Der Kampf um die Digiwelt (Teil 3) von FudoKajimoto (Die Macht der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 9: Verraten und verkauft? --------------------------------- Samantha und Wallace entstiegen dem Tunnel, den Drimogemon gegraben hatte und warfen sich auf Daisuke, bevor dieser auch nur realisiert hatte, dass sie sich hinter ihm befanden. "Du?", fragte die Digiritterin entsetzt, als sie den Digiritter erkannt hatte. Sie drückten ihn zu Boden, während er versuchte, die beiden amerikanischen Digiritter abzuschütteln. Sein höhnisches Grinsen versetzte den beiden einen scharfen Stich. "Ja, ich", flüsterte er leise, nachdem er realisiert hatte, dass er sich nicht gegen die beiden wehren konnte. Er wurde unsanft auf die Knie gerissen, Wallace hatte seine Arme fest gepackt und ihm auf den Rücken gedreht. "Wieso?", fragte der Digiritter seinen japanischen Kollegen. Er erinnerte sich noch genau daran, wie er mit Daisuke zusammen einige Zeit nach dem Kampf gegen Christian und Thomas vor drei Jahren seinen zweiten Partner gesucht, gefunden und besiegt hatte, um diesen zu retten. Lopmon kämpfte gerade als Wendimon in der Schlacht gegen Daisukes Trupp, während einer seiner Retter versuchte, es zu töten. "Weil er mächtiger ist als wir", meinte Daisuke nur, bevor er von den Digirittern in den Tunnel gezerrt wurde. Erst jetzt schien den kontrollierten Digimon aufzufallen, dass ihr menschlicher Anführer verschwunden war. Doch auch ohne ihn hatten sie noch immer einen Befehl. Nur, dass ihnen nun niemand mehr sagte, sie sollten sich zurückhalten. Mit neuer Kraft und Wut gingen sie auf die Digiritter, deren Partner und alle Menschen los, die sich in der Umgebung aufhielten, während Paildramon sich am Himmel noch immer mit Airdramon und Galgomon herumschlug. Doch nur etwa eine Viertelstunde später waren die letzten bösartigen Digimon vernichtet oder befreit, während Paildramon noch in der Luft zu Wormmon und V-Mon zurückdigitierte, die beide ohnmächtig zu Boden fielen. Ihre halbe Stunde war soeben verstrichen. Nur eine Minute später war die Gruppe der Digiritter auf Airdramon verschwunden. Die Polizisten starrten ihnen verdutzt hinterher, auf den Gedanken, sie zu verfolgen, kamen sie erst einige Sekunden später, und da war Airdramon bereits in einigen Wolken verschwunden. Eine halbe Stunde später waren die Digiritter wieder zurück in ihrem Versteck, Airdramon zu einem Dracomon zurückdigitiert, und die Menschen hatten sich um den Gefangenen versammelt. Sam hatte ihm während ihrer überstürzten Abreise das Digivice abgenommen und auch schon Koushiro kontaktiert, welcher sich und die anderen Digiritter aus Japan in den nächsten Minuten angekündigt hatte. Der Digiritter des Wissens hatte Sam zuerst nicht geglaubt, doch als sie ihm ein Bild von Daisuke gesendet hatte, wie er in ihrer Mitte saß, konnte der Digiritter es nicht abstreiten. Es erklärte auch, wo sich Daisuke in den letzten drei Monaten befunden hatte. Michael war ebenfalls in die Digiwelt aufgebrochen, wo er auf die japanischen Digiritter wartete. "Warum hast du das getan?", fragte Sam ihn erneut, während sie ihm gegenüber auf einem Stuhl saß. Daisuke hatten sie mithilfe von Metallhandschellen an den Stuhl gekettet und ihn zusätzlich mit einem Seil fixiert, während V-Mon und Wormmon von ihren Partnern bewacht wurden. Zwar waren die Digimon sofort von den Digirittern mithilfe der Digivices geläutert worden, doch wenn es um Diener von Christian ging, vertrauten sie auf nichts mehr. "Warum, Daisuke? Sie haben deine Freunde getötet. Sie haben so viele von euch getötet, und doch dienst du ihnen!" Sams verängstigter Blick brachte den gebrochenen Digiritter zum Grinsen. "Ich bin nicht der einzige", flüsterte er der amerikanischen Digiritterin zu, die sich etwas zu ihm gebeugt hatte. "Du kennst sie nicht, aber die Digiritterin der Zukunft ist auch auf unserer Seite!" Sam wich leicht zurück, als sie realisiert hatte, was Daisuke gerade gesagt hatte. "Was hat er gerade gesagt?", fragte Wallace Sam ruhig, und sie erzählte den anderen, was Daisuke ihr gerade anvertraut hatte. "Er ist nicht der einzige Verräter?", fragte Lou mit versteinerten Zügen. Die Angst darin war nicht schwer zu erkennen. Bevor jemand antworten konnte, kehrte Michael mit Koushiro und Ken in die Basis der amerikanischen Digiritter zurück. Daisuke schien auf diesen Moment gewartet zu haben, denn nun flüsterte er nicht mehr. "Sarah und ich haben euch nicht verraten. Wir haben uns nur den Gewinnern angeschlossen. Sarah hat mich überzeugt, dass es besser ist!" Das Lachen, das der Digiritter von sich gab, ähnelte dem von Christian, es schien eine ähnliche Art Wahnsinn zu zeigen, wie ihn Christian an den Tag legte. Koushiro und Ken starrten den verräterischen Digiritter entsetzt an. Dann wandte sich Ken den beiden Digimon zu, die die internationalen Digiritter gerettet hatten. Er richtete sein Digivice auf sie und sah zu, wie der letzte Rest Dunkelheit aus ihnen verschwand. Sekunden später hatte er Wormmon auf dem Arm, welches langsam wieder zu sich kam. Der Digiritter des Wissens wandte sich derweil Daisuke zu. "Ich glaube, Christian hat dich gefoltert", stellte er nüchtern fest. Es gab deutliche Anzeichen für diese Vermutung, nicht zuletzt die Striemen und halb verheilten Verletzungen, die am Hals und seinen Armen zu sehen waren. "Er ist übersät mit Verletzungen", bestätigte Lou, welcher den Digiritter untersucht hatte, während sie zurückgekehrt waren. "Viele davon sind alt. Es muss eine Weile gedauert haben, und es muss schlimmer gewesen sein als die Hölle." "Es war eine Befreiung", kicherte Daisuke, während Koushiro sich auf den Platz setzte, auf dem noch Sekunden zuvor Sam gesessen hatte. Sie hatte ihn geräumt und das Zimmer verlassen, sie ertrug den Verräter nicht mehr. "Es war die Hölle", entgegnete Koushiro und griff Lous Erzählung auf. "Aber das bist nicht du, Daisuke. Du hasst die dunklen Digiritter, weißt du nicht mehr? Du hasst Thomas, weil er dich verraten hat, deine Freundschaft verraten. Er hat dich gegen Ken aufgehetzt, deinen besten Freund in unserer Gruppe. Du hast kein Vertrauen mehr zu jemand anderem geschlossen, mit Ausnahme von Ken." Daisuke grinste leicht. "Ich bin ein treuer Diener Christians", flüsterte er, doch seine Stimme hatte zu zittern begonnen. Nur schwach, doch Koushiro hatte es gehört. Er wusste, dass er gerade einen Ansatz gefunden hatte, um die Gehirnwäsche, der Daisuke unterzogen worden war, zu brechen. Doch es würde einige Tage dauern. "Sagt den anderen bescheid, dass Ken und ich einige Tage hier bleiben werden", bat er Wallace, welcher sich einem der Computer zuwandte. Er hatte die Emailadressen von Takeru und Hikari, aus der Zeit, als sie Wendimon gejagt hatten, und verfasste eine kurze Nachricht an sie. Es gab einen Lichtstreif am Horizont, das musste die anderen einfach aufmuntern. Es dauerte mehr als zwei Wochen, doch schließlich hatten es Koushiro, Ken und Wallace geschafft, Daisuke von dem Einfluss zu befreien, den Christian über ihn gewonnen hatte. Der Digiritter war danach ein Wrack, er zitterte ständig und blickte sich immer wieder panisch um, doch endlich konnte er ihnen berichten, was Christian eigentlich plante. Takeru und Hikari waren für diesen Zweck extra aus Japan gekommen, denn es war klar, dass sie alle hören mussten, was bald geschehen würde. Auch viele andere internationale Digiritter waren gekommen. Das Versteck platzte aus allen Nähten. "Er ist leicht in Panik zu versetzen", warnte Ken die beiden anderen japanischen Digiritter vor, die Daisuke nach dreieinhalb Monaten zum ersten Mal wiedersahen. "Redet deutlich, nicht zu laut und unterhaltet euch nicht untereinander. Christians Behandlung hat ihm das letzte bisschen Vertrauen ausgetrieben." Die beiden nickten, dann folgten sie Koushiro in das Zimmer, in welchem Daisuke untergebracht worden war. Der Digiritter saß zusammengekauert in einer Ecke des Zimmers, weit weg von den Fenstern und der Tür, halb hinter einem kleinen Schrank versteckt. Man konnte noch immer die Spuren an den Armen sehen, die ihm von Christian zugefügt wurden. "Hallo, Daisuke", sagte Hikari freundlich, was ihn sofort dazu bewegte, sich ihr zuzuwenden. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Hikari", flüsterte er freundlich. Es schien, als hatte er noch immer Gefühle für seine alte Jugendliebe, auch wenn diese inzwischen seit einigen Jahren mit Takeru zusammen war. "Was ist geschehen, Daisuke?", fragte Takeru, nachdem der andere Digiritter sich ein wenig aus seiner Ecke hervorgewagt hatte. "Er... hat mich... entführt... in der letzten Schlacht... welchen Tag haben wir heute? Wie lange war ich dort?" Daisuke blickte panisch um sich, während er diese Fragen stellte. Er hatte während der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal nach dem Datum gefragt. "Es ist Dezember. Der zehnte Dezember. Du warst fast vier Monate bei ihm", erklärte Hikari leise. Daisuke schüttelte den Kopf, in seinen Augen standen Tränen. Er flüsterte immer wieder leise vor sich hin, zu leise, als dass die anderen es verstehen konnten. "Das tut er schon, seit wir begonnen haben. Er gerät immer wieder in Panik, und was er dann murmelt, wissen wir nicht", erklärte Koushiro leise, nachdem er Daisuke kurz beobachtet hatte, um sicherzugehen, dass dieser die Unterhaltung nicht bemerken würde. "Er... ich... sie...", stotterte Daisuke etwas lauter, während die Tränen seine Wangen hinunterliefen. Koushiro erhob sich leise und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Nachdem sie das Zimmer verlassen hatten, wandte er sich Takeru und Hikari zu. "Er hat uns während der letzten Tage erzählt, was passiert ist", berichtete Koushiro allen Anwesenden, während er sich im Wohnzimmer auf das Sofa fallen ließ, denn von Daisuke würden sie die nächste Zeit sicherlich nichts mehr erfahren können. Erst jetzt erkannten die beiden, wie erschöpft der Digiritter des Wissens war. Auch Ken, welcher sich gerade zu ihnen gesellte, schien übermüdet, doch auch glücklich zu sein. Wormmon hatte es sich auf seiner Schulter bequem gemacht und döste vor sich hin. Auch V-Mon war wieder auf ihrer Seite, es befand sich draußen bei den anderen Digimonpartnern. "Es scheint, als wäre Christian einige Zeit im Koma gelegen. Das hat Sarah ihm erzählt. Die ersten zwei Monate nach der Schlacht soll der dunkle Digiritter nicht aktiv gewesen sein." Ken machte bei seiner Erzählung eine kurze Pause und trank einen Schluck Limonade. Die Flasche stand auf dem Sofatisch. "Er war bei der gesamten Prozedur anwesend, doch saß die meiste Zeit in einem Rollstuhl. Sarah war das ausführende Organ." "Du meinst also, dass Sarah wirklich auf seiner Seite steht?", fragte Takeru entsetzt. Er erinnerte sich an die Digiritterin, die sich Christian in den Weg gestellt hatte, um ihn und Hikari zu schützen. "Er wird sie ebenso gebrochen haben wie sie Daisuke brach. Er hat uns erzählt, dass sie alles tut, was Christian ihr sagt", erklärte Koushiro. "Und da sie länger in seiner Gewalt war, wird es wohl auch länger dauern, sie von dieser Gehirnwäsche zu befreien. Sofern es uns gelingt, sie aus seinen Händen zu befreien." Die anderen japanischen Digiritter nickten leicht. "Weiß er von den anderen?", fragte Hikari schließlich leise. Sowohl Ken als auch Koushiro nickten traurig. "Christian hat sich einen Spaß daraus gemacht, Daisuke damit zu foltern. Er hatte ihm auch eingeredet, dass du gestorben wärst, Hikari. Thomas wusste, dass er in dich verliebt war", ertönte eine weitere Stimme. Wallace hatte sich leise zu ihnen gesellt, sein besorgter Blick auf den neu angekommenen Digirittern ruhend. Er hatte geahnt, was seine Aussage auslösen würde, doch es musste gesagt werden. Sie alle hatten inzwischen gut genug verstanden, dass Christian alles nutzen würde, um seine Gegner zu zerbrechen. Sie mussten sich vorbereiten, auf alles. "Ken, Sam meinte, du sollst weiter versuchen, Daisuke zurück in die relative Normalität zu bringen. Christian wird nicht mehr lange warten, und wir brauchen Imperialdramon." Der Digiritter nickte und verließ die Sitzgruppe. Er holte V-Mon und begab sich wieder zu dem verängstigten Jugendlichen. Sam hatte sich inzwischen ebenfalls zu den Digirittern bei der Sitzgruppe gesellt. Sie sagte jedoch nichts, sondern war einfach da, denn sie ahnte, dass die anderen dies gerade brauchten. Auch die anderen Anwesenden schwiegen. Sie hatten respektvoll ein wenig Platz um die japanischen Digiritter gemacht, auch wenn dies bedeutete, dass sie sich noch enger zusammenquetschen mussten. "Warum hat er noch nicht gehandelt?", fragte Wallace schließlich. Es war die Frage, um die sie alle herumgeredet hatten. Da ihn dies jedoch immer mehr gestört hatte, hatte er sie endlich gestellt. Doch alle schwiegen. Niemand wusste, was in Christian vorging, und die einzige Person, die es ihnen vielleicht sagen könnte, saß zitternd nebenan. Zwei Tage später kehrten die japanischen Digiritter, in Begleitung von Daisuke und seinem Partner, in ihre Heimat zurück. Die anderen Digiritter waren schon zuvor abgereist. Noch immer konnte ihnen Daisuke nicht sagen, was Christian für die Zukunft geplant hatte. Doch seine Paranoia und Angstzustände waren ein wenig schwächer geworden. 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