Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 24: Gejagte Maus oder begossener Pudel? ----------------------------------------------- Als Hinapelz den Bau von Gelbstern erreichte, sah sie Shikakralle dort liegen. Er döste tatsächlich vor sich hin und hatte sich sogar auf den Rücken gedreht um sich seinen weißen Bauch von der Sonne wärmen zu lassen. Unglaublich. Was für ein fauler Kater. Im Grunde genommen hasste Hinapelz jeden Streit. Sie liebte eine harmonische und positive Atmosphäre und dachte normalerweise nicht mal im Ansatz schlecht über andere Katzen des Clans. Aber das hier – wie konnte Shikakralle als Wächter so sorglos herum liegen? „Shikakralle?“ „Hm?“ „Solltest du nicht – ähm – aufmerksamer sein, wenn du Gelbsterns Bau bewachst?“ miaute sie zaghaft. „Ja. Ja, das sollte ich, aber Gelbstern ist ja gerade nicht da.“ Shikakralle drehte sich gelangweilt auf die Seite. „Wie bitte? Er ist nicht da? Aber – wo ist er denn?“ Hinapelz war überrascht. Normalerweise sagte Gelbstern der Gruppe Bescheid, wenn er weg ging und meistens ließ er sie auch wissen, wohin er ging. Ob er Shina wieder besuchte? Und – oh nein, was wenn er Naruglanz über den Weg lief? „Keine Ahnung.“ „Hat er denn nichts gesagt? Er kann doch nicht einfach sang- und klanglos verschwinden?! Ich meine, was wenn wir angegriffen werden und ihn schnell informieren müssen?“ Shikakralle warf ihr einen seltsamen Blick zu. „Wir werden schon nicht angegriffen. Nebenbei – er verfolgt zusammen mit Kakapelz Naruglanz. Oder dachtest du wirklich, wir würden nicht mitkriegen, das der sich aus dem Staub gemacht hat?“ Hinapelz fühlte sich ertappt. Verlegen fuhr sie die Krallen ein und aus, während sie auf den Boden sah. „Und du? Du hast uns verraten.“ „Was? Nein, das hab ich nicht.“ „Nein? Was denn sonst. Hättest du mal früher Bescheid gesagt, würden wir jetzt nicht in solchen Schwierigkeiten stecken.“ „Welche Schwierigkeiten? Er wollte doch nur wieder zurück. Sagte er.“ Hinapelz wurde bewusst, das sie sich selbst belog. Naruglanz wollte nicht zu den Zweibeinern zurück. Schon gar nicht, nachdem er soviel erreicht hatte. Er war der Heiler des Clans und Vater von zwei bezauberten Kätzchen. Nein. Keine Chance, das er sie im Stich lassen würde. „Wie? Er wollte nur wieder zurück? Was meinst du?“ Shikakralle drehte sich so um, dass er jetzt auf dem Bauch lag und sie besser ansehen konnte. „Na – zurück zu den Zweibeinern.“ Jetzt sprang Shikakralle alarmiert auf und Hinapelz zuckte zurück. „Er, na ja, er sagte er wäre immer ein Hauskätzchen gewesen. Er wolle zurück und würde nicht wiederkommen.“ „Ist der verrückt geworden?“ grollte Shikakralle los. „Moment mal. Da stimmt doch was nicht. Naruglanz ist mittlerweile eine Heilerkatze mit unglaublichen Fähigkeiten und Wissen geworden. Außerdem ist er ein exzellenter Krieger. Er hat dafür gearbeitet. Er wollte doch von Anfang an akzeptiert werden. Egal, wie dumm er ist, er treibt keine falschen Spielchen. Nein. Da stimmt was nicht.“ „Das – das dachte ich mir auch. Darum bin ich ja hier.“ Shikakralle funkelte sie wütend an. „Ach ja. Und das fällt dir jetzt erst ein? Sag endlich die Wahrheit. Warum bist du hier?“ „Ich, also ich wollte Naruglanz nicht verraten.“ „Ja. Und darum stehen wir ohne Heilerkatze da. Nur weil du dich mit ihm eingelassen hast, haben wir keinen Heiler mehr. Aber da du ihn auch ausgebildet hast, hatten wir ihn als Heilerkatze. Darum haben wir darüber hinweg gesehen,“ fauchte Shikakralle drohend. Shikakralle fauchte nur selten. Umso gefährlicher klang er jetzt. Normalerweise war er ein eher diplomatischer Kater und Hinapelz hatte nie persönliche Probleme mit ihm gehabt. „Es – tut mir leid. Tut mir leid.“ „Aber irgendetwas verschweigst du doch. Warum dieser Sinneswandel? So plötzlich.“ „Wegen Goldblüte,“ jammerte Hinapelz. „Er träumte. Ein Albtraum. Goldblüte miaute im Traum, das er nicht mit dem schwarzen Teufel mitgehen dürfe.“ Shikakralle stellte die Ohren auf. „Schwarzer Teufel? Hast du dich auch nicht verhört? Ganz sicher?“ „Ähm, ja. Ganz sicher. Warum, was ist denn?“ „Verdammt.“ „Was ist denn los?“ Hinapelz bekam langsam Panik. „Keine Zeit,“ knurrte Shikakralle nur und rannte los. Aber Hinapelz wollte sich diesmal nicht abschütteln lassen. Naruglanz steckte in großen Schwierigkeiten. Soviel war ihr klar geworden. Sie rannte neben Shikakralle her. „Wohin gehst du?“ „Zu den Ältesten. Sie müssen Bescheid wissen. Ich kenne nur einen schwarzen Teufel und das ist der Anführer vom Falkenclan. Wenn wir nichts unternehmen, kommt Naruglanz wirklich nicht mehr zurück.“ Vor Schreck stolperte Hinapelz über ihre eigenen Pfoten und fiel hin. Als sie hoch sah, hatte der braune Kater schon eine beachtliche Entfernung zurück gelegt. „Der Anführer vom Falkenclan?! Aber warum?“ Naruglanz kam prustend an die Wasseroberfläche und strampelte verzweifelt mit allen vier Pfoten. „Mmmiooooouuu.“ Dann ging er wieder unter. Sasustern sah ein paar Minuten zu, wie Naruglanz um sein Leben kämpfte. Dann sprang er hinterher und packte Naruglanz im Genick, als wäre er ein kleines Kätzchen. Naruglanz strampelte vor Panik immer noch. „Wenn du nicht still hälst, lass ich dich hier und jetzt ersaufen.“ Sasustern´s Stimme klang ganz normal, nur etwas gedämpft, weil er Naruglanz Nacken zwischen den Zähnen hatte. Augenblicklich stoppte Naruglanz seine Bewegungen. Das eben war keine leere Drohung gewesen. Sasustern meinte es absolut ernst. Tödlich ernst. Er ließ sich von ihm auf die andere Uferseite ziehen, während er immer mal wieder Wasser schluckte und hustete. Als sie das Ufer erreicht hatten, zog Sasustern ihn auf trockenen Boden, wo Naruglanz erschöpft liegen blieb. Die anderen Katzen waren neugierig, trauten sich aber nicht näher heran. „Hört mal her,“ rief Sasustern. „Das hier ist Naruglanz.“ Plötzliches Getuschel. Auch wenn er immer noch unter Schock stand, konnte Naruglanz genug verstehen, um zu wissen, das die Katzen des Falkenclans wussten, wer er war. Das überraschte ihn. Als wäre seine Vorstellung eine Art Einladung oder Erlaubnis gewesen ihn endlich in Augenschein nehmen zu dürfen, kamen die Clankatzen näher. Einige beglückwünschten ihren Chef für seinen großartigen „Fang.“ Sasustern hatte ihnen wohl nichts davon gesagt, das er Naruglanz schon zuvor getroffen hatte? „Was willst du mit ihm machen?“ säuselte eine helle Stimme. Sie gehörte einem silbergrauen Kater. Naruglanz fühlte einfach, das etwas mit dem nicht stimmte. „Wie wäre es damit,“ schlug er auch gleich vor, „wir geben ihm einen Vorsprung und jagen ihn dann. Sobald wir ihn geschnappt haben, bringen wir ihn um.“ Sein Blick traf den von Naruglanz. „Genau wie bei einer Maus.“ „Eine Maus? Er sieht eher aus wie ein begossener Pudel,“ meinte eine andere Stimme und alle brachen in lautes Gelächter aus. Sasustern ließ seinem Clan den Spaß, ohne das er selbst sich dazu äußerte oder irgendeine Gefühlsregung zeigte. Nach einer Weile miaute er einfach: „Das ist genug.“ Und sofort herrschte ehrfürchtiges Schweigen. Er hatte seinen Clan nicht nur im Griff. Sie verehrten ihn fast wie einen Gott. Sasustern ging auf Naruglanz zu, der sich schon mehrmals geschüttelt hatte, um das Wasser loszuwerden, das sich in seinem Pelz gesammelt hatte. „Itabro bringt dich zur Heilerhöhle. Sieh dich um und mach eine Bestandsaufnahme. Sag mir was du brauchst. Wie ich schon sagte, haben wir viele trächtige Katzen, die jederzeit werfen könnten, als auch Kätzchen. Aber weil wir keinen Heiler hatten, sind zwei Mütter gestorben. Die Milch der anderen reicht nicht für alle. Kümmere dich auch darum. Und lass dir besser keinen Blödsinn einfallen. Du kannst weder schwimmen, noch auf den Erdfleck springen. Über die Bäume kannst du auch nicht balancieren.“ Sasustern sah hoch. Naruglanz folgte seinem Blick. Es ist leicht für mich, da rauf zu kommen und über die Äste zu laufen, dachte Naruglanz. Diesen Weg hatte er noch gar nicht gesehen. Aber – er sah Sasustern an. Egal was für ein mieser Kater das war, er schien sich um seinen Clan zu sorgen. Naruglanz beschloss, erst mal aus zu helfen, bevor er – ja was. Sich Sasustern im Kampf stellte oder wie ein feiges Huhn davon lief. Zum Feuerclan konnte er nicht zurück. Es würde nur zu einem Krieg kommen. Tatsächlich und ironischer weise konnte er nur Zuflucht in einem Zweibeinernest finden. Aber – was für eine Schande für seinen Clan. Er wollte nicht, das Gelbstern sich für ihn schämte. Nicht nur, weil er sein Vater war, er hatte ihm auch das Leben gerettet und ein Zuhause gegeben. Das sollte er nicht bereuen. „Was gibt es denn zu überlegen, Sohn von Gelbstern?“ Das hatte gesessen. Naruglanz sah auf. „Gar nichts.“ „Dann ist ja alles klar.“ Sasustern nickte einem Kater zu, den Naruglanz bisher noch gar nicht bemerkt hatte. Als er näher kam sah er, das dieser Kater noch größer als Sasustern war und genauso schwarz, bis auf zwei weiße Streifen im Gesicht, die sich von den Augen bis zur Nasenspitze zogen. Er kam nach vorne bis er neben Naruglanz stand. „Na, dann komm mal mit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)