Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 9: Auserwählt --------------------- „Shina,“ miaute Gelbstern leise. Gerade als er sie wieder rufen wollte, kam sie schon über den Zaun gesprungen. „Gelbstern, wie geht es meinem Sohn?“ kam sie sofort zur Sache. Gelbstern blinzelte mit den Augen und lächelte innerlich. „Unserem Sohn geht es gut. Er ist ein Rebell, und ich habe sicherheitshalber eine Wache aufgestellt – aber, er ist auch mein Sohn und darum wird er sich bald eingelebt haben.“ Shina atmete auf. „Ich bin so froh, das du ihn gerettet hast.“ Gelbstern schien in Gedanken versunken zu sein, er antwortete nicht. „Gelbstern ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ Der Anführer des Feuerclans schreckte auf. „Nichts worüber du dir Sorgen machen musst, Shina.“ „Ich kenne dich doch. Wenn du dir Sorgen machst, muss ich mir auch welche machen. Bitte, sag mir, was es ist.“ „Es ist nur, weil ihn die anderen Clankatzen noch nicht als solche akzeptieren. Vermutlich werden sie ihm erst wirklich vertrauen, wenn er sich beweist. Fürchte ich. Wenn du verstehst, was ich meine.“ „Mein armer Naru.“ Shina sah ihn traurig aus ihren großen Augen an. Gerade als Gelbstern sie trösten wollte, sträubte sich plötzlich ihr langes rotes Fell und sie fuhr alle Krallen aus. Selbst Gelbstern ging zur Sicherheit auf Abstand. „Wehe, wenn sie ihn ärgern, dann werden sie mich kennen lernen. Hast du verstanden, Gelbstern,“ fauchte sie ihn an. „J..ja, selbstverständlich. Ich – äh – muss jetzt wieder zurück.“ Gelbstern drehte sich schnell um, „Wiedersehen Shina, bis demnächst“ und sprang davon. „Hol mich sofort, wenn sie mein Baby ärgern, diese Banausen.“ „Ja,“ rief Gelbstern über die Schulter zurück. Narupfote ließ das Kaninchen fallen. „Bist du Hinapelz?“ „J-j-ja,“ stotterte Hinapelz. „Hier, hab ich dir mitgebracht.“ Narupfote stupste das Kaninchen mit der Nase in ihre Richtung. „Die Ältesten schicken mich. Ich soll von dir Mäusegalle gegen Zecken holen.“ „Oh.“ Hinapelz bewegte sich nicht. Seltsam, dachte Narupfote. „Hast du vielleicht schon gefressen?“ fragte er sie. „Wie? Äh nein, vielen Dank. Bitte komm mit.“ Hinapelz drehte sich um und ging zurück in den Bau. Narupfote hob das Kaninchen wieder auf und folgte er. Verblüfft sah er sich um. Dieser Bau war riesig mit sehr vielen Kammern. In einer hingen Kräuter von der Decke, in einem anderen lagen zwei kranke Katzen, in einer dritten waren Kräuter wohl zu Brei zerkaut worden und lagen zum Transport auf Eichenblättern bereit. Es gab auch Beeren. Narupfote folgte Hinapelz bis zu ihrer eigenen Schlafstätte. „Leg es bitte hier hin. Ich hole sofort die Mäusegalle.“ Sie hielt inne und lächelte ihn liebevoll an. „Ist sie für Rayapelz?“ Überrascht nickte Narupfote. „Ja, woher weißt du das?“ „Tsukralle kümmert sich selbst um ihre Zecken.“ Hinapelz senkte leicht den Kopf. Dann sah sie ihn wieder an. Diesmal neugierig, fast so, als erwarte sie etwas ganz Besonderes von ihm. Narupfote war verwirrt. „Wie – gefällt es dir hier?“ „Es – ist sehr schön,“ antwortete Narupfote ehrlich. Wollte sie Smalltalk halten? Freundlich sein? Aber hatte Shinopfote nicht gesagt, sie wäre etwas Besonderes und genauso wichtig für den Clan wie dieser Gelbstern? „Ich – als ich hier hereinkam, da war es fast so als wäre ich nach Hause gekommen, so gut hat es sich angefühlt,“ fuhr er fort. Was faselst du da überhaupt? Am besten hältst du den Mund, nimmst die Mäusegalle und verschwindest wieder, ermahnte er sich, bevor du dich hier zum Affen machst. Aber Hinapelz sprang auf. „Ich wusste es.“ „Wie? Was?“ „Möchtest du eine Heilerkatze werden, Narupfote? Ich habe dich kommen sehen. In meinen Träumen.“ Sie stand auf, fixierte ihn mit ihren silbernen Augen, so dass er sich fast hypnotisiert fühlte. „Möchtest du mein Schüler werden?“ „Dein Schüler?“ Sie schien nicht sehr viel älter als er zu sein. Und – sollte er nicht ein Krieger werden? Genauso wichtig wie Gelbstern. Ja, er wäre gerne hier geblieben, hier – bei Hinapelz. „Du könntest vielen Katzen das Leben retten.“ Er sah zu Boden, auf seine Pfoten, dann an die Decke. „Glaubst du wirklich ich kann das? Außerdem, Kakapelz ist mein Lehrer. Gelbstern hat das so angeordnet.“ „Ich rede mit Gelbstern.“ Hinapelz schien Feuer und Flamme dafür zu sein. Narupfote konnte sie nicht so recht verstehen, es wurde ihm etwas unheimlich zumute. Was, wenn er versagte, sie enttäuschte und sie ihm eine der tödlichen Beeren gab? „Ich überlege es mir,“ beeilte er sich zu sagen. „Und Rayapelz wartet bestimmt schon auf mich. Also...“ Hinapelz schien enttäuscht zu sein. Aber dann fasste sie sich wieder. „Denk gut darüber nach, Narupfote. Nicht jede Katze wird vom Sternenclan auserwählt. Ich hoffe auf eine positive Antwort.“ Damit verschwand sie und kam kurz darauf mit der Mäusegalle zurück. Sie erklärte ihm noch, wie er sie verwenden musste, bedankte sich noch einmal für das Kaninchen und sah ihm sehnsuchtsvoll hinterher. Am liebsten wäre sie neben ihm gelaufen. Rayapelz schnarchte, als Narupfote zurückkam. Er wachte nicht mal auf, als Narupfote die Mäusegalle vorsichtig über den Zecken zerbiss und darauf achtete nichts von dem bitteren Zeug in den Mund zu bekommen. So wie Hinapelz es erklärt hatte. Dann saugte er etwas von dem Wasser aus der Mooskugel, die ihm Hinapelz mitgegeben hatte, ließ das Wasser einen Moment in seinem Maul kreisen und spuckte es vor die Höhle. Sogar eine Beere gegen den unangenehmen Geschmack hatte sie ihm noch mitgeben wollen, aber das hatte Narupfote abgelehnt. Jetzt wünschte er sich, er hätte sie angenommen. Hinapelz war wirklich nett. „Krieger oder Heiler,“ flüsterte er leise. „Warum nicht beides?“ „Rayapelz!“ Narupfote fuhr herum. „Ich dachte, du schläfst.“ „Du solltest merken, wenn eine Katze schläft und wenn nicht.“ Er wedelte mit den Pfoten in der Luft herum, als wolle er nach Fliegen jagen. „Kakapelz ist ein guter Lehrer, aber den letzten Schliff, den solltest du von jemandem wie mir lernen.“ „Wie dir, aber du bist ein ...“ „Ältester? Na und?“ Darauf wusste Narupfote nichts zu erwidern. „Na gut, aber was hast du gemeint mit ich könnte beides werden?“ „Richte dein Lager bei Hinapelz ein, lass dir von Kakapelz das Kämpfen und Jagen beibringen. Und auch von mir.“ Seine schwarzen Augen blitzten auf. „Es ist nicht schwer, eine Heilerkatze zu sein, wenn man auserwählt wurde, ich habe dich beobachtet. Du musst nur lernen, welche Kräuter wie aussehen, riechen und wozu man sie benutzt, das ist alles. Aber ein junger und starker Kater wie du, der ist damit nicht ausgelastet oder? Das würde dir schnell langweilig werden.“ „Ja, stimmt.“ „Dann geh und teile Hinapelz deine Entscheidung mit. Überlasse ihr alles weitere. Du wirst dich auch wohler fühlen, wenn du bei ihr wohnst. Hab ich Recht? Du magst sie, oder?“ „Na ja, schon.“ „Dann geh endlich, Junge.“ Rayapelz drehte sich auf die Seite und würdigte ihn keines Blickes mehr. Verwirrt und nachdenklich ging Narupfote zum Schülerbau. Wieso, wieso kümmern sich diese beiden Katzen um mich? Einen Außenseiter? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)