Der Bluthund von Nhaundar (a hound's tale) ================================================================================ Kapitel 4: Alltäglichkeiten --------------------------- SHAARI Zitternd umklammerte sie die Tasche. Sie hatte die Flucht ergriffen. Tränen rannen über ihre Wangen und sie trat wütend nach einem Stein. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Überstürzt war sie aufgebrochen und nun zitterte sie im kalten Wind des frühen Herbstes, während sie dem schmalen Pfad zum Dorf folgte. Sie hatte ihren Umhang nicht dabei, nur die Tasche mit Kräutern, um die Besuche bei einigen Kranken zu unternehmen.... was sie vorgehabt hatte... aber das, er, sie schüttelte den Kopf. Ihre Gedanken waren wirr und ungeordnet und sie blieb stehen um sich zu sammeln. So konnte sie unmöglich unter die Leute. Was ihn bewegt hatte von ihr abzulassen wusste sie nicht genau, aber er hatte erstaunt gewirkt. Shaaris Gedanken rasten geradezu durch ihren Kopf und er Herz pochte noch immer wild. Sie lehnte sich an einen der Bäume, die den Weg zum Dorf säumten und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Es brachte nichts wie ein kleines Kind zu weinen. Natürlich jagte er ihr Angst ein, er war zu allem fähig und sie wäre kaum im Stande sich gegen ihn durchzusetzen. Aber sie würde jetzt auch nicht nachgeben. Die Dunkelhaarige würde jetzt das machen, was sie sowieso vor gehabt hatte. Ihre Tasche war da, darin befanden sich einige Salben und Teemischungen, die sie einigen Dorfbewohnern vorbei bringen würde. Sie ließ ihren Blick über die Landschaft schweifen, es beruhigte sie zu sehen wie sich die Baumwipfel im Wind bewegten und wie die Blätter in den unterschiedlichsten Farben leuchteten. Auch das Rauschen des kleinen Baches in der Nähe beruhigte sie. Weiter entfernt befand sich der Trident aber hier herrschte der Wald vor, einige Weiden mit Vieh und einige Felder. Allerdings sah man auch die Spuren des Krieges, da stand eine abgebrannte Scheune und dort waren die Felder aufgewühlt und die Ernte gestohlen und zum Teil vernichtet. Aber dennoch hatten die Bewohner von Rivers bisher Glück gehabt. Nur wenige siedelten direkt am Trident, da dort die Gefahr zu hoch war von eventuellen, feindlichen Schiffen angegriffen zu werden. Die Bewohner des Dörfchens verdienten ihren Unterhalt mit Viehzucht, oder Feldarbeit. Ihr Mann hatte, neben der Feldarbeit bei einem Bauern, im Winter Weidenkörbe geflochten und geschnitzt , weswegen sie auch etwas abseits gewohnt hatten, denn in der Nähe der Hütte an einem kleinen Fluss wuchsen die benötigten Bäume, und so war der Weg nie weit gewesen. Das ganze Gebiet war von Flüsschen und Bächen durchzogen, der Name Rivers existierte nicht umsonst. Nach einigen weiteren Augenblicken fühlte sie sich im Stande wieder unter Leute zu treten und machte sich auf zum Dorfzentrum. Nach einigen Besuchen hatte sie schließlich auch einige Kleidungsstücke für Sandor organisieren können. Eine ältere Hose, ein Hemd und sogar ein etwas abgetragenes Wams. Sie hatte versucht große Sachen zu bekommen, was allerdings schwieriger war als angenommen, die meisten hatten eine normale Statur und Sandor war alles nur nicht normal. Er war größer als die Meisten und zudem muskelbepackt, dank der Rüstungen die er trug und dem Schwert, dem ständigen Kampf.... sie hatte all das in der Hand gehabt, als sie die Waffen und das Rüstzeug gereinigt hatte, allein das Schwert hätte sie mehr behindert, als das es geholfen hätte und an das Schwingen des Schwertes war nicht zu denken. In seinen Sachen bei seinem Pferd war lediglich noch eine kaputte Hose gewesen. Und mit dem was er jetzt anhatte, konnte er kaum unter Leute, wenn es denn sein musste. Vorübergehend würde das was sie ergattert hatte wohl seinen Zweck erfüllen. Sie seufzte leise, sie hätte dafür ebenso ein gutes Stück Käse bekommen können oder vielleicht sogar etwas Fleisch. In diesen Zeiten waren Lebensmittel beinahe mehr wert als alles andere. Shaari hatte noch immer Angst, wenn sie an den Winter dachte, der vor der Tür stand... mit dem was sie jetzt hatte würde sie nicht über den Winter kommen.... An die andere Möglichkeit, eines Überfalls wollte sie gar nicht denken. Überall trieben sich Geächtete herum. Harrenhal, was derzeit unter Gregor Clegane stand, lag ihrer Meinung nach zu nah an Saltpans und damit auch an Rivers. Ihr Dorf war abgelegen, aber immer wieder kamen dennoch Reisende hindurch und berichteten von den Vorkommnissen, vieles war ihrer Meinung nach nur aufgezogenes Gerede, aber das was am häufigsten vorkam enthielt auch einen Kern an Wahrheit. Die Schwarzhaarige machte sich langsam wieder auf den Weg zurück zu ihrer Hütte. Sie hatte es hinausgezögert, da sie Sandor nicht unbedingt begegnen wollte, aber langsam hielt die Dämmerung Einzug und es wurde wirklich kalt. Den ganzen Tag über war das Gras schon gefroren gewesen, zumindest an den Stellen die die Sonne nicht erreicht hatte. Allerdings zögerte sie es noch weiter hinaus, dem Bluthund zu begegnen. Sie versorgte die Tiere und sammelte noch die Eier ein, die ihre kleine Schar Hühner gelegt hatte. Es war nicht viel, aber besser als nichts. Nachdem auch das erledigt war ging sie zögerlich zur Tür, straffte ihre Haltung und trat in die Behausung. Wärme kam ihr entgegen die sie wohlig begrüßte. Das Feuer brannte noch immer, aber das Brennholz war beinahe aufgebraucht. Er hatte sich um den Kamin gekümmert. Sandor saß auf dem Bett, den Rücken und den Kopf an die Wand gelehnt, während er die Beine auf der Decke ausgestreckt hatte. Wache Augen blickten ihr entgegen. Sie sagte nichts und legte die Sachen ab, die sie mitgebracht hatte. Die Kleidungsstücke legte sie vorsichtig neben ihn, sie wusste nicht wie er reagieren würde. "Ich habe dir Kleidung besorgt.", meinte sie zu ihm und spürte nur seinen Blick auf sich. Sie ließ die Förmlichkeiten weg, um die sie sich zuvor immer bemüht hatte. Ihrer Meinung nach hatte er sie nach dem Heute nicht verdient. Zudem hatte er ihr auch nie Höflichkeit bewiesen, nachdem sie ihm das Leben gerettet hatte. Ihr Blick wurde hart, als er noch immer nichts sagte, sie einfach weiter anstarrte. "Das vorhin ist wohl unglücklich gelaufen.", gab sie zu, wobei sie aber die Schuld daran nicht bei sich sah. "Hast du wenigstens Tee getrunken?", sie hatte eine Kanne damit gekocht, die auf dem Tisch stand. Sie warf einen Blick hinein, es fehlte tatsächlich etwas. "Musste ich ja, etwas anderes ist nicht da.", kam es brummend von seiner Seite aus, während er ihr noch immer mit den Blicken folgte. Sie fühlte sich wie ein Tier in einem Käfig. Shaari war es nicht gewohnt angestarrt zu werden. Und er hatte sich auch einfach die Freiheit genommen ihre Sachen zu durchsuchen. Die Dunkelhaarige zog die Augenbrauen zusammen. "Ich werde Wasser holen damit du dich waschen kannst.", es fiel ihr nicht leicht, die Förmlichkeiten weg zu lassen, immer wieder wäre es ihr herausgerutscht, aber wenn, musste er sich das wieder verdienen. Sie wartete keine Reaktion ab, sondern verließ noch einmal mit einem Holzeimer die Hütte und ging zu dem Bach der sich in der Nähe entlang schlängelte. Wieder in der Hütte, kippte sie etwas in die Holzschüssel, die zum Waschen da war und warf Sandor einen auffordernden Blick zu. Sie zog noch ein Tuch zum abtrocknen und ein kleineres zum Waschen aus einem Schrank, sogar etwas Seifenkraut hatte sie da, was sie neben die Schüssel legte. Seifenkraut und Sand fand man in der Natur, während Seife unsagbar teuer war. "Bitte. Das muss erst einmal reichen. Ein Zuber wird erst gefüllt, wenn die Wunde am Bein komplett verheilt ist." Der Blick der jetzt auf sie gerichtet war gefiel ihr ganz und gar nicht. "Nach dir.", meinte er knapp. "Im Eimer ist noch genügend Wasser für mich." Shaari konnte kaum fassen, was er da von ihr verlangte. Das war nicht sein Ernst. Empört schüttelte die den Kopf. "Nein, wenn du willst gehe ich auch nach draußen.", obwohl das nun wirklich kindisch wäre. Sie hatte ihn neun Tage gepflegt. Zudem hatte sie einen Mann gesehen. Und somit waren die Anderen kaum anders. Als Kräuterfrau sah man zudem auch so einige Sachen, die sie lieber nicht gesehen hätte, aber das gehörte dazu. Seine Augen funkelten amüsiert und er grinste ihr entgegen. Sie spürte beinahe wie er sie mit seinen Blicken auszog. Seufzend verschränkte sie die Arme vor der Brust und wandte sich ab. "Ich werde etwas zu Essen machen.", sagte sie vor sich hin und nahm sich gleich die Eier vor, die sie mitgebracht hatte. Eine solche Reaktion hätte sie eigentlich vorhersehen müssen. Aber sie ließ sich das nicht gefallen, sollte er sie mit Blicken ausziehen. Anders würde er es nicht bekommen. Dass sie ihn ignorierte und sich statt dessen um das Essen kümmerte schien die richtige Vorgehensweise zu sein. Nach einigen Augenblicken erhob er sich hörbar mühsam vom Bett, nicht ohne zu fluchen und humpelte zu der Waschschüssel. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie wie er sich wusch. Bei den Haaren würde sie ihm helfen müssen, wenn er es denn zuließ. Shaari ließ ihm Zeit und bereitete einen einfachen, aber nahrhaften Eintopf zu, der über dem Feuer köchelte. Sie drehte sich zu Sandor um, der ihr gerade den blanken Hintern präsentierte, als er ungelenk wieder die zerschnittene Hose anzog. Die andere war wegen dem Verband am Oberschenkel ungeeignet. Amüsiert sah sie ihm dabei zu, wie er sich hineinkämpfte. Als ob er ihren Blick gespürt hätte wandte er sich zu ihr und sie verbannte den belustigten Ausdruck schnell aus ihrem Gesicht, sie wollte bestimmt keinen Ärger. "Lässt du mich nach deiner Wunde sehen?", sie deutete auf die an seinem Kopf, die er ihr heute Morgen verwehrt hatte. Er sah sie an, humpelte zum Bett und nickte nach einer Weile. Shaari bemerkte seinen Blick und sein widerstrebendes Nicken verwirrte sie. Sie näherte sich ihm vorsichtig und löste den Verband. Es war beinahe verheilt, die Wunde und die an seinem Hals waren am besten geheilt. "Den Verband brauche ich nicht zu erneuern. Jetzt ist Luft am Besten.", meinte sie und sah ihn einen Moment an. Er schwieg und starrte. Shaari fühlte sich unbehaglich in seiner Gegenwart. Aber Schweigen war besser als Drohungen und Handgreiflichkeiten. Er erklärte sich auch bereit sich die Haare waschen zu lassen, auch wenn er das sichtbar sehr widerwillig tat. Sandor war kein Mann, der sich helfen ließ, aber er konnte sich noch immer nur schlecht bewegen und sie konnte auch besser auf die Wunde achten. Nach dem Essen legte sie sich auf den Strohsack und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Das Tagwerk war verrichtet und sie war müde, aber dennoch konnte sie nicht einschlafen. Ihren Rücken hatte sie dem Bluthund zugewandt. Selbst jetzt spürte sie noch, wie er sie ansah. Erst als er anfing zu Schnarchen fand sie so etwas wie Ruhe, da sie wusste, er beobachtete sie nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)