Everything you want von BurglarCat ================================================================================ Kapitel 25: "Ich wollte dich nur beschützen" -------------------------------------------- „Was ist das hier?“ Sie blieb stehen und ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen. Nami hielt die Arme vor der Brust verschränkt und wollte zumindest äußerlich ihre Ablehnung deutlich machen. Dennoch täuschte nichts über den Umstand hinweg, dass sie Robin gefolgt war. Nicht, dass diese ihr etwas dazu gesagt hätte. Es war nur eine Kopfbewegung gewesen und dann war sie an Nami vorbei gegangen, um eine Tür zu öffnen. Gut versteckt und so, dass sie nicht sofort auffiel, wenn man nicht darauf achtete. Und das hatte Nami gewiss nicht getan als sie hier hineingestolpert war. Kurz hatte sie sich umgesehen, der Lärm der Kämpfe war noch immer zu hören und sicherlich sollte sie ihren Freunden helfen. Trotz dessen hatte sie sich abgewandt und war Robin durch die Tür gefolgt. Über eine schmale Treppe war man weiter hinunter in das Gewölbe gelangt. Dunkelheit hatte sie immer weiter umfangen, bis man kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte. Nami hatte sich einmal den Kopf an der Steindecke gestoßen. Etwas das sich langsam änderte je tiefer sie gingen und je näher sie den unteren Gewölben gekommen waren. Hier gab es zumindest wieder Licht und man hatte die Möglichkeit sich umzusehen, obgleich Nami noch immer nicht recht wusste was genau es war. Sie konnte Schreibtische erkennen, ähnlich wie in einer Bibliothek. Dort waren zahlreiche Regale in denen Bücher und auch Schriftrollen verstaut waren. Anhand des Papiers vermutete sie, dass das meiste alte Dokumente waren. Sie wirkten vergilbt und abgegriffen, als wären sie bereits hunderte Male herausgeholt und wieder zurückgelegt worden. „Es ist ein Archiv in dem wir über die Jahre Informationen gesammelt haben.“ Der Blick ging wieder zu Robin, die nun an einem der Tische lehnte in die Arme vor der Brust verschränkt hielt. Zumindest in ihrer Haltung schienen sie sich einig zu sein, obgleich Nami sich fragte warum Robin sie dann überhaupt hierher geführt hatte. „Wir?“ Hakte sie nach und musterte sie, lief dann aber weiter und ließ den Blick schweifen. Es war nicht einzuschätzen wie weit sich das Archiv erstreckte. Sie vermutete, dass sie hier nur einen Bruchteil des ganzen überblicken konnte. „Die Revolutionäre.“ Nami schnaubte. Das sich Robin zu ihnen zählte, als sei es schon immer so gewesen ging ihr offenkundig gegen den Strich. War das wirklich ihre Realität und ihre Meinung zu der ganzen Sache? Über Jahre waren sie zusammen gesegelt, hatten gekämpft, gelitten und gelacht. Und dann war sie für zwei Jahre bei diesen Idioten gewesen und man gehörte ohne Bedingungen dazu? War sie überhaupt je wieder richtig zu ihnen zurück gekommen? „Hast du schon die ganze Zeit für die gearbeitet und uns was vorgemacht?“ Ihr Ton wurde doch etwas schärfer. Sicherlich fühlte Nami sich zurecht hintergangen und das konnte sie an dieser Stelle auch nicht verbergen. Mochte sein, dass sie sich vorgenommen hatte ruhig zu bleiben und nicht wieder deswegen auszurasten. Was brachte es auch? Immerhin hatte Robin durchaus deutlich gemacht, dass sie Nami’s Meinung und ihre Gefühle dazu, sie absolut nicht tangierten. Das einzige was Nami davon hätte das es sie wieder in diesen Strudel aus Leid und Schmerz zurückzog den sie eigentlich hinter sich hatte lassen wollen. Etwas das ihr offenkundig nicht gelungen war, wie sich nun zeigen sollte. „Es ist nicht so einfach, wie du denkst.“ „Dann erklär es mir doch endlich!“ Sie hatte nie die Chance bekommen es zu verstehen, weil Robin es nie versucht hatte. Etwas das sicherlich ziemlich aufreibend und zermürbend sein konnte und Nami fehlte die Geduld dafür. Es war immerhin nicht so, als das sie nicht versucht hätte Robin zu verstehen. Zu verstehen, warum ihre Freundin sich so anders benahm, obgleich sie sie schrecklich verletzt hatte. Nami hätte es ihr nachsehen können, vielleicht wäre sie auch in der Lage gewesen nicht weiter darüber nachzudenken, warum Robin sie so schrecklich behandelt und ausgenutzt hatte. Am Ende des Tages stand die Freundschaft doch über allem, aber genau das schien Robin eben auch anders gesehen zu haben. Und wohin hatte es sie gebracht? Sie standen wieder einmal an dem Punkt an dem sie schon so oft gestanden hatten, ein Punkt der in einer Sackgasse endete. Nami war es schrecklich leid immer wieder Antworten einzufordern, die man ihr nicht geben wollte. War sie denn wirklich die einzige, der es etwas bedeutet hatte? Robin schwieg, wie schon so oft und blickte sie einfach nur an. Etwas das Nami schneller als sonst auf die Palme trieb und sie entnervt die Hände in die Luft werfen ließ. War das ihr verdammter ernst? Erwartete sie wirklich blindes vertrauen nach allem was sie getan hatte? In diesem Moment verlangte sie durchaus Dinge von Nami zu denen sie einfach nicht mehr bereit war und die sie ihr nicht würde geben können. „Ich wollte dich nur beschützen.“ „Oh, das ist dir ja vortrefflich gelungen“, erwiderte Nami sarkastisch. War es nicht Robin gewesen, die sie in diese Affäre gedrängt hatte? Die sie zu ihrem Vergnügen benutzt und dann einfach weggeworfen hatte? War es nicht Robin gewesen, wegen der sie sich die Augen ausgeweint und wegen der sie so schrecklich gelitten hatte? „Es war nie geplant, dass du dich verliebst. Und als ich begriff wie groß mein Fehler war, waren wir beide schon zu tief in die Sache hineingerutscht. Die Lage spitzte sich zu, ich musste gehen und mir war bewusst du würdest es nicht einfach hinnehmen, wenn ich nichts dagegen tun würde.“ „Da hast du verdammt recht! Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass reden eine Option ist?!“ „Wenn ich dir gesagt hätte, dass bei einem der Aufträge etwas schiefgegangen ist, etwas das nachhaltige Folgen hinterlassen hat.. es hätte nichts verändert.“ „Doch, du wärst ehrlich gewesen!“ Es wirkte auf sie nicht so als wolle Robin wirklich verstehen was das Problem bei all dem war. Sie alle machten Fehler und man begab sich in dumme Situationen. Und ja, auch Nami hatte sich einmal schrecklich benommen, weil sie geglaubt hatte das Ruffy sich dann nicht in Gefahr bringen und das alles einfach vergessen würde. Durchaus waren ihr solche Beweggründe nicht fremd, obgleich sie davon ausgegangen war, dass Robin etwas dazugelernt hatte. Nach Enies Lobby war man sich doch einig gewesen, dass sie offen miteinander sprechen konnten. Oder nicht? Waren sie nicht längst zu alt für solche kindischen Kurzschlussreaktionen? „Ich wusste nicht wie“, räumte Robin schließlich ein. Vermutlich das ehrlichste was Nami seit langem von ihr vernommen hatte. Es ließ sie die Kiefer zusammenbeißen, während Staub von der Decke bröckelte. Die Erschütterungen des Bodens waren deutlich zu vernehmen. Denn während sie hier unten standen, und wieder einmal versuchten miteinander zu sprechen, tobte oben der Kampf weiter und schien weit davon entfernt ein Ende zu finden. Alle Seiten waren sicherlich erschöpft und am Ende ihrer Kräfte, doch aufzugeben schien keine Option. Es blieb nur zu hoffen, dass sie die Marine bald zurückschlagen konnten. „Und weißt du es jetzt?“ Nami wandte den Blick wieder zu ihr und sah sie forschend an. Immerhin war das die einzige Frage, auf die die Antwort wirklich wichtig war. Standen sie nun hier, weil Robin endlich ehrlich sein wollte oder war das hier wieder nur eines ihrer Spiele bei denen am Ende absolut nichts passierte? „Bei unseren Aufträgen ging es immer darum Informationen zu beschaffen. Informationen, die die Regierung bewusst unter Verschluss hält um ihre Motive und die Geschichte zu vertuschen, um sie zu ihren Gunsten auslegen zu können. Wir wollten Zugang zu diesen Informationen und sind dabei in eine Falle gelaufen.“ Das sie nun wirklich begann zu sprechen ließ Nami doch überrascht dreinblicken. Es kam so unvermittelt, dass Nami nicht recht wusste wie sie reagieren sollte und sicherlich gab es da auch noch eine ordentliche Portion Skepsis. Vielleicht doch nur ein Brotkrumen, der ihr nun hingeworfen wurde, damit sie sich beruhigte? „Wir haben ein Gas eingeatmet, das die Lunge angreift. Natürlich sind wir danach versorgt worden und dachten zunächst, dass es keine Folgen nach sich ziehen würde. Es sah alles in Ordnung aus. Dennoch haben sich später doch Nebenwirkungen gezeigt, die sich unter anderem auf meine Kondition ausüben und auf lange Sicht auch meine Fähigkeiten einschränken“, erklärte Robin weiter. Inzwischen lehnte die Ältere an einem Tisch und stützte sich mit den Händen auf diesem ab, während sie Nami unverwandt anblickte. Diese versuchte noch immer einzuordnen was hier passierte und wie diese Informationen zu bewerten waren. Ein Gas? Schäden an ihrer Lunge? Es müsste in der Zeit geschehen sein, als Robin das erste Mal bei den Revolutionären gewesen war, doch man hatte ihr in den Monaten danach nichts angemerkt. Nami zumindest konnte nicht davon sprechen, dass dort eine merkliche Veränderung stattgefunden hätte. „Fein, warum hast du dann nichts gesagt und benimmst dich stattdessen so schräg? Chopper hätte sicherlich einen Weg gefunden.“ Aus ihrer Sicht war auch das nichts weiter als eine verdammte Ausrede. So wie es schon die ganze Zeit zwischen ihnen lief. Drehten sie sich also doch nur weiter im Kreis? „Hättest du ihm das antun können?“ „Was, ihn um Hilfe bitten?“ „Ihn scheitern sehen.. ihn in die Lage bringen, dass er nichts tun kann.“ „Was soll das heißen, dass er nichts tun kann? Chopper findet für alles eine Lösung, immer.“ Sicherlich gab es immer wieder Herausforderungen, doch egal in welchem Zustand sie bei ihm aufgetaucht waren, Chopper hatte sie alle immer hinbekommen. Er war jung und sah vielleicht nicht gefährlich aus aber er hatte einiges drauf. Der beste Arzt, den sie kannte und er wurde jeden Tag besser. Nun zu unterstellen das es da etwas gab das er nicht konnte? Hörte Robin sich eigentlich noch selbst zu, was sie da eigentlich sagte? „Nami..“ Sie seufzte und schüttelte dann nur den Kopf. „Es kann nicht wieder aus den Lungen entfernt werden. Ich habe mir nichts anmerken lassen, weil ich nicht wusste wie ich es euch beibringen soll. Das alles wird mich nicht umbringen aber.. Kämpfe wie dieser hier, das Leben auf See, das werde ich körperlich nicht mehr schaffen. Ich werde nicht mehr zur See fahren können.“ Und da war es. Ein Teil, eine Antwort. Nami blickte die Ältere an und versuchte zu verstehen. Sicherlich hatte sie gewusst, dass dort etwas war und vielleicht war es besser nun ein paar Antworten zu bekommen, die vielleicht Teile von Robins Verhalten erklärten. Aber alles? Das vielleicht auch nicht. Sie konnte nicht mehr zur See fahren. Die körperlichen Schäden sorgten dafür, dass sie die Crew so oder so hätte verlassen müssen. Das war durchaus ein Schlag, der schmerzen konnte. Gleichzeitig spürte Nami dennoch wie der Impuls in ihr hoch kam gegen das alles zu reden. Sie öffnete wieder den Mund und wollte gerade etwas dazu sagen, doch da hob Robin nur die Hand und signalisierte ihr nichts dazu zu sagen. „Ich weiß Nami. Auch das hätte ich euch sagen können, sicherlich. Doch du weißt ebensogut wie ich, dass Ruffy es nicht einfach so hingenommen hätte, niemand von euch hätte das. Und ich wollte mir diese Entscheidung nicht noch schwerer machen, als sie ohnehin schon gewesen war.“ Und während Robin sprach rieb sich Nami angestrengt über das Gesicht. Scheiße. Immer wieder schüttelte sie den Kopf, weitere Erschütterungen wurden hier unten doch deutlich spürbar. Ging es dort oben nun auf das große Finale zu? Innerlich kam Unruhe auf und sicherlich wusste sie nicht, was sie nun machen sollte. Warum entschied sich Robin ausgerechnet jetzt hier über das alles zu sprechen? Hatten sie gerade nicht eigentlich andere Probleme? „Robin..“ „Ich wusste es nicht, als das mit uns angefangen hat. Und ich wollte nie, dass uns diese Sache derart voneinander entfernt.“ „Du hast dennoch viel dafür getan, dass genau das passiert.“ Das verstand sie doch oder? Der schuldbewusste Blick war an der Stelle sicherlich ein Zugeständnis. Eine kleine Befriedigung, immerhin war es wohl das erste Mal seit langem, dass sie auch einmal Emotionen bei der anderen erkennen konnte, die etwas anderes als Kälte ausstrahlten. Vielleicht war man doch noch nicht völlig auseinander gedriftet. Nami spürte so etwas wie Hoffnung eine, für die sie sich sicherlich verfluchte. Immerhin hatte sie die letzten Monate alles dafür getan, um genau diese Empfindung wieder verschwinden zu lassen. „Es ist außer Kontrolle geraten. Und dann haben sie sich wieder gemeldet, wollten, dass ich einen letzten Auftrag für sie erfülle. Sie haben mir damit gedroht das sie Informationen veröffentlichen würden, wenn ich es nicht tun würde. Ich habe nur versucht dich zu schützen.“ „Was für Informationen?“ Nami hatte die Brauen zusammengezogen. Langsam schien man dem eigentlichen näher zu kommen, obgleich es dennoch nicht wirklich durchsichtiger wurde. Nami hatte das Gefühl sich in einem undurchsichtigen Geflecht zu befinden, welches sich nur langsam lichtete ohne ihnen eine wirkliche Möglichkeit zu geben es zu durchblicken. Sie fühlte sich ohnmächtig, erschlagen von all dem und sicherlich ausgelaugt. Hinzu kamen die kämpfe der letzten Tage, sie hatte Schmerzen und hatte sicherlich auch Probleme damit sich wirklich zu konzentrieren. Nun gab sie all dem nach, zog einen der Stühle zurück und ließ sich auf diesen sinken, um anschließend das Gesicht in den Händen zu vergraben. Vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn sie sich ausschließlich auf die Worte konzentrieren würde. „Informationen über..“ Robin hielt inne und lauschte. Nami tat es auch, aber sie schien erst etwas später zu bemerken, warum Robin nicht weitersprach und ihre Gedanken nicht ausführte. Schritte. Jemand lief mit schnellen Schritten die Treppe zum Archiv hinunter. Nami war gerade dabei nach ihrem Klimatackstock zu greifen, als sie bemerkte, dass Robin völlig ruhig blieb. Sicherlich war es für sie keine Überraschung und vor allem nicht wer da gerade hinuntergelaufen kam. „Hey, Robin?!“ Die schnellen Schritte erreichten das Archiv und Nami’s Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie in das verwunderte Gesicht ihres Käptain blickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)