Auraya und die Gilde der Schwarzen Magier von Savara ================================================================================ Kapitel 2: Auraya, die Novizin ------------------------------ „Was machst du um diese Zeit noch hier drinnen?“, fragte Lord Julen wütend. Sonea öffnete blinzelt die Augen. „Was ist los? Wer spricht da und mit wem redet dieser jemand?“ Mit einem Schlag war Sonea hellwach. Sie erinnerte sich, dass sie in der Bibliothek von Regin eingesperrt wurde. Sie musste eingeschlafen sein. Dann erst wurde ihr klar, dass dieser Jemand, den sie da sprechen gehört hat, Lord Julen war und er sie mit grimmiger Miene anstarrte. Sie stammelte schnell eine Antwort. „Tut mir leid, Mylord, ich muss über den Büchern eingeschlafen sein.“ „Offensichtlich“, entgegnete er, keineswegs überzeugt. „Und offensichtlich hat Lady Tya vor dem Abschließen mal wieder nicht richtig nachgeschaut ob sich auch keiner mehr hier versteckt“, entgegnete er missbilligend. „Ich habe mich nicht Versteckt!“, brach Sonea heraus. „Für mich sieht das aber genau danach aus. Oder hast du deine Bücher, über denen du eingeschlafen bist vorher noch weggeräumt?“, entgegnete Lord Julen noch immer sehr wütend. „Und jetzt mach, dass du in dein Bett kommst, Novizen haben um diese Zeit schon längst zu schlafen“, sagte er mit etwas ruhigerer Stimme. „Ja, Lord Julen“, entgegnete Sonea kleinlaut. Sie verbeugte sich vor Lord Julen und ging mit schnellen Schritten aus der Bibliothek in Richtung der Novizenquartiere. Dort angekommen, schlich sie sich möglichst leise in ihr Zimmer, damit sie nicht noch mehr Ärger bekam. In ihrem Zimmer stieß sie den Atem aus, den sie ohne es zu merken, angehalten hat. Sie guckte durch ihr kleines Fester, alles war dunkel. Selbst von der Nachtbeleuchtung, die abends im Park angezündet wurde, waren nur noch ein paar vereinzelte Lichter zu sehen. Sonea drehte sich vom Fenster weg und ging in ihr Bett. Sie war immer noch so müde, dass sie sofort wieder einschlief. Es war früher morgen, die Vögel sangen und die Sonne war gerade erst am Horizont erschienen. Auraya dreht sich in ihrem Bett um. „Wo bin ich?“ Sie schaute sich in dem kleinen Raum genauer um. Es war ein wirklich sehr kleiner Raum. Gegenüber von ihrem Bett stand ein Kleiderschrank und neben ihm ein Schreibtisch, wo eine Schultasche drauf stand. Damit war dieser Raum aber auch schon voll. Viele Besucher konnte man hier nicht empfangen. „Schultasche, natürlich!“ Sie lächelte. „Ich bin ja von nun an eine Novizin.“ Auraya dachte zurück an den vergangenen Tag, an die Zeremonie, die sie zur Novizin gemacht hatte. Viele neue Novizen waren gestern der Gilde beigetreten, alle aus angesehenen, reichen Familien. Die meisten hatten das 15. Lebensjahr noch nicht einmal überschritten. Somit war sie wahrscheinlich die älteste in ihrer Klasse. Und wieder dachte sie über die Frage nach, ob es wirklich die richtige Entscheidung war sich der Gilde anzuschließen. Auraya schob diesen Gedanken schnell wieder beiseite und erhob sich aus ihrem Bett. Sie legte die Novizenroben, die man ihr ebenfalls bei der gestrigen Zeremonie feierlich überreicht hatte, an und verließ ihr Zimmer Richtung Badehaus. Als sie die Tür zu dem Badehaus öffnete, war sie erstaunt. Ein riesiger Raum befand sich vor ihr mit einem großen und mehreren kleinen Wasserbecken. Eine salzige Priese wehte ihr um die Nase. „Es riecht nach Ozean“, stellte sie fest und erinnerte sich zurück an die Wochen, die sie auf See verbracht hatte. Auraya schaute sich genauer im Raum um und bemerkte, dass nur eine junge Frau anwesend war. Auraya ging auf die Fremde zu und versuchte aus ihren Gedanken ein paar Informationen zu erhalten. „Guten Morgen Sonea“ sagte Auraya. „Guten Morgen, woher weißt du wie ich heiße? Antwortete Sonea überrascht. „Mist! Gedankenlesen hatte schon immer seine Nachteile. Ich muss unbedingt vorsichtiger sein was ich sage“, dachte Auraya und erwiderte an Sonea gewandt: „Ich hab dich gestern gesehen, wie du dich mit einem Magier unterhalten hast. Er nannte dich so.“ Sonea nickte und sagte dann: „Und wie heißt du? Du bist erst neu hier, oder?“ „Mein Name ist Anny“, antwortete Auraya. Sie unterhielten sich noch eine Weile über Soneas und Aurayas Herkunft, wobei es Auraya wunderte, dass Sonea ihr ehrlich erzählte, dass sie aus den Hüttenvierteln stammte und nur hier war, weil ihre Kräfte sich von selbst entwickelt hatten. Sie machten sich zusammen auf den Weg in die Universität, wo der Unterricht stattfinden sollte. Bei fast jeder Begegnung mit einem anderen Magier oder Novizen spürte Auraya, was für eine Abneigung die anderen gegen sie hegten. Sie war mehr und mehr beeindruckt von der Entschlossenheit der jungen Frau, dass sie das alles so leicht hinnahm und ihr Ziel trotz all der Steine, die man ihr in den Weg legte, nicht aus den Augen verlor. In der Universität angekommen, gingen beide getrennte Wege, jeder in seine Klasse. Auraya wählte einen Platz am Fenster aus. Sie war eine der ersten Novizen, die im Raum saßen. Nach und nach kamen immer mehr von ihren neuen Gefährten. Die Stimmung im Raum war sehr angespannt, keiner traute sich so recht das erste Wort zu ergreifen. Man konnte die Erleichterung regelrecht mit Händen greifen, als ihr Lehrer den Raum betrat, sich vor die große Tafel an der Stirnseite des Raumes stelle und begann sich vorzustellen. Und schon fing er mit dem Unterricht an. Alles war ruhig und der Lehrer erklärte ihnen, was in dem ersten Jahr bis zum Wintersemester alles auf sie zukommen wird. Nur die Kontrolle von Magie wird ihnen gelehrt werden, in den verschiedensten Formen. „Das wird ein sehr langweiliges erstes Jahr werden“, dachte Auraya. Nachdem der Lehrer ihnen alles erklärt hatte, war auch schon die erste Unterrichtsstunde vorbei und die Novizen gingen in den Speisesaal, in dem sie schon ein lecker riechendes Mittagessen erwartete. Langsam begannen nun auch die Novizen untereinander zu reden. Auraya wurden kurze Fragen über ihr Herkunft gestellt, doch dann erlosch das Interesse an ihr schnell wieder und die anderen wanden sich anderen Themen zu. Auraya blieb still sitzen und hörte ihnen zu. Als der Unterricht weiterging, wurden sie alle in kleine Räume aufgeteilt, in denen ein Magier ihre Magie freisetzen sollte. Auraya betrat den Raum und wurde auch sogleich freundlich begrüßt. „Guten Tag, mein Name ist Lord Rothen“, sagte der altere Magier zu ihr. Er war wahrscheinlich schon an die vierzig Jahre, die Zeichen der Zeit zeigten sich bereits auf seinem Gesicht in Form von kleinen Fältchen. Auraya verbeugte sich höflich, so wie es ihr gelehrt wurde und antwortete: „Guten Tag Lord Rothen, mein Name ist Anny.“ Aus seinen Gedanken erfuhr sie, dass er Soneas Mentor war. Er bedeutete ihr auf einem Stuhl, der ihm gegenüberstand Platz zu nehmen. Als sie saß, begann er ihr zu erklären wie er vorgehen wird und sie hörte aufmerksam zu. Auraya hatte ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, als er ihr eine Hand reichte um in ihren Geist einzudringen. Sie hatte ihren Schild zwar bereits einmal sinken lassen, um Lord Yangun von ihrem Magischen Potenzial zu überzeugen, aber noch nie so präzise, dass ein anderer in ihren Geist eindringen konnte und dadurch ihre Gedanken wahrnehmen würde. Er erklärte ihr wie sie einen Raum schaffen konnte. Nachdem sie ihm die Tür mit ihrer magischen Quelle gezeigt hatte und er ihr erklärt hatte wie sie ein Stück von ihrer Magie nehmen konnte, zog er sich aus ihrem Geist zurück. Sie öffnete etwas verwundert die Augen und blickte ihn direkt an. Von dieser Art der Visualisierung, um ihre Magie wahrzunehmen, hatte sie noch nie gehört und spätestens jetzt war sie überzeugt davon, dass es die richtige Entscheidung gewesen war sich der Gilde anzuschließen. Wer weiß was sie noch alles Neues entdecken würde. Sie konzentrierte sich wieder auf Rothen, der gerade den Mund geöffnet hatte um etwas zu sagen. „Es ist, als würdest du das schon lange können“, erklärte er ihr. Nachdem er ihr erzählt hatte, was normalerweise passiert, wenn ein Magier das erste Mal in den Geist eines Novizen eindringt und ihn zu seiner Macht führen will, beschloss sie, dass es wohl das beste war, wenn sie ihm gestand, dass sie schon länger über die Kontrolle ihrer Magie verfügt. „Meine Mutter hat mir auf diese Weise beigebracht wie ich Wasser zum kochen bringen oder ein Girri rösten kann.“, sagte sie zu ihm. Er schaute sie verwundert an, „Girri? Was ist das? Und warum hast du das Lord Yangun nicht erzählt, als er dich geprüft hat?“ „Girri, ist eine Art kleiner Vögel. Sie schmecken sehr gut. Meine Mutter nannte das immer nur „ihren kleinen Trick“, ich hatte bis eben keine Ahnung, dass dies mit der Benutzung von Magie zu tun hat. “ Rothen schien diese Ausrede zu akzeptieren und erklärte ihr wie sie Magie nutzen konnte um andere Dinge damit zu tun. Am Ende sollte sie ihm zeigen, dass sie verstanden hatte, was er ihr erklärt hatte und sie überraschte ihn wieder, indem sie all seine Aufgaben auf Anhieb meisterte. Er schickte sie zurück in ihre Klasse, wo sie die einzige war. Die anderen waren anscheinend noch bei den anderen Lehrern. Lorlen blickte auf, als es an seiner Tür klopfte und gab ihr den Befehl sich zu öffnen. Der Direktor stand vor der Tür. „Verzeiht die Störung, Administrator. Könnte ich kurz mit euch reden?“ „Guten Tag, Direktor. Bitte setzt euch und dann erzählt mir euer Anliegen.“ Der Direktor nahm auf dem Stuhl vor Lorlens Schreibtisch Platz und begann zu erzählen: „Es geht um eine Novizin aus dem ersten Jahr. Ihr Name ist Anny.“ „Anny? Diese Ithanerin? Sie macht doch hoffentlich keinen Ärger“, unterbrach Lorlen den Direktor. „Nein, das nicht, Administrator. Nun zumindest im Moment nicht. Aber es hat sich herausgestellt, dass sie bereits über ihr magische Kraft verfügt und außerdem weiß sie bereits sehr viel über die Anwendung von Magie.“ „Warum hat das keiner vorher bemerkt?“ „Sie hat behauptet, dass sie es von ihrer Mutter gelernt hat. So als kleine Tricks um das Leben zu vereinfachen und keine Ahnung hatte, dass es sich dabei um die Verwendung von Magie handelte“, erklärte der Direktor, „Ich befürchte, dass sie sich selber weiter ausprobieren wird, jetzt nachdem sie einen kleinen Einblick in das bekommen hat, wozu sie fähig ist. Vielleicht wäre es klüger sie in eine höhere Klasse zu schicken“, endete der Direktor. Lorlen runzelte de Stirn. „Ihr wisst, dass sie nur in eine höhere Klasse wechseln kann, wenn sie alle Abschlussprüfungen des ersten Jahres besteht. Seid ihr euch sicher, dass sie wirklich schon so weit ist?“ „Dass bin ich mir nicht, Administrator, ich bin ihr ja bisher noch nicht einmal selber begegnet. Rothen hat diese Entdeckung gemacht, während er sie unterrichtete. Er glaubt, dass sie es schaffen kann. Und Sonea hat es auch mit seiner Hilfe geschafft.“ „Ja, Direktor, aber Sonea hat auch Rothen als ihren Mentor. So weit ich weiß, hat kein Novize aus dem ersten Jahr einen Mentor zugesprochen bekommen. Und Rothen wird genug mit seiner eigenen Novizin zu tun haben und keine Zeit für eine weitere haben. Versucht sie in irgendeiner Weise ihre Mitschüler damit zu beeindrucken?“ „Soweit mir zu Ohren gekommen ist nicht, Administrator. Die anderen stehen ihr eh sehr skeptisch gegenüber, dadurch dass sie eine Fremdländerin ist.“ „Ok, schickt jemanden aus, der ein Auge auf sie halten soll und teilt mir mit, sobald sie irgendwelche Schwierigkeiten machen sollte oder sie sonst noch irgendwelche Überraschungen birgt. Ich werde über den Klassenwechsel nachdenken und mich ein bisschen mit ihren Lehrern unterhalten. „In Ordnung, Administrator, ich werde mich um alles kümmern“, sagte der Direktor und erhob sich von seinem Stuhl. „Schönen Tag noch, Administrator“, Lorlen lächelte kläglich. „Danke auch wenn ich bezweifle, dass er noch schön wird.“ Nachdem der Direktor das Büro verlassen hat, stand Lorlen von seinem Schreibtisch auf und schritt durch den Raum an sein Fenster. Als er heraus schaute, war er überrascht: der Hohe Lord Akkarin stand vor dem Eingang der Universität und redete mir ein paar Magiern. Es war wirklich selten, dass Akkarin seine Residenz verlies. Lorlen trat wieder vom Fenster weg und drehte sich zu seinem Schreibtisch um, auf welchem sich zu unterzeichnende Verträge und verschiedene Bestellungen stapelten. Lorlen seufzte laut und setzte sich auf seinen Stuhl um die Arbeit fortzusetzen, die er unterbrochen hatte als der Direktor eintrat. Ein erneutes Klopfen lenkte Lorlens Aufmerksamkeit wieder auf die Tür. Heute ist ein merkwürdiger Tag, andauernd will jemand etwas. Sonst sind sie nicht so mutig ihre Anliegen vorzubringen, dachte Lorlen, als er der Tür noch einmal den Befehl gab sich zu öffnen. „Ah, Lorlen, alter Freund, wie immer fleißig bei der Arbeit, wie ich sehe“, begrüßte Akkarin den Administrator. „Akkarin“, erwiderte Lorlen erfreut, „Wie komm ich zu der Ehre? Erkundigte er sich. Es kam nicht oft vor, dass sein bester Freund und Hoher Lord der Gilde sich in seinem Büro blicken lies. Meist war es an Lorlen seinem Freund einen Besuch in dessen Residenz abzustatten. „Ich war gerade in der Nähe und dachte mir, ich schaue mal kurz bei dir vorbei. Gibt es irgendetwas Neues in unserer kleinen Familie?“ Lorlen lächelte leicht. Er und Akkarin nannten die Gilde stets „ihre kleine Familie“, da sie die beiden Hauptpersonen waren, die sich um all deren Angelegenheiten kümmern mussten. Er erzählte Akkarin von Anny, davon, dass sie bereits magisches Potenzial besaß und das der Direktor selbst den Vorschlag gemacht hatte, dass sie eine Klassenstufe überspringen könnte. „Es war vorauszusehen, dass sie anders ist als unsere normalen Novizen, doch wenn der Direktor selbst vorschlägt, dass sie eine Stufe überspringen soll, dann muss sie sehr mächtig und erfahren sein.“ „Sie ist auch einiges älter, als die Novizen des ersten Jahres“, bemerkte Lorlen. „Dann wäre ein Wechsel vielleicht eine gute Idee.“ „Wir werden sehen. Zuvor muss sie die Prüfungen bestehen“, sagte Lorlen mit zusammengepressten Lippen und schaute erneut nach draußen, wo sich bereits eine große Menge Magier vor der Gildenhalle versammelt hatten. „Bitte entschuldige mich, alter Freund, doch ich muss mich langsam auf den Weg zu der Versammlung machen, nicht das sie ohne mich beginnen.“ Akkarin kicherte leicht. „Als würden sie ohne ihren wichtigsten Mann beginnen.“ „Wahrscheinlich nicht“, erwiderte Lorlen lächelnd. „Wirst du mich begleiten?“ Akkarins Miene wurde wieder ernst. „Danke für das Angebot Lorlen, aber ich habe noch einiges zu erledigen. Komm später bei mir vorbei und erzähl wie es gelaufen ist“, antwortete er und ging in Richtung Tür. Die beiden Männer verließen gemeinsam den Raum und gingen am Fuß der Universität in unterschiedliche Richtungen davon. Lorlen durchquerte die Gildenhalle und nahm auf seinem üblichen Stuhl Platz, dann wartete er darauf, dass die restlichen Magier ihre Plätze eingenommen hatten und etwas Stille einkehrte. Unter dem Blätterdach des Parks war die Sonne warm, aber erträglich. Rothen ging mit langsamen Schritten über den Weg und hielt Ausschau nach seinem Schützling, Sonea. Er entdeckte sie. Sie saß alleine auf einer Bank und lass ein Buch. Bei diesem Anblick konnte er sich ein lächeln nicht ganz unterdrücken. Wer hätte je gedacht, dass einmal ein Hüttenmädchen in dem Park der Gilde sitzt und für ihre bevorstehende Abschlussprüfung lernte. Er ging auf sie zu und begrüßte sie. Als sie aufblickte stellte er fest, dass ein leichtes Lächeln auf ihren Zügen lag. „Du scheinst heute einen guten Tag gehabt zu haben“, bemerkte Rothen, nachdem er sich auf der Bank neben Sonea niedergelassen hatte. Sonea öffnete ihre Tasche und verstaute das Buch darin bevor sie antwortete: „Eigentlich der ganz normale Wahnsinn, aber es scheint so, als wären ein paar der neuen Novizen netter als meine damalige Klasse. Zumindest Anny.“ „Anny? War dass das Mädchen, mit dem du heute früh in die Universität gegangen bist?“ Sonea schaute Rothen verwundert an. „Ihr beobachtet mich doch nicht etwa, Rothen?!“, fragte sie mit einem leichten Unterton in der Stimme. „Das ist meine Aufgabe, Sonea. Immerhin bin ich dein Mentor“, erwiderte Rothen und musste über ihr verdutztes Gesicht lachen. „Ihr? Mein Mentor?“, fragte sie überrascht. Nun war es an Rothen verwirrt drein zu schauen. Sonea gelang es nicht weiter einen Lachanfall zu unterdrücken und Rothen viel sogleich in ihr Gelächter ein. „Wusstest du, dass deine neue Freundin bereits über Magie gebot, bevor sie der Gilde beitrat?“, fragte Rothen ernst, nachdem sie sich wieder beruhigt hatten. Es tat ihm gut, Sonea so fröhlich zu sehen. In ihrer vergangenen Zeit in der Gilde, gab es nur wenig glückliche Momente für sie. Aber vielleicht änderte sich das nun. Sonea machte während dessen ein nachdenkliches Gesicht. Dann antwortete sie: „Anny hat nichts derartiges erwähnt. Aber wo ihr mich so fragt, fällt mir ein, dass ich ihre Aura nicht spüren konnte, als ich sie heute Morgen traf. Woher wisst Ihr, dass sie schon vorher Magie praktiziert hat?“ „Ich sollte heute ihre Magie freisetzen. Du konntest keine Aura bei ihr spüren? Das bedeutet, dass sie mehr weiß als sie zugeben will.“ Rothen entschied sich, diese Erkenntnis später einem der Höheren Magier mitzuteilen. Es war zwar nicht schwer, seine Aura zu verbergen, Novizen lernten dies nebenbei, wenn sie miteinander kindliche Spiele spielten, aber dies konnten sie nur schaffen, wenn ein anderer Magier nach dieser Aura suchte. Rothen fragte Sonea noch flüchtig nach dem Unterricht des heutigen Tages und teilte ihr mit, dass sie heute keine Zusatzstunden machen würden, da er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Er lud sie aber im gleichen Moment ein, heute mit ihm zu Abend zu essen. Er wusste, dass sie und seine Dienerin, sich immer freuten, wenn sie sich etwas unterhalten konnten. Sie schien überhaupt nicht enttäuscht zu sein, dass sie heute den Rest des Nachmittags frei hatte, so dass er getrost seinen anderen Aufgaben nachgehen konnte. Er hatte sich bereits einige Schritte von der Bank entfernt, auf der Sonea saß, als ihm noch etwas einfiel und er noch einmal zurückging. „Ich soll dir noch ausrichten, dass Lord Julen dich sprechen will. Du findest ihn in der Magierbibliothek.“ Nachdem er ihr die Nachricht überbracht hatte, entwickelte sich auf ihrem Gesicht ein erschrockener, angstvoller Ausdruck. Sie räusperte sich kurz, dann dankte sie Rothen, dass er ihr bescheid gegeben hatte und machte sich ohne ein weiteres Wort auf den Weg in die Universität. Rothen blickte ihr noch einen Moment nach und fragte sich, was sie so in Angst versetzt hatte. Er schüttelte leicht den Kopf und machte sich in die andere Richtung davon. Er würde sie heute Abend nach diesem Vorfall ausfragen, bis dahin hatte er selbst allerdings noch einiges zu tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)