Die Geburt des Drachen von White-Raven ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Der Winter kam ins Land und ging wieder und zu Radeks Verdruss starb der Junge keineswegs. Beide, Mutter und Kind, kamen sehr gut durch die kalte Jahreszeit und auch als der Söldnerlager sich beim ersten warmen Tag des neuen Jahres wieder auf die Suche nach Arbeit machte, gab es keine Anzeichen, dass der Junge sterben könnte. Als alle Zelte abgebaut und ihre Habe zum Tragen verteilt war, suchte Radek Misha und den Jungen auf. Sie saßen zusammen auf einem der von einem Ochsen gezogenen Transportkarren und Misha war gerade damit beschäftigt ihren hungrigen Sohn zu stillen. „Hallo“, rief Radek schüchtern um ihre Aufmerksamkeit von dem Kind auf sich zu lenken. Misha drehte leicht den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. Seine starken Schultern, die langen, schwarzen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haare, die für einen fast 25 Jahre alten Mann noch jugendlichen Gesichtszüge und die schönen Augen, in die sie immer so gerne versunken war. Innerlich war sie froh darüber, dass er bei all den möglichen Männern um sie herum der Vater war. Und darüber, dass sie sich dessen so sicher sein konnte. „Was ist?“, fragte sie leise, als ob sie ihren Sohn nicht irritieren wollte. „Ich wollte... mal nach ihm sehen“, antwortete Radek verlegen und trat von einem Fuß auf den anderen. „Wolltest du nicht vielleicht eher nachsehen, ob er nicht doch noch gestorben ist?“, fragte sie bitter. Dan ganzen Winter über hatte er sie gemieden, nur ein einziges Mal hatte sie etwas von ihm gehört. Und zwar, als er nachts betrunken durch das Lager gewankt war und lauthals herumgebrüllt hatte, dass er das Kind zum Teufel wünschte. „Nein, ich... hör mal, es... tut mir leid“, stammelte er daher. „Was tut dir leid? Dass er noch lebt?“, Mishas Verachtung schien ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben. „Nein, im Gegenteil.“ Radek kletterte vorsichtig auf den Karren und setzte sich neben sie. „Ich habe lange nachgedacht.“ „Pah, seid wann denkt doch auch nur einer aus eurem Haufen?“ Ihre Stimme war um einige Oktaven in die Höhe gegangen und das Kind auf ihren Armen hatte zu trinken aufgehört um sie beide mit großen Augen anzustarren. Ein kurzes Blinzeln und der Junge schrie los. „Jetzt hast du ihn erschreckt“, sagte Misha vorwurfsvoll und versuchte vergebens Alexej zu beruhigen. „Ich?“ Radek konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Das warst ja wohl eher du.“ Er streckte die Arme aus und wollte Misha den Jungen abnehmen. Zuerst sah sie Radek widerwillig an, doch dann reichte sie ihm Alexej. „Wenn du meinst du kannst es besser“, kommentierte sie und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass Alexej, kaum das in Radeks starken Armen lag, verstummte. Die beiden blickten sich eine Zeit lang an und dann sah Radek mit einem strahlenden Lächeln zu Misha. Auch ihre Mine war weicher geworden, als sie Vater und Sohn zusammen sah. „Er mag dich“, sagte sie knapp. „Das ist auch gut so“, entgegnete Radek. „Schließlich bin ich sein Vater.“ Misha hielt kurz den Atem an und lächelte dann wieder. Was auch immer es gewesen war, irgendetwas hatte ihm gezeigt, dass er Alexej nicht zu missachten hatte. Vielleicht war er ein besserer Vater als Misha erwartet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)