Weißer Rose Regensturm von Chibara-sama ================================================================================ Kapitel 1: Gedanken zarte Regenblüten ------------------------------------- Sie mochte den Regen. Oder hatte sie nur irgendwann gelernt, den Regen zu mögen? Das leise Prasseln umgab sie, und sie schaute den fallenden Tropfen zu, ohne sie wirklich zu sehen. Sie fielen auf das Vordach, das verhinderte, dass das Wasser einen Weg in das geöffnete Fenster fand auf dessen Fensterbrett sie saß. Konan strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und lehnte sich an die Wand in ihrem Rücken. Hypnotisch. Sie wusste, dass Pain sie erwartete, doch sie mochte sich nicht dazu überwinden, aufzustehen. Ohne dass sie darauf achtete, falteten ihre Hände ein Blatt Papier zu einer Rose. Eine der wenigen Dinge, die sie noch mit ihrer Kindheit verbanden. Ihre erste Blüte war aus einem Kekspapier gewesen. Drei Ninjas aus Konoha. Die Erinnerungen verblassten langsam, wurden weggewaschen vom ewigen Regen in Amegakure. Ziele rückten in greifbare Nähe, doch ihres nicht. Gab es überhaupt eines? Nagato, Yahiko und Jiraiya. Zwei verblassende Erinnerungen. Eine davon war immer präsent. So sehr, dass es beinahe weh tat. Die letzte davon lebte. Vieles hatten sie vergessen und anderes erfahren, als die Illusionen der Kindheit zu Staub zerfielen. Konan stand auf und legte die weiße Rosenblüte auf ihren Schreibtisch zu den anderen gefalteten Reliquien ihrer Stille. Der Holzboden knirschte leise unter ihren nackten Füßen, als sie in ihre Schuhe schlüpfte und auf den Flur trat. Das Hauptquartier der Akatsukis war ein hohes Gebäude von außen einer Statue ähnlich. In engen Windungen schraubte sich die Wendeltreppe hinauf, bis sie in den Flur mündete, an dessen Ende Pain sein Büro eingerichtet hatte. Sie klopfte und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Er war nicht hier, doch das irritierte seine Partnerin nicht. Konan durchquerte den Raum und trat vor ein Wandpaneel. Sie schob ihre Fingerspitzen in eine schmale Rille und drückte. Ein leises Klicken ertönte. Pain hatte sich diese verborgene Tür eingerichtet. Seine Partnerin war eine der wenigen, die sie zu finden wussten. Der Leader war fast immer hier draußen zu finden. Konan schob sich durch den beengten Durchlass und trat unter ein Vordach. Pain saß, wie sie erwartet hatte, auf der steinernen Zunge und schaute auf Ame herab. Den Regen, der ihn bereits völlig durchnässt hatte, schien er gar nicht zu spüren. Konan blieb schweigend im Trockenen stehen. Es behagte ihr nicht, nass zu werden, denn das behinderte ihre Papiertechnik. Sie betrachtete den Körper, in dem Pain meistens auftrat. Yahikos Körper. Eine schmerzhaft präsente Erinnerung. Bis heute hatte sie das eigenartige Gefühl nicht überwunden, das sie befiel, wenn sie in Yahikos Gesicht sah und Nagato dahinter wusste. Yahiko war für sie gestorben. Nagato hatte ihr nie einen Vorwurf gemacht, doch der Tod ihres Freundes hatte sie beide verändert. „Such Kakuzu und hilf ihm, Deidara zusammenzuflicken. Er ist verletzt worden“, wies er seine Partnerin an und riss sie so aus ihren Erinnerungen. „Ja“, sagte sie knapp und wandte sich zum Gehen. „Und Konan, gib Acht auf den Typ mit der Maske. Er ist es.“ „Verstanden.“ Verstimmt trottete Deidara hinter Zetsu und Tobi her. Der Idiot war schon die ganze Zeit wie ein Wasserfall am Labern. Dabei hatte er eine so nervtötende, schnarrende Stimme, das Deidara ihn am liebsten erschlagen hätte, doch ohne Arme versprach das ein recht schwieriges Unterfangen zu werden. So hielt er sich zurück. Außerdem wollte er Pain nicht wütend machen, sonst würde ihm nachher keiner die Arme wieder anflicken. Am Ende sprangen doch alle Akatsukis so, wie der Leader es wollte. Ein böses Grinsen schlich sich auf Deidaras Gesicht. Sollte doch der Blödmann mit der bescheuerten Maske Pain sagen, dass Sasori tot war. Vielleicht nahm er ihm ja dann sogar die Arbeit ab, diese ewig quatschende Laus zu zerdrücken. Der Blondschopf sah auf und war froh, als Amegakure vor ihnen auftauchte. Die Reise hatte für seinen Geschmack viel zu lange gedauert – selbst mit dem schmerzbetäubenden Mittel, das er genommen hatte. Seine abgetrennten Gliedmaßen trug Zetsu mit sich herum. Dankenswerterweise. Deidara war schlecht und schwindelig. Er hatte zu viel Blut verloren. Als Konan um die Ecke bog, wäre sie beinahe mit Itachi zusammengestoßen, der völlig ruhig vor einem Fenster stand und den Regen beobachtete. Ihre Nasenspitze war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Ein Blick aus schwarzen Augen streifte sie, dann schaute er wieder nach draußen. Konan nickte ihm knapp zu und ging weiter. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass der Uchiha und sein Partner sich zurzeit ebenfalls im Hauptquartier aufhielten. Es ist nicht gut, wenn sich zu viele Mitglieder hier aufhalten. Das wird nur Ärger geben, ging es Konan durch den Kopf. Eigentlich hielten sich mit Ausnahme von ihr und Pain selten überhaupt Mitglieder in Ame auf. Das hier war die Kommandozentrale. Hierher gingen alle Informationen, und von hier aus wurden alle Aktivitäten koordiniert. Die einzelnen Mitglieder hatten selten Kontakt von Angesicht zu Angesicht, was auch nur gut war, denn sonst gäbe es früher oder später Tote zu beklagen. Konan sorgte gewöhnlich dafür, dass sie so wenig wie möglich aufeinander trafen. Nicht selten betätigte sie sich als Postbote, doch jetzt war das Aufeinandertreffen von drei Teams nicht mehr zu vermeiden. Das würde Arbeit bedeuten. Und dann war da auch noch... Konan schlug sich den Gedanken aus dem Kopf, als sie vor Kakuzus Tür ankam. Sie klopfte und trat in den Raum. Kakuzu schaute von einem Koffer auf. Er saß am Tisch und zählte Geld. Er und Hidan waren erst vor etwa einer halben Stunde hier angekommen. Die Akatsukis waren nicht für gegenseitige Gesellschaft geschaffen. „Ja?“, machte der andere. „Pain schickt mich. Du sollst mir helfen, Deidara zu behandeln.“ Kakuzu sah nicht begeistert aus, stand aber auf und folgte ihr, ohne zu murren. Deidara sah wirklich nicht gut aus, als Konan ihn im Empfang nahm. Sie fragte gar nicht erst, warum Sasori nicht bei ihm war. Sein Äußeres und Zetsus Anwesenheit ließen sie schon ihre eigenen Schlüsse ziehen. Während Zetsu und der Maskierte in Richtung Pains Büro verschwanden, lotste Konan Deidara in einen kleinen Raum, in dessen Mitte ein Schemel stand und Kakuzu bereits wartete. Konan schälte den Blondschopf aus Mantel und Oberteil und warf die zerfetzten Kleider in den Mülleimer. Kakuzu schüttelte nur den Kopf darüber. Das muss man auch erst einmal schaffen, dachte er verächtlich. Sich beide Arme abreißen zu lassen... Genauso unvorsichtig wie mein Partner... Konan zog eine Schüssel abgekochten Wassers und ebenso behandelter Tücher zu sich heran und begann schweigend, die Wunden zu säubern. Deidara gab, während Kakuzu ihm die Arme annähte, keinen Ton von sich. Konan war ihm irgendwie unheimlich. Er hatte noch nie erlebt, wie es jemand geschafft hatte, ihr mehr als nur zwei zusammenhängende Sätze aus der Nase zu ziehen. Er biss über den Schmerz die Zähne aufeinander, bis Konan ihm schließlich die Arme schiente und verband. „Warte ein paar Tage, bis sich alle Bestandteile miteinander verbunden haben, dann kannst du die Schienen abnehmen“, wies Konan ihn an. Deidara nickte und folgte ihr und Kakuzu aus dem Raum. Währenddessen erstatte Zetsu dem Leader Bericht, dessen Miene sich zusehends verfinsterte. Eine alte Frau und ein Mädchen hatten Sasori getötet! Die Leute aus Konoha wurden wirklich zum Ärgernis. Schließlich entließ Pain Zetsu und wandte sich dem Maskierten zu. Schweigend reichte der Leader dem anderen Mann den Ring, den Sasori zuvor getragen hatte. „Ich heiße Tobi.“ Pain nickte. Die Anspannung fiel erst von ihm ab, als der Ninja, der sich nun Tobi nennen ließ, den Raum verlassen hatte. Wenig später ertönte Konans dezentes Klopfen an der Tür, und seine Partnerin schlüpfte in den Raum. „Wer war es, der Sasori getötet hat?“, fragte sie ohne Vorrede. „Woher weißt du...“ Pain brach ab. Diese Frage war idiotisch. Konan war weder dumm noch blind. „Seine alte Großmutter und ein Mädchen aus Konoha. Sakura Haruno. Sie ist aus dem Team des Neunschwänzigen.“ Seine Partnerin nickte knapp. Sie ging um den Schreibtisch herum, trat neben ihn und zog einen Stapel Unterlagen zu sich heran, um sie durchzusehen. Pain wusste, dass sie noch etwas erwartete. „Er lässt sich Tobi nennen. Er will wahrscheinlich selbst in Aktion treten. Deidara wird sein Partner werden.“ Konan blätterte in dem Papierstapel. Sie war so nahe, dass er ihren Duft wahrnahm. „Soll ich ihn im Auge behalten?“, erkundigte sie sich. „Nein, halt dich... Doch, tu das.“ Pain schalt sich einen Narren. Sie war kein Kind mehr. Er konnte sich nicht erklären, warum er sie nicht in Tobis Nähe wissen wollte. Er war wohl heute nicht ganz auf der Höhe. Ich brauche nicht auf sie aufzupassen. Sie weiß was sie tut, ging es ihm durch den Kopf. „Sonst noch etwas?“, fragte er, um sich abzulenken. „Nein.“ Konan sah zu ihm auf. Einen Moment zu lange. Pain wandte sich ab und trat von ihr zurück. Sie verstand den Wink und verließ das Büro. Draußen auf dem Flur lehnte sie sich an die Wand und schloss kurz die Augen. Pain ist so frustrierend! Sie hätte schreien mögen. „Konan? Stimmt etwas nicht?“ Eine samtene Stimme. Itachi. Sie hatte ihn nicht bemerkt. „Nein.“ Sie ging an ihm vorbei, und es wirkte wie eine Flucht. Reiß dich zusammen, rief sie sich selbst zurecht, als sie wieder in ihrem Zimmer stand. Es war gefährlich, so durcheinander zu sein, wenn sich so viele Akatsukis ballten. Itachi war mit der Schlimmste von ihnen. Er war viel zu aufmerksam. Außerdem war nicht abzusehen, wann er und sein Partner wieder verschwinden würden. Vor drei Tagen waren sie hier aufgetaucht. Kisame hatte seinen Partner regelrecht mitgeschleppt, und obwohl er sich sonst eher Itachis Willen unterordnete, hatte er sich diesmal durchgesetzt. Soweit Konan es verstanden hatte, legte Itachi gerade aus gesundheitlichen Gründen eine Pause ein. Irgendetwas wegen dem Sharingan... Sie verscheuchte den Uchiha aus ihren Gedanken und trat zum Fenster. Es gab anderes, worüber sie sich den Kopf zerbrechen konnte. Tobi. Warum drängelte er sich jetzt in die Organisation hinein? Was wollte er? Warum er einen anderen Namen angenommen hatte, war ihr klar: Eine solche Information musste nach außen sickern und würde ein Chaos auslösen. Wusste Itachi etwas? Sie war sich nicht sicher. Aber es würde die ganze Angelegenheit nicht einfacher machen, wenn der Uchiha es herausfand. Wenn er es nicht bereits bemerkt hatte. Konan schüttelte den Kopf. Sie sollte es herausfinden und zwar schnell, bevor sie sich gänzlich verstrickte. Allerdings würde das nicht einfach werden. Itachi war ein Anbu gewesen. Er würde nicht einfach aus Unachtsamkeit etwas ausplaudern. Sie seufzte. Außerdem würde er ihr gegenüber jetzt doppelt aufmerksam sein. Was hatte sie sich auch so gehen lassen müssen?! Nun, ich kann ohnehin nichts mehr daran ändern. Ich werde sehen, wie es sich ergibt, ging es ihr durch den Kopf, während sie sich aus ihrem Mantel befreite. Die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen machten sich bemerkbar, und sie beschloss, sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Die nächsten Tage versprachen, anstrengend zu werden. Konan setzte sich auf ihr Bett. Draußen prasselte hypnotisch der Regen auf das Vordach, und ihre Gedanken kehrten zu Pain zurück. Sturkopf. Kapitel 2: Rauschen weiche Regentropfen --------------------------------------- Bis auf die gelegentlichen Blitze des Gewitters draußen war es noch vollkommen Dunkel, als Konan erwachte. Sie drehte den Kopf und warf einen Blick auf den Wecker mit den lumineszierenden Zeigern. Kurz vor vier. Sie schwang die Beine aus dem Bett und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie war gewohnte Frühaufsteherin. Wahrscheinlich war niemand außer ihr wach. Konan genoss die frühen Stunden des Tages, in denen sie noch vollkommen ungestört war. Sie verschwand kurz im Bad und durchstreifte dann die Flure des Hauptquartiers. Sie verzichtete darauf, Licht zu machen. Wie ein Geist. Sie mochte das Gefühl, nichts zu sehen sondern sich nur auf ihre anderen Sinne zu konzentrieren. Das Prasseln des Regens überdeckte das leise Knarren des Holzbodens unter ihren Füßen. Bis sich plötzlich etwas veränderte. Konan hatte nicht die Gelegenheit auf die Veränderung zu reagieren, als jemand sie schon schmerzhaft hart am Handgelenk packte und gegen die Wand drückte. „Kein Wort, Konan. Falls Pain es dir noch nicht mitgeteilt hat: Mein jetziger Name ist Tobi.“ Konan schwieg. Ihr Puls war ruhig. Sie hatte ihn bemerkt, kurz bevor er sie angegriffen hatte. Keine Reaktion. Das war der beste Weg, mit ihm fertig zu werden. Ein leises Scharren drang an ihre Ohren, und sofort ließ er von ihr ab, um zu verschwinden. Kurz erhellte ein Blitz den Flur, dem ein sofortiges Donnern folgte. Scharf hoben sich seine Züge von der Dunkelheit ab. Itachi war in den Gang eingebogen. Noch einer, der nicht lange in den Federn blieb. Konan lehnte weiterhin an der Wand. Der Uchiha bewegte sich sicher durch die Dunkelheit, als könne er sehen, obwohl sein Sharingan inaktiv war. So war er genauso blind wie sie. Sie spürte einen Luftzug an der Wange, als er an das Fenster neben ihr trat und dort stehen blieb. Eine eigenartige Situation. Sie kannten einander kaum. Konan überbrückte das Schweigen, indem sie die Hand um den Griff des Fensters schloss, um es zu öffnen. Nur kam Itachi auf die gleiche Idee. Seine Hand war warm und schwielenlos trotz des Waffentrainings. Ohne Hast zog er sie zurück. Einen Moment standen sie wortlos nebeneinander am offenen Fenster. Kalte Luft strich über ihre Gesichter. Bis zum nächsten Blitz und anschließendem Donner. „Ist der Leader schlechter Laune?“, durchbrach Itachi die neu entstandene Stille. „Warum?“ „Das Wetter ist schlecht.“ „Ich weiß es nicht“, antwortete sie auf seine Frage, und wieder breitete sich Stille aus, in der jeder seinen Gedanken nachhing. Es wurde nicht besonders hell an diesem Tag, denn das Gewitter beherrschte den Himmel. Eine eigenartige Spannung hatte sich im Hauptquartier ausgebreitet. Besonders die Abneigung, die Deidara Itachi entgegenbrachte, war fast mit Händen zu greifen. Schweigend wechselte Konan seine Verbände. Er hatte Glück. Die Verletzung hatte sich nicht entzündet. Es sah aus, als wäre er noch einmal mit blauem Auge davongekommen. Außerdem stritt er sich in fast jeder freien Minute mit Tobi. Die Partnerin des Leaders enthielt sich eines Kommentars. Sie ging in Pains Büro, das sie wieder einmal für sich allein hatte und erledigte für ihn einen Großteil des Papierkrams, bis Lärm an ihre Ohren drang. Sie legte den Stift aus der Hand und stand auf. Ohne Eile suchte sie den Ursprung des Lärms: Deidaras lautstarke Stimme. Sie kam gerade in die säulengetragene Eingangshalle, als ein Donnern ihr signalisierte, dass mit Wucht die Haupttür zugeworfen wurde. „Konan?“ Sie drehte sich zu dem Sprecher um. Itachi saß entspannt auf einer der Bänke, die die Säulen säumten. „Ja?“ „Wer ist dieser Tobi? Deidara regt sich über ihn auf.“ „Ich habe ihn noch nicht kennen gelernt“, log Konan. Er scheint nichts zu wissen, ging es ihr durch den Kopf. Itachi musterte sie durchdringend, doch ihre Miene verriet wie immer nichts über ihre Gedanken. Sie überlegte, ob sie Deidara folgen sollte und entschied sich dagegen. Er kannte die Regeln und würde sich daran halten. Pain brachte man lieber nicht gegen sich auf. „War es nicht Tobi, mit dem du heute Morgen gesprochen hast?“ Itachi schien nicht gewillt, sich so leicht abwürgen zu lassen. Was hat er gesehen?, ging es Konan durch den Kopf. Ihr wurde unbehaglich zumute. „Eine namentliche Vorstellung“, erwiderte sie und ging an dem Uchiha vorbei. Ihre Gedanken eilten ihr voraus zu einigen Unterlagen, die sie noch bearbeiten musste, als sich plötzlich eine Hand um die ihre schloss. Sie erstarrte und wandte ihren Kopf Itachi zu. Sie hasste es, festgehalten zu werden. Er strich ihren Ärmel nach oben, und die violetten Flecken um ihr schmales Handgelenk wurden sichtbar. „Sieht nicht danach aus.“ Seine dunklen Augen fixierten sie. Pains Partnerin zog ihre Hand zurück, die Itachi widerstandslos aus seinem Griff entließ. Er wusste, wie weit er gehen konnte. Ohne ein weiteres Wort verließ Konan die Einganshalle. Geduldig bürstete sich Konan die kleinen Knoten aus dem feuchten Haar, dann schlüpfte sie in ihre Unterwäsche und ging nach nebenan in ihr Zimmer. Sie trat an das Fenster und öffnete es. Kalte Luft strich über ihre Haut, und das Geräusch des Regens umhüllte sie. Sie fröstelte nicht, obwohl sich die feinen Härchen auf ihren Armen aufstellten. Mit leisen Schritten trat sie zu ihrem Bett hinüber und legte sich auf die Decke. Konan machte sich gar nicht erst die Mühe, sich einzurollen, denn sie wusste, dass sie freiwühlen würde. Sie möchte keine Einschränkung in ihrer Bewegungsfreiheit, so war ihr sogar eine Decke unangenehm. Auf dem Bauch liegend und einen Arm als Kissen benutzend glitt sie in den Schlaf herüber. Das Flüstern ihrer Erinnerungen manifestierte sich zu Träumen... Konan wehrte sich verzweifelt, kämpfte gegen die Fesseln an, die ihre Handgelenke auf ihrem Rücken zusammenhielten, doch war sie vom Kampf noch zu geschwächt, um sich zu befreien. Zwei Ninjas hielten ihre Oberarme umklammert. Sie warf Hanzou Salamander einen Blick voller Wut zu und blickte dann flehend zu Nagato und Yahiko herab, die einsam unter ihr und dem Aufgebot feindlicher Shinobi standen. „Du da, mit den orangenen Haaren!“, rief Hanzou Nagato zu. „Töte deinen Freund da, dann kannst du sie wiederhaben!“ Nagato war wie erstarrt, daher war es Yahiko, der reagierte. Er stürmte auf Nagato zu, packte dessen Hand, die noch immer ein Messer umschlossen hielt, und stieß sich die Klinge in den Leib. In diesem Moment begann Konan zu schreien. Konan schreckte aus dem Schlaf hoch und fasste sich mit einer zitternden Hand an die Stirn. Schon wieder dieser Traum. Seit Jahren schon folgte ihr diese Erinnerung und nahm Einzug in ihre Nächte, und sie war froh, von keiner Decke eingeschränkt zu sein. Dann versteifte sich die Akatsuki schlagartig. Es war nicht der Traum, der sie geweckt hatte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Es war jemand hier! Ganz deutlich spürte sie die Anwesenheit einer Person, die hier nichts verloren hatte. Ihre Blicke stocherten in der Dunkelheit. Da. Eine leichte Bewegung. Ein ganzer Schwarm Kamishuriken sirrte auf ihren unbekannten Gegner zu, doch die Akatsuki geriet in einen Angriff, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Ein rotes Auge blitzte in der Dunkelheit auf. Genjutsu. Schrei! Das Nächste, woran Konan sich erinnern konnte, war, dass sie zitternd auf ihren Bett lag. Über ihr ragte eine dunkle Gestalt auf. Madara. „Du wirst nicht versuchen, mir nachzuspionieren.“ Seine Stimme klang kalt. Er hatte ihr Vorhaben wohl erahnt. Plötzlich klopfte jemand an die Tür. „Konan?“ Sie wusste, wer es war, und sprang reflexartig auf. Die Tür schwang auf, als Madara gerade zum Fenster hinaus entwischte. Die Tür knarrte leise in ihren Angeln. „Warum hast du geschrieen?“ Itachis Blick huschte zum Fenster hinüber. Er sah nur noch den Saum eines Mantels. „Wer..?“ Er kam nicht dazu, seine Frage zu beenden, denn ein Zittern durchlief Konans Körper, bevor sie lautlos zusammenbrach. Itachi konnte sie gerade noch fangen, dann schob er sie zum Bett. Ihre Haut schimmerte in dem schwachen Licht, das aufgrund der Straßenlaternen in ihr Zimmer sickerte, wie Seide. Warum sind die Mitglieder dieser Familie nur derart aufdringlich?! „Schlecht geschlafen“, erklärte sie, und hoffte, er möge es dabei bewenden lassen. Sie legte, wie sie es gewohnt war, die Hände im Schoß zusammen. „Nein. Das sind die Auswirkungen eines Genjutsus. Des Sharingans.“ Konan schwieg. „Madara ist es, der sich unter der Maske Tobis verbirgt, oder?“ Seine Worte klangen nicht wie eine Frage. „Ja.“ Er hatte es ohnehin herausgefunden. Itachi war allerdings nicht der einzige, der durch ihren Schrei auf den Plan gerufen wurde. Konan schaute auf in Yahikos Gesicht. Pains Gesicht. Er warf Itachi, der einen Schritt von ihrem Bett entfernt stand, einen Blick zu, den sie in der Dunkelheit nicht deuten konnte. Die leuchtend roten Augen des Uchihas dagegen sahen mehr. Pains Blick wandte sich seiner Partnerin zu und verriet Itachi mehr, als dem Leader lieb sein konnte. Er sah etwas, das wahrscheinlich nicht einmal Pain bewusst war, und musterte Konan. Sie betrachtete ihre Hände. Sie litt innerlich. „Was ist los?“, wollte der Leader wissen. „Madara“, antwortete seine Partnerin knapp. Pain zog eine Augenbraue in die Höhe und fixierte Itachi, der keine Regung zeigte. Konan blieb das nicht verborgen. „Er hat es selbst herausgefunden“, erklärte sie beschwichtigend. Nun begriff Itachi gänzlich, welche Rolle sie bei Akatsuki einnahm: Sie war es, die das fragile Gleichgewicht zwischen den Mitgliedern aufrechterhielt. Sie war Puffer und Koordinator; schützte den Waffenstillstand innerhalb der Organisation. Pain maß den Uchiha mit einem Blick der sowohl abschätzend als auch warnend war. Itachi zuckte kaum merklich mit den Schultern. Eine Weile noch verharrte der Leader unschlüssig und betrachtete seine Partnerin. Sie schien eine Reaktion zu erwarten, doch Pain drehte sich irritiert um und ging. Konan stand abrupt auf. Ihre Hände verkrampften sich. Itachi wusste Bescheid. Er erkannte ihren Schmerz und war an seinen erinnert, der ihn zu umklammern drohte, wie eine eiserne Faust. Er sah die Toten nach ihm rufen. „Er liebt dich, ohne es zu begreifen“, sagte er leise. „Wie lange geht das schon so?“ Sie sog scharf die Luft ein. Ihr Kopf ruckte zu Itachi herum. Beinahe berührten sich ihre Nasenspitzen. „Zu lange“, erklärte sie und klang niedergeschlagen, doch sie senkte weder den Blick, noch trat sie von ihm zurück. Eine suchende Herausforderung lag in ihrer Miene. Konan wusste, dass es ein Fehler war, als sie spürte mit welcher Heftigkeit ihr Gegenüber ihr Angebot annahm. Er strich ihr mit weichen Händen über den Rücken, und sie grub die Hände in sein Haar. Sie sollten damit aufhören. Sie liebte ihn nicht, genauso wenig wie er sie. Bei ihm fühlte es sich eher so an, als wolle er einen tiefen Schmerz ertränken. Konan war sich noch nicht einmal sicher, ob sie ihn wirklich wollte. Was also suchte sie bei ihm? Itachi umschlang ihren Kopf mit den Händen und presste seine Lippen so sehr auf die ihren, dass sie glaubte, Verzweiflung spüren zu können. Sie wehrte sich nicht, sondern gab sich der Intensität seiner Berührungen hin. Eigentlich sind wir töricht, uns so gehen zu lassen, dachte sie. Letztendlich wird dadurch nichts besser, nur verkomplizierte es zumindest meine Situation. Sie wusste, dass sie gerade dabei war, das zarte Gleichgewicht empfindlich zu stören und Spannungen aufzubauen, die sich nur schwer unter Kontrolle halten ließen, doch im Grunde war ihr das zurzeit ziemlich egal. Sie ließ es zu, dass er sie zum Bett schob, bis sie mit den Unterschenkeln dagegen stieß. Itachi drückte sie in die Kissen, während sie ihm den Mantel von den Schultern strich. Seine Hand wanderte an ihrem Bauch hinauf, und Konan unterdrückte ein Schaudern. Sie schloss die Augen. Es kitzelte. Ich mache mir später Gedanken, wie ich hier wieder herauskomme. Das Chaos ist angerichtet. Dann stieg ein unangenehmer Veracht in ihr auf. Aber will ich es beenden? Oder gebe ich mich Itachi im Grunde nur deshalb hin, um Nagato eifersüchtig zu machen? Weich prasselten die Regentropfen auf das das Dach vor ihrem Fenster. Kapitel 3: Gewitter dunkler Wolkenhimmel ---------------------------------------- Pain kochte innerlich vor Wut, doch er konnte nichts tun – noch nicht. Er wusste nicht, wo Madaras Schwachpunkt lag, daher waren ihm die Hände gebunden. Es war erträglich gewesen, als der Uchiha sich damit begnügt hatte, von außen die Strippen zu ziehen, doch ihn ständig vor der Nase zu haben... Und dann auch noch diese nervtötende Art, die er den anderen vorspielte. Er benahm sich wie ein Idiot. Deidara hatte ihn doch tatsächlich ganz ernst gefragt, ob er Tobi nicht erschlagen dürfe. Dabei wusste der Blondschopf, wie rigoros der Leader Mord innerhalb seiner Organisation ablehnte. Dennoch hätte Pain nie damit gerechnet, dass er sich an Konan vergreifen würde, nur um seinen Standpunkt klar zu machen. Und was hatte Itachi mit der Sache zu tun? Es hatte ihn ziemlich irritiert, den Uchiha bei seiner Partnerin zu finden. Was wusste Itachi wirklich über die zerbrechlichen Machtverhältnisse innerhalb Akatsuki? War er nur zufällig vor ihm da gewesen, oder hatte er schon vorher etwas geahnt? Ärgerlich verscheuchte der Leader die nutzlosen Fragen aus seinen Gedanken. Er könnte Konan fragen. Sie nahm oft so vieles wahr, das seiner Aufmerksamkeit entging. Er bekam einen Kloß im Hals, als er an sie dachte, und er schalt sich einen Narren. Itachis Anwesenheit und dessen Eingeweihtheit hatte ihn so durcheinander gebracht, dass er sofort die Flucht ergriffen hatte. Konan war seltsam in letzter Zeit. Oder hatte er einfach nur seltsame Laune? Er sollte mal mit ihr reden. Doch im gleichen Moment, in dem ihm der Gedanke kam, wusste er, dass er es nicht tun würde. Warum bin ich zurzeit in ihrer Gegenwart so befangen? Früher hat mich das doch nie gestört... Konan erwachte, als etwas ihre Bewegungsfreiheit einschränkte. Decken und ein Gewicht auf der Schulter. Sie lag wie immer auf dem Bauch mit einem Arm unter dem Ohr, doch heute fühlte sie sich unangenehm in eine Decke verschlungen. Itachis Kopf ruhte auf ihrer Schulter. Sie fühlte seinen warmen Atem auf der Haut und seinen ruhigen Herzschlag. Er schlief noch. Ganz behutsam, um ihn nicht zu wecken, befreite sie sich von der Decke. Es war früh, viel zu früh um aufzustehen, somit blieb Konan liegen. Kalte Luft strich vom Fenster her über ihren Körper. Plötzlich verkrampfte Itachi sich, und seine Hände krallten sich um ihre Schultern, bis er ruckartig den Kopf hob. Ein rotes Augenpaar leuchtete auf. Als er erkannte, wo er war, entspannte er sich wieder. Konan drehte sich auf den Rücken und sah ihn an. Itachi machte Anstalten sich zu erheben, doch sie legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück. „Schlaf weiter.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern, das sich mit dem ersten Grollen eines aufziehenden Gewitters verband. Ein schönes Durcheinander wird das, ging es ihr durch den Kopf, während die ersten Blitze über den Himmel zuckten. Sie kannte diese Art von Wetterumschwung. Pain war wütend. Sehr wütend. Sie hätte Madara erwürgen können, doch stattdessen schmiegte sie sich an Itachi und verbarg das Gesicht an seinem Hals. Einige wenige Stunden verblieben noch, bis der Tag sie einholen würde. Sie wusste, dass der Uchiha mit seinen Kleidern auch die distanzierte Höflichkeit ihr gegenüber wieder anlegen würde, und es war gut so. Auch wie sie Pain kannte, würde er den Vorfall mit Madara nicht mehr zur Sprache bringen. Es würde laufen wie bisher, doch eine unterschwellige Spannung wäre nicht mehr zu vermeiden. Besonders nicht, wenn der Leader Wind von der Sache mit Itachi bekam. Sie schlummerte wieder ein, doch nur um wenige Stunden später davon geweckt zu werden, dass jemand lautstark gegen ihre Tür hämmerte und ohne eine Antwort abzuwarten in den Raum stürzte. „Konan, hast du Itachi geseh...?“ Kisame stutzte, unterbrach mitten im Satz. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, dann breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Oh, ja du hast ihn gesehen.“, beantwortete er seine Frage. „Lasst euch nicht stören.“ Damit huschte er wieder aus ihrem Zimmer. Konan und Itachi tauschten einen Blick. „Nicht gut.“, kommentierte der Uchiha. Kisame würde den Mund sicher nicht einfach halten. Sie seufzte und stand auf. Itachis Blick huschte noch einmal über ihren schmalen Körper, bevor auch er sich erhob, um in seine Kleider zu schlüpfen. Konan trat vor den Spiegel und steckte ihr zerzaustes Haar auf. Nichts an ihnen erinnerte mehr an die vergangene Nacht. Wortlos verließ der Uchiha den Raum. Das Wasser war so heiß, dass Konans Wangen sich während des Bades röteten. Der Duft von Rosenöl machte sie schläfrig. Heute konnte sie sich das erlauben. Es gab wenig zu tun, und sie hatte ohnehin den Wunsch, den anderen Mitgliedern aus dem Weg zu gehen. Besonders „Tobi“ und Kisame. Welchen besseren Ort gab es, um sich zu verbarrikadieren als die Badewanne? Jemand klopfte. „Konan?“ Die Blase aus Ruhe, die sie um sich geschaffen hatte, zerplatzte augenblicklich. Sie stieg aus dem Wasser und wickelte sich in ein Handtuch. Fertig war sie schon längst, hatte sich nur nicht zum Aufstehen überwinden können. Tropfend ging sie zur Tür und öffnete. Pain stand vor ihr und musterte sie verwundert, besann sich dann jedoch hastig auf das eigentliche Thema. „Weißt du, wo Deidara ist?“ „Nein. Soll ich ihn suchen?“ „Ja.“ Der Leader machte auf dem Absatz kehrt, und sie schloss die Tür hinter ihm. Sie kämmte ihr Haar und steckte es auf, dann ging sie in ihr Zimmer und suchte frische Kleider zusammen. Schließlich ging sie noch einmal zu Pain, der seltsamerweise ihrem Blick auswich. „Soll ich ihn gleich zu dir schicken?“, erkundigte sie sich. „Ja, und sag ihm, er soll Tobi bescheid sagen. Ich habe eine Mission für sie.“ „Er wird nicht begeistert sein“, merkte Konan an. Pain schwieg. Die Stille zog sich unangenehm in die Länge. Sie verstand den Wink und verließ sein Büro. Konan verließ das Hauptquartier und trat in den strömenden Regen. Blitze zuckten über den Himmel. Eigentlich musste sie Deidara gar nicht suchen. Sie kannte die meisten Mitglieder inzwischen gut genug, um erahnen zu können, wo sie sich herumtrieben, wenn sie in Ame weilten. Sie fand den Blondschopf unter einem halb zerfallenen Vordach. Er hielt einen Tonvogel in Händen und schien über etwas nachzubrüten. „Deidara.“ „Hn?“, machte er missgestimmt und hob den Kopf. „Zum Leader. Sag deinem Partner, dass ihr eine Mission habt.“ Damit machte sie kehrt, nahm auf dem Rückweg allerdings einen Umweg. Sie wollte nachdenken, ohne gestört zu werden. Da sie keinen Angriff befürchtete, scherte sie sich nicht darum, dass der Regen sie völlig durchnässt hatte, als sie ins Hauptquartier zurückkehrte. Plötzlich hörte sie ein leises Scharren. Sie drehte sich um. Madara war hinter einer Säule erschienen und trat nun ganz nah an sie heran. Sie machte keine Anstalten zurückzuweichen. „Sehr klug, Konan, dir Itachi ins Bett zu holen, um mich fernzuhalten“, zischte er ihr sehr leise zu. Er weiß es also, dachte sie mit unbewegtem Gesicht, als er sie schmerzhaft fest am Arm packte. Hinter seiner Maske flammte das Sharingan auf, als plötzlich Schritte im Gang ertönten. „Du wirst Pain sagen, dass er Kisame und Itachi auf diese Mission schicken soll. Wir sprechen uns wieder.“ Der Uchiha verschwand wie ein böser Spuk, gerade als Kisame um die Ecke in die Halle bog. Als er sie sah, legte sich ein Grinsen auf seine Züge. Schweigend ging Konan an ihm vorbei direkt zu Pains Büro. Der Leader schaute auf, als sie die Tür hinter sich zuzog. „Madara lässt ausrichten, dass du Itachi und Kisame auf die Mission schicken sollst“, sagte sie leise. Das Gesicht des Leaders verhärtete sich. „Was denkst du? Sollte ich das tun?“, wollte er wissen. „Nein. Lass Hidan und Kakuzu gehen“, riet sie bestimmt. Einen Schwachpunkt hatte Madara zugegeben. „Sag den Beiden bescheid.“ Sie verließ den Raum, ahnte jedoch, dass Madara nicht begeistert sein würde, wenn seine Befehle missachtet wurden. Konan wusste, dass wahrscheinlich sie es sein würde, auf den er Druck ausüben würde. An Pain traute selbst er sich nicht so ohne Weiteres heran. Sie warf eine Blick aus dem Fenster. Es war spät geworden. Die Nacht erstickte bereit den summenden Verkehr auf Ames schmalen Straßen. Sie beschloss, nur noch Hidan und Kakuzu zu informieren, und sich dann zurückzuziehen. Konan schritt durch einen Flur. Als jemand sie am Handgelenk packte und in einen Seitengang zog. Sie schaute auf eine Maske. Sie fluchte innerlich, denn da sie immer noch nass war, konnte sie sich nicht einfach in Papierschmetterlinge auflösen. Ihr Jutsu war blockiert, so konnte sie nicht weg, und Madara wusste das. „Es ist erstaunlich, wie schnell du dich selbstständig machst“, knurrte er. Woher weiß er..., schoss es Konan durch den Kopf. Bisher wusste doch noch niemand von der Planänderung. Nur sie, Pain und... Zetsu! Er ist der einzige, der hätte mithören können. Sie ballte die Hände zu Fäusten und schalt sich, nicht daran gedacht zu haben. Rot sah sie das Sharingan aufblitzen und drehte sich weg. Wieder Schritte. Entschieden riss sie sich los und trat auf den Gang zurück. Jetzt war Konan froh, dass zurzeit so viele Mitglieder hier waren, zumal sie einander bisher nicht an die Kehle gegangen waren. „Hidan, du und Kakuzu sollt euch beim Leader melden. Sag Deidara, dass ihr die Mission übernehmt.“ Hidan nickte. Er wusste, dass man von Pains Partnerin keine ausführlicheren Erklärungen bekam. Erleichtert machte sich Konan auf den Weg in ihr Zimmer, bis sie sich spontan anders entschied. Itachi saß auf dem Fensterbrett und schaute in die gewittrige Nacht hinaus, bis es an seine Tür klopfte. Erstaunt stand er auf und öffnete einen Spalt breit. Das Licht der Kerze aus seinem Zimmer warf seinen Schimmer auf den Flur. Itachi zog eine Augenbraue in die Höhe, trat aber beiseite, um seinen Besuch einzulassen. Konan schlüpfte an ihm vorbei. Sie wirkte angespannt, und erst als der Uchiha die Tür hinter ihr schloss, entkrampfte sie sich. „Was führt dich zu mir?“ Schweigend, da sie selbst die Antwort nicht kannte, ging sie an ihm vorbei zum Fenster. Sie stützte die Hände auf und schaute hinaus. Kalte Luft wehte hinein, umschmeichelte ihr Gesicht, und das Rauschen des Regens hüllte sie ein. Donner grollte. Wie passend das Wetter doch war... Konan schalt sich, überhaupt hierher gekommen zu sein. Sie lief weg, und dadurch lösten sich die Probleme nicht. Weder die mit Madara, noch die mit Pain. Aber mit Itachi war es einfacher... oder? Der Uchiha stellte sich hinter sie. Sie hatte den Duft frischer Rosenblüten mit in den Raum gebracht, der trotz seiner Zartheit doch seine Sinne ausfüllte. Konan mochte es nicht, wenn man sie festhielt, das hatte er bereits zuvor beobachtet, so ließ er es bleiben und wartete, bis sie sich wieder zu ihm umdrehte. „Ich weiß es nicht“, antwortete sie reichlich verspätet auf die Frage. Das Gewitter erzeugte eine eigenartige Stimmung im Raum. Itachi viel auf, dass sie immer noch vor Nässe tropfte, ging ins Bad nebenan und brachte ihr ein Handtuch. Konan streifte den durchweichten Mantel und den wollenen Pullover ab, der sich gänzlich vollgesogen hatte, dann wickelte sie sich in das Handtuch. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie fror, und ein Schauer überlief ihren Rücken. Auch die Hose klebte ihr am Körper. Sie zog sie aus und hätte fast über die Situation lächeln müssen. Itachi stieß sich daran nicht an, sondern legte die nassen Kleider über die Heizung, was nicht viel bringen würde, denn er teilte Konans Vorliebe für offene Fenster und ließ die Heizung aus. Er wusste anscheinend, dass sie nicht vorhatte, heute noch wieder wegzugehen. Der Uchiha zog eine Augenbraue in die Höhe, als er ihre Arme sah. Blaue Flecken. Sanft strich er ihr über die Haut. „Wieder Madara?“ „Ja.“ An der Art der Verletzung erkannte Itachi, dass sie sich nicht zur Wehr setzte, obwohl sie es wahrscheinlich könnte. Der Uchiha wusste, welche Schäden Genjutsus hinterlassen konnten, doch Konan schien ihm keine Person die allzu schnell brach, oder bereits gebrochen war. Noch ließ er also von ihr ab. Aus einem plötzlichen Impuls heraus strich er ihr über Nacken und Schultern. Konan schloss die Augen. Seine Hände waren angenehm warm und weich. Erinnerungen an die vergangene Nacht schlichen sich in ihr Bewusstsein und sie wusste, dass er es genauso genießen würde wie sie. Itachi kamen wohl ähnliche Gedanken, als er sie aus dem Handtuch schälte und sie weiter schob. Er sank in die Kissen des Bettes und zog sie zu sich herab. „In Ordnung?“ Sie gab ihm keine Antwort sondern legte leicht ihre Lippen auf seinen Halsansatz. Fest schlang er die Arme um ihre schmalen Schultern. Jetzt durfte er das, ohne die Erinnerung an die Hilflosigkeit bei Yahikos Tod heraufzubeschwören. Auch die Schuldgefühle ruhten. Kapitel 4: Spannung schwerer Regenwolken ---------------------------------------- Wieder war es Konan, die zuerst erwachte. Ganz vorsichtig, um Itachi nicht zu wecken, stand sie auf und schlich durch den Raum, um sich anzukleiden. Sie achtete nicht darauf, wie unordentlich ihr Haar war, sondern huschte aus dem Zimmer. Pain kam ihr auf dem Flur in Richtung ihres Zimmers entgegen. Hatte er nach ihr gesucht? Er warf ihr einen ziemlich befremdeten Blick zu. „Warst du draußen?“, wollte er wissen. Warum sonst sollte sie aussehen wie zerwühlt? Doch seine Partnerin schüttelte nur schweigend den Kopf und ging an ihm vorbei in ihr Zimmer. Verwirrt blickte der Leader ihr nach. Was ist denn mit Konan los? Ist sie mit dem falschen Fuß aufgestanden? Er wusste, dass ihn diese Fragen nicht loslassen würden, und Konan ahnte das auch. Sie ging ins Bad und zog sich die Klammern aus den Haar. Itachi hatte nicht viel von ihrer Frisur übrig gelassen. Sie schüttelte innerlich den Kopf über sich selbst. Sie wusste, dass Pain sich wunderte und wahrscheinlich fragen würde. Wenn er an Kisame geraten würde, würde ein einziges spöttisches Kommentar des Haimannes genügen, um ihm sofort klar zu machen, was los was. Konan kannte Pain lange genug, um sich über einen Eifersuchtsanfall Gedanken zu machen. Er hatte sich daran gewöhnt, dass er der Mittelpunkt ihres Lebens war. Und das alles aus einer Laune heraus, dachte sie. Hoffentlich macht Itachi keine Schwierigkeiten. Wenn er sich tiefer einverstrickt, wird es richtig kompliziert. Was sollte sie ihm sagen? Verzeih mir, ich war töricht? Eigentlich war die ganze Geschichte zum lachen, wenn Pain nichts davon mitbekam. Ein leiser Seufzer entwich ihr, als sie unter die Dusche stieg. Just in diesem Moment stieß der Leader auf dem Flur fast mit Kisame zusammen. Der Haimann grinste sich einen, als er die kleine Falte bemerkte, die sich zwischen Pains Brauen gebildet hatte. Entweder war der Leader sehr nachdenklich oder sehr sauer. Das Zuklappen der Tür, das er gehört hatte, kurz bevor er in den Gang eingebogen war, sagte Kisame, dass der Leader wahrscheinlich gerade bei Konan gewesen war. „Na, war heute jemand anders dran, Itachi und Konan aus dem Schlaf zu reißen?“, feixte er. Pain warf ihm einen befremdeten Blick zu. „Wieso Itachi und Konan...?“ Kisames Grinsen wurde noch breiter. Es geschah selten, dass jemand den Leader durcheinander brachte. „Ach, wohl eher aufs leere Nest gestoßen. Dann war sie wohl mal Itachi besuchen statt umgekehrt. Niedliches Pärchen, oder?“ Kisame liebte es, irgendwo Salz hinein zu reiben, doch jetzt suchte er schnell das Weite, um die Auswirkungen seiner Stichelei aus der Ferne zu genießen. Es war zwar auch nett gewesen, Pain dabei zuzusehen, wie er seine Partnerin erst mit Blicken nahezu verschlang, nur um sie dann verwirrt wegzustoßen - und das immer wieder, bis jeder außer ihm begriffen hatte, wie verschossen er in die Frau war, aber das hier würde ungleich amüsanter werden. Kisame hatte Konan für ihre Geduld bewundert und war nicht überrascht, dass sie sich jetzt etwas anderes gesucht hatte. Man wartete schließlich nicht ewig. Es überraschte Itachi nicht, alleine zu erwachen. Es war viel angenehmer so. In den Kissen war ihr Duft zurück geblieben wie eine Aura, die ihn dazu verleitete, noch eine Weile liegen zu bleiben und sie zu genießen, bevor er aufstand. Während er ins Bad ging, dachte er darüber nach, wann ihre kleine Affäre wohl anfangen würde, Schwierigkeiten zu entwickeln. Wahrscheinlich dann, wenn der Leader darauf stieß. Ich sollte Kisame sagen, dass er die Sache für sich behalten soll, ging es ihm durch den Kopf. Er konnte nicht wissen, dass die Bescherung schon längst angerichtet war. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Pain?“, fragte Konan ganz behutsam, als sie ihn später am Tag brütend auf seinem gewohnten Sitzplatz über Amegakure vorfand. Die Luft war schwül und spannungsgeladen. Bald würde das nächste Gewitter losbrechen. „Liebst du Itachi, Konan?“ „Wie kommst du... ach so. Kisame, richtig?“ Er nickte stumm. Donner grollte und die ersten Regentropfen fielen. Konan flüchtete unter das Vordach und lehnte sich an die Wand. Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte, wobei sie sich seiner Blicke, die auf ihr ruhten, deutlich bewusst war. „Nein.“, beantwortete sie schließlich seine Frage. „Sicher?“ „Hör auf damit.“ Ihrer Stimme schwang Schärfe mit. Pain stand auf und trat unter das Dach, bevor der Regen ihn durchnässen konnte. Er lehnte sich neben sie. „Konan?“ Sie wandte sich ihm zu. „Tut mir leid. Ich sollte mich nicht einmischen.“ „Dummkopf!“ Er sah sie entgeistert an. Währenddessen brach der Sturm los. Es duftete nach Regen und Rosenblüten. Aus einem plötzlichen Impuls heraus schloss Pain seine Partnerin in die Arme. Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich dachte schon, du würdest es nie begreifen.“ „War es so offensichtlich?“ „Ja.“ Sie löste sich von ihm und trat einen Schritt zurück. „Kannst du irgendwie dafür sorgen, dass Madara hier verschwindet?“ „Ich kümmere mich darum“, versprach er, und Konan ging durch den Durchlass zurück in sein Büro. Ihr Partner folgte ihr nicht. Sie wusste, dass er sich wieder in den Regen setzen würde, um in Ruhe nachzudenken. Sie setzte sich an dem Schreibtisch und arbeitete den Papierkram durch. Bis sie fündig wurde. Konan ging zu ihrem Partner zurück. „Pain, ich habe etwas.“ Madara ärgerte sich. Solange sie sich unter Pains oder Itachis Fittichen versteckte, kam er nicht an Konan heran. Sie schätzte er als um einiges gefährlicher ein als ihren Partner. Nicht von der Stärke her, sondern wegen ihrer Aufmerksamkeit; Konan entging so gut wie nichts. Es würde sicher nicht lange dauern, bis sie seine Pläne durchschaute, und er traute ihr zu, dass es ihr gelingen konnte, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie hatte viel Einfluss auf ihren Partner und jetzt wahrscheinlich auch auf Itachi, und sie wusste ihre Macht zu nutzen. Ganz sacht lenkte sie die Geschicke, ohne dass Pain begriff, was sie tat. Selbst ihm, Madara, war es oft erst viel zu spät aufgefallen, wenn sie seine Anweisungen untergraben hatte. Aber er konnte sie nicht einfach ausschalten. Und sie ließ sich nicht einschüchtern. Immer gelang es ihr, ihm irgendwie wieder vom der Schippe zu springen. Diese Frau ist ein wahres Ärgernis, ging es ihm durch den Kopf. Weder mit Pain noch mit Itachi konnte er sich im derzeitigen Stadium seiner Planung anlegen. Aber er war sich sicher, dass ihm noch etwas einfallen würde, um sich dieses Störfaktors zu entledigen. Nun ärgerte sich Madara wirklich. Er stand neben seinem Partner und legte einmal mehr das nervtötende Gebaren an den Tag, das ihn in seiner Rolle als Tobi kennzeichnete und musste Pains Instruktionen über sich ergehen lassen. Da Deidara daneben stand, konnte er nicht aufbegehren, ohne sich zu verraten. Konan war nicht hier, doch die ganze Situation war subtil genug geschaffen, dass er ihre Handschrift erkannte. Die Mission würde ihn sehr weit von Amegakure wegführen, er und sein Partner würden bestimmt mehrere Wochen unterwegs sein. Wenn ich sie in die Finger kriege... Aber er würde sie nicht in die Finger kriegen, das war ihm schon jetzt klar. Die Sache lief aus dem Ruder. Aber ihm blieb nichts anderes übrig, als morgen zusammen mit seinem neuen Partner aufzubrechen und nach der dreischwänzigen Schildkröte zu suchen. Hässliches Biest. Schachmatt. Konan hatte ihn gegen die Wand gespielt. Kapitel 5: Sanfte Wolken Nieselregen ------------------------------------ Schweigend saß Konan neben ihrem Partner. Der Wind riss an ihren Kleidern, doch es störte sie nicht. Ganz untypisch saß der Leader nicht auf seinem gewohnten Platz, sondern mit ihr unter einem Dach auf einem Steinquader. „Pain?“ „Hm?“, machte er und wandte sich ihr zu. Einen Moment war er irritiert, denn sonst hatte er ihr bernsteinfarbenes Augenpaar nie so nah vor sich. Wozu hatten sie eigentlich immer auf diesen gewissen räumlichen Abstand bestanden? Oder war nur er es gewesen, der Abstand gehalten hatte? „Wir müssen Acht geben, was wir Zetsu wissen lassen. Er trägt seine Informationen auch zu Madara.“ Konans Stimme war sehr leise, kaum mehr als ein Wispern, daher beugte sich der Leader unwillkürlich näher zu ihr. „Kein Zweifel?“, fragte er. Er war nicht überrascht, dass sie derartige Neuigkeiten hatte. Er hatte mit so etwas schon gerechnet, als seine Partnerin ihn bat, sie auf einen Rundgang zu begleiten. „Kein Zweifel.“, bestätigte sie und rückte unwillkürlich etwas näher an Pain heran, als sie den Beobachter spürte. Zetsu. Sie sah ihn nicht, doch war sie sich sicher, dass er da war. Doch nicht nur ein Augenpaar beobachtete sie. Irritiert wandte Itachi den Blick ab, denn ein seltsamer Stich durchzuckte ihn, als er Konan und ihren Partner so traut beieinander sitzen sah. War das etwa Eifersucht? Aber warum sollte er eifersüchtig sein? Seufzend strich er sich über die Augenbrauen. Er schalt sich einen Narren. War es wirklich nötig gewesen, sich ausgerechnet in Konan zu vergucken? Er machte sich über diesen Umstand nichts vor, und auch darüber nicht, wie aussichtslos das war. Konan liebte ihren Partner. Das sah sogar ein Blinder mit Krückstock. Innerlich schüttelte er den Kopf über sich selbst und wandte sich zum Gehen. Es würde ihm nicht gut tun, weiter hier stehen zu bleiben. Während Itachis Blick noch auf Pain und Konan ruhte, wurde er unbemerkt von Kisame beobachtet, der sich sehr zusammenreißen musste, um nicht laut aufzulachen. Es war aber auch zu komisch. Na, dich hat es aber ganz schön erwischt, was Itachi?, ging es Kisame durch den Kopf, als sein Partner davonschlich. Er freute sich schon auf den Eiertanz, den die Drei umeinander aufführen würden, wenn sie aufeinander trafen. Besonders was Konan dazu sagte, wollte er zu gern hören. Wahrscheinlich gar nichts, dachte der Haimann. Sie ist nicht gerade der Fan großer Worte. Kisame wischte sich über das Gesicht. Ein nervtötender Nieselregen hatte eingesetzt, der in Wolken vom Himmel fiel und unangenehm auf der Haut kitzelte. Der Regen trieb ihn dazu, seinen Posten zu verlassen und in Richtung Hauptquartier zu gehen. Der Leader und seine Partnerin waren wohl auf die gleich Idee gekommen, denn auf der Straße traf Kisame auf die Beiden. Er nutzte die Gelegenheit Konan einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Also eines muss man Itachi lassen; einen exquisiten Geschmack hat er ja. Mit den blauen Haaren und den Bernsteinaugen ist sie ein ziemlicher Exot. Konan, die es offenbar nicht sonderlich mochte, wie ein seltener Vogel angestarrt zu werden, warf ihm einen ungnädigen Blick zu. Kisame musste grinsen, als er daran dachte, wie er neulich in ihr Zimmer gestolpert war. Sie war anscheinen eine von diesen Leuten, die sich immer von der Decke befreiten. Besonders lustig, wenn man nackt schlief und unerwarteten, morgendlichen Besuch bekam. Er musste zugeben, dass sie vielleicht etwas dünn war, aber sonst sehr hübsch aussah. Konan erriet offenbar seine Gedankengänge, denn sie verdrehte die Augen. So sieht sie noch nicht einmal Hidan oder Deidara an, wenn die beiden wieder große Reden schwingen. Das Ganze muss sie ja ziemlich aufkratzen, ging es ihm durch den Kopf. Kisame freute sich diebisch, dass es ihm gelungen war, Madame Eisklotz eine Reaktion des Unwillens zu entlocken. Er grinste noch breiter. Konan drehte den Kopf weg. Der Haimann lachte leise. „Ist etwas, Kisame?“, wollte der Leader wissen. „Nein, nichts.“ Der Haimann verbiss sich das weitere Gelächter, das ihm in der Kehle steckte, als er daran dachte, dass sich schon Itachis früherer Partner Orochimaru über Pains Unbeholfenheit in Liebesdingen lustig gemacht hatte. „Wenn man Konan frisst, springt der Leader hinterher und wird noch nicht einmal wissen, warum.“ Das waren die Worte dieses zumeist recht unangenehmen Zeitgenossen gewesen. Kisame gab ihm im Stillen recht. Im übertragenen Sinne. Konan spürte wieder einmal die Ausläufer von Kopfschmerzen. Am liebsten würde sie Kisame dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen. Ihr Partner bekam nur die Hälfte dieser stummen Auseinandersetzung überhaupt mit. Außerdem hatte er andere Sorgen. Zwar waren Madara und Deidara an diesem Morgen aufgebrochen, doch der Uchiha hatte seinen Spitzel hier gelassen, und Pain wollte lieber vermeiden, dass Madara erfuhr, dass Konan seine Informationsquelle ausfindig gemacht hatte. Wie also konnte man Zetsu den Nachrichtenhahn zudrehen, ohne dass es auffiel? Eine schier unlösbare Aufgabe, denn bisher waren alle Aufklärungsmissionen an die Pflanze gegangen. Am einfachsten wäre es natürlich, den alten Uchiha zu töten, doch dazu bedurfte es eines Uchihas. Itachi? Ohne es zu merken, kaute Pain auf der Innenseite seiner Unterlippe und gab seinem Gesicht damit einen ergrimmten Ausdruck. Er konnte nicht einschätzen, in wie weit Itachi eingeweiht war und wie weit er gehen würde. Sollte er Konan nach ihrer Meinung fragen? Könnte sie vielleicht...? Energisch verdrängte er den Gedanken. Er war nicht bereit, seine Partnerin zu einer so erniedrigenden Aufgabe zu drängen. Der Leader spürte, wie seine Gedanken zum Ausgangspunkt zurückkehrten und anfingen, sich im Kreis zu drehen. Er kam hier eindeutig keinen Nanometer voran. Es war zum Schreien. Er wusste, warum er Politik noch nie gemocht hatte. Konan konnte das besser als er. Er würde sie wohl doch um diesen Dienst bitten müssen. Pain knirschte mit den Zähnen. In mäßigem Erstaunen legte Konan das Buch aus der Hand, als sie das Klopfen an der Tür hörte. Sie sah hoch, und ihr Partner schlüpfte in den Raum. Sie stand auf. „Hast du einen Moment Zeit?“ Konan zog eine Augenbraue in die Höhe und deutete auf die Kissen, die vor ihrem niedrigen Schreibtisch verstreut lagen. „Natürlich.“ Sie setzten sich einander gegenüber. „Hast du über Zetsu nachgedacht?“, wollte er wissen. „Madara ist die Wurzel.“, sagte sie knapp. „Zetsu ist an sich unwichtig.“ „Was machen wir mit dem Uchiha?“ „Das gleiche wie mit Hanzou Salamander.“ Ihre Stimme klang kalt. „Ich habe an Itachi gedacht.“, sagte der Leader. Konan strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. „Weißt du, ob er eine solche Aufgabe annehmen würde?“ „Nein. Könntest du das herausfinden?“ Nun legte seine Partnerin gänzlich die Stirn in Falten. Sie wusste, worum er sie gerade bat. Und sie wusste, dass er es nicht gern tat. „Wie bald brauchst du die Informationen?“ „So bald wie möglich, bevor Madara Wind von der Sache bekommt.“ Konan maß ihren Partner mit einem prüfenden Blick. „Ich beeile mich.“, versprach sie und griff nach seinen Handgelenken. „Aber lass mich dabei in Ruhe. Ich will später nichts davon hören.“ „Danke.“ Konan zog ihre Hände zurück und sah ihrem Partner zu, wie er den Raum verließ. Nachdenklich starrte sie auf die Tür, die sich hinter ihm schloss. Zuerst würde sie Kisame beschäftigen müssen. Am besten mit irgendetwas Langwierigem, wie ein Meer mit einem löchrigen Eimer auszuschöpfen. Eher ziellos streifte Konan durch das Hauptquartier und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Ohne es zu bemerken, fing sie an treppauf treppab in einer unregelmäßigen Schleife im Kreis zu gehen, durch dieselben Flure zu streifen, bis sie abrupt inne hielt, denn das weiche Rascheln von Stoff drang an ihre Ohren. Sie drehte sich um. „Konan?“ Itachi war aus seinem Zimmer getreten, nachdem sie zum wiederholten Mal an seiner Tür vorbeigekommen war. „Ja?“ Ihre Stimme klang entfernt. Der Uchiha trat ein paar Schritte näher und maß ihre Miene mit durchdringendem Blick. „Ist etwas?“ Er sah ihre Aufgewühltheit. „Nein.“, log sie, konnte jedoch nicht einmal sich selbst überzeugen. „Doch.“, korrigierte sie, als sie begriff, dass es sinnlos war, es herauszuzögern. „Ich muss mit dir reden.“ Mit unbewegter Miene bedeutete er ihr, einzutreten. „Madara?“, fragte Itachi, als er die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Sie drehte sich zu ihm herum. Dicht standen sie voreinander. „Ja.“ „Der Leader will ihn tot sehen?“ Es war mehr eine Aussage denn eine Frage. „Und er will, dass ich das für ihn tue.“ Konan nickte. Was sollte sie auch anderes tun? Ein langes Schweigen breitete sich aus, das zwischen anderen Menschen wohl als unangenehm gegolten hätte, doch sie empfanden es eher als einvernehmlich. Sie erwischte sich dabei, wie sie den Uchiha und Pain miteinander verglich, und erwischte ihn, wie er seinen Blick auf ihr ruhen ließ. Unwillkürlich fragte sie sich, was in seinem Kopf vorging. „Was sagst du?“, brach Konan schließlich das Schweigen. Er wandte sich ab. „Ich will keine weiteren Mitglieder meines Clans töten.“ Aus einem plötzlichen Impuls heraus, griff sie nach seinen Händen und zog ihn näher zu sich heran. „Überleg dir das gut.“ Auf einmal wirkte er niedergeschlagen. Dämonen der Vergangenheit. „Diesen Satz habe ich schon früher gehört.“ Seine Stimme klang leise und melancholisch. „Tut mir leid.“ Er schwieg eine Weile. „Ich nehme den Auftrag an.“ Konan fühlte Erleichterung in sich hochkochen. Sie schaute ihn durchdringend an. „Kann ich etwas für dich tun? Du siehst müde aus.“ Ihre Frage kam spontan und aus einer eigenartigen Regung heraus. Itachi zog sie zu sich heran, legte seine Stirn an die ihre und schloss für einen Moment die Augen. „Bleib hier.“ Konan erschrak über diese Bitte, denn durch sie würde ihr klar, dass er mehr für sie empfand, als gut für sie beide war. Doch sie schlug sie ihm nicht aus. Was sie zu der Frage brachte, was sie wirklich wollte? Itachi oder Nagato? Oder keinen von Beiden? Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa und hatten beide mehr von sich erzählt, als sie eigentlich gewollt hatten. Irgendwann, nach einer langen Periode des Schweigens, war Itachi eingeschlafen. Sein Kopf lehnte an Konans Schulter, während sie geistesabwesend in die Flamme der herunterbrennenden Kerze starrte. Ihre Papiertechniken brachten es mit sich, dass sie kein ungezähmtes Feuer mochte. Die Domäne der Uchihas. Es war gut, wenn Itachi diese Sache ausräumen konnte. Konans Blick streifte sein Gesicht. Er hatte eine eigenartige Wirkung. Mit leisen Worten hatte sie berichtet, welche Erinnerungen sie heimsuchten. Er hatte es ihr nachgetan. Untypisch für sie beide. Bleib hier. Der Satz hing wie eine Wolke im Raum und sorgte dafür, dass Konan Itachi nicht einfach zur Seite schob und ging, sondern sitzen blieb, bis sich die Schläfrigkeit durchsetzte. Kapitel 6: Stilles Unwetter --------------------------- „Konan, du begleitest Itachi.“ Sie nickte, denn sie hatte schon mit einem derartigen Befehl gerechnet. „Wann sollen wir aufbrechen?“ „Eure Entscheidung“, meinte ihr Partner und überließ es auch ihr, Deidara einzuweihen, oder es zu lassen. Er wusste, dass er sich auf Konans Einschätzungsvermögen verlassen konnte. Sie wandte sich zum Gehen. „Und Konan, komm zurück.“ „Warum sollte ich das nicht tun?“ Sie griff nach der Klinke der Bürotür. Pain gab ihr darauf keine Antwort, daher verließ sie schweigend den Raum. Nachdenklich schaute er auf die geschlossene Tür, als suche er Antworten in dem dunklen Holz. Hatte er ihr Glück gewünscht, oder war es eine Mahnung gewesen? Er vermochte es selbst nicht zu sagen. Seltsamerweise empfand Konan es als befreiend, das Büro ihres Partners zu verlassen. Sie konnte nicht sagen, dass sie diesen Umstand beruhigend fand. Die ganze Zeit über hatte Pain versucht, in ihren Augen zu lesen. Sie war seinem Blick keinen Moment ausgewichen. Unangenehm. Aufdringlich. „Konan?“ Ohne es zu merken, war sie im Flur an Itachi vorbeigelaufen. Pains Partnerin drehte sich zu dem Uchiha um und ergriff das Wort. „Ich soll dich begleiten. Brechen wir morgen auf?“ Itachi nickte leicht. „Kisame wird hier bleiben?“ „Ja.“ „Und Deidara?“ „Ich kümmere mich darum“, versprach Konan, die von den Spannungen zwischen den beiden Akatsukis wusste. „Kisame.“ Der Haimann drehte sich um und sah Konan hinter sich stehen. „Was?“ „Itachi soll morgen mit mir auf eine Mission gehen. Du bleibst als Verstärkung im Hauptquartier.“ Damit drehte sie sich um und wollte gehen, doch Kisames Pranke schloss sich um ihr Handgelenk. Er war äußerst ungehalten und nicht gewillt, sie einfach so entwischen zu lassen. „Und was soll ich hier bitte anfangen?“ Sie warf ihm einen frostigen Blick zu und entwand ihm die Hand. „Frag den Leader.“ Er ging nicht darauf ein. „Sag mal, hast du dich mit dem Leader gestritten, oder warum gehst du mit Itachi auf Mission?“ Konan gab ihm keine Antwort. Sollte Pain sich doch mit dem Fischhirn auseinandersetzen. Was für ein Streithammel. Sie ging, um sich mit den Vorbereitungen zu beschäftigen. Sie hatte Madara beobachtet und einen Schwachpunkt in seiner Verteidigung gefunden, obwohl vielleicht schon Itachis Kraft allein ausreichen würde, um ihn zu töten. Der alte Uchiha neigte dazu, Gegner zu unterschätzen, und sie hatte sich bisher nie gewehrt. Er konnte nicht wissen, worauf sie abzielte, daher mochte sie Erfolg haben, und wenn nicht sie, dann Itachi. Sie war sich sicher, dass er alles tun würde, um nicht zu sterben. Nicht bevor er eine Schuld gesühnt hatte, die auf ihm lastete. Konan hatte nicht erwartet, was er ihr erzählt hatte, doch überraschte sie nichts davon. Seine Worte erklärten ihn besser, als es sonst etwas hätte tun können. Er wollte sein Leben seinem Bruder darreichen. Sie sprach nicht aus, dass sie dieses Opfer beinahe für grausamer hielt, als dem Jungen die Wahrheit zu sagen, denn irgendwann musste er es erfahren. Es hatte nichts mit ihr zu tun. Sie nahm alle ihre beschriebenen Blätter wieder in sich auf und band die anderen an eine Beschwörung. Zumindest das hatte sie vor Madara geheim gehalten. Sie brachen schweigend auf. Eine Aufgabe, die nicht besprochen werden musste. Sie verließen Amegakure nicht in der üblichen Gelassenheit der Akatsukis, sondern legten ein Tempo vor, das für jeden normalen Shinobi mörderisch wäre. Es half nichts, diesen Kampf weiter hinauszuzögern. Madara durfte nicht die Möglichkeit haben, von ihren Plänen zu erfahren. Kleine Papierschmetterlinge schwärmten aus und suchten ihre Umgebung nach dem alten Uchiha ab und in diesem Sinne war Konan sogar besser als Zetsu darin, nach jemandem zu suchen. Itachi schaute in ihr blasses Gesicht. Ihr Blick wirkte verklärt ob ihres Jutsus, doch weder wurde sie langsamer noch strauchelte sie auch nur ein einziges Mal. Bewunderung regte sich in ihm und wieder schalt er sich einen Narren. Er durfte sich nicht an sie binden. Schon um ihrer selbst willen nicht. Sie wusste es ebenso wie er und sagte nichts. „Das Sharingan verfügt über eine spezielle Fähigkeit.“, brach der Uchiha plötzlich das Schweigen und weihte sie in das Prinzip des Izanagi ein. „Ich habe genug Briefbomben für eine Explosion vorbereitet, die über fünfzehn Minuten andauern wird.“ „Warte auf mein Zeichen.“ „Verstanden.“ Beide richteten ihren Blick wieder nach vorn, bis etwas an der Wahrnehmung von Pains Partnerin zerrte. Vertrautes Chakra. „Ich habe sie.“ Er nickte stumm. Sie holten Madara und Deidara am Ufer eines großen Sees ein und schon von weitem hörten sie den blonden Akatsuki seinen Partner verfluchen, dessen Tarnung ihn jedes Mal zur Weißglut trieb. Deidara brach seine Schimpftirade abrupt ab, als er Konan und Itachi bemerkte. „Was treibt euch denn zusammen, hn?“ „Deidara, ein neuer Befehl des Leaders. Tobi stirbt jetzt.“ Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Blondschopfes aus. „Endlich, hn.“ Vollkommen ausgelaugt sank Konan auf die Knie. Ihr Jutsu hatte zu viel Kraft gekostet und ihr Leib schmerzte dumpf von zu vielen kleinen Verletzungen. Ihre Sicht verschwamm, doch sie zwang sich aufzustehen und sich zu Itachi hinüber zu schleppen, der in qualvolles Husten versunken, am Boden kauerte. Blut lief zwischen seinen Fingern hervor und troff in den Schlamm. Es war vorbei. Von Madaras Leiche war nicht genug übrig, um ihn noch zu erkennen. Vorsichtig rieb sie Itachi den Rücken, bis der Husten abflaute. Sein Gesicht war aschfahl, als sie ihm aufhalf und zu der Bewusstlosen Gestalt Deidaras hinüber führte. Ein Schlag an den Kopf und ein tiefer Stich im Oberschenkel. Ruhig legte sie ihm eine Aderpresse an. Er würde es überstehen. Itachis Augen waren schwarz, das Sharingan in ihnen erloschen und er zitterte. War es beinahe alles seiner verbliebenen Kraft wert gewesen? Ein bitteres Lächeln. Das war es. Madara war Sasukes größte Bedrohung gewesen. „Geht es dir besser?“ Er hob den Blick zu Konan, sah jedoch nur noch einen verwaschen hellen Fleck. Blindheit. Er schüttelte den Kopf. Es würde auch nicht mehr besser werden. Er griff in seinen Mantel und holte zwei Tabletten aus dem kleinen Glas. Diese Medikamente bedeuteten wenigstens einen kleinen Aufschub. Einen Aufschub den er brauchen würde, wenn er... „Itachi...“ Eine Stimme voller Hass. Beide Akatsukis zucken zusammen. Sie hatten nicht mehr genug Chakra gehabt, um ihre Umgebung im Auge zu behalten. Itachi stützte sich auf ihre Schulter, als sie sich umwandten. Ein junger Mann mit dunklem Haar und rot leuchtenden Augen. „Kleiner Bruder...“, murmelte er kaum hörbar. Schreck griff nach Pains Partnerin. Er würde doch nicht jetzt... „Itachi.“ In ihrer Stimme lag eine fast flehende Bitte. „Konan. Bring Deidara ins Hauptquartier. Das ist mein Kampf.“ Er konnte kaum aufrecht stehen. Sie fasste nach seinem Handgelenk und er lehnte sich zu ihr, um ihr etwas ins Ohr zu wispern. Alles Blut wich aus ihrem Gesicht, doch sie ließ ihn los und nahm Deidara auf die Arme wie ein Kind. Während sie rannte, barg sie das Gesicht in dem blonden Haar und erstickte heiße Tränen. Danke, Konan. Ich liebe dich. Pass auf Pain auf, er braucht dich. Sie wusste, dass sie Itachi zum letzten Mal lebend gesehen hatte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)