生花 - Ikebana von abgemeldet (Sesshōmaru & Rin, 12 Jahre nach dem offiziellen Ende.) ================================================================================ Kapitel 8: Mein Job – dein Job ------------------------------ Konnte man nicht einmal seine Ruhe haben? Innerlich gefiel es Sesshōmaru nämlich kein bisschen, dass nun die gesamte Verwandtschaft glaubte freien Eintritt zu haben. Aber er strafte – wie immer – jeden mit Schweigen. Die ganze Sippe tarnte sich doch hinter Heuchelei und Sesshōmaru würde den Teufel tun, sein Erbe aufzugeben oder mit einem von ihnen zu teilen! Zumal ihm diese überschwängliche Freundlichkeit zuwider war, ob der Tatsache, dass er jene ebenfalls bestmöglich ignorierte. Von außen sah man nichts als den kaltherzigen Dämon, der damals nur ein einfaches Menschenmädchen in sein Herz schloss und näher an sich heranließ, als es jemand überhaupt für möglich gehalten hatte. Doch was in seinem Inneren vor sich ging, konnte keiner wissen und das war auch etwas, was der Daiyōkai zu schätzen wusste: seine Gedanken, sein Eigentum! Und jenes Eigentum ließ er sich schlicht nicht streitig machen, weder von seiner Mutter noch von sonst irgendwem. So viele Jahre hatte Sesshōmaru in der Vergangenheit um die Macht gebuhlt, seinen Vater eines Tages übertrumpfen zu können und nun hatte er jene Stellung inne, die viel von ihm abverlangte, Sesshōmaru aber noch nicht alles getan hatte, um dem gerecht zu werden. Es war mehr als die „ultimative“ Macht zu repräsentieren, zumindest die stärkste Macht des Westens. Vielmehr war es das Volk zu beschwichtigen und zu helfen, wenn und wo er konnte. Jene Worte seines Vaters, die er mit Leichtigkeit all die Jahrzehnte verdrängt hatte, aber jetzt wieder an die Oberfläche kamen und die der neue Lord nicht länger verdrängen konnte. „Aus dem Grund bist Du hier“, drangen Sesshōmaru's Worte an das Ohr des jungen Menschenmädchens. Für einen Augenblick herrschte Stille. Nach und nach konnte sich Rin jedoch aus der unsichtbaren Starre lösen und wusste im ersten Moment nichts darauf zu reagieren. „Autsch! Das hat sicher weh getan!“, giggelte Jaken, der auf einmal hinter dem weißen, großen Fell Sesshōmaru's hervortrat. Sesshōmaru's Auge zuckte nervös, als er bemerkte, dass er Jaken nicht einmal gespürt hatte, wie sich der kleine Gnom erneut an seine Fersen geheftet hatte! Ein seitlicher Blick zu dem Grünling genügte, um ihn schweigend aus dem Zimmer zu jagen. „Wäre es nicht an der Zeit in Ruhestand zu gehen, Jaken?“, fragte Rin stattdessen und konnte nicht leugnen, dass Jaken eigentlich genau ins Schwarze getroffen hatte. Ja, die Worte des Daiyōkai's taten weh, tief in ihrem Herzen, da sie – wie immer – sich mehr erhofft hatte von alledem. Dass sie zu etwas höherem bestimmt sei; dass es mehr als nur ein Test Tenseiga's war, sie damals wiederbelebt zu haben und dass es eben mehr als reine Arbeit war, die Sesshōmaru zu Rin geführt hatte. Aber, laut Dämonen, waren Menschen ja bekannt für ihre zu große Hoffnung, die sie sich selbst aufbürdeten und nachher unter jener Last zusammenbrachen. Gleich flüssigen Pechs glänzte ihr rabenschwarzes Haar in der Sonne, da Rin mit dem Rücken zum Fenster stand, genau in dem warmen Gold, welches sie umgab und zu wärmen begann. „Ich verstehe“, antwortete sie, als sie sah, wie Jaken die Tür mit seinen kleinen drei Griffeln zuschob. „Gut.“ Mehr brauchte Sesshōmaru nicht zu sagen, um das Gespräch für sich zu beenden, wenngleich er mehr als deutlich sah, dass es seinem kleinen Schützling nicht gefiel. Wortlos drehte sich der Yōkai um, öffnete die Tür, die gerade einmal wenige Sekunden geschlossen war und verließ lautlos den Raum. Zumindest waren seine Schritte äußerst leise, lediglich sein Fell konnte man auf dem Boden schleifen hören, wie es hinter ihm hergezogen wurde. Noch einige Minuten stand sie in dem Raum, rechts neben ihr auf dem Boden das Futon, ehe sie registrierte, dass vor der offenen Tür ein Dämonenweib stand. „Hallooo!?“, schmunzelte Misaki und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, die sie damit enger an sich presste und damit einen deutlichen Vorbau inszenierte. „Was macht ein Menschenmädchen denn hier?“, fragte sie dreist den kleinen Froschdämon Jaken. „Sie ist d– ...“ Rin hatte sich indessen in Bewegung gesetzt und war schlicht mit ihrem rechten Fuß auf Jaken getreten, dessen Kopf nun galant den Boden küsste. „Schön üben!“, fauchte Rin äußerst giftig und stupste mit ihren Zehen Jaken's Kopf noch etwas an, auf dass er endlich mehr Diskretion lernte, wenn der Rest der Dämonenschaft es nicht begriffen, dass Rin selbst wusste, dass sie ein Mensch war! Wenngleich es nichts damit zu tun hatte, so hatte das japanische Schneewittchen mit ihrem pechschwarzen Haar und ihren sattroten Lippen endgültig die Schnauze voll, dass Gesagte jedes Mal erneut hören zu müssen, als wäre sie eine ausländische Delikatesse, die man auf dem Tisch nicht erwartet oder gar erwünscht hatte. Als wäre es nicht schlimm genug nur hier anwesend zu sein, damit sie lediglich die Korrespondenz des Daiyoukai's übernahm, da sie schließlich ein Mensch war und die Interessen der Menschen wesentlich besser zu verstehen glaubte als ein Dämon. Trotz dass die junge Frau wütend und enttäuscht darüber war, gab sie keinen Laut von sich bezüglich jener Aufgabe, sondern würde helfen, wo sie konnte. Es war eine reine Sache der Höflichkeit und des Anstandes, zumal sie für sonst niemanden so viele Gefühle übrig hatte wie für ihn. Und wenn sie ihm damit helfen konnte, dann sollte es so sein. Sie wäre die Letzte, die etwas dagegen sagen würde. Schließlich konnte Rin somit bei ihm sein und vielleicht helfen, dass es armen Menschen bald bessergehen würde. Vorerst aber half sie beim Einrichten der vielen Gästezimmer, die Sesshōmaru besaß, im alten Anwesen seines verstorbenen Vaters. Nachdem die Futons ausgelegt und die Fenster für das Lüften geöffnet waren, begab sie sich ins Teezimmer, um dort Tee für die Gäste aufzusetzen. Zwar gab es dämonische Bedienstete, aber jene waren mit anderen Tätigkeiten beschäftigt und sie half aus, wo jemand benötigt wurde. Nach drei Stunden waren die angekommenen Gäste zumindest für das Erste befriedigt und gesättigt, sodass Rin sich ins Waschhaus zurückziehen wollte. Sie nahm sich einen frischen Kimono und zwei große Leinentücher, um sich in Bewegung zu setzen. Der kalte Steinboden außerhalb des Anwesens tat gut, denn ihr Körper war von der ganzen körperlichen Arbeit erhitzt und die mittlerweile kühle Abendluft erhellte ein wenig ihr Gemüt. Die Gäste würden nicht ewig bleiben und bald wäre sie mit Sesshōmaru wieder alleine. Ein kleines verschmitztes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie gedankenverloren die Schiebetür aus Holz zum Badehaus öffnete und dort Kimono und Leinentücher ablegte. Da jemand baden gewesen war, war der Raum innen noch mit Wasserdampf gefüllt, dass man kaum die Hand vor Augen sah! Da hatte jemand wohl scheinbar nicht die Holzlatten an der Wand geöffnet, um zumindest etwas frische Luft und klare Sicht zu erhalten. Zuerst aber entledigte sie sich ihrer Kleidung und legte sie auf den Haufen der Kleidung, die gewaschen werden mussten, ehe sie mit ihren nun kalten Füßen den leicht aufgewärmten Steinboden betrat und sich Schritt für Schritt langsam nach vorne bewegte. Schließlich könnte ein Holzeimer oder ein Hocker im Weg stehen und Rin war nicht willens darüber zu stolpern und sich etwas zu brechen. An den Holzlatten angekommen, öffnete sie jene und bekam sogleich einen kalten Luftzug ab, der sie erleichtert aufatmen ließ, als läge eine schwere Last auf ihr. Die Schöne drehte sich um und tastete sich zum Wannenrand vor, setzte ein Bein nach dem anderen ins angenehm heiße Wasser und ließ sich leicht nach hinten gleiten, als sie plötzlich auf etwas weichem saß und einen lauten Schrei losließ. Mit einem Mal wurde sie hochgehoben und fiel vorwärts ins Wasser, schlug dabei große Wellen und benetzte den Rand mit Wasser, sodass der Fremde, der sich als großer Dämon entpuppte, mit seiner Hand abrutschte und geradewegs auf das zierliche Wesen fiel und Rin zusätzlich unter Wasser drückte. Ein ratterndes Geräusch von Holz, als der Daiyōkai persönlich binnen Bruchteil weniger Sekunden im Badehaus selbst stand und durch die schnelle Bewegung einen Großteil des Wasserdampfes mit nach draußen beförderte, sodass sich die Sicht mehr und mehr klärte. Just in dem Moment erhob sich Masato und umfasste die zierliche Hüfte des Mädchens, um sie aus dem Wasser zu heben. Zwar liebte er Menschen nicht, sondern akzeptierte sie, aber grundloses Töten war nicht sein Stil. Außerdem war er auf das Mädchen gefallen und wusste, dass sie seinem Cousin Sesshōmaru viel bedeutete. Nicht aus Furcht, sondern aus Respekt vor jenen „Gefühlen“ seines Cousins, hob er Rin an und stellte sie auf ihre eigenen Füße, was aus Sesshōmaru's Sicht alles andere als sittlich aussah! Sein Blick verfinsterte sich brutal und ein wölfisches Knurren drang über seine Lippen, ehe der Daiyoukai mit seiner Geschwindigkeit im Bruchteil einer Sekunde Masato am Hals ergriff und ihn hart und erbarmungslos gegen die Steinwand drückte. Ein tödlicher Blick und er riss Masato zur Seite, sodass dieser sich gerade noch am Boden abstützen und erheben konnte. Er kannte seinen Cousin und es lohnte nicht, nun mit ihm zu sprechen, weshalb er es vorzog seine Kleidung zu nehmen, anzuziehen und das Badehaus zu verlassen. Auf dem Wannenrand stehend, warf Sesshōmaru einen gefährlichen Seitenblick zu Rin, bevor er wortlos das Badehaus verließ und Rin mit Tränen in den Augen und am Körper zitternd zurückließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)