Valeria von Azaera (Dämonensklavin) ================================================================================ Kapitel 13: Der Rat ------------------- Kapitel 13 – Der Rat     Die Unruhe, die im Versammlungsraum herrschte, war kaum zu übersehen und zu hören. Valeria saß mit Neal direkt neben Lilith, deren Schwanz wild hin- und herpeitschte. Der blonde Engel umsah sich und fühlte sich nicht wohl bei der Ratssitzung. Neal fühlte ihr Unbehagen und beugte sich flüsternd zu ihr: „Beruhige dich, alles wird gut. Das Einzige, was du tun musst ist, aufzuschreiben, was hier gesagt wird. Eigentlich musst du nur das aufschreiben, was mir zufällt. Die anderen Sklaven werden das genauso machen. Dich beachtet niemand!“ Als ob dies die Engelsdame beruhigen würde. Sie seufzte und starrte das weiße Pergament an. Neben diesem lag ein zugeschraubtes Fässchen, in welchem sich Tinte befand. Eine Schreibfeder, die eindeutig von einem Engel stammte, lag daneben und wirkten schon so abgenutzt, dass Valeria kaum noch die Federn erkennen konnte. Unter dem Tisch aus schwarzem Holz ballte Valeria ihre Hände zusammen. Sie wusste schon im voraus, dass sie Ärger bekam. Immerhin konnte sie nur in Engelsschrift schreiben. Die Schrift der Dämonen hatte sie nämlich noch nicht erlernt. Seufzend legte Neal eine Hand auf ihre Schulter und lenkte sie ab. „Du willst sicherlich wissen wer all diese Leute sind, nicht?“, fragte er und nickte kaum merklich in die Runde hinein. „J-Ja...“, flüsterte Valeria und blickte kurz zu Naicha, der auf der anderen Seite neben Lilith saß und nachdenklich die Hände zusammenfaltete. Sie wunderte sich, warum er keinen Sklaven besaß. „Nun, die Frau neben dir“, dabei deutete Neal auf die schräge Frau in Grün neben Valeria, „Heißt Carmela. Sie ist Chitangas Sklavin, Rang Zwei. Hüte dich vor dem Kürbiskopf, denn sie kann furchtbar unheimlich werden.“ Wie aufs Stichwort kicherte Chitanga in einer viel zu schrillen Stimme. Neal nannte sie Kürbiskopf, weil sie praktisch einer war. Ihre Haare waren zu einem kurzen Bob geschnitten und Knallorange. Mittig, oben am Kopf wuchs ein grüner Stängel, an dem ein Blatt umherflatterte. Ihre Augen waren ebenso Orange und  die Pupille nur ein winziger kleiner Punkt. Zudem quoll Blut aus ihnen heraus. Unheimlich. Die Kleidung war in passenden Farben gehalten: Orange und Schwarz. Ein Rock der der Kürbisfrau bis knapp unter den Hintern reichte. Dazu trug sie orange Pumps mit niedrigen Absätzen. In Valerias Kopf spuckte das Wort ‚Witzfigur‘ herum und sie riss sich zusammen, um nicht zu grinsen. Doch wenn Neal sie schon warnte, hielt sie sich lieber zurück. Da sah ihre Sklavin meilenweit besser aus: Grasgrüne und gestylte Haare, mit gelben Strähnen durchzogen, wo ein Teil der Haare zu einem Strudel am Kopf geformt waren, apfelgrüne Augen, ein Kleid, das so steif war, dass es quasi halb über den Tisch guckte. Gut, dass dieses zur Hälfte durchsichtig war, ansonsten würde sie nichts mehr sehen. Dazu trug sie grüne Pumps mit spitzen Schleifen. Seufzend blickte Valeria ihren Meister an. „Und welche Funktion haben sie im Rat?“, fragte sie nun um sich von ihrem Aussehen abzulenken. „Sie kümmern sich um die Lebensmittelindustrie. Das heißt, sie sorgen dafür, dass das Dämonreich mit genug Lebensmittel versorgt wird. Ein Teil davon müssen wir uns nämlich aus der Menschenwelt beschaffen, da unsere Erde ziemlich unfruchtbar ist. Nur die wenigsten Stellen eignen sich zum Ackerbau“, erklärte Neal ihr. „Neben den Frauen sitzt Manoha, der Satyr, mit seiner Sklavin Amalthea, Rang 3.“ „Ja, ich weiß. Ich habe sie vorhin getroffen. Am Blutbrunnen, als Naicha mich unterrichtete. Ich war ganz schön erschrocken! Solche Wesen habe ich noch nie gesehen!“ „Beruhige dich! Es gibt noch ganz andere Arten von Dämonen. Einige haben einen Fischschwanz, andere wiederrum einen Löwenkopf. Daran musst du dich gewöhnen.“ Neal sah sie ernst an und sein Kopf wanderte durch die kleine, unruhige Menge. Er wusste, das noch einer fehlte und er wusste, dass dieser sich mal wieder verspätete. Er war, wie immer, ein Tollpatsch. „Und welche Position haben sie im Rat?“, fragte Valeria nun und schielte zu Amalthea rüber, die starr auf die Blätter vor ihr blickte. „Sie kümmern sich um das Wohl des Landes. Das heißt, sie schlichten Bürgerkriege oder befreien unser Reich vom Abschaum. Und glaub mir, auch, wenn sie furchtbar höflich und freundlich sind, sie nehmen ihre Aufgabe sehr ernst. Sie werden unter den Bürgern die ‚Blutwache‘ genannt. Ich glaube, das sagt schon alles.“ Valeria nickte hastig. Sie wandte ihren Kopf von den Satyren ab und blickte auf ihr Blatt hinab. Als sie schon die nächste Fragen stellen wollte, wurde die große Tür aufgeschlagen und ein junger Mann kam mit einem Stapel an Blättern hereingestolpert. Er sah aus wie ein Asiate, so wie die Menschen sie bezeichneten. Sein Haar war kurz, aber etwas länger bei der linken Gesichtshälfte, welche seine mandelförmigen Augen verdeckten. „E-Entschuldigung, Herrin! Der Rat kam so unerwartet, ich musste alles einsammeln und suchen und - “ „Schon gut, Ping! Setz dich bitte, damit wir endlich anfangen können!“, meinte Lilith gähnend und richtete sich auf. Gerade als sie die Sitzung anfangen wollte, quietschte es zu ihrer Rechten. „Oh mein Gott! Sind die niedlich!“ Valeria war aufgesprungen und begutachtete gerade einen der drei Pinguine, die an ihr vorbeiwatschelten. Alle drei trugen, wie Ping, Papierstapel mit sich. Als sie Valeria erblickten sahen sie sie aus großen Kulleraugen an und marschierten dann weiter. Valeria setzte sich wieder hin und lächelte verlegen. Alle Augen waren auf sie gerichtet und Neal schlug sich die Hand ins Gesicht. „Valeria!“, zischte er. Nun hatte er sich eindeutig blamiert. Genau das war passiert, was er eigentlich verhindern wollte. „Na, das nenne ich mal eine Sklavin! Wohl ein Neuling, was, Neal?“ Chitanga kicherte und ihre schrille Stimme hallte schrecklich in seinem Kopf wider. Lilith blickte Valeria so finster an, dass die Engelsfrau sich am liebsten versteckt hätte. Die kleinen Pinguine quietschten vergnügt auf dem Tisch herum. „Meisterin Lilith, wenn Ihr gestattet, werde ich Neals Sklavin eine Lektion erteilen!“ Naicha meldete sich zu Wort. Erst jetzt verstand die Blonde warum er überhaupt dazugerufen wurde. Um sie zu bestrafen, sollte sie irgendetwas falsch machen. Alter Sadist!, dachte sie wütend. „Gut, aber schnell. Ich will endlich anfangen!“ Der Schattenelf grinste böse und erhob sich. Wie ein Gentleman schritt er zu ihr hinüber und zückte aus dem Nichts seine geliebte Peitsche hervor. Als Valeria die spitzen Dornen erblickte wich ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht. Jeder schaute gebannt zu. Bis auf Neal. Er wollte sich das nicht antun und blickte weg. Naicha holte aus und traf Valerias Gesicht. Über ihre Wange bildete sich eine Linie, aus der Blut tropfte. Sie biss sich auf die Lippen um keine Schwäche zu zeigen. Sie hatte es wohl nicht anders verdient, denn sie hatte ihrem Meister Schande bereitet. Was sie dieses Leben als Sklavin hasste! Sie wünschte sich, sie hätte auf ihren Vater gehört und Reue gezeigt. Dann wäre sie jetzt nicht hier um sich das hier gefallen zu lassen, doch dafür war es nun zu spät. Die anderen Ratsmitglieder johlten kurz auf, fassten sich aber sogleich wieder. „Gut. Und wehe du beschmutzt den Boden!“, meinte Lilith streng und eröffnete dann die Ratssitzung. „Ratmitglieder, wir haben uns heute bei der sechshundertunddreiundzwanzigsten Ratssitzung versammelt um etwas ganz Wichtiges zu besprechen. Wie ihr alle wisst, wurde der Rat zwei Wochen früher einberufen, weil ein Notfall vorliegt. Ich hoffe, ihr hört alle gut zu, damit wir gemäß darüber entscheiden können. Ping, fang bitte an!“ Der Pinguinbuttler, wie Valeria ihn von nun an nannte, suchte nach dem richtigen Dokument, welches er aber nicht fand. Einer seiner Pinguinhelfer brachte es ihm letzendlich. Valeria wollte kichern, doch der Schmerz in ihrer Wange erinnerte sie an die folgenden Strafen. Sie musste nur diese verdammten Viecher ignorieren, und das war nicht gerade leicht. Ping räusperte sich: „Nun, vor fünf Tagen wurde eine handvoll verdächtiger Personen gesichtet. Die Identitäten dieser Dämonen ist noch unbekannt. Wir haben ein fähiges Team losgeschickt, doch es ist nicht wie vereinbart zurückgekommen. Wir müssen davon ausgehen, dass sie nicht mehr am Leben sind. Sie haben sich im Westen des Landes niedergelassen. Eine wirkliche Bedrohung für die Bewohner dieser Gegend sind sie nicht, doch höre ich, dass sie ständig Unfug machen. Laut einigen Bewohnern aus Schlangenzahn stiehlt diese Bande Essen und verteilt es an die Armen. Angeblich stellen sie noch andere Dinge an, die den Armen zugutekommen. Doch ohne genauere Informationen können wir nicht mehr dazu sagen. Aus diesem Grund schlage ich vor, ein fähigeres Team zusammenzustellen um diese Eindringlinge festzunehmen und zu befragen. Das Ansehen unserer Königin wird sehr unter diesen Aktionen leiden und eine rechtmäßige Strafe sollte ihnen zugeteilt werden.“ Die kleinen Pinguine standen mit ihren kleinen Füßchen auf dem Tisch und mimten das ganze Szenario nach. Niemand beachtete sie, bis auf Valeria, die ständig losprusten wollte. Glücklicherweise konnte sie sich noch einfangen, als Neal ihr über das Mal Schmerzen zufügte. Sie sah ihren Meister verbittert an, doch erhielt keinerlei Reaktion von ihm. Warum ausgerechnet ich?, dachte sie sich und biss sich auf die Unterlippe. „Wen gedenkt Ihr loszuschicken, Ping?“ Manoha erhob sich und seine muskulöse Brust trat zum Vorschein. Valeria bemerkte den Blick seiner Sklavin, die ihn anschmachtete. Sie fragte sich, ob da mehr war. Doch sie verwarf den Gedanken wieder schnell, weil sie das überhaupt nichts anging. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihr Pergament und lauschte angestrengt das Gespräch. „Normalerweise sind meine Sklavin und ich für diese Aufgabe zuständig, doch ich bin der Meinung, darüber sollte der Rat entscheiden. Ebenso, was mit diesen Eindringlingen geschieht. Das Wohl der Dorfbewohner von Schlangenzahn steht hier auf dem Spiel!“ Die kleinen Pinguine quietschten im Takt und Valeria konnte sich ein Kichern nicht unterdrücken. Prompt richteten sich alle Blicke auf den Engel. Hitze stieg in ihre Wangen und sie verkrampfte sich. „Die Eindringlinge erhalten ihre gerechte Strafe: Sie werden dem Rang der Niederen Wesen zugeteilt und in die Dämonengruft verbannt!“, meinte Lilith scharf. „Aber diese ‚Eindringlinge‘ stehlen doch nur um es an die Armen zu verteilen!“, griff Valeria nun ein. Neal starrte sie mit offenem Mund an. Wie konnte sie es nur wagen, ihre Stimme zu erheben?! „Was?“, zischte sie und zuckte mit den Schultern. „Bei uns im Himmelsreich dürfen wir unsere Meinung sagen! Außerdem, wer etwas Übles tut um eine gute Tat zu begehen, dem wird ein Auge zugedrückt. So ist das bei uns!“ „Sklavin! Wer hat dir erlaubt zu sprechen?!“ Chitanga war aufgesprungen und ihre Stimme schellte durch den Raum. Ein Schauder durchzog die Engelsfrau, sodass ihr die Härchen überall abstanden. Die Kürbisfrau blickte sie aus bedrohlichen Augen an, dann wandte sie sich an Neal: „Du solltest sie unter Kontrolle haben, Neal! Wir erwarten alle mehr von dir. Wenn du deine Himmelsbrut nicht zähmen kannst, müssen wir wohl oder übel jemand anderes zum König ernennen, sollte Lilith ihren Platz aufgeben müssen!“ „Ich lebe noch, Chitanga! Hör auf so zu sprechen!“ Die empörte Lilith richtete sich auf und peitschte wild mit ihrem Schwanz hin und her. Der Rat kannte sich schon zu lange, sodass die Ränge schon lange nicht mehr wirklich von Bedeutung waren. Jeder sprach von dem anderen, als sei jeder der beste Freund. „Ich werde sie bestrafen, Lilith!“, meinte Naicha entzückt. „Aber bitte nachher! Ich will diese Sitzung endlich beenden.“ „Wie Ihr wünscht!“, lächelte der Schattenelf zufrieden und setzte sich wieder an seinen Platz. Er faltete die Hände ineinander und blickte Valeria freudig an. Die Blonde seufzte und bereute es, ihre Meinung gesagt zu haben. Aber so war ihre Natur nun einmal. Neal dagegen war verärgert und ließ ihr seine Wut spüren. Das Mal an ihrem Bein brannte höllisch und sie musste den Schmerz mit all ihrer Kraft unterdrücken um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Gut. Kommen wir zum Thema zurück. Die Gesetze verlangen, dass diese Bande zu Niederen Wesen eingestuft wird. Egal, ob sie durch ihre Taten Gutes tut“, dabei blickte Lilith kurz auf Valeria, deren Blick vor Schmerz flatterte, „Ich werde Neal und seine Sklavin für diesen Auftrag empfehlen. Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass die beiden sich als Team beweisen. Wer dafür ist, hebt die Hand.“ Die Dämonin blickte in die Runde. Bis auf Chitanga und ihre Sklavin, hoben alle die Hand. „Gut, somit steht fest: Neal wird sich dieser Aufgabe annehmen. Ihr habt zwei Wochen Zeit um diese Bande gefangen zu nehmen. Ich werde euch Kehinde und Apyio zur Verfügung stellen. Außerdem wird Naicha euch begleiten, damit Valeria auch weiterhin ihre Erziehung erhält! In zwei Wochen wird der Rat sich erneut versammeln. Die Sitzung ist nun somit beendet!“ Doch auch, wenn Lilith der Meinung war, die Sitzung war zu Ende, meldete sich Ping noch einmal kurz zu Wort: „Meisterin Lilith, Ihr braucht die Wolfsdämonengeschwister und Naicha nicht zu schicken. Ich habe schon alles in die Wege geleitet!“ Die Augenbrauen der Dämonenkönigin schnellten nach oben. „Was meinst du damit, dass du alles in die Wege geleitet hast?“ Der Zorn in ihrer Stimme war kaum zu überhören. Sie mochte es nicht, wenn man ohne ihres Wissens Dinge selbst regelt. „Nun, ich...“, stammelte Ping und die kleinen Pinguine sahen ihn fies grinsend an, „... habe dem Anführer dieser Bande einen Brief geschickt.“ „Und was hast du ihm geschrieben? Er soll sich freiwillig ergeben?“ Sie lachte kurz auf und alle Ratsmitglieder zuckten zusammen. „Nein, das hätte natürlich keinen Sinn. Ich habe sie um eine Möglichkeit gebeten die Situation zu erklären, bevor sie eskaliert. Unnötiges Blutvergießen würde – “ „Schweig!“, herrschte Lilith ihn an. „Was glaubst du, was du dir erlauben kannst?! Ich werde dir wegen deinem Eigenhandeln eine Strafe auferlegen, die du nie in deinem Leben vergessen wirst!“ Wütend richtete sich die Dämonin auf und verließ ohne ein weiteres Wort den Ratsraum. Die Mitglieder starrten ihre alle hinterher. Nur die Pinguine kicherten ihren Meister an. Und während jeder anfing seine Sachen zu packen und über Pings Vergehen zu diskutieren, ließ Neal erschöpft den Kopf und seine Hände sinken und begann zu stöhnen. Das konnte einfach nicht wahr sein! Er warf Valeria einen hasserfüllten Blick zu. Das Gesicht der Blonden waren verzehrt: Eine Mischung aus gequältem Lächeln und Schmerz. „Dafür wirst du bluten, Sklavin!“, zischte er zornig in ihre Richtung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)