Das Gesetz der Krieger von Akio21 ================================================================================ Kapitel 7: Die Ältesten ----------------------- Als sie zurückkamen, eilten Kibapfote und Shinopfote herbei. Angeberisch erzählten sie von ihren Jagderfolgen. Narupfote wandte sich ab, und holte sich ein Eichhörnchen vom Frischbeutehaufen. Als er zum Schülerbau ging, bemerkte er Kakapelz und Gelbstern die sich einander Dinge zu miauten und dabei immer wieder ihn ansahen. Was hatte das denn zu bedeuten? Was interessierte es diesen Kater, wie er, Narupfote sich anstellte? Ah so, ja, er war ja der Anführer. Narupfote hatte wieder das Interesse verloren und verzog sich in ihren Bau, wo er das Eichhörnchen mit einigen wenigen Bissen verschlang. Dann putzte er sich ausgiebig. Shina, seine Mutter, hatte immer viel Wert darauf gelegt, dass er sich nicht nur das Gesicht wusch, sondern auch sein Fell sorgfältig pflegte. Dabei ließ er dieses „Training“ noch einmal Revue passieren. Seine Gedanken schweiften ab. Was gäbe ich jetzt für eine Schüssel Milch. Und beim Trinken von Tommi gestreichelt zu werden und zu schnurren. Hier war ihm das Schnurren gründlich vergangen. Oder dafür, auf dem weichen Bett vor dem Kasten zu sitzen, in dem die kleinen Leute und Tiere lebten, und von Mutter gewaschen zu werden. Und dabei habe ich das früher immer, nein nicht gehasst, aber ich habe immer lautstark protestiert. Narupfote seufzte. „Ach Mutter, wenn du mich hier unter den barbarischen Wildkatzen sehen könntest, was würdest du dann denken?“ Iruschweif, der zufällig vorbeigegangen war, hatte Narupfotes Seufzen und das Wort Mutter gehört. Er blieb stehen und sah Narupfote an, der zum Himmel empor schaute. Iruschweif hatte seine Mutter früh verloren. Auch seinen Vater. Sie waren beide stolze Clankatzen und Krieger gewesen. Als ihr Lager von einem Fuchs angegriffen wurde, hatten sie sich ohne zu zögern in den Kampf gestürzt und ihr Leben für den Clan gelassen. Er fühlte sich Narupfote plötzlich nahe. Hauskätzchen oder nicht, ein gemeinsames Schicksal schien sie zu verbinden. Iruschweif trat an den Schülerbau heran. Narupfote hatte ihn bemerkt und betrachtete ihn abweisend. „Vermisst du deine Mama?“ fragte er mitfühlend.“Narupfote?“ Misstrauisch wurde er von Narupfote gemustert. Warum war der auf einmal nett zu ihm? Dafür gab es keinen Grund, nicht wahr? Er hatte weder gejagt und erstaunliche Beute mit ins Lager gebracht, noch einen Feind besiegt. Narupfote wandte den Kopf ab. Gerade als er Nein antworten wollte, redete Iruschweif weiter. „Ich habe meine Eltern auch verloren, als ich in deinem Alter war.“ Überrascht sah Narupfote wieder zu Iruschweif. Blaue Augen bohrten sich in braune. Aber Narupfote konnte nur Trauer erkennen, keine Bosheit. Zögernd senkte er den Kopf. Von Natur aus neugierig, wagte Narupfote sich vor, und fragte den Lehrer, wie es dazu gekommen war. „Manchmal verirren sich hungrige Dachse oder auch Füchse in die Nähe unseres Lagers. Und greifen an,“ erklärte ihm Iruschweif. Also nicht nur feindliche Clans, dachte Narupfote. Laut fragte er, „aber warum seid ihr nicht davon gelaufen?“ „Sicher, die älteren Katzen könnten entkommen, aber dann müssten wir ja die Jungen und Alten zurücklassen. Das wäre ihr sicherer Tod.“ „Ach, so ist das.“ „Ja, du verstehst es, nicht wahr?“ „Ja.“ „Nun, was nicht zu ändern ist, ist nicht zu ändern. Ich hoffe, das aus dir eines Tages ein großer Krieger wird. Und ein starker Krieger.“ Iruschweif wandte sich ab und trottete weiter. Immer noch überrascht sah Narupfote ihm hinterher. Plötzlich fiel ihm sein Versprechen ein. „Ah, Iruschweif.“ Iruschweif blieb stehen und wartete, während Narupfote mit wenigen Sätzen bei ihm war. „Ja? Was gibt es denn, Narupfote?“ „Es ist eine Ehre, sich um die Ältesten zu kümmern, das stimmt doch oder?“ wollte Narupfote wissen. „Ähm, nun. Ja, das ist es. Selbstverständlich,“ antwortete ihm Iruschweif. „Tja also, wenn ich sonst nichts zu tun habe, also, ich würde mich wirklich gerne um die Ältesten kümmern.“ „Tatsächlich, ist das so?“ War der Kater schwer von Begriff? Das hatte Narupfote doch eben gerade gesagt. „Darf ich?“ „Was? Ja, sicher. Es ist nur eher selten, das ein junger Kater – ich bring dich zu ihnen.“ Na, endlich. Iruschweif führte Narupfote nicht wie angenommen zu einer der unteren Höhlen, wo die alten Katzen leichter hinein kamen, sondern zu einer recht schwer zugänglichen. Konnte es sein... „Iruschweif, verlassen die alten Katzen ihren Bau nicht?“ „Doch, natürlich, wieso fragst du?“ „Na ja, es ist nicht einfach hier hoch zu kommen. Ich dachte, ihr Bau sei unten. Der Schülerbau ist unten. Und wir sind noch jung.“ „Es ist auch nicht einfach für Feinde hoch zu kommen,“ erwiderte Iruschweif nur. Sollte das die Erklärung sein? Narupfote fand sie nicht sehr zufriedenstellend. Endlich standen sie vor der Höhle. „Die Ältesten sind nicht immer ganz – ähm – einfach.“ „Verstehe, sie sind sehr gebrechlich.“ „Nein, das meinte ich nicht. Ganz im Gegenteil. Aber egal, lass uns reingehen. Ich werde dich vorstellen.“ „Gut, und stell mir die Ältesten vor.“ „Nun werde mal nicht unverschämt.“ „Das ist Narupfote,“ sagte Iruschweif gerade, nachdem er sie ehrfürchtig begrüßt hatte. „Er möchte sich heute – ähm...“ „Um die Fellpflege kümmern,“ half ihm Narupfote weiter, denn er erinnerte sich, das Sakupfote das Moos wechseln sollte. Falls sie überhaupt kam. „Und vielleicht auch die Unterlagen richten,“ fügte er noch hinzu. Für den Fall, dass Sakupfote tatsächlich nicht kommen würde. Begeistert war sie nicht von der Idee gewesen, sich um die Ältesten kümmern zu müssen. Narupfote freute sich auf seine Aufgabe. Nur hatte er mit knochigen und alten Katzen gerechnet, die sich kaum auf den Pfoten halten konnten. Aber diese hier, ja sie waren alt, aber trotzdem... „Danke, Iruschweif. Du kannst gehen,“ knurrte ein zotteliger weißer Kater, der Narupfote mit seinen schwarzen Augen derart intensiv ansah, als könne er ihm in sein Herz sehen. „Jawohl, Rayapelz,“ miaute Iruschweif und verbeugte sich andächtig. Iruschweif drehte sich um und sprang davon. Rayapelz stand geschmeidig auf und kam auf Narupfote zu. „Also du bist der Sohn von Shina, sehr interessant,“ schnurrte der fette Kater. Vor Überraschung wusste Narupfote nicht, was er antworten sollte. „Er sieht mehr wie sein Vater aus,“ miaute die Kätzin, die liegen geblieben war. Ihr Fell war ebenfalls sehr hell, ähnlich wie das von Narupfote. Aber etwas heller, eher gelblich als goldfarben. „Du kennst meinen Vater?“ stotterte Narupfote. „Wir alle kennen ihn,“ antwortete Rayapelz an ihrer Stelle, sagte aber nichts weiter dazu. „Das ist übrigens Tsukralle. Wir freuen uns, das du dich ein wenig um uns kümmern willst. Du bist freiwillig hier, nicht wahr?“ „Ähm, ja, bin ich. Schließlich ist es eine Ehre für jede echte Clankatze sich um die Ältesten zu kümmern.“ Zumindest hatte Kakapelz das gesagt. Und – das fiel Narupfote erst jetzt auf, die Ältesten hatten mit keinem Wort erwähnt, dass er doch nur ein Hauskätzchen sei. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)