Everything you want von BurglarCat ================================================================================ Kapitel 9: "Wir müssen damit aufhören." --------------------------------------- 247. 248. 249. 250. Unzählige kleine Wassertropfen prasselten gegen die Glasscheibe vor ihren Augen. Schon eine geraume Zeit konzentrierte sie sich nicht mehr auf das Buch, welches sie sich ausgesucht hatte. Sie besaß einfach nicht dieses Talent sich in absolut jeder Situation darauf konzentrieren zu können, ohne dabei die Umgebung zu beachten. Natürlich hatte sie es ausreichend versucht und nicht sofort aufgegeben, doch es hatte einfach nichts genützt. Ob es nun daran lag, dass Zorro auf der anderen Seite des Raumes seine Übungen machte und leise vor sich hin zählte oder viel mehr an der gesamten Situation konnte sie dabei nicht genau sagen. Nur kurz wandte sie den Blick von dem Regenschauer ab und wandte sich dem Schwertkämpfer zu. Dieser schien in seiner Konzentration unbeirrbar zu sein. Beneidenswert. Während sie tief durchatmete wandte sie den Blick wieder ab und sah erneut hinaus und Blickte Richtung Horizont. Zwei Wochen war es nun schon her, sie hatten die letzte Insel schon vor einer ganzen Weile verlassen und alles nahm seinen geregelten Gang. Nun, fast alles. Sie und Zorro spielten ihr Spiel, während Sanji sich weiter aufregte und sich das Verhältnis zwischen ihr und Robin weiterhin verschlechterte. Sicher, Nami tat das, weil sie in gewisser Weise kämpfen wollte, doch sie konnte dann und wann nicht darüber hinweg sehen, wie Robin sie behandelt hatte und wie sie es bisweilen zum Teil immer noch an den Tag legte. Und so war die Frage durchaus berechtig, warum sie sich das alles überhaupt antat? "Guter Anfang, nun musst du nur noch debile vor dich hin grinsen und das dann auch noch machen, wenn wir nicht alleine sind, dann könnten sie dir das vielleicht abnehmen." Sie erwiderte seinen Blick, sah das breite Grinsen auf seinen Lippen und schnaufte in sich hinein. Was verstand er schon davon? Das war noch so ein Problem, die Zusammenarbeit mit ihm war alles andere als einfach und machte wahrlich keinen Spaß. Im Gegenteil, es schränkte sie ziemlich ein. "Wolltest du nicht trainieren?" "Tue ich. Und du wolltest arbeiten, was du ganz offensichtlich nicht tust." Nami verzog das Gesicht. Wie sollte sie so auch arbeiten? Eigentlich sollte sie eine Lösung für ihr Problem finden, stattdessen trat sie seit geraumer Zeit einfach auf der Stelle. "Ich habe andere Probleme, als die Arbeit", wandte sie ein und richtete den Blick für einen Moment wieder auf das Buch, welches sie zuklappte und zur Seite legte. Natürlich waren die Recherchen für ihr nächstes Ziel wichtig, aber wenn sie sich nicht darauf konzentrieren konnte und nur die Hälfte von allem aufnahm, dann würde ihnen das auch nicht helfen. Noch dauerte es aber, bis sie sich ihrem nächsten Ziel nähern würden und bis dahin sollte sie das alles besser geregelt haben, damit dieser Zustand endlich ein Ende fand. Es bekam ihr nicht, wirklich nicht. Schnaufend stellte Zorro seine Gewichte ab und griff nach seinem Handtuch, wischte sich damit über das Gesicht, ehe er es sich um den Nacken legte und dann langsam auf sie zuschritt. "Zugegeben, ich hatte geglaubt, dass es besser funktionieren würde", gestand er. Vermutlich auch nur, weil man ihr ansehen konnte, dass sie nicht zu Scherzen aufgelegt war. Sie sah ihn nicht an, sah nur weiter dem Regen zu, wie er gegen die Scheiben prasselte. Das Wetter passte schon seit geraumer Zeit bestens zu ihrer Stimmung. "Ich hätte mir nichts vor machen sollen", gab sie nur leise zurück und nahm dumpf wahr, wie Zorro neben ihr stehen blieb. Der Schwertkämpfer hatte die Arme vor der Brust verschränkt und blickte ebenfalls hinaus. "Wenn du mich fragst, dann macht ihr beide euch etwas vor", meinte er nur, wobei Nami nun zu ihm aufblickte und ihn leicht fragend ansah. Er sah zu ihr hinunter, seufzte dann tonlos auf. "Und wenn schon, was spielt das für eine Rolle? Seit zwei Wochen geht es nur noch Berg ab. Hast du eine Ahnung, wie unerträglich es ist sich alleine mit ihr in einem Raum aufzuhalten?" "Findest du nicht, dass ihr euch ein wenig anstellt?" "Das ist nicht witzig. Wir reden kaum noch miteinander und wenn, dann sind die Gespräche absolut unterkühlt. Ich habe nicht das Gefühl, als würde ich mit meiner besten Freundin reden, sondern mit Miss Bloody Sunnday und das zu ihren Bestzeiten." Ein normales Gespräch war kaum noch Möglich. Robin verhielt sich ihr Gegenüber kühl und distanziert. Und auch, wenn Nami versuchte ruhig zu bleiben, diese Art trieb sie einfach in den Wahnsinn und früher oder später rastete sie zwangsläufig aus. Sie stritten sich häufiger als früher, das hieß, Nami stritt sich, Robin strafte sie ab einem gewissen Punkt immer mit Schweigen. Vor zwei Wochen hatte es für einen kurzen Moment so ausgesehen, als könnten sie wieder zum Alltag zurück kehren, doch vermutlich war das nur ein kurzer Funke gewesen. "Ihr müsst das in den Griff bekommen, bevor es sich auf uns alle auswirkt." "Meinst du, ich wüsste das nicht? Aber sag mir, wie ich das anstellen soll?" Darauf wusste er keine Antwort und Nami kam ebenfalls nicht weiter. Etwas war zwischen ihnen kaputt gegangen und bisweilen gab es keine Möglichkeit das wieder in Ordnung zu bringen. Bereits mehr als einmal hatte sich die junge Navigatorin gewünscht, dass sie sich niemals auf die andere eingelassen hätte, doch die Zeit ließ sich nicht zurück drehen und so waren sie gezwungen mit den Folgen zu leben. "Kopf hoch Zicke", murmelte Zorro und legte die Hand auf ihren Kopf, um darüber zu streichen. Fast schon fühlte sich Nami wie ein Kind, das mit seinem großen Bruder redete. Und doch war das kaum die Richtige Bezeichnung für ihr Verhältnis. "Lass das", murrte sie leise und schob seine Hand zur Seite. Während dieser Bewegung drehte er seine Hand und umfasste die Ihrige sanft. Etwas überrascht sah sie zu ihm auf, blickte dem anderen schweigend in die Augen. Ehe sie sich versah zog er sie mit einem festen Ruck auf die Beine, sie stolperte leicht gegen ihn, wobei sich inzwischen ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen abzeichnete. "Komm, wir gehen duschen", meinte er nur und zog die Navigatorin hinter sich her, auf deren Wangen sich ein leichter Rotschimmer gebildet hatte. "Ich werde ganz sicher nicht mit dir duschen gehen!" "Also, wenn du das kleine Schauspiel hier weiter spielen willst, dann sollten wir uns auch ein bisschen mehr so verhalten findest du-" "Ich kann das nicht Zorro." Sie hatte sich von ihm gelöst und sah ihn ernst an, als er sich zu ihr umgewandt hatte. "Das ganze bringt nichts und wenn hier alles wieder normal laufen soll dann.. müssen auch wir wieder.. wir müssen damit aufhören." Tief atmete er durch, als er das Bad verließ, das Handtuch um die Schultern gelegt. Die Tür wurde hinter ihm geschlossen, ehe er sich umwandte und sich auf den Weg zum Abendessen machen wollte. Weit kam er allerdings nicht, denn kaum, das er einen Schritt getan hatte stellte sich ihm jemand in den Weg. Mit gehobener Braue hob er den Kopf, blickte in ein paar eisblaue Augen. Kalte Augen. "Ist was?" fragend hob er eine Braue und musterte Robin. Die Ältere schwieg, musterte ihn einfach nur kalt, als würde sie darüber nachdenken, wie sie ihm auf dem schnellsten Weg die größten Schmerzen bescheren konnte. Ohne ihm zu antworten trat sie an ihm vorbei, stieß ihn dabei feste mit der Schulter an und verschwand im Bad. Mit gehobener Augenbraue sah er über die Schulter zu der Tür. Anscheinend war die junge Navigatorin nicht die einzige, die ein zunehmendes Problem mit der Archäologin bekam. Ihm sollte es egal sein, zwar waren sie am Ende doch gute Freunde geworden, aber an seiner Haltung zu der ganzen Sache würde es nichts ändern, da konnte sie noch so toben. Inzwischen fragte er allerdings, wie das mit ihr aussah, denn in einem Punkt musste er Nami zustimmen, das war nicht der Blick einer Freundin. Das letzte Mal, als er diesen Blick gesehen hatte, hatte er einem Feind gegenüber gestanden. Mit dieser Haltung sollte sie wirklich aufpassen. Allerdings musste man auch sagen, dass sie sich damals trotz allem noch anders verhalten hatte, beherrschter. Das vorhin, das war keines Falls eine beherrschte Geste gewesen. So wie er das sah ließ sie sich sehr von ihren Emotionen leiten, ganz gleich welche das sein mochten. Blieb nur die Frage, ob es die Situation einfacher oder schwieriger machte. Vielleicht war es doch angebracht, dass er einmal ein ernstes Wort mit seinem Käpt'n reden. Ob dieser es nun mitbekam oder nicht konnte man manchmal nicht so genau sagen, Fakt war aber auch, dass die Situation an Bord zunehmend schlechter wurde und dagegen musste er endlich etwas unternehmen. Zorro war nicht in der nötigen Position dazu, Ruffy schon und dieser musste endlich ein Machtword sprechen. Er wandte sich ab, begab sich hinaus an Deck. Noch war die Sonne nicht unter gegangen, doch es wurde bereits kühler, obgleich die Nächte auf See im Vergleich noch recht milde ausfielen. Seit sie allerdings seinen Trainingsraum für die Nachtwachen nutzen konnten spielte das allerdings keine Rolle mehr. Es vereinfachte die Sache ungemein, auch wenn es oftmals immer noch schwer war Freiwillige für die Nachtwache zu finden. Sein Blick glitt über das Deck, doch hier war niemand zu sehen. Dafür ließen sich aus der Küche der übliche Lärm vernehmen. Mit Ruffy würde sich nun nicht reden lassen, das musste er also auf später verschieben. "Hast du verstanden, was ich dir gerade gesagt habe?" Zorro hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah den anderen eindringlich an. Sie standen am Heck des Schiffes, hatten sich zurück gezogen, damit sie unter vier Augen sprechen konnten. Auch beim Abendessen hatte man deutlich merken können, dass etwas nicht stimmte, auch wenn Nami sich durchaus Mühe gab sich zurück zu halten. Dafür hatte Ruffy einmal mehr so getan, als würde er rein gar nichts mitbekommen. Ob es so war oder nicht hatte Zorro nicht genau sagen können, aber für ihn war an diesem Abend klar geworden, dass sie keine Zeit mehr verschwenden sollten. Er musste es einfach los werden, konnte nicht länger mit ansehen, was hier geschah. Ruffy sah ihn nicht an, blickte in die Ferne, doch seine Miene war ernst. Zorro wusste, dass er sich seine Worte zu Herzen nahm, dass er darüber nachdachte. Wenn es darauf ankam, dann war er eben doch erwachsener, als man es annehmen mochte. Etwas anderes konnten sie nun auch wirklich nicht gebrauchen. Solche Situationen konnten eine Crew zu Grunde richten, wenn ihr Käpt'n nichts unternahm. Und das sie am Ende an so etwas scheitern sollten, das würde wohl niemand von ihnen zulassen, egal was es kostete. "Du denkst, ich sollte ihnen eine Ansage machen?" "Und wenn das nicht hilft, dann musst du die Konsequenzen ziehen. Die Stimmung wird immer schlimmer, laut Nami ist es unerträglich zwischen den beiden geworden, auch wenn wir das nicht immer mitbekommen, ich meine, hast du mitbekommen, dass die beiden noch miteinander reden, oder sich sonst noch wie früher benehmen? Es ist fast als seien sie immer noch Feinde." Vielleicht war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es zu einer wirklichen Auseinandersetzung kam, auch wenn das ganz und gar nicht zu Robin passte. Nein, viel eher wäre Nami diejenige, die die Beherrschung endgültig verlieren würde. Robin würde höchstens darauf reagieren, alles in allem glaubte er aber, dass sie selbst dann noch darüber stehen würde und Nami nur demonstrieren würde, wer die Stärkere war. "Was für Konsequenzen sollten das sein? Soll ich eine von ihnen aus der Crew werfen, oder wie hast du dir das vorgestellt?" Nun sah Ruffy ihn an. Ihnen beiden war wohl klar, dass das nur die äußerste Möglichkeit war. Aber wenn die beiden das nicht in den Griff bekamen, dann war es fraglich, ob es nicht nur eine Frage der Zeit war, bis es die einzige Möglichkeit war, die noch blieb. Und ihnen beiden war wohl auch klar, für wen von beiden er sich in diesem Fall entscheiden müsste. Zorro schwieg, was wohl Antwort genug war. Ja, wenn sie es für die Crew nicht wieder in den Griff bekamen, dann er wartete er von seinem Käpt'n, dass er es wieder gerade bog, egal was das bedeutete. Ruffy nickte nur. Er würde sich Gedanken machen und er würde das klären. Zwar konnte er manchmal ein wirklicher Idiot sein, doch in diesem Fall wusste Zorro auch, dass er sich blind auf ihn verlassen konnte. So wie es eben immer war, wenn es darauf ankam. "Und was ist mit Nami und dir?" Der Themenwechsel kam etwas überraschend und ließ den Schwertkämpfer leise schnauben. Da er es Nami versprochen hatte, auch wenn sie das ganze beenden wollten, so hatte er Ruffy nicht darüber aufgeklärt, welche Rolle er wirklich bei dem ganzen Theater spielte. Und damit war auch nicht ausgesprochen worden, dass die Navigatorin noch Gefühle für Robin hegte. "In Anbetracht unserer Situation sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es für die Crew das Beste wäre, wenn wir versuchen wieder an den Punkt zu gelangen, als wir noch Freunde waren. Wir wollen weitere Probleme vermeiden." Nun war es Ruffy, der ihn etwas überrascht anblickte, fast schon bedauernd. Er verstand nicht ganz warum, doch war das nicht wichtig. Wichtig war nur, dass sie diese Situation wieder in den Griff bekamen. Es war ein Versuch gewesen, doch die letzten Wochen hatte mehr als deutlich gemacht, dass dieser Versuch ein absoluter Reinfall gewesen war. Schön reden konnte man das nun wirklich nicht, aber vielleicht hatten sie noch eine Chance, wenn sie das hier wenigstens auflösten. "Tut mir leid", sprach der Jüngere schließlich und als Zorro ihn verwirrt ansah stahl sich das typische, breite Grinsen auf seine Lippen. Leise kicherte er in sich hinein. "Naja, ich dachte, das es irgendwie gepasst hat, das mit euch." Unweigerlich war es Zorro der nun grinsen musste, auch wenn es ein Grinsen war, welches für einen Moment den Ausdruck von Traurigkeit auf seinem Gesicht erkennen ließ. "Ja, das dachte ich auch." Und das war nicht einmal eine Lüge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)