The Sin Verse von P-Chi ================================================================================ Kapitel 4: Mutter ----------------- Vor sehr langer Zeit Steh auf, Kind. Ich versteifte mich, drückte mein Gesicht fester an den dreckigen Boden und gab lediglich ein leises Wimmern von mir. Ich hatte mir die Seele aus dem Leib geschrien, mitten in dieser Gott verlassenen – und das konnte man wörtlich nehmen – Wüste und hatte die Engel angefleht mich zurück zu nehmen. Mir meine Sünde zu vergeben. Aber selbst nach drei Tagen bekam ich keine Antwort. Ich wollte doch nur wieder nach Hause. Im Dritten Himmel war meine Familie, meine Berufung die Seelen auf den richtigen Pfad zu schicken und vor allem: Dalquiel. In dem Moment als ich auf dem Boden aufschlug, mein Rücken blutig von den in der Atmosphäre verbrannten Flügeln war, wusste ich wie sich meine Verbindung zu ihm aufgelöst hatte. Wie er mich einfach ‚losließ‘. Also nein. Ich konnte nicht aufstehen. Wollte nicht. Doch, antwortete die Stimme auf meine Gedanken. Ihr übermenschlicher Klang war für meine arme, gefallene Seele beinahe schon zu viel. Steh auf, Kind. Dein neues Leben hat begonnen. „Ich will es nicht“, krächzte ich mit staubtrockenem Mund. Aber du wirst. Oder glaubst du etwa, ich habe dich ohne Grund gerettet? Mir hätte in meinem Zustand alles egal sein sollen, selbst diese ominöse Stimme, von der ich glaubte sie mir nur einzubilden, aber das Wort ‚retten‘ weckte meine angeschlagene Aufmerksamkeit. Meine Glieder schmerzten wie verrückt, als ich versuchte mich in der brennenden Mittagshitze aufzusetzen. Weit und breit kein einziger Pflanzenstrauch, geschweige denn Wasser. Ich spürte Durst. Und Hunger. Zwei völlig neue Erfahrungen für mich und im Moment keine sehr erfreulichen. „Wer bist du?“, fragte ich misstrauisch. Mein Fall hatte mir ein riesiges Loch eingebrannt, so dass mir jede Unterhaltung zuwider war, aber ich wollte wissen wovon meine Halluzination sprach, bevor ich wieder in den Zustand des Wahnsinns und der völligen Verzweiflung fiel. Deine Mutter. „Inwiefern hast du mich gerettet?“, fragte ich und ignorierte für einen Augenblick, dass ich keine Mutter haben konnte. Ich war ein Engel. Oder das, was von mir übrig geblieben war. Ich hatte nur meinen Vater, den Allmächtigen. Die Stimme schwieg einen Augenblick. Ich habe dir einen Teil von mir geschenkt. „Was für ein Teil? Diesen Körper?“ Ich blickte auf dieses junge Mädchen hinab, das von Kopf bis Fuß in rotgelben Sandstaub eingedeckt war. Sie war eine leere Hülle. Da wo ihre Seele hätte sein sollen, herrschte brennende Leere und auf ihren Wangen trockneten meine vergossenen Tränen. Nein, diesen hast du dir selbst ausgesucht, wenn auch unbewusst. Mein Geschenk ist besser. Es wird dir einen Lebenszweck geben. „Ich bin ein Prinz von Shehaquim. Das ist mein Lebenszweck!“, giftete ich und sprach somit die erste Lüge meines Lebens aus. Was vorbei war, war vorbei. Jetzt war ich nur noch ein nutzloser Mensch. Nein, noch nicht einmal das. Ich fühlte etwas. Es war kalt wie Eis und linderte den Schmerz meiner gebrandmarkten Seele, aber war von einer derartigen Dunkelheit umgeben, die mein früheres Ich sofort vernichtet hätte. „Was bin ich?“ Meine erste Tochter. Du trägst einen Funken meiner Macht in dir, also nutze sie. „Was soll ich tun?“ Ich spürte Aufregung in mir aufsteigen. Ich würde wieder eine Aufgabe bekommen. Befehle. Regeln. Dinge die mir immer ein Licht am Ende des Horizonts gewesen waren, wenn ich einmal vom Weg abgekommen war. Ich dachte, ich hätte dieses Licht für immer verloren, doch nun bestand die Möglichkeit es zurück zu bekommen. Auch wenn der Ersatz die Dunkelheit sein mochte. Die Stimme lachte leise. Was auch immer ich dir auftrage. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)