Everything you want von BurglarCat ================================================================================ Kapitel 4: "Es liegt mir nicht aufzugeben." ------------------------------------------- Ein schweres Seufzen drang über ihre Lippen, während ihr Atem in kleinen, weißen Wolken vor ihrem Gesicht aufstieg. Inzwischen war es Abend geworden und um Robin aus dem Weg zu gehen, hatte Nami sich freiwillig für die Nachtwache gemeldet, etwas das sie normalerweise nie tat. Doch nach den Ereignissen des Morgens war Nami zu dem Schluss gekommen, dass es vorerst besser war, wenn sie sich nicht unbedingt alleine mit ihr in einem Raum aufhielt. Die meiste Zeit des Tages hatte sie bei ihren Orangenbäumen verbracht, hatte nachgedacht, die Situation von vorne bis hinten durchgekaut. Es war nicht einmal so, dass sie sonderlich viele Optionen hatte, doch Nami wusste, dass sie sich in diesem Fall selbst im Weg stand. Das, was sie von Anfang an hatte vermeiden wollen war eingetreten und hinderte sie nun daran sich von Robin fern zu halten. Erneut seufzte sie auf und legte den Kopf in den Nacken. Einen Moment schloss sie die Augen. Sie stand an die Reling gelehnt da und zog die Decke etwas enger um ihren Körper. Eine Winterinsel war ihr nächstes Ziel und sie würden diese schon sehr bald erreichen, zumindest sprachen die Temperaturen, die sich seit dem späten Nachmittag eingestellt hatten Bände. Was genau sie dort erwarten würde wusste Nami nicht. Auf Couros befanden sich eher wenige, kleine Dörfer, keine Nennenswerte Regierung, das einzige was ihnen Probleme bereiten dürfte waren die schweren Witterungsbedingungen. Sie selbst konnte dem Winter nicht viel abgewinnen, die Kälte machte ihr jetzt schon zu schaffen und dabei hatten sie noch lange nicht den Tiefpunkt der Temperaturen erreicht. Auf Couros war es nun Winter, wie sie heraus gefunden hatte und so waren -15°C noch die wärmsten Temperaturen, die sie zu erwarten hatten. Der einzige, der von ihnen wohl seinen Spaß dort haben würde wäre Chopper, aber ihm gönnte sie das auch, auch wenn sie hoffte, dass sie bald wieder von dort verschwinden konnten. Das wichtigste war es ohnehin Ruffy davon abzuhalten, dass er sich in irgendwelche Schwierigkeiten begab, die er schier magisch anzuziehen schien. „Du läufst vor mir davon.“ Leicht zuckte Nami zusammen und blickte zur Seite. Robin stand dort, in einen Mantel gehüllt und lächelte Nami fast schon belustigt an. Diese schnaubte leise und wandte den Blick wieder ab. „Du bildest dir wirklich zu viel auf deine Person ein“, gab sie zurück und versuchte die andere zu ignorieren. Sie musste wieder in den Alltag zurück finden, ohne das Robin sie immer wieder ins Wanken brachte. So konnte es wahrlich nicht weiter gehen. „Ich sehe keinen Grund, warum ich es nicht sollte.“ Nami verdrehte die Augen. Es war einfach unglaublich, wie viel Selbstbewusstsein diese Frau in dieser Hinsicht hatte. Wenn man sich aber ansah, wie Nami oder auch andere auf sie reagierten, dann war es wahrlich kein Wunder, dass sie solch eine Einstellung hatte. Sie hielt den Blick auf den Horizont gerichtet, während sie neben sich eine Bewegung wahr nahm, als Robin sich neben sie stellte. „Du übernimmst nie die Nachtwache“, stellte Robin leise fest. Nami war sich durchaus im klaren darüber, dass sie es nie tat und wenn sie es tat, dann war es durchaus mehr als auffällig. Doch was sollte sie tun? Sie konnte mit dieser Frau nicht in einem Raum sein, nicht wenn sie alleine waren. „Was willst du Robin?“ fragte sie schließlich etwas resignierend und sah zu der anderen. Ihr Verhältnis zueinander war in letzter Zeit alles andere als normal, geschweige denn konstant. Es war ein ständiges auf und ab, ein hin und her, welches Nami inzwischen wirklich zu anstrengend wurde. Robin schwieg auf ihre Frage hin und machte auch sonst nicht gerade den Eindruck, als würde sie noch darauf antworten wollen. Nami schüttelte nur den Kopf und wandte ihren Blick wieder ab. Konnte es sein, dass sie selbst nicht wirklich wusste, was sie wollte? Nein, wohl kaum, immerhin sprach sie hier von Robin. Wenn jemand hier wusste, was er wollte, dann war es definitiv sie. „Wann kommen wir an?“ Wie vermutet antwortete Robin nicht mehr auf ihre Frage. Nami hatte es inzwischen aufgegeben sich über solche Unterhaltungen aufzuregen, das brachte bei dieser Frau nichts und momentan hatte sie auch nicht die Kraft dafür. „Bald. Morgen, übermorgen. Je nach Wind.“ Wenn sie gewollt hätte, dann hätte sie es vermutlich genauer bestimmen können, doch momentan sah sie dafür keinen Anlass. Das Wetter sprach für sich und da sie weder auf der Flucht waren noch Probleme mit dem Proviant hatten reichte diese Schätzung vollkommen. Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Robin leicht nickte und den Blick schweifen ließ. „Warum bist du nicht oben in Zorros Trainingsraum und frierst lieber hier unten?“ „Mir ist nicht danach.“ Sie brauchte einfach frische Luft, später würde sie es sich sicherlich oben bequem machen, doch vorerst war es noch erträglich. Zumal sie ohnehin erst einmal Robin los werden wollte. Das alles behagte ihr wirklich nicht, auch wenn sie sich weigerte das offen zu zeigen. „Findest du es wirklich in Ordnung?“ „Das du lieber frierst, anstatt im warmen zu sitzen?“ „Die Situation zwischen uns.“ Nun sah sie doch wieder zu Robin. Vielleicht würden sie heute in der Lage sein ein vernünftiges, ruhiges Gespräch zu führen, auch wenn Nami eher bezweifelte, dass es sie wirklich weiter bringen würde. So oft hatte sie es versucht, warum sollte es ausgerechnet heute mit Erfolg gekrönt sein? Nein, dahingehend machte sie sich nun wirklich keine Illusionen mehr. „Ich meine, unsere Freundschaft leidet enorm darunter, das muss selbst dir klar sein.“, sprach sie weiter, als Robin nicht auf ihre Frage einging. Fragend sah sie die andere an, die einfach nur auf den Horizont hinaus blickte, wobei Nami nicht wusste, ob sie darüber nachdachte, oder ob sie ihre Worte einfach nur ignorierte. „Wären deine Gefühle nicht, dann wäre die Situation wesentlich einfacher, wie du weißt.“ Seufzend wandte Nami sich wieder ab und drehte sich nun mit dem Rücken zur Reling, um sich gegen diese lehnen zu können. „Warum können wir das alles dann nicht einfach vergessen und einfach so weiter machen, wie vorher?“ „Weil wir das, was zwischen uns vorgefallen ist nicht einfach so ungeschehen machen können. Sonst wäre es kaum nötig dieses Gespräch zu führen.“ Nami seufzte in sich hinein. Sie verstand die andere einfach nicht, verstand nicht, wo genau das Problem lag. Immerhin war Robin nicht diejenige von ihnen, die fälschlicherweise Gefühle entwickelt hatte. „Warum nicht? Es war doch lediglich eine Affäre, es ging um Spaß und mehr nicht, oder?“ Robin sah sie nicht an, blickte auf das Meer hinaus, während Nami auf eine Antwort wartete, ehe sie tonlos seufzte. „Dir ist das ernst“, stellte die andere schließlich fest. „Das merkst du erst jetzt?“ Nami schnaubte leicht. Wie lange versuchte sie nun schon Robin klar zu machen, dass sie so nicht weiter machen konnte? Bisher war es nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen und nun, nun schien sie zu begreifen? Robin wandte sich ihr wider zu und sah sie mit einem nicht zu deutenden Blick an. „Bisher hast du es nie mit dieser Überzeugung gesagt“, meinte die Archäologin nachdenklich und zuckte leicht mit den Schultern. Einen Moment dachte Nami darüber nach und musste zugeben, dass es stimmte, bisher hatte sie sich von Robin immer aus dem Konzept bringen lassen, doch das letzte Mal war vielleicht einmal zu viel gewesen. Wenn ihnen noch etwas an ihrer Freundschaft lag, dann mussten sie es beenden, so viel war sicher. „Ich kann mich einfach nicht länger wie eines deiner Spielzeuge behandeln lassen, das funktioniert einfach nicht mehr. Und unserer Freundschaft schadet es nur.“ „Ich habe dich nie so gesehen.“ „Aber es hat sich so angefühlt.“ Schweigend sahen sie sich einen Moment an, ein Moment in dem Nami glaubte sie könne sich wieder in den Augen der anderen verlieren. Bevor dies jedoch geschehen konnte zwang sie sich den Blick abzuwenden. Sie starrte ins leere, vernahm eine erneute Bewegung neben sich, ehe sie spürte, wie Robin dicht neben sie trat. „Und du willst wirklich, dass ich dich so einfach gehen lasse?“ Robins Nase strich über ihre Schläfe, wobei Nami seufzend die Augen schloss. Nein, wollte sie nicht. Aber sie wollte mehr sein, als nur eine Affäre, eine Spielerei für zwischendurch. Robin war eine Jägerin und ihre Beute war gerade dabei zu entkommen, da musste sie alle Register ziehen, das war Nami klar. Sie spürte Robins Finger an ihrem Kinn, wie sie dieses mit Daumen und Zeigefinger sanft umfasste, um ihr Gesicht zu sich zu drehen. „Wenn dir auch nur das Geringste an unserer Freundschaft liegt dann... wirst du es tun“, sprach sie leise und blickte Robin ernst an, ehe sie es schaffte sich von dieser zu lösen und ein paar Schritte auf Abstand zu gehen. „Wir haben auf diesen Gewässern andere Probleme. Ich bitte dich als Freundin, sehen wir ein, dass es ein Fehler war und lassen das Ganze auf sich beruhen.“ Schweigend sahen sich die beiden Frauen an. Robins Miene war unergründlich, wie schon so oft. „Es liegt mir nicht aufzugeben, wenn ich etwas will.“ „Ich weiß“, Nami lächelte schwach. Sie wusste es nur zu gut, hatte sie es doch selbst zu spüren bekommen, wie stur Robin sein konnte. Doch das alles war nun nicht wichtig, sie hatte eine Entscheidung getroffen und dabei würde es bleiben. „Gute Nacht Robin“, sprach sie dann noch, ehe sie sich abwandte. „Gute Nacht“, war Robins ruhige Antwort. Nami wusste, dass sie ihr nicht folgen würde und das war auch besser so. Langsam kletterte sie die Takelagen hinauf. Wenn sie die ganze Nacht über draußen blieb, dann wäre das sicherlich nicht gesund, also zog sie sich in Zorros Trainingsraum zurück, der ihnen gleichzeitig als Krähennest diente. Hier war es deutlich wärmer, so dass Nami sich ihres Mantels entledigte und sich auf die Bank am Fenster sinken ließ. Ein schweres Seufzen drang über ihre Lippen, während sie sich über den Nacken strich. Das Licht hatte sie nicht eingeschaltet, so dass sie nun in völliger Dunkelheit saß. Ihre Gedanken begannen bereits wieder zu Robin zu gleiten, doch sie ermahnte sich zur Disziplin. Sie musste Nachtwache halten, das bedeutete, dass sie die Umgebung im Auge behalten musste. Sie durfte sich nicht ablenken lassen, nicht in dieser Nacht. Eigentlich gab es auch keinen Grund, warum sie sich noch Gedanken machen musste, immerhin schien die Angelegenheit mit Robin geklärt zu sein. Bald würden sie auf der nächsten Insel ankommen und konnten sich um andere Dinge kümmern. Von jetzt an konnte alles wieder so werden wie früher, oder nicht? Murrend massierte sie massierte sie sich die Schläfe, ehe sie sich wieder den Fenstern zuwandte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die ganze Sache noch lange nicht geklärt war. Es wäre auch zu einfach gewesen und Robin gab normalerweise nie so schnell auf, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Oder war ihr ihre Freundschaft wirklich wichtiger, als diese Affäre? Die antwort darauf kannte nur Robin allein, so viel war sicher. Ebenso sicher war, dass diese sich nicht in die Karten schauen lassen würde, was bedeutete, dass Nami vorerst die Hände gebunden waren und sie zunächst abwarten musste, wie sich die Dinge entwickeln würde. Zwar war abwarten nicht gerade ihre Stärke, doch hier hatte sie erst einmal keine Wahl. Ihr Blick schweifte über den Horizont. Die See war ruhig, nichts war zu sehen. Eine kalte ruhige Nacht. Langsam legte sie die Arme um ihren Körper. Eines musste sie zugeben, sie hatte sich selten so einsam und leer gefühlt, wie in dieser Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)