Der Kampf um die Digiwelt (Teil 3) von FudoKajimoto (Die Macht der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 7: Erkenntnis --------------------- "Wie konnte das passieren?", schrie Takeru wütend, während er – so wie vor wenigen Monaten Raphael – seine Faust ununterbrochen gegen die Wand schlug. In seinen Augen standen Tränen, während seine Hand langsam von seinem eigenen Blut bedeckt wurde. Hikari lag mit geröteten Augen auf dem Bett, während der Rest der japanischen Digiritter still, jedoch eindeutig bedrückt, im Zimmer saß. Sie waren gerade bei Koushiro gewesen, als sie die Nachricht bekommen hatten. Yamato war unerwartet verstorben. 'Plötzlicher Tod', hatten die Ärzte gesagt. Genaueres hatten sie noch nicht sagen können. Die Maschinen hatten von einer Sekunde zur anderen kein Lebenszeichen mehr gezeigt. Sie hatten nichts mehr tun können. "Wieso gerade jetzt? Sein Zustand war stabil", flüsterte Ken mit gebrochener Stimme. Seinen Kopf hatte er auf seine Hände gestützt. Koushiro schwieg, er hatte sich in die Chaträume verzogen, die er auf seinem Laptop und auf seinem Computer offen hatte. Er informierte die anderen Digiritter, die von Sam koordiniert wurden, was geschehen war. Es würde bald ein weiteres Treffen aller Digiritter geben, und wieder war eine Beerdigung der Grund. "Es muss ihre Schuld sein", meinte Hikari leise. "Es muss ihre Schuld sein. Irgendetwas müssen die beiden getan haben!" Alle im Zimmer schwiegen, doch Hikari hatte die Gedanken der Digiritter ausgesprochen. So wie sie alle vermutet hatten, dass Christian an Yamatos Koma schuld war, und nun hatte er es wohl beendet. "Er wird bezahlen. Für alles, was sie getan haben. Es ist genug!" Takerus Stimme war kalt geworden, während seine Faust blutüberströmt an die Wand gedrückt war. Drei Tage später war die Beerdigung von Yamato. Und wieder waren alle erschienen, um dem Digiritter die letzte Ehre zu erweisen. Allen war klar, dass es bald enden musste. Inzwischen waren bereits drei Monate seit der Schlacht vergangen. Seit zwei Wochen hatten sich selbst die internationalen Digiritter nicht mehr in die Digiwelt getraut, um ihren letzten geheimen Stützpunkt nicht zu gefährden, doch jetzt, fast einen Monat nach dem Tod Yamatos, waren die japanischen Digiritter bereit, sich wieder in die Digiwelt zu begeben. Die internationalen Digiritter hatten bereits vor Wochen zwei Fernseher in einer Höhle versteckt, weit ab von jeglichen Digimon, damit sie einen Ort hatten, an dem sie unbemerkt die Digiwelt betreten konnten. Dort trafen sie die japanischen Digiritter. "Es hat sich viel verändert", sagte Sam leise, als sie die japanischen Digiritter sah. "Ihr werdet die Welt warscheinlich nicht wiedererkennen." Die anderen hatten bereits die Höhle verlassen, während sie das erklärt hatte. Schweigend betrachteten sie die trostlose Landschaft vor sich. Es gab keine Bäume mehr, die Flüsse wirkten großteils ausgetrocknet, nur noch die Flussbetten waren zu sehen. Man konnte kasernenartige Gebäude erkennen, die sich so weit erstreckten, wie das Auge reichte. Die Höhle befand sich nahe unter der Spitze eines größeren Berges auf dem Kontinent Server, den die dunklen Digiritter nicht weiter beachtet hatten. "Es ist schlimmer als erwartet", fluchte Koushiro, als er die Kasernen sah. Er nahm das Fernglas, das Sam ihm anbot, und betrachtete die Gebäude. "In jedes dieser Gebäude passen vierhundert Digimon", sagte Sam. "Das schätzen wir zumindest nach dem, was wir an Bewegung darin beobachten konnten." "Wenn wirklich vierhundert Digimon in jedem einzelnen dieser Gebäude wohnen", flüsterte Ken fast schon panisch, als er die schier endlose Menge an Gebäuden betrachtete, die sich vor ihnen erstreckte, "dann haben wir nicht den Hauch einer Chance. Es sind viel zu viele. Selbst wenn wir Imperialdramon noch auf unserer Seite hätten. Und Omnimon. Wir sind viel zu wenige!" "Aber wir werden nicht kampflos aufgeben", entgegnete die amerikanische Digiritterin und hob eine kleine Liste hoch. Sie war voll mit Namen, und als Koushiro sie entgegennahm, fiel ihm auf, dass es mehr als zwanzig Seiten waren. "Was ist das?", fragte er. Sie grinste leicht. "Eine Liste mit Kontaktdaten aller Digiritter in aller Welt. Damit du sie alle informieren kannst, sollte sich etwas ändern. Sie haben sich alle bereit erklärt, einzugreifen, sollten die dunklen Digiritter irgendetwas tun. Wir sind beinahe eintausend Digiritter, die bereit sind." Koushiro überschlug die Zahlen in seinem Kopf. Das machte – im Schnitt – gerade einmal fünf Digiritter pro Land der Erde. Aber es waren beruhigerende Zahlen als die, mit denen er vorher gerechnet hatte. "Ich werde euch alle sofort informieren, wenn sich etwas ergibt", versprach der Digiritter des Wissens, als er die Liste einsteckte. Es würde sich schon bald etwas ergeben, das war klar. Denn die riesige Armee, die hier geschaffen wurde, konnte nur eines bedeuten. Christian bereitete eine Invasion vor. Und es würde seine größte Offensive werden. Etwa zwei Wochen später hatte sich Christian vollständig erholt. Die Tatsache, dass er Yamato die Saat entrissen hatte, hatte seinen Heilungsprozess extrem beschleunigt. Und auch sein zweites Projekt war erfolgreich gewesen. "Es hat lange gedauert", sagte er zu seiner Dienerin, als diese das Quartier betrat, in dem Christian lebte. Er hatte sich ein neues gesucht, damit er mehr Zeit für sich hatte. Mehr Freizeit. Thomas hatte seine Qualität bewiesen, was die Vorbereitung der Invasion betraf. Christian hatte also Zeit sich zurückzulehnen, auf dem Sofa zu entspannen, sich zu erholen und seinem Hobby zu widmen. "Er hatte einen starken Willen", entgegnete Sarah leichthin. Das Grinsen in ihrem Gesicht zeigte Christian, wie zufrieden sie mit sich war, auch wenn in ihren Augen keinerlei Emotion mehr vorhanden waren. In diesem Punkt war sie ihrem alten Freund sehr ähnlich geworden. Sie hatte seinen Auftrag erfüllt. Das bewies auch der Mensch, der leicht hinter ihr stand. "Daisuke, es ist schön, dich wiederzusehen", meinte Christian höhnisch. Daisuke reagierte mit einer leichten Verneigung. "Wem dienst du?" Christians Blick durchbohrte den Digiritter, der leicht zu zittern begann. Die Qualen der letzten anderthalb Monate waren noch sehr frisch, was ihm schwer zu schaffen machte. "Ich diene dir, Christian", antwortete er leise. Seine Augen blickten auf den Boden vor dem dunklen Digiritter, während er dies sagte. Auch in ihnen war keine Emotion mehr zu sehen, kein Hass, keine Freude, nichts. "Das ist gut, Daisuke. Denn ich habe einen Auftrag für dich. Du wirst schon bald das erledigen, weswegen ich dich habe anwerben lassen." Christians Lächeln jagte den beiden Menschen einen spürbaren Schauer über den Rücken. "Die Vorbereitungen sind bereits getroffen. Ich werde dich über alles informieren, was du wissen musst. Es wird schon bald vorbei sein, und dann wirst du eine mächtige Position bekommen, Daisuke." Der Digiritter nickte leicht. "Du darfst mich ansehen", fügte Christian hinzu, woraufhin Daisuke endlich seinen Kopf erhob. Die beiden jungen Männer blickten sich in die Augen, und nur Sekunden später senkte Daisuke den Blick wieder. Er konnte es nicht ertragen. "Ich werde ihn instruieren, wenn du das wünschst", flüsterte Sarah in Christians Ohr. Sie hatte sich neben dem dunklen Digiritter niedergelassen, was diesen dazu gebracht hatte, seinen Arm um sie zu legen. Er wusste, dass es ihr gefiel. Und sie wusste, dass es ihm gefiel. Er hatte sie gut erzogen. "Tu das", meinte der dunkle Digiritter. "Ich werde währenddessen Thomas informieren, dass Phase 3 beginnt. Ich erwarte, dass alles bereit ist, wenn ich wieder hier bin!" Er erhob sich und ließ die beiden ehemaligen Digiritter alleine zurück. "Was soll ich also tun?", fragte Daisuke mit monotoner Stimme. Sarah holte einen Ordner hervor, öffnete ihn und begann zu erklären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)