In Ketten gelegt von Shinoito ================================================================================ Kapitel 1: Der fensterlose Raum ------------------------------- Als ich wieder zu mir kam, waren meine Beine und Hände an einen Stuhl gefesselt. Ich konnte mich weder bewegen, geschweige dann irgendwie aus dieser Situation abhauen. Ich wusste nicht einmal, wo ich hier war und wieso überhaupt. Soweit mir bekannt war, war ich ein unschuldiger siebzehnjähriger Junge, der brav zur Schule ging, seine Hausaufgaben immer machte und eine eigentlich recht normale Familie hatte. Ich hatte nie etwas mit zwielichtigen Typen zu tun gehabt und außer Rauchen und Schule schwänzen hatte ich sonst eigentlich auch nie etwas Verbotenes gemacht. Und nun sass ich gefesselt in einem dunklen Raum, welcher kalt und unfreundlich wirkte und nicht einmal ein Fenster hatte. Fensterlose Räume waren der Horror für mich. Ich bekam dann immer das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können. Dies hatte zur Folge, dass ich austickte und beinahe kollabierte. So auch jetzt. Unkontrolliert begann ich zu zucken und fing an, mit all meinen Kräften gegen die Ketten, die mich an den Stuhl gefesselt hielten, anzukämpfen. Mein Atem raste, wobei es schließlich so weit ging, dass ich nicht mehr aufhören konnte, nach Luft zu schnappen und zu hyperventilieren begann. Plötzlich aber, wurde die Tür, die ich erst jetzt entdeckte, aufgerissen und ein blonder Mann mit einem seltsamen Band über seiner Nase, stürmte hinein. In seiner einen Hand trug er eine volle Plastiktüte, in der anderen eine Pistole, die er nun auf mich richtete. „Gib Ruhe“, brüllte er mich an. Doch auch dadurch konnte ich nicht aufhören, panisch nach Luft zu schnappen. „Reita was zur Hölle machst du hier?“, ein Mann mit schwarzen Haaren und einem Piercing hatte den Raum nun ebenfalls betreten. Sofort blieb sein Blick an mir hängen. „Was zur-“, einen kurzen Moment starrte er auf die sich ihm bietende Situation, ehe er auf mich zu hastete, blitzschnell einen Schlüssel aus seiner Hosentasche kramte und die Ketten schließlich löste, indem er das Schloss öffnete. „Steh nicht so rum“, herrschte er „Reita“ an, wie er den Blonden genannt hatte. Danach packte er mich und zerrte mich auf den Boden, sodass ich auf dem Rücken lag und noch immer dem Ersticken nahe war. „Was soll ich denn machen?“, antwortete Reita, seine Stimme klang etwas panisch. „Gib mir den Plastiksack!“ Nur am Rande nahm ich wahr, wie der Schwarzhaarige Reita den Plastiksack aus der Hand riss, die Sachen darin neben sich ausschüttete und ihn mir dann über den Kopf stülpte. Gleichzeitig legte er eine Hand auf die Stelle, wo sich mein Herz befand. „Aoi! Was machst du da?? Das waren unsere Einkäufe! Willst du dass er ganz erstickt?“ „Vergiss die Einkäufe. Ich weiß was ich mache Reita, vertrau mir“, antwortete Aoi ruhig. Durch seine Aktion spürte ich, wie ich langsam wieder Kontrolle über meinen Atem erlangte und ruhiger wurde. Ganze fünf Minuten später lag ich einfach nur noch still da, die Zuckungen und Atemprobleme hatten sich verflüchtigt. „Es hat geholfen“, hörte ich Reitas ungläubige Stimme. „Sage ich doch. Wenn jemand hyperventiliert, muss man ihn beruhigen und dafür sorgen, dass er sein eigene Atemluft wieder ein- und ausatmet. Mit einem Plastiksack geht das ganz gut“ „Woher weisst du das wieder?“ „Ich habe schon mehrmals selbst hyperventiliert und kenne dieses Problem“ „Das wusste ich gar nicht“ „Egal. Die Frage ist nun, warum der Kleine hyperventiliert hat…Oft sind Angst und Panik die Auslöser“, erklärte Aoi. Anscheinend hatte er wirklich Ahnung davon… Ich spürte, wie er nun die Hand von meinem Herzen nahm und kurz darauf auch der Plastiksack über meinem Kopf verschwand. „Reita, sag Uruha, dass alles okay ist, ja? Ich werde mich um ihn kümmern“, sagte Aoi, worauf dieser nickte und verschwand. Im Halbdunklen starrte ich den fremden Mann an, der sich bei seiner vorigen Aktion neben mich gekniet hatte. Wie alt war er wohl? Zwanzig? Oder noch etwas älter? „Wie heißt du?“, fragte er mich und unterbrach dabei meine Gedanken. „Takanori“, erklärte ich schließlich etwas zögerlich „Matsumoto Takanori“ „Shiroyama Yuu. Oder auch Aoi, wie ich hauptsächlich genannt werde“, stellte sich nun auch Aoi vor, ehe er fragte: „Hast du das öfters?“ und dabei das Hyperventilieren meinte. „Ab und zu“, erklärte ich leise. „Ich nehme mal an, du bist ziemlich eingeschüchtert, was?“ Ich hatte keine Zeit ihm darauf zu antworten, da die Tür erneut aufgerissen wurde. „Du sollst ihn wieder anketten, Anweisung vom Boss“, rief Reita Aoi zu. Zu meiner Überraschung aber schüttelte dieser nur der Kopf. „Das werde ich nicht tun“, meinte er „Er wird nicht hier bleiben, jedenfalls nicht in diesem Raum. Wenn es sein muss, nehme ich ihn zu mir!“ „Das kannst du nicht einfach tun“, sagte Reita entsetzt. Anscheinend spielte er immer etwas den Coolen, wurde aber doch recht schnell hysterisch, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorgestellt hatte. „Ich werde das mit Uruha regeln! Aber zuerst möchte ich Takanori auf mein Zimmer bringen“ „Wenn du meinst. Aber wenn du bestraft wirst, musst du dich nachher nicht bei mir beschweren“, gab Reita nach und seine Stimme klang nun wieder gefasst. „Hab ich das jemals getan? Du bist es doch immer, der sich hinter Uruhas Rücken über ihn aufregt, oder nicht? Jedenfalls, lass mich nur machen“, lächelte Aoi. Grummelnd verließ Reita den Raum, ehe ich erneut mit Aoi alleine war. Dieser machte sich nun daran, die drei Spaghettipackungen, vier Tomaten-Sugo-Büchsen und zwei Flaschen Säfte, die er anscheinend vorhin aus dem Plastiksack geworfen hatte, wieder in diesen zurückzubefördern. Danach stand er auf und hielt mir die Hand hin. „Komm, steh auf, wir haben nicht allzu lange Zeit“, meinte er etwas ungeduldig. Zögerlich griff ich nach seiner Hand, worauf er mich auf meine Beine zog. Kaum stand ich, verließ er auch schon den Raum. Ohne lang nachzudenken folgte ich ihm, da ich nicht mehr alleine zurückbleiben wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)