Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 25: Die Herkunft des Falkenclans ---------------------------------------- Hinapelz hatte sich wieder aufgerappelt und folgte Shikakralle, obwohl sie sich am liebsten in ihrem Bau verkrochen hätte. Es war ein Fehler gewesen, Gelbstern nicht sofort zu informieren. Es war ein Fehler gewesen, Naruglanz einfach so gehen zu lassen. Sie hätte ihn viel energischer daran hindern müssen. Oder ihm notfalls auch drohen sollen. So viele Fehler. Sie fühlte sich zutiefst deprimiert, aber es ging hier um den Kater, den sie liebte. Sie musste einfach wissen, was los war. Shikakralle stürmte den Bau der Ältesten und wurde sofort wieder hinaus geschleudert, noch bevor er begriffen hatte, wie ihm eigentlich geschah. Tsukralle trat ihm entgegen und ihr Blick war zum Fürchten. „Was fällt dir ein?“ knurrte sie ihn an. „Hier einfach herein zu platzen ohne jede Erlaubnis?“ „Beruhige dich Tsukralle.“ Die Stimme gehörte zu Rayapelz. „Unmöglich. Er muss bestraft werden. Die jungen Katzen von heute wissen einfach nicht mehr, was sich gehört. Also? Was soll ich mit dir machen?!“ „Du kannst mit mir machen was du willst, wenn du mich bitte zuerst angehört hast,“ miaute Shikakralle. „Es geht um Naruglanz. Er ist in Gefahr.“ Shikakralle wusste, das die Ältesten eine gute Beziehung zu Naruglanz hatten und das sie ihn darum zumindest anhören würden. „Ja, das wissen wir schon.“ Shikakralle traute seinen Ohren kaum. Das war doch Gelbstern. Er stand auf und sah vorsichtig in den Bau der Ältesten, aber so weit entfernt von Tsukralle wie möglich. Gelbsterns Umrisse waren zu erkennen. Es war dunkel, aber er war es eindeutig. Shikakralle würde nie verstehen, warum die Alten diese Dunkelheit dem Licht vorzogen. „Wenn du wegen Naruglanz gekommen bist, glaube ich, die Ältesten können dir verzeihen. Na? Tsukralle?“ „Pah!“ Tsukralle drehte sich mit hoch erhobenem Schweif um und stolzierte selbstbewusst zurück in den Bau. Hinapelz hatte Shikakralle endlich eingeholt. Er saß geduldig vor dem Bau der Ältesten und hatte seinen Schwanz um die Vorderpfoten geringelt. Als sie bei ihm ankam, flüsterte er nur: „Sei leise und geh nicht näher ran.“ Also setzte sie sich wortlos neben ihn. „Wo habt ihr seine Spur verloren? Ich hör wohl nicht recht? Dieser dumme dumme Taugenichts,“ maunzte Tsukralle wütend und empört. „Wie gesagt, vor der Reviergrenze des Falkenclans. Seine Spur ging natürlich noch weiter, aber – nun ja.“ Das war Kakapelz. Er sprach relativ gelassen. Aber das hatte nichts zu sagen. Der war eigentlich immer so. Hinapelz entfuhr ein kleiner Heuler, der aber zum Glück nicht bemerkt oder vielleicht auch nicht beachtet wurde. „Wären wir weiter gegangen, hätte der Falkenclan es als Herausforderung angesehen oder sogar als Kriegserklärung. Uns blieb nichts anderes übrig, als erst mal den Rückzug anzutreten,“ erklärte Gelbstern. „Ich glaube nicht, das Naruglanz im Augenblick in Lebensgefahr ist. Jedenfalls noch nicht.“ „Ich sehe das genauso,“ stimmte Kakapelz zu. „Einer der Katzen, die Sasustern zur großen Versammlung mitgebracht hatte roch nach Krankheit. Auch wenn er nach wie vor ein gefährlicher Gegner war und keine Schwäche zeigte, war er mit Sicherheit krank.“ Gelbstern nickte. „Ich habe ein paar unbemerkte Tests mit diesem Clan gemacht um ihre Schwachpunkte und Stärken heraus zu finden. Für alle Fälle. Einer von meinen Tests hat ergeben, das sie nicht besonders gut riechen können. Viel schlechter, als wir. Sie suchen ihre Beute mit den Ohren, ohne die Nase einzusetzen.“ „Wie klug von dir, Gelbstern,“ rief Rayapelz. „Aber, wie kamst du überhaupt auf die Idee, so einen Test mit ihnen durchzuführen.“ „Es war die Art der Begrüßung.“ „So kenne ich dich. Du hörst nicht auf Beleidigungen, sondern konzentrierst dich auf das nicht so offensichtliche. Sehr gut.“ „Was heißt das genau? Die Art der Begrüßung?“ wollte Tsukralle wissen. „Nun, obwohl sie auf Entfernung blieben, setzten sie ihre Nasen nicht ein. Ich dachte mir, das sie es vielleicht deshalb nicht tun, weil sie es nicht tun können. Das habe ich überprüft und das ist auch schon alles.“ „Sie können nicht riechen?“ Tsukralle klang mehr als verblüfft. „Doch, aber nicht so gut wie wir. Sie – es scheint sie müssen wohl in die Nähe kommen, wenn sie dich riechen wollen.“ „Komische Katzen.“ „Es ist nur ein Gerücht, aber meine Spione haben es mir bestätigt,“ meldete sich Kakapelz nun wieder zu Wort. „Diese Katzen kommen alle, oder fast alle, aus einem Versuchslabor der Zweibeiner. Wir glauben, das ihr – ähm – seltsames Benehmen damit zusammen hängt.“ „Versuchslabor? Ich verstehe kein Wort,“ beschwerte sich Tsukralle. Rayapelz schwieg. Kakapelz schien wohl zu wissen, was es war und Gelbstern hatte zu den Zweibeinern schon Kontakt gehabt oder genauer gesagt, nicht zu den Zweibeinern aber zu Shina, einem Hauskätzchen. Eher zweifelhaft, das er wusste, was genau das war, überlegte Shikakralle. Er sah ratlos zu Hinapelz, aber sie zuckte auch nur ahnungslos mit den Ohren. Im nächsten Moment bestätigte Gelbstern auch schon seinen Verdacht. „Erklär uns bitte, was ein Versuchslabor genau ist. So gut du eben kannst beziehungsweise es weißt, Kakapelz,“ forderte er den einäugigen, grauen Kater auf. „Nun, mit einem Wort, es ist das Grauen.“ Niederdrückende Stille breitete sich aus. „Ich war einmal dort,“ berichtete Kakapelz weiter. Seine Stimme klang plötzlich überhaupt nicht mehr gelassen. Eher – ja, fast ängstlich. Und das bei einem wie ihm. Was hatte er nur gesehen? fragte sich Shikakralle. Selbst er spürte ein Gefühl des Unbehagens, obwohl er zum ersten Male davon hörte. „Die Katzen leben dort in kleinen und engen Rechtecken aus Draht. Sie haben so wenig Platz, das sie sich nicht mal umdrehen oder hinlegen können.“ Tsukralle sog scharf die Luft ein. Hinapelz lief plötzlich ein kalter Schauer den Rücken hinunter und sie fröstelte. Am liebsten hätte sie ihren Kopf im Sand vergraben, sie wollte nicht noch mehr hören. „Die Zweibeiner kommen mit Nadeln und stechen die Katzen. An den Nadeln klebt was wo eine Flüssigkeit herum schwimmt. Ich habe verschiedene Farben gesehen. Manche waren wie Wasser, andere rosa oder gelb. Dann setzen sich die Zweibeiner hin und beobachten die Katzen. So als ob sie darauf warten, das etwas passiert. Also habe ich das auch gemacht. Und...“ Kakapelz brach ab. „Hm. Verstehe,“ murmelte Gelbstern. Shikakralle verstand überhaupt nichts. Anscheinend passierte etwas bei oder mit den Katzen. Nachdem sie gestochen wurden. „Gibt es – sonst noch etwas?“ „Ja. Sie werden auch auf heißen Draht gestellt und springen immer wieder in die Höhe, aber da ist nichts zum Drauf springen oder festhalten, oder sie stehen auf Draht der ab und zu eine seltsame und schmerzhafte Reaktion auslöst. Jedenfalls zucken sie dann. Und springen auch. Manche verlieren auch völlig die Kontrolle und lassen sich zu Boden fallen. Aber – das ist auch noch nicht alles.“ „Das reicht, ich habe mehr als genug gehört. Ich habe die Zweibeiner noch nie gemocht, aber das sie so weit gehen...“ Tsukralle schwieg einen Moment. Dann fragte sie: „Und deine Spione unter den Zweibeinern sagen, der Falkenclan kommt aus so einer – ähm – Einrichtung?“ „Ja. Ein Feuer brach aus und viele der Katzen konnten entkommen. Irgendjemand, ein Zweibeiner, hat die Käfige geöffnet.“ „Ansonsten wären sie verbrannt und jetzt tot,“ stellte Gelbstern fest. „Das wären sie jetzt auch, wenn sie beim Feuer nicht hätten fliehen können,“ meinte Kakapelz. Seine Stimme hatte ihren gewohnten Klang zurück. „Was hat das Ganze mit Naruglanz zu tun?“ fragte Rayapelz. „Das wissen wir nicht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)