Der verschollene Reinblüter von X-Breakgirl ================================================================================ Kapitel 14: ------------ "Dann fang ich mal an." Lany springt auf Ryu zu, ihre langen Fingernägel reißen jedoch nur seinen Ärmel von der Schulter abwärts auf. "Mist, verfehlt." "Du bist zu langsam, Miststück." Ryu versetzt ihr einen Schlag, der sie gegen das Treppengeländer schleudert. Der hölzerne Aufbau zerbricht unter ihrem Aufprall und sie landet auf den Stufen. Doch schon stürzen sich Rupert und Kyle beinahe gleichzeitig auf ihn. Es beginnt ein blitzschneller Schlagabtausch zwischen den drei Vampiren, bei der einiges von der Einrichtung zu Bruch geht. Ryu fügt seinen Gegnern einige Wunden zu, er selbst bekommt allerdings auch einiges ab und gerät langsam in Bedrängnis. Dann mischt sich auch Lany wieder in den Kampf ein und seine Situation verschlechtert sich noch mehr. Schließlich fügt Kyle ihm tiefe blutige Kratzspuren quer über den Rücken zu. Mit zusammengepressten Zähnen sinkt Ryu auf die Knie und macht eine Rollbewegung über den Boden, um sich ein Stück von seinen Angreifern zu entfernen. "Machst du etwa schon schlapp?" Kyle bewegt sich bereits wieder auf ihn zu - zu schnell, als das Ryu reagieren könnte. Der blonde Vampir packt ihn am Kragen seines Mantels und zerrt ihn auf die Füße. "Wir sind noch lange nicht fertig mit dir." "Hey, überlass ihn jetzt mir. Ich will ihm den Rest geben." "Okay, Lany, er gehört dir." Kyle tritt zur Seite, hält Ryu aber weiter mit einer Hand fest. Seine dunkelhäutige Partnerin lässt an beiden Händen ihre spitzen krallenförmigen Nägel wachsen und gräbt sie in Ryus Unterleib. "Na, wie gefällt dir das?" "Ich bin noch nicht am Ende." Ryu packt Lanys rechtes Handgelenk und wirbelt sie herum, dass sie gegen Kyle stolpert. Er selbst weicht zurück und fällt erneut auf die Knie, legt beide Hände auf den abgenutzten Holzboden. "Ich habe meine Fähigkeit noch nicht eingesetzt, aber jetzt werdet ihr sie kennenlernen." Seine Augen glühen rot auf, doch zunächst geschieht nichts. "Das ist doch nur ein Bluff, du..." Rupert beendet den Satz nicht, als die Holzdielen unter seinen Füßen aufbrechen und einige bläulich-grüne Ranken herauswachsen. Der grauhaarige Vampir wird von den Schlingpflanzen innerhalb von wenigen Augenblicken in Stücke gerissen. "Rupe!" Lany reißt sich aus Kyles Griff los und will sich wieder auf Ryu stürzen, doch auch sie wird von Ranken eingewickelt. Die Schlingpflanzen ziehen sich immer enger um ihren Körper, bis sie bewegungslos zu Boden fällt. "Du mieser Scheißkerl!" "Du und deine Freunde habt mich angegriffen." Ryu blickt zu Kyle auf. "Ihr habt mich unterschätzt und gedacht, ihr könntet mich besiegen. Doch offensichtlich habt ihr euch geirrt und jetzt bist nur noch du übrig." "Dafür wirst du bezahlen, das schwör ich." Den Ranken geschickt ausweichend, bewegt sich Kyle schnell auf die Tür zu und verschwindet aus Ryus Blickfeld. Der silberhaarige Vampir rutscht bis zur Wand, wo er sich anlehnt. In dieser Haltung bleibt er sitzen, bis er einige Zeit später das Geräusch von Schritten und Stimmen hört. Auf der Straße nähern sich Leute dem Gasthaus. "Scheint, als müsste ich jetzt von hier verschwinden." Eilig richtet er sich auf und stolpert zur Treppe, um das Gebäude über die obere Etage zu verlassen. "Was ist hier passiert?" Thomas betrachtet die Zerstörungen im Empfangsbereich des Gasthauses. Er und Kenneth hatten den Abend in einer Bar in der Stadt verbracht. "Ganz offensichtlich wurde hier ein Kampf ausgetragen." Kenneth geht neben dem blutleeren Körper der jungen Frau in die Hocke und dreht sie auf den Rücken. "Bissspuren - sie wurde von einem Vampir getötet. Aber..." Sein Blick wandert zu den Staubhaufen, die Überreste von Lany und Rupert. "Wer hat die beiden erledigt?" "Sieh mal hier." Thomas hat die Wollmütze und die rotgetönte Brille entdeckt, die in verschiedenen Ecken liegen. Ryu hatte sie während des Kampfes verloren und zurückgelassen, als er verschwunden war. "Ob das einem von denen hier gehört hat?" "Wer weiß?" Kenneth zuckt mit den Schultern und steht auf. "Vielleicht ist es auch von dem, der sich um diese beiden gekümmert hat. Jetzt lass uns mal nachsehen, wie´s oben aussieht und unsere Sachen holen. Wir suchen uns ein anderes Quartier, hier sollten wir nicht bleiben." "Okay." Thomas steckt Mütze und Brille in seine Jacke und folgt seinem Kollegen auf die Straße. "Rika?" Ihre Zimmernachbarin Ayano blinzelt verschlafen, als Rika früh am Morgen ihre Schuluniform anzieht. "Es ist doch noch nicht die Zeit zum Aufstehen." "Ich will in die Bibliothek." Die honigblonde Schülerin nimmt ihren Mantel vom Kleiderhaken. "Für die Klassenarbeit nächste Woche muss ich noch lernen." "Na dann, du Streberin, sehen wir uns zum Unterrichtsbeginn." Ayano kuschelt sich wieder in ihr Kissen. Rika schließt die Knöpfe an ihrem Mantel, während sie dem Flur folgt. Als sie das Wohnheim verlässt, erwartet sie strömender Regen. Sie spannt ihren Schirm auf und nimmt die Abkürzung zum Schulgebäude, die durch das Waldstück führt. Während sie mit raschen Schritten vorwärtsläuft, hätte sie Ryu beinahe nicht gesehen - wenn sie nicht über eine Baumwurzel gestolpert und gestürzt wäre. Rika zuckt zusammen, als eine Hand ihren Arm umfasst und ihr aufstehen hilft. Sie dreht sich um und weicht zurück, schaut erschrocken zu der Gestalt kaum einen Meter entfernt. "Ryu-senpei?" Ryu hatte sich nach seiner Rückkehr aus der Stadt an diesem Baum niedergelassen, um sich noch ein wenig von dem Kampf zu erholen und war hier sitzen geblieben, bis Rika ihn aus seinem Dämmerzustand geholt hatte. "Ist alles in Ordnung?" Zögernd geht Rika auf ihn zu, mit großem Augen betrachtet sie seinen Zustand. Sein Mantel war an vielen Stellen zerrissen und seine langen Haare, die er immer zu einem Zopf gebunden hat, fallen offen über seine Schultern. Sein Gesicht ist leichenblass und wirkt erschöpft und angespannt. "Was ist passiert?" "Du solltest schnell weitergehen, sonst wirst du noch völlig durchnässt." Ryu wendet sich von ihr ab. "Nimm deinen Schirm und geh." "Aber..." Ohne nachzudenken, greift sie nach ihm - und stößt einen leisen Schrei aus. "Au." Bei ihrem Sturz hatte sie ihre Handfläche an einem spitzen Stein aufgeschnitten und Blut sickert heraus. Der Geruch dringt in Ryus Nase und versetzt ihn in einen tranceähnlichen Zustand. Wie unter Zwang packt er ihr Handgelenk und zieht es an seinen Mund, presst seine Zähne in die blutige Wunde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)