Valeria von Azaera (Dämonensklavin) ================================================================================ Kapitel 11: Erziehungsbedürftig ------------------------------- Die ganze Nacht über war Neal mit seinen Gedanken woanders. Trotz der vielen Arbeit, die auf seinen Schultern lastete, dachte er immerzu an seine Sklavin. Er musste gut auf sie aufpassen, denn ein weiterer Dunkler Traum würde ihrer Seele nur schaden. Außerdem durfte er sich nicht anmerken lassen, dass er sich um sie sorgte. Seufzend nahm er das Trinkgeld von der hübschen Dunkelhäutigen entgegen, die mit aller Macht versuchte den Dämonenmeister um den Finger zu wickeln. „Du bist ein sehr hübscher Vampir, Carra, doch leider ist mir heute nicht nach Spaß zumute. Lilith ist nicht gerade von meiner Arbeit angetan und droht mir die schrecklichsten Qualen, wenn ich mich weiter aus dem Geschäft zurückziehe. Ich hoffe, du kannst das verstehen?“, fragte er die kleine Dunkelhäutige, die ihn aus goldenen Augen erregt anstarrte. Als seine Worte in ihr Gehör drangen, zogen sich ihre Mundwinkel nach unten und sie seufzte. „Ein anderes Mal, ja? Versprich es mir!“, bettelte sie und zeigte dabei ihr verführerischtes Lächeln. Ihre Fangzähne blitzten kurz auf und Neal wusste was es bedeutete, wenn diese sich in sein Fleisch gruben. Für ihn war es die höchste Ekstase während seines Höhepunktes Blut abgesaugt zu bekommen. Doch an diesem Abend war ihm jegliche Lust vergangen. Was nur an Valeria lag. „Gut, ein ander Mal. Aber jetzt lass mich bitte arbeiten, ja? Liliths Zorn kann richtig unheimlich sein. Wir beide wissen, wovon ich spreche!“ Carra nickte kurz und verschwand dann mit einem Lächeln. Sie hatte sich in denen wenigen Sekunden, wo sie sich von Neal abgewandt hatte, schon einen anderen geangelt. Dieser Vampir ließ nie etwas anbrennen. Manchmal war sie sogar aufdringlicher als Mia.   Der Morgen brach langsam an und nach getaner Arbeit schlenderte Neal in Richtung Palast. Als er die riesigen Tore erreichte, die von hässlichen, grünen Orks bewacht wurden, atmete er einmal tief ein und ging, ohne nach Luft zu schnappen, an ihnen vorbei. Ihr Geruch war dermaßen ungenießbar, dass einem die Übelkeit überkam. Besonders zur Schlafenszeit schienen sie umso mehr zu stinken. „Guten Morgen, Meister Neal!“, gaben die großgewachsenen Kreaturen von sich und Neal nickte ihnen nur höflich zu. Er verschwand so eilig es ging ins Innere des Gebäudes und holte tief Luft ein. Er musste dringend mit Lilith über die Wächter sprechen. Das hielt keine Dämon aus, befand er. Vor seiner Zimmertür blieb Neal stehen. Den heutigen Tag über hatte er Valeria nicht zu Gesicht bekommen, da er die ganze Zeit unterwegs war. Es kam ihm sogar gelegen, denn der gefallene Engel sprach kein Wort mehr mit ihm. Dies ging nun schon seit vier Tagen so und er konnte nichts an dieser Situation ändern. Sie schlief sogar freiwillig auf dem alten, ausgenutzten Sofa, welches der Dämonenmeister nun schon über einem Jahr zu ersetzen versuchte. Doch die mangelnde Zeit erlaubte es ihm nicht. Heute Abend war es wieder so. Valeria lag auf dem Sofa, hatte sich in die Decke eingekuschelt und schlief tief und fest. Normalerweise, wenn er zurück kam versuchte sie das Bett für sich zu beanspruchen und er gewann den Kampf gegen sie. Doch heute, wie die letzten Tage, war dem nicht so. Der Rothaarige ging auf sie zu und begutachtete sie eine Weile. Er war ziemlich hart zu ihr gewesen, aber so war es wohl am Besten. Lilith duldete einfach keine freundschaftlichen Beziehungen zu einem Sklaven. Immerhin waren diese im Rang untergeordnet. Und das natürlich nur Offiziell, denn man konnte nicht immer ein Auge auf jeden werfen. Seufzend schlüpfte Neal aus seinen Kleidern und schmiss sie achtlos zu Boden. Nur im Boxershort bekleidet, stieg er ins Bett und warf die Decke über sich. Seine Augen fielen rasch zu und das letzte, woran er dachte, war, dass es schön wäre, jemand anderes neben sich liegen zu haben.   „Ihr habt mich rufen lassen?“ Neal verbeugte sich tief vor seiner Meisterin und wartete auf ihr Zeichen, damit er sich erheben konnte. Valeria stand mit etwas Abstand hinter ihm und tat ihm alles nach. Sie war nicht besser gelaunt als gestern und gab sich auch nicht die Mühe dies zu verbergen. „Nun, da du deine Sklavin schon eine Weile bei dir hast, du meiner Bitte nachgegangen bist und sich kein weiterer Vorfall ereignet hat, denke ich, dass es an der Zeit wird, ihr Erziehungsstunden zu geben. Naiche wird sie mit offenen Armen empfangen. Bald ist die Ratsitzung und da sollte sie wissen, wie sie sich unter Höhergestellten zu benehmen hat,“, meinte Lilith knapp und warf ihr langes Haar zurück. „Ja, Meisterin. Wann sollen ihre Stunden anfangen?“, fragte der Dämonenmeister müde. Das würde bedeuten, dass er sie noch weniger sah, als im Augenblick. Er verstand nur nicht, warum ihm das so gegen den Strich ging! „Sofort! Naiche wartet am Blutbrunnen auf dich. Alles Weitere kannst du mit ihm besprechen!“ Mit einer lässigen Handbewegung gab sie ihm zu verstehen, dass er gehen durfte. Neal richtete sich auf, ebenso wie Valeria, und verbeugte sich vor ihr, dann verschwand er aus dem Thronsaal.   „Die monatliche Ratsitzung...“, murmelte Neal gedankenverloren und schlenderte hinaus in die Dämonenwelt. Diese Sitzung war in weniger als zehn Tagen, nämlich am Ende jedes Monates. Und dann wurde das langweiligste Zeug diskutiert. Darüber musste er Valeria auch noch unterrichten. Doch im Augenblick galt es ihr Manieren beizubringen. Sie passierten die Orks, die sie mit einer höflichen, grunzenden Kopfbewegung begrüßten und setzten ihren Weg fort, nachdem beide großzügig nach Luft geschnappt hatten. Valeria hatte einige Fragen auf der Zunge, doch sie hatte sich fest geschworen nur dann mit Neal zu sprechen, wenn dieser sich entschuldigt hatte. Sie war wütend auf ihn und sie ließ es in allen Punkten raus. Sie kamen nach einem Fußmarsch von fünfzehn Minuten am Blutbrunnen an, wo Naiche wartete. Der jungaussehende Schattenelf erwartete die beiden schon ganz geduldig. Seine blauen Augen durchbohrten Valeria und sie zuckte leicht zusammen. Neal blieb einige Meter von Naiche stehen, lächelte aber nicht. Der gefallene Engel konnte eine Feindseeligkeit zwischen den beiden ausmachen, die beide mit einem gespielten Lächeln runterschluckten. Dies machte sie erst recht neugierig, doch sie wagte nicht nachzufragen um schon am ersten Tag ein schlechtes Licht auf sich zu werfen. Den Wesen der Dämonenwelt war nämlich nicht über den Weg zu trauen. „Guten Morgen, Neal!“, meinte Naicha fröhlich und verbeugte sich, wie es die Rangordnung verlangte. Sein gewelltes dunkelblaues Haar, welches er nach hinten frisiert hatte, sah heute besonders ölig aus. Viele weibliche Dämonen liebten solche schmierigen Haaren. Aus welchen Gründen auch immer. Neal rümpfte die Nase und unterdrückte seine Gedanken. „Morgen, Naicha. Hier ist meine Sklavin. Bringe ihr alles bei, was du schon vielen anderen beigebracht hast. Wann soll ich sie abholen?“, fragte er gelangweilt und blickte dabei den Schattenelf verhasst an. Nur zu gerne würde der Halbdämon ihm die Klinge durch die Kehle rammen. „Die ersten Stunden werden bis zu Mittag reichen. Somit kann ich beurteilen ob sie lernfähig ist oder nicht“, meinte Valerias Lehrer lässig. Die Blonde ließ sich diese Worte nicht entgehen und schnappte nach Luft. „Wie bitte? Glaubst du etwa, ich sei nicht lernfähig?“, fuhr sie den Elfen mit der leicht schwarzen Haut an. „Ein loses Mundwerk hat sie ja schon. Ich denke, da wird viel Arbeit nötig sein. Aber was soll man da sagen? So der Meister, so der Sklave!“ Naicha grinste wissend und musterte dabei den Dämonenmeister, der seine Hände zu Fäusten ballte. Er hasste ihn! Am Liebsten würde er ihm einen Schlag mitten ins Gesicht verpassen. Noch mit etwas schwarzer Magie verstärkt, damit es auch richig wehtat. Doch stattdessen sagte er: „Nun, du bist ja die härteren Fälle gewohnt, von daher überlasse ich sie in deiner Obhut.“ Er drehte sich auf dem Absatz um und ließ seine Sklavin mit ihm alleine. Die Gefallene blickte ihrem Meister eine Weile lang hinterher und sammelte noch mehr Wut. Wie konnte er einfach gehen!? Sie fand es nicht angebracht, dass dieser sich nicht einmal verabschiedete! Er ließ sie einfach mit einem Unbekannten mitten im Nirgendwo stehen. Neben einem riesigen Brunnen, aus dem Blut quoll, war weit und breit nichts anderes zu sehen. Der ausgetrocknete Boden ließ kein Leben gedeihen und, wenn hier und da ein paar Bäume standen, dann waren die ausgedörrt und schwarz wie die Nacht. Nur etwas weiter weg erkannte sie die Umrisse eines Gebirges, die des Palastes und die einer Stadt. Es war, als wäre hier eine Art Treffpunkt, sollte man in eine bestimmte Richtung wollen. „Gut. Dann stelle ich mich einmal vor: Ich bin Naicha, Schattenelf hohen Ranges, aber noch immer Neal untergeordnet und von heute an dein Lehrer. Wie ist dein Name, Sklavin?“ Er verschränkte die Arme ineinander und umrundete sie um sie besser begutachten zu können. „Valeria!“, gab sie trotzig zurück und hob ein wenig das Kinn um ihm zu zeigen, dass sie nicht unter Kontrolle zu bringen war. Doch ihre Haltung schien ihn wenig zu kümmern. „Valeria... Sehr interessanter Name. Lilith hat mir erzählt, dass ich mich einem gefallenen Engel annehmen werde. Du stinkst gar nicht nach einem. Vielmehr riechst du so, als wärest du schon lange eine von uns!“, bemerkte er spitz und blieb wieder vor ihr stehen. „Nur, weil ich nicht nach Himmel rieche, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht zur dessen Bewohnerin gehöre!“ „Aber das ist nun passé, Sklavin! Von heute an wirst du dich Regel fügen müssen, ob es dir passt oder nicht. Für jede Regel, die du verletzt, werde ich dir Hiebe austeilen. Und glaube mir, ich verschone dich nicht!“ Lächelnd zauberte sich der Elf eine Peitsche mit kleinen Dornen herbei. Valerias Blick weitete sich und sie musste schlucken, als sie das Werzkeug anblickte. Sie konnte den Schmerz jetzt schon spüren. Aber sie wollte standhaft bleiben und sich nicht wie eine Sklavin behandeln lassen. Immerhin wurde sie unfreiwillig in diesen Status gebracht. Und um Neal noch mehr Schande zu bereiten, würde sie alles in Kauf tun. Nur damit sie ihrer Wut freien Lauf lassen konnte. „Na, dann fangen wir an!“   „Und du lässt dir das gefallen?“ Neal sah auf und warf Mia einen argwöhnischen Blick zu. Er hatte nicht bemerkt, dass sie in sein Arbeitszimmer gestürmt war. Wie immer war sie sehr aufreizend gewesen in ihrer Kleiderwahl: Ein viel zu engeschnittenes, rotes Top mit einer eingenähten Goldkette, eine schwarze Lederhose, die knapp unter ihrer Hüfte den Anfang nahm und hohe, gleichfarbige High Heels. Ihr Haar trug sie offen. Dem Dämon entging nicht, dass sie stark nach dem beliebtesten Parfüm der Dämonenwelt roch. Neal seufzte und richtete sich ein wenig auf seinem Schreibplatz auf. „Was soll ich mir gefallen lassen?“, fragte er sie und streckte sich. Er war müde. Am liebsten würde er sich hinlegen, doch wenn Lillith dahinter kam, dass er lieber faulenzte statt zu arbeiten, würde sie ihrer Wut freien Lauf lassen. „Dass Naicha Valeria unterrichtet! Wieso lässt du dir das gefallen? Du hasst ihn sosehr, Neal. Hast du keine Angst, dass er sie gegen dich ausspielt? Zuzutrauen wäre es ihm.“ Mia verschränkte die Arme so vor der Brust, dass ihre Brustwarzen sich an ihrem Top abzeichneten. Neal dagegen sah ihr strikt ins Gesicht. Mia würde sich nicht ändern … „Natürlich gefällt es mir nicht, aber was soll ich tun? Lillith ist im Augenblick nicht gut auf mich zu sprechen, wie du weißt. Ich werde mich sicher nicht gegen ihre Entscheidung stellen. Mein Kopf würde schneller rollen als mir lieb ist. Und außerdem: Valeria tut die Erziehung durch Naicha sicher gut. Er hat bis jetzt alle zu höflichen, zuvorkommenden Wesen erzogen“, erklärte er ihr und rümpfte die Nase. Mia begann laut aufzulachen. „Ha! Du glaubst doch nicht selbst an deine eigenen Worte?! Neal, willst du mich veralbern?“ Neal massierte sich die Schläfen. War Mias Stimme schon immer so schrill? „Mia, komm runter. Was regst du dich überhaupt so darüber auf? Valeria ist MEINE Sklavin. Misch dich nicht ständig in meine Angelegenheiten ein.“ Er wandte sich nun von ihr ab und widmete sich wieder seiner Arbeit, die aus unzähligen, losen Pergamentblättern bestand, zu. Mia schnaubte. Sie drehte sich um und ging zur Tür. Dort aber verharrte sie. Über die rechte Schulter sah sie ihn an. „Neal. Ich mag dich, und daher mache ich mir Sorgen um dich. Naicha war nicht gut für dich; er wird es für Valeria auch nicht sein.“ Dann ging sie endgültig. Die Tür fiel ins Schloss und Neal sank in sich zusammen. Der Dämonenmeister war mit seinem Latein am Ende. Warum kannst du nicht die Klappe halten!?   Valeria hatte die Lippen zu einem verbissen Lächeln verkrampft. Sie saß am Brunnenrand und sah Naicha gehorsam an. Die Peitsche in seinen Händen machte sie leicht mulmig. Ich will nicht wissen wie es ist sie auf meiner Haut zu spüren. Naicha entging nicht der Blick, dem sie seiner ‚Waffe‘ ab und zu zuwarf. Der Erzieher wartete nur darauf endlich Angst in ihren Augen zu sehen. Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg. „Nun, Valeria. Du warst heute eine sehr geduldige Schülerin. Ein wenig Schade darum. Zu gerne hätte ich meine Peitsche an dir ausprobiert.“ Um seinen Worten Druck zu machen, tätschelte der Elf  sein Schmerzwerkzeug. Sieht fast so aus, als würde er seine Geliebte betatschen, dachte Valeria und begann unwillkürlich zu grinsen. Naicha entging dies nicht. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen. „Hast du mir etwas zu sagen, Valeria?“ Die Sklavin sah ihn verwundert an. „Nein. Ich wüsste nichts … Herr.“ Das letzte Wort sprach sie langgezogen aus; spöttisch. Naicha ließ die Peitsche vorschnellen und streifte Valerias rechten Arm. Die Sklavin biss die Zähne zusammen, als die spitzen Zacken sich in ihr Fleisch gruben. Die Wunde brannte wie Feuer und sofort quoll Blut. Es tropfte auf ihr schlichtes, weißes Kleid, welches die rote Flüssigkeit sofort aufsog und einen irritierenden Fleck hinterließ. Die Flügellose spürte, wie ihre Wangen heiß wurden und Tränen des Schmerzes sich ihren Weg nach oben bannten. Doch schnell schloss sie die Augen; sie würde nicht vor dem Schattenelf weinen! „Du hast eine Regel vergessen, Valeria: Lüge mich nicht an!“, sprach Naicha hart zu ihr und in seinem Gesicht zeigte sich kein Spur von Mitleid. Die Peitsche hatte er wieder zusammengerollt. Valeria wunderte sich plötzlich, warum an deren Dornen kein einziger Tropfen Blut zurückgeblieben war. Sie fragte sich, ob sein Machtwerkzeug sich am Blut anderer ergötzte. Doch ihre Gedanken wurden von einer vertrauten Stimme unterbrochen und sie drehte sich um. „Valeria!“ Neal trat auf die beiden zu. Sein Gesicht zeigte keine Regung. Seine Augen hingegen sprachen Bände. Diese starrten Valeria entsetzt an. „Was hast du getan?“, fragte er sie zischend. „Ich war ungehorsam“, antwortete sie ihm und klang dabei nicht gerade unterwürfig. Neal sah nun Naicha an. Der Elf zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch: Strafen sind erlaubt.“ Der Halbdämon nuschelte irgendetwas, dann wandte er sich Valeria zu. Provisorisch riss er einen Stofffetzen von ihrem Kleid ab und verband damit die blutende Wunde. Er wusste was diese Dornen alles anrichten konnten und es war an der Zeit seine Sklavin für ein und alle Mal aufzukären. Doch vorerst mussten sie hier weg. Er streckte ihr die rechte Hand entgegen. „Komm mit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)