Der Kampf um die Digiwelt (Teil 2) von FudoKajimoto (Rückkehr) ================================================================================ Kapitel 5: Die Menschen, die sie waren -------------------------------------- "Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie sich so stark verändert haben", meinte Stefan, als er zusammen mit seiner Schwester vor dem Tor stand. "Früher waren sie doch so freundlich und zuvorkommend." Sarah nickte nur stumm. Sie erinnerte sich genau daran, wie Christian und Thomas früher gewesen waren. Christian war schließlich ein guter Freund gewesen. Und mehr. "Es ist aber wahr", flüsterte sie mit trauriger Stimme, während sie mit ihrem Bruder durch das Tor trat. Sie dachte jedoch nicht daran, was sie erwarten würde, sondern daran, wie es damals war. Bevor die beiden sich so verändert hatten. etwa sieben Jahre zuvor Der erste Ferientag in diesem Jahr war regnerisch, wie bereits die letzen Wochen davor. Doch heute ließen sich davon weder Thomas noch Christian die Laune verderben. Denn endlich hatten sie die Schule für dieses Jahr hinter sich, und beide waren durchgekommen. In den letzten Wochen hatten sie öfter daran gezweifelt. "Endlich ist das rum", rief Thomas, als er und Christian sein Zimmer betraten. Er warf die Schultasche, die neben der Tür stand, gegen die nächste Wand und ließ sich auf das Sofa fallen, welches in seinem Zimmer stand. Christian fiel in den Sessel daneben. "Ich kann kaum glauben, dass wir nochmal durchgekommen sind", meinte der ältere und blickte auf sein Zeugnis. "Eine schlechte Note mehr und ich hätte das ganze wiederholen dürfen." Thomas lachte, sein Zeugnis sah nicht wirklich besser aus. "Und dabei haben wir uns so sehr angestrengt dieses Jahr", meinte der jüngere, während er den Fernseher einschaltete. "Sind die anderen eigentlich schon aus der Schule zurück?", fragte er dann. Christian blickte auf seine Armbanduhr und nickte. "In etwa zwei Stunden wollten wir uns treffen, T. So lange wirst du wohl noch mit dem einzigen anderen Chaoten hier im Raum aushalten müssen." Beide lachten, während sie überlegten, was sie in den nächsten Wochen tun wollten. Sollte sich das Wetter bessern, dann wäre klar, dass sie sich die meiste Zeit im Freibad aufhalten würden, doch noch beherrschten die Regenwolken den Himmel und verbargen die Sonne. "Wenn doch nur endlich der Sommer beginnen würde", meinte der jüngere und blickte aus dem Fenster in den strömenden Regen. Dann klappte er den Laptop auf und nickte Christian zu. "Mal sehen, ob du noch immer so gut bist." Christian stand auf, startete den Computer und lachte. "Ich werde dir zeigen, wie das Spiel funktioniert, T", meinte er. Die nächsten zwei Stunden vergingen für die beiden wie im Fluge. Erst als drei weitere Personen das Zimmer betraten, merkten die beiden, wie schnell die Zeit doch vergangen war. "Ihr seid echt taub, wenn ihr zockt", meinte Raphael, welcher mit Christian in die selbe Klasse ging. "Wir haben garantiert fünf Minuten geklingelt, bis uns deine Mutter aufgemacht hat, T." Die beiden wartenden grinsten verlegen, während sie das Spiel beendeten. "Entschuldigt, Leute", meinte Thomas und bedeutete den anderen, sich zu setzen. Christian fuhr den Computer herunter, dann setzte auch er sich zu den anderen. "Also, wie sehen die Pläne aus", fragte Stefan, der jüngste der Gruppe. "Bei dem Wetter fallen See und Freibad flach, oder?" Die anderen nickten bedrückt. "Da sind endlich Ferien und die Sonne lässt sich nicht blicken", meinte Raphael und blickte zum Fenster hinaus. "Irgendwer Lust auf ein Kartenspiel oder etwas in der Art?" Christian und Thomas schüttelten genervt den Kopf. "Danke, meine Hand tut noch genug von gestern weh. Ich hatte richtig Pech gestern, dauernd verloren. Und du kennst ja die anderen, Raph, die lassen einen leiden, wenn man verliert." Raphael nickte wissend, denn auch er hatte in der Vergangenheit einige Runden verloren. Alleine beim Gedanken daran begann seine Hand wieder zu schmerzen. Erst jetzt bemerkte er, dass Christians rechte Hand noch immer in einem der Handschuhe steckte, die er normalerweise zum Fahrrad fahren trug. Unter dem Handschuh ragte etwas weißes heraus, von dem Raphael ahnte, dass es ein Verband war. Die anderen, die in der Schule normalerweise Karten spielten, waren nicht gerade gnädig, wenn es an die Bestrafung der Verlierer ging. Auch der Rest dieser kleinen Gruppe wusste das, und auch sie bemerkten den Verband, den Christian unter seinem Handschuh versteckte. Seine Verletzungen aus dem Kartenspiel mussten schon ziemlich schwer sein, wenn er sie freiwillig bandagierte. "Wie ist das passiert, Chris?", fragte Sarah, welche ihre Sprache als erste wiedergefunden hatte. Er schüttelte nur den Kopf, um ihnen zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen sollten. Die anderen blickten ihn jedoch nur mit einem Blick an, der deutlich machte, dass er den Handschuh ausziehen sollte. "Ist ja gut, Leute", meinte Christian schließlich und entledigte sich des Handschuhs. Er hatte den halben Unterarm bedeckt und erst jetzt wurde den anderen wirklich klar, wie oft Christian gestern verloren haben musste. Seine ganze Handfläche war bandagiert, ebenso wie das Gelenk und ein Teil des Unterarmes. An einigen Stellen war der Verband bereits leicht verfärbt, und das nicht nur beim Handrücken. Wieder sagte keiner der anderen etwas. "Ich glaube, ich sollte einen neuen Verband draufmachen", meinte Christian leichthin und wandte sich zur Tür. Bevor einer der anderen reagieren konnte, hatte er das Zimmer bereits verlassen. "Sie haben ihm im letzten Spiel wirklich schwer zugesetzt", meinte Thomas schließlich leise. "Und das nur, weil er die letzte Bestrafung für mich übernommen hat. Es war der gesamte Stapel." Raphael und Stefan blickten zu der Tür, durch die Christian gerade verschwunden war. "Ich gehe schauen, wie es ihm geht, Jungs", meinte Sarah schließlich. "Ihr überlegt euch in der Zwischenzeit, was wir tun. Und wehe, es hat irgendwas mit Karten zu tun", fügte sie an Raphael gewandt hinzu. Dann verließ auch sie das Zimmer. Die drei Jungs blieben allein zurück und begannen nach kurzem Schweigen gemeinsam zu überlegen. Christian war inzwischen zwei Stockwerke tiefer ins Badezimmer gegangen und hatte begonnen, den Verband von seiner Hand zu lösen. So praktisch das Zimmer von Thomas auch war, welches sich über das gesamte Dachgeschoss erstreckte, so fehlte ihm doch ein wichtiger Teil. Ein eigenes Bad. Während der vierzehnjährige den Verband löste, zuckte er immer wieder zusammen. Die untersten Schichten des Verbandes waren bereits rotbraun verfärbt. "Das sieht schlimm aus", meinte Sarah, welche gerade das Badezimmer betrat. Sie blickte auf die offenen Stellen auf der Hand und am Unterarm, dann schüttelte sie den Kopf. "Warum spielt ihr auch immer dieses verdammte Spiel?" Christian zuckte mit den Schultern. "Weil sie nichts anderes spielen wollen. Nur dieses verfluchte Spiel, wie du schon sagtest. Aber es macht ihnen Spaß, mich und Thomas so hart sie können zu bestrafen. Das ist nicht das erste Mal, dass meine Hand so aussieht." Gerade als er es gesagt hatte, begriff er, was er seiner Klassenkameradin und guten Freundin gerade verraten hatte. Thomas und er hatten es für sich behalten, dass sie manchmal mit solchen Wunden aus den Spielen hervorgingen. Daher hatte er auch versucht, den Verband vor den anderen verborgen zu halten. "Geh schon Mal hoch, ich komme sofort nach", meinte er, um Sarah vom Gesagten und den aktuellen Verletzungen abzulenken. Sie schüttelte jedoch nur den Kopf. "Ich helfe dir, das richtig zu verbinden, und dann gehen wir beide wieder hoch", bot sie ihm an. Er überlegte kurz, dann nickte er. "Danke, Sarah", sagte er mit freundlicher Stimme und griff in seine Hosentasche. Er holte eine noch verpackte Mullbinde heraus und begann, sie auszupacken. Sarah nahm sie ihm aus der Hand, öffnete sie und begann, die Hand richtig zu bandagieren. Christian zuckte mehrfach zusammen, doch erwar froh, dass der Verband richtig sitzen würde, nicht wie der vorherige, den er sich selbst mit einer Hand angelegt hatte. "Hast du immer Verbandsmaterial dabei?", fragte das Mädchen ernst. Christian nickte. Er trug wirklich immer etwas Verbandsmaterial mit sich herum, für solche Tage, an denen er beim Kartenspiel verlor. "Du solltest wirklich nicht mehr mit den anderen dieses Spiel spielen", fuhr Sarah fort, während sie den Verband befestigte. "Vielleicht höre ich wirklich auf", meinte Christian. "Aber was soll ich dann in den Pausen machen?" Sarah zuckte die Schultern. Als sie fertig war, ergriff er mit der verbundenen Hand eine ihrer Hände und drückte sie leicht. "Danke, Sarah", flüsterte er, bevor er sie mit roten Wangen zurückließ und die Treppe zu Thomas' Zimmer hochzusteigen begann. "Chris, du Idiot", flüsterte Sarah, als er schon außer Hörweite war. Dann folgte sie ihm. Einige Wochen später hatte das Wetter endlich aufgeklart und die Gruppe verbrachte den Großteil ihrer Zeit im Freibad. Die Wunden an Christians Hand waren verheilt und nur die etwas hellere Haut auf seiner Hand zeugte noch von den Verletzungen. Jetzt, nach drei Wochen Sonne, stach die hellere Haut jedoch deutlich hervor, denn alle in der Gruppe waren gut gebräunt. "Hey, Chris", meinte Stefan gerade, als die beiden Jungen für sich und den Rest etwas zu Essen holten. "Du scheinst dich gut mit meiner Schwester zu verstehen." Christian zuckte zusammen und hätte beinahe das Tablett, welches er trug, fallenlassen. Er und Sarah hatten sich, seit sie ihm mit dem Verband geholfen hatte, öfter abseits der anderen getroffen. Inzwischen waren sie so etwas wie ein Pärchen, auch wenn eine Beziehung ihnen beiden noch fremd war. Den anderen hatten sie davon jedoch noch nichts gesagt. "Ähm... ja... wir verstehen uns gut", antwortete der ältere ausweichend und hatte es plötzlich sehr eilig, zu den anderen zu kommen. Stefan hinter ihm konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie rot der ältere geworden war. Sarahs Bruder hatte schon länger einen Verdacht gehabt, ebenso wie die anderen, doch jetzt war es kein Verdacht mehr. Christians Reaktion hatte ihre Theorie bestätigt. "Ihr seid also wirklich ein Pärchen?", fragte Stefan Christian und seine Schwester, nachdem sie sich zu den anderen gesetzt hatten. Beide hatten ein gequältes Lächeln aufgesetzt, während sie nickten. "War irgendwie klar bei euch", meinte Raphael grinsend, während er zwischen Christian und Sarah hin und herblickte. "Ihr habt euch ja schon immer gut verstanden." "Das stimmt allerdings. Und ihr seid wirklich ein süßes Pärchen", fügte Thomas hinzu, was dafür sorgte, dass die beiden, die gerade im Mittelpunkt des Gespräches standen, noch mehr erröteten. Als der Rest das bemerkte, begannen sie zu lachen. 1. August, Digiwelt "Und dabei dachte ich, er und ich wären für einander gemacht", flüsterte Sarah, als sie sich umsah. Sie waren an einem Strand in der Digiwelt herausgekommen, der ihr und ihrem Bruder vollkommen unbekannt war. Wäre einer der alten Digiritter dabeigewesen, hätte er sich sicherlich an ihre Begegnungen damals mit Shellmon erinnert. Die beiden neuen Digiritter waren auf der File Insel gelandet. "Hast du etwas gesagt, Sarah?", fragte ihr Bruder. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nichts. Lass uns Raphael und unsere Partner suchen", sagte die junge Frau. Gemeinsam gingen die beiden Digiritter los, auch wenn sie nicht genau wussten, wo ihre Partner und ihr alter Freund waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)