Fünf Jahre von Juju ((K)eine Freundschaft für immer) ================================================================================ Kapitel 37: Matts angekratztes Ego ---------------------------------- Wütend betrat Kari die Wohnung, zog sich die Schuhe aus und tropfte auf dem Weg durch den Flur den Boden voll. Ihre Mutter saß am Tisch im Wohnzimmer und blickte auf, als Kari an ihr vorbeistürmte. „Was ist denn los?“, fragte sie skeptisch. „Lass mich in Ruhe!“, fauchte Kari, ging geradewegs in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Sie zog sich aus und ließ die nassen Sachen einfach achtlos auf dem Boden liegen. Nachdem sie sich trockene Sachen angezogen hatte, warf sie sich auf ihr Bett und versuchte, nicht vor Wut zu heulen. Falls sie seit Samstag auch nur eine Sekunde lang geglaubt hätte, zwischen ihr und T.K. könnte sich unter Umständen mehr entwickeln, so waren diese Gedanken nun komplett zunichte gemacht worden. Mit so einem Typen wollte sie ohnehin nichts am Laufen haben, weder ernsthaft noch locker. Er war ja fast schon eine Art Schoßhündchen für Aya. Ihr persönlicher Bodyguard. Wer wusste schon, was sie ihm für Geschichten erzählte. Und er kaufte ihr auch noch alles ab und tat, als wäre sie ein armes kleines Mädchen in einer schlimmen Opferrolle. Was konnten das schon für Probleme sein, die dieses Mädchen hatte? Dass sie sich morgens nicht entscheiden konnte, welche Make-up-Marke sie heute tragen wollte? Warum nur war sie so eifersüchtig auf Kari und sagte ihr, sie sollte ja die Finger von T.K. lassen, wenn dieser sowieso schon total unter Ayas Pantoffel stand? Und warum zum Henker hatte er Kari geküsst, wo er doch offensichtlich auf Aya stand? Wütend griff Kari nach dem gerahmten Kinderfoto auf ihrem Nachttisch, das sie von T.K. bekommen hatte, und pfefferte es unter ihr Bett. Sollte es doch da verstauben. Sie warf einen Blick auf den digitalen Wecker auf ihrem Nachttisch. Sie hatte noch eine halbe Stunde, um sich zu beruhigen, bevor sie sich auf den Weg zu dem Café machen musste, in dem sie sich um sechs mit Matt treffen wollte. Sie nutzte die Zeit, um ihr Zimmer aufzuräumen. Dabei konnte sie sich meist gut abreagieren und es war etwas, was sie oft tat, wenn sie wütend war. Am Ende hatte sie sich so ins Aufräumen vertieft, dass sie fast die Zeit vergaß und sich beeilen musste, um noch rechtzeitig in dem Café anzukommen. Draußen regnete es noch immer sintflutartig, doch diesmal hatte Kari einen Schirm dabei. Sie betrat das kleine Café, das sich in einer Seitenstraße befand, in der sehr wenig los war, und ein angenehmer Duft nach Kaffeebohnen und frisch gebackenen Waffeln empfing sie. Sie musste sich einen Augenblick lang umsehen, bevor sie Matt in der abgelegensten Ecke des Raumes ausmachen konnte. Er hatte sich hinter einer Zeitschrift versteckt. Sie ging auf den kleinen quadratischen Tisch zu und nahm Matt gegenüber Platz. „Hi“, begrüßte sie ihn. „Na, Kleines?“, erwiderte er ihre Begrüßung lächelnd. „Ist alles okay? Du wirkst aufgebracht.“ „Ach, ich hab' mich nur vorhin mit deinem Bruder gestritten“, murmelte sie und griff nach der Karte. „Willkommen im Club“, entgegnete Matt etwas spöttisch. „Ich hoffe, es ist nichts allzu Schlimmes und ich muss ihm keine reinhauen?“ Kari schnaubte und warf Matt einen belustigten Blick zu. Eigentlich war das gar kein schlechtes Angebot. „Hast du schon bestellt?“ „Hab' auf dich gewartet.“ Als die Bedienung kam, bestellten sie sich einen Kaffee und einen Cappuccino, die ihnen kurz darauf zusammen mit einem Keks serviert wurden. Kari stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und den Kopf auf den Händen und sah Matt erwartungsvoll an. „Also, was wolltest du?“ Er hob fragend die Augenbrauen. „Ich habe dich gestern nur beim Wort genommen. Du hast gesagt, wir können uns mal auf einen Kaffee treffen.“ Er deutete auf seine Kaffeetasse und lächelte schief, wobei er T.K. unheimlich ähnlich sah. „Und das ist schon alles?“, fragte Kari verwundert. Er zuckte mit den Schultern. „Tja, du hast gestern meinen Stolz verletzt. Normalerweise wimmeln Mädchen mich nicht ab.“ Kari kicherte. „Entschuldige. Ich hoffe, es hilft deinem Ego, dass ich jetzt hier bin.“ „Das tut es. Aber hättest du mich versetzt, wäre ich jetzt wohl ein Häufchen Elend voller Selbstzweifel.“ „Das glaubst du doch selbst nicht“, erwiderte Kari abwinkend. Er überlegte kurz. „Stimmt.“ Er schüttete einen halben Teelöffel Zucker in seinen Kaffee, rührte um und nippte vorsichtig an der Tasse, bevor er Kari wieder ansah. Er sah wirklich unverschämt gut aus. „Erzähl doch mal, was mein Brüderchen nun angestellt hat.“ „Nichts“, murrte Kari ausweichend und rührte in ihrem Cappuccino. Sie beobachtete, wie der Kaffee dabei haselnussfarbene Spuren im Milchschaum hinterließ. „War das das Problem? Dass er nichts gemacht? Hätte er etwas machen sollen?“, hakte Matt nach und Kari spürte, dass er sie interessiert musterte. „Nein“, antwortete sie, ohne den Blick von ihrem Cappuccino abzuwenden. „Hm“, machte Matt nachdenklich und Kari wünschte sich, er würde das Thema wechseln. „Hat er sich mit Shinji, oder wie der Typ vom Frühlingsball hieß, angefreundet?“ „Was? Nein“, antwortete Kari irritiert. „Hattet ihr ein Date und er ist nicht gekommen?“, riet Matt weiter. „Nein!“ „Hat er dir eine Haarspange geschenkt, woraufhin du dachtest, er fände deine Frisur hässlich?“ Nun musste Kari lachen und schüttelte den Kopf. Matt seufzte resigniert und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Gibst du mir einen Tipp? Ich komm' nicht drauf.“ „Na schön“, gab Kari nach. „Erinnerst du dich noch an Aya? Sie war auch auf dem Frühlingsball und hängt an T.K. wie eine Klette.“ Matt kniff die Augen zusammen und schien zu überlegen, dann ging ihm anscheinend ein Licht auf. „Die Schwarzhaarige. Ah, ich glaube, ich kann mir denken, was das Problem ist.“ „Sie steht auf ihn und eigentlich dachte ich, dass er nicht so wirklich auf sie steht, aber sie hat fiese Gerüchte über mich verbreitet und er verteidigt sie und sagt, ich solle versuchen, sie zu verstehen“, fasste Kari den Streit zusammen. Matt nickte. „Klingt, als müsste ich ihm wirklich eine reinhauen. Was waren das denn für Gerüchte?“ „Dass ich erzählt hätte, T.K. und ich hätten... naja, du weißt schon.“ Matt hob überrascht die Augenbrauen. „Gut, dass Tai nicht hier ist.“ „Zuerst hat T.K. das geglaubt und hat mich deswegen angefahren und nicht mehr mit mir geredet und als ich ihm sagte, dass Aya das war, wurde er auf einmal ganz verständnisvoll“, erzählte Kari. Es tat ihr erstaunlicherweise gut, die Geschichte jemandem anzuvertrauen und sich auszulassen. „Komisch. Ich hätte gestern schwören können, dass er auf dich steht“, sagte Matt und verschränkte die Arme vor der Brust. Kari sah ihn verwundert an. „Echt? Wieso?“ „Naja, er hat ständig von dir geredet. Also nichts Wichtiges, nur beiläufige Sachen, aber es kam mir so vor, als hätte er deinen Namen ziemlich oft erwähnt“, erklärte Matt und lächelte sie verschmitzt an, sodass sie rot wurde. „Naja, ist ja jetzt auch egal“, murmelte sie. „Wir haben ja gesehen, dass das nichts zu bedeuten hat.“ „Ich weiß nicht“, erwiderte Matt zweifelnd. „Vielleicht gibt es da ja irgendein Missverständnis. Irgendwas, was du nicht weißt.“ Kari kamen wieder Aya und ihre angeblichen Probleme in den Sinn, doch sie verdrängte den Gedanken und nippte an ihrem Cappuccino. Sie tendierte dazu, dass T.K. einfach nur verliebt in Aya war. „Wie war denn eigentlich euer Gespräch gestern?“, fragte sie nun und sah Matt interessiert an. „Hm, naja“, sagte Matt zögernd. „Wir haben zumindest über alles geredet. Danke noch mal. Ich glaube, wenn du nicht da gewesen wärst, hätte er sich nicht darauf eingelassen.“ „Keine Ursache“, erwiderte Kari lächelnd. „Schön, dass ihr geredet habt. Wie geht es jetzt weiter?“ „Tja, keine Ahnung“, antwortete Matt schulterzuckend. „Ich habe ihn und unsere Mutter auf ein Konzert am Samstag eingeladen, aber ich weiß nicht, ob sie kommen werden.“ Dann sah er Kari an, als wäre ihm eben etwas eingefallen. „Wenn du möchtest, kannst du natürlich auch kommen. Ich besorge dir eine Freikarte.“ „Oh, ich hab' leider keine Zeit“, erwiderte Kari bedauernd. Sie wäre wirklich gern auf ein Konzert von Matts Band gegangen. „Am Samstag feiern wir Mimis Junggesellinnenabschied.“ „Ah, verstehe.“ Er grinste. „Das gleiche machen Tai und ich auch am Freitag.“ „Oh“, erwiderte Kari überrascht. „Das hat er mir noch gar nicht erzählt. Wo geht ihr denn hin?“ Sie hoffte, vielleicht eine Idee für Mimis Abend zu bekommen, denn bisher hatte keine von ihnen einen besonders kreativen Einfall gehabt. Matt runzelte die Stirn. „Versprichst du, dass du es nicht Mimi erzählst?“ „Ja“, antwortete Kari langsam und musterte ihn skeptisch. „Wir gehen in einen der besten Stripclubs der Stadt“, verkündete Matt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Tai weiß davon auch noch nichts, aber ich denke, er wird sich freuen.“ Kari hob die Augenbrauen und musste lachen. „Okay, das sollte Mimi wirklich besser nicht erfahren.“ Sie fragte sich, wie oft Matt wohl solche Clubs besuchte, um so gut Bescheid zu wissen, welche zu den besten der Stadt gehörten. „Und was werdet ihr machen?“, fragte Matt nun. „Wie viele seid ihr überhaupt?“ „Na wir Mädels aus der alten Truppe. Mimi, Yolei, Sora und ich. Und was wir machen, wissen wir noch nicht so genau. Auf jeden Fall weiß Mimi noch nicht, dass wir überhaupt etwas mit ihr vorhaben“, antwortete Kari und trank einen Schluck von ihrem Cappuccino. Matts Augenbraue zuckte und in seinen Augen lag auf einmal ein seltsamer Ausdruck. „Hm... wenn ihr wollt und euch nichts einfällt, könnt ihr auch gern zum Konzert kommen. Ich kann euch vier Freikarten besorgen.“ „Oh“, machte Kari und dachte darüber nach. Das wäre doch gar kein schlechter Anfang. Zuerst könnten sie gemütlich zu viert irgendwo etwas essen gehen, dann zu Matts Konzert und anschließend den Abend in einer Bar ausklingen lassen. „Das werde ich Sora und Yolei auf jeden Fall mal vorschlagen. Danke.“ Er lächelte. „Sag einfach Bescheid.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)