Fight for your Life von Yuuki-swan (Die zerbrochene Seele) ================================================================================ Kapitel 2: Albträume -------------------- Sanji schaltete den Herd an und das Essen in der Pfanne brutzelte. „Sanji, verrate mir mal, was es heute zum Essen gibt!“, forderte Brook gespannt. „Nichts da! Warte es doch einfach mal ab!“, meinte er darauf hin und rollte genervt mit den Augen. Nami deckte schon den Tisch und stellte dieses Mal einen Teller mehr hin, selbstverständlich für das neueste Crewmitglied. „Das riecht aber lecker!“, bemerkte Chopper und schnüffelte mit seiner blauen Nase in Richtung Küche. Amaya stand noch etwas schüchtern in der Tür und wartete ab, was als nächstes kommen würde. Ihr fiel auf, dass das hier definitiv keine gewöhnlichen Piraten waren, sie waren alle sehr nett und man könnte fast meinen, dass das hier nur so eine Art Wohngemeinschaft war. „Worauf wartest du? Setz dich, Reiko!“, bat Franky sie. Zuerst sah sie über den Esstisch, suchte sich dann einen Stuhl zwischen Chopper und Nami aus und lächelte. Wenige Minuten später richtete Sanji das Essen an und verkündete: „Hier, bitteschön! Unser heutiges Abendessen!“ Er stellte eine riesige mit Kartoffelbrei gefüllte Schüssel auf den Tisch, in dem sich Garnelen gemeinsam mit weiteren Meeresfrüchten befanden. Danach wurde ein längliches silbernes Tablett in die Tischmitte geschoben. So prächtig hatte Amaya schon lange nicht mehr gegessen. So viele Steaks, mariniert mit einem goldenen Öl und mit Paprika gewürzt. Als letztes stellte er einen großen Topf voller Sauce in die Tischmitte. „Das ist eine neue Rezeptur, von mir persönlich erfunden“, fügte er dabei stolz hinzu. „Angeber“, knurrte Zorro leise. Zum Glück hatte Sanji ihn nicht gehört, sonst wäre ein ruhiges Abendessen wohl ins Wasser gefallen. Die erste, der sich einen großen Happen verdient hatte, war eindeutig Amaya. Direkt nach Ruffy griff sie zu und aß ihre riesige Portion leer. Natürlich verwendete sie ihre beigebrachten Manieren, um Aufsehen zu bekommen, aber auf so etwas wurde anscheinend nicht auf einem Piratenschiff geachtet. Als sich Lysop noch von dem Kartoffelbrei Nachschlag nehmen wollte, rutschte ihm die Hand aus, wobei die Kelle direkt in Choppers Gesicht flog. Alle hatten sich dabei ein wenig erschrocken und starrten nun auf Chopper. Jetzt war ein riesiger Klumpen Kartoffelbrei auf seiner Nase und weitere auf seiner Mütze. Nun brach Lysop die Stille, als er wegen des Vorfalls lachen musste. „He, anstatt hier jetzt den Hampelmann zu spielen, könntest du dich entschuldigen!“, rief Chopper beleidigt. Aber Lysop reagierte nicht und konnte sich vor Lachen kaum halten. Wütend stand er auf, stampfte zur Tür und schmiss sie mit einem lauten Knall zu, sodass er aufhörte zu lachen. Gleich darauf flog die Tür wieder auf und ein in Tränen aufgelöster Chopper stand da. Immer noch war er übersäht von Flecken, aber dieses Mal hielt er die Türklinke fest in seinen Hufen. Plötzlich fing er an zu weinen: „Ich, ich habe die Tür kaputt gemacht! Ich hab’s kaputt gemacht!“ „Chopper, beruhige dich! Das ist nicht schlimm, Franky kann das sicher ganz leicht reparieren“, tröstete Robin ihn und nahm ihn in die Arme. „Wir gehen dich jetzt sauber machen, okay?“, schlug die Archäologin aufmunternd vor und lief mit ihm in das Bad. „Sagt mal, wie alt ist denn Chopper eigentlich?“, fragte Amaya neugierig. „Nun, er ist schon siebzehn Jahre alt, man könnte aber denken, er wäre erst drei!“, lachte Ruffy. „Aber er ist unser Schiffsarzt und wir haben ihn alle sehr gerne, nicht wahr Leute?“ Die anderen nickten und lächelten. Als Chopper und Robin zurückkamen, unterhielten sich die anderen für eine Weile. „Es ist schon spät, ich gehe jetzt schlafen“, gähnte Nami. „Gute Idee! Ich komme mit“, stimmte Amaya spontan zu. Davon wo alles sich befand, hatte Amaya keinen blassen Schimmer, deswegen war es genial ihrer Zimmergenossin hinterherzuschleichen. Im Zimmer meinte Nami dann: „Ich leihe dir etwas zum Anziehen Reiko, ich glaube nicht, dass deine Sachen geeignet wären.“ Sie musterte ihr zerrissenes Top und die Hose, wobei an beiden Kleidungsstücken an einigen Stellen viel Blut klebte. „Ja, da hast du wohl Recht!“, entgegnete Amaya. Nami suchte ihr aus dem Schrank ein dunkelblaues enges T-Shirt und eine grüne kurze Hose. Danach sagte sie: „Das müsste dir passen!“ Sie drückte sie in ihre Hand und machte sich selbst bettfertig. Fürs erste schlief Amaya auf einer älteren Matratze, die sie im Zimmer über einen großen Balken hinweg verstaut hatten. Nami las noch eines ihrer Bücher, für die sie sich interessierte. Es ging ganz klar um Seekarten und Amaya wurde schon ganz schläfrig. Ihr ging durch den Kopf, ob sie wirklich bei der Strohhutbande bleiben sollte, denn so ganz war ihr das nicht geheuer. Ihr fielen langsam die Augen zu. Ihr war klar, dass nun wieder einer ihrer Albträume beginnen würden. ~ „Lady Yamamoto!“ Kühl drehte Amaya sich um. „Was?“, fragte sie den Diener genervt. Sie schrieb einige Berichte für die Offiziere der Marine. „Ich soll Ihnen einen Brief überreichen.“ Bevor sie ihn annahm fragte sie: „Von wem?“ „Sir Crocodile.“ „So, so. Von dem habe ich auch lange nichts mehr gehört. Dieser Sieben-Samurai Bastard macht doch auch nur noch Probleme! Ist es denn wirklich so wichtig, dass ich diesen Müll jetzt lesen muss?“ „Als oberste Kommandantin, ja.“ „Das ist reine Zeitverschwendung! Geh mir jetzt aus den Augen, oder dein Kopf rollt hier gleich über den Boden!“, zischte sie bedrohlich. Völlig verängstigt verließ er den Raum wieder. Amaya wendete sich wieder ihren Papieren zu. Sie hatte ihren Mantel über den Stuhl gehängt, wie sie es immer bei Büroarbeit tat. Die Wände des Raumes waren mit goldenen Verzierungen übersäht und auch auf Schreibtisch und Stuhl waren diese zu finden. Sie waren aus einem besonders seltenen Holz gemacht, dann mit einem teuren weißen Lack besprüht und die goldenen Linien, Muster und Zeichen anschließend eingesetzt worden. Es gab keinen edleren oder bevorzugteren Ort zu leben, als hier. Das fünfzehn jährige Mädchen arbeitete dennoch viel, aber sie konnte gut damit leben. Dieses Mal schrieb sie sogar bis vier Uhr Nachts und schlief dann über den Blättern ein. Plötzlich erwachte sie durch einen ihrer Diener wieder. „Lady Yamamoto. Die Sitzung beginnt gleich.“ „Nein, erst in vier Stunden, du Mistkerl! Jetzt hast du mich unnötig geweckt!“, giftete sie ihn an. „Ja, aber Sie werden bereits von einer Prinzessin erwartet, Gebieterin!“ Er kniete nieder. „Wer wagt es, mich vor einem Treffen des Weltgipfels zu stören? Sie besteht darauf mich zu treffen? Gut, dann wird sie mich jetzt mal so richtig kennenlernen!“ „Sie würden einen unnötigen Krieg in die Welt setzten.“ „Das ist mir egal. Diese widerlichen Kreaturen würde ich mit einem Schlag erledigen. Oder kommt sie aus einer Widerstandsstadt?“ Sie hielt kurz inne und lächelte. Ein Krieg, warum denn eigentlich nicht? Dann hätte sie mal wieder etwas Stress. Das könnte sie ehrlich gesagt gut vertragen. „Nein. Aus dem Wüstenstaat, Alabasta.“ Amaya verwarf ihren Gedanken. „Prinzessin Vivien?“ „Ja, genau diese.“ Sie nickte kurz und schickte den Diener fort. Andere kamen herein und machten sie fertig. Zuletzt warf sie sich ihren Umhang über die Schultern. Darauf stand hinten in Kanji: ‚Oberste Offizierin‘. Dann folgte in Hiragana geschrieben: ‚Amaya Yamamoto‘. Der Mantel war blutrot und die Schriftzeichen schneeweiß. An ihren Schultern waren zwei goldene Knöpfe, verziert mit schwungvollen Linien aus Elfenbein, die kunstvoll eingearbeitet worden waren. Ihre Haare waren zu einem edlen Dutt zusammengesteckt. Einige gereihte Strähnen führten zu ihm zusammen. Ihre Haare waren mit goldenen Klammern geschmückt und der Mantel war, wie auch bei den Unteren- und Marineoffizieren vorne offen und nicht geschlossen. Sie trug ein enges Top in einem etwas dunkleren rot, als das ihres Mantels. Dazu eine weiße Leggins und fast kniehohe schwarze Stiefel. Einige silberne und goldene Armreife verzierten ihre beiden Handgelenke. Ein Ring mit den Zeichen: ‚Erhobener Mensch‘ war an ihrem rechten Ringfinger angebracht und sie machte auch bereits beim ersten Blick einen sehr gehobenen Eindruck. Sie lebte in einer Villa, in der einfach alles perfekt war. Sie hatte mehr, als man zum Leben nötig hatte. Viel mehr. Ihre Gemächer waren mit keiner Luxus-Sweet vergleichbar, denn sie waren einfach um einiges größer, teurer und mit den neusten Dingen ausgestattet. Als sie die Türen zum Sitzungsraum aufriss, wurde sie bereits erwartet. „Prinzessin Vivien, von Alabasta“, begrüßte sie das Mädchen. Sie blieb gerade stehen, während Vivi sich tief verbeugte, sodass sie fast schon kniete. „Amaya Yamamoto, Oberoffizieren und Leiterin des Weltgipfels.“ „Sie kennen meine volle Ansprache. Ich mag es nicht, wenn mir Untergebene sie nicht aussprechen“, sagte sie kühl und wartete. „Oh ja, ich vergaß! Verzeihung. Leiterin und Gebieterin der Welt. Oberste Offizieren und Mächtigste der Welt. Herrin über das Glas und das Leben der Anderen. Stärkste aller Menschen, Befreierin, die die Gesetzlosen vernichtet und Heldin des Volkes. Ich bitte Sie, nein! Ich flehe Sie an, ich muss mit Ihnen über einen Ihrer sieben Samurai sprechen.“ „Geht doch“, grinste sie und in ihren Augen blitzten Macht und Bösartigkeit auf. Eigentlich war das nur der Anfang ihrer Anrede, doch wenn man sie vollständig aussprach war man gute fünf bis sieben Minuten beschäftigt. Die unteren aus dem Volk, oder die Soldaten die nichts zu sagen hatten, mussten sie immer mit dem vollen Titel ansprechen. Die Prinzen, Prinzessinnen, Könige und Königinnen hatten da, wie die Offiziere und andere wichtige Personen, einen leichteren Teil für die Ansprache zur Verfügung gestellt. Bis zu Mr. Thirteen der Baroque-Firma erlaubte sie auch noch die Kurzform. Allerdings hatte sie meistens keine Lust, einem wertlosen Soldaten fünf Minuten lang zuzuhören, weswegen sie nur darauf bestand, wenn sie Zeit und vor allem Lust darauf hatte. Vivien erhob sich vom Boden, auf dem sie letztendlich doch gekniet hatte und wäre am liebsten dort versunken, als sie den grausamen, leicht wahnsinnigen Ausdruck in ihren Augen entdeckte, der einer der vielen Hinweise auf ihre verletzte Seele war. „Nun denn. Was fordern Sie?“ „Ihre Hilfe! Es geht um Sir Crocodile, einer Ihrer sieben Samurai.“ „Aha.“ „Er will einen Krieg in meiner Stadt anzetteln und wenn er vorbei ist, wird sie mindestens zur Hälfte zerstört sein! Es wird Millionen Tote geben! Sie müssen ihn davon abhalten!“, flehte Vivi und hatte bei ihren Worten Tränen in den Augen. Sie wusste nahezu alles über die Ziele von dem mächtigen Piraten. „Haben Sie gesagt, ‚Ihre‘ Stadt?“ „Ja, meine Stadt, Alabasta!“, bestätigte sie. „Ihre Stadt? Nichts gehört Ihnen! Diese Welt gehört mir, mir allein! Sie sind nichts weiter als eine meiner vielen Untergebenen!“ „Dann verteidigen Sie eben Ihre Stadt!“, schrie sie verzweifelt. „Nein.“ „Warum wollen Sie mir denn nicht helfen?!“, brüllte Vivi und kniete wieder weinend auf dem eiskalten Boden nieder. Amaya betrachtete sie mit einem abwertenden Blick. „Ich respektiere die Entscheidungen der Baroque-Firma. Sie sind zuverlässig. Und wenn Sie denken, ich wüsste nicht längst von dem intelligenten Plan von Crocodile, dann liegen Sie falsch. Ich weiß bis ins kleinste Detail Bescheid.“ Vivi wurde noch wütender, als sie ohnehin schon war. Das war die pure Provokation für sie. „Wie können Sie nur?! Sagen Sie mir genau was er vorhat, damit ich diesen grausamen Krieg verhindern kann!“ „Ich sage Ihnen gar nichts. Gehen Sie doch zur Baroque-Firma, wenn Sie so sehr auf Einzelheiten bestehen. Ich verrate Sie sicher nicht. Schließlich benötige ich auch meinen Spaß.“ Mit einem letzten wütenden Schrei verließ die Prinzessin die Halle und begab sich deprimiert zurück nach Alabasta. Wenige Stunden darauf folgte die eigentliche Sitzung. „Lady Yamamoto, Sie sind spät“, bemerkte Chuso, der vor ihr den höchsten Rang besessen hatte. „Halt deine schmutzige Fresse, sonst kommt noch mehr von deinem unnützlichen Gerede raus!“, gab sie zurück. Er gab tatsächlich Ruhe und die Sitzung begann. Sie entschieden über die Kopfgelder. Die Marine war sich bei einigen unsicher gewesen, weswegen sie die Regierung angefragt hatten. „Der Letzte für heute!“ Chuso, jetzt der vierthöchste Offizier, legte den Steckbrief auf den Tisch. „Sieh an. Puma D. Ace“, stellte Amaya amüsiert fest. „Du kennst ihn? Bist du vielleicht eine Verbrecherin, die mit Piraten zu tun hat?“, fragte Chuso, der keine Gelegenheit ausließ Amaya um ihren Posten zu bringen. Doch seine Argumente waren jedes Mal einfach nur zu lächerlich. „Wieder eine unnötige und nahezu peinliche Bemerkung, Offizier des vierten Ranges.“ „Ich habe einen Namen“, konterte dieser. „Ja, aber ich will nichts, was so dreckig und zurückgeblieben ist aussprechen.“ Er blickte beleidigt auf den Boden. „Nun gut. Ich habe schon die Vierhundertmillionen festgelegt, erhöhen Sie!“ „Sie wollen noch mehr Geld, Lady Yamamoto?“ „Ja, er kann uns sehr gefährlich werden.“ „Wie viel?“, fragte der Vize Offizier, der den zweithöchsten Rang hatte, seine Vorgesetzte. „Shouta. Ich will...“ „Ja?“ „Fünfhundertfünfzigmillionen. Damit ist die Sitzung beendet.“ Sie stand grinsend auf. „Und achten Sie alle auf einen Jungen, der den Namen ‚Monkey D. Ruffy‘ trägt. Melden Sie ihn mir, sobald er auffällt.“ Später... „Jetzt kommen Sie schon! Ich will nur einen kleinen Kampf mit Ihnen!“ „Sind Sie wirklich so scharf darauf zu sterben?“, brüllte Amaya ihrem Herausforderer entgegen. „Nein, ich werde gewinnen!“ „Verschwinden Sie, oder ich zerreiße Sie hier auf der Stelle in tausend Stücke!“, schrie sie außer sich vor Wut. „Na also. Sie wollen also doch kämpfen!“, meinte der Unbekannte triumphierend. „Ich verspreche Ihnen, dass ich meine wertvollen Kräfte nicht an Ihrem dreckigen schwachen Körper verschwenden werde. Jetzt gehen Sie endlich! Sie halten mich von der Arbeit ab! Sie stören jetzt schon seit fünf Stunden und meine Geduld ist gleich am Ende!“ Im Thronsaal war es dunkel. Amaya saß ganz alleine darin und es war bereits Nacht. Sie schrieb auf ihrem Thron einige Berichte über den Verlauf des Tages, da war dieser Fremde hereingekommen, für den sie sich keines Weges interessierte, aber er meinte dennoch sie andauernd um einen Kampf zu bitten, den er ohne Zweifel verlieren würde. Sie sah das nicht ein und ignorierte ihn, sah nicht mal nach, ob sie ihn kannte. Ihr war alles egal, denn sie wusste sie konnte tun und lassen was sie wollte. Sie war der stärkste Mensch der Welt. „Nun gut. Ich werde gehen.“ „Ja, das haben Sie vor fünf Stunden auch schon gesagt!“, fiel ihr auf. „Dieses Mal wirklich!“ „Gut für Sie. Wenn Sie wieder herkommen setze ich meine neue Pistole ein. Ich brauche ohnehin ein Versuchsobjekt. Ich kann auch gut zielen, wenn ich nicht hinsehe. Also machen Sie sich keine Hoffnungen, einen solchen Schuss auch nur annähernd mit einer schweren Verletzung zu überleben. Sie sind tot, wenn Sie es wagen sollten mir auch nur noch ein einziges verdammtes Mal unter die Augen treten!“, fauchte Amaya und sah mit einem mörderischen Blick zu ihm. Er entfernte sich langsam und bekam mit der Zeit echte Panik vor diesem Mädchen. Sie war fünfzehn Jahre jung und hatte fast ein Jahr an der Spitze gestanden und trotzdem waren bereits jetzt die meisten Morde dieses einen Jahres als Weltrekord anzusehen. Sie war eiskalt. Einst hatte man Amaya für ihr Lächeln geliebt, doch es war nichts mehr von dem kleinen liebenswerten Mädchen übrig geblieben. Nicht das kleinste bisschen. Amaya war klar, dass der Mann nicht zurückkommen würde. Umso verwunderter war sie, als sie langsame gleichmäßige Schritte in der dunklen großen Halle hörte. Sie war mit ihrer Geduld nun wirklich am Ende. Jetzt reichte es ihr! Amaya hatte ihn ja gewarnt… Sie sah nicht hin, malte sich einfach nur durch logisches Denken den Standort ihrer Zielperson aus. Als sie sich sicher war, denjenigen zu treffen, betätigte sie den Abzug der Pistole. „Geht gut“, dachte sie. Sie hielt in ihrer Schadenfreude inne. Hatte da nicht eine Frau geschrien. Sie ließ ihren Augen Zeit, sich komplett an die Dunkelheit im Raum zu gewöhnen. Auf den weißen spiegelnden Kacheln hatte sich eine Blutlache gebildet. Dort lag eine Person, die noch etwas zuckte. Sie hatte doch ernsthaft ein Kleid an. Das war nicht der Mann gewesen. Doch wer dann? „Amaya, schön dich wieder zu sehen“, flüsterte eine leise Stimme. „Wer bist du?“, fragte sie erschrocken. Die Stimme, sie kam ihr so bekannt vor. „Ich bin es. Deine alte Freundin. Kennst du mich denn noch, meine kleine Heldin?“ Kleine - Kleine Heldin?! So hatte sie nur eine Person auf der ganzen Welt genannt. „Reiko?“ „Wie schön, du weißt meinen Namen, also trotz den ganzen neuen Menschen, die du kennen gelernt hast, noch. Das freut mich sehr!“ Amaya rannte, seit Jahren erstmals wieder, mit Tränen in den Augen zu Reiko. „Und…“, bevor sie weitersprach spuckte sie ein bisschen Blut, „funktioniert deine Waffe denn gut?“ „Ja. Sie ist wundervoll“, wisperte Amaya und sah auf das Werk der neuen Pistole. Nicht schlecht, sie würde eindeutig an der Verletzung sterben. „Was habe ich getan?! Ich dachte du wärst tot! Sie haben doch die Insel abgebrannt!“ „Ich weiß. Aber ich habe mich gerettet. Ich bin ins Meer gesprungen und die Magnetströme trugen mich kurz bevor ich ertrank an den Strand einer einsamen Insel. Ich baute mir ein Boot und fuhr zu einer bewohnten kleinen Insel. Dort habe ich versucht dich zu finden. Ich habe dann pünktlich zum Beginn deiner Amtszeit herausgefunden, dass du oberster Offizier geworden bist. Es hat lange gedauert bis zu dir durchzukommen, aber -hier bin ich.“ „Es tut mir so leid! Ich hätte wissen müssen, dass der Typ nicht wieder kommt!“, warf sie sich selbst vor. „Es ist schön zu wissen, dass du nicht mich erschießen wolltest“, lächelte sie mit blutverschmiertem Gesicht. „Es tut mir Leid, das wollte ich nicht!“ „Ist schon okay.“ „Nein! Garnichts ist okay!“, schrie sie und zog sich an den Haaren. Amaya hatte gerade einen starken Drang sich selbst zu verletzten, sich wie früher aus Verzweiflung und Durst die Arme aufzuschneiden und ihr eigenes Blut zu trinken. „Nimmst du es jetzt wohl endlich an?“, fragte Reiko und klang immer noch fröhlich. Amaya war ihre humorvolle Art in jeder Situation schon immer ein großes Rätsel gewesen. „Was denn?“, fragte sie mit einer zitternden Stimme. „Na, das wollte ich dir doch schon früher schenken!“ Sie drückte ihr ein kleines goldenes Armband in die Hand. „Danke“, sie brach ab und nahm es an. „Siehst du? Alles wird gut, meine kleine Heldin!“ Ihr Körper sackte zusammen, ihre Krämpfe entspannten sich und sie wurde ganz ruhig. Amaya brach in Tränen aus, band sich das Armband um und nahm all den anderen teuren Schmuck ab. Was tat sie hier eigentlich? Das war die einzige Nacht, in der ihr bewusst geworden war, was sie eigentlich vollführt hatte. Die Einzige, denn dieses Ereignis brachte noch mehr Leid in ihr trostloses Leben. Wenige Tage später, verließ sie die Regierung und bekam ein übermenschliches Kopfgeld. ~ Amaya schlief bis zum Abend durch und wachte wegen des lauten Lachens draußen auf. Sie öffnete verschlafen die Tür und blickte hinaus. Die Crew saß um einen Grill und Sanji machte Steaks. Sie tranken ziemlich viel und waren alle gut gelaunt. Sie hätte fast einen Glasstrahl auf sie zugeschickt und das Schiff zerrissen, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja noch die unschuldige kleine Reiko war. „Schaut mal, sie ist endlich wach!“, rief Lysop. Amaya lächelte, auch wenn es ihr schwer fiel. Sanji rannte bei ihrem Anblick sofort los um ihr einen Stuhl zu holen. Zwei Minuten später saß sie darauf und aß das Grillfleisch mit den anderen und hielt sich natürlich nicht mit dem Bier trinken zurück. Viel und gerne Alkohol zu trinken war eines der Dinge, die sie nicht vortäuschen musste. „Und, wie schmeckt es so? Wir können nachher noch eine Weile zusammen sein, ganz alleine ohne die anderen“, flüsterte der vollkommen betrunkene Koch in ihr Ohr, der ihr den Geruch seines getrunkenen Sake ins Gesicht hauchte. Ehe sie reagieren konnte schlug Nami ihn von hinten nieder. „Perversling! Komm nochmal so nah an ihr Gesicht ran und es knallt mal so richtig, kapiert?!“, rief sie und setzte sich dann wieder ganz friedlich auf ihren Platz. Amaya lachte. Nicht weil sie als Reiko die Eigenschaft brauchte, sondern weil sie es liebte, wenn Menschen verletzt wurden. „Du bist echt total cool!“, nuschelte Ruffy während er sein Steak runterschluckte. „Ja, ich bin total froh, dass wir dich hier haben!“, stimmte Chopper lächelnd zu. Die Crew mochten sie. Nein, sie mochten Reiko. Egal, Amaya war es ja nicht anders gewöhnt und jetzt müsste sie sich eben mit ihrem neuen Leben anfreunden. Nach einer halben Stunde, als alle mit dem Essen fertig waren, war bereits die Sonne untergegangen. Ihre letzten Strahlen schienen fangen mit der Dunkelheit in Amayas Haaren zu spielen. Ruffy sah fasziniert dabei zu. Die Glut stob auf und eine kleine Flamme erhob sich noch einmal aus der Asche. Franky legte mehr Holz drauf und schon bald saßen sie um ein nettes kleines Feuer und tranken noch etwas Bier. Dann setzte Chopper unsicher an: „Sag mal du“, er sah Amaya an. „Hm?“ „Ich weiß, das ist jetzt etwas unangenehm für dich, aber wie bist du denn verletzt worden? Du hattest Einstiche wie von Messern am Bauch, warum?“ Sie schluckte. Sollte das das Ende als Reiko sein? Verdammt, sie konnte nichts entgegnen. Das war es dann wohl. Ihr Gehirn fand keine sinnvolle Ausrede. Es blieb nur übrig die Wahrheit zu sagen. Es war eine unangenehme Stille in der Luft. Der Schatten auf ihren Augen regte sich ebenso wenig, wie sie selbst. Alle sahen sie erwartungsvoll an. Nach weiteren Sekunden des Schweigens sagte sie ohne das Zittern und der Wärme in der Stimme: „Nun ja. Irgendwann muss es ja…“ Bevor die Worte aus ihrem Mund herauskommen konnten, unterbrach Robin sie: „Der Dornenwald!“ Die Archäologin zog alle Blicke auf sich. „Du bist durch den Dornenwald gerannt, nicht wahr? Ich habe ihn in der Nähe des Waldes gesehen, als wir zurückliefen. Ich habe ihn kurz angesehen. Da klebte Blut, von daher nehme ich an, dass du durchgelaufen bist. Die Dinger waren genauso groß, wie ein Messer! Höchst wahrscheinlich wolltest du etwas in dem Wald sammeln, aber Schneestürme sind auf den Winterinseln nicht selten, also bist du in einen geraten und ehe du dich versahst warst du schon im Dornenwald gefangen und hast dich nur in die freie Schneefläche retten können. War es nicht so, Reiko? Natürlich hast du dabei ein Filmriss bekommen, sicher?“ Die Blicke wanderten wieder zur Angesprochen. „Ähm, ja! Wow, genauso war es! Du hast eine gute Beobachtungsgabe!“, brachte sie erstaunt heraus. Warum verdammt deckte Robin sie? Sie kannte sie, nun stand es endgültig außer Frage. So einen Zufall konnte es nun wirklich nicht geben! Amaya wusste einfach, dass die Frau wie gedruckt log. „Aber ich habe keinen gesehen!“, beschwerte sich Brook. „Ich auch nicht“, fügte Chopper hinzu. „Eigentlich war das ein Witz. Weil ich doch keine Augen mehr habe. Yohohohohoho!“ Als Brooks Gelächter verstummt war, sagte Robin es vollkommen ignorierend: „Natürlich habt ihr das nicht. Ihr habt ja auch nur ans Essen und später an Reiko gedacht. Nicht wahr?“ „Ja, stimmt“, gaben sie zu. Danach ging es einfach weiter mit dem Alkohol. Brook legte völlig betrunken ein Solo auf seiner grünen Haifischgitarre ein und Chopper tanzte zusammen mit Lysop. Alles wurde nur noch Unübersichtlicher. Jeder machte was er wollte, wobei sie sich auf dem ganzen Deck verteilten, sodass man selbst nichts mehr mitbekam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)