nicht möglich, und die Engel hatten allein nicht genug Macht, um es mit Apocalymon aufzunehmen, auch wenn sie inzwischen das Megalevel erreichten. "Wir müssen es den anderen sagen", meinte er dann. "Und ich meine nicht nur die anderen Überlebenden. Das hier ist nicht mehr nur unser Problem. Wir müssen alle Digiritter über die beiden informieren. Wir haben viel zu lange damit gezögert, ihnen zu sagen, dass sie wieder da sind!" Koushiro blickte nachdenklich zu Ken, dann nickte er. Sie hatten den anderen Digirittern in aller Welt noch nicht gesagt, dass die beiden wieder zurück waren. Ihnen hatte die Zeit gefehlt. Vor drei Jahren hatten sie sie im Kampf unterstützt. Nun würden sie wieder ihre Hilfe brauchen, mehr als je zuvor. "Wieso konnten wir nichts tun", flüsterte Ken schließlich. In seinen Augen hatten sich Tränen gesammelt, während das Digivice aus seiner Hand rutschte. Er hatte die Nerven verloren, gerade eben erst. Zuvor hatte ihn sein Hass auf Christian am Laufen gehalten, doch nun, da sie planten, was sie zu tun gedachten, hatte er diesen Hass ein wenig zur Seite geschoben. Das hatte ihn kollabieren lassen. Bei ihnen allen lagen die Nerven blank. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es geschah. "Ich werde es ihnen berichten", meinte Koushiro leise, während Ken mit ihm den Platz tauschte. Der jüngere Digiritter schluchzte leise und flüsterte immer wieder die Namen der Digiritter, die die Schlacht nicht überlebt hatten. Auch nach Wormmon rief der Digiritter manchmal. Oder von denen sie nicht wussten, wie es ihnen ging. Daisuke war zusammen mit Christian und Thomas verschwunden und Raphael war ihnen gefolgt. Koushiro tippte eine kurze Nachricht, in der er den restlichen Digirittern mitteilte, dass Christian und Thomas wieder erschienen waren und was in der letzten Schlacht mit ihnen geschehen war. Er warnte alle davor, die Digiwelt an belebten Orten zu betreten und sagte ihnen, dass er sich bald mit neuen Informationen melden würde. Er sandte diese Email an alle Digiritter, von denen er Email-Adressen hatte, mit der Bitte, sie an alle Digiritter weiterzuleiten, die Koushiro nicht in seiner Kontaktliste hatte. Kurz darauf war sein Posteingang voller Nachrichten anderer Digiritter. Alle waren bereit, sich den dunklen Digirittern zu stellen. Doch alle Digiritter hielten sich vorerst von der Digiwelt fern, so wie Koushiro es geraten hatte. Eine Woche nach der Schlacht war die Beerdigung der getöteten Digiritter. Yamato und Miyako lagen noch immer im Koma. Während Miyakos Leben jedoch noch immer an einem seidenen Faden hing, war Yamato soweit stabil. Die wenigen überlebenden Digiritter waren alle anwesend, und in ihren Gesichtern war sowohl Trauer als auch abgrundtiefer Hass zu sehen. "Sie sind zu weit gegangen", flüsterte Takeru, als er die Grabsteine sah. Auf ihnen waren die Namen von Taichi, Jyou, Sora, Mimi, Iori und dem deutschen Digiritter Stefan zu sehen. Er war neben den anderen beerdigt worden, da niemand von ihnen wusste, von wo in Deutschland er genau stammte. Sie wussten nichts von ihm außer seinem Vornamen. Nachdem Koushiro ihnen mitgeteilt hatte, wann die Beerdigung stattfinden würde, waren auch viele von ihnen gekommen, ein großer Teil aus Amerika, doch auch aus anderen Teilen der Welt. Sie hatten sich in der Digiwelt getroffen, in einer abgelegenen Region weit weg von allen Siedlungen, und waren von dort geschlossen in Japan herausgekommen. Alle trugen sie schwarze Kleidung, um den getöteten Digirittern die letzte Ehre zu erweisen. Bald würden sie alle um ihr Leben und ihre Freiheit kämpfen, das wussten sie. "Wieso gerade mein Bruder?", schluchzte Hikari, als sie vor dem Grab von Taichi stand. Takeru hatte seinen Arm um sie gelegt, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war. Noch immer hatte er sich nicht vollständig erholt, doch das hinderte ihn nicht daran, für Hikari da zu sein. Auch er war natürlich mehr als niedergeschlagen, doch sein Bruder war noch am Leben, auch wenn er im Koma lag. "Sie werden dafür bezahlen", sagte Ken zu den anderen, nachdem die Zeremonie beendet war. Die Digiritter hatten sich etwas abseits der anderen Trauergäste versammelt und besprachen die nächsten Schritte. Auch die internationalen hatten sich zu ihnen gesellt. "Aber wir sollten nicht unbedacht handeln", sagte eine der internationalen Digiritterinnen. Sie hatte sich den Digirittern als Samantha vorgestellt. Sie war fünfzehn Jahre alt, etwas älter als Ken, und hatte langes blondes Haar. "Wenn wir nicht genau nachdenken, was wir tun, dann werden mehr von uns enden wie eure Freunde", fügte ein weiterer der internationalen Digiritter hinzu, was ihm einen wütenden, doch auch verständnisvollen Blick der umstehenden einbrachte. Die Person, die das gesagt hatte, hieß Yuri und kam aus Russland. Zusammen mit zwei anderen russischen Digirittern war er einer der ersten gewesen, der zur Beerdigung hatte kommen wollen. 'Wir sind alle Digiritter', hatte er den anderen geschrieben, als er sie dazu angestiftet hatte. Er war mit einer weiteren russischen Digiritterin erschienen. Sie hieß Laura und aktuell stand sie bei Hikari und versuchte, sie zu trösten, so gut es ging. Auch Samantha war in Begleitung gekommen. Wallace, der Digiritter mit zwei Digimon, und Tatum, welcher ein Jahr älter als Samantha war, waren mitgekommen. Sie alle waren bereit, gegen die dunklen Digiritter vorzugehen, das hatten sie bereits erklärt. Die jüngste internationale Digiritterin, die zur Beerdigung gekommen war, hieß Chichos, und kam aus Südamerika. Sie war gerade elf Jahre alt, doch hielt sie sich während der Zeremonie tapfer. Auch sie war bereit, zu kämpfen, damit nicht noch mehr Beerdigungen nötig sein würden. Das hatten alle Digiritter bereits vor dieser Zeremonie versprochen. "Danke, dass ihr alle gekommen seid", flüsterte Hikari schließlich mit gebrochener Stimme. Die internationalen Digiritter nickten ihr anerkennend zu, bevor sie sich zu Koushiro wandten. Sie hatten sich alle für die Beerdigung freigenommen, doch sie sollten bald in ihre Länder zurückkehren, damit ihre Eltern sich nicht zu viele Sorgen machten. "Wir werden die Digiwelt überwachen", sagte Samantha noch, bevor sie sich dem Laptop von Koushiro zuwandte. "Ihr erholt euch. Wir halten euch auf dem Laufenden." Mit diesen Worten verschwand sie in die Digiwelt, von wo aus sie nach Amerika zurückkehren würde. "Wir sind nicht allein", flüsterte Takeru in Hikaris Ohr. "Und daher können wir nicht verlieren." Hikari war sich nicht so sicher wie Takeru, doch auch sie hoffte, dass er recht hatte. Sie sank ein wenig mehr in seine Arme. Der junge Digiritter drückte sie fest an sich, was ihn erhebliche Kraft kostete. "Wir werden ihnen zeigen, dass sie einen großen Fehler gemacht haben", flüsterte Ken so leise, dass nur er und Koushiro neben ihm es hörten. "Aber wir sinken nicht auf ihr Niveau. Das ist etwas, das uns Taichi und die anderen nie verzeihen würden", entgegnete der ältere. Ken nickte, doch in seinen Augen konnte man den Hass sehen, den er auf die beiden dunklen Digiritter hatte. Die internationalen Digiritter hatten sich inzwischen durch Emails und Chaträume abgesprochen, was die Aufklärungsausflüge in die Digiwelt betraf. Samantha und Tatum waren als erste an der Reihe. Sie hatten die Digiwelt nahe der Stadt des ewigen Anfangs betreten und waren entsetzt, als sie die Massen an Digimon sahen, die durch Zahnräder kontrolliert wurden. "Das ist unglaublich", flüsterte Sam, als sie und Tatum aus einem Busch heraus beobachteten, wie die kontrollierten Digimon ein Digitama nach dem anderen dazu brachten, zu schlüpfen. "Sie haben bereits wieder einen riesigen Einfluss", antwortete Tatum ebenso leise. Dann zogen sich die beiden Digiritterinnen zurück und verließen die Digiwelt. Sie hatten nach einem kurzen Ausflug schon viel zu berichten. Und sie waren sich sicher, dass sie in den nächsten Tagen noch viel mehr entdecken würden. Gerade als sie noch einmal zum Tor blickten, sahen sie, wie ein Digimon den Fernseher vernichtete. Auch die anderen Fernseher auf der File-Insel fielen innerhalb weniger Minuten aus. "So viel zu unserer Aufklärung auf der File-Insel", meinte Tatum genervt. Sam nickte nervös. Sie hatten sich ein Ferienhaus weitab der Zivilisation gemietet – wenn auch nicht auf ganz legale Weise – und operierten von dort aus. Allerdings nicht allein. Sie waren zu fünft, aus allen Teilen Amerikas. Gemeinsam mit Sam und Tatum hatten sich Wallace, Michael und Lou hier einquartiert. "Das wird uns nicht aufhalten", antwortete Lou, welcher für die Computer zuständig war. "Wir werden einen Weg finden." Kapitel 2: Gestrandet --------------------- Raphael und Leomon irrten nun seit zwei Tagen durch diese düstere Welt. Seraphimon war bei dem Versuch ums Leben gekommen, seinen Partner zu schützen. Das Digitama hatte sich in Raphaels Digivice materialisiert und war von dem Menschen gleich nach der Ankunft in dieser Welt von dort befreit worden. "Diese Welt scheint schon unter der Kontrolle der beiden zu stehen", stellte Leomon fest, als sie sich vor einer weiteren Patroullie versteckten. Die Wesen, die diese Welt bewohnten, ähnelten Digimon, allerdings nur, wenn man sich nicht zu sehr auf sie konzentrierte. Sonst fielen einem Fehler in ihrem Aussehen auf, eine leichte Unschärfe oder ein kaum wahrnehmbares Flimmern. "Und das schon seit langer Zeit" bestätigte der letzte der 'Digiritter der Zeit' die Aussage und deutete in die Ferne. Dort konnten sie eine Burg sehen, von der sie wussten, dass es die Basis der dunklen Digiritter in dieser Welt war. Sie hatten sich ihr jedoch noch nicht nähern können, das Gebiet rund um diese Festung war eben, keine Pflanze wuchs darauf, und die Wachen auf den Mauern waren immer wachsam. Es waren – im Gegensatz zu den Wesen, die hier lebten – wirkliche Digimon. "Was sollen wir also tun?", fragte Leomon. "Das Dorf im Süden sah am vielversprechendsten aus, vielleicht können wir uns dort verbergen, bis dein Partner wieder geschlüpft ist." Raphael hasste es, das zuzugeben, aber das Digimon hatte recht. Er nahm das Digitama seines Partners auf den Arm, dann marschierte er gemeinsam mit dem Digimon gen Süden. Zumindest glaubten sie, dass dort Süden sein musste. "Wie geht es dir, Leomon?", fragte Raphael erneut die Frage, die er in den letzten Tagen schon oft gestellt hatte. Das Digimon hatte bisher noch nicht wirklich darauf geantwortet. "Es geht", meinte es, wie schon jedes Mal zuvor. Raphael schüttelte den Kopf und wandte sich dem Digimon zu, das ihn um gut zwei Köpfe überragte. "Das glaube ich dir nicht, Leomon. Dein Partner ist gestorben und du wirkst so... unbeteiligt!" Leomon blickte mit kalten Augen zu dem Menschen, dann senkte es den Kopf. "Wenn ich nachdenke, dann leide ich Qualen, die du dir kaum vorstellen kannst", sagte es leise. "Ich will töten, jeden, der am Tod von Stefan schuld war, jeden, der mir in den Weg kommt. Ich weiß nicht, woher diese Blutlust kommt, doch sie ist da. Und ich muss sie unter Kontrolle halten." "Mir geht es nicht anders, Leomon", meinte Raphael mit eindeutig wütender Stimme. "Ich habe viel zu wenig getan, um sie aufzuhalten. Ich hätte es verhindern können. Aber noch einmal werde ich diesen Fehler nicht machen. Sollten wir noch einmal auf sie stoßen, werde ich der erste sein, der alles tut, um zu siegen." Leomon nickte dem Menschen zu, dann liefen sie weiter auf das Dorf zu, das sie entdeckt hatten, immer von Schatten zu Schatten huschend. Sie mussten sich ausruhen, Nahrung und Wasser finden und dann einen Weg suchen, in die Digiwelt zurückzukehren. Zwei Stunden Wanderung später hatten sie das 'Dorf' erreicht. Es war eine Ansammlung kleiner Hütten, die scheinbar noch bewohnt wurden, zumindest glaubten sie das. Es waren keine Bewohner zu sehen, doch im Zentrum der Hütten brannte ein großes Feuer. Allerdings war auch der Schein der Flammen eher grau als orange, was sowohl Raphael als auch Leomon bedrückte. Sie wandten sich einer der Hütten zu. Das Digimon zog seine Waffe, dann trat es die Tür ein. Wenige Sekunden später hatte es die Hütte durchsucht und rief Raphael herein. Die Bewohner des Dorfes waren wohl gerade nicht hier. "Wir stocken Vorräte auf und verschwinden so schnell wie möglich von hier. Wir sind zu nahe an der Burg." Raphael blickte sich suchend um und entdeckte einen Rucksack. Schnell nahm er ihn an sich und begann, Nahrungsmittel in ihn hineinzustopfen. "Du glaubst wirklich, dass die Burg Christian und Thomas gehört?", fragte Leomon. Es hatte zwar gehört, was Raphael den anderen Digirittern der Zeit erzählt hatte, doch auch die Welt der Dunkelheit war groß, und es konnten sich auch noch andere Burgen hier befinden. "Ich weiß, dass es ihre Burg ist. Ich habe gesehen, wie sie reingegangen sind", meinte der Digiritter. Leomon war nach dem Eintritt in die Welt der Dunkelheit kurz ohnmächtig gewesen, doch Raphael hatte alles mitbekommen. "Was glaubst du, tun sie hier?", fragte Leomon unruhig. Es gefiel dem Digimon absolut nicht, dass sie so nahe bei den dunklen Digirittern waren. "Sie werden sich erholen wollen. Apocalymon hat sich vernichtet, das ist auch für Christian ein schwerer Schlag!" Der Digiritter hatte alles, was er in den Rucksack bekam, verstaut, und schulterte ihn. Gemeinsam mit Leomon verließ er das Haus und wandte sich wieder gen Norden. "Wieso willst du dorthin zurück?", fragte Leomon entsetzt und blickte in die Richtung, aus der sie kamen. "Weil ich glaube, ich habe jemanden bei ihnen gesehen, der dort nicht sein sollte", antwortete Raphael. "Sie hatten Daisuke entführt, und wenn er wirklich bei ihnen ist, dann müssen wir ihn befreien. Ebenso wie XV-Mon und Stingmon!" "Imperialdramon", stellte Leomon fest. "Du willst dafür sorgen, dass Imperialdramon wieder kampfbereit ist." Raphael nickte. Dann brachen sie gen Norden auf. Sie hatten eine Festung zu beobachten und zu stürmen. Kapitel 3: Wiedergeburt ----------------------- "Es ist unglaublich, dass du es wirklich getan hast", meinte Thomas ruhig, als er mit Christian ihre Festung in der Welt der Dunkelheit betrat. Black Fighter-Leomon, XV-mon und Stingmon folgten ihnen, Thomas' Partner trug den gefangenen Daisuke auf seiner Schulter. Christian hatte ein Digitama im Arm, welches schwarz mit einem weißen Totenschädel darauf war. Es war das Digitama seines Partners. "Es gab keine andere Möglichkeit", meinte der ältere der beiden, während sein Blick auf dem Digitama ruhte. "Und Devimon wird schon bald wieder bei uns sein!" Das Leuchten des dunklen Wappens ließ Christians Gesicht teilweise in den Schatten verschwinden und verlieh seiner Aussage eine düstere Vorahnung. Dann leuchtete auch das Digitama rötlich auf. "Du willst es mit der Macht der Dunkelheit wiedererwecken", stellte Thomas fest, während Christian weitere Energie in das Tama fließen ließ. Der ältere nickte. Dann stolperte er und nur Stingmon, welches sich schnell von hinten dem Herrscher näherte, hielt ihn davon ab, vornüberzukippen. "Es erfordert viel Kraft", murmelte Christian erschöpft. Erst seit einer Minute ließ er die Energie zirkulieren, und schon war er so erschöpft, als hätte er Devimon für Tage auf dem Megalevel gehalten und währenddessen nicht geschlafen. Natürlich hatte ihn auch die Schlacht erschöpft, doch dass er so viel Energie eingebüßt hatte, hatte er nicht geahnt. Vielleicht hatte er in Yamato doch zu viel Energie gepumpt. Zumal die Saat noch immer in seinem Körper war und diese Energie somit nicht zur Verfügung stand. "Du solltest dich erst ausruhen", schlug Thomas vor, während sie den Burghof verließen und in ihre Quartiere gingen. Stingmon stützte den dunklen Herrscher, während Black Fighter-Leomon die Gruppe vorerst verließ. Es trug den noch immer ohnmächtigen Daisuke in Richtung des Gefängnisbereiches davon. "Ich habe es Devimon versprochen", entgegnete Christian jedoch ernst, während er die Menge an dunkler Energie, die er in das Digitama fließen ließ, noch erhöhte. Wenn Stingmon ihn nicht stützen und führen würde, dann wäre er schon lange zusammengebrochen. "Es wird nicht länger tot sein müssen als unbedingt nötig!" "Wir sind anscheinend doch genauso dumm wie die Digiritter", meinte Thomas lachend. "Wer hätte gedacht, dass wir jemals das Leben von einem unserer Partner für den Sieg opfern würden." "Es war genauso wie damals bei Angemon", stimmte Christian zu. Dann schwieg er. Das Digitama in seinen Armen war während der gesamten Zeit langsam, aber stetig größer geworden. Als sie schließlich die Quartiere erreicht hatten, in denen sie bereits vor über drei Jahren gelebt hatten, knackte die Schale und das Ei wurde zu einem Demidevimon. Das Digimon flog kurz vor Christian, bevor es schwärzlich zu schimmern begann und zu Devimon digitierte. "Willkommen... zurück, Part... ner...", flüsterte Christian noch, bevor er ohnmächtig in die Arme des Champion-Digimon sank. Devimon und Stingmon trugen ihn vorsichtig zum Sofa und legten ihn dort nieder. XV-Mon stand die ganze Zeit unbeteiligt daneben. "Willkommen zurück unter den Lebenden, Devimon", meinte auch Thomas, während er besorgt neben Christian in die Hocke ging. Der ältere hatte hohes Fieber und das Wappen glühte stärker als je zuvor, stärker sogar als wenn Devimon zu Apocalymon digitierte. "Er wird einige Zeit brauchen, bis er wieder einsatzbereit ist", stellte Devimon fest, nachdem es seinen Partner einige Zeit betrachtet hatte. "Aber dass er wirklich so stur ist, mich noch am selben Tag wiederzubeleben..." Devimon schüttelte grinsend den Kopf, bevor es mit Thomas den Anführer der dunklen Armee in Ruhe schlafen ließ. "Wir werden nicht untätig sein, bis er wieder erwacht", meinte der jüngere. "Wir werden die Digiwelt sofort wieder unterwerfen und die nächste Phase vorbereiten." "Und dieses Mal werden wir die richtigen Digimon verwenden", warf Black Leomon ein, welches gerade aus dem Zellentrakt zurückgekehrt war. "Schließlich haben wir während unserer Abwesenheit gelernt, wie wir sie zu denen werden lassen können, die wir haben wollen!" Die zwei Digimon und der Mensch blickten sich einige Zeit ernst an, dann wandten sie sich dem Raum zu, in dem sie ein Tor in ihre Festung stehen hatten. "Dann gehen wir an die Arbeit", meinte Thomas. "Wir müssen die Stadt des ewigen Anfangs so bald wie möglich nehmen. Von dort werden wir die Welt erneut mit Zahnrädern fluten!" Devimon lachte, während sie sich zum Tor in die Digiwelt begaben. "Wir haben noch etwas entwickelt", meinte das Teufelsdigimon grinsend. "Christian hat sein Programm fertiggestellt. Wir können endlich Digitama kopieren", berichtete es, während es das Digivice seines Partners hochhob. Es hatte es von Christians Arm gelöst, da sie es in den nächsten Tagen brauchen würden. "Aber er sagte, es sei noch immer nicht fertig", warf Thomas ein. Er hatte bereits gehört, dass Christian Digitama kopieren konnte, doch die Kopien hatten eine Schwachstelle. Sollten die Digimon sterben, die aus diesen Eiern schlüpften, würden sie nicht wiedergeboren werden. "Es wird reichen", meinte Devimon jedoch nur. "Wer treu und effektiv ist, darf leben. Wer es nicht ist, wird keine zweite Chance erhalten." Thomas musste bei diesem Gedanken grinsen. Sie brachen in die Digiwelt auf, um alles für den Aufbau ihrer Armee vorzubereiten. Eine Woche später Seit zwei Tagen war die Stadt des ewigen Anfangs unter der Kontrolle der dunklen Digiritter. Die File-Insel stand bereits wieder vollständig unter ihrer Kontrolle und war komplett abgeriegelt. "Es scheint gut zu laufen", kommentierte Thomas, welcher vom Kontrollraum der Festung aus das Geschehen in der Stadt beobachtete. Das große Konstrukt tauchte die einst farbenfrohe Stadt unter sich in tiefe Schatten. Elecmon und andere Rookie-Digimon, die durch schwarze Zahnräder kontrolliert wurden, brachten Digitama um Digitama zum schlüpfen, während Ogremon und andere Champions die geschlüpften Babies hochhoben. Sie brachten sie an den Rand des Feldes, auf dem die Eier standen, wo sie bereits in ein erstes Training gesteckt wurden. Black Fighter-Leomon überwachte die erste Trainingseinheit persönlich. Die neugeborenen Digimon wurden direkt durch einen für sie extrem schweren Hindernisparcours gehetzt, ohne dass sie genau wussten, was sie zu tun hatten. Die Digimon, die nicht schnell genug waren, wurden von Black Fighter-Leomon gnadenlos vernichtet. Sie hinterließen keine Digitama. Der Großteil der Armee würde aus den kopierten Digitama entstehen. "Es läuft gut", antwortete Devimon. Es stand hinter Thomas, während es sich darauf konzentrierte, weitere Zahnräder zu erschaffen und in die Digiwelt zu entsenden. "Und Chris geht es besser!" Thomas hatte es schon gehört. Der dunkle Digiritter war inzwischen in der Festung und sein Fieber war ein wenig gesunken, doch er war noch immer nicht wieder erwacht. Es war, als läge er im Koma. "Wie weit sind deine Zahnräder inzwischen fortgedrungen?", fragte Thomas das Digimon hinter sich, während er beobachtete, wie sein Partner ein Babydigimon nach dem anderen abschlachtete, weil sie zu langsam waren. Der Mensch konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Die Überlebenden haben bisher zu siebenundachzig Prozent die Digitation erreicht, die wir wollten", sagte der dunkle Digiritter zu sich selbst, als er seinen Blick auf die Bildschirme richtete, in denen die späteren Trainingskurse zu sehen waren. Dort konnte man viele Digimon sehen, die vom Äußeren her einem Agumon sehr ähnlich sahen. Sie hatten jedoch graue Haut und trugen eine Uniform, die stark an urbane Kampfanzüge erinnerten. "Die Commandramon-Ausbildung ist zufriedenstellend", stimmte Devimon zu. "Bald schon werden wir genug von ihnen haben, um unsere Niederlage vergessen zu machen!" Der Digiritter beobachtete weiter die intensive Ausbildung der Digimon, während Devimon sich wieder auf das Erschaffen seiner Zahnräder konzentrierte. Auf den Bildschirmen war währenddessen zu sehen, wie die Commandramon die Digimon, die nach Ansicht der dunklen Digiritter nicht richtig digitiert waren, vernichteten. Es war ein erster Treuetest. "Bald schon wird uns alles gehören. Die Welt der Dunkelheit, die Digiwelt und die reale Welt." Thomas blickte zufrieden auf die Ausbildung, die gerade erst seit zwei Tagen stattfand. Sie waren schnell, und wenn sie in diesem Tempo weitermachten, würden sie in nicht einmal drei Monaten eine Armee besitzen, die die gesamte reale Welt in einem Schlag besetzen konnte. Christian würde sehr zufrieden sein, wenn er wieder erwachte. Es war nur eine Frage der Zeit, das wusste der zweite dunkle Digiritter. Sie hatten schon lange gewartet, also würden diese Wochen auch nicht mehr stören. Auch weil Christian sich noch zu erholen hatte. Nur weil Christian sich noch zu erholen hatte. Kapitel 4: Düstere Gedanken --------------------------- Etwa drei Wochen waren seit der Schlacht vergangen, und nun hatte eine weitere traurige Botschaft die Digiritter getroffen. Miyako, welche nach der Schlacht schwer verletzt war und im Koma lag, war vor zwei Tagen gestorben. Die Beerdigung am 28. August war erneut eine Versammlung der Digiritter gewesen, auch der internationalen. "Ein weiterer von uns ist gestorben", meinte Sam wütend, während sie und die anderen amerikanischen Digiritter abseits standen. Bestätigend nickten die anderen Digiritter. Sie hatten ihre Trauer bereits bei Miyakos Familie und den japanischen Digirittern vorgebracht, welche alle wieder in einer tiefen Trauer versunken waren. "Wir werden keine Chance haben, wenn sie weiter auf diese Weise vorgehen", fügte eine Digiritterin hinzu, die sich gerade zu ihnen gesellt hatte. Sam kannte sie noch von der Beerdigung der anderen Digiritter. Ihr Name war Catherine, und wie man an ihrem Akzent hören konnte, war sie Französin. "Du meinst, wenn sie uns weiter einen nach dem anderen ausschalten?", fragte Sam. Catherine nickte mit grimmigem Gesicht. "Sie werden es tun. Sie haben schon so viele Menschen auf dem Gewissen, dass es sie sicherlich nicht mehr kümmert, ob noch weitere dazukommen." "Sie werden garantiert nicht aufhören", hörten sie eine weitere Stimme. Ken war zu ihnen getreten, ohne dass sie es gemerkt hatten. "Das hättest du nicht hören sollen", meinte Sam bedrückt. "Es tut mir leid, ich..." "Ich weiß genau, dass es wahr ist. Sie wollten uns schon immer töten, und jetzt haben sie wirklich damit begonnen. Es wird erst stoppen, wenn wir sie stoppen." Der eiskalte Blick in Kens Augen zeigte den Digirittern, zu denen er sich gesellt hatte, was in ihm vorging. Er würde alles tun, um sie zu stoppen. "Wir werden sie aufhalten", versprach Sam. "Und wir werden deinen Partner zurückholen, damit du mit uns kämpfen kannst. Wir werden jeden Digiritter brauchen." Ken nickte, dann wandte er sich wieder den anderen japanischen Digirittern zu. "Ich werde da sein, wenn es so weit ist", meinte er noch zu den Amerikanern, "auch wenn die anderen es nicht sein sollten." Dann verließ er den Kreis. Die anderen blickten sich ernst an. Sie alle glaubten, bereit für den Krieg zu sein, der bald beginnen würde. Es musste sich zeigen, ob sie mit diesem Glauben recht hatten. Es vergingen weitere zwei Tage, bis sich die Digiritter von diesem erneuten Schlag erholt hatten. Miyako war während der letzten Jahre eine sehr gute Freundin geworden und ihr Tod, auch wenn er nicht unerwartet kam, hatte ihren schon sehr instabilen geistigen Zustand wieder komplett aus dem Gleichgewicht geworfen. Gleichzeitig hatten sie jedoch einen Lichtblick erhalten. Yamato war außer Lebensgefahr, auch wenn er noch immer im Koma lag. Die Ärzte wussten nicht, woran es lag, dass er nicht aufwachte. Doch er würde nicht sterben. "Sie werden bezahlen", flüsterte Hikari leise, während sie auf dem Sofa saß, ihr Kinn auf ihren Knien. Takeru saß neben ihr, den Arm um sie gelegt. "Sie werden dafür bezahlen." In ihre Augen hatte sich eine Kälte geschlichen, die ihrem Freund einen Schauer über den Rücken jagte, wann immer er ihn sah. "Wir werden sie aufhalten", flüsterte er beruhigend. Seit Taichis Tod war Hikari verschlossener geworden und auch ihre freundliche Seite war verschwunden. Ihre Gedanken drehten sich fast nur noch um Rache an den dunklen Digirittern. In diesem Punkt war sie Ken sehr ähnlich. Takeru verstand, wie sie fühlte, doch er konnte nichts daran ändern. Er musste ruhig bleiben, für Hikari, aber auch für die anderen. Ken war ebenfalls vollkommen der Rache verfallen, und selbst Koushiro war nicht mehr der kühle Kopf, der er vor wenigen Wochen noch gewesen war. "Sie werden leiden", flüsterte Hikari wütend. "Sie werden leiden. Sie werden bezahlen!" Takeru drückte sie fester an sich. Das war alles, was er im Augenblick für sie tun konnte. Die internationalen Digiritter begaben sich in der nächsten Zeit täglich in die Digiwelt, um herauszufinden, was die dunklen Digiritter planten. Doch jeden Tag, den sie sich dort aufhielten, schien es weniger freie Digimon zu geben. Und auch Gennai, welchen sie in den letzten Jahren öfter getroffen und kontaktiert hatten, war nicht mehr aufzufinden. Sein Haus, welches unter Wasser versteckt gewesen war, war verschwunden. Einige Trümmer waren alles, was die Digiritter noch davon gefunden hatten. Sie hatten nur ein Mal etwas von ihm gehört, und das war kurz nach der Eroberung der Stadt des ewigen Anfangs. Anscheinend hatte er zusammen mit Taichis Partner, der die Schlacht wohl überlebt hatte, einige Digitama von dort gestohlen und in Sicherheit gebracht, aber mehr wussten sie nicht. "Jedes Mal sind wir weiter von der File-Insel entfernt als zuvor", fluchte Tatum, während sie und Wallace auf Tatums Partner Airdramon über Server flogen. Sie hielten sich an der Grenze zu dem Gebiet auf, in welchem die dunklen Digiritter bereits die Macht übernommen hatten. Wallace nickte. "Sie verleiben sich immer größere Teile der Digiwelt ein und wir sind machtlos dagegen. Die Zahnräder, die sie verwenden, sind den Ringen von Ken damals weit überlegen." Tatum dachte an die Zahnräder, die zum großen Teil in die Körper der Digimon eindrangen. Nur kleine Teile dieser teuflischen Dinge ragten noch aus dem Körper heraus. Zum Glück hatten sie bisher alle Zahnräder, die Kurs auf sie genommen hatten, vernichten können. "Was sollen wir tun? Wir sind zu wenige, und viel zu wenige von uns können auch nur das Ultralevel erreichen", entgegnete Tatum, während sie mit einem Fernglas die Welt unter sich betrachtete. Überall konnte man Verbände von kontrollierten und gefangenen Digimon beobachten, die Gebäude errichteten, Wälder abholzten und große Kasernengelände schufen. Die Digiritter wussten, dass dort bald darauf die Digimon einquartiert werden würden, die aktuell in der Stadt des ewigen Anfangs ausgebildet wurden. Dank Koushiro hatten sie inzwischen herausgefunden, was für Digimon die dunklen Digiritter schufen. Es waren Commandramon, Rookie-Digimon, deren Stärke locker mit der von Champions mithalten konnte. Sie erinnerten stark an Soldaten, und das war es, was Christian und Thomas damit bezweckten. Sie schufen sich eine riesige Armee. Groß genug, um die gesamte reale Welt zu übernehmen. Während Tatum noch nach unten starrte, entdeckte Wallace etwas, das ihm gar nicht gefiel. "Sie haben uns entdeckt", meinte er beunruhigt und deutete auf zwei Schatten am Himmel, die sich schnell näherten. Mit ziemlicher Sicherheit waren es Ultralevel. "Megadramon", meinte Tatum, nachdem sie das Fernglas neu ausgerichtet hatte. "Airdramon, dreh um. Wir müssen hier weg, und zwar schnell!" Ihr Partner hatte bereits zu wenden begonnen und flog so schnell er konnte davon. Die Schatten hinter ihnen holten langsam auf. "Vierzehn Kilometer nördlich ist ein Fernseher", meinte Wallace, nachdem er den Laptop geprüft hatte, den sie immer auf ihre Erkundungstouren mitnahmen. Airdramon richtete sich erneut neu aus und nahm direkten Kurs auf den Fernseher. Es würde ein knappes Rennen werden. So wie jeden Tag. "Wir werden es schaffen", flüsterte Terriermon in Wallaces Ohr. Das Digimon saß, wie eigentlich immer, auf dem Kopf seines Partners. Lopmon lehnte an Wallaces Bein. "Aber wie oft wird es noch gut gehen?", fragte Tatum. Niemand antwortete. Wenige Minuten später hatten sie den Fernseher erreicht und verließen die Digiwelt. Sekunden später waren der Fernseher und die Umgebung pulverisiert. Die Megadramon hatten das Feuer eröffnet. "Was sagst du?", fragte Sam entgeistert, als Tatum und Wallace von ihrem Ausflug berichtet hatten. "Sie bauen noch immer weitere Lager? Und sowohl Stingmon als auch XV-Mon beaufsichtigen die Bauarbeiten?" Tatum nickte resigniert. "Die Partner von Ken und Daisuke stehen komplett unter der Kontrolle von Christian. Sie sind wichtige Säulen in seiner Kommandostruktur, scheint es. Warscheinlich tut er all das nur, um uns damit zu verunsichern." Tatum schwieg nach diesem Bericht und wartete auf die Reaktion von Samantha. Die Digiritterin schwieg jedoch, ebenso wie alle anderen. Sie hatten sich im Wohnzimmer des Ferienhauses versammelt, in welchem sie die letzten Wochen zugebracht hatten. "Ihre Armee wächst noch immer", sagte Wallace tonlos. "Sie haben schon zehntausende Digimon. Und das sind nur die Digimon im Grenzgebiet. Wenn es im Inland genauso aussieht, dann müssten sie bereits Millionen unter ihrem Kommando stehen haben. Wie sollen wir dagegen ankommen können?" "Sie können keine Millionen befehligen", entgegnete Michael. "So viele Digitama gibt es nicht in der Stadt des ewigen Anfangs!" Sam und Tatum atmeten erschrocken ein. Sie erinnerten sich genau an das, was sie gesehen hatten, bevor die Fernseher auf der File-Insel vernichtet worden waren. "Doch, gibt es", meinte Sam leise. "Sie scheinen wie aus dem Nichts aufzutauchen. Ich hatte Koushiro deswegen angeschrieben, aber er hatte bis gestern nicht geantwortet. Jetzt verstehe ich, was er mit der Nachricht meinte." "Welche Nachricht?", fragten die anderen sofort. Sam öffnete ihren Email-Eingang und zeigte den anderen die Nachricht von Koushiro. 'Sie kopieren sie', stand darin. Den amerikanischen Digirittern verschlug es die Sprache. Kapitel 5: Gebrochen -------------------- Ein weiterer Monat war vergangen, seit die Digiritter Miyako beerdigt hatten. Inzwischen hatten die dunklen Digiritter auch den gesamten Kontinent Server unter ihre Kontrolle gebracht und dort die Fernseher vernichtet, soweit sie sie gefunden hatten. Die Digiritter hatten nur noch wenige versteckte Fernseher, durch die sie Aufklärung auf dem Kontinent betreiben konnten. Und mit jedem Tag wurden es weniger. "Wir haben noch immer Lücken in der Verteidigung", sagte das Datamon, welches aktuell die Kommandozentrale befehligte. Thomas, welcher den Kommandosessel bisher kaum verlassen hatte, nickte genervt. "Wie viel von unserer Armee könnten sie inzwischen entdeckt haben?", fragte der Mensch das Digimon. Datamon, einige Hagurumon und Thomas waren zur Zeit allein in der Zentrale, da auch Devimon die Ausbildung der Digimon überwachte. Black Fighter-Leomon selbst hatte die File-Insel und die Stadt des ewigen Anfangs schon lange nicht mehr verlassen. Die Digimon, die seine harte Ausbildung zu Beginn überlebten, wurden von Megadramon und Gigadramon nach Server gebracht, wo sie von Devimon einem noch strengeren Training unterworfen wurden. Nur eines von zehn Digimon überstand diese Tortur. Die Ergebnisse sprachen jedoch für sich. "Nun, wir wissen, sie waren ein Mal auf der File-Insel, bevor wir sie komplett abriegeln konnten. Aber dort haben sie nicht viel sehen können. Hier auf Server... vielleicht ein Zwanzigstel der Armee. Wir haben die Truppen weit verteilt und teilweise gut versteckt, Herr!" Thomas akzeptierte die Analyse mit einem Nicken, während er bereits im Kopf überschlug. Die Digiritter würden garantiert davon ausgehen, dass sie nur einen winzigen Teil der Armee gesehen hatten. Aber wie sie schätzen würden, das lag außerhalb seines Wissens. "Wir müssen die Ausbildung verstärken. Ich will mehr Digimon haben, die wir einsetzen können. Sie wissen, dass wir kommen, und wir können es nicht ändern. Ich will, dass sie allein von den Zahlen her nicht einmal den Hauch einer Chance haben!" "Wie ihr befehlt, Herr", antwortete Datamon und begann, über die Hagurumon mit den Digimon zu kommunizieren, die sie als Funker überall in ihren Basen eingesetzt hatten. "Und sag Devimon, ich habe eine gute Nachricht", fügte der dunkle Digiritter hinzu. "Christian ist vor einer halben Stunde aufgewacht!" Christian blickte von seinem Bett auf. Das Zimmer um ihn herum war in ein dunkles rotes Licht getaucht, das von seiner Brust auszugehen schien. Als er seine Augen dorthin gerichtet hatte, konnte er sehen, wie sein Wappen strahlte. "Ich hatte es schon besser unter Kontrolle", murmelte er und erschrak ob der gebrochenen trockenen Stimme. Nun fiel ihm auch auf, wie schwach sich sein gesamter Körper anfühlte. "Du bist endlich wieder wach, Chris", sagte eine sanfte Stimme an seiner Seite. Er kannte diese Stimme, sogar noch aus der Zeit, als er noch kein Digiritter gewesen war. Er blickte dorthin und sah Sarah, die neben seinem Bett saß und seine Stirn mit einem feuchten Lappen betupfte. "Wie lange?", krächzte Christian besorgt, als ihm bewusst wurde, was es bedeutete, dass sein Körper so schwach war. "Zwei Monate", antwortete Sarah leise. "Doch Thomas war nicht untätig. Alles verläuft nach Plan", fügte sie schnell hinzu, als sie den Schock in Christians Gesicht sah. Die junge Frau nahm ein Glas mit Strohhalm von einem kleinen Tisch neben sich und ließ Christian trinken. Er nahm kleine, langsame Züge, denn er hatte bereits gehört und gespürt, wie trocken sein Hals war. Nun endlich realisierte er auch, wo er sich befand. Er lag in der Krankenstation der Festung und war an lebenserhaltende Maschinen angeschlossen. "Devimon...", flüsterte der Herrscher der Dunkelheit, nachdem sein Hals wieder etwas feuchter war. "Es bildet Digimon aus", berichtete Sarah. "Aber jetzt wirst du erst einmal nichts mehr von den Entwicklungen hören. Thomas sagt, du hast bald wieder fit zu sein, damit du die Armee anführen kannst." Christian nickte bestätigend, was ihn eine gehörige Portion Kraft kostete. Er war wieder einmal froh, dass er Sarah noch vor der Schlacht vollständig gebrochen hatte. Seit dieser Zeit war sie seine persönliche Dienerin gewesen. Schon allein wegen dieser zwei Monate hatte sich dies gelohnt. "Wie lange?", fragte der dunkle Digiritter. "Du warst nicht so lange bettlägerig, in einem Monat solltest du wieder bereit sein", antwortete die junge Frau. Christian nickte. Dann ergriff er die Nadeln, die in seinen Arm gesteckt waren, und zog sie ab. Sarah begann ebenfalls, ihn davonzu befreien. Sie waren nicht mehr nötig, denn man konnte sehen, dass das Wappen seinen Träger bereits mit Kraft zu versorgen begann. Er hatte die Kontrolle wiedergewonnen. 'Willkommen zurück in der Wirklichkeit', höhnte auch die Stimme in Christians Kopf. Inzwischen konnte er sie jedoch sehr gut ausblenden, denn in seiner Ohnmacht hatte er sie fast die gesamte Zeit gehört, wie sie ihn verhöhnt hatte. Es störte ihn nicht mehr, es war einfach ein Teil davon, diese unglaubliche Macht zu beherrschen, da war er sich inzwischen sicher. 'Das glaubst du', höhnte die Stimme weiter. Einige Tage später hatte Christian sich so weit erholt, dass er das Bett länger als eine Stunde verlassen konnte. Das Wappen erfüllte seinen Körper mit Energie, während dieser langsam seine eigene Kraft zurückgewann. Sarah schob ihn während seines Erholungsprozesses meistens durch die Festung, damit er sich über die aktuelle Lage informieren und die Truppen inspizieren konnten. Sein Hauptaugenmerk lag jedoch an einer anderen Stelle. "Hast du eigentlich schon unseren Gast kennengelernt, Sarah?", fragte Christian seine Dienerin, während sie ihn aus der Kommandozentrale zurück zu seinem Zimmer schob. Sie schüttelte den Kopf, dann merkte sie, dass Christian nicht zu ihr zurückblickte. "Nein, Chris, habe ich nicht", antwortete sie leise. Sie wusste, dass sie nicht mehr für ihn war als ein Werkzeug. Das hatte er ihr schon gesagt, während er sie gebrochen hatte, immer wieder hatte er ihr gesagt, dass sie nur noch sein Werkzeug sein würde. Doch sie war bei ihm, und das war alles, was für sie noch zählte. Er hatte genau gewusst, was er zu tun gehabt hatte. "Dann wird es wohl Zeit, dass ihn ihn dir vorstelle. Ich habe eine Idee, was wir mit ihm tun werden", meinte der dunkle Herrscher. Er tippte einen kurzen Befehl auf seinem Digivice, welches Thomas ihm kurz nach seinem Erwachen wiedergegeben hatte, und bedeutete Sarah, ihn zu seinem Quartier zu fahren. Er erhob sich aus dem Rollstuhl und ließ sich auf dem Sofa nieder. Sarah setzte sich, wie bereits die Tage zuvor, neben ihn. Er genoss es, auch wenn er in diesem schwachen körperlichen Zustand war, Macht über jemand anderen zu haben. Es schien ihm, als würde er dadurch schneller heilen. Etwa eine Stunde später betrat Devimon in Begleitung eines weiteren Digimon das Quartier. Christian war eingedöst und gegen Sarah gelehnt, welche ihn leicht schüttelte, als sie die Digimon sah. Langsam kam auch Christian wieder zu sich. "Ah, Partner, gut, dass du hier bist", meinte der Mensch, als er das Digimon erblickte. "Sarah, du kennst sicher meinen Partner." Er grinste, als er das leichte Frösteln bei ihr bemerkte. "XV-Mon sollte dir ebenfalls bekannt sein. Es wird uns bei meiner kleinen Idee unterstützen", erklärte der Digiritter weiter. "Und du, meine liebe, wirst die Person sein, die diese Idee ausführt!" Sarah blickte den dunklen Digiritter fragend an. Er schien es zu lieben, mit ihr in Rätseln zu sprechen. "Was willst du, dass ich tue?", fragte sie ihn. Zwar machte es ihr Spaß, seine Rätsel zu knacken, aber hier fehlten ihr die Anhaltspunkte, die sie zur Lösung führten. "Bring unseren Gast auf unsere Seite", flüsterte der dunkle Digiritter. "Bring XV-Mons Partner dazu, mir zu dienen." "Ich soll Daisuke brechen?", fragte Sarah. Christian nickte. "Wie du willst, Chris", sagte sie ruhig und erhob sich. Christian erhob sich ebenfalls und folgte seiner alten Freundin. Dies zu beobachten würde ihm während seiner Erholungszeit viel Freude bereiten. "Wir haben zuvor aber noch etwas zu erledigen", meinte der Digiritter und deutete auf den Bildschirm in seinem Quartier. "Begleite mich bitte, Sarah." Die Digiritterin nickte und stellte sich neben Christian. Die beiden Menschen verschwanden in den Bildschirm und erschienen in einem leeren Pausenraum in dem Krankenhaus, in dem Yamato noch immer im Koma lag. Kapitel 6: Vorbereitung ----------------------- Zehn Tage nach der Schlacht Wargreymon schlich sich aus der Deckung eines – inzwischen schwarz-weißen – Würfels heraus und verschwand zwischen zwei weiteren. Um das Digimon herum waren überall Rookie-Digimon, die es nicht entdecken durften. "Wer hätte gedacht, dass sie so schnell sind", flüsterte es so leise, dass es seine Worte selbst kaum hören konnte. Es betrachtete die Commandramon, die überall in der Stadt des ewigen Anfangs patroullierten. Wargreymon musste aufpassen, dass es nicht entdeckt wurde. Es hatte noch eine Aufgabe zu erfüllen. Das Netz, welches Gennai ihm dafür gegeben hatte, trug es in seiner rechten Hand. Langsam schlich es sich weiter, bis es ein kleines Häuschen entdeckte, vor dem vier Commandramon Wache standen. Sie beobachteten aufmerksam die Umgebung, was darauf hindeutete, dass sich in dieser Hütte etwas wertvolles befinden musste. Wargreymon wusste auch genau, was sich darin befand. Es waren die Digitama der Partnerdigimon der verstorbenen Digiritter. "Jetzt werdet ihr hier nicht versauern", flüsterte es wütend, als es das Haus betrahtete. Es packte die Metallkrallen fester, dann sprang es aus seiner Deckung und schlug die Rookies KO, bevor sie sich wehren konnten. Es trat die Tür der Hütte ein, verstaute die Digitama im Netz und flog los. Es musste schnell hier fort. Als es sich in die Lüfte erhob, entdeckten die Patroullien es und informierten sofort ihren Anführer, Black Fighter-Leomon. "Fangt dieses verdammte Digimon", rief Black Fighter-Leomon wütend, als es hinter Wargreymon herflog. Das Megalevel war schneller als das dunkle Digimon, trotz der Last, die es in Händen hielt. Einige Minuten später brach das schwarze Leomon die Verfolgung ab und kehrte in die Stadt zurück. Wargreymon hatte also die Schlacht überlebt und die verstorbenen Digimonpartner aus den Händen der dunklen Digiritter gerettet. "Was ist passiert?", fragte Thomas sofort, als sein Partner ihn informiert hatte. "Warum verfolgst du es nicht?" "Wargreymon war zu schnell. Aber ich habe bereits unsere schnellsten Digimon ausgesandt, in allen Bereichen der Digiwelt, die bereits unter unserer Kontrolle stehen, werden Suchtrupps ausschwärmen. Wir werden es finden, und wenn es so weit ist, werde ich es töten!" Thomas nickte seinem Partner zu, dann beendete er die Kommunikation. Black Fighter-Leomon wandte sich wieder seiner Aufgabe in der Stadt des ewigen Anfangs zu. Er hatte kleine Digimon zu erziehen. Sie würden schon bald für ihre Aufgabe gebraucht werden. Viel früher als gedacht. Sie würden die nächste Stufe erreichen müssen, bevor es gefunden wurde. Sie würden sie brauchen. Vier Tage später hatten die Digimon-Suchtrupps endlich herausgefunden, wohin Wargreymon verschwunden war. Thomas hatte die Festung von der Stadt des ewigen Anfangs fortbewegt und mit voller Geschwindigkeit das Haus von Gennai angesteuert, welches sie endlich gefunden hatten. Das Megadigimon hatte sich mit dem Wächter der Digiwelt verbündet und gemeinsam versuchten sie, eine Zukunft für diese Digimon zu schaffen. "Das können wir nicht zulassen", knurrte Black Leomon wütend, während sich die Festung in Position bewegte. Es stand im Hangar, an der Spitze der ersten ausgebildeten Truppen, und wartete gierig darauf, dass ihm sein Partner endlich den Angriffsbefehl gab. Es würde Wargreymon in der Luft zerfetzen. "Wir sind da, Partner. Tankmon wurden bereits abgesetzt, sie werden in fünfzehn Sekunden den Wald verlassen und das Feuer eröffnen." Thomas' Stimme hallte durch den Hangar. "Legt los!" Die Tore öffneten sich und Black Fighter-Leomon führte die Einheiten nach draußen. Die Commandramon folgten dem Digimon in kleinen Gruppen auf Airdramon, welche sie auf den Boden brachten. Dort brachen gerade die Tankmon aus dem Wald hervor und begannen, ihre Attacken in den See vor sich abzufeuern. Dort sollte sich nach ihren Informationen das Haus von Gennai befinden. Black Fighter-Leomon nahm eine Maske von den Commandramon, die es ihm erlauben würde, unter Wasser zu atmen, und deutete auf das Wasser. "Vorwärts", knurrte es. Die Commandramon zogen ebenfalls Masken auf, packten ihre Waffen fester und marschierten auf den See zu. Black Fighter-Leomon erhob sich wieder in die Lüfte und tauchte schnell ins Wasser ab. Unter Wasser konnte das Digimon das Haus sofort entdecken. Keine der Attacken der Tankmon schien eine Wirkung gehabt zu haben, doch vielleicht hatten sie auch einfach nur vorbeigeschossen. Das Armorlevel schwamm darauf zu und öffnete eine der Türen. Im Inneren war es trocken, und das Wasser, in dem das Digimon schwamm, schien wie von einer unsichtbaren Wand am Eindringen gehindert zu werden. Das Digimon betrat das Haus, gefolgt von mehreren Commandramon, die sofort begannen, die anderen Räume zu durchsuchen. Nicht einmal eine Minute später war ihnen klar, dass das Haus leer war. "Verflucht", schrie Black Fighter-Leomon und trat wütend gegen den Schrank, der eine ganze Wand in diesem Zimmer einnahm. Der Schrank erzitterte und schien auf das Digimon zu fallen, doch dann flimmerte er. Hinter dem falschen Schrank kam Wargreymon zum Vorschein. "Das ist dein Ende", schrie es wütend, bevor es mit seinen Krallen nach Thomas' Partner schlug. Die Commandramon, die den Truppenführer der dunklen Armee begleiteten, legten ihre Waffen an, doch Black Fighter-Leomon blockte die Krallen mit seinem Schild und bedeutete den Digimon, abzuziehen. "Das gehört mir!" Black Fighter-Leomon zog ein Schwert und schlug zu. Wargreymon wehrte den Schlag mit seiner Kralle ab, dann schlug es zurück, doch sein Schlag glitt am Schild ab. Der weitere Schlagabtausch zwischen den Digimon zerstörte den Rest des Zimmers, bevor Leomon das Megalevel mit einem Tritt durch die Tür ins Innere des Hauses verfrachtete. Sofort ließ es sein Schild fallen, zog die zweite Klinge und setzte ihm nach. Wargreymon schleuderte eine seiner Krallen nach dem Löwen, doch das Digimon blockte die Waffe mit seinen Schwertern ab. Der Faust, die folgte, wich es gerade noch so aus, musste jedoch einen halben Schritt zurückweichen, um nicht frontal in die Panzerung des Megalevels zu krachen. "Großer Fehler", flüsterte Leomon ins Ohr des anderen Digimon, während es eine Klinge im Magen des Megalevels versenkte. Wargreymon keuchte gut hörbar. Black Fighter-Leomon rammte auch seine zweite Klinge mit voller Kraft in das andere Digimon, welches begann, sich aufzulösen. "Es ist nicht vorbei", flüsterte Wargreymon. Black Fighter-Leomon nickte lächelnd. "Das stimmt. Wenn wir uns wiedersehen, wirst du vor mir salutieren. Du wirst mein eigenes Kommandoteam führen", prophezeite der Löwe. Dann löste sich das Digimon vollständig auf. Black Fighter-Leomon setzte sich die Maske wieder auf und verließ das verwüstete Haus. Es würde den Tankmon befehlen, es vollends zu vernichten, und wenn es Tage dauern sollte. Solche Plätze konnten die dunklen Digiritter nicht gebrauchen, und wenn sein Partner es nicht brauchen konnte, dann benötigte das Digimon es auch nicht. "Lasst nicht einmal Trümmer zurück", befahl es den Champion-Digimon, als es triefend nass aus dem See stieg. Die Digimon nickten, was ihre Kanonenrohre auf- und abwippen ließ. Dann fuhren sie an den Rand des Sees und richteten ihre Waffen auf den Ort aus, an dem sich unter Wasser das Haus befand. Das Krachen der Kanonen war noch in mehreren Kilometern Entfernung zu hören. Eine Woche später war es schließlich soweit. Thomas hatte sofort, nachdem Black Fighter-Leomon ihn informiert hatte, dafür gesorgt, dass das Digitama von Taichis Partner zu ihm gebracht wurde. Black Fighter-Leomon stand neben seinem Partner, als dieser das Ei von einem Ogremon entgegennahm und anfing, es zu streicheln. "Wer hätte gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen würden", flüsterte Leomon bösartig, als es mit ansah, wie das Ei schlüpfte. Das Babydigimon blickte sich suchend um, doch als es den Menschen und seinen Partner sah, erschrak es. Black Fighter-Leomon hatte sein Schwert gezogen und setzte die Klinge an den Körper des kleinen Digimon. "Diene oder stirb", meinte Thomas mit ruhiger Stimme. Das Babydigimon schüttelte seinen Körper immer wieder von links nach rechts, was einem Kopfschütteln gleichkam. "Du wirst es noch", meinte das Leomon mit eiskalter Stimme. "Mit jedem Tod vergisst du mehr. Bald schon wirst du der loyalste unter unseren Dienern sein!" Dann stach es zu. Das Digimon löste sich auf, und in Thomas' Hand erschien ein Digitama. "Du weißt, was du zu tun hast", meinte der Mensch zu seinem Partner, als er ihm das Ei übergab. Das Armor-Digimon nickte und begann, das Tama zu streicheln. Thomas kehrte währenddessen in die Kommandozentrale zurück und überwachte weiter den Aufbau ihrer Armee. Devimon hatte vorerst die Position von Black Fighter-Leomon eingenommen. Es war um einiges gnadenloser als Thomas' Partner. "Du wirst meine eigene Einheit befehligen, Partner von Taichi", versprach Leomon dem Digitama, während es es streichelte. "Die 13. Spezialeinheit, die Lions Hand. Du wirst die Nummer Eins darin werden!" Während Leomon ihm das noch versprach, leuchtete das Digitama auf und ein sichtlich verängstigtes Babydigimon blickte zu dem schwarzen Digimon auf. "Wem dienst du?", fragte Leomon sichtlich amüsiert. Es würde sich in nächster Zeit oft wiederholen, bis sich Taichis Partner an nichts mehr erinnern konnte. Als Christian schließlich erwachte, hatte Black Fighter-Leomon sein Werk schon lange vollendet. Taichis Partner war, nach vielen Toden, endlich ein treuer Diener der Dunkelheit. Es war die rechte Hand von Thomas' Partner geworden. Anführer der dreizehnten Spec-Ops-Einheit, so wie es von Black Fighter-Leomon vorhergesagt worden war. Und doch war es nur ein weiteres Commandramon in den wachsenden Reihen der dunklen Digiritter. Kapitel 7: Erkenntnis --------------------- "Wie konnte das passieren?", schrie Takeru wütend, während er – so wie vor wenigen Monaten Raphael – seine Faust ununterbrochen gegen die Wand schlug. In seinen Augen standen Tränen, während seine Hand langsam von seinem eigenen Blut bedeckt wurde. Hikari lag mit geröteten Augen auf dem Bett, während der Rest der japanischen Digiritter still, jedoch eindeutig bedrückt, im Zimmer saß. Sie waren gerade bei Koushiro gewesen, als sie die Nachricht bekommen hatten. Yamato war unerwartet verstorben. 'Plötzlicher Tod', hatten die Ärzte gesagt. Genaueres hatten sie noch nicht sagen können. Die Maschinen hatten von einer Sekunde zur anderen kein Lebenszeichen mehr gezeigt. Sie hatten nichts mehr tun können. "Wieso gerade jetzt? Sein Zustand war stabil", flüsterte Ken mit gebrochener Stimme. Seinen Kopf hatte er auf seine Hände gestützt. Koushiro schwieg, er hatte sich in die Chaträume verzogen, die er auf seinem Laptop und auf seinem Computer offen hatte. Er informierte die anderen Digiritter, die von Sam koordiniert wurden, was geschehen war. Es würde bald ein weiteres Treffen aller Digiritter geben, und wieder war eine Beerdigung der Grund. "Es muss ihre Schuld sein", meinte Hikari leise. "Es muss ihre Schuld sein. Irgendetwas müssen die beiden getan haben!" Alle im Zimmer schwiegen, doch Hikari hatte die Gedanken der Digiritter ausgesprochen. So wie sie alle vermutet hatten, dass Christian an Yamatos Koma schuld war, und nun hatte er es wohl beendet. "Er wird bezahlen. Für alles, was sie getan haben. Es ist genug!" Takerus Stimme war kalt geworden, während seine Faust blutüberströmt an die Wand gedrückt war. Drei Tage später war die Beerdigung von Yamato. Und wieder waren alle erschienen, um dem Digiritter die letzte Ehre zu erweisen. Allen war klar, dass es bald enden musste. Inzwischen waren bereits drei Monate seit der Schlacht vergangen. Seit zwei Wochen hatten sich selbst die internationalen Digiritter nicht mehr in die Digiwelt getraut, um ihren letzten geheimen Stützpunkt nicht zu gefährden, doch jetzt, fast einen Monat nach dem Tod Yamatos, waren die japanischen Digiritter bereit, sich wieder in die Digiwelt zu begeben. Die internationalen Digiritter hatten bereits vor Wochen zwei Fernseher in einer Höhle versteckt, weit ab von jeglichen Digimon, damit sie einen Ort hatten, an dem sie unbemerkt die Digiwelt betreten konnten. Dort trafen sie die japanischen Digiritter. "Es hat sich viel verändert", sagte Sam leise, als sie die japanischen Digiritter sah. "Ihr werdet die Welt warscheinlich nicht wiedererkennen." Die anderen hatten bereits die Höhle verlassen, während sie das erklärt hatte. Schweigend betrachteten sie die trostlose Landschaft vor sich. Es gab keine Bäume mehr, die Flüsse wirkten großteils ausgetrocknet, nur noch die Flussbetten waren zu sehen. Man konnte kasernenartige Gebäude erkennen, die sich so weit erstreckten, wie das Auge reichte. Die Höhle befand sich nahe unter der Spitze eines größeren Berges auf dem Kontinent Server, den die dunklen Digiritter nicht weiter beachtet hatten. "Es ist schlimmer als erwartet", fluchte Koushiro, als er die Kasernen sah. Er nahm das Fernglas, das Sam ihm anbot, und betrachtete die Gebäude. "In jedes dieser Gebäude passen vierhundert Digimon", sagte Sam. "Das schätzen wir zumindest nach dem, was wir an Bewegung darin beobachten konnten." "Wenn wirklich vierhundert Digimon in jedem einzelnen dieser Gebäude wohnen", flüsterte Ken fast schon panisch, als er die schier endlose Menge an Gebäuden betrachtete, die sich vor ihnen erstreckte, "dann haben wir nicht den Hauch einer Chance. Es sind viel zu viele. Selbst wenn wir Imperialdramon noch auf unserer Seite hätten. Und Omnimon. Wir sind viel zu wenige!" "Aber wir werden nicht kampflos aufgeben", entgegnete die amerikanische Digiritterin und hob eine kleine Liste hoch. Sie war voll mit Namen, und als Koushiro sie entgegennahm, fiel ihm auf, dass es mehr als zwanzig Seiten waren. "Was ist das?", fragte er. Sie grinste leicht. "Eine Liste mit Kontaktdaten aller Digiritter in aller Welt. Damit du sie alle informieren kannst, sollte sich etwas ändern. Sie haben sich alle bereit erklärt, einzugreifen, sollten die dunklen Digiritter irgendetwas tun. Wir sind beinahe eintausend Digiritter, die bereit sind." Koushiro überschlug die Zahlen in seinem Kopf. Das machte – im Schnitt – gerade einmal fünf Digiritter pro Land der Erde. Aber es waren beruhigerende Zahlen als die, mit denen er vorher gerechnet hatte. "Ich werde euch alle sofort informieren, wenn sich etwas ergibt", versprach der Digiritter des Wissens, als er die Liste einsteckte. Es würde sich schon bald etwas ergeben, das war klar. Denn die riesige Armee, die hier geschaffen wurde, konnte nur eines bedeuten. Christian bereitete eine Invasion vor. Und es würde seine größte Offensive werden. Etwa zwei Wochen später hatte sich Christian vollständig erholt. Die Tatsache, dass er Yamato die Saat entrissen hatte, hatte seinen Heilungsprozess extrem beschleunigt. Und auch sein zweites Projekt war erfolgreich gewesen. "Es hat lange gedauert", sagte er zu seiner Dienerin, als diese das Quartier betrat, in dem Christian lebte. Er hatte sich ein neues gesucht, damit er mehr Zeit für sich hatte. Mehr Freizeit. Thomas hatte seine Qualität bewiesen, was die Vorbereitung der Invasion betraf. Christian hatte also Zeit sich zurückzulehnen, auf dem Sofa zu entspannen, sich zu erholen und seinem Hobby zu widmen. "Er hatte einen starken Willen", entgegnete Sarah leichthin. Das Grinsen in ihrem Gesicht zeigte Christian, wie zufrieden sie mit sich war, auch wenn in ihren Augen keinerlei Emotion mehr vorhanden waren. In diesem Punkt war sie ihrem alten Freund sehr ähnlich geworden. Sie hatte seinen Auftrag erfüllt. Das bewies auch der Mensch, der leicht hinter ihr stand. "Daisuke, es ist schön, dich wiederzusehen", meinte Christian höhnisch. Daisuke reagierte mit einer leichten Verneigung. "Wem dienst du?" Christians Blick durchbohrte den Digiritter, der leicht zu zittern begann. Die Qualen der letzten anderthalb Monate waren noch sehr frisch, was ihm schwer zu schaffen machte. "Ich diene dir, Christian", antwortete er leise. Seine Augen blickten auf den Boden vor dem dunklen Digiritter, während er dies sagte. Auch in ihnen war keine Emotion mehr zu sehen, kein Hass, keine Freude, nichts. "Das ist gut, Daisuke. Denn ich habe einen Auftrag für dich. Du wirst schon bald das erledigen, weswegen ich dich habe anwerben lassen." Christians Lächeln jagte den beiden Menschen einen spürbaren Schauer über den Rücken. "Die Vorbereitungen sind bereits getroffen. Ich werde dich über alles informieren, was du wissen musst. Es wird schon bald vorbei sein, und dann wirst du eine mächtige Position bekommen, Daisuke." Der Digiritter nickte leicht. "Du darfst mich ansehen", fügte Christian hinzu, woraufhin Daisuke endlich seinen Kopf erhob. Die beiden jungen Männer blickten sich in die Augen, und nur Sekunden später senkte Daisuke den Blick wieder. Er konnte es nicht ertragen. "Ich werde ihn instruieren, wenn du das wünschst", flüsterte Sarah in Christians Ohr. Sie hatte sich neben dem dunklen Digiritter niedergelassen, was diesen dazu gebracht hatte, seinen Arm um sie zu legen. Er wusste, dass es ihr gefiel. Und sie wusste, dass es ihm gefiel. Er hatte sie gut erzogen. "Tu das", meinte der dunkle Digiritter. "Ich werde währenddessen Thomas informieren, dass Phase 3 beginnt. Ich erwarte, dass alles bereit ist, wenn ich wieder hier bin!" Er erhob sich und ließ die beiden ehemaligen Digiritter alleine zurück. "Was soll ich also tun?", fragte Daisuke mit monotoner Stimme. Sarah holte einen Ordner hervor, öffnete ihn und begann zu erklären. Kapitel 8: Beginn ----------------- Vier Tage später war es endlich soweit. Sarah hatte Daisuke in alles wichtige eingeweiht. Nun standen alle vier Digiritter in der Kommandozentrale und betrachteten die letzten Vorbereitungen auf dem großen Bildschirm. "Du weißt, was du zu tun hast", meinte Christian zu Daisuke, welcher nickte. Er blickte auf den Bildschirm, auf dem zu sehen war, wie XV-Mon und Stingmon knapp zwei Dutzend Digimon, die mit schwarzen Zahnrädern kontrolliert wurden, zusammensammelten. Sie würden die erste Angriffswelle bilden, denn ihr Leben war den dunklen Digirittern nichts wert. Sie hatten inzwischen eine Armee, die genau aus den Digimon bestand, die sie haben wollten. "Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das vorhast", entgegnete Thomas genervt. "Wieso sollten wir ihn als ersten Stoßtrupp senden? Wieso überhaupt einen Stoßtrupp? Wir haben genug Digimon, um sie sofort zu überrennen. Sie werden keine Chance haben!" Christian begann zu lachen, was den anderen wieder einmal einen Schauer über den Rücken jagte. 'Du hast einen erstaunlichen Sinn für Humor', meinte die Stimme in Christians Kopf, was ihn nur dazu brachte, noch lauter zu lachen. "Wieso willst du Daisuke senden?", fragte nun auch Sarah, welche den Neuzuwachs in ihren Reihen abschätzend betrachtete. Er war der Dunkelheit inzwischen treu ergeben, das wusste sie, da sie dafür gesorgt hatte, doch ein kleiner Restzweifel war vorhanden. "Er ist eine Person, die die japanischen Digiritter gut kennen. Er hat mit ihnen gegen uns gekämpft. Er verachtete uns mehr als jeder andere von ihnen. Wenn er jetzt auf unserer Seite kämpft, wird es ihnen einen schweren Schlag versetzen." Thomas nickte lächelnd, als er darüber nachdachte. Er hatte sich vor drei Jahren gut mit Daisuke angefreundet, woraufhin der Verrat diesem schwer zu schaffen gemacht hatte. Wenn nun der misstrauischste aller noch lebenden Digiritter auf Seiten der Dunkelheit kämpfen würde, würde das vielleicht ausreichen, um ihre Moral endgültig zu brechen. "Dann lass uns beginnen, Chris", meinte der jüngere der beiden dunklen Digiritter. Er erhob sich und bedeutete Daisuke, ihm zu folgen. Bevor er den Raum verließ, übergab er dem Digiritter noch dessen Digivice. Er würde es brauchen, um XV-Mon mit der dunklen Energie zu fluten, die Christian ihm gegeben hatte. Es würde den Digimonpartnern von Ken und Daisuke erlauben, für die Zeit des Angriffs gemeinsam zu digitieren. Christian hatte lange daran gearbeitet, dies möglich zu machen, auch ohne Kens Digivice. Die Macht der Dunkelheit hatte sich wieder einmal als sehr nützlich erwiesen. Doch das Megalevel schien für ihn unerreichbar. Imperialdramon blieb somit ein Digimon, das seinen Feinden vorbehalten war. "Wir senden ihn nach Amerika. Wir müssen auch den anderen Digirittern zeigen, dass wir Widerstand nicht ungestraft lassen. Und auch Spionage nicht. Er sollte in der Nähe von New York erscheinen, damit sie ihn auf jeden Fall bemerken!" Christian erhob sich ebenfalls und folgte seinem alten Freund und dem Digiritter. Draußen vor der Festung hatten XV-Mon und Stingmon inzwischen die letzten Digimon zusammengerufen. Die Digimon standen in zwei Reihen a zehn Wesen und salutierten vor den Herrschern der Dunkelheit. "Sie unterstehen deinem Befehl, Daisuke", sagte Christian so laut, dass alle anwesenden Digimon ihn hören konnten. "Dein Partner und Stingmon ebenfalls. Deine Armoreier behalte ich bei mir, bis du dich als würdig erwiesen hast!" Der gebrochene Digiritter verneigte sich leicht und holte das Digivice aus seiner Tasche, welches Thomas ihm zurückgegeben hatte. "Ich werde euch nicht enttäuschen", sagte der Digiritter, während er die Reihen der Digimon hinunterblickte, die nun unter seinem Befehl standen. Christian richtete sein Digivice auf einen der Spielzeugwürfel, dann drückte er einige Knöpfe auf dem Gerät. Ein roter Strahl, ähnlich eines Lasers, wurde von der Antenne aus auf den Würfel geschickt, woraufhin die Oberfläche zu verschwimmen begann. Nur eine Sekunde später hatte sich ein stabiles Tor geöffnet. "Melde dich über Email, wenn du wieder in Japan bist", flüsterte Thomas ihm ins Ohr, bevor Daisuke durch das Tor ging. Die Digimon folgten ihm auf dem Fuße. Das Tor schloss sich sofort, als das letzte Digimon, Stingmon, hindurchgegangen war. "Wollen wir uns das ansehen, T?", fragte der Träger des dunklen Wappens seinen alten Freund, während er auf den Würfel deutete. Thomas nickte grinsend. Christian öffnete ein weiteres Tor, nahe der Stelle, an die er Daisuke gesendet hatte. Daisuke blickte sich um. Er stand in einem kleinen Wäldchen, über den Bäumen konnte er Hochhäuser sehen. Die Digimon, die seinem Befehl unterstanden, hatten bereits die nähere Umgebung überprüft und gesichert, befehligt von Stingmon. XV-Mon hielt sich hinter seinem Partner. "Endlich stehst du auf unserer Seite", flüsterte das Champion-Digimon dem Menschen zu. Dieser nickte und blickte sich suchend um. "Wo sind wir?", fragte er das Digimon. XV-Mon erhob sich kurz in die Luft, gerade hoch genug, dass sein Kopf aus den Wipfeln der Bäume schaute. Es schwebte zurück zu Boden und landete neben seinem Partner. "New York, Central Park", meinte es knapp. "Die Befehle besagen, dass wir Chaos stiften sollen, nachdem wir einige Minuten gewartet haben. Wir wissen ja dank dir, dass sie uns orten können." Daisuke nickte mit unbewegter Miene. "Sie werden die Digiritter hier in Amerika kontaktieren. In spätestens dreißig Minuten sollten sie hier sein. In zwanzig Minuten beginnen wir mit dem Angiff", befahl der Digiritter. Dann lehnte er sich an einen der Bäume und wartete. Die Digimon, die ihn begleiteten, erkundeten währenddessen weiter das Gebiet um ihren Ankunftspunkt herum. Sie wussten, dass sie diese Position verteidigen mussten, so gut sie konnten. Die Digimon der Digiritter waren zwar sicherlich nicht in der Überzahl, doch sie waren entschlossen, diese Welt zu verteidigen. Der Stoßtrupp wusste, dass er vernichtet werden würde. Das war Teil des Plans. Doch sie mussten es echt aussehen lassen. Zwanzig Minuten später entdeckte XV-Mon am Himmel über New York ein Airdramon, das nicht zu ihnen gehörte. "Sie kommen", berichtete das Digimon seinem Partner. Daisuke stieß sich vom Baum ab und stellte sich neben das Champion. Stingmon landete wenige Sekunden später auf seiner anderen Seite. "Dann nutzen wir Christians Geschenk. Lasst es echt aussehen", flüsterte Daisuke. "Und es tut mir leid, dass ihr euch danach an nichts mehr erinnern könnt, bis die Zeit gekommen ist!" Die Digimon nickten dem Digiritter zu, welcher sein Digivice herausholte und auf die beiden richtete. Ein schwarzer Nebel waberte aus dem Display des Gerätes und hüllte die beiden Digimon ein. Nachdem er sich verzogen hatte, stand ein schwarzes Paildramon vor dem Digiritter. "Dreißig Minuten", flüsterte das Digimon. "Machen wir uns an die Arbeit!" Es erhob sich in die Luft und steuerte auf das Airdramon zu. "Legt los", schrie Daisuke so laut, dass auch die Menschen auf den Wegen in der Nähe ihn hören konnten. Nur Sekunden später brachen knapp zwei Dutzend Digimon aus den Bäumen hervor und begannen, sich auf die Menschen zu werfen. "Er ist motiviert, das muss man ihm lassen", meinte Christian, während er seelenruhig im Hotelzimmer saß, von dem aus sie den Park beobachten konnten. Thomas stand leicht nervös neben ihm, seine Finger am Digivice. "Er weiß genau, was er zu tun hat", entgegnete der jüngere der beiden, während er zusah, wie die Digimon einige Menschen aus dem Park jagten. "Und er wird seine Rolle spielen." Christian nickte, während er das Geschehen im Park und am Himmel darüber beobachtete. Langsam traf auch die Polizei ein, doch diese konnte nicht viel ausrichten. Vier Digimon hatten sich von den anderen abgespalten und traten gegen die eintreffenden Beamten an. "Der Zeitplan sieht gut aus", meinte Thomas, als er auf die Uhr an der Wand blickte. Zwölf Minuten dauerte der Kampf in der Luft nun, während mehrere der Digiritter auch gegen die Digimon am Boden angingen. Ein Gargomon griff gerade zwei Digimon an, die Daisuke abschirmten, unterstützt von einem Wendimon, während hinter dem Digiritter ein Drimogemon aus dem Boden kam. "Sie haben ihn", meinte Christian belustigt, als er das Digimon entdeckte. "Wer hätte gedacht, dass sie so schnell sind? Oder dass sie eines dieser verdammten Drimogemon im Team hatten?" Der ältere der beiden blickte zu dem Kampf, in dem seine Truppen deutlich unterlegen waren, dann erhob er sich. "Wir haben alles gesehen, was wir sehen mussten. Jetzt heißt es nur noch, zu warten." Thomas nickte seinem alten Freund zu, dann öffnete er ein Tor zurück in die Festung in der Digiwelt. Die Digiritter verließen das Zimmer durch das Tor und überließen Daisuke seinem geplanten Schicksal. Dieser hatte das Loch in seinem Rücken noch nicht bemerkt. Kapitel 9: Verraten und verkauft? --------------------------------- Samantha und Wallace entstiegen dem Tunnel, den Drimogemon gegraben hatte und warfen sich auf Daisuke, bevor dieser auch nur realisiert hatte, dass sie sich hinter ihm befanden. "Du?", fragte die Digiritterin entsetzt, als sie den Digiritter erkannt hatte. Sie drückten ihn zu Boden, während er versuchte, die beiden amerikanischen Digiritter abzuschütteln. Sein höhnisches Grinsen versetzte den beiden einen scharfen Stich. "Ja, ich", flüsterte er leise, nachdem er realisiert hatte, dass er sich nicht gegen die beiden wehren konnte. Er wurde unsanft auf die Knie gerissen, Wallace hatte seine Arme fest gepackt und ihm auf den Rücken gedreht. "Wieso?", fragte der Digiritter seinen japanischen Kollegen. Er erinnerte sich noch genau daran, wie er mit Daisuke zusammen einige Zeit nach dem Kampf gegen Christian und Thomas vor drei Jahren seinen zweiten Partner gesucht, gefunden und besiegt hatte, um diesen zu retten. Lopmon kämpfte gerade als Wendimon in der Schlacht gegen Daisukes Trupp, während einer seiner Retter versuchte, es zu töten. "Weil er mächtiger ist als wir", meinte Daisuke nur, bevor er von den Digirittern in den Tunnel gezerrt wurde. Erst jetzt schien den kontrollierten Digimon aufzufallen, dass ihr menschlicher Anführer verschwunden war. Doch auch ohne ihn hatten sie noch immer einen Befehl. Nur, dass ihnen nun niemand mehr sagte, sie sollten sich zurückhalten. Mit neuer Kraft und Wut gingen sie auf die Digiritter, deren Partner und alle Menschen los, die sich in der Umgebung aufhielten, während Paildramon sich am Himmel noch immer mit Airdramon und Galgomon herumschlug. Doch nur etwa eine Viertelstunde später waren die letzten bösartigen Digimon vernichtet oder befreit, während Paildramon noch in der Luft zu Wormmon und V-Mon zurückdigitierte, die beide ohnmächtig zu Boden fielen. Ihre halbe Stunde war soeben verstrichen. Nur eine Minute später war die Gruppe der Digiritter auf Airdramon verschwunden. Die Polizisten starrten ihnen verdutzt hinterher, auf den Gedanken, sie zu verfolgen, kamen sie erst einige Sekunden später, und da war Airdramon bereits in einigen Wolken verschwunden. Eine halbe Stunde später waren die Digiritter wieder zurück in ihrem Versteck, Airdramon zu einem Dracomon zurückdigitiert, und die Menschen hatten sich um den Gefangenen versammelt. Sam hatte ihm während ihrer überstürzten Abreise das Digivice abgenommen und auch schon Koushiro kontaktiert, welcher sich und die anderen Digiritter aus Japan in den nächsten Minuten angekündigt hatte. Der Digiritter des Wissens hatte Sam zuerst nicht geglaubt, doch als sie ihm ein Bild von Daisuke gesendet hatte, wie er in ihrer Mitte saß, konnte der Digiritter es nicht abstreiten. Es erklärte auch, wo sich Daisuke in den letzten drei Monaten befunden hatte. Michael war ebenfalls in die Digiwelt aufgebrochen, wo er auf die japanischen Digiritter wartete. "Warum hast du das getan?", fragte Sam ihn erneut, während sie ihm gegenüber auf einem Stuhl saß. Daisuke hatten sie mithilfe von Metallhandschellen an den Stuhl gekettet und ihn zusätzlich mit einem Seil fixiert, während V-Mon und Wormmon von ihren Partnern bewacht wurden. Zwar waren die Digimon sofort von den Digirittern mithilfe der Digivices geläutert worden, doch wenn es um Diener von Christian ging, vertrauten sie auf nichts mehr. "Warum, Daisuke? Sie haben deine Freunde getötet. Sie haben so viele von euch getötet, und doch dienst du ihnen!" Sams verängstigter Blick brachte den gebrochenen Digiritter zum Grinsen. "Ich bin nicht der einzige", flüsterte er der amerikanischen Digiritterin zu, die sich etwas zu ihm gebeugt hatte. "Du kennst sie nicht, aber die Digiritterin der Zukunft ist auch auf unserer Seite!" Sam wich leicht zurück, als sie realisiert hatte, was Daisuke gerade gesagt hatte. "Was hat er gerade gesagt?", fragte Wallace Sam ruhig, und sie erzählte den anderen, was Daisuke ihr gerade anvertraut hatte. "Er ist nicht der einzige Verräter?", fragte Lou mit versteinerten Zügen. Die Angst darin war nicht schwer zu erkennen. Bevor jemand antworten konnte, kehrte Michael mit Koushiro und Ken in die Basis der amerikanischen Digiritter zurück. Daisuke schien auf diesen Moment gewartet zu haben, denn nun flüsterte er nicht mehr. "Sarah und ich haben euch nicht verraten. Wir haben uns nur den Gewinnern angeschlossen. Sarah hat mich überzeugt, dass es besser ist!" Das Lachen, das der Digiritter von sich gab, ähnelte dem von Christian, es schien eine ähnliche Art Wahnsinn zu zeigen, wie ihn Christian an den Tag legte. Koushiro und Ken starrten den verräterischen Digiritter entsetzt an. Dann wandte sich Ken den beiden Digimon zu, die die internationalen Digiritter gerettet hatten. Er richtete sein Digivice auf sie und sah zu, wie der letzte Rest Dunkelheit aus ihnen verschwand. Sekunden später hatte er Wormmon auf dem Arm, welches langsam wieder zu sich kam. Der Digiritter des Wissens wandte sich derweil Daisuke zu. "Ich glaube, Christian hat dich gefoltert", stellte er nüchtern fest. Es gab deutliche Anzeichen für diese Vermutung, nicht zuletzt die Striemen und halb verheilten Verletzungen, die am Hals und seinen Armen zu sehen waren. "Er ist übersät mit Verletzungen", bestätigte Lou, welcher den Digiritter untersucht hatte, während sie zurückgekehrt waren. "Viele davon sind alt. Es muss eine Weile gedauert haben, und es muss schlimmer gewesen sein als die Hölle." "Es war eine Befreiung", kicherte Daisuke, während Koushiro sich auf den Platz setzte, auf dem noch Sekunden zuvor Sam gesessen hatte. Sie hatte ihn geräumt und das Zimmer verlassen, sie ertrug den Verräter nicht mehr. "Es war die Hölle", entgegnete Koushiro und griff Lous Erzählung auf. "Aber das bist nicht du, Daisuke. Du hasst die dunklen Digiritter, weißt du nicht mehr? Du hasst Thomas, weil er dich verraten hat, deine Freundschaft verraten. Er hat dich gegen Ken aufgehetzt, deinen besten Freund in unserer Gruppe. Du hast kein Vertrauen mehr zu jemand anderem geschlossen, mit Ausnahme von Ken." Daisuke grinste leicht. "Ich bin ein treuer Diener Christians", flüsterte er, doch seine Stimme hatte zu zittern begonnen. Nur schwach, doch Koushiro hatte es gehört. Er wusste, dass er gerade einen Ansatz gefunden hatte, um die Gehirnwäsche, der Daisuke unterzogen worden war, zu brechen. Doch es würde einige Tage dauern. "Sagt den anderen bescheid, dass Ken und ich einige Tage hier bleiben werden", bat er Wallace, welcher sich einem der Computer zuwandte. Er hatte die Emailadressen von Takeru und Hikari, aus der Zeit, als sie Wendimon gejagt hatten, und verfasste eine kurze Nachricht an sie. Es gab einen Lichtstreif am Horizont, das musste die anderen einfach aufmuntern. Es dauerte mehr als zwei Wochen, doch schließlich hatten es Koushiro, Ken und Wallace geschafft, Daisuke von dem Einfluss zu befreien, den Christian über ihn gewonnen hatte. Der Digiritter war danach ein Wrack, er zitterte ständig und blickte sich immer wieder panisch um, doch endlich konnte er ihnen berichten, was Christian eigentlich plante. Takeru und Hikari waren für diesen Zweck extra aus Japan gekommen, denn es war klar, dass sie alle hören mussten, was bald geschehen würde. Auch viele andere internationale Digiritter waren gekommen. Das Versteck platzte aus allen Nähten. "Er ist leicht in Panik zu versetzen", warnte Ken die beiden anderen japanischen Digiritter vor, die Daisuke nach dreieinhalb Monaten zum ersten Mal wiedersahen. "Redet deutlich, nicht zu laut und unterhaltet euch nicht untereinander. Christians Behandlung hat ihm das letzte bisschen Vertrauen ausgetrieben." Die beiden nickten, dann folgten sie Koushiro in das Zimmer, in welchem Daisuke untergebracht worden war. Der Digiritter saß zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers, weit weg von den Fenstern und der Tür, halb hinter einem kleinen Schrank versteckt. Man konnte noch immer die Spuren an den Armen sehen, die ihm von Christian zugefügt wurden. "Hallo, Daisuke", sagte Hikari freundlich, was ihn sofort dazu bewegte, sich ihr zuzuwenden. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Hikari", flüsterte er freundlich. Es schien, als hatte er noch immer Gefühle für seine alte Jugendliebe, auch wenn diese inzwischen seit einigen Jahren mit Takeru zusammen war. "Was ist geschehen, Daisuke?", fragte Takeru, nachdem der andere Digiritter sich ein wenig aus seiner Ecke hervorgewagt hatte. "Er... hat mich... entführt... in der letzten Schlacht... welchen Tag haben wir heute? Wie lange war ich dort?" Daisuke blickte panisch um sich, während er diese Fragen stellte. Er hatte während der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal nach dem Datum gefragt. "Es ist Dezember. Der zehnte Dezember. Du warst fast vier Monate bei ihm", erklärte Hikari leise. Daisuke schüttelte den Kopf, in seinen Augen standen Tränen. Er flüsterte immer wieder leise vor sich hin, zu leise, als dass die anderen es verstehen konnten. "Das tut er schon, seit wir begonnen haben. Er gerät immer wieder in Panik, und was er dann murmelt, wissen wir nicht", erklärte Koushiro leise, nachdem er Daisuke kurz beobachtet hatte, um sicherzugehen, dass dieser die Unterhaltung nicht bemerken würde. "Er... ich... sie...", stotterte Daisuke etwas lauter, während die Tränen seine Wangen hinunterliefen. Koushiro erhob sich leise und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatten, wandte er sich Takeru und Hikari zu. "Er hat uns während der letzten Tage erzählt, was passiert ist", berichtete Koushiro allen Anwesenden, während er sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ, denn von Daisuke würden sie die nächste Zeit sicherlich nichts mehr erfahren können. Erst jetzt erkannten die beiden, wie erschöpft der Digiritter des Wissens war. Auch Ken, welcher sich gerade zu ihnen gesellte, schien übermüdet, doch auch glücklich zu sein. Wormmon hatte es sich auf seiner Schulter bequem gemacht und döste vor sich hin. Auch V-Mon war wieder auf ihrer Seite, es befand sich draußen bei den anderen Digimonpartnern. "Es scheint, als wäre Christian einige Zeit im Koma gelegen. Das hat Sarah ihm erzählt. Die ersten zwei Monate nach der Schlacht soll der dunkle Digiritter nicht aktiv gewesen sein." Ken machte bei seiner Erzählung eine kurze Pause und trank einen Schluck Limonade. Die Flasche stand auf dem Sofatisch. "Er war bei der gesamten Prozedur anwesend, doch saß die meiste Zeit in einem Rollstuhl. Sarah war das ausführende Organ." "Du meinst also, dass Sarah wirklich auf seiner Seite steht?", fragte Takeru entsetzt. Er erinnerte sich an die Digiritterin, die sich Christian in den Weg gestellt hatte, um ihn und Hikari zu schützen. "Er wird sie ebenso gebrochen haben wie sie Daisuke brach. Er hat uns erzählt, dass sie alles tut, was Christian ihr sagt", erklärte Koushiro. "Und da sie länger in seiner Gewalt war, wird es wohl auch länger dauern, sie von dieser Gehirnwäsche zu befreien. Sofern es uns gelingt, sie aus seinen Händen zu befreien." Die anderen japanischen Digiritter nickten leicht. "Weiß er von den anderen?", fragte Hikari schließlich leise. Sowohl Ken als auch Koushiro nickten traurig. "Christian hat sich einen Spaß daraus gemacht, Daisuke damit zu foltern. Er hatte ihm auch eingeredet, dass du gestorben wärst, Hikari. Thomas wusste, dass er in dich verliebt war", ertönte eine weitere Stimme. Wallace hatte sich leise zu ihnen gesellt, sein besorgter Blick auf den neu angekommenen Digirittern ruhend. Er hatte geahnt, was seine Aussage auslösen würde, doch es musste gesagt werden. Sie alle hatten inzwischen gut genug verstanden, dass Christian alles nutzen würde, um seine Gegner zu zerbrechen. Sie mussten sich vorbereiten, auf alles. "Ken, Sam meinte, du sollst weiter versuchen, Daisuke zurück in die relative Normalität zu bringen. Christian wird nicht mehr lange warten, und wir brauchen Imperialdramon." Der Digiritter nickte und verließ die Sitzgruppe. Er holte V-Mon und begab sich wieder zu dem verängstigten Jugendlichen. Sam hatte sich inzwischen ebenfalls zu den Digirittern bei der Sitzgruppe gesellt. Sie sagte jedoch nichts, sondern war einfach da, denn sie ahnte, dass die anderen dies gerade brauchten. Auch die anderen Anwesenden schwiegen. Sie hatten respektvoll ein wenig Platz um die japanischen Digiritter gemacht, auch wenn dies bedeutete, dass sie sich noch enger zusammenquetschen mussten. "Warum hat er noch nicht gehandelt?", fragte Wallace schließlich. Es war die Frage, um die sie alle herumgeredet hatten. Da ihn dies jedoch immer mehr gestört hatte, hatte er sie endlich gestellt. Doch alle schwiegen. Niemand wusste, was in Christian vorging, und die einzige Person, die es ihnen vielleicht sagen könnte, saß zitternd nebenan. Zwei Tage später kehrten die japanischen Digiritter, in Begleitung von Daisuke und seinem Partner, in ihre Heimat zurück. Die anderen Digiritter waren schon zuvor abgereist. Noch immer konnte ihnen Daisuke nicht sagen, was Christian für die Zukunft geplant hatte. Doch seine Paranoia und Angstzustände waren ein wenig schwächer geworden. Kapitel 10: Christians nächster Zug ----------------------------------- Vier Wochen waren vergangen, seit Daisuke mit einigen Champion-Digimon in Amerika erschienen war und Chaos gestiftet hatte. Seither hatten sich die Digiritter mit wenigen Ausnahmen nicht mehr zur Erkundung in die Digiwelt getraut, denn sie wussten von Daisuke und ihren eigenen Expeditionen, wie groß die Armee der dunklen Digiritter inzwischen war. Sie hatten tausende und abertausende Digitama ausschlüpfen lassen und innerhalb weniger Tage auf Rookie-Level gebracht. Durch ihre Trainingsmethoden konnten sie sogar den Pfad der Digitation beeinflussen, was in einer Horde gleicher Digimon resultierte. Die Vielfalt, die früher in der Digiwelt geherrscht hatte, war inzwischen fast verschwunden. Es war ihnen allen klar, dass früher oder später der Angriff der dunklen Digiritter beginnen musste. Sie wussten jedoch nicht, wo genau diese angreifen würden. Und auch nicht, wann genau. "Sie sind ruhig", flüsterte Hikari besorgt, während sie sich mit Koushiro, Takeru und Ken in Koushiros Zimmer aufhielten. Auch Daisuke befand sich bei ihnen, er kauerte wie so oft zitternd in einer Ecke des Zimmers, so weit von Tür und Fenstern entfernt, wie es ihm möglich war. Sein Partner saß bei ihm und versuchte, ihn während seiner Panikattacke nicht allein zu lassen. Auf Koushiros Laptop und seinem Computer konnte man gleichzeitig deutlich die vielen Chatfenster sehen, mit denen sie Kontakt mit den anderen Digirittern in aller Welt hielten. Für alle Anwesenden war dies das einzige, das in ihrem Leben aktuell noch Bedeutung hatte. Sie hatten sich in der Schule krankgemeldet und verbrachten jede freie Minute zusammen. "Sie werden bald losschlagen", entgegnete Koushiro. Er hatte seine Augen auf die Bildschirme gerichtet und versuchte, gleichzeitig mit beinahe dreißig Menschen zu kommunizieren. Sie hatten Teams gebildet, nach Ländern gruppiert, damit sie schnell eingreifen konnten, sollten die dunklen Digiritter erscheinen. Sam hatte diese Koordination übernommen, damit Koushiro Zeit hatte, Daisuke und den anderen beizustehen. "Wo werden sie wohl erscheinen?", stellte Ken die Frage, die sie alle beschäftigte. "So, wie wir sie bisher kennengelernt haben, werden sie hier in Japan erscheinen. Er hasst zwar alle Digiritter, aber uns hasst er mehr als alle anderen. Alle Digiritter im asiatischen Raum sind bereit, herzukommen, sobald wir herausfinden, wo sie erscheinen werden." Just in diesem Augenblick blinkte ein Programm, welches Gennai dem Digiritter vor Jahren gegeben hatte. Sofort öffnete Koushiro die Karte, und als er herauszoomte, stockte nicht nur ihm der Atem. Überall auf der Welt waren Punkte zu sehen, die auf bösartige Digimon hinwiesen. "Sie sind überall", stöhnte Ken, als er die Punkte sah. Koushiro hatte inzwischen begonnen, den anderen Digirittern mitzuteilen, wo genau die Digimon erschienen waren. Es war wirklich überall auf der Welt, und als Koushiro nach Amerika hineinzoomte, musste er feststellen, dass die Digimon nirgendwo anders als im weißen Haus, im Kapitol und im Pentagon erschienen waren. Auch in den anderen Ländern hatten die Digimon die Regierungsgebäude und Militärhauptquartiere als Erscheinungspunkt gewählt. Nur in Japan waren die Digimon nicht nur direkt in den Regierungsgebäuden erschienen. Sie waren auch am nördlichsten Zipfel Japans und die schiere Masse der Digimon, die dort erschienen waren, ließen keinen Zweifel, wo Christian seine Armee hingeführt hatte. "Er ist hier", sagte Takeru mit kalter Stimme. Die anderen sagten nichts, doch auch sie wussten, dass sie bald schon die letzte Schlacht führen würden, die über Sieg oder Niederlage entschied. "Die anderen Digiritter sind informiert", sagte Koushiro einige Minuten später. "Die asiatischen Digiritter kommen uns zu Hilfe, sobald sie gegen Christians Truppen in ihren Ländern angegangen sind!" Eine Minute nach dieser Aussage marschierte eine zweite, größere Angriffswelle in allen Teilen der Erde ein, an den selben Orten wie die erste. Es waren mehr als fünfhundert Mal so viele Digimon wie in der ersten Welle. Koushiro begann erneut, Nachrichten zu versenden, um alle von dieser Änderung in Kenntnis zu setzen. Eine halbe Stunde später meldete sich Sam via Internet-Telefonat bei Koushiro, welcher schnell eine Webcam an seinen Laptop anschloss und annahm. Eigentlich hatten sie gerade aufbrechen wollen, doch nun würde sich dies ein wenig verzögern. "Hallo", begrüßte die Amerikanerin die Runde knapp. "Wir haben ein großes Problem!" "Das wissen wir, sie sind überall", antwortete Takeru sofort. Er hatte sich neben Koushiro gestellt, so dass auch er auf dem Bild zu sehen war. Sam nickte, dann schüttelte sie jedoch den Kopf und rieb sich die Schläfen. "Das auch, aber das meine ich nicht. Uns ist es gelungen, eines der Digimon abzufangen und gefangenzunehmen", berichtete sie. "Wir haben versucht, es auszuquetschen, und Schweigen sollen sie anscheinend nicht. Christian hat ihnen gesagt, dass sie uns informieren sollen, wenn sie blöd genug sind, gefangen zu werden. Er ist arroganter denn je!" Der gequälte Ausdruck auf dem Gesicht der Digiritterin zeigte den Japanern, dass die Informationen eindeutig schlecht waren. "Was habt ihr erfahren?", fragte Koushiro bedrückt. "Das Commandramon sei instruiert worden, uns zu erklären, wie ihre Einheiten aufgebaut sind, anscheinend will Christian uns verhöhnen." Sam schüttelte erneut den Kopf, bevor sie auf den unteren Rand des Bildes deutete. "Ich habe euch eine Datei gesendet. Das ist das, was das Commandramon uns erklärt hat, bevor... es sich selbst vernichtet hat." Koushiro lud die Datei herunter und öffnete sie. Ein gut durchdachter Armeeaufbau war zu sehen. "Oh nein", flüsterte Koushiro, als er die Zahlen in der Liste betrachtete. "Nach unseren Beobachtungen und den Schätzungen, die wir angestellt haben, stimmt das", antwortete Sam geknickt. "Viertausend Digimon pro Legion. Sie sind durchnummeriert?" Sam nickte bestätigend, während Takeru und Koushiro den Aufbau von Christians Armee betrachteten. "Eine Vier-Zahlen-Kombination ist ihr Name. Die erste Ziffer ist die Nummer der Legion, die Zweite die des Batallions, die dritte die der Einheit und die vierte die des Digimon. Eine Legion besteht aus zehn Batallionen, jede Batallion aus zehn Einheiten. Jede Einheit besteht somit aus vierzig Digimon, zehn vierer-Gruppen also. In jeder Legion sind einhundert Champion-Level!" Die entsetzten Gesichter der Digiritter sagten alles aus, was zu sagen war. "Du erzählst uns das hier nicht nur, damit wir Christians Armee verstehen", stellte Hikari schließlich fest. "Es gibt etwas, auf das du hinaus willst, Samantha!" Die amerikanische Digiritterin nickte mit traurigem Gesicht. "Bevor es sich getötet hat, hat es uns seinen Namen verraten... oder Seine Nummer... ach, nennt es, wie ihr wollt. Es hat mir gesagt, wie es genannt wurde." Die Stille, die darauf folgte, war fast greifbar. "Dreihundert, drei, sieben, drei. Es war ein Soldat der dreihundertsten Legion." "Wie bitte?", fragte Koushiro, welcher als erster seine Stimme wiedergewonnen hatte. "Hast du das richtig verstanden?" Sam nickte. "Christian hat mehr als eine Million Digimon bereit, die in unsere Welt vorrücken wollen. Und das sind nur die Commandramon und Sealsdramon." "Du sagtest nur. Soll das heißen...", begann Takeru, doch als er Sams Gesicht sah, schwieg er. "Er hat auch fliegende Digimon, ich glaube, sie heißen Megadramon. Und er hat große Horden von Tankmon." Takeru konnte sich noch gut an diese Digimon erinnern. Vor sechs Jahren, im Kampf gegen die Meister der Dunkelheit, hatte Machinedramon diese Digimon gegen sie gesandt. Ein Megadramon hatte zusammen mit einem anderen Ultralevel eine ganze Stadt in wenigen Minuten eingeäschert. Es waren mächtige Gegner. Und auch die Tankmon waren in großen Mengen die reinsten Vernichtungsmaschinen. "Wir haben große Probleme", flüsterte Ken plötzlich, während er sich den anderen zuwandte. Die Tür hinter ihm stand offen, und Daisuke war verschwunden. Auch Wormmon fehlte. Takeru wandte sich dem Digiritter der zweiten Generation zu. Ken hatte ein blaues Auge, welches schnell anschwoll. "Daisuke hat uns verraten", flüsterte er mit gebrochener Stimme. "Er sagte, er müsse zurück zu seinem Meister. Er hat V-Mon und... und Wormmon... mit seinem Digivice... sie sind wieder auf Christians Seite." Die Digiritter sprangen auf, doch bevor sie hinausrennen konnten, war vor dem Fenster bereits XV-Mon zu sehen, wie es mit Daisuke davonflog. Stingmon flog an seiner Seite, beide Digimon hatten eine grauschwarze Färbung. "Ich muss wieder aufbrechen", meinte Sam dann. "Ich muss die anderen gegen die Commandramon hier in Amerika unterstützen. Wir wollen das Kapitol zurückholen. Oh, und noch etwas. Normale Waffen scheinen nichts gegen die Digimon ausrichten zu können." Sie beendete die Kommunikation und die Digiritter in Japan brachen ebenfalls auf. Sie ahnten, wer bei der Streitmacht im Norden auf sie warten würde. In sämtlichen Ländern der Erde waren, als Koushiros Laptop zu blinken begonnen hatte, zeitgleich kleine Vier-Mann-Truppen von schwarz gekleideten Commandramon, speziell ausgebildeten Elite-Einheiten, durch Computer in den Regierungsgebäuden erschienen und hatten diese schnell überrannt, fast ohne Gegenwehr. Minuten später waren weitere Hundertschaften erschienen und hatten die Gebäude gesichert. Diese Einheiten waren jedoch nicht einmal die Hälfte von Christians Armee. Niemand konnte ihnen entkommen, denn die Digimon wussten genau, was sie zu tun hatten. Nichtsdestotrotz hatte Christian in keinem Land mehr als fünftausend Digimon freigesetzt, meist nur eine Legion zusammen mit einigen Tankmon und zwei Megadramon, in manchen Ländern auch zwei Legionen, je nach Stärke des dortigen Militärs. Auch hier bildete Japan eine Ausnahme. Im Norden erschien eine Streitmacht, die mehr als fünfzigtausend Digimon stark war. Kurz nach ihrem Erscheinen marschierte sie gen Süden, und der Kurs war unverkennbar. Sie marschierte nach Tokyo. Kapitel 11: Digimon-Armee ------------------------- Das Tor öffnete sich vor den Digimon, die Christian und Thomas in den letzten Monaten herangezogen hatten, und als es schließlich groß genug war, um sie alle passieren zu lassen, marschierten sie los. Direkt an der Spitze schwebte Apocalymon, auf diesem standen die Anführer dieser Streitmacht. "Vorwärts", ertönte die Stimme des älteren dunklen Digiritters, laut genug, dass seine gesamte Streitmacht ihn hören konnte. Zwölf Legionen von Commandramon, jede davon viertausend Digimon stark, marschierten aus der Digiwelt hinaus in die reale Welt und nach Wakkanai hinein, dem nördlichsten Zipfel Japans. Begleitet wurden die Rookie-Digimon von Aidramon, die als Versorgungsdigimon dienten, Tankmon, die die schweren Waffen stellten, und fliegender Ultradigimon, hauptsächlich Megadramon und Gigadramon. Es war eine überwältigende Streitmacht, die die dunklen Digiritter in die reale Welt führten. Commandramon sieben-drei-drei-fünf, von den Mitgliedern seiner Einheit Badmouth genannt, marschierte an der rechten Flanke der Front seiner Legion durch das Tor. Nachdem es die reale Welt betreten hatte, blickte es sich nervös um, denn sie waren inmitten einer Stadt erschienen. Überall standen Autos, deren Fahrer sie fluchtartig verlassen hatten, als die ersten Digimon erschienen waren. Die Digimon konnten die Blicke der Menschen spüren, die sich in der Umgebung versteckten. Es war das erste Mal, dass es die reale Welt wirklich sah, doch es glaubte, genau zu wissen, was sie zu tun hatten. Jetzt fehlte nur noch der Befehl dazu. "Ausschwärmen!", schrie der Anführer seiner Legion, woraufhin der Befehl von den Batallions- und Einheitenanführern wiederholt wurde, wie um seine Vermutung zu bestätigen. Die Digimon, die schon zuvor hindurchmarschiert waren, waren bereits dabei, die Gebäude um sie herum zu stürmen, möglichen Widerstand aufzuspüren und zu vernichten. Badmouth blickte kurz die drei anderen Commandramon an, über die er bei solchen Situationen den Befehl hatte, dann marschierten sie los. "Hey, Badmouth, nicht so schnell", meinte eines der Commandramon, sieben-drei-drei-sieben, Two-Pair genannt. Es war schon immer ein Miesepeter gewesen, das über alles jammerte. Badmouth fragte sich wieder einmal, wieso es dieses Digimon in seine Gruppe bekommen hatte. Sein Einheitenführer, Chief sieben-drei-drei-eins, schien ihn nicht zu mögen. Die Digimon erreichten zusammen mit vier weiteren Gruppen ein Haus, dessen Tür noch keine Markierung hatte. "Unseres", rief Badmouth sofort, da sie als erstes die Tür erreicht hatten. Die anderen Gruppen drehten ab, während die Digimon um Badmouth die Tür eintraten und das Haus stürmten. Schnell hatten sie sich in zwei Zweiergruppen aufgeteilt und das Gebäude auf den Kopf gestellt. Die Bewohner trieben sie hinaus, in die Arme weiterer Commandramon, die noch immer durch das Tor strömten. In einiger Entfernung schwebte Apocalymon still über der Stadt, die die Digimon gerade in Windeseile übernahmen. Es dauerte knapp eine Stunde, dann hatten die Digimon auch die letzten Gebäude durchsucht und sämtliche Waffen in der Stadt beschlagnahmt. Die Invasion hatte inzwischen einige Menschen das Leben gekostet. Viele davon waren Polizisten, die versucht hatten, eine Waffe zu ziehen. Am Himmel waren neben Apocalymon auch Megadramon, Gigadramon und Unmengen Airdramon zu sehen, die die Stadt überflogen. Auf einem der Airdramon saßen vier Commandramon. Sie unterschieden sich von ihren Artgenossen durch die Kleidung, denn sie trugen schwarze Kampfanzüge statt der grünen, außerdem hatte auch ihre Haut einen dunkleren Ton. Sie waren die Elite-Soldaten, die nur zwei Personen unterstanden. Aktuell wartete Einheit fünf auf Befehle. "Hey, One, glaubst du, der Meister braucht uns überhaupt?", fragte eines der anderen Digimon den Anführer des Vierertrupps. Das Commandramon musste grinsen, als es zu Apocalymon hinüberblickte. Der Digimonpartner ihres Herrschers war mächtig, das wussten alle Digimon der Armee. 13-3 war in ihrer Gruppe der Spaßvogel, das war in allen Spezial-Kommando-Einheiten bekannt. Er hatte das frechste Mundwerk in den Spec-Ops. "Halt's Maul, Clown", kam von einem der anderen beiden, 13-2. Die Metallkrallen, die es an seinen Krallen befestigt hatte und die diese um das Vierfache verlängerten, erklärten leicht, warum alle anderen das Digimon Claw nannten. "Deine Witze sind hier fehl am Platz!" Clown nickte, als der die Krallen in seinem Nacken spürte, sagte jedoch nichts mehr. "Ihr haltet am besten beide das Maul", meinte 13-4, das Sprachrohr, durch welches sie normalerweise ihre Befehle von der Kommandozentrale erhielten. Außerdem war er Experte für alles, was in die Luft fliegen konnte. Er hatte in ihrer Freizeit an ihren Granaten und Sprengsätzen herumgebastelt und deren Durchschlagskraft fast verdoppelt. Das wusste natürlich außer den dreien niemand, denn es war gegen die Befehle. Sie nannten ihn daher meistens Cheater. "Clown, du solltest unsere Umgebung im Auge behalten", knurrte One wütend, woraufhin das angesprochene Digimon sofort in seine Tasche griff und ein Fernglas herausholte. Es hatte auf seinem Rücken eine andere Waffe geschnallt als die anderen, denn es war ein Scharfschütze. Auch der Anführer ihrer Gruppe hatte ein Fernglas hervorgeholt und beobachtete die Welt unter sich. "One, wir haben einen Befehl", rief Cheater plötzlich, und sofort verstummten die leisen Gespräche in ihrer Einheit. "Lass hören", befahl One. Cheater zog das Gerät aus der Tasche und verband es mit ihren Kopfhörern. "Hier ist 13-1, was ist der Befehl?" "Ihr habt euch mit den SOU 14 und 15 nach Südosten zu begeben, wir haben Berichte über eine kleine Basis der japanischen Selbstverteidigungskräfte erhalten, die schwer bewaffnet sein sollen. Brecht den Widerstand und bereitet alles für die Übernahme der Basis vor", hörten die vier Digimon die Stimme ihres Herrn, Black Fighter-Leomon. "Wer hat den Oberbefehl?", fragte One, woraufhin Thomas' Partner One den Befehl übergab. Da es die rechte Hand von Thomas' Partnerdigimon war, war dies nicht verwunderlich. "Enttäuscht mich nicht", meinte Black Fighter-Leomon noch, bevor die Verbindung unterbrochen wurde. "Lions Hand führt. An die Arbeit", rief One den beiden anderen Spec-Ops-Einheiten zu, und drei Airdramon lösten sich aus der Formation. 7-3-3-5 und seine Truppe hatten sich kurz darauf wieder ihrer Legion angeschlossen, nur um von Gerüchten zu hören, dass es einige Verluste in ihrer Armee gegeben haben sollte. Allerdings nicht hier in Japan. Es hieß, dass in Amerika ein Digimon seinen Informationsbefehl ausgeführt haben sollte. "Hey, Baddy, glaubst du, es stimmt?", fragte sein Stellvertreter, während sie in Marschformation aus Wakkanai herausmarschierten. Zwei Batallione der 12. Legion waren zurückgeblieben, um hier einen Rückzugspunkt zu errichten, der Rest marschierte weiter. "Die dreihundertste in Amerika ist ein Witz, Spider", entgegnete der Truppführer und grinste. "Die sind noch so grün hinter den Ohren, als wären sie eben erst geschlüpft." Die Digimon, die dem leisen Gespräch zugehört hatten, begannen zu lachen. Schnell war der Witz und das Gelächter durch die gesamte siebte Legion hindurch zu hören. Sie alle waren der Meinung, dass die Legionen ab der Nummer zweihundertfünfzig keine wirklichen Legionen mehr waren, denn die Digimon, die in ihnen dienten, waren nicht mehr von den Partnern der dunklen Digiritter geprüft worden. Nicht so wie sie. Nicht direkt nach der Geburt. "Also glaubst du, dass wirklich eines den letzten Befehl ausführen musste?", fragte 7-3-3-6, Spider, seinen Truppführer erneut. Badmouth nickte. "Das Gerücht ist kein Gerücht. Chief hat es von seinem Chief gehört, und der von Datamon. Die Herren sind ganz begeistert davon, dass unsere Feinde von unserer Truppenstärke gehört haben!" Badmouth packte seine Waffe fester und blickte sich nervös um, während sie die Stadt verließen. Laut ihrem Chief würden sie einige Stunden brauchen, bis sie den südlichen Teil dieser großen Insel marschiert waren. "Also ist ihre Moral schon angeschlagen", kicherte Two-Pair, während auch er sich wachsam umblickte. Sie marschierten durch schwieriges Gelände und wussten nicht, was sie erwarten würde. Neben ihnen rollten Tankmon, die sie von der Umgebung teilweise abschirmten. Ihre Legion folgte, zusammen mit der achten, direkt Apocalymon, während die Legionen eins bis sechs bereits vorausmarschiert und ausgeschwärmt waren. Sie hatten innerhalb dieses Tages die Insel Hokkaido zu sichern. Legionen neun bis elf und die Reste der zwölften marschierten in einigem Abstand hinter den zwei Hauptlegionen hinterher. "Wir werden schon bald mit ihnen zusammentreffen, wenn ich unsere Chiefs richtig verstehe", meinte das vierte Digimon des Trupps, 7-3-3-8. Die anderen nannten es Bomber, denn sein Rucksack war voll mit Sprengstoff. Badmouth und die anderen nickten. Sie waren bereits seit einiger Zeit im Laufschritt unterwegs. Sie würden es noch eine Weile sein, denn es waren nicht genug Tankdramon bei ihnen, um sie alle zu transportieren, und auch Airdramon hatten sie noch nicht genug. Das würde sich jedoch sicherlich bald ändern. "In drei Stunden sind wir am Ziel", schrie der Befehlshaber ihrer Legion, was von allen Digimon mit Jubelgeschrei beantwortet wurde. "Wir werden bald schon richtig im Einsatz stehen", sagte Badmouth zu seiner Truppe. Ein weiterer kleiner Jubel war zu hören, während die Truppe Apocalymon gen Süden folgte. Zwei Stunden später landeten zwei Digimon auf Apocalymon und entließen einen Menschen, welcher sofort vor den beiden dunklen Digirittern niederkniete. "Er ist wieder zurück", kommentierte Two-Pair miesepetrig, während er zu Apocalymon aufblickte. "Das heißt, die anderen können nicht weit sein." Die anderen Digimon nickten leicht, während sie weiterrannten. In mehreren Kilometern Entfernung war eine große Stadt zu sehen. "Eine halbe Stunde", meinte Badmouth, während er die Größe abschätzte. "Dann müssen wir spätestens bereit sein. Ich will Höchstleistungen sehen, besser als der perfekte Lauf im Training." Sein Team nickte, ebenso wie die anderen Teams. Ihre Truppführer hatten alle mehr oder weniger die selbe Ansprache gehalten. "Ausschwärmen", schrie ihr Befehlshaber, und die Legion zerfiel ihn eintausend Vierer-Trupps, während das Sealsdramon mit der Nummer 7-0-0-0, das viertausenderste Digimon der Legion, bei Apocalymon zurückblieb. Die Lions Hand-Spezialeinheit hatte inzwischen zusammen mit den anderen acht Spec-Ops die Basis der japanischen Verteidigungsstreitkräfte infiltriert. Die Airdramon waren direkt davor gelandet und hatten SOU 14 abgesetzt, während SOU 13 und 15 im Inneren von den Digimon sprangen. Zwei Minuten später hatte die Lions Hand die Befehlszentrale übernommen, während die anderen vier Digimon den Zugang sicherten. "Hey, One, die fünfte hat sich gemeldet", berichtete Cheater, nachdem er das Funkgerät der Basis angezapft hatte. "Sie sind in fünfzehn Minuten zor Ort, inklusive Tankmon und zwei Megadramon." Der Anführer der 13. Kommandoeinheit grinste, während sich die Menschen, die in der Zentrale gesessen hatten, zitternd in eine Ecke drückten, unter Bewachung von Claw und Clown. "Gut", antwortete One. Dann nahm er eines ihrer kleinen Funkgeräte in seine Krallen. "Hier 13-1, 14, Status!" "14-3, Tor gesichert, schwerer Widerstand vom Gelände. T bis Unterstützung?", antwortete das Digimon genervt. Im Hintergrund war das Rattern von Maschinengewehren und die Schreie von Verwundeten zu hören. "T minus fünfzehn", antwortete One. "Haltet ihr so lange durch?" Als Antwort war von außerhalb der Zentrale eine Explosion zu hören. "Ohne Probleme, Lions Hand", antwortete 14-3, während auch durch das Funkgerät eine Explosion zu hören war, zeitgleich mit dem Schall von außerhalb der Zentrale. "Wir haben noch mehr als genug Munition und Granaten." Ein Lachen war zu hören, welches kurzzeitig die panischen Schreie der Menschen übertönte, bevor die 14. Spec-Ops-Einheit den Funkkontakt beendete. Auch außerhalb der Zentrale war ein schweres Feuergefecht im Gange, doch One wusste, dass sie keine Probleme damit haben würden. Menschliche Waffen machten ihnen keine Probleme. Sie spürten zwar, dass sie getroffen wurden, aber Prellungen waren das Schwerste, was sie zu befürchten hatten. "Gib unsere Situation an den Herrscher weiter", befahl One schließlich seinem Funker, während es grinsend die Überwachungskameras beobachtete. Sie hatten eine erfolgreiche Mission zu vermelden. Bald würde dies eine ihrer Basen werden, das wussten die Digimon. Cheater stellte die Frequenz ein und erstattete Meldung. Eine halbe Stunde später war die fünfte Legion eingetroffen und hatte den Widerstand der Militärbasis engültig gebrochen. Die Menschen waren in ihren Barracken zusammengepfercht worden, während die Verletzten im Lazarett behandelt wurden. Alle standen unter strenger Bewachung der Commandramon. Die Spezialeinheiten waren währenddessen bereits wieder auf dem Weg zurück zu Apocalymon, in Erwartung ihres nächsten Auftrages. Kapitel 12: Dunkle Taten ------------------------ Die Armee der dunklen Digiritter hatte die Südspitze von Hokkaido erreicht und die Küstenstadt Hakodate gesichert, gerade noch rechtzeitig, um sich auf die Ankunft der Digiritter vorzubereiten. Apocalymon schwebte unheilverkündend hoch über der Stadt, welche inzwischen komplett unter der Kontrolle der Digimon stand. "Es wird nicht mehr lange dauern", meinte Daisuke, welcher im Schneidersitz vor den beiden dunklen Digirittern saß und mit ihnen gemeinsam gen Süden blickte. Auch Sarah war mit den dunklen Digirittern auf Apocalymon, sie stand links hinter Christian. Die beiden dunklen Digiritter hatten sich in einigen Häusern mit Möbeln ausgestattet, welche sie auf Apocalymon positioniert hatten. Thomas hatte sich einen bequemen Sessel ausgesucht, während Christian auf einem Sofa Platz genommen hatte. "Allerdings. Sie müssen bald kommen, hier ist der perfekte Ort, um zu versuchen, unseren Vormarsch aufzuhalten", stellte der Träger des dunklen Wappens fest. "Es wird ihnen jedoch nicht gelingen." Dann bedeutete er Sarah, sich neben ihn zu setzen, was diese sofort lächelnd befolgte. "Chris, ich glaube, da kommen sie", meinte Thomas, welcher den Himmel mit einem Fernglas abgesucht hatte. In der Ferne kam schließlich AtlurKabuterimon in Sicht, auf dessen Rücken die wenigen verbliebenen Digiritter von Japan saßen. Als sie das riesige Megalevel in der Ferne erblickten, erstrahlten auf dem Rücken des Digimon zwei andere Digimon. Sofort danach flogen Seraphimon und Ophanimon Seite an Seite gegen die wiedererschienene Personifikation der Dunkelheit. "Lasst es beginnen", meinte Christian ruhig und deutete nach vorne. Stingmon und XV-Mon erhoben sich von Apocalymon, begleitet von Sarahs Partner und angeführt von Black Fighter-Leomon. "Ihr habt eure Befehle", meinte Thomas und deutete auf die drei gutartigen Digimon. "Erledigt sie!" Das Zusammentreffen von Licht und Dunkelheit würde für heute hier über dem Meer entschieden. "Es beginnt", meinte Takeru mit eiskalter Stimme, als er die Digimon auf Apocalymon sah. "Beenden wir es, Hikari", flüsterte er weiter und drückte die Hand der Digiritterin. Sein Partner leuchtete inzwischen hell auf, ebenso wie Gatomon, und Seraphimon flog zusammen mit Ophanimon auf das dunkle Digimon zu. Hikari kniete neben ihrem Freund auf AtlurKabuterimon und blickte mit unverhohlenem Hass gen Norden. Ken und Koushiro blickten besorgt zu ihnen, doch sie schwiegen. Sie wussten genau, was in den beiden Digirittern vorging, denn es ging ihnen nicht anders. "Werdet nicht wie sie", flüsterte Ken, doch die anderen hörten ihn nicht. Er blickte ebenfalls mit hasserfüllten Augen auf die herankommenden Digimon. Sein Partner war darunter, und es unterstand wieder den dunklen Digirittern. Diese Tatsache versetzte ihm einen schweren Stich. Black Fighter-Leomon zog seine Schwerter und warf sich auf Seraphimon, während Sarahs Partner sich gegen Ophanimon warf, ein Kampf der Engel am Himmel über der Stadt. XV-Mon und Stingmon wichen ein wenig zur Seite und flogen dann weiter auf Koushiros Partner zu. "Die wollen uns nicht wirklich angreifen, oder?", fragte Koushiro Ken, als er die zwei Champions sah. Ken zuckte die Schultern, auch er konnte es nicht verstehen. Dann befand sich Stingmon plötzlich vor ihm, so schnell, dass Ken sich fragte, wie so etwas möglich sein konnte. "KEN!", schrie Hikari entsetzt. Der Digiritter wunderte sich, warum die Digiritterin des Lichtes so schrie, dann spürte er den Schmerz in seiner Magengegend. Er blickte nach unten und sah den Stachel seines Partners, wie er seinen Körper durchdrang. "Verschwinde", schrie Koushiro, während AtlurKabuterimon die zwei Championdigimon endlich zu fassen bekam. Es schleuderte sie weit von sich und die Digimon knallten in zwei Häuser hinein. Sie hinterließen, im Unterschied zu den Digirittern, keine Blutspuren. Stattdessen durchschlugen sie die Wand und blieben in den Zimmern dahinter liegen. Sie hatten beim Aufprall auf die Wand das Bewusstsein verloren. Auch Ken hatte das Bewusstsein verloren, während Takeru und Hikari versuchten, die Blutung zu stoppen. AtlurKabuterimon drehte nach Süden um und flog so schnell es konnte. Sie hatten eine Strecke von mehr als fünfzig Kilometern zu überwinden, bis sie ein Krankenhaus erreichten. Der Wind riss die Menschen fast vom Digimon, während ihre Partner ihren Rückzug deckten. Badmouth sprang gerade noch schnell genug von der Wand weg, hinter der es kauerte. Nur Sekunden später durchschlug Stingmon die Wand und verwüstete das Zimmer. In einer der Wohnungen nebenan krachte es ebenfalls. "Das war XV-Mon", kommentierte Two-Pair, während er aus seinem Rucksack die Materialien holte, um Stingmon zu versorgen. Es war verschrammt und zerschlagen, doch würde es sich nicht auflösen. "Pass auf, dass du nicht gesehen wirst", meinte Badmouth, während er aus dem Loch hinausblickte. "Ich will nicht, dass wir wegen Missachtung von Befehlen hingerichtet werden!" Die anderen nickten, zogen Stingmon außer Sicht des Loches und begannen, es zu versorgen. "Trupp Fünf müsste sich um XV-Mon kümmern", meinte Spider, während er sich gegenüber von Badmouth am Loch positionierte. Gemeinsam beobachteten sie, wie Black Fighter-Leomon und Seraphimon die Klingen kreuzten, während Cherubimon dem Speer von Ophanimon auswich und mit Blitzen schleuderte. AtlurKabuterimon hatte sich inzwischen wieder gen Süden gewandt, und die Engel folgten dem Digimon, noch immer kämpfend. "Stingmon hat seinen Auftrag erfüllt", flüsterte Badmouth und deutete auf das Ultralevel, auf welchem Ken gerade von den anderen versorgt wurde. Das Digimon würde direkt in der nächsten Stadt auf der japanischen Hauptinsel landen. Die gesamte Flucht über kämpften die Engel weiter und versuchten, die anderen daran zu hindern, die Hauptinsel zu erreichen. Apocalymon schwebte hinter ihnen her. "Und wir können immer noch nichts tun", meinte Raphael entsetzt, während er auf dem Bildschirm den Verlauf des Kampfes verfolgte. Die dunklen Digimon hatten die Partner von Hikari und Takeru inzwischen über das Wasser in die Stadt zurückgedrängt und die Schlacht in die Straßen verlagert. Raphael und Leomon hatten in den letzten Monaten umfangreiche Vorbereitungen getroffen und vor zwei Tagen zusammen mit Raphaels wiedergeborenem Partner endlich die Burg gestürmt, nur um zu merken, dass sie viel zu spät waren. Nun beobachteten sie den Kampf, ohne Möglichkeit, ein Tor zu öffnen. Natürlich versuchte er die ganze Zeit, ein Tor zu öffnen, doch bisher war ihm nichts gelungen. "Du musst dich beeilen", sagte Angemon ruhig und legte seinem Partner eine Hand auf die Schulter. Leomon stand währenddessen an der Wand und betrachtete das Fortschreiten der Kampfhandlungen in der realen Welt. AtlurKabuterimon landete gerade vor einem Krankenhaus, woraufhin Takeru und Koushiro sofort heruntersprangen und Ken in ihre Arme zogen. Dann eilten sie so schnell sie konnten in das Krankenhaus. AtlurKabuterimon leuchtete währenddessen schwärzlich auf, denn auch Koushiros Gesicht war inzwischen von Hass zerfressen. Hikari sprang ebenfalls von AtlurKabuterimon, welches sich wieder in die Lüfte erhob, zu einem grau gefärbten HerkulesKabuterimon digitierte und sich wieder der Schlacht zuwandte. Die Digiritterin folgte den Jungen ins Krankenhaus. Ken wurde bereits von mehreren Ärzten umringt und in einen Operationssaal geschoben, während Koushiro und Takeru sich wieder dem Ausgang zuwandten. "Diese Digitation ist falsch", flüsterte Angemon traurig. Es wusste von Greymons misslungener Digitation zu Skullgreymon, dank Raphael. Nun würde sich eine solche Tragödie wiederholen. "Jetzt haben wir noch etwas zu erledigen", meinte Takeru währenddessen mit einer Stimme, die der von Christian so ähnlich war, wie dies nur ging. Hikari und Koushiro nickten. Auch die Digiritterin wandte sich wieder dem Ausgang zu, sie war den Jungen gefolgt. Niemand stellte sich den drei Jugendlichen in den Weg, denn die Blicke, die sie aussandten, verursachten selbst bei den umstehenden Erwachsenen eine tiefe Angst. "Sie dürfen nicht so in die Schlacht ziehen", flüsterte Angemon und begann, nervös hin und herzulaufen. "Wenn sie so gewinnen, dann werden sie über kurz oder lang so werden wie der, den sie bekämpfen." "Sie würden auf dem selben Pfad weitergehen, doch im Augenblick würde auch mich das nicht stören", meinte Raphael mit tonloser Stimme. Er hatte seine Augen inzwischen vom Bildschirm abgewandt und konzentrierte sich voll darauf, ein Tor zu öffnen. Er, wusste, er würde auf normalem Weg ein Tor öffnen können, doch es dauerte. Und sie hatten keine Zeit mehr. Die zweite Möglichkeit, die er schon vor zwei Tagen entdeckt hatte, zog er allerdings nicht in Betracht. Er würde nicht werden wie Christian und Thomas. "Willst du nichts gegen diese Übertragung machen?", fragte Leomon und deutete auf das Fernsehbild, über das sie die Schlacht verfolgten. Sie hatten bereits herausgefunden, dass dies eine weltweite Live-Übertragung war, die alle Frequenzen überlagerte, doch sie konnten nichts dagegen tun. Die Datamon waren perfekt vorbereitet gewesen, als sie die Fernsehübertragungen unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die Schlacht wurde gerade in aller Welt gesendet, und jeder Mensch, der es konnte, verfolgte gerade gebannt den Kampf, bei dem es wohl auch um die Zukunft von ihnen allen ging, wie die am unteren Rand des Bildes durchlaufende Schrift unheilvoll verkündete. Aktuell war die Dunkelheit schwer auf dem Vormarsch, obwohl Apocalymon noch nicht selbst eingegriffen hatte. "Er ist ein arrogantes Arschloch", fluchte Raphael und versuchte weiterhin, ein Tor zu öffnen. Jede Minute, die sie verloren, war eine Minute, die Christians Sieg festigte. Immer wieder konnte er das schrille Lachen von Christian hören, was ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Erst, als Hikari erneut panisch zu schreien begann, wandte sich der Digiritter der Vergangenheit dem Bildschirm zu. Und was er sah, ließ auch bei ihm das letzte bisschen Vernunft verschwinden. Auf Apocalymon stand ein Commandramon und hatte Christian seine Waffe übergeben. Dieser hatte das Feuer auf die Digiritter eröffnet und Koushiro durchlöchert. Und obwohl der Digiritter bereits schwer verletzt am Boden lag, feuerte Christian weiter. Takeru hatte Hikari in die Deckung eines Hauses gezogen, doch für den Digiritter des Wissens schien es, als gäbe es keine Rettung mehr. "Er wird bezahlen", schrie Raphael so voll Hass, dass selbst sein eigener Partner einen Schritt vor ihm zurückwich. Ein schwarzer Schatten schien aus den Wänden der Festung herauszufließen und sammelte sich um den Digiritter, während sich seine Augen schwarz verfärbten, so wie die von Christian und Thomas. Es war ein Rest der Macht des Wappens, das hier eine lange Zeit verborgen gewesen war. Und die Auswirkung auf den Digiritter waren so wie bei den Digimon, die Christian mithilfe des Wappens auf seine Seite gezogen hatte. In diesem Augenblick öffnete sich vor ihm das Tor in die reale Welt, welches durch seinen tiefen Hass aktiviert worden war, direkt über Apocalymon. Bevor die Digimon reagieren konnten, hatte Raphael Leomon seine Waffe entrissen und war durch das Tor gesprungen, direkt auf Christian hinab. Sein wütender Schrei hallte durch die leeren Straßen der Stadt und durchschnitt das Lachen des dunklen Digiritters. Die Menschen der Stadt hatten sofort Deckung gesucht, als die Schlacht sich hierher verlagert hatte. Nur die Digiritter waren noch auf den Straßen. Kapitel 13: Rachegelüste ------------------------ Apocalymon war den zwei Digimon gefolgt, welche Seraphimon und Ophanimon immer weiter nach Süden trieben. Christian und Thomas saßen noch immer ruhig auf dem Mega-Level, welches von nur einem weiteren fliegenden Digimon begleitet wurde. Hinter ihnen bereitete sich die Armee währenddessen auf das Überqueren der Meerenge vor. "Sie scheinen schwächer als früher", meinte Thomas ruhig, während er beobachtete, wie Seraphimon unter den Schwertern von Black Fighter-Leomon erzitterte. Auch Ophanimon verwendete seine Waffe eher, um Cherubimons Blitze abzuwehren. Dann erschien Herkuleskabuterimon, um in den Kampf einzugreifen. "Aber sie haben drei Megalevel bei drei verbleibenden Kämpfern", entgegnete Christian lachend und blickte auf die Straßen unter sich. Dort waren gerade die Digiritter wiedererschienen, blutbeschmiert von der Wunde, die er Ken hatte zufügen lassen. Der dunkle Digiritter wandte sich dem Airdramon zu, welches sie begleitete, und bedeutete einem der Commandramon, auf Apocalymon überzuwechseln. Der Anführer der Spezialeinheit nahm einen Schritt Anlauf und übersprang die Lücke. "13-1 meldet sich, Herr", sagte es und sank auf ein Knie hinunter. Christian bedeutete dem Digimon aufzustehen. "Gib mir deine Waffe, Digimon", befahl der ältere der beiden Menschen und erhob sich. Er nahm die Waffe entgegen und richtete sie auf die Menschen. 'Was hast du vor?', fragte die Stimme in Christians Kopf. Scheinbar ahnte sie, was gleich geschehen würde, denn die einzige Reaktion des dunklen Digiritters war ein breites Grinsen. Die Stimme schwieg daraufhin. Dann eröffnete er schrill lachend das Feuer und beobachtete vergnügt, wie Koushiro getroffen wurde. HerkulesKabuterimon digitierte zu Tentomon zurück, noch bevor es wirklich in den Kampf hatte eingreifen können. Christian feuerte dennoch weiter. Erst als ein wütender Schrei sein Lachen unterbrach, stoppte er den Beschuss. Dann warf Raphael ihn von seinen Füßen und setzte die Klinge von Leomon an den Hals des dunklen Digiritters, der unter ihm auf dem Boden lag. Ein schwarzer Nebel floss langsam aus Raphael heraus und verschwand im Wappen des dunklen Digiritters, doch keinem der beiden Menschen fiel es auf. "Das war dein letzter Mord", flüsterte der Digiritter mit vor Hass triefender Stimme, während die Klinge bereits in die Haut seines alten Freundes schnitt und weiter hineingedrückt wurde. "Es ist genug!" Doch bevor er noch etwas tun konnte, hatte sich das Commandramon bereits von der Seite gegen den Digiritter der Vergangenheit geworfen und Christian von der Klinge an dessen Hals befreit. Raphael flog von Apocalymons ebener Fläche und wurde wenige Meter über dem Boden von Angemon aufgefangen. Raphael klopfte seinem Partner dankend auf die Schulter, als dieser den Digiritter neben Koushiro absetzte. Leomon hatte inzwischen sein Schwert wieder an sich genommen, welches Raphael festgehalten hatte. "Das glaube ich nicht", entgegnete Christian kühl, während er sich erhob. Ein bisschen Blut rann an seinem Hals hinab und versickerte in dem Kapuzenmantel, den er trug. Er blickte grinsend zu dem Digiritter hinunter, bevor er sich wieder auf das gestohlene Sofa setzte und die Kapuze überstreifte. "Es ist Zeit, Partner", murmelte er dann leise. Apocalymon hatte nur auf diesen Befehl gewartet. Sofort wandelte es seine Arme in die Körper verschiedener bösartiger Digimon um und eröffnete das Feuer auf die Partner von Takeru und Hikari, die noch immer gegen Thomas' und Sarahs Partner kämpften. Die Engel wichen zurück, als die ersten Attacken auf sie zuflogen. Auch Black Fighter-Leomon und Cherubimon zogen sich zurück, sie landeten wieder auf Apocalymon. Das Megadigimon feuerte unterdessen weiter auf die Partner von Takeru und Hikari und zwang sie, sich immer weiter zurückzuziehen. "Wir haben keine Chance", flüsterte Raphael leise, während er zusehen musste, wie die zwei Megalevel immer weiter von den Digirittern weggetrieben wurden. Angemon und Leomon hatten sich Koushiro zugewandt, als sie bemerkt hatten, dass er noch immer am Leben war. Der Engel hatte ihn in eine schützende Kugel aus Licht gehüllt und sich beeilt, das nächste Krankenhaus zu erreichen. Doch noch bevor er dort eingetroffen war, war der letzte Rest Leben aus dem Körper des Digiritters verschwunden. Takeru und Hikari blickten ebenso entsetzt wie Raphael zu ihren Partnern, die absolut keine Chance mehr gegen Apocalymon zu haben schienen. "Wir müssen hier weg, du hast recht", flüsterte Hikari schließlich. Takeru blickte kurz zu ihr, doch er verstand, warum auch sie fliehen wollte. Denn wieder hatte Christian einen von ihnen getötet. Es blieben nicht mehr viele von ihnen übrig. Die Digiritter zogen sich zurück, wohlwissend, dass sie hier gerade nichts mehr ausrichten konnten. Diese Schlacht hatten sie verloren. Christian und Thomas blickten ihnen lächelnd hinterher, als die Digiritter flohen. Gleichzieitig brachen auch die Übertragungen ab und das normale Programm lief weiter. Im Norden erschienen am Himmel währenddessen die ersten Airdramon und Megadramon. Unter ihnen hingen große Netze, in denen Commandramon saßen, bereit, ihre Aufgabe auch in dieser Stadt zu erfüllen. "Sie sind wirklich schwächer geworden", meinte der jüngere der beiden. "Es wird uns ein Leichtes sein, sie zu besiegen!" Christian nickte, doch in seinem Gesicht waren deutlich Zweifel zu sehen. "In zwei Tagen werden wir es entscheiden, so wie geplant", meinte er dann, während er eine Tasche hervorholte, die er den ganzen Tag bei sich getragen hatte. Er nahm einen Laptop heraus und begann, einige Befehle zu tippen. Im Süden von Japan öffnete sich daraufhin ebenfalls ein stabiles Tor in die Digiwelt und weitere knapp 34.000 Digimon marschierten in die reale Welt. Christian hatte sie für genau diesen Zweck in der Digiwelt belassen. Sie würden in zwei Tagen in Tokyo sein, genauso wie Christian. Dann wäre die Zeit für den letzten Kampf gekommen. Und es würde eindeutig sein, wer diesen Krieg für sich entschied. "Du hast einen guten Sinn für Humor", meinte Sarah leichthin zu Christian und lehnte sich an seine Schulter. Er grinste. Er hatte wirklich einen guten Sinn für Humor. Heute war der 22. Dezember. Und er würde es in zwei Tagen ein für alle Mal beenden. Das würde sein perfektes Weihnachtsgeschenk werden. Kaum waren sie Apocalymon und der nachrückenden Digimon-Armee entkommen, hatte sich Raphael von den anderen Digirittern getrennt. Er brauchte Zeit für sich, um über das nachzudenken, was gerade geschehen war. Was er getan hatte. Er war wirklich bereit gewesen, Christian zu töten, was ihm nun, da er wieder ein wenig klarer im Kopf war, schwer zu schaffen machte. "Bin ich noch ein Digiritter?", fragte er Angemon und stützte seinen Kopf auf die Hände. In seinen Augen hatten sich Tränen gesammelt, während er über seine Taten nachdachte. "Du bist noch ein Digiritter", antwortete Angemon. "Und du bist noch immer mein Partner. Daran wird sich nichts ändern. Doch vorhin hättest du beinahe etwas getan, wodurch du eine ebenso dunkle Seele bekommen hättest wie Christian." Raphael hatte es bereits geahnt, doch es von seinem eigenen Partner zu hören machte die Situation schlimmer als er es sich vorgestellt hatte. "Was hast du dir dabei gedacht?", fluchte Leomon und packte den Menschen bei den Schultern. Es hob ihn spielend leicht von den Füßen und hoch genug, dass der Löwe dem Menschen tief in die Augen schauen konnte. "Wenn du das wirklich durgezogen hättest, dann hättest du das Andenken an Stefan und alle getöteten Digiritter entehrt", flüsterte es mit eindeutig zornigem Unterton, bevor das Digimon ihn wieder auf den Boden stellte. Geknickt wandte sich der Digiritter von den Digimon ab und blickte zurück nach Norden. Sie hatten inzwischen zwei Stunden verstreichen lassen, und noch war nichts von den dunklen Digirittern zu sehen. "Sie lassen sich Zeit. Sie wissen genau, dass wir angeschlagen und wehrlos sind", meinte Angemon leise. "Und es macht ihnen Spaß, uns so zu foltern." Leomon hatte inzwischen begonnen, mit seinem Schwert zu spielen, um seine Nervosität zu überspielen. "Was ist mit Ken?", fragte Raphael plötzlich. Der Digiritter holte sein Digivice hervor und überprüfte die Signale. Im Norden konnte er fünf Punkte sehen, die nahe beieinander waren. Er blickte ungläubig darauf, doch nach einigen Sekunden war ihm klar, was er dort sah. Die Digivices von Thomas und Christian, die sich nicht mehr die Mühe machten, sie zu verbergen. Die Digivices der übergelaufenen Digiritter Sarah und Daisuke. Und das Digivice von Ken. Er war im Krankenhaus zurückgeblieben, als sie sich zurückziehen mussten. "Er ist in ihrer Hand, oder?", fragte Angemon besorgt. Raphael nickte leicht. Es wurden noch immer weniger von ihnen. "Wenn wir uns ihnen stellen, dann müssen wir viel mehr sein. Jeder Digiritter, der bereit ist, muss sich uns anschließen. Sonst gibt es keine Chance auf den Sieg", meinte Leomon mit nun wieder ruhiger Stimme. Raphael begann sofort, Nachrichten zu versenden. Gleichzeitig brachen sie zu Koushiros Familie auf, um ihnen die traurige Nachricht mitzuteilen. Den Laptop des Digiritters hatte Raphael an sich genommen, wie durch ein Wunder war er nicht beschädigt worden. Die Daten darin würden ihm nun von Nutzen sein. Doch kurz darauf merkte er, dass es nichts brachte. Er konnte nicht mehr mit den anderen Digirittern in Kontakt treten. Sie waren auf sich allein gestellt. Takeru und Hikari hatten sich mit ihren Partnern nach Tokyo zurückgezogen. Sie hatten sich bei Hikari in ihrem Zimmer eingeschlossen und trauerten um Koushiro, der vor ihren Augen getötet worden war, und um Ken, den sie zurücklassen mussten. Takerus Wappen hatte seinen Glanz verloren, als sie sich zurückgezogen hatten und ihn die Realität eingeholt hatte. Auch Hikaris Wappen war erloschen, als ihr klar geworden war, wie stark die Dunkelheit inzwischen gewachsen war. Das rötlich glühende Wappen, das von ihrem Wappen eigentlich in Schach gehalten werden sollte, war in ihren Augen schon lange übermächtig geworden. "Sie werden bald kommen", stellte Gatomon leise fest, nachdem es das Zimmer der Digiritterin verlassen hatte. Patamon, welches sich auf das Sofa gelegt hatte, nickte leicht. Beide Digimon wussten, dass es in den nächsten Tagen zu einem weiteren Kampf kommen musste. Und dass sie in diesem nicht mehr fliehen konnten. Es würde die Entscheidung werden. "Glaubst du, dass sie überhaupt noch kämpfen werden?", fragte Patamon schließlich, nachdem sich die Digimon einige Zeit angeschwiegen hatten. Gatomon blickte unsicher zu Takerus Partnerdigimon. Der Blick sagte alles aus, es musste nicht einmal mehr antworten. Die Katze setzte sich neben das orangene Wesen und blickte unruhig aus dem Fenster. Aus einem Gefühl heraus schaltete es das Fernsehen ein, und was die Digimon dort sahen, ließ ihnen den Atem stocken. "Dieses Arschloch", flüsterte Patamon, als es die Aufnahmen der Schlacht sah, die sie gerade erst geschlagen hatten. Auch der Tod von Koushiro wurde wiederholt. Einige Minuten nach dem Rückzug der Digiritter war das Kamerateam noch aktiv, dann jedoch wurde es von vier Commandramon in schwarzen Uniformen überfallen. Eines davon trug das Digivice von Koushiro, scheinbar als Trophäe, an seiner Veste. "Das Digivice", flüsterte Gatomon mit Tränen in den Augen. Es erkannte das Commandramon. Es war dasselbe Digimon, das Christian seine Waffe überlassen hatte. Die 13 auf seinem Arm und die 1 über dem Digivice selbst machten es unverkennbar. "Es ist das Digimon, welches... für den... für Koushiros... für seinen Tod... verantwortlich ist", schluchzte Gatomon leise, was Patamon dazu brachte, ihm einen Flügel um die Schultern zu legen. Auch Patamon weinte, doch sagte es nichts mehr. Kapitel 14: Rebellen -------------------- Der Morgen des 23. Dezembers war noch nicht richtig angebrochen, da fluchte Christian bereits lauthals. Das Datamon, welches während der Invasion nicht von ihrer Seite wich und für die Kommunikation mit den anderen Datamon in aller Welt zuständig war, die die Armeen begleiteten, hatte den Anführer der Armee darüber informiert, dass ihre Truppen in Amerika auf schwereren Widerstand gestoßen waren als erwartet. "Wir werden von SIEBEN Digirittern aufgehalten?", schrie er wütend, während die Stimme in seinem Kopf hähmisch lachte. Christian wütete weiter durch die Wohnung, die sie für diese Nacht übernommen hatten, und zertrümmerte alles, was ihm in den Weg kam. Thomas saß in dem Sessel, den er gestern noch auf Apocalymon besetzt hatte, und beobachtete den älteren schweigend. Schließlich hatte der ältere die gesamte Wohnung verwüstet und seine Wut war zum Teil verraucht. "Was unternehmen wir deswegen?", fragte der jüngere daraufhin, nachdem Christian sich auf einigen Trümmern niedergelassen hatte, die einmal ein kleiner Schrank gewesen waren. "Ich kann hier nicht weg, T", meinte Christian und blickte aus dem Fenster. Es waren einige kleine Rauchwolken zu sehen, doch ansonsten war alles ruhig. Niemand ging heute zur Arbeit, denn die Digimon kontrollierten die Straßen. Die Armee war in der Nacht weiter vorgerückt und nur noch einige wenige Kilometer von Tokyo entfernt. Doch seit den Berichten aus Amerika war die Armee zum Halten verdonnert. "Du gehst und unterstützt unsere Armee. Übernimm das Kommando über die 297. und 300. Legion. Nimm noch die 13. bis 16. Spezialeinheiten mit, damit du kompetente Unterstützung hast. Ich erwarte, dass bis heute Abend alles geklärt ist!" "Geht klar", antwortete der jüngere und erhob sich. "Ich werde mich auf die Abreise vorbereiten. In zwanzig Minuten bin ich bereit!" Christian nickte seinem alten Freund zu und verließ mit ihm zusammen die zerstörte Wohnung. "Ich werde mich mit den Anführern der Legionen hier treffen und die nächsten Schritte besprechen. Kontakt halten wir über Datamon." Christian nickte dem jüngeren noch einmal zu, bevor er ihn zurückließ und sich der provisorischen Kommandozentrale zuwandte. Thomas hatte Black Leomon informiert, dass sie in Amerika eingreifen und welche Einheiten sie mit sich nehmen würden. Das Digimon hatte die Truppen sofort versammelt. Als Thomas das Haus, in dem sie die Nacht verbracht hatten, verließ, salutierten sechzehn Commandramon und Black Leomon nickte ihm zu. "Wir werden heute in Amerika eingreifen, denn die 300. hat Probleme mit sieben Digirittern", meinte der Mensch höhnisch, was den Digimon ein lautes Lachen entlockte. "Wir werden ihnen zu Hilfe kommen und den Digirittern dort zeigen, wer in dieser Welt ab sofort das Sagen hat!" Die sechzehn Commandramon, welche inzwischen locker gestanden waren, salutierten erneut. "Das Kommando hat Thomas, ich bin sein Stellvertreter. Die Spec-Ops werden von 13-1 geführt, Lions Hand wird die Leibgarde für Thomas, wenn er vor Menschen erscheinen muss. 14. bis 16. dient als Unterstützung", befahl Black Leomon. Die Digimon antworteten mit einem lauten 'Yes, Sir', dann folgten sie Thomas und seinem Partner in die Digiwelt. Eine Minute später waren sie im Kapitol in Washington erschienen, wo sie bereits vom Anführer der 300. erwartet wurden. Das Sealsdramon sank auf ein Knie und senkte den Kopf. "Es tut mir leid, dass wir nicht an eure Erwartungen heranreichen", flüsterte es mit zitternder Stimme, während die Commandramon bereits den Raum überprüften und die Ausgänge besetzten. Thomas blickte mit kaltem Blick zu dem Champion, welches vor ihm kniete. "Ihr habt nicht nur nicht an unsere Erwartungen herangereicht", antwortete er dann und begann, langsam um das Digimon herumzulaufen. "Ihr habt unseren Vormarsch in Japan ins Stocken gebracht." Er trat nach dem Digimon, welches zusammenzuckte. Seine Rüstung schien es nicht davor zu schützen. "Ihr habt mich von der Front dort fortgeholt." Er trat erneut nach dem Digimon, dieses Mal in die Seite, und das Sealsdramon sank auf alle viere. "Ihr habt Christian zu einem Wutausbruch von katastrophalen Ausmaßen verleitet." Thomas streckte die Hand aus und Black Leomon reichte ihm eines der Schwerter. Er packte die Klinge, dann rammte er sie dem Digimon in den Nacken. Es löste sich auf, doch hinterließ kein Digitama. "Wir werden ein neues Sealsdramon brauchen", stellte Black Leomon fest. Doch Thomas grinste nur. Jetzt erst fiel dem Digimon auf, dass das Tor noch immer offen war. Auf ein Zeichen von Thomas trat ein Sealsdramon ohne sichtbare Nummer in die reale Welt und das Tor schloss sich. "Sealsdramon, was hast du hier gerade gelernt?", fragte Thomas das Digimon. Es verneigte sich, zog sein Messer und setzte es sich an seine Brust. "Sollte ich versagen, werdet ihr euch nicht bemühen müssen, mich zu töten", meinte das Digimon und sank auf ein Knie. Thomas nickte. "Erhebe dich, Sealsdramon. Von nun an wirst du von den Commandramon der 300. Legion als 'Commander' angeredet werden. Deine neue Nummer ist 300-0-0-0 . Übernimm den Befehl und versage nicht!" Das Sealsdramon erhob sich, salutierte und verließ den Raum, in dem sie die reale Welt betreten hatten. An der Tür stoppte ihn One und markierte das Digimon mit den Nummern, die es identifizieren würden. Auf seine Oberarme wurde die 300 graviert, auf seine Brust unter der 300 drei Nullen. Thomas folgte dem Digimon in einiger Entfernung, umstanden von den Commandramon der Lions Hand und begleitet von den anderen zwölf Commandramon. "Und nun wenden wir uns den Digirittern zu", meinte der Mensch zu seinem Partner, welches wieder sein Schwert lockerte. Sie wanderten einige Minuten durch das Kapitol und verließen das Regierungsgebäude schließlich schweigend. Der Bereich um das Kapitol war ein einziges Schlachtfeld. Die Digimon hatten die Straßen aufgerissen, Gräben ausgehoben, Erdwälle aufgetürmt, Verteidigungsstellungen errichtet und Tankmon in schwer befestigten Stellungen positioniert. Es war eine gut zu verteidigende Stellung, doch Thomas sah schon auf den ersten Blick, dass hier vieles schief gelaufen war. Er stützte genervt seinen Kopf auf seine linke Hand, dann blickte er erneut auf die Verteidigungslinien. Die Commandramon hatten drei Verteidigungsringe errichtet, doch nur zwei davon hatten sie besetzt. Der dritte war nur halb fertig und schien inzwischen gegen sie verwendet zu werden, wenn er von der Position der dortigen Erwälle ausging. Es schien mehr als nur die Digiritter zu geben, die gegen die Digimon kämpften. "Es ist schlimmer, als ich befürchtet hatte", meinte Black Leomon, während Thomas sein Digivice auf das Digimon richtete. Black Fighter-Leomon nahm das Schild von seinem Rücken und stellte sich vor den dunklen Digiritter. "Ich habe die Berichte gelesen. Neben den Digirittern gibt es auch eine größere Bürgerwehr, die versucht, die Digimon aufzuhalten. Sie haben keine Chance, aber das hindert sie nicht daran, es weiter zu versuchen." Während das Digimon dies noch erklärte, sah es aus dem Augenwinkel eine Lichtreflektion auf einem der Dächer. Gerade noch rechtzeitig brachte es seinen Schild vor seinen Partner. Die Kugel aus dem Scharfschützengewehr prallte wirkungslos daran ab. "Rein, zurück, du bist hier nicht sicher!" In der Deckung seines Partners verschwand Thomas wieder im Kapitol. Die Lions Hand war sofort unterwegs zu dem Haus, von dem aus der Schuss abgegeben worden war, begleitet von zweien der drei weiteren Einheiten. Die 16. überwachte währenddessen Thomas' direkte Umgebung. "Was zur Hölle ist hier los?", flüsterte der Mann, während er gerade das Gewehr zusammenpackte. Er hatte einen Menschen gesehen, der von Digimon bewacht wurde, und seine Chance ergreifen wollen, wie die Jugendliche, die neben ihm kauerte, ihm geraten hatte, doch eines dieser Wesen hatte einen Metallschild dazwischengehalten. Er hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen. Und nun näherten sich ihm einige der anderen Digimon. "Wir haben versagt", meinte die Jugendliche. Ein kleiner Drache hatte sich einige Meter hinter ihnen zwischen den Lüftungsschächten versteckt. Es war der Partner des Mädchens. "Das war warscheinlich unsere letzte Chance!" Sie erhob sich auf die Knie, drehte sich um und rannte geduckt zu ihrem Partner. Während sie sich ihm noch näherte, zog sie ihr Digivice und ließ ihren Partner digitieren. Dracomon sprang zwischen den Lüftungsöffnungen hervor und digitierte in der Luft zu Airdramon. Tatum sprang auf das Digimon und half dem Mann, mit dem zusammen sie das Kapitol überwacht hatte, ebenfalls hinauf. Das Digimon flog einige Blöcke weit zwischen den Häusern entlang, dann erhob es sich aus den Betonschluchten und wandte sich gen Norden. Gerade als sie abgehoben waren, konnte sie sehen, wie die Commandramon das Dach stürmten. Es war sehr knapp gewesen. Doch auch dieses Mal waren sie entkommen, so wie schon in den Monaten zuvor in der Digiwelt. Ihr Vorrat an Glück erschöpfte sich mit jeder Minute mehr. Am Rand der Stadt hatten sie ihre neue Basis errichtet, um näher beim Geschehen zu sein. In dieser befanden sich inzwischen aber nicht mehr nur Digiritter. Auch eine kleine Einheit von Patrioten, die sofort gegen die Invasoren vorgehen wollten, hatte sich bei ihnen einquartiert. Das Militär war ihnen nicht schnell genug. Der Mann, der neben ihr saß, war einer davon. "Was war das für ein Viech? Und warum beschützt es einen Menschen?", fragte er während ihrem Rückflug und blickte noch einmal zurück nach Washington. Der Großteil der Bevölkerung war kurz nach der Invasion geflüchtet, die Stadt glich einer Geisterstadt. "Alle anderen haben sie doch bis aufs Blut bekämpft!" "Das war... Black Fighter-Leomon", meinte Tatum mit leiser Stimme. Der Schreck, den der Anblick dieses Digimon in ihr ausgelöst hatte, saß ihr noch immer in den Knochen. "Der Mensch, den es beschützt hat... sein Name ist Thomas. Und er ist einer der beiden Anführer dieser Armee!" Der Mann keuchte deutlich hörbar. Das hatte er nicht erwartet. "Er? Dieser Frischling?", fragte er schließlich, nachdem er seine Stimme wiedergefunden hatte. Entgegen seiner belustigt klingenden Aussage war jedoch kein Grinsen in seinem Gesicht zu sehen. "Ja. Er und ein weiterer Mensch namens Christian. Sie haben schon vor dieser Invasion mehrere Menschen getötet. Das hier ist nicht ihr erster Versuch", berichtete Tatum weiter. "Alles andere wird dir Sam erklären, da bin ich sicher." Tatum holte ein D-Terminal hervor und begann, eine Nachricht an die Anführerin der amerikanischen Digiritter zu senden. Sie würden nicht lange fliegen müssen. Sobald sie aber angekommen wären, würde es einiges zu besprechen geben. "Sie sind uns entkommen, Herr", berichtete Commandramon 13-1 und senkte den Kopf. Es hatte seinen Herrn enttäuscht, was in der Armee der Dunkelheit generell den Tod zur Folge hatte. "Ihr habt sie noch gesehen, und das ist mehr, als ich von vielen der Digimon hier sagen kann", entgegnete Thomas jedoch nur und blickte vom Inneren des Kapitols auf die Verteidigungslinien rundherum. Seit er hier angekommen war, hatte sich die Haltung der Truppen verändert. Alle waren wachsam und auf ihren Posten, und das neu eingesetzte Sealsdramon hatte bereits dafür gesorgt, dass die dritte Linie fertiggestellt wurde. "Es waren zwei", berichtete das Commandramon daraufhin. "Eine junge Frau und ein Mann. Er hat ein Gewehr in Händen gehalten, also muss er geschossen haben. Sie sind auf einem Airdramon geflohen!" Thomas nickte und notierte sich diese Erkenntnis. Die Digiritter in Amerika arbeiteten scheinbar mit bewaffneten Menschen zusammen. "Wir werden sie bald aufspüren und ihnen zeigen, warum sie Angst vor uns haben", meinte Thomas lachend. Dann wandte er sich den Menschen zu, die unter ihm im Versammlungssaal des Kapitols eingesperrt waren. Sie hatten während einer Sitzung das Kapitol übernommen und fast die gesamte Regierung in ihre Hände bekommen. Und nun sicherte die halbe 300. Legion das Gebäude. Die andere Hälfte war beim weißen Haus eingesetzt. Das Pentagon wurde von der 297. gehalten, welche ihre Sache scheinbar gut machte. Daher würde Thomas nun eine Inspektion beim weißen Haus durchführen. Er wollte außerdem eine kleine Unterhaltung mit dem Präsidenten führen. "Wir werden uns ihnen allerdings erst später zuwenden", befahl Black Fighter-Leomon, der die Gedanken seines Partners erraten hatte. "Wie steht es mit dem Transport zwischen hier und dem weißen Haus?" Die Commandramon nahmen kurz ihre Funkgeräte zur Hand. "In zwei Minuten haben wir fünf Airdramon bereit, die euch zum weißen Haus bringen werden", berichtete One nur Sekunden später und führte Thomas wieder nach draußen. Ein Dutzend Commandramon der hier stationierten Einheiten hatte bereits die Umgebung um die fünf Championdigimon gesichert, die gelandet waren, während Thomas und seine Begleiter die Digimon bestiegen. Die Airdramon erhoben sich in die Luft und steuerten auf das weiße Haus zu. "Du willst noch ein wenig Spaß haben, bevor wir uns unserer Pflicht zuwenden, habe ich recht?", fragte Black Fighter-Leomon seinen Partner, während sie sich dem Sitz des Präsidenten näherten. Unter sich konnte er einige Einheiten des amerikanischen Militärs entdecken, die einen Ring sowohl um das Kapitol als auch um das weiße Haus gezogen hatten. Doch sie hatten keine Möglichkeit, die Landung der Airdramon zu verhindern. Unter dem Schutz einer Hundertschaft von Commandramon und einiger Tankmon begab sich der Mensch ins Innere des geschichtsträchtigen Gebäudes. Die Lions Hand übernahm die direkte Sicherung des dunklen Digiritters, während die anderen Digimon sich unter die regulären Truppen mischten, um sich nach Gerüchten umzuhören. Eines der Airdramon hob bereits wieder ab, auf ihm befanden sich noch immer die Digimon der 16. Spezialeinheit. Sie hatten einen neuen Auftrag erhalten und würden ihn erfüllen. Sie waren die Elite, und das würden sie beweisen. "Es ist sehr erfreulich, zu sehen, dass wenigstens die Voraustruppen gut ausgebildet waren", meinte Thomas, als er das Oval Office betrat, in welchem acht weitere Spec-Ops-Digimon stationiert waren. Die Nummern auf ihren Panzern wiesen sie als 51. und 52. Spezialeinheit aus. Hinter seinem Schreibtisch saß der amerikanische Präsident. Er wirkte müde und trug noch seinen Schlafanzug, was daran lag, dass er gerade eben erst von seinen Wachen aus dem Bett gerissen und hergebracht worden war. Die Digimon salutierten sofort, in perfektem Einklang. Diese Reaktion schien der ältere Mann, der hinter dem Schreibtisch saß, nicht erwartet zu haben. "Wer sind sie?", fragte er den dunklen Digiritter, was mit einem leisen Lachen beantwortet wurde. "Sie sollten es inzwischen doch erraten haben", antwortete Thomas schließlich und deutete auf die salutierenden Digimon. "Ich bin der Anführer dieser Armee. Ich habe euch und euer gesamtes Parlament in meiner Hand." Ein breites Grinsen hatte sich auf dem Gesicht des dunklen Digiritters gebildet. "Was wollen sie?", fragte der amerikanische Präsident, nachdem er diese Erklärung verdaut hatte. "Wir verhandeln nicht mit Terroristen!" Diese Aussage brachte nicht mehr nur den jungen Mann dazu, zu lachen. Auch die Commandramon und Black Fighter-Leomon stimmten mit ein. "Wir sind keine Terroristen", antwortete Thomas schließlich. "Wir sind eine fremde Macht. Eine neue Nation, wenn sie so wollen. Und wir werden dieses Land übernehmen." Während der Präsident noch ungläubig zu Thomas schaute, sprach dieser schon weiter. "Und da wir euch, den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, in unserer Hand haben, werdet ihr keine Gegenwehr leisten, zumal auch das Pentagon und alle hochrangigen Generäle in unserem Gewahrsam sind!" Nun war es am Präsidenten, zu lachen, was ihm jedoch fast sofort von einem Commandramon heimgezahlt wurde. Es schlug leicht, aber kräftig, mit der Schulterstütze seiner Waffe zu, woraufhin das gefangene Regierungsoberhaupt schwieg. "Er kann denken, was er will", meinte Black Fighter-Leomon jedoch nur. "Die Waffen der Menschen haben so gut wie keine Wirkung gegen uns. Nicht einmal die Kanonen ihrer Panzer. Ihre Armeen haben keine Chance, einen Sieg zu erringen." Thomas nickte und bedeutete seinen Begleitern, mit ihm zu kommen. Sie verließen das Oval Office und begaben sich wieder zurück zu den Airdramon. "Er war nicht kooperativ", stellte One fest, während sie durch das Gebäude liefen. "Was werdet ihr nun tun, Herr?" "Wir werden warten, was die vier Späher finden", meinte Thomas leichthin und ließ sich in einem anderen Raum des weißen Hauses auf einem Sofa nieder. Black Fighter-Leomon und die Digimon sicherten den Raum und stellten sich auf eine längere Wartezeit ein. "Er ist wirklich hier in Amerika?", fragte Sam, nachdem Tatum und John, der freiwillige Scharfschütze, den anderen Mitgliedern der Widerstandszelle berichtet hatten, was geschehen war. "Er ist hier. Black Fighter-Leomon würde ihm niemals von der Seite weichen. Und ich habe sein Gesicht gesehen", bestätigte die Digiritterin. Sam nickte mit ernster Miene. "Du hast richtig entschieden", stellte sie schließlich fest. Sie bezog sich damit auf Tatums Feuerbefehl. Den anderen erwachsenen Mitgliedern der Widerstandszelle kam es inzwischen nicht mehr seltsam vor, dass sie von Jugendlichen angeführt wurden, nachdem sie gesehen hatten, wie ineffektiv ihre Waffen gegen die Digimon waren – und wie effektiv die Partner dieser Jugendlichen. Sie hatten sich den Digirittern angeschlossen, in der Hoffnung, dass diese ihnen helfen konnten, die Invasoren zu vertreiben. "Aber es ist schiefgelaufen", entgegnete Tatum und blickte wütend aus dem Fenster. Sie hatten ein leerstehendes Lagerhaus am Rande von Washington besetzt und gesichert und nutzten dies nun als Basis. "Und er weiß jetzt, dass wir es auf ihn abgesehen haben", fügte sie kurz darauf hinzu. "Das wusste er schon vorher", meinte Wallace, welcher an der Wand lehnte, Lopmon hing mit einem seiner Ohren von der linken, Terriermon von der rechten Schulter. Die Digimon blickten besorgt zwischen den Menschen hin und her, während ihr Partner sich an der Diskussion beteiligte. "Sie haben viele der japanischen Digiritter getötet. Und sie haben es in Kauf genommen, dass wir Rache üben würden." Die anderen Digiritter nickten, doch sie wussten genau, dass sie damit eine Grenze überschritten hatten. Sie hatten etwas getan, das sie nie wieder ungeschehen machen konnten. Der Zorn der dunklen Digiritter war fürchterlich, und sie hatten ihn nun auf sich gezogen. Während sie weiter diskutierten, was sie nun zu tun gedachten, landeten leise vier Commandramon auf dem Dach der Lagerhalle und schnitten unbemerkt ein kleines Loch ins Dach. Nachdem sie die Position der Digiritter bestätigt hatten, sandten sie eine Nachricht an Thomas. Zwanzig Minuten später war der Digiritter zusammen mit den drei anderen Einheiten dort angekommen und ebenso lautlos gelandet. "Wir haben mindestens sieben Digiritter bestätigt", berichtete Runner, der Anführer der 16. Spec-Ops-Einheit. "Und acht Digimon. Einer von ihnen hat zwei Digimon bei sich!" Thomas nickte und verglich die Digimon in dem Raum unter ihnen mit Aufzeichnungen, die sie während ihrer dreijährigen Abwesenheit gemacht hatten. Sie hatten in dieser Zeit viele internationale Digiritter gefunden und besiegt, und jeden einzelnen davon hatten sie katalogisiert. "Wallace ist der mit zwei Digimon. Terriermon und Lopmon, Rookie-Level, können auf das Champion digitieren, vielleicht auch höher, obwohl er kein Wappen hat", flüsterte er seinen Truppen zu. Sie nahmen es zur Kenntnis, schwiegen jedoch. "Wie es scheint, hat die Digiritterin dort am Tisch das Kommando", fuhr er fort. "Sie heißt Sam und hat ein Drimogemon als Partner. Dann haben wir Tatum, sie dürfte die Digiritterin sein, die während dem Anschlag auf mich dabei war. Ihr Partner ist ein Airdramon. Achtet darauf, sie könnten versuchen, damit in unseren Reihen unterzutauchen!" Die Commandramon nickten erneut und zogen aus ihren Taschen einige Granaten. "Es ist egal, wer sonst noch dort ist", meinte One und näherte sich dem Loch. "Es sind Rebellen und wir werden sie vernichten!" Die anderen Commandramon nickten schweigend. Jedes hatte eine Granate in der Hand. "Tut es!" Black Fighter-Leomons Stimme war so leise wie das Schnurren einer Katze, doch die Kälte darin war tödlich. Es zog ein Schwert und nahm sein Schild zur Hand. Thomas trat einige Schritte zurück. Dann gab er den Angriffsbefehl. Black Fighter-Leomon schnitt mit seiner Klinge ein großes Loch in die Decke der Lagerhalle und riss das Blech heraus, woraufhin sofort sechzehn spezielle DCD-Bomben ins Innere flogen. Sie explodierten zeitgleich. Der laute Knall der Blendgranaten war für die Digimon das Signal, das sie brauchten. Sie sprangen hinunter und hatten einen Großteil der Digiritter und ihrer Verbündeten überwältigt, bevor diese auch nur begriffen, was geschah. Während sie die Erwachsenen von ihren Waffen befreiten, hörten sie aus dem Nebenraum Geräusche. Thomas blickte nach unten und sah, dass sowohl Sam als auch Tatum und ihre Digimonpartner fehlten. Auch Wallace und seine zwei Partner waren nicht unter den Gefangenen. "Findet sie!", schrie er den Digimon zu, welche sich sofort dem Raum zuwandten, aus dem die Geräusche kamen. Einige Sekunden später kehrten sie zurück und schüttelten den Kopf. Black Fighter-Leomon trug seinen Partner nach unten, wo die Gefangenen in einer Reihe knieten und von vier der Digimon mit vorgehaltener Waffe bewacht wurden, während die Digimonpartner von weiteren acht Commandramon in Schach gehalten wurden. Leomons direkt unterstellte Einheit war die, die gerade aus dem Raum zurückkehrte. "Ein Tunnel", berichtete Cheater knapp. "Dort unten ist ein ganzes System. Zu viert werden wir sie nie finden!" Thomas nickte mit beunruhigter Miene. Dann jedoch zuckte er die Schultern und sandte eine Nachricht mit seinem Digivice. "Lasst sie entkommen. Wir haben die anderen hier. Sie werden uns in den nächsten Tagen sicherlich keine Probleme machen", meinte er zu den Digimon. "Und danach ist es eine Frage der Zeit. Gleich kommt eine Abholeinheit. Sobald wir sie abtransportiert haben, ist unsere Aufgabe hier erledigt", fuhr er fort. Keiner der Menschen verstand jedoch, was der dunkle Digiritter sagte, denn Thomas hatte die Befehle auf japanisch gegeben. One übergab dem dunklen Digiritter währenddessen die Digivices der gefangenen Digiritter. Thomas genoss den Rückflug zum Kapitol. Erneut blickte er nach unten, wo amerikanische Soldaten herumwuselten und geschockt zum Himmel zeigten. Unter den Airdramon, die ihn und seine Truppen samt den Gefangenen zum Kapitol zurückbrachten, hatte er die Gefangenen an ihren Armen aufhängen lassen. Sie baumelten drei Meter unter den fliegenden Digimon, während ihre Partner von weiteren Airdramon zum weißen Haus gebracht wurden. Er hatte seinen Auftrag erfüllt, während die Sonne langsam den Zenit überschritt. "Wir müssen bald zurück", meinte Thomas zu seinem Partner, während sie vor dem Kapitol landeten. "Sonst geht der Zeitplan noch weiter den Bach hinunter." Black Fighter-Leomon nickte, während die regulären Truppen die gefangenen Menschen zu den Mitgliedern der Regierung sperrten. Nur noch die Spezialeinheiten standen nun bei Thomas, welcher mit seinem Digivice ein Tor öffnete. Zwar war hier noch nicht wirklich alles geklärt, doch zwei Tage würde die 300. Legion nun noch durchhalten. Und danach würde Amerika sowieso keine Chance mehr haben. "Das war knapp", flüsterte Tatum, während sie um eine der Ecken in der Kanalisation spähte. Drimogemon hatte für ihre Flucht die Kanalisation angegraben, und die Digiritter waren gerade noch schnell genug darin verschwunden. Sekunden später hatten Commandramon den Raum gestürmt. "Viel zu knapp", flüsterte Wallace, welcher Terriermon und Lopmon fest gepackt hatte, damit sie nicht zurückliefen. Sam und ihr Digimonpartner waren gerade dabei, eine weitere Fluchtroute zu graben. Sie hatten ihre beste Chance auf Widerstand gerade verloren. "Wir werden uns neu aufbauen müssen." "Wir müssen bald zurückschlagen", entgegnete Tatum, während sie erneut um die Ecke spähte. Noch immer folgten ihnen keine Digimon. "Wir müssen die anderen befreien!" Doch Wallace schüttelte nur den Kopf. Auch Tatum war klar, dass sie hier vorerst nichts mehr ausrichten konnten. "Wir müssen uns trennen", meinte Sam, welche gerade mit ihrem Partner zurückkam. "Jeder von uns hier hat die Fähigkeit, eine Widerstandsbewegung aufzubauen, und das müssen wir tun. Jeder von uns muss tun, was in seiner Macht steht. Sobald wir genug Kraft gesammelt haben, werden wir zurückschlagen. Sammelt alle Digiritter, die noch frei sind, um euch. Es tut mir leid, aber das ist vorerst der einzige Ausweg, den ich sehe!" Die beiden Digiritter nickten, doch in ihren Gesichtern war deutlich die Trauer über die aktuelle Niederlage und auch über die Trennung ihrer Gruppe zu sehen. Sie sagten nichts mehr, während jeder in einen der Kanäle verschwand. Sie würden warscheinlich bald wieder Kontakt haben, doch vorerst war dies nicht mehr möglich und auch nicht sinnvoll. Als Thomas nach Japan zurückkehrte, war es bereits nach Mitternacht. Die Digimon, die ihn begleitet hatten, kehrten in die improvisierte Kaserne zurück und ruhten sich noch ein wenig aus. Thomas traf sich inzwischen mit Christian und berichtete über die Geschehnisse in Amerika. Danach legten sich auch die beiden dunklen Digiritter noch einige Stunden schlafen. Am nächsten Morgen marschierte die Invasionsstreitmacht in Japan weiter nach Tokyo. Sie brauchten vier Stunden, und am Mittag des Weihnachtstages schwebte Apocalymon in die Straßen der Stadt. Die Straßen waren leer, denn die Menschen hatten sich in ihren Wohnungen versteckt, als bekannt wurde, wohin sich die Truppen bewegten. Es war ihnen jedoch allen klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie, wie schon vor einigen Jahren, gewaltsam aus ihren Wohnungen gezerrt würden. Als das Megaleveldigimon ein wenig in Richtung des Stadtzentrums geschwebt war, stellten sich ihm jedoch drei Menschen und einige Digimon in den Weg, so wie er es erwartet hatte. "Heute wird es enden", rief er den Digirittern zu und erhob sich vom Sofa. Auch Sarah erhob sich und Apocalymon warf das Möbelstück zur Seite. Thomas hatte den Sessel bereits hinuntergestoßen, auch er stand auf Apocalymon. An seiner Seite wartete Daisuke, während XV-Mon und Stingmon links und rechts Apocalymon flogen. Cherubimon flog über Apocalymons Kopf. "Heute endet es", schrie auch Raphael, während sein Blick bei Sarah hängen blieb. Dann wandte er den Kopf wieder zu Christian, und der Hass in seinem Blick allein hätte bereits töten können. 'Ja, heute wird es enden', meinte auch die Stimme in Christians Kopf. Der dunkle Digiritter deutete nach vorne, und die Digimon unter dem Befehl der Dunkelheit warfen sich gegen die Partner der guten Digiritter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)