Fünf Jahre von Juju ((K)eine Freundschaft für immer) ================================================================================ Kapitel 53: Geburtstagsplanung der besonderen Art ------------------------------------------------- Sie verbrachten die Zeit bis zum Abend tatsächlich damit, Karis Mathehausaufgaben zu erledigen, auch wenn Kari der Sinn eher nach anderen Dingen stand. Doch T.K. hatte darauf bestanden, ihr zu helfen. Dabei plauderten und lachten sie jedoch auch viel und bemerkten gar nicht, wie die Zeit verflog. Irgendwann machte T.K. sich auf den Nachhauseweg, obwohl Kari ihn gern noch länger bei sich behalten hätte. Mit einem Kuss und einem glühenden Blick verabschiedete sie ihn, bevor sie zurück in die Wohnung taumelte. Yuuko stand in der Küche gegen den Kühlschrank gelehnt, blätterte in einem Magazin und warf Kari über den Rand der Seiten hinweg einen prüfenden Blick zu. „Mama“, sagte Kari und blieb in der Küche stehen. „Kari“, erwiderte ihre Mutter und ließ die Zeitschrift sinken. „Ich glaube, wir sind jetzt offiziell zusammen“, gestand Kari und spürte, wie sich ein verträumtes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. „Du und T.K.?“ „Nein, ich und der Kaiser von China. Natürlich ich und T.K.“ „Ja!“, rief Yuuko triumphierend und stieß eine Faust in die Luft. „Wow ähm... danke, dass du dich so für mich freust“, erwiderte Kari und hob verwirrt eine Augenbraue. „Ach, sei nicht albern. Natsuko schuldet mit fünftausend Yen. Deswegen freue ich mich“, sagte Yuuko und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Naja, natürlich freue ich mich auch für dich. Das ist ganz toll, Kleines.“ „Wie? Was? Fünftausend Yen?“ Mit einer düsteren Vorahnung im Kopf verengte Kari die Augen zu Schlitzen. Hatte ihre Mutter etwa... „Sie hat gesagt, ihr schafft es bis Weihnachten nicht, euch endlich eure Liebe zu gestehen. Ich habe ihr gleich gesagt, das ist Unsinn. Man musste dich nur beobachten, wenn du gerade von einem Treffen mit T.K. kamst.“ Yuuko grinste selbstbewusst und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Magazin hatte sie längst weggelegt. Entgeistert starrte Kari ihre Mutter an. „Ihr habt im Ernst darum gewettet, wie lange es dauert, bis T.K. und ich ein Paar sind?“ „Ja. Naja. Wir hatten ein bisschen zu viel Wein getrunken, als wir das abgeschlossen haben und...“ „Du bist die schlechteste Mutter der Welt“, unterbrach Kari ihr Gestammel und schüttelte ernüchtert den Kopf. „Was? Eigentlich war die Wette Natsukos Idee“, verteidigte Yuuko sich. „Im Gegensatz zu dir kann Natsuko aber wenigstens kochen!“, erwiderte Kari schnippisch und ging ohne ein weiteres Wort in ihr Zimmer. In den nächsten Tagen ignorierte Kari ihre Mutter nahezu komplett. Sie konnte einfach nicht glauben, dass sie und T.K.s Mutter tatsächlich eine Wette darauf abgeschlossen hatten, wie lange es dauern würde, bis aus ihren Kindern ein Paar wurde. Hatten die Frauen keine anderen Hobbys? Vielleicht sollte sich Yuuko endlich einen Job suchen. Was hatte sie denn als Hausfrau noch zu tun? Das jüngere Kind war fast ausgezogen und sie musste sich zu Tode langweilen zu Hause. Vielleicht sollte Kari sie heimlich auf einer Jobvermittlungsseite im Internet anmelden. Dann hätte sie endlich einmal etwas zu tun und würde aufhören, in Karis Leben herumzuschnüffeln und sinnlose Wetten abzuschließen. „Worüber grübelst du schon wieder nach?“, riss T.K. sie aus ihren Gedanken. „Schreib doch einfach, dass wir ihn treffen wollen.“ Sie und er saßen gerade in Karis Zimmer vor dem Computer und chatteten mit Akihito, dem potentiellen Pädophilen, der sich für Sakura Miyoshi interessierte. In den letzten Tagen hatten sie sich gegenseitig ein bis zwei Nachrichten geschickt, doch nun waren sie zufällig gleichzeitig online und er hatte sie im Chat angeschrieben. „Okay“, murmelte Kari und tippte etwas in den Chat. Ich würde dich gern mal kennenlernen. Scheinst echt nett zu sein :) Fragend sah sie zu T.K., obwohl sie nichts mehr ändern konnte, denn sie hatte die Nachricht schon abgeschickt. Dieser runzelte die Stirn und betrachtete das Geschriebene kritisch, während Akihito schon dabei war, eine Antwort einzutippen. „Wenn ich es mir recht überlege, hätten wir vielleicht darauf warten sollen, bis er fragt“, meinte T.K. „Aber du hast doch gerade eben gesagt, ich soll das schreiben“, entgegnete Kari verwirrt. „Ich habe meine Meinung gerade geändert. Aber jetzt ist es ja eh zu spät.“ „Mein Gott, du bist schlimmer als 'ne Frau“, murmelte Kari kopfschüttelnd und wartete ungeduldig auf Akihitos Antwort. „Und du weißt wirklich, wie man Komplimente macht. Charmant wie ein Eisblock“, erwiderte T.K. trocken. Kari kicherte und richtete ihre Aufmerksamkeit dann ganz auf die soeben erschienene Antwort. Gern! :) Wir können uns ja mal auf ein Eis treffen. „Jetzt lass' mich mal“, forderte T.K. und drängte sie ein wenig zur Seite, um die Tastatur bedienen zu können. Klingt super. Wann hast du denn immer so Zeit? Also ich habe immer bis um 4 Schule :( „Wenn er jetzt darauf kommt, dass hinter Sakura Miyoshi zwei Leute stecken, bist du schuld“, meinte Kari und musterte den Satz, den er getippt hatte. „Wieso?“, fragte T.K. „Weil ich die Substantive immer klein geschrieben habe und du sie jetzt groß schreibst“, antwortete Kari sachlich und sah T.K. an, der ihren Blick skeptisch erwiderte. „Was?“ „Ich glaube, der hat andere Dinge im Kopf, als Sherlock Holmes für Arme zu spielen“, meinte er spöttisch. Na dann könnten wir uns doch morgen um 5 treffen. Was hältst du davon? Kari riss die Augen auf und sah T.K. an. Was sollten sie jetzt machen? Morgen war T.K.s Geburtstag. Den konnten sie doch nicht damit verbringen, einem Pädophilen aufzulauern. Eigentlich wollte Kari den heutigen Nachmittag auch nicht damit verbringen, mit ihm zu schreiben. Sie hatte vorgehabt, T.K. schnell wieder loszuwerden, um ihm einen Kuchen für morgen backen zu können. „Was? Sag' schon zu“, forderte T.K. sie schulterzuckend auf. „Aber morgen ist doch...“ „Ich kann mir an meinem Geburtstag nichts Besseres vorstellen, als mit dir zusammen einem Pädophilen hinterherzuschleichen“, unterbrach er sie amüsiert lächelnd. „Dann ist dein Leben ja noch viel trauriger als meins“, erwiderte Kari grinsend. Wieder zuckte er lässig mit den Schultern. „Wenn du dabei bist, ist es erträglich.“ Er beugte sich zu ihr und verwickelte sie in einen zärtlichen Kuss, der Kari sofort alles andere vergessen ließ. Seine Lippen fühlten sich weich an und schmeckten nach... ihm. Woran hatten sie gerade eigentlich gearbeitet? Sie spürte seine Zähne an ihrer Unterlippe. Wo waren sie eigentlich? Sein Haar kitzelte ihre Stirn. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust und Glücksgefühle strömten durch ihren Körper. Warum hatten sie sich noch mal getroffen? Geburtstag. Kuchen. Facebook. Projekt. Widerstrebend löste Kari den Kuss und sah ihn an. Warum machte er sie nur so wahnsinnig? Wenn er sie küsste, fühlte sie sich jedes Mal wie ein Stück Butter, das in der Sonne liegen gelassen wurde und fröhlich vor sich hin schmolz, bis es nur noch eine Pfütze war. Würde er sie jetzt sofort aufs Bett werfen und ihre Aktivität fortführen und ausbauen, Kari wäre ihm hilflos ausgeliefert. Sie war sich sicher, dass sie sich nicht wehren könnte, selbst wenn sie es wollte. Wenn er sie nur auf diese gewisse Weise ansah, brachte er sie damit schon fast um den Verstand. „Lass uns weitermachen, okay?“, sagte Kari und wandte sich dem Computer zu, damit er erst gar nicht auf die Idee kommen konnte, sie könnte eventuell von der Knutscherei sprechen. Hallo? Bist du noch da? Kari machte keine Anstalten zu antworten, da sie erst einmal ihre Gedanken ordnen und wieder zurück in die Realität finden musste. Also übernahm T.K. das Zepter. Ja, das passt mir gut. Ich freue mich schon :) Gut. Wo wollen wir uns denn treffen? Du kannst mich ja direkt von meiner Schule abholen. Das wäre cool :) Erschrocken sah Kari T.K. an. „Bist du verrückt? Was, wenn er zustimmt? Was sollen wir denn dann sagen?“ „Wenn er wirklich ein Pädophiler ist, wird er nicht zustimmen“, antwortete T.K. überzeugt. „Warum bist du dir da so sicher?“, fragte Kari verwirrt. „Ein Mann Mitte vierzig, der eine Zwölfjährige von der Schule abholt, mit dem sie noch nie ein Lehrer zusammen gesehen hat? Er würde sofort unter Verdacht stehen. Das Risiko geht er sicher nicht ein.“ Kari runzelte die Stirn und musterte ihn skeptisch. „Was?“ „Ich weiß nicht, ob ich das praktisch oder eher beängstigend finden soll, dass du das alles weißt.“ T.K. schnaubte nur und wandte sich wieder an den PC. Also um ehrlich zu sein, mag ich Schulen nicht so gern. Ich würde mich lieber mit dir im Café oder so treffen wollen. :) T.K. warf Kari einen vielsagenden Blick zu. „Ich glaube, ich habe gerade entschieden, dass ich es beängstigend finde“, sagte sie. „Kleine Mädchen entführen ist mein geheimes Hobby“, meinte T.K. sarkastisch. „Aber zwölf ist mir viel zu alt.“ Kari konnte nicht anders, sie musste lachen. Mit Akihito vereinbarten sie, sich um fünf in einem Café in Odaiba zu treffen, dann schalteten sie endlich den Computer ab. Kari konnte das Ding schon nicht mehr sehen, so oft wie sie in den letzten Tagen davor gesessen hatte. „Weißt du, ich möchte dich ja nicht rausschmeißen, aber...“, fing Kari an und wich seinem Blick aus. Dabei versuchte sie, möglichst unschuldig auszusehen. Erstaunt sah T.K. sie an. „Aber was?“ Kari stand auf und ging auf ihre Zimmertür zu. „Naja, du weißt doch, wie das ist. Mit dem Schulkram und so. Ich wollte noch mal in Ruhe alles für morgen durchgehen, ob ich auch ja nichts vergessen habe. Heute zum Beispiel hatte ich meinen Geschichtshefter vergessen. Das wäre nicht passiert, hätte ich gestern noch mal alles kontrolliert. Und außerdem muss ich mir noch die Haare waschen und das dauert immer so lang. Meine Haare brauchen einfach ewig zum Trocknen, aber wenn ich sie föhne, sehe ich immer aus wie ein geplatztes Sofakissen. Also lasse ich sie einfach an der Luft trocknen und... und...“ T.K. hatte sie aus dem Konzept gebracht, indem er auf sie zugekommen war und sie nun gegen die Tür drückte. Er hatte seine Hände links und rechts neben ihr an der Tür abgestützt und sah ihr eindringlich in die Augen. Kari schluckte. Schon wieder machte er es. „Du schmeißt mich also ohne Grund raus?“, fragte er leise. In seiner Stimme lag ein bedrohlicher Unterton. „N-nicht ohne Grund. Ich h-hab' dir doch gerade erklärt, dass...“ „Schon klar. Die Schule und deine Haare“, unterbrach er sie und verzog das Gesicht. Er trat einen Schritt zurück und ließ sie somit wieder frei. „Wie auch immer. Dann gehe ich mal lieber, bevor du morgen noch dein Wie-man-Menschen-schonend-beibringt-dass-man-sie-gerade-nicht-im-Haus-haben-will-Buch vergisst.“ „Witzig.“ Kari stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn grinsend an. „Ich lache später, okay?“ „Okay. Hast ja genug Zeit, während deine Haare trocknen.“ Er grinste zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)