Red bleeding news von VampirePsych ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Eine halbe Stunde später tauchte ein Polizist in Zivilkleidung auf.  Jun hatte Inoran und mich in unser Studio gebracht. Jun zeigte dem Beamten das Paket und die Rosen, bevor sie zu uns zurück kamen. Die Spurensicherung würde sich darum kümmern. Inoran hatte in der ganzen Zeit kein Wort, wo wir allein im Studio saßen, gesagt. Oder ich hatte es nicht gehört. Vor meinen inneren Augen bildeten sich die schlimmsten Horrorszenarien.  In einer davon sah ich Ryuichi Tod am Boden liegen, mit aufgeschnittenem Brustkorb. Als ich laut aufschluchzte und mir erneut die Tränen unkontrolliert über das Gesicht rannen kam Inoran schweigend zu mir und zog mich in seine Arme. Es konnte nicht sein. Ryuichi konnte nicht Tod sein! So schlimm das Ganze auch war, doch habe ich eindeutig seine Schreie erkannt. Er war am Leben, musste es sein. Jun betrat, gefolgt von dem Beamten unser Studio. „Sugihara-san.“ Begann der Beamte. Ich nickte, nicht fähig meiner Stimme zu trauen. Yamamoto-san, so lautete der Name des Polizisten er hatte sich bei seinem Eintreffen vorgestellt, setzte sich Inoran und mir gegenüber. „Sie müssen mir jetzt einige Fragen beantworten. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?“ erneut nickte ich, obwohl alles in mir „Nein“ schrie. „Gut. Dieses …“ er zögerte kurz bevor er weiter sprach. „…Geschenk, ist es das erste was sie bekommen haben?“ Ein Beben ging durch meinen Körper, meine Hand krallte sich in Inorans Shirt fest. „Nein.“ Ein flüstern, in dem ansonsten so stillem Raum. Ich hörte wie Jun und auch Inoran scharf die Luft einsogen. „Sie haben also schon mehrmals diese Art von Geschenken erhalten?“ ein nicken, „Können sie mir sagen wann und womit dies ungefähr angefangen hat?“ ich zwang mich meine Finger von Inorans Shirt zu lösen und rückte ein Stück von ihm ab. „Vor über einem Jahr.“ Ich starrte auf meine Hände, nicht fähig einen meiner Freunde oder den Polizisten anzuschauen. „Sie können auf dem Präsidium anrufen, ich habe schon einmal Anzeige erstattet.“ Nun blickte ich doch auf und sah den verwunderten Blick Yamamotos. Die Tür wurde geöffnet und Ishikawa-san betrat den Raum ihrem Kollegen leicht zunickend. „Die Spurensicherung ist unterwegs.“ Ihre Augen leuchteten als sie uns anblickte. Als die beiden Polizisten eingetroffen waren hatte ich gehört wie Yamamoto zu seiner jungen Kollegin gesagt hatte, sie solle professionell arbeiten. Sie war wahrscheinlich ein Fan. „Gut.“ Nickte nun Yamamoto und schenkte mir wieder seine volle Aufmerksamkeit. „Sie haben schon eine Anzeige erhoben?“ ich nickte. Ja das hatte ich, nachdem mein Wohnzimmer mit Blut besudelt gewesen war. Ich sah es wieder vor meinen Augen als wäre ich jetzt in diesem Moment dort. Die roten Spritzer auf der schneeweißen Couch, die Worte „Du gehörst mir!“ auf der Wand und der tote Hund auf den glänzend hellen Fließen. Leise erzählte ich den Beamten die ganze Geschichte von Anfang an. Wie ich nach einem Konzert einen Strauß schwarzer Rosen bekam, zusammen mit einer einzelnen roten. Wie diese Sträuße alltäglich wurden und auch ihre Karten dazu. Wie neben den Karten plötzlich SMS kamen, die jedoch nicht nach verfolgbar waren. Bilder die mich in Alltagssituationen zeigten oder auf öffentlichen Anlässen. Bilder aus meinem Haus. Nacktbilder. Der kleine, tote Hase und dann später mein verwüstetes Wohnzimmer. Der Bühnenunfall der keiner war während meiner Solotour im letzten Jahr. Die stetigen Aufforderungen mich Ryuichi nicht länger zu nähern und die Band zu verlassen. Das Attentat bei dem Ryuichi fast sein Leben verloren hätte, nur weil er mich aus dem Weg stieß. Und das all dies nicht ausreichte für die Polizei um zu ermitteln. Dass sie nichts unternehmen könnten, solange mir nichts passiert.   Ich brach ab, das Gesicht in den Händen vergraben. Wie könnte ich Ihnen jetzt nur je wieder ins Gesicht sehen? „Und nun hat dieser Irre Ryuichi. …Er hat ihn. Ich habe seine Schreie erkannt! Es ist alles meine Schuld…hätte ich Luna Sea doch nur früher verlassen.“ Meine letzten Worte waren kaum zu verstehen gewesen, doch anhand von Ishikawa-sans Reaktion wusste ich, dass sie all meine letzten Worte nur zu gut verstanden hatte. Inoran und Jun ergriffen gleichzeitig das Wort. Sie benutzten viele Flüche und vor allem schienen sie mich anschreien zu wollen. Inoran riss mich zu sich herum, verlangte das ich ihn ansah. „Du bist der größte Vollidiot auf Erden! Schlimmer noch als Yoshiki und der verdient den Titel weitaus häufiger. Warum hast du uns nie etwas davon gesagt?“ ich sah seinen wutverzerrten Blick. Ob er nun auf mich, sich selbst oder etwas anderes wütend war konnte ich nicht mehr sagen. Antworten konnte ich ihm nicht, sah zu Boden. „Verdammt  Yuune! Was glaubst Du wer wir für dich sind?“ Inoran drückte mich zurück in das Sofa, sah mich mit Tränen in den Augen an. „Inoue hör auf.“ J‘s Stimme drang wie aus weiter Ferne zu mir. Ich sah nur die Tränen die Inoran nun vergoss. Das hatte ich nicht gewollt.  Mein Körper gehorchte mir nicht. So lag ich nur da und wurde von seinen Tränen benetzt. Sah am Rande wie Jun ihn an den Schultern packte und zurückzog. Hörte wie Yamamoto-san sich räusperte als Ishikawa-san näher kommen wollte.  Und doch sah ich nur noch seine Tränen. Einen kurzen Moment später sah ich Jun‘s Gesicht über meinem. „Inoue hat Recht.“ Stellte er ruhig fest, zog mich wieder in eine sitzende Position.  „Wer sind wir für dich, hm? Wir haben über die Hälfte unseres Lebens miteinander verbracht und in so einer Situation ziehst du dich zurück? Willst uns oder vielmehr Dir einreden das es das Beste wäre Lunacy zu verlassen?“ auch sein Gesicht war wütend, doch auf eine andere Art als Inorans.  Yamamoto-san räusperte sich erneut. „Entschuldigen sie, aber fühlen sie sich noch in der Lage weiter zu machen?“  Jun trat zur Seite, überließ mir die Entscheidung.  Ich brauchte mehrere Versuche bevor ich ihm den Rest erzählte. Inoran ballte die Hände zur Faust, sah mich nicht an. „Werde ich es noch einmal wiederholen müssen?“ fragte ich mit leiser Stimme. Der Polizist nickte. „Leider werden wir Ihnen das nicht ersparen können Sugihara-san.“ Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, erzählte dann mit monotoner Stimme von den letzten Tagen.  Jun wurde immer blasser um seine Nase. Am Ende sagte Yamamoto-san  das ich am nächsten Tag auf das Revier kommen solle und auch mein iPhone mitbringen sollte. Die Spurensicherung war da und nahm alles mit was sie für relevant hielten. Mir war es egal, meine einzige Sorge galt Ryuichi.   Was wird seine Frau sagen wenn sie es erfährt?  „Oh Gott….“ Ich schlug die Hände vor mein Gesicht. Mit meiner Selbstsucht habe ich sein Leben zerstört.  „Es wird besser sein, wenn Sie ihn nicht allein lassen.“ Hörte ich die Stimme des Polizisten, während ich mich vor und zurück wiegte. Ich musste etwas unternehmen. Sah die blutigen Bilder vor mir. Yamamoto-san und Ishikawa-san verabschiedeten sich von uns, nachdem sie noch einmal mit Jun und Inoran gesprochen hatten. Wie in Trance erhob ich mich, nahm meine Sachen und verließ das Studio. Aber ich kam nicht weit. Eine Hand schloss sich um meinen Oberarm. Der Griff schmerzte. „Wo glaubst du jetzt hinzugehen Yuune?“ J’s Stimme war hart, doch ein Blick in seine Augen sagte mir dass er Angst hatte.   In meinem Kopf herrschte völlige Leere. Ich wusste nicht wohin ich wollte, nur das ich hier weg musste. Er wollte dass ich Luna Sea verließ. Vielleicht würde er Ryuichi dann gehen lassen? Er musste ihn gehen lassen wenn ich tat was er wollte. Er würde aufhören Ryu zu verletzen, ihm Schmerzen zu zufügen. An nichts anderes durfte ich denken.  Aber dafür musste ich hier weg. „Ich muss gehen. Jun ich muss gehen!“  Jun schüttelte den Kopf. „Du bleibst bei uns. Inoran und ich bleiben heute bei dir. Wir haben unsere Termine abgesagt. Wir lassen dich jetzt nicht allein.“ Und damit zog er mich zurück ins Studio. Inoran telefonierte gerade. Seine Stimme war mehr als aufgebracht und duldete keine Kompromisse.  „Nein. Es werden für die nächsten Tage alle Termine abgesagt! … Dann sagt das ich die Grippe habe oder sonst was. Nein.  Nichts was ich bekannt geben möchte. …Ja. Ich melde mich.“ Wir bekamen nur die eine Seite des Gespräches mit. Inoran hatte sich die Tränen getrocknet, sah auch nicht mehr so blass aus. „Ich habe Shinya Bescheid gegeben. Er fährt erst einmal zu seiner Familie. Kumi konnte ich noch nicht erreichen.“  Ich konnte seinen Blick nicht erwidern.  „Wir fahren zu mir. Da haben alle genug Platz. Komm Yuune.“ Und so verließ ich zum zweiten Mal an diesem Tag das Studio durch den Hinterausgang. Inoran redete kein Wort mit mir. Aber ich spürte seinen Blick die ganze Zeit auf mir ruhen. Jun delegierte uns in sein Wohnzimmer. Seine Unordnung beruhigte mich ein wenig. Überall lagen Musik- und Motorradzeitschriften rum, in einer Ecke stand sein Lieblingsbass umringt von Notenblättern. "Du schaffst es keine zwei Tage Ordnung zu halten, wenn dir keiner hinterher räumt, oder?“ fragte Inoran und begann das Chaos zu ordnen. Ich hörte Jun lachen. Er war in die Küche gegangen, um ums etwas zu trinken zu holen. „Du warst das letzte Mal vor zwei Tagen hier. Erwartest du wirklich Ordnung?“ sagte er und kam mit einem Tablett zurück, auf dem drei dampfenden Tassen standen. „Yuune lass dich von Kiyonobu nicht verwirren. Sobald er alles aufgeräumt hat, beruhigt er sich wieder.“ Jun grinste frech in die Richtung des Gitarristen, bevor er geschickt einem Pantoffel, der in seine Richtung flog, auswich. Ich setzte mich auf die äußerste Ecke der Couch, starrte weiter in den Raum ohne etwas genauer zu betrachten. Wie konnte ich von Ihnen wegkommen? Es musste eine Möglichkeit geben. Offenbar konnte man mir meine Gedanken vom Gesicht ablesen, denn Jun griff nach meinem Arm und sprach mit leicht verärgerter Stimme. „Denk noch nicht einmal daran! Yuune du wirst hier bleiben. Wenn du gehst, bekommt dieser Irre doch nur das was er haben will. Und keiner gibt dir die Gewissheit das er Ryu dann gehen lässt.“ Er hatte es gesagt. Das gesagt was mir mein Unterbewusstsein schon die ganze Zeit mitteilen wollte. Ich schüttelte den Kopf, durfte nicht auf J‘s Worte hören. „J hat Recht Yuune. Mach jetzt ja keinen Scheiß. …“ Inoran hatte sich auf die freie Couch fallen lassen. „Warum wurdest du verfolgt?“ ich schaute den Gitarristen völlig perplex an. Offenbar war ich nicht der einzige der die Frage seltsam fand. „Woher soll er das wissen Kiyo? Entscheidender ist doch eher ob er eine Vermutung hat wer es sein könnte.“ Ich hielt meinen Kopf fest. Vor meinen Augen verschwamm die Sicht, die Geräusche dröhnten in meinen Ohren. „Ich weiß es nicht. … Ich weiß es einfach nicht!“ ich stand auf. Dabei stieß ich an den Tisch, riss die Tassen um. „Bitte, ich bin müde.“ Jun nickte, während Inoran aus der Küche ein paar Tücher holte, um die verschüttete Flüssigkeit aufzuwischen. Ich schwankte ein wenig, hielt mich an Jun fest. „Verdammt, Yu. Wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen und gegessen?“ Ich zuckte mit den Schultern. Es war in letzter Zeit alles zu viel gewesen. Neben den ganzen regulären Terminen, war die ständige Angst vor neuen Überraschungen. Und sie kamen täglich, in Formen von Nachrichten oder Geschenken. Jun führte mich in sein Gästezimmer. Er überprüfte noch einmal, dass die Fenster richtig geschlossen waren bevor er die Vorhänge zuzog. „Hier kannst du in Ruhe Schlafen. Morgen werden wir weiter sehen.“ Er drückte mich kurz an sich, lies mich dann allein. Ich verschwand kurz in das angrenzende Badezimmer, legte mich danach in das Bett. Das dröhnen in meinen Ohren wurde immer schlimmer, die Welt um mich herum wurde immer unschärfer. Es dauerte eine Weile bis ich bemerkte das Tränen erneut meinen Blick verschleierten. Meine Gedanken gingen immer wieder zu Ryuichi. Nur weil ich seine Nähe gesucht habe und ihn immer heimlich beobachtete geriet er in das Visier dieses Irren. Warum habe ich nicht sofort gehandelt? Das Vibrieren meines iPhones riss mich aus meinen Gedanken. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und nahm mit zitternden Händen das Telefon in meine Hand. „Unbekannt…“ flüsterte ich. Mit einem Mal verschwand das Dröhnen in meinen Ohren und ich hörte nur noch das leise Summen des Vibrationstons. Ich schloss meine Augen, das iPhone langsam an mein Ohr haltend. „Moshi Moshi…“ flüsterte ich und lauschte. Alles was ich hören konnte war ein immer lauter werdendes Stöhnen und unterdrückte Schreie. Ketten raschelten, als versuchte jemand sich loszureißen. Mit vor Lust verschleierter Stimme, das Stöhnen nicht unterdrückend sprach er zu mir. „Er fühlt sich gut an. Weißt du mein Engel, nur weil du dein Schweigen gebrochen hast muss dein geliebter Ryuichi ….“ Stöhnen, „….dieses Stück Scheiße… dafür büßen. Hör ihn…“ ein Rascheln, das Stöhnen des Verrückten und dann Ryuichis Schreie. „…Ich weiß das du nicht zu Hause bist. Wo immer du dich auch versteckst, es wird seine Lage nur verschlimmern.“ Ich schlug mir meine Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien. Jun und Inoran sollten nichts mitbekommen. „Warum? Wer bist du? Was willst DU?!!“ ich konnte nicht verhindern das ich lauter wurde. Dennoch glaubte ich nicht, dass die Zwei mich gehört hatten. Das Stöhnen wurde lauter, Ryuichis Schreie herzzerreißender. „Stell dir vor wie mein Schwanz in seinen Arsch stößt… immer und immer wieder. Wie meine Finger durch die blutigen Striemen an seiner Brust fahren, das Blut immer weiter verschmieren. Er schmeckt süß…“ ich schüttelte den Kopf, wollte es nicht hören. „Hör auf. Bitte hör auf!“ ich flehte, bettelte ihn an. „Ich mache alles was du willst aber bitte, bitte hör auf!“ Ein Lachen, gefolgt von noch mehr Stöhnen war die Antwort auf mein flehen. „Geh zurück in dein Haus und warte auf meinen nächsten Anruf.“  Ryuichis Schrei war das Letzte was ich hörte bevor die Leitung Tod war. Ich schmeckte nur noch Galle, mein Magen hatte nichts mehr in sich um sich zu übergeben. Mit schwankendem Schritt lief ich die Straße entlang, zurück zu meinem Haus. Es war die einzige Möglichkeit gewesen. Mit fahrigen Bewegungen hatte ich mich angezogen und dann aus Jun seinem Apartment geschlichen. Ich hatte gehört wie meine Freunde über mich geredet hatten. Sie machten sich Sorgen. Aber ich konnte Ryuichi nicht mehr leiden lassen. Der Verrückte wollte mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)