Red bleeding news von VampirePsych ================================================================================ Kapitel 12: Troublesome Check In -------------------------------- Sie hatte in der vergangenen Nacht wenig geschlafen. Mich hätte es nicht verwundert wenn sie gar kein Auge zugetan hatte. Irgendwann hatte mich die Müdigkeit übermannt und ich war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Ich konnte mich an meinen Traum nicht mehr erinnern, wachte aber mit einem beklemmenden Gefühl im Magen auf. Neben mir lag mein kleiner Bruder noch immer fest schlafend. Nur Mum konnte ich nirgends entdecken. Vorsichtig verließ ich das Bett und begab mich auf die Suche nach ihr. Meine Schritte verlangsamten sich als ich ihre Stimme hörte. Sie wirkte aufgebracht und ich fragte mich was der Grund dafür sein könnte.   „Kumi warum will mir niemand erzählen was hier eigentlich nicht stimmt? Und bitte fertige mich jetzt nicht auch noch damit ab!“ Mutters Stimme verstummte und eine lange Zeit geschah nichts. Ich lauschte der Stille und hoffte doch etwas verstehen zu können. Vergebens. Leise betrat ich die Küche in der sie mit dem Gesicht zum Fenster stand. Sie sah mich in der Reflexion des Glases, rührte sich aber dennoch nicht, lauschte der Stimme am anderen Ende der Leitung. Seufzend schüttelte sie den Kopf, „Kumi, hör doch auf um den heißen Brei zu reden. Was ist los?“ Wieder lauschte sie eine Weile bevor sie resigniert seufzte. Ich bereitete in der Zeit einen Tee zu und sah auf ihrem Laptop die geöffnete Seite von ANA, All Nippon Airways. Anscheinend hatte sie bereits drei Flüge gebucht. „Bitte hör auf. Erkläre mir einfach warum ich Yuune nicht erreichen kann und warum in aller Welt Jun mich anruft!“ mittlerweile klang sie genervt. Es würde nicht mehr lange dauern und sie würde das Gespräch beenden. Ich kannte meine Mutter. Die dampfende Tasse vor sie stellend und meine eigene fest umklammernd beobachtete ich sie. Doch Kumi schien ihr einfach nicht antworten zu wollen. Was war in Japan los? Wir hatten von keiner Naturkatastrophe gehört, also konnte es weder ein Tsunami, Taifun noch ein Erdbeben gewesen sein.   Abbey war mir in die Küche gefolgt und verlangte nun leise nach ihrem Frühstück. Yu-chan würde sauer sein wenn ich ihr jetzt schon etwas geben würde. Schließlich wollte er sie immer füttern.   „Okay, du hast gewonnen! Ich habe bereits drei Flüge gebucht. Aber ich rate Euch allen, dass es wirklich einen Grund gibt, der euch dazu bewegt uns nach Japan fliegen zu lassen.  Luna hat Schule und ich habe auch noch einen Beruf!“ sie hörte Kumi noch einen Moment zu und gab ihr dann unsere voraussichtliche Landung durch bevor sie auflegte. „Was sagt Kumi-san?“ fragte ich zögerlich, gab Abbey ihr Frühstück. Mutter fuhr sich zerstreut durch ihre Haare, nahm einen Schluck des noch immer dampfenden Tees und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Nichts. Sie hat mir nicht mal ansatzweise irgendetwas Vernünftiges gesagt.“ Sie schüttelte den Kopf, strich mir kurz über mein Haar.  „Arti, packe doch bitte schon einmal deine Sachen. Wir müssen in anderthalb Stunden am Flughafen sein. Solange werde ich auch brauchen um alles Wichtige zu klären.“ Damit verließ sie die Küche, gefolgt von Abbey die scheinbar spürte dass irgendetwas an diesem Morgen anders war.   Ich leerte meine Tasse und schaffte es innerhalb kürzester Zeit meine eigenen, sowie Yu-kuns Sachen einzupacken.  Mum hatte ihre eigenen wahllos in den Koffer geworfen, während sie einen Anruf nach dem anderen tätigte. Und mit jedem Gespräch wurde sie ungehaltener. Ein Blick auf die Uhr sagte mir dass es Zeit wurde Yu-kun zu wecken.  Doch dieser tapste mir auf nackten Sohlen mit Abbey auf dem Arm schon entgegen. „Mama ist zu laut! Und du warst weg!“ es klang wie ein Vorwurf aus dem Mund meines dreijährigen Bruders. Ich lächelte und erzählte ihm dass wir uns ein wenig beeilen mussten. Schließlich wollte er doch auch zu Papa mitkommen. „Papa?“ damit hatte ich die volle Aufmerksamkeit von meinem kleinen Bruder. „Ja, wir wollen Papa besuchen bei seiner Arbeit.“ Vor lauter Aufregung ließ der Kleine Abbey los. Ihr Glück war das es nicht weit zum Boden war. Trotzdem gab sie einen Laut ihres Widerwillens obgleich des unsanften Absetzen von sich.   Unsere Mutter schien den letzten Anruf getätigt zu haben, denn sie fing nun an uns anzutreiben. Die Fahrt würde auch noch mal zwanzig Minuten in Anspruch nehmen. Frühstücken würden wir im Flieger, sodass Mutter meinem Bruder kurzerhand nur eine Banane in die Hand drückte, damit dieser nicht mit vollkommen leeren Magen das Haus verließ und wir endlich losfahren konnten. Trotz all unserer Bemühungen konnten wir den Verkehr nicht beeinflussen und so erreichten wir den Check In, unseres Fluges, wenige Minuten nachdem dieser geschlossen hatte. Ich sah zu wie das Gesicht von meiner Mutter innerhalb weniger Sekunden dunkelrot anlief. Zwar war sie generell eher der ruhige Typ aber halt nicht immer. Sie legte sich nun förmlich mit der Fluggesellschaft an und die arme Dame hinter dem Check In schrumpfte von Minute zu Minute weiter in sich zusammen. Sie griff nach dem Telefon. „Okāsan, bitte nicht so laut. Dann nehmen wir den nächsten Flug.“  Doch anscheinend wollte sie das nicht. Ungeduldig trommelte sie mit ihren Fingern auf den Tresen herum. Keinen Moment später tauchte ein recht stämmiger Mann neben uns auf und erkundigte sich relativ freundlich wo das Problem liege. Meine Mutter erläuterte es ihm mit ihrem wunderschönsten Lächeln. „Aber das Flugzeug hat bereits die Türen geschlossen, werte Dame. Sie hätten wie alle Passagiere eher hier sein müssen.“ Yu-kun hörte aufmerksam den Wortwechsel zu. Seine Augen schimmerten bereits feucht. „Mama, wir können nicht zu Papa?“ fragte er und erneut blickte er zwischen Mutter und dem Mann hin und her, fing nun lautstark an zu weinen.   Ich hörte wie Mutter seufzte und Yu auf ihre Arme hob. „Wenn sie, Mister…“ sie blickte einen Moment auf das Namensschild welches viel zu klein wirkte an dem Mann, „…Latte, die nächsten sechs Stunden meinen Sohn beruhigen und ihm erklären wollen warum er jetzt nicht im Flieger zu seinem Vater sitzt, lassen sie uns hier stehen. Wenn sie dem ganzen aus dem Weg gehen wollen…“ mein Bruder steigerte wie auf Kommando seine Lautstärke und verlangte dass er zu unserem Papa durfte. „…dann sorgen sie lieber dafür dass das Flugzeug noch einmal seine Türen öffnet.“ Yu-kun legte noch eine Oktave dazu und ich war mir sicher dass unser Vater stolz auf ihn wäre.  Wobei diese Tonlage wirklich in den Ohren schmerzte. Das fand offenbar auch der Mann, denn er griff nun selber zum Telefon und bellte ein paar kurze Befehle in den Hörer.   Sichtlich stolz auf ihren Sohn wiegte Mutter ihn auf ihren Armen hin und her, redete beruhigend auf ihn ein. Das der Mann sie nun nicht mehr verstand, da es für sie ganz natürlich war mit uns auf Japanisch zu reden fiel ihr nicht auf. Auch nicht als er eine Frage mehrmals wiederholte und Mutter ihm auf Japanisch antwortete. Ich musste lächeln. „Tut mir leid, Mister Latte, für die Umstände die meine Mutter ihnen dadurch bereitet. Aber wir müssen wirklich dringend diese Maschine nehmen.“ Ich lächelte ihn zurückhaltend an und verneigte mich als er uns durch den Check In führte.   Mit der Bitte dass wir doch bitte Yu-kun beruhigen sollten, der noch einmal seine Tonlage gesteigert hatte da wir Abbey für die Dauer des Fluges abgeben mussten, führte uns der Mann direkt ins Flugzeug, direkt in die First Class. Fast war ich mir sicher das Mutter uns normale Plätze gebucht hatte, aber sie sagte nichts dazu. „Bitte die Dame. Ich hoffe sie werden mit ihrer Familie einen angenehmen Flug haben.“ Seine Stimme sagte deutlich aus das er uns nicht so bald wiedersehen wolle. Meine Mutter lächelte ihn freundlich an und bedankte sich höflich für sein bemühen. Mit einem seufzen ließen wir uns in unsere Sitze gleiten. Mutter setzte Yu-kun zwischen uns, welcher sich mit großen Augen im Flieger umschaute. Yu zog an meinem Ärmel, in seiner Stimme war die Ungeduld zu hören. Es war sein erster Flug. Bis jetzt war er noch nie aus L.A. heraus gekommen. „Das Monster bringt uns zu Papa?“ ich hörte das leichte zittern in seinen Worten und lächelte ihn aufmunternd zu. „Ja, das Flugzeug bringt uns zu Papa. Aber ein wenig musst du dich gedulden.“ Nun schaute er unsere Mutter an, welche uns lächelnd beobachtete. „Mama! Wann sind wir bei Papa?“   „Wir brauchen einen halben Tag mit dem Flugzeug. Wenn du deinen Mittagsschlaf gemacht hast sind wir fast da.“ Mein Bruder verzog das Gesicht. Er mochte seinen Mittagsschlaf nicht sonderlich und oft schlich er sich einfach zu mir. Nur um dann in meinem Bett die Augen nicht mehr offen halten zu können, während ich meine Schulaufgaben erledigte oder Gitarre übte. „Dann mache ich jetzt meinen Mittagsschlaf! Dann bin ich bald bei Papa!“ ich musste lachen, da seine kindliche Logik einfach nur niedlich war. Die Ansage der Stewardess lies ihn für ein paar Minuten verstummen. Schließlich war das alles höchst spannend.  Die kleinen Leuchtschilder über unseren Sitzen sprangen an und bedeuteten uns dass es gleich losgehen würde und wir die Sicherheitsgurte anlegen mussten. Erneute Tränen bildeten sich in seinen Augen als der Flieger mit lauten Getöse startete. Es war ihm nicht geheuer. Seine kleinen Hände umklammerten die unseren und zitterten immer stärker. Der Flieger erreichte keine zehn Minuten später seine optimale Flughöhe und damit wurde auch die Geräuschkulisse kleiner. Ein leiser Piep-Ton und die erloschenen Schilder bedeuteten uns dass wir die Sicherheitsgurte wieder ablegen konnten.   Nach einiger Zeit kamen zwei Stewardessen und verteilten das Frühstück. Yu-chan schaute sie aus großen Augen an. „Na du kleiner Mann.“ Die Frau strich ihm über sein schwarzes Haar, was seine Augen noch größer werden ließ. „Möchtest du mal in das Cockpit und dir vom Piloten alles zeigen lassen?“ fragte sie freundlich. Yu blickte zwischen Mutter und mir hin und her, unschlüssig ob er dieses Angebot wirklich annehmen sollte oder ob die fremde Frau ihn nur hinters Licht führen wolle.  „Du kannst deine große Schwester auch mitnehmen.“   Ich sah förmlich wie es in dem kleinen Kopf meines Bruders arbeite. Und anscheinend kam er zu der Entscheidung, dass ein Besuch beim Piloten mit mir keine Gefahr darstellen konnte. Kleine Finger umschlossen meine Hand, zogen mich hinter sich her. Die Stewardess öffnete die Tür zum Cockpit und sprach kurz mit dem Piloten bevor sie uns hereinwinkte. Der Pilot betätigte einige Knöpfe, nickte seinen Co-Piloten kurz zu und setzte seine Kopfhörer ab um uns zu begrüßen. „Guten Tag. Mein Name ist Steve Taylor. Wie heißt du denn?“ fragte er Yu in fast akzentfreien japanisch. Ich blickte ihn leicht verwundert an, aber es war ja keine Seltenheit das  Piloten mehrere Sprachen beherrschten. Yu versteckte sich hinter mir und brauchte mehrere Anläufe um dem Piloten zu antworten. „Y…Y….Yu…Yuu…“ der Pilot lächelte. „Yuu? Ein schöner Name. Komm doch mal her da kann ich dir alles zeigen.“ Nur zögernd trat der Kleine hinter mir hervor und sah den Piloten nach wie vor skeptisch an. „Onēsan… der Mann ist unhöflich!“ beschwerte sich mein kleiner, dreijähriger Bruder.   Ich musste lachen. Der ernste Ausdruck in Yu-chans und der völlig überraschte im Gesicht des Piloten waren einfach nur komisch.  „Sie müssen meinen Bruder entschuldigen. Aber Okāsan schimpft ihn immer aus wenn er uns nicht aussprechen lässt. Das hat er von ihr übernommen.“ Der Pilot schien verwirrt, lächelte aber trotzdem weiter. Mein Bruder war inzwischen neben ihn angekommen, begutachtete die vielen Knöpfe. „Wofür sind die bunten Lichter?“ fragte er mit weit aufgerissenen Augen und ließ sich nun alles in Ruhe erklären. Ich stand stumm hinter ihnen und beobachtete einfach wie sehr mein Bruder sich freute als er das Flugzeug steuern durfte, mithilfe des Piloten.    Für mich verging eine gefühlte Ewigkeit, bis wir zu unseren Plätzen zurückkehrten, trotz dass wir nur eine gute Stunde im Cockpit verbracht hatten. Yu-chan hatte den Hut des Piloten noch immer auf, zeigte ihn stolz unserer Mutter. „Wo hast du den denn her?“ fragte sie neugierig und half ihm die Hashi richtig zu halten.  „Steve-san hat ihn mir geschenkt!“ erzählte er freudestrahlend und ich nickte nur bestätigend. Der Kleine hatte sich innerhalb der letzten Stunde in das Herz des Piloten gearbeitet, mit seinen neugierigen Fragen und dem kindlichen Drang alles ausprobieren zu wollen. Nachdem Yu-chan stolz von seinem Ausflug berichtet hatte, konnte Mutter ihn endlich überzeugen ein wenig zu frühstücken. Immer wieder unterbrach er seine Mahlzeit, um ihr noch einmal zu erzählen was er glaubte vorher vergessen zu haben.  Ich lehnte mich zurück in den Sitz und stöpselte mir die Kopfhörer meines iPods in die Ohren. Betrachtete verträumt die Wolken, registrierte nur am Rande das Yu sich an mich kuschelte, bevor auch mir die Augen zu fielen. Die Zeit im Flugzeug erinnerte mich immer an das Warten im Vorraum eines Arztes. Es war zermürbend und machte einfach nur müde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)