言わぬが花 von Phoenix_Michie (Some things are better left unsaid.) ================================================================================ Kapitel 2: Das kräftige Herz. ----------------------------- *** Die Finger des Blonden strichen sanft über seine nackte Brust, zeichneten langsam die sacht hervorstehenden Knochen nach. Karyu seufzte. „Ich kann all deine Rippen sehen. Und deine Schulterknochen. Und dass deine Schlüsselbeine etwas zu sehr hervor stehen, brauche ich dir sicher auch nicht zu sagen.“ Er hob den Blick wieder und sah Zero in die Augen. „Du bist viel zu dünn. Das ist nicht mehr gesund.“ Er machte eine kurze Pause, während er mit den Fingern weiterhin über Zeros nackten Oberkörper hinab strich bis zu dessen ebenfalls hervorstehenden Hüftknochen, auf denen seine Jeans locker saß. „Wie viel wiegst du denn momentan?“ Wie oft hatte er diese Frage schon gehört. Zero zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, hab schon lange nicht mehr auf die Waage geschaut. Bestimmt immer noch so 50 kg…“, antwortete er vage. Vielleicht waren es auch weniger. Das wusste Karyu. Höchstwahrscheinlich waren es sogar weniger, wenn es sich auch nur um 5 Kilogramm handelte. Aber bei Zero zählte mittlerweile jedes Gramm. Wieder seufzte der Blonde. „Das ist zu wenig.“ Zero strich die fremden Hände von seinem Bauch und knurrte genervt. „Ja ja, das ist schon lange zu wenig. Ich hab‘s schon vor einem Jahr verstanden, als du das gesagt hast.“ Er ignorierte Karyus missbilligenden Blick. „Dann iss doch endlich mehr!“ Sauer sah Zero ihn an und hielt in seiner Bewegung, sich das Shirt anzuziehen, inne. „Würde ich machen, wenn das so einfach wäre! Lass mich in Ruhe damit. Es geht eben nicht.“ Sein bester Freund verschränkte die Arme. „Nur ein, zwei Happen mehr als sonst. Das wird doch gehen.“, ließ er nicht locker, was Zero die Augen verdrehen ließ. „Natürlich, dann hänge ich über der Toilette, weil ich zu viel gegessen habe. Das hats dann natürlich gebracht.“ Er knurrte erneut und wollte sich an Karyu vorbei schieben, der ihn aber mit dem Arm aufhielt. „Zero, irgendwas müssen wir aber machen! Wenn du weiter abnimmst…wer weiß was dir passieren wird.“, meinte er ernsthaft besorgt. „Mir wird nichts passieren. Ich bin schon lange dünn, das ist einfach so. Ich nehme auch nicht weiter ab, da gibt es nichts mehr, was ich an Gewicht verlieren könnte“, erwiderte er kühl, was Karyu wieder ein Seufzen entlockte. Er glaubte nicht daran, dass es auf ewig ohne Konsequenzen weitergehen würde. „Warum tust du das?“ „Glaubst du mir macht das Spaß?“, gab Zero gereizt zurück. „Ist eben so!“ „Das war doch nicht immer so! Du sahst schon mal um einiges gesünder aus“, beharrte Karyu. Er gab einfach nicht auf. „Du hungerst dich zu Tode!“ „UND WENN SCHON!“ Außer sich starrte Zero den Blonden an, der erstmal inne hielt. „Wen interessiert es schon? Dann ist es halt so. Wenn ich das endlich hinter mir hätte, wäre es auch schön.“ Zero sah, wie Karyu schluckte und einen Schritt zurück trat, ihn aus traurigen Augen ansah. „Mich interessiert es. Ich mache mir Sorgen um dich. Du bist mein bester Freund und sagst mir, dass es dir egal ist, ob du bald stirbst, weil du nichts isst?“ Der Blonde schwieg kurz. „Du machst mir Angst. Bitte sag sowas nicht, sondern versuch, meine Befürchtungen zu verstehen. Ich will dir helfen.“ Er strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und sah ihn weiterhin an. „Wie ich sagte, MICH interessiert es, was aus dir wird. Reicht dir das nicht…?“, fragte er leise und warf Zero einen bekümmerten Blick zu. Der Dunkelhaarige starrte ihn schweigend an und verharrte einen Augenblick reglos. „…nein, das reicht mir nicht..“, antwortete Zero schließlich mit brüchiger Stimme, woraufhin Karyu die Gesichtszüge entgleisten. Verletzt schaute der Größere seinen Freund an und öffnete den Mund, erwiderte jedoch nichts, sondern blieb stumm an Ort und Stelle stehen. Zero hingegen verließ sein Zimmer um sich etwas zu trinken zu holen. Als er zurück kehrte, war Karyu nicht mehr da. Wahrscheinlich war der Blonde hinaus geschlichen, in sein eigenes Zimmer oder ins Bad, ohne dass Zero ihn gehört hatte. Karyu konnte lautlos umher streifen, wenn er wollte. Mit finsterem Gesicht schloss er seine Zimmertür und setzte sich aufs Bett. Nach Abendessen war ihm nicht, zumal alleine essen sowieso keinen Spaß machte. Karyu hatte er verletzt, der würde ihn nicht eines Blickes würdigen. Aber irgendwann war es einfach Zeit für die Wahrheit. Er wollte Karyu natürlich nicht verlieren, er war ihm wirklich wichtig. Aber dass Karyu bei ihm war, reichte ihm nicht, um am Leben bleiben zu wollen. Zero wollte mehr. Aber er hatte nichts. Nichts und niemanden. Nur einen besten Freund, der viel beschäftigt war und seine eigenen Träume und Wünsche hatte. Und wovon träumte Zero? Davon ganz woanders zu sein. Was wünschte er sich? Jemanden, der ihn bedingungslos liebte, und den er lieben konnte. So einfach war das. Und das schien zu viel verlangt zu sein. Langsam, abwesend – wie in Trance – zog er sich aus und schlüpfte in seine Schlafsachen. Er war müde. Nicht, dass er den Tag über viel gemacht hatte, dazu war er sowieso nicht mehr wirklich in der Lage, da sein Körper zu schwach war. Vielleicht war er einfach des Lebens müde. Er hatte keine Lust mehr. Er legte sich ins Bett und nahm das Buch eines namhaften, japanischen Schriftstellers in die Hand, las 3 Seiten und legte es wieder beiseite. Er konnte sich darauf nicht richtig konzentrieren. So ganz fesselte ihn die Geschichte nicht. Kaum eine Geschichte tat das. Zero schaltete das Licht aus und kuschelte sich in seine Bettdecke. Er genoss die Stille und Dunkelheit, Ruhe durchflutete ihn. Ganz ähnlich stellte er sich den Tod vor. Kein Schmerz mehr, weder körperlich noch seelisch. Während er so dalag und leise atmete, spürte er seinen Körper ganz genau. Die dünnen Knochen, die Haut, die sich wie ausgetrocknet anfühlte, da er wenig trank, und sich straff über seine Knochen spannte. Er spürte sein Herz kräftig klopfen. Es brachte seinen schmalen Körper zum Beben. Das machte ihm Angst. Sein Herz schien im Vergleich zu seinem restlichen Körper noch kräftig zu sein. Es sollte auch aufgeben… Er verging. Das spürte er genau. Auch wenn er dem Tod nicht absprach, machte ihm der Weg dorthin Angst…das gestand er sich ein. Tränen sammelten sich in seinen Augen, während er sich auf die Seite drehte und versuchte zu schlafen. Er hatte schon längst aufgegeben. Er wartete. Wann war es endlich zu Ende? --- tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)