Evenfall von 4FIVE ([Itachi x Sakura | non-massacre AU | dorks to lovers]) ================================================================================ Kapitel 14: Bets and Blackmail ------------------------------ . .   »Was ist denn mit dir passiert, Sasuke?« Sasuke warf sein dreckiges Oberteil achtlos in eine Ecke im Wohnzimmer, wo sein älterer Bruder seelenruhig mit seiner jüngeren Cousine Tee trank, nachdem man seine Ärztin vor einer Stunde grob entführt hatte. Sasuke hatte etliche Schrammen, rote Druckstellen und humpelte wie ein geschlagener Hund, was er nun, da er in den schützenden Wänden seines Heims war, nicht mehr länger kaschieren konnte. Er wollte nicht sagen, was auf der Dachterrasse geschehen war, doch Itachi hätte es sowieso erfahren. »Sakura hat mich verprügelt.« Es war selten, dass die Gesichtszüge seines Bruders sich merklich aufgrund emotionaler Empfindungen regten. In diesem Fall begann er zu höchst amüsiert zu lachen. Sasuke war weit weniger zu lachen zu mute. Er hatte Sakura gesagt, was sie hatte hören müssen, um zu verstehen, dass sie sich nicht weiter vorwagen durfte. Die Uchihas waren kein Milieu, in das er einen seiner Freunde blind laufen lassen konnte. Verdammt, nicht mal er selbst mochte seine Familie! Wenn Itachi auf seine absurde, eigenbrötlerische Art irgendetwas mit ihr zu schaffen haben wollte, war er egoistisch genug, sie damit ins offene Messer laufen zu lassen. Sakura war kein Mensch, dem man seinen Klan zumuten konnte. Er hatte ihr gesagt, was man von ihm als Uchiha erwartet hatte. Nun wollte er die Wahrheit wissen. »Egal was du von Sakura willst, es gefällt mir nicht.« Asuka warf Itachi einen fragenden Seitenblick zu, der begleitet von gespitzten Lippen verriet, dass auch sie neugierig war. Itachi trank weiterhin seelenruhig seinen Tee. »Wie schön, dass mir das völlig egal ist, Sasuke. Bist du fertig, Asuka-chan? Das Training ist noch nicht vorbei und wir sollten schnell verschwinden, ehe Okāsan mitbekommt, dass wir schon wieder gehen wollen.« »Niisan, ich erwarte eine Antwort! Hier geht es um meine Teamkameradin und Freundin und um meinen Captain und Bruder!« Itachi stand auf, strich sich die Trainingshose glatt und bedeutete Asuka vorauszugehen. Als sie außer Hörweite war, wandte er sich Sasuke zu, der mit finsterer Miene am Türrahmen lehnte. »Hör zu, Sasuke, ich werde dir sagen, was ich allen Leuten sage, die versuchen, sich in meine Angelegenheiten einzumischen, obwohl es sie nichts angeht: Sakura ist eine herausragende Iryōnin; darum wird es, wann immer es darum geht, ein Team zusammenzustellen, in dem medizinische Qualitäten von Wert sind, immer sie sein, die ich anfordere.« »Sakura sieht das nicht so.« Zumindest jetzt nicht mehr. »Und wieso nicht, wenn ich fragen darf?« Sasuke reckte das Kinn nach vorne und straffte seine Schultern. »Darfst du, aber erwarte keine Antwort. Ich werde hier nicht den Kuppler spielen. Schon gar nicht für dich.« Itachi gab sich damit zufrieden. »Es ist ohnehin irrelevant. Sie wird es sehen, wann immer es dazu kommt.« Es gab Sasuke zu denken, obwohl es ihm egal sein konnte. Wenn sein großer Bruder glaubte, mit einem Mädchen wie Sakura spielen zu wollen, weil er daraus Vorteile schlagen konnte, sollte es ihm recht sein. Er reservierte sich besser jetzt schon Karten in der ersten Rangreihe für den Moment, in dem Sakura herausfand, dass er kein emotionales Interesse an ihr hatte. Wenn sie wollte, konnte sie wunderbar brutal werden. Gegen eine aufgebrachte Frau, die man in sich verliebt gemacht hatte und der man, selbst wenn nur unwillentlich, vorgespielt hatte, dasselbe für sie zu empfinden, hatte selbst Itachi keine Chance. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Kunoichi und Taijutsuspezialistin ohne Skrupel handelte. Manchmal, ja manchmal bewunderte Sasuke seine einst so mädchenhafte Ex-Teamkameradin für ihre Egalität Stand und Rang gegenüber; sie würde sogar Jiraiya oder Gaara verprügeln, wenn einer der beiden es wagte sie zu verarschen. Itachi wiederum freute sich auf den Tag, an dem sein kleiner, naiver Otōto  endlich lernen würde, dass er nicht allwissend war und manchmal einfach keine Ahnung von Dingen hatte, mit denen er selbst keine Erfahrung verbuchen konnte. Die Mädchentrauben um den jüngsten Sprössling der Hauptfamilie, die Itachi durch seine sehr spezielle Art von vornherein abgewehrt hatte, hatten Sasuke unempfänglich für jedwede platonische Ebene gemacht, auf denen Itachi und Sakura sich bewegten. Asukas stechendblauem Blick, der ihm verriet, dass sie es sehr gut verstand, war er sich nicht minder gewahr, versuchte ihn aber so weit als möglich zu ignorieren, als sie sich gemeinsam auf den Weg zum Trainingsfeld machten, das sie vor einer halben Stunde verlassen hatten. Seit sie ihr Sharingan aktiviert hatte, war sie ganz versessen auf das Training mit jedem Uchiha, den sie in die Finger bekam. Itachi hatte nichts dagegen. Er wusste, dass der wahre Eifer und die wahre Stärke eines Uchihas immer erst mit dem Bluterbe erwachten. Bei ihm war es nicht anders gewesen. Steigerung war sehr viel einfacher, wenn man gerade einen Schub erhalten hatte. Die bei der Chūninprüfung noch so weinerliche Asuka hielt sich vorbildlich an diese von ihm vor Jahren aufgestellte These. Heute war eben er dran, ihre Attitüde nicht allzu arrogant werden zu lassen. Sie waren während seiner Überlegungen längst am Trainingsfeld des Uchihaviertels angelangt. Asuka konnte verflucht schnell sein, wenn sie ungeduldig war. »Greif mich diesmal direkt an, Asuka-chan«, befahl er. Selbst mit Sharingan kam sie keine zehn Sekunden gegen ihn an. Das machte die Sache umso unterhaltsamer. Sie ging in Angriffsposition, hielt ihre Attacke jedoch zurück. Ihre Sharingan leuchteten in dem blassen Gesicht umrahmt von tiefem Schwarz wie die untergehende Abendsonne. »Beantwortest du mir eine Frage, wenn ich es schaffe, dich zu treffen?«, rief sie über das grüne Trainingsfeld am Rand des Uchihaviertels. »Von mir aus gerne. Dazu musst du es aber erst einmal versuchen. Bist du bereit?« Noch ehe das letzte Wort seines Satzes ausgeklungen war, spürte er einen Luftzug neben sich. Asuka war aus seinem Sichtfeld verschwunden, tauchte hinter ihm auf und versuchte ihm einen gezielten Schlag in den Rücken zu versetzen. Indem er seinen Oberkörper zur Seite lehnte, wich er aus, ließ sie ins Leere schlagen und tippte ihren Handrücken an, was sie gleichgewichtslos nach vorne kippen ließ. Er hatte ihr nicht zugetraut, sich aus dieser Misere zu retten; welch Fehler. Seine Cousine rollte sich am Boden ab, sprang am Ende ihrer Flugrolle in die Höhe und trat zu. Diesmal parierte er den Angriff mit seinem Unterarm, seine Beine fest am Boden behaltend. Der Tag, an dem sie es schaffte, ihn vom Fleck zu bewegen, war der Tag, an dem er ernsthaft mit ihr trainieren würde. Wie es aussah, würde dies nicht mehr lange dauern. Sasuke hatte es mit vierzehn geschafft; seine kleine Cousine machte ihm harte Konkurrenz. Asuka war im Gegensatz zu Sasuke ein stiller Kämpfer. Wo andere Wutschreie und Kampfgebrüll über die Felder röhrten, sparte Asuka ihre Energie für ihre Taijutsu, die stark und präzise kam, aber für ihn mühelos zu blocken war. Allerdings musste er zugeben, dass er davon mindestens blaue Flecken davontragen würde. Als sie eine Ninjutsu auf ihn anwandte, mit der er nicht gerechnet hatte, zuckten seine Mundwinkel zu einem stolzen Lächeln nach oben. Mit drei schnellen Fingerzeichen erschuf er eine Gegenattacke, die ihrer für ihr Alter eindrucksvollen Hōsenka no Jutsu entgegenwirkte und sie in hunderte Fünkchen zerstieben ließ. Asuka war wieder verschwunden. Ihre größte Stärke war ihre Schnelligkeit, mit der sie sogar Sasuke abhängen konnte, der jahrelang für diese Agilität trainiert hatte. Ihr Körperbau, schlank und schmal, war dafür geschaffen, Gegner erfolglos nach ihrer aktuellen Position suchen zu lassen. Zu ihrem Nachteil kannte Itachi sie seit ihren frühesten Kindertagen. Als Übungspartner tat er ihr den Gefallen, diesen Vorteil nicht schamlos auszunutzen. Was viele seiner Verwandten nicht verstanden, war, dass es bei einem Trainingskampf nicht um den Sieg ging. Asuka verstand es ebenso wenig. Plötzlich tauchte sie direkt vor ihm auf, keinen Meter von ihm entfernt in genau dem Abstand, den sie brauchte, um ihren Arm auszustrecken und ihre Fingerspitzen an seine Brust legen zu können. Kein Millimeter mehr, keiner weniger. Eine bewundernswert akkurate Einschätzung. Sie hatte Lob dafür verdient, das er ihr schenkte, indem er sich nicht wehrte. »Du bist schneller als letztes Mal.« »Ich habe viel mit Hanabi trainiert, Itachi-niisan. Gegen eine Hyūga ist es immer besser, schnell zu sein.« Dass er sie mit einem Handgriff hätte vom Platz fegen können und sie den theoretisch unfairen Vorteil ihres Sharingans genoss, übersah sie geflissentlich. Es war darum gegangen, ihren Fortschritt zu messen. Das hatten sie getan. Zufrieden mit ihrer bravurösen Leistung ließ sie ihren Arm sinken und sah zu ihm hinauf, einen Schritt zurücktretend, um ihr Gesicht dafür nicht nach oben richten zu müssen. Man sah zu keinem Gegner auf, den man eben besiegt hatte. »Du solltest das nächste Mal mit Shisui trainieren, anstatt der Tochter der Hyūgas.« »Aber Shisui-niisan ist immer so gemein!« Sie rümpfte ihre Nase und warf eine Strähne ihres langen Haares nach hinten, das in den hellen Strahlen der Sonne facettenreich schillerte, als es sich bewegte. Die Uchihas hatten allesamt dunkles Haar, aber während Sasukes einen markanten Blaustich und sein eigenes eine Vielzahl dunkler Brauntöne aufwies, beherbergte das ihre einen eigenartigen Glanz von tiefstem Violett. Wieso ihm das gerade heute auffiel, konnte er nicht sagen. Vielleicht, weil Asuka vor seinen Augen langsam eine ernstzunehmende Kunoichi wurde und er jedem ernstzunehmenden Ninja ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. »Inwiefern ist er gemein?« »Er lässt mich nie gewinnen.« Itachi hob eine Augenbraue. »Denkst du denn, ich habe dich gewinnen lassen?« »Natürlich!« Sie zuckte die Schultern und ließ sich im Schneidersitzt auf dem kühlen Gras nieder. Itachi tat es ihr im Seiza gleich. »In einem echten Kampf hättest du mich schon vor meinem ersten Zug besiegt. Immer, wenn ich Shisui-niisan bitte, mit mir meine Schnelligkeit zu üben, verwendet er seine blöde Teleportationsjutsu und dreht mich kopfüber, noch bevor ich mich auch nur rühren kann.« »Sagt dir das nicht zufällig, dass du einfach noch nicht schnell genug bist, um mit seinem Training mithalten zu können? Vielleicht solltest du doch ein wenig mehr mit Hanabi-san trainieren, ehe du dich an die großen Fische wagst. Hanabi-san soll talentierter sein als Neji-san. Wenn du sie besiegen kannst, bist du bereit für Shisui.« Asuka gefiel diese Interpretation der Neckerei sichtlich nicht, das konnte er an der Art, in der sie ihre Augen verengte, sehen. Sie schob seinen Vorschlag kommentarlos zur Seite, verbeugte sich jedoch dankbar vor ihm. Dass diese Dankbarkeit aufgesetzt war, hätte sogar ein Blinder bemerkt. »Du hast versprochen, mir eine Frage zu beantworten.« »Die wäre?« »Sind wir böse?« Itachi hatte mit jeder Frage gerechnet, bloß nicht damit. »Stell eine andere Frage.« »Ich habe keine andere.« Asuka wechselte in den Seiza, die Finger in den Saum ihres Oberteils verkrampft. »Sie reden. Wohin ich auch gehe, manchmal fallen Worte über unsere Familie. Dass wir bloß geduldet würden in diesem Dorf und Verräter wären. Sie sprechen von Vorfällen, die einst geschahen und in die wir verstrickt waren. Es sind Gerüchte, aber sie klingen echt. Sind wir ein böser Klan, Itachi-niisan?« Er konnte sich genau an den Tag vor dreizehn Jahren erinnern, als der Familienrat seine Versammlung abgehalten und Stillschweigen über dieses Thema beschlossen hatte. Dass sie Konoha hatten hintergehen wollen, konnte ihnen dank Sarutobi und Fugakus Einsicht nie nachgewiesen werden, was es nach Ansicht des Klans unerheblich machte, diesen dunklen Fleck auf der Familiengeschichte weiter in Erinnerung zu behalten. Nun, er sah sich selbst nicht als Werkzeug des Klans. »Kurz vor deiner Geburt ereigneten sich Geschehnisse, auf die wir nicht mehr stolz sein sollten.« Dass einige Uchihas sich nach wie vor im Recht fühlten, war innerhalb der Mauern kein großes Geheimnis. »Zu dieser Zeit hatten wir uns mit der Leitung des Dorfes, Sandaime-sama und den Goikenban, annähernd heillos überworfen. Unser Rat wählte eine radikale Methode, diesen Disput zu beenden. Dieser Versuch missglückte und man einigte sich auf einen Pakt: wir sollten das Kriegsbeil begraben und uns zum Wohle Konohas fügen, dafür erließ man uns die Strafe. Dass unser Oberhaupt sich dafür entschied, in diese Konditionen einzuwilligen, spricht für unsere Loyalität zu Konoha. Einige Menschen sehen das nicht so. Sie werden immer hinter vorgehaltener Hand mit dem Finger auf uns zeigen, um uns zu beschuldigen, doch solange wir diese Loyalität beweisen, wird uns niemand etwas anhaben.« »Also waren wir böse, sind es aber nicht mehr?« Itachi hätte gerne über diese Banalität gelacht; leider war dies kein Thema, bei dem ihm nach Lachen zumute war. »Was ist das Gute, was ist das Böse? Das ist in diesem Fall keine philosophische Sinnfrage, sondern hat eine pragmatische Antwort: gut ist, was dem Fragesteller zum Vorteil gereicht. Wir sind kein Mustergleichnis allzeitüberdauernder Treue, aber wir schützen Konohagakure mit unserem Leben, was letztendlich gut für jeden ist, der an uns zweifelt. Unsere Reputation mag in manchen Mündern schlecht sein, aber böse macht uns das noch lange nicht.« Sie war teils zufrieden mit seiner Antwort, den anderen Teil versuchte sie zu einem für sie sinnhaften Gebilde zu ordnen. »Wirst du es ändern, Itachi-niisan?« »Ich werde mein Möglichstes versuchen, sobald ich Oberhaupt dieses Klans bin. Kein Klan sollte sich selbst treuer sein als dem Dorf, das ihm seine Macht verleiht.« Asuka lächelte ihn seicht an. »Ich vertraue darauf, dass du es schaffst. Alle sagen, dass du ein Genie bist, also musst du es schaffen.« »So, so, alle sagen das?« »Ja. Zum Beispiel Hanabi oder Tekuno-sensei. Auch Sakura-sensei sagt es, aber sie verwendet andere Worte dafür.« Itachi zog neugierig die Stirn kraus. Diese Neugierde war nicht gut; ihr nicht nachzugehen jedoch unnötig. »Welche Worte verwendet Sakura-sensei dafür?« »Sie sagt, du bist ein unverschämt perfektes Genie, dem eine gerechtfertigte Arroganz in die Wiege gelegt wurde. Und etwas mit Tadellosigkeit und deinem pathologischen Drang, Leute zu belehren. Etwas in der Art, aber sie hat so schnell gesprochen, dass ich mir nicht sicher bin, in welcher Reihenfolge.« So, so. In Haruno Sakuras Augen war er also Sasukes verschrobener, unverschämt genialer, arroganter großer Bruder, der krankhaft Leute maßregelte. Tadellos und perfekt nicht zu vergessen. Eine äußerst umfassende Meinung, wie er fand, aber durchaus akkurat. Bloß in einem Punkt hatte sie sich geirrt. Er belehrte Leute nicht, weil ihn etwas dazu drängte. Schon gar nicht jedermann. Beizeiten würde er ihr diesen feinen Unterschied verdeutlichen müssen. »Du wirst es schaffen, Itachi-niisan.« »Das ist, was ich vorhabe.« Und er hatte immer schon bekommen, was er wollte. . . In repetititiver Monotonie schlug Tsunades rotlackierter Fingernagel gegen die unschuldige Tischplatte, in der sich langsam eine Kerbe bildete, wo sie ihn in brachialer Ungeduld seit einer Stunde drangsalierte. Es war fünf Tage her, dass sie den Eilboten nach Sunagakure no Sato geschickt hatte. Rechnete man mit drei Tagesreisen pro Richtung und  der Dringlichkeit dieser Nachricht, war er inzwischen fällig. Sie hätte ein ANBU Team schicken sollen. Irgendeines. Den Uchihahaufen, in dem Yūgao als einzige Frau und Nicht-Uchiha mit ihrer Schnelligkeit gewiss ein Tempo vorgegeben hätte, das den Rekord von zweieinhalb Tagesreisen zu dem Shinobidorf Kaze no Kunis locker um einige Stunden unterboten hätte. Yūgao war flink. Oder Sasuke. Zusammen wären sie binnen zweiundsiebzig Stunden wieder hier gewesen. Aber sie hatte diese Ausgangssperre nicht aus Spaß an der Freude verhängt. »Hast du nichts Besseres zu tun?«, brummte sie, das Kinn auf ihre Handfläche gestützt auf dem Tisch lümmelnd. »Nicht wirklich«, gab Jiraiya beiläufig zurück. Er saß am Rand ihres Büros, bewaffnet mit einer Schriftrolle, die er mit Obszönitäten beschmierte. Ein neues Buch vielleicht. Sie würde auch dieses Exemplar nicht lesen. Seit sie ihn aus dem Krankenhaus entlassen hatte, hatte sie leichte Trainingsstunden als Rehabilitationstherapie vereinbart. Zweimal die Woche für jeweils zwei Stunden grundlegende Taijutsu- und Ninjutsuübungen, um sein Chakrasystem und seine Kondition auf ihr altes Level zu schrauben. Seit sie sich bereiterklärt hatte ihm dabei zu helfen, anstatt eine arme Schwester dazu zu verdonnern, die keine zwei Tage gegen seinen vehementen Sturkopf bestanden hätte, klebte er förmlich an ihr. Wohin sie auch ging, Jiraiya war da. Sie konnte verstehen, dass er sich nutzlos fühlte in seinem jetzigen Zustand, der aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht schnell besser werden würde – vor allem nicht, wenn er weiterhin darauf bestand, sie beim Saketrinken herausfordern zu müssen. Es musste grausam sein, sich derart ohnmächtig zu fühlen, wo die Lage bereits eskaliert war. Es war eine Frage der Zeit, bis die Kriegserklärung unterzeichnet wäre. Die wahre Frage war nicht wann, sondern gegen wen. Wen hatten die Akatsuki letzten Endes alles auf ihre Seite ziehen können? Die Unwissenheit darüber machte Tsunade Kopfzerbrechen. Jiraiyas Schutzhaltung ihr gegenüber war eine Bestätigung ihrer Befürchtungen. Er war nicht nur hier, weil ihm langweilig war. Er wollte sie beschützen. Dieser Narr. In seiner aktuellen Verfassung war er ihr in einem direkten Kampf bloß mehr im Weg. Zumal sie als Hokage nicht unbedingt direkt würde kämpfen müssen. Wenn sie ehrlich war hatte Tsunade gar keine Muße, sich über Jiraiya auszulassen, schon gar nicht ohne zustimmendes Publikum. Wenigstens war er weniger unangenehme Gesellschaft als die Goikenban. »Was schreibst du?«, erkundigte sie sich höflich, was ihn aufsehen und grinsen ließ. »Ich bringe bloß ein wenig Inspiration zu Papier. Dieser Raum ist voll davon.« Jiraiya schmunzelte schelmisch, wurde jedoch schlagartig ernst, als seine älteste Freundin nicht einstimmte. »Was bedrückt dich? Etwa Suna?« »Solange wir nicht wissen, was genau sie getan haben, können wir nicht agieren. Ich hasse es, im Dunkeln zu tappen –« Just in dem Moment, als sie sich beschweren wollte, tauchte ein maskierter ANBU in einer Rauchwolke vor ihr auf. Von der Haarfarbe und Statur her konnte Tsunade erkennen, dass es Komachi war. Sie ohne ihren Partner Towa anzutreffen war ungewöhnlich. Dass sie einen Brief mit sich trug sogar noch unüblicher. »Hokage-sama«, sagte sie nach einer huldvollen Verbeugung durch die maßgeschneiderte Porzellanmaske. »Wir fanden den Boten auf unserer Rückkehr über die südliche Route. Ich entschied, dass es besser wäre, den Brief auf dem schnellsten Weg zu Euch zu bringen.« Sie überreichte den Brief mit dem brisanten Inhalt und Tsunade entließ sie. Damit waren, die Boten nicht mitgezählt, nun auch die letzten Konohanin im Dorf. Wenn in der Nachricht stand, was sie vermutete, würden sie bald alle verfügbaren Einheiten brauchen. »Willst du ihn nicht öffnen?« Komachi war verschwunden und Jiraiya neugierig hinter sie getreten. Ungeduldig nahm er ihr die Schriftrolle aus der Hand, entrollte sie und las die wenigen Zeilen, die das Malheur zusammenfassten. »Wie schlimm ist es?«, fragte Tsunade, obwohl sie es nicht wissen wollte. Dem verbissenen Gesichtsausdruck des männlichen Sannin nach zu urteilen … »In etwa so schlimm, wie wir befürchtet hatten.« »Diese Tölpel!«, brüllte sie wütend. Ihre Faust raste auf den Schreibtisch hinab, von dem einige Zettel zu Boden segelten. »Gaara hätte auf mich hören sollen, anstatt ihnen die Entscheidung zu überlassen! Sunas Ältestenrat ist noch debiler als unsere beiden senilen Schabracken!« »Wir müssen handeln.« Jiraiya reichte ihr das Schreiben, das er bereits auswendig gelernt hatte. Es war nicht viel, was darin stand, würde aber genügen, um drei Reiche in den Krieg zu stürzen. Wenn Akatsuki, deren Aktivitäten in Tsuchi no Kuni immer schon hoch gewesen waren, Iwagakures Zorn in die Finger bekam – »Natürlich müssen wir das! Konoha ist Sunas engster Bündnispartner. Ich werde nicht zulassen, dass man unsere Loyalität infrage stellt. Wir haben nicht die nötigen humanen Ressourcen, um ein ANBU Team dorthin zu entbehren. Nara Shikamaru soll tun, wofür wir ihn dort stationiert hatten.« Jiraiya gluckste überrascht. »Du hast ihn für den Notfall dort abgestellt? Das war sehr vorausschauend.« »Wieso verwundert dich das?«, fragte Tsunade rhetorisch während sie ein Blatt Papier aus ihrer Schublade zog und ihr Tintenfass öffnete. »Schon als Gaara seine Bedenken über die Tragweite der Entscheidung, Spione in Iwa zu stationieren, äußerte, war mir klar, dass es im Ernstfall zur Eskalation kommen könnte. Wer hätte gedacht, dass Suna so weit in die Souverenität Iwas eingreift? Ich erteile dem Kazekagen die Erlaubnis, mit meinem Konohanin zu verfahren, wie er es für richtig hält.« Der Sannin schnaubte. »Lass mich den Brief überbringen. Ich kann als Gesandter Konohas die Wogen sicher schneller glätten als irgendein Jōnin ohne Rang und Namen.« »Schon möglich, aber du würdest in deinem Zustand eine Woche nach Kaze no Kuni brauchen. Als Hokage kann ich nicht verantworten, einen angeschlagenen Shinobi in ein Krisengebiet zu schicken. Shikamaru wird es ganz hervorragend machen. Ich werde Gaara dazu raten, einen Diplomaten mit ihm zu senden. Alles weitere liegt in der Entscheidung Sunagakure no Satos. Ich bin kein Kage, der die Souverenität eines anderen Staates untergräbt.« . . Sakura war hinter ihrem Eifer als Kunoichi ein wenig froh, dieser Tage Ausgangssperre zu haben. Eine Mission mit ihrem neuen Teamkameraden hätte nicht gut für sie beide geendet. Dass Sasuke mit dem was er sagte durchweg recht hatte, wollte sie gar nicht bestreiten. Es lag ihr fern, seine Meinung darüber korrigieren zu wollen, zumal sie hervorragend mit der ihren kongruierte. Itachi hip oder hopp, er war ihr Patient, mit dem sie eine temporäre Zweckgemeinschaft geschlossen hatte. Sie konnte ihre Fähigkeiten und Reputation als Iryōnin ausbauen und er bekam eine kostenlose Behandlung. Wenn er ihr blöd kam, würde sie einfach eine saftige Rechnung über ihre Arbeit ausstellen, wobei ihr Stundenlohn sehr hoch wäre. Aufwandsentschädigung. Dass Sasuke sie hatte warnen wollen, nichts in Itachis kurzlebiges Interesse hinein zu interpretieren, war in gewisser Weise rührend. Seine anmaßende Bestimmung, in der er sich erlaubte, aktiv in ihr Leben einzugreifen, war das, was sie rasend machte. Seit sie ihn deswegen verprügelt hatte, was inzwischen gut zweiundsiebzig Stunden her war, hatte sie versucht, nicht mehr daran zu denken. Ein riesengroßer Fehlschlag. Dabei dachte sie nicht einmal explizit an Sasuke. Oh ja, Haruno Sakura war nach allen Regeln der Kunst um den Finger gewickelt worden. Und sie hasste es. Wenigstens war sie kein kleines Mädchen mehr, das mit geröteten Wangen und einer selbstgemachten Bentobox nachlief. Sie war eine selbstbewusste junge Frau, die ihren Ärger ganz klassisch in Arbeit erstickte. Wenn sie gedacht hatte, durch das Ausbleiben von Missionen würde es weniger Verletzte geben, hatte die gesamte Belegschaft des Krankenhauses sich getäuscht. Aus Frust waren die Trainingskämpfe härter als gewohnt, was nicht wenige ernsthaft lädierte Shinobi in die Notaufnahme trieb. Umso besser, dann musste sie sich wenigstens nicht über Sasuke ärgern, der meinte, sich in ihre Privatsphäre einmischen zu können, und über Itachi, dessen Kritik immer noch an ihr nagte. Egal was sie auch tat, er fand doch immer wieder ein Haar in der Suppe. »Shizune«, raunte Sakura erschlagen von der dicken Akte eines Stammpatienten, der seit Jahren immer wieder gegen seinen Erzrivalen antrat, was ihm regelmäßige Besuche bei seiner Lieblingsärztin einbrachte. Der Shinobi war Jōnin und Mitte vierzig, sodass man eigentlich dachte, er wisse es inzwischen besser. Yamanaka Inoichi war eben ein Sturkopf. »Was ist los, Sakura?« Shizune steckte ihren Kopf durch den Vorhang, der die einzelnen Betten in der Ambulanz voneinander abtrennte. »Könntest du Inoichi-san drei Milligramm Oxycodon verabreichen?« Die ältere Iryōnin warf einen Blick auf das Krankenblatt. »Möchtest du nicht lieber Naproxen infundieren? Oxycodon scheint mir zu riskant und Naproxen würde auch das leichte Fieber senken, das durch die Entzündung auftritt.« »Oh … ja. Du hast recht.« »Warte, Sakura.« Sie hielt ihre rosahaarige Kollegin zurück und zog sie außer Hörweite der Patienten zu dem Medikamentenschrank, wo sie eine geringe Menge des vorgeschlagenen Analgetikums aus einer der Schubladen holte. »Was ist los? Du bist heute nicht ganz bei der Sache. Ist etwas passiert?« »Uchiha Sasuke ist passiert«, brummte Sakura missmutig. »Ich verstehe.« Shizune schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Die Entscheidung, Team Sieben zu reformieren, war für Tsunade-sama nicht leicht zu treffen. Der gesamte Uchihaklan hasst sie dafür, aber es ist ihr egal. Und zwar nicht, weil sie diese Leute immer schon gerne ärgerte, sondern weil es die einzig richtige Entscheidung war. Du weißt, dass ihr ein Team seid, das nirgendswo sonst in der Welt vorkommt. Sieh mich nicht so an, als wäre es das Ende der Welt. Sasuke-kun mag ein wenig eigen sein, aber inzwischen hast du doch eine schlagfertige Methode, ihm den rechten Weg zu zeigen.« Sakura seufzte. »Irgendwo hinter all dem Ärger über ihn mag ich ihn ja auch noch ein bisschen. Aber was wird mit Sai? Er war viel länger in Team Sieben als Sasuke.« »Und ward ihr jemals so eng verbunden wie mit Sasuke? Welches Team ist stärker, Sakura?« Unwillig murmelte sie ihre Antwort, die auf der Hand lag. Team Sieben, das waren Naruto, Sasuke und sie. Es gab keine Zweifel darüber, dass Sai ein wunderbarer Mensch war und mit seinen Teamkameraden auf eine ganz eigene Art harmonierte. Aber nie so wie Sasuke. »Der Klan hasst nicht nur Tsunade-sama dafür«, fügte sie genervt hinzu. »Ich frage mich, wann er wieder beginnen wird, unser Team auseinander zu reißen.« »Iwo.« Shizune zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Die Uchihas haben der Entscheidung der Hokage nicht entgegenzusetzen. Wie man hört, hast du einen ja bereits auf deine Seite gezogen.« Sakura stockte. »Wer –« »Shizune!« Zwei aufgeregte Jōnin kamen durch die Ambulanz gerannt. Genma hatte den Arm erhoben während Aoba im eilig folgte. Als sie bei ihrer Teamkameradin aus Geninzeiten ankamen, senkten sie die Stimmen zu aufgeregtem Flüstern. »Draußen tobt eine Invasion; Kirishinobi sind mit Otoshinobi im Dorf eingefallen. Sie konnten noch nicht in den Stadtkern vorstoßen, aber die Randbezirke sind ein einziges Schlachtfeld. Shizune, du sollst die Evakuierung des Krankenhauses einleiten. Sakura-san soll zu Naruto-kun und Uchiha aufschließen.« »Was?«, fragte Sakura geschockt. »Wieso sollten Orochimaru und Mizukage-sama Konoha angreifen?« Genma schüttelte den Kopf. »Das wissen wir nicht. Tsunade-sama gab den Befehl, dir auszurichten, dass du unter allen Umständen mit deinem Team zusammenbleiben sollst. Komme was wolle, und sie befahl es mit Nachdruck. Akatsuki hat mittlerweile fünf Bijū, darum steht Naruto-kuns Sicherheit an oberster Stelle.« »Verstanden. Wo ist er?« Die beiden Jōnin zuckten die Schultern, doch eine verbale Antwort war auch unnötig. Sakura kannte ihre Männer. Waren sie gerade nicht auf einer Mission, konnten sie sich nur an einem Ort befinden. . . Schneller und geschmeidiger als sie sollte durchquerte sie die hektischen Straßen Konohas, in denen eiliges Chaos herrschte. Chūnin waren allerorten mit der Evakuierung beschäftigt, Mütter schrien die Namen ihrer Kinder, Ehemänner suchten nach ihren Frauen. Panik sah anders aus, dafür war Konohas Evakuierungsplan viel zu geschliffen, doch die Anspannung war nahezu greifbar. Es tat förmlich weh, durch die mit Angst gefüllte Luft zu laufen. Sakuras Ungeduld wuchs mit jedem zu langsamen Schritt, den sie fünfmal schneller hätte machen können, doch sie brauchte ihre Kondition noch. Ihre Energie jetzt schon zu verschwenden wäre fatal. Derart umherzuschleichen, als sie sich ihrem Ziel voll unbestimmter Furcht näherte, war nichtsdestoweniger Folter. »Sakura-san!« Es war Lee, der mühelos zu ihr aufholte. Hinter ihm teilten sich Tenten und Neji in zwei andere Richtungen auf, die zum Osttor und auf die Marktstraße führten. Er selbst passte sein Tempo an das ihre an. Monatelang hatten sie ihre Taijutsu miteinander trainiert; sie war nie auch nur annähernd so gut und schnell geworden wie er. »Weißt du, von wem wir angegriffen werden?« »Orochimaru. Mal wieder …«, zischte sie bitter. »Er hat es irgendwie geschafft, Kirigakure auf seine Seite zu ziehen. Wo liegt dein Einsatzgebiet, Lee-san?« Er deutete geradeaus. »Im Südwesten. Aber sie haben dort genügend Leute. Bist du auf dem Weg zu Naruto-kun?« Sakura nickte leicht, was er aufgrund ihres Laufschritts jedoch nicht sehen konnte. »Er ist wahrscheinlich im Uchihaviertel, um mit Sasuke zu trainieren. Wir brauchen jede helfende Hand, um ihn davon abzuhalten, sich ins Getümmel zu stürzen. Da vorne ist es!« Mit einem Satz sprang sie achtlos über die Mauer inmitten einen Bulk Uchihas, die auf dem gepflegten Rasen in einem Kreis stehend eine Diskussion ausfochten. »Ich verbiete eine derartige Einmischung!«, fauchte eine ältere Frau. Sie verstummte, als sie Sakura und Lee bemerkte. »Wo ist Naruto?«, rief Lee in den Streit hinein, den Uchiha Fugaku mit Shisui, Mikoto, Asuka, Itachi und seiner Schwester Hatsu austrug, die flankiert von zwei außerfamiliären Mitgliedern der Polizei in einem traditionellen Kimono ihre Tochter an die Hand genommen hatte. Ihr streng zusammengebundenes Haar verlieh ihrem einst einmal schön gewesenem Gesicht einen strengen Ton. »Wir haben den Fuchsjungen nicht gesehen. Dies ist privates Gelände«, fuhr sie Lee an, der aufgrund ihres bissigen Tonfalls zurückwich. Sakura streckte einen Arm von sich. »Wir befinden uns inmitten einer Schlacht, für Grundrechtsklagen ist nicht der richtige Zeitpunkt. Naruto wollte mit Sasuke trainieren. Wo ist der Trainingsplatz?« Hatsu zog Asuka enger an sich. Diese wollte sich wehren, entkam dem festen Griff ihrer Mutter jedoch nicht. Hatsu funkelte Sakura weiterhin böse an. »Was erdreistest du Gör dich –« »Es reicht, Hatsu-sama«, unterbrach Itachi sie. Er setzte seine Porzellanmaske auf, hinter der seine strenge Stimme dumpfer, aber nicht minder endgültig wirkte. »Wir beenden diese Diskussion. Der Klan ist Konoha deiner Meinung nach vielleicht nicht verpflichtet, aber wir Shinobi sind es. Wenn du nicht erlaubst, dass Shisui und ich unseren Kameraden beistehen, wirst du deine Meinung ändern müssen, denn wir werden es nicht tun. Sakura, komm mit mir. Sasuke und Uzumaki sind im Hinterhaus.« »Danke«, sagte sie matt. Sie wusste, dass die beiden ohne Itachi längst auf das Schlachtfeld gestürmt wären, um Orochimaru gepflegt in den Hintern zu treten. Genau das war, was es zu verhindern galt. Als ob sie das könnte! »Lee-san, ich werde deine Hilfe brauchen.« »Stets zu Diensten, Sakura-san!« Er schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln, das seine blitzenden Zähne entblößte. Mit einem leichten Knuff gegen ihren Oberarm ging er an ihr vorbei Itachi nach, der sich bereits mit Shisui von der Familienszene abgesetzt hatte. In ihrem Rücken spürte sie bloß Hatsus bohrenden Blick und Fugakus Unmut darüber, dass der Erbe sie derart vertraut mit dem Vornamen adressiert hatte. Leider, und dies war ihr wahres Dilemma, war dies gerade ihre geringste Sorge. Sasuke und Naruto waren tatsächlich im Hinterhaus, das abseits jeden Trubels in trügerischer Stille lag. Drei ANBU hielten sie von der Flucht ab; sie hatten mit ihren breiten Schultern den Ausgang versperrt, vor dem sie erst Platz machten, als Itachi seine Präsenz ankündigte. Während jeder andere nervöse Unruhe in sich hatte, wirkten die nunmehr vier Shinobi hinter ihren Masken gelassen wie die unwirkliche Ruhe selbst. »Sakura-chan!«, platzte es aus Naruto hinaus. Er stürmte auf sie zu, rannte Itachi dabei fast um und packte sie an den Schultern, um sie vorwurfsvoll zu schütteln. »Sie haben uns hier eingesperrt! Verdammt, wir müssen Konoha doch beschützen! Wie soll ich kämpfen, wenn diese Pappnasen mich festhalten? Wir wissen nicht einmal, was los ist!« Hinter ihnen waren die ANBU, einschließlich Sasuke, in eine schnelle, aber akkurate Absprache verfallen. Egal was sie vorhatten, Sakura hatte ihre Befehle. Noch weiter in Itachis Meinung von ihr als Kunoichi zu sinken war – Völlig egal. Es ging nicht um Itachi oder sie. »Dieser Scheißkerl Orochimaru greift uns schon wieder an«, erklärte sie verbissen. In ihren Fäusten juckte es. »Genaueres weiß ich auch nicht, aber Tsunade-samas Befehl lautete, zusammenzubleiben. Sasuke, du und ich dürfen uns nicht aus den Augen verlieren. Oto hat sich mit Kiri verbündet, wenn Akatsuki ebenfalls mitmischt, bist du in größter Gefahr.« »Dann bleiben wir eben zusammen und treten ihnen gemeinsam in den Arsch! Sakura-chan, erzähl mir nicht, dass du hier einfach so rumstehen kannst, während unsere Freunde da draußen Krieg führen! Sogar die buschige Augenbraue kann kaum noch still stehen! Sakura-chan!« Tausend Möglichkeiten preschten auf sie ein, hunderte Gedanken über reale Ausgänge, welche die eine oder die andere Entscheidung zur Folgen haben könnte. Shikamaru hätte jede Chance analysiert, Itachi hätte sich für alles einen Plan zurechtgelegt, aber sie war weder der eine noch der andere. Sie war Haruno Sakura und sie würde ihre Kameraden an der Front nicht alleine lassen! »Wir gehen«, entschied sie pro forma. Selbst wenn sie es verboten hätte, wäre Naruto gegangen. Zumal er wusste, dass diese Möglichkeit nie bestanden hatte. Sie waren Konohanin. »Teme, beweg deinen Hühnerarsch hier her, wir räumen da vorne ein wenig auf!«, rief Naruto nach hinten wo Itachi, Shisui, Sasuke und ein unbekannter Shinobi mit Rattenmaske ihre Besprechungsrunde auflösten. »Wir gehen alle zusammen«, befahl Itachi. »Die Aufgabe der ANBU ist es nach wie vor, Hokage-sama zu beschützen. Sie wird zusammen mit Jiraiya-sama an der Front kämpfen. Diesmal werden wir Orochimaru nicht entwischen lassen. Wir teilen uns in drei Teams auf, um uns schneller fortbewegen und Orochimaru im Bedarfsfall einkesseln zu können. Shisui und ich nehmen die Ostseite, Team Sieben geht über den Park und Kuon-san übernimmt mit Lee-san die Mitte. Vergesst nicht, dass wir kein operatives Team sind. Jeder ist auf sich gestellt.« Sie nickten einander zu, wobei Sakura sich sicher war, dass er sie durch die dünnen Schlitze seiner Maske hindurch ebenso direkt angesehen hatte wie sie ihn, dann verschwanden sie mithilfe einer Teleportationsjutsus nach draußen. Lee und Kuon, dessen Namen sie in Verbindung mit der medizinischen Einheit der ANBU bereits gehört hatte, waren nicht minder schnell verschwunden. »Dann los!«, brüllte Naruto zum Angriff. Sie hatte keine Mühe, ihm zu folgen, selbst als Sasuke sich an die Spitze setzte und sie zu dritt das Tempo anhoben. Das Adrenalin rauschte durch ihre Bahnen, sodass sie jeden Sinneseindruck stärker empfand, als es möglich sein sollte. Sie wusste, dass ihr Vorhaben furchtbar schiefgehen konnte. Dass sie an Narutos und Sasukes Seite war, war das einzige, das ihr Halt gab in dieser ausweglosen Situation, die sich ihr in ihrer erschreckenden, zerstörerischen Wahrheit darbot. Trümmer lagen dort, wo Otonin und Kirinin sich ins Innere der Stadt gekämpft hatten, Menschen schrien abseits von Team Siebens Route, Blutspuren markierten einen Weg, rückführend vom Epizentrum. Plötzlich ertönte ein Knall und aus einer Rauchwolke sprangen vier Ninjas; Konohanin. »Ino!«, rief Sakura erschrocken, zugleich aber auch erleichtert. Die Blondine schaltete einen Otonin mit einem gezielten Kunaiwurf zwischen die Augen aus, wandte sich um und winkte die drei eben Angekommenen zu sich. Mit erhobener Hand deutete sie zur Stadtmauer. Neben ihr landete Hyūga Hanabi. Sie hatte ihre Byakugan aktiviert, sodass ihr schönes Gesicht furchterregender aussah als die verzerrte Fratze des blutenden Feindes. Noch weiter hinten beseitigten Kiba und Shino zwei weitere Otonin. »Der Kampf dort tobt in alle Richtungen!« »Wir sind gerade auf dem Weg zu diesem Schlangenbastard«, meinte Naruto ungeduldig. »Wie schlimm ist es?« »Schlimm genug«, mischte Hanabi sich ernst ein. Ihrer sarkastischen Äußerung folgte verächtliches Zischen. »Wo sind diese Rotaugen? Alle Hyūgas kämpfen an der Front, bloß diese Wichtigtuer haben den Schwanz eingezogen. Dabei brauchen wir jede Unterstützung, die wir bekommen können.« Sakura verstand die tiefe Abneigung der Klans gegeneinander nicht einmal im Ansatz, waren sie sich doch so ähnlich, dennoch musste sie Hanabi rechtgeben. Noch mehr als das  war es irrelevant. »Ist Tsunade-sama in Ordnung?« Kiba zuckte die Schultern. »Wir waren an der Nordseite beim Training als Hanabi-chan und Konohamaru-kun uns verständigten. Wir haben keine direkte Order bekommen, darum sind wir auf dem Weg zum Kern der Invasion. Noch einmal wird Orochimaru keinen Hokage umbringen, das schwöre ich bei meinem Leben.« »Ganz meine Rede«, eiferte Naruto mit unpassendem Grinsen, das von Entschlossenheit zeugte, »Ich muss nämlich noch viel lernen, ehe ich Rokudaime werden kann!« »Nicht quatschen!«, warf Ino ein. Sie rannte bereits in Richtung des Kampfgeschreis. Team Sieben nickte sich erneut zu, dann setzten es ihr zusammen mit den restlichen drei Konohanin im Eiltempo nach. Sie hatten keine Minute zu verlieren, nicht einmal eine Sekunde.   . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)