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The World Ends with You

Another Game
von

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Tag 7 (Teil 2)

Als nächstes war Uzuki dran. Diese wirkte wiederum recht ungeduldig, als die beiden Spieler bei ihr ankamen. Ihr entging auch nicht, dass die beiden körperlich wie auch seelisch angeschlagen waren.
 

„Was ist denn mit euch los? Ihr seht ja auch, wie 7 Tage Regenwetter! Lacht doch mal!“

„Uns ist grad nicht nach lachen zumute. Bringen wir es hinter uns, Uzuki.“

„Uhhh. euch ist wirklich ne große Laus über die Leber gelaufen, was? Umso besser für mich! Das riecht nach einer Provision!“

„Sorry, aber die wirst du dir wohl doch abschminken müssen, Miss.“
 

Ohne weiteres ging der Kampf los. Er sah seine Gegnerin nur als schwarzes Abbild ihrer selbst. Soso, Reiko würde sich also erstmal mit dem Original rumschlagen müssen. Naja, sie mussten so oder so das Beste aus der Situation machen. Für ihn war es besser, denn so hatte er weniger Skrupel, eine Frau zu schlagen.
 

Uzikus Abbild teleportierte sich noch wilder in der Gegend rum, als Sho. Shuyin hatte Schwierigkeiten, mal für einen Angriff ranzukommen. Dafür war sie aber selbst nicht so gut im Angriff. Ähnlich wie Sho setzte sie fast nur Fernkampf-Pins ein, am meisten Force Rounds und sie zielte nicht sonderlich gut. Er fragte sich schon immer, weshalb sie es trotz ihres Ehrgeizes bei der Arbeit noch nicht so weit brachte, wie sie es gern hätte. Jetzt hatte er wohl die Antwort.

Trotzdem sollte er zusehen, dass er ihr mehr zusetzt, er konnte seine Partnerin nicht gänzlich den Kampf übernehmen lassen. Als er sich gerade etwas ausdenken wollte, änderte Uzukis Schatten plötzlich seine Farbe – er hatte jetzt das Original vor sich und Reiko müsste jetzt mit ihrem Schatten kämpfen. Auch gut, so konnte er mehr zu diesem Kampf beitragen, wenn er seine Gegnerin mal treffen würde. Er entschied sich für die Taktik Aktion-Reaktion, wie er es Anfangs bei Sho versucht hat. Abwarten, bis sie einen Angriff startete, dann schnell zu ihr hinteleportieren und selber angreifen, wenn sie unachtsam ist. Das klappte soweit ganz gut, sogar mehrere Male – offenbar lernte Uzuki nicht so schnell aus ihren Fehlern. Sie wurde dadurch nur wütend. Schließlich brachte sie Shuyin leicht in die Bredoullie, indem sie in sehr schneller Folge sich abwechselnd teleportierte, dann einen gestreuten Schuss-Angriff ausführte und sich wieder woandershin teleportierte um das ganze zu wiederholen. So wurde er von allen Seiten mit Schüssen eingedeckt. Von denen aber auch immer nur ein Bruchteil traf.
 

Als sie schließlich eine weitere Salve auf diese Art abfeuern wollte… passierte nichts. Sie hielt ihre Hand nach vorne, aber es ‚kam nichts raus’. Er schnallte schneller als seine Gegnerin, was Phase war und nutzte diesen Moment zum Gegenangriff. Bevor Uzuki kapierte, dass sie ihre Schusspins momentan alle aufbrauchte und diese wieder aufladen mussten, war Shuyin auch schon wieder ran und deckte sie mit einer Angriffsserie zu, die mit einem Gravemarker endete. Er traf sie offenbar härter als erwartet, sie viel unsanft auf ihr Hinterteil und schrie vor Schmerz auf. Als sie ihn von Weiten wieder auf sie zustürmen sah, schrie sie ihn nur ganz plötzlich an.
 

„Warte! Is ja gut, is ja gut! Ich geb mich geschlagen!!!“

Er hielt inne, bereitete sich aber dennoch darauf vor, dass dies ein Trick sein könnte. Es war aber keiner. Sich das Hinterteil reibend, stand sie auf und Reiko erschien neben ihm.

„Man man, man. Ihr versteht aber auch echt keinen Spaß, oder?“

„Soll es das etwa schon gewesen sein?“ fragte er ungläubig.

„Ich hab doch gesagt, dass ich aufgebe. Reicht das nicht?“

„Das… war ja fast ein bisschen zu einfach.“ stellte Reiko verblüfft fest.

„Nein, ihr seid mir einfach ein bisschen zu hartnäckig. Da warte ich lieber auf ein paar schwächere Spieler. Naja, ich hätte wissen sollen, dass man sich besser nicht mit einem alten Hasen anlegt.“

So langsam bekam Shuyin einen klaren Eindruck davon, warum Uzuki es noch nicht so weit brachte.

„Wenn ihr euch mehr austoben wollt, dann könnt ihr ja Kariya mal etwas in den Hintern treten, dass er sich etwas mehr anstrengt. Haben euch die bisherigen Kämpfe nicht gereicht? Ihr seht nicht so aus, als hättet ihr es leicht gehabt.“
 

Betroffenheit unter den beiden Spielern.

„Was… ist denn los mit euch zwei?“

„…“

„Jetzt sagt schon! Warum die langen Gesichter?“

„Yashoro… ist nicht mehr…“ sagte Shuyin schließlich.

Uzuki bekam große Augen.

„Uuuhh… tatsächlich? So krass seid ihr drauf? Aber… Moment!“

Empört schritt Uzuki auf die beiden zu.

„Warum dann diese Depri-Nasen? Auf diese Leistung dürft ihr euch ruhig was einbilden! Einen Reaper-Officer erlegen. Mitleid mit dem Gegner ist das Letzte, was ihr Spieler gebrauchen könnt! Ich fass es ja nicht…“
 

Ohne ihre Reaktionen abzuwarten griff Uzuki zu ihrem Handy und rief jemanden an.
 

„Kariya? Yashiro hier. Du glaubst nicht, was ich dir jetzt erzählen werde. Die ersten Spieler sind grad bei mir angekommen und… ja, die beiden mit dem Lachgas… ja, wir haben schon gekämpft. …sie hatten natürlich keine Chance, aber weil ich so gnädig bin, lass ich sie trotzdem durch. …nimm dich bloß in Acht. Was ich dir nämlich erzählen wollte: sie haben den kleinen Möchtegern-Prediger erledigt… ja natürlich >richtig< erledigt, was denkst du denn? ... Ja… also leg dich gefälligst mal ins Zeug, hörst du? … … meinetwegen, aber du zahlst. OK, bis dann.“
 

„Hey, hast du etwa grade den Nächsten vorgewarnt?“ stellte Reiko leicht erzürnt fest.

„Klar. Ist doch nicht verboten, Kollegen zu helfen, oder nicht? Aber wie ich ihn kenne, wird er euch eh auf die leichte Schulter nehmen. Er ist so ein Nichtsnutz. Und jetzt macht ne Fliege.“
 

Ohne große Widerworte gingen sie weiter ihren Weg. Unterwegs unterhielten sie sich über den letzten Kampf. Es stellte sich heraus, dass Uzuki mit ihrem Schatten tauschte, weil sie zu viele Probleme mit Reiko hatte. Reiko war eine zu gute Schützin mit ihren Fernkampfpins und Uzuki hat fast ständig Schaden genommen. Auch über den bevorstehenden Kampf wechselten sie ein paar Worte.
 

„Als nächstes ist also der Lollityp dran… du hast gesagt, er sei ne harte Nuss…“

„Das ist richtig…“

„Meinst du, der Kampf wird noch härter, als die, die wir bisher austrugen?“

„Wenn man seinem Ruf glauben schenkt, sollten wir davon ausgehen…“

„Oje… er sieht eigentlich nicht danach aus… ehrlich gesagt, habe ich ein bisschen Angst.“

Shuyin überlegte ein paar Sekunden, ob er aussprechen sollte, was ihm beinahe rausgerutscht wäre. Im Endeffekt sagte er es doch.

„Tröstet es dich, wenn ich dir sage, dass ich auch ein wenig Angst vor diesem Kampf habe?“

„Ja, irgendwie schon.“ sagte sie ehrlich mit einem leichten Lächeln.
 

Kariya war, wie nicht anders zu erwarten, eher der geduldig Wartende. Als er die beiden Spieler sah, freute er sich offenbar.
 

„Hallo, ihr beiden. Schön, euch noch dabei zu haben. Wie läufts denn so?“

„Naja, mehr schlecht als recht…“

„Ach kommt, ihr habt es so weit gebracht und steht kurz vor dem Ziel! Ihr habt sogar meine Mission bewältigt! Wer wird denn da den Kopf in den Sand stecken?“

„Was deine Mission angeht… was genau hast du dir eigentlich vorgestellt?“

„Was ich mir vorgestellt habe? Eigentlich nichts bestimmtes. Mir war einfach langweilig und ich wollte mich überraschen lassen, das ist alles. Übrigens: eure kleine Kostüm-Einlage war ganz nebenbei wirklich bezaubernd, einfach köstlich, grandios!“

„Gelacht hast du aber nicht.“

„Ja, ich hab es vermieden, mein Amusement zur Schau zu stellen… so konnte ich mich noch mehr an euren Ideen erfreuen.“

„Wir haben deine Mission also eigentlich schon viel früher bestanden???“

„Ja, so ist es. Alles in allem hab ich mich wirklich gut amüsiert.“

„Grrr… das ist doch…“

„Ach kommt, wer wird denn gleich sauer werden? Ich hab mir doch nur nen kleinen Spaß erlaub, ist doch nichts weiter Tragisches. Aber was reden wir hier eigentlich über vergangene Tage? Eure Zeit ist kostbar im Vergleich zu meiner; also wenn ihr euren Unmut Luft machen wollt, dann habt ihr jetzt die Gelegenheit dazu.“
 

Ohne weitere Vorrede startete er den Kampf. Kariya fixierte Shuyin die ganze Zeit mit seinem Blick und grinste permanent in sich hinein. Aber wirklich viel machte er nicht. Genau genommen glitt er nur unter Zuhilfenahme seiner Reaper-Flügel in der Gegend rum. Das nicht mal sonderlich schnell, Shuyin konnte eine Menge Treffer landen, die ihn aber offensichtlich nicht so viel anhaben konnten. Mehrere Minuten vergingen so und Kariya griff nicht einmal an. Shuyin merkte dies und ließ es nicht unkommentiert.

„Sag mal, willst du mich verarschen? Warum greifst du nicht an?“

„Angreifen soll ich? Na gut, wenn du unbedingt willst…“
 

Er hob seine Hand und gab eine Salve Force Rounds ab, allerdings verfehlte jeder einzelne sein Ziel.

„Hupps, ich hab daneben geschossen!“ stellte Kariya fast tonlos fest.

Shuyin war ziemlich erbost darüber, dass Kariya es ihm so einfach machte. Er hatte das Gefühl, maßlos unterschätzt zu werden, sein Stolz war wirklich derb angekratzt. Dennoch griff er seinen Gegner immer weiter an. Es blieb dabei, dass Kariya sich offenbar freiwillig treffen ließ und bei den eigenen, selten vorkommenden Angriffen offenbar absichtlich schlecht zielte. Shuyin nahm jedenfalls kein bisschen Schaden. Die Tatsache, dass er sich permanent fit fühlte, sprach auch dafür, dass es Reiko nicht anders erging.
 

Nachdem Kariya offenbar eine ganze Weile so mit den beiden spielte, machte er schließlich einen auf sterbenden Schwan und ließ sich mit den Worten „Oh weh, ihr habt mich niedergerungen!“ rückwärts fallen. Er meinte es offensichtlich ernst, Reiko erschien neben Shuyin.
 

„Was sollte das denn? Warum hast du es uns so leicht gemacht?“

„Leicht gemacht? Glaubst du, das habe ich getan?“

„Allerdings. Oder ist dein guter Ruf etwa nur ein böses Gerücht?“

„Ich hatte auch das Gefühl, dass du mich nur an der Nase rumführst.“

„Euch kann man nicht täuschen, was?“

„Aber hallo. Das war mit Abstand der leichteste Kampf heute. Also, was sollte das?“

„Euch das zu verraten… würde eure Welt erschüttern. Sagen wir es einfach so: ich habe meine Gründe. Seid besser dankbar dafür, ihr seid schließlich noch nicht fertig.“

„Er hat Recht, oder Shuyin? Wir sollten uns besser nicht beklagen.“

„Ja, vermutlich… aber zufrieden bin ich trotzdem irgendwie nicht. Ich hatte erwartet, offen und ehrlich mit dir kämpfen zu können.“

„Ich bin sicher, dass sich die Gelegenheit zu einer Revanche bieten wird. Dann sollst du den Kampf bekommen, den du dir wünschst. Einverstanden?“
 

An so etwas hatte er nicht gedacht, doch Kariyas Angebot klang wie der Vorschlag eines fairen Sportsmannes. Also sprach ja nichts dagegen, dem erstmal zuzustimmen. Kariya, der immer noch der Länge lang auf dem Boden lag, verschränkte den Arm hinter dem Kopf, als wolle er es sich noch ein wenig gemütlich machen.

„Schön. Da wir das nun geklärt haben, schlage ich vor, dass ihr weiter eures Weges zieht, ich will euch nicht länger aufhalten. Ich wünsche euch noch viel Erfolg.“
 

So gingen sie weiter. Als sie unterwegs wieder eine Pause einlegten, griffen sie auch mal richtig auf ihre mitgebrachten Vorräte zu. Ihr nächster Gegner würde Higashizawa sein. Sein massiver Körperbau und der Eindruck, den Shuyin an Tag 5 von ihm bekam, ließen auf einen harten Gegner schließen.
 

Auch Higashizawa wartete mit verschränkten Armen auf sie.

„Ich begrüße euch zu diesem Festmahl des Untergangs. Schön zu sehen, dass meine beiden Hauptzutaten angekommen sind. Seid ihr bereit für euren ersten und letzten Gang?“

„Nein, noch nicht!“

Reiko hielt ihn zurück. Sie schritt entschlossen auf ihn zu, ihre Miene war todernst.

„Ich habe eine Frage!“

„Was darf es sein, junge Lady?“

„Du weißt… was meine Teilnahmegebühr für dieses Spiel ist. Bitte… sag mir, was es ist!“

„Shuyin hatte ein ungutes Gefühl. Er hatte zwar keinen blassen Schimmer, was ihre Teilnahmegebühr war, aber er ahnte, dass es sie sicher schwer treffen würde, wenn sie es erfährt.

„Tze! Diese Frage bestätigt nur deinen grenzenlosen Egoismus. Aber gut, ich will dir diese kleine Leckerei gönnen.“

Sie schluckte. Auch Shuyin war innerlich sehr unruhig und gespannt auf die Antwort.

„Deine Teilnahmegebühr, junge Dame… das, was dir am wichtigsten ist… ist die Krankheit, die dich dein ganzes Leben lang begleitete!“
 

Bingo. Wie Shuyin es erwartete, traf Reiko diese Information schwer. Sie atmete erschrocken auf, als sie es hörte und stand dann ganz starr da.

„Was? Meine… Krankheit? Aber… was… warum sollte mir so etwas wichtig sein?“

„Weil du nur an dich denkst, deshalb! Nur durch diese Krankheit hattest du immer die Aufmerksamkeit aller! Ohne diese Krankheit würde sich deine Familie weitaus weniger mit dir beschäftigen. Das weißt du und genau davor hast du Angst! Du willst immer im Mittelpunkt sein, die Leute sollen nur an das pflegebedürftige Mädchen denken, das niemand vernachlässigen darf! Alles andere ist dir egal. Und nun, da dir deine Krankheit, die Zutat um Aufmerksamkeit zu erhalten fehlt, spielst du dieses Spiel. Um sie wiederzubekommen! Damit alle nur noch an dich denken!“
 

Shuyin musste sich selbst eingestehen, dass diese Argumentation einfach nur logisch ist. Allerdings gab es da noch ein paar Sachen mehr zu beachten. Sachen, die ihr gerade offenbar nicht einfielen. Obwohl sie aufrecht neben ihm stand, wirkte sie gerade ganz klein.

„Bin ich… wirklich so egoistisch?“

Er legte seine Hand auf ihre Schulter.

„Du wirst dich davon doch wohl nicht etwa einschüchtern lassen, oder?“

„Was?“

„Ich gebe zu, so wie er es beschreibt, ergibt es durchaus Sinn, aber mal ehrlich: was weiß dieser aufgeblasene Möchtegern-Koch schon über dich? Du selbst weißt doch wohl am besten, ob er Recht hat oder nicht.“

„Ja, aber… ich… ich weiß nicht… ich denke, er hat-“

„Ich finde, dass er nicht Recht hat. Ich halte dich nicht für egoistisch.“ fiel Shuyin ihr ins Wort.“

Überrascht sah sie zu ihm auf.

„Zumindest bist du keinesfalls egoistischer als andere Menschen. Denn eine kleine Sache hat er nicht erwähnt…“

„W… was denn?“

„Jeder einzelne Spieler setzt das aufs Spiel, was ihm am wichtigsten ist und er kämpft, um es zurückzubekommen. Und, weil er wieder leben will. Wenn du seinen Worten also Glauben schenken willst, dann ist jeder einzelne Spieler ein riesen Egoist. Du, ich, Marco… alle. Derjenige, der nicht wenigstens ein bisschen Egoist wäre, hätte sich erst gar nicht dazu entschieden, dieses Spiel mitzuspielen.“
 

Seine Worte gingen offenbar sehr sorgfältig durch ihren Kopf. Schweigend und mit großen, feuchten Augen sah sie ihn eine Weile an. Dann fügte er noch hinzu:

„Und selbst, wenn du lieber ihm als mir glaubst und deswegen die Flinte ins Korn werfen willst, dann hast du immer noch die Möglichkeit seine These zu widerlegen, indem du wenigstens MIR zuliebe weiterkämpfst und mich an MEIN Ziel führst.“

Ihr Blick erhellte sich leicht.

„Oh, siehst du? Da spricht auch schon wieder der Egoist aus mir. Auch der da handelt sicher nicht aus selbstlosen Gründen. Er will schließlich Spieler ausstechen, damit er eine gute Wertung bekommt und die Karriereleiter bei den Reapern hochsteigt. Also, wenn das mal nicht egoistisch ist…“
 

Immer noch sah sie ihn mit großen Augen an. Dann wich sie seinem Blick aus, indem sie ihren Kopf senkte. Dann murmelte sie etwas.

„Wie bitte?“

Sie sah wieder zu ihm auf. Ihr Blick versprühte pure Zuversicht und auch etwas Kampfgeist.

„Trau deinem Partner.“

„Was?“

„Trau deinem Partner. Das hat Herr Hanekoma doch gesagt. Und genau das tue ich. Ich vertraue lieber dir, als dem da drüben.“

Er konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken.

„Sehr schön. Also: treten wir diesem Großmaul mal so ordentlich in den Hintern?“

„Na aber so was von!“
 

Furchtlos gingen die beiden auf den Riesen zu. Shuyin ließ sogar die Knöchel knacken. Higashizawa, der die ganze Konversation mit anhörte, war offenbar wenig begeistert davon, dass sein Plan, seine Ziele mit Worten zu verunsichern, sogar ins Gegenteil umschlug.

Im Kampf hatte Shuyin es wieder mit dem Original zu tun. Langsam fragte er sich, ob es einen Grund dafür gab, dass die ganzen Reaper-Gegner zum größten Teil immer ihr jeweiliges Original gegen ihn antreten ließen und Reiko mit ihren Schatten beschäftigten. Aber diesmal war es ihm recht. So konnte er die Rechnung begleichen, die er noch von Tag 5 offen hatte.
 

Shuyin wurde schnell klar, welchen Vorteil er gegenüber seinen Gegner hatte: wie es Higashizawas Statur vermuten ließ, war er äußerst kräftig und schwer ins Wanken zu bringen – dafür war er ausgesprochen langsam. Shuyins Kampfstil basierte wiederum aus einer Mischung aus Kraft und Schnelligkeit; gerade letztere würde ihm hier zum Sieg verhelfen. In der Tat war Higashizawa so langsam, dass er Shuyin so gut wie nie traf, während Shuyins Angriffe ausschließlich trafen. Jedoch zeigten diese noch weniger Wirkung, als schon bei Kariya zuvor, was ihn ganz schön frustrierte.
 

Schließlich entschied er sich dazu, mit Yashoros Kampftaktik gezielt die natürlichen Schwachpunkte des menschlichen Körpers (Nacken, Kniekehlen, Solarplexus) anzugreifen. Es zeigte durchaus Wirkung. Mit Treffern in der Kniekehle brachte er den Gegner zum einbrechen, bei Treffern auf den Solarplexus stöhnte er immer wieder leicht vor Schmerz. Als er es schließlich schaffte, Higashizawa einmal zu Fall zu bringen, baute sich sein Ego wieder durch ein bisschen Stolz auf.
 

Allerdings machte Higashizawa dann offenbar Ernst. Zumindest änderte er seine Taktik. Mit einem Erdbeben-Psych ließ er den Boden bröckeln, mit Psychokinese-Psychs riss er große Steinbrocken aus dem Boden und schleuderte sie Shuyin entgegen. Der konnte den meisten allerdings durch bloße Bewegungen ausweichen, im Notfall setzte er den Teleport-Pin ein.
 

Mit der Zeit war der ganze Weg zerstört. Überall lagen Gesteinsbrocken rum, die Higashizawa nach Shuyin warf. Dieser konnte deshalb kaum noch richtig laufen, weil der Boden total uneben war. Er war also mehr und mehr auf den Teleport-Pin angewiesen, wenn er den Felsen ausweichen wollte. Auch hatte er so Schwierigkeiten, an seinen Gegner ranzukommen. Plötzlich ließ Higashizawa fast alle Steinbrocken mit einem Mal um Shuyion herum schweben. Er brachte sie in Rotation – Shuyin stand also im Auge eines Fels-Tornados. Er wollte sich hinausteleportieren, jedoch… es klappte nicht! Er hatte wieder seinen Pin verbraucht und musste warten, dass er wieder aufgeladen war. Das hatte Higashizawa wohl geplant. Shuyin hatte sich so oft teleportiert, dass sein Gegner wohl erkannt hat, wie oft der Pin wirkt, bevor er sich aufladen muss. Jetzt war Shuyin leicht in der Klemme. Mit einer Kreuzbewegung der Arme ließ Higashizawa alle Brocken, die Shuyin umkreisten, auf diesen zufliegen.
 

Zu seinem Glück hatte dieser noch seinen Vacuum-Wave-Pin in petto, mit dessen mehrfacher Rundumdrehung er einen Großteil der Felsen zurückschlagen konnte, aber nicht alle. Einige kleinere bekam er ab, sodass er wohl blaue Flecke und eine kleine blutende Wunde an der Schläfe davontrug. Dafür hatte er zumindest für den Moment wieder freie Bahn auf Higashizawa. Er stürmte auf ihn zu, doch der Riese hatte noch einen besonders großen Stein in der Hinterhand, den er frontal auf den entgegenkommenden Shuyin schleuderte. Dieser reagierte rein instinktiv mit einem Shockwave-Angriff – und schleuderte den Fels somit direkt zurück auf seinen Absender. Higashizawa wurde von seinem eigenen Fels direkt am Kopf getroffen, was ihn auch stark ins Taumeln brachte. Shuyins darauf folgende Angriffsserie brachte ihn schließlich zu Fall, mit einem Gravemarker stampfte er ihn noch mal extra in den Boden hinein.
 

Immer noch kampfbereit beobachtete er den am Boden liegenden Higashizawa, behielt aber auch die Umgebung im Auge, damit er nicht eventuell von irgendwelche Felsen überrascht wurde. Der Riese richtete sich schwerfällig auf. Blut lief aus seinem Mundwinkel. Als er kniete, spuckte er auch Blut, bevor er sich wieder gänzlich aufrichtete.

„Willst du noch mehr?“ fragte Shuyin herausfordernd.

„Nein. Ich bin satt… ich gebe mich geschlagen. Urgh…“

Reiko tauchte wieder neben Shuyin auf. Sie sah sehr mitgenommen aus. Hatte er gegen sie auch die fliegenden Felsbrocken eingesetzt?

„Haben wir es geschafft?“

„Ja. Er sagte gerade, dass er sich geschlagen gibt.“

„Ein Glück… ich hab die Schnauze ein bisschen voll. Mir tut fast alles weh.“

„Ich gebe zu, ich bin… nrrrgh, beeindruckt. Es wundert mich nicht, dass ihr so weit gekommen seid. Aber dennoch… die größte Portion ist noch nicht gegessen. Ich bin gespannt, ob ihr die auch noch schafft.“

„Wir sind so weit gekommen, da werden wir den letzten Kampf nicht in den Sand setzen.“ sagte Reiko ruhig, aber entschlossen.

„Wohlan. So beschreitet weiter den Weg, den ihr gewählt habt. Ich werde euch nicht mehr aufhalten.“
 

Ohne weitere Worte mit Higashizawa zu wechseln, gingen sie weiter, jedoch nicht sehr weit. Sie waren beide sehr erschöpft und mussten wieder eine große Pause einlegen. Diese Pause wurde die längste, die sie an diesem Tag einlegten.
 

„Hey, du blutest ja!“

„Ist nicht so schlimm. Du siehst übrigens auch nicht viel besser aus. Hat er auch mit Felsen nach dir geworfen?“

„Ja, das war echt schlimm. Ich hab bestimmt ne ganze Menge blaue Flecken. Aber deine Wunde macht mir mehr sorgen, die sieht echt schlimm aus.“

„Ach was, ist wirklich halb so-“

„Zeig mal her.“

Ohne zu fragen sah sie sich die Wunde genauer an und tupfte sie mit einer Serviette aus den Mitnehmtüten vom Mexican Dog ab. Er sog die Luft scharf ein.

„Sssshh! Ahh…“

„Hab dich nicht so. Ich denke, du bist ein Kerl?“

„Das heißt nicht, dass ich keinen Schmerz spüre.“
 

Sie lächelte ganz leicht, während sie die Wunde abtupfte. Warum sie das tat, entzog sich seinem Verständnis.

Danach aßen sie die Reste ihres mitgenommenen Essens und setzten sich an eine Wand gelehnt um sich zu entspannen. Er holte ein winziges Kästchen mit einem dünnen Kabel aus der Tasche und steckte sich die beiden Enden des Kabels in die Ohren.

„Was machst du da?“

„Musik hören.“

„Mit dem kleinen Ding da?“

„Klar. Hast du noch nie von mp3-Player gehört?“

„Und was hörst du für Musik?“

„Punk Rock… wahrscheinlich nichts für dich. Du würdest es mir wohl nicht glauben, aber das entspannt mich.“

Er legte die Arme lang auf die angewinkelten Knie, legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Sie sah in kurz an. Dann zog sie einen der Kopfhörer aus seinem Ohr, setzte sich ganz dicht neben ihn und steckte sich den Hörer selbst ins Ohr. Sie ließ die Musik eine Weile gespannt auf sich wirken, dann schloss auch sie die Augen, während sie hörte.

„Das ist ähnlich wie die Musik, die sie neulich bei dem Konzert spielten.“

„Richtig… aber eben nur ähnlich.“

„Ich finde es zwar nicht entspannend… aber dafür weckt es irgendwie den Kampfgeist.“

„Das ist der zweite Grund, weshalb ich diese Richtung so mag.“

„Sowas würden mich meine Eltern oder Lehrer nicht hören lassen.“

„Gefällt es dir?“

„Ja, irgendwie schon. Es hat was… Befreiendes.“
 

So saßen sie noch ein gutes Weilchen da und hörten nur Musik. Er blickte auch zwischenzeitlich mal auf den Timer. Sie waren verdammt gut in der Zeit. Nur noch ein Kampf stand ihnen bevor und sie hatten noch fast die Hälfte der Zeit übrig.
 

„Als letztes kommt diese Konishi, richtig?“

„Ja… schätze schon.“

„Glaubst du, dass du vernünftig gegen sie angehen kannst?“

„Warum fragst du?“

„Naja, sie… hat es dir doch so angetan.“

„Das tut nichts zur Sache. Es ist eher allgemein ein Problem, dass sie eine Frau ist. Ich will keine Frauen schlagen…“

„Also bleibt der Kampf wohl eher an mir hängen, was?“

„Keinesfalls! Ich lass dich doch nicht im Stich. Ich werd mich halt überwinden müssen, sie anzugreifen. Vielleicht leg ich ja ein paar andere Pins an…“

„Meinst du, wir werden mit ihr fertig?“

„Wir müssen. Ich hab keine Ahnung, wie stark sie ist, aber da sie offenbar nach Kitaniji die Ranghöchste ist, sollten wir mit allem rechnen. Sie hat bestimmt einige ausgeklügelte Tricks und Taktiken für uns parat.“

„Ich werd ihr schon Feuer unterm Hintern machen.“

„Warum das denn?“

„Ich… mag sie irgendwie nicht. Weiß auch nicht warum.“

„Oje… das riecht nach Zickenterror.“

„Hey, wen nennst du hier eine Zicke?“

„War doch nur Spaß!“

„Das weiß ich doch.“
 

Das war nicht das erste mal, dass sie „Das weiß ich doch“ sagte. Er mochte es. Es gab ihm das Gefühl, verstanden zu werden. Etwas, was ihm seit seinem ersten Spiel sehr selten passiert ist.

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es ihr auch wirklich gut genug ging, um weiterzumachen, gingen sie weiter.
 

Als sie bei Konishi ankamen, war sie damit beschäftigt, etwas auf ihrem Klemmbrett aufzuschreiben. Ohne den Blick von diesem abzuwenden sprach sie zu ihnen.
 

„Soso, da seid ihr also. Aufgrund eures Wochenberichts war es anzunehmen, dass ihr es bis hierhin schafft. Allerdings seid ihr 12 Minuten später dran, als erwartet.“

„Gibt es eine Möglichkeit, diesen Kampf zu umgehen?“

Dass Shuyin diese Frage stellte, überraschte Reiko.

„Natürlich gibt es die und das weißt du. Ihr müsst nur umkehren und andere Spieler die Arbeit machen lassen.“

„So meinte ich das nicht.“

„Dann solltest du deine Fragestellung überdenken.“

„OK… würdest du uns vielleicht durchlassen, ohne dass wir gegen dich kämpfen müssen?“

„Ausgeschlossen. Ich muss euch wenigstens testen. Davon mal abgesehen ist es eine eindeutige Missionsanweisung, gegen mich zu kämpfen. Es brächte euch also nichts, kampflos an mir vorbeizugehen.“

„Na schön. Dann zieh dich mal warm an! Komm schon, Shuyin!“

„Ja, OK. Es hilft wohl alles nichts.“

„Also schön. Beginnen wir mit der Datensammlung.“
 

Zum Erstaunen der beiden Spieler nahm sie ihre Brille ab… und verwandelte sich in eine tigerähnliche Gestalt mit Flügeln, was die beiden ganz schön einschüchterte. Shuyin sah sich einer dunkelgrauen Tigergestalt gegenüber. Ihr Original würde also auf Reiko losgehen. Das gehört dann wohl zu ihrem Plan: der Teil, der offensichtlich stärker ist, geht auf den schwächeren der beiden Spieler los. Aber er sah wieder das Positive: die Tigergestalt hatte weniger Menschliches an sich, also würde er weniger Skrupel haben, diese „Frau“ anzugreifen. Also: auf ins Gefecht.
 

Wieder einmal stürmte er frontal auf den Gegner zu. Dieser überraschte ihn jedoch sofort: aus dem Schatten, gegen den Shuyin kämpfte, kam ein weiterer, identischer Schatten mit vorangestreckter Kralle auf Shuyin zu. Er konnte gerade so ausweichen. Sie erzeugte also im Kampf Abbilder ihrer selbst, die sie kämpfen ließ? Das könnte schwer werden, da er somit praktisch allein gegen mehrere Gegner kämpfte. Dazu kam, dass er die Schatten nicht vom Original-Schatten unterscheiden konnte.
 

Insgesamt vier Schatten umzingelten ihn, einer davon war das Original. Alle griffen ihn mit einem Mal an. Er reagierte diesmal mit einer Abwehrhaltung. Zu seiner Überraschung ging es glimpflicher aus, als er dachte. Er spürte nur einen einzigen Angriff. Die anderen Schatten gingen durch ihn hindurch, als hätten sie keine festen Körper.
 

Es waren also nur Illusionen. Er kämpft also doch nur gegen einen einzigen Gegner. Das war zwar dahingehend günstig, dass er nicht so viel getroffen werden würde, aber es änderte nichts daran, dass er selbst kaum angreifen könnte. Er müsste das Original irgendwie unterscheiden können. Doch wie?
 

Er brauchte ein Weilchen, um sich etwas auszudenken. In dieser Zeit wich er nur aus, meistens durch Teleport. Schließlich kam ihm eine Idee. Der echte Schatten müsste für ihn selbst auch spürbar sein. Und er müsste Anstalten machen, seinen Angriffen auszuweichen, wenn Shuyin auf den richtigen zielte. Er müsste also so oder so eher blindlings angreifen.

Wieder wurde er von allen Schatten gleichzeitig von allen Seiten angegriffen. Hier sah er seine erste große Chance. wie in vorigen Kämpfen wehrte er sich gegen den Angriff von allen Seiten mit seinem Rundumschlag seines Vacuum-Wave-Pins. Das war schon immer seine Interpretation des Spruches „Angriff ist die beste Verteidigung“. Auch diesmal klappte es; er spürte einen Widerstand schräg hinter sich. Das Original! Konishis Schatten war wohl überrascht von diesem Gegenangriff und Shuyin hatte die Gelegenheit, auf ihren Schatten loszugehen und zum ersten Mal erfolgreich eine Angriffscombo auf die loszulassen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass für den Moment, in dem er seinen Gegner traf, die Illusionsschatten verschwanden. Nachdem sie sich wieder gefangen hat, erschienen die Schatten wieder. Dabei stellte er fest, dass er die Illusionen doch vom Original unterschieden konnte: die Illusionen warfen keine Schatten auf dem Boden, das Original jedoch schon. Mit dieser Erkenntnis startete er die nächste erfolgreiche Angriffsserie. Und noch eine. Dann merkte Konishi (bzw. ihr Schatten), dass sie so wohl nicht weiterkommen würde. Also wechselte sie die Ebenen und ihr wirkliches Original, das bisher gegen Reiko kämpfte, stellte sich ihm gegenüber.
 

Lange sah er sie aber nicht. Sie erhob ihre Hände mit den scharfen Krallen… und mit einem Mal war alles um ihn herum Weiß. Strahlend weiß, sodass es im ersten Moment blendete. Alles, was er sah, war sein eigener recht langer Schatten auf dem Boden. Konishi selbst war nicht zu sehen. Aber er spürte einen Angriff aus einer nicht näher bestimmbaren Richtung. Und wieder aus einer anderen Richtung. Hatte sie sich unsichtbar gemacht? Und warum drehte sich sein schatten immer, wenn er einen Angriff einkassierte? Es musste einen Zusammenhang geben. Konishi mochte offenbar Täuschungen.
 

Auch, wenn es ihn einiges kosten würde, entschied er sich, das Verhältnis zu seiner Schattenbewegung und den gegnerischen Angriffen zu untersuchen, indem er sich angreifen ließ. Seinen Heilpin hatte er bisher noch nicht benutzt, das konnte er also riskieren. Er erkannte auch sehr schnell das System dahinter: die Angriffe kamen immer aus der entgegen gesetzten Richtung, in die sein Schatten zeigte. Als ob sein Gegner die Lichtquelle wäre, die seinen Schatten erzeugte.

Das half ihm aber nur bedingt, denn um seinen Gegner zu treffen, müsste er immer so angreifen, dass sein eigener Schatten genau im Rücken ist. Aber er hat hinten keine Augen, mit dem er seinen Schatten beobachten konnte. Trotzdem griff er einfach mal ins Leere an und traf gelegentlich auch etwas, was er nicht sah. Allerdings standen die Treffer in keinem Verhältnis zu den fehlgeschlagenen Angriffen.
 

Dann erhöhte Konishi die Schwierigkeit noch etwas: statt einen einzigen Schatten hatte Shuyin nun mehrere Schatten, die alle in verschiedene Richtungen zeigten. So hatte er nun keine Möglichkeit mehr, seinen Gegner auszumachen. Ihre Angriffe kamen zu schnell, als dass er als Reaktion darauf angreifen könnte. Auf seine Augen konnte er sich jetzt also gar nicht mehr verlassen. Aber worauf dann? Sein Gehör?
 

Ja, sein Gehör war noch die beste Alternative. Es war zwar nur leise, aber wenn er sich selbst ganz ruhig verhielt, konnte er Konishi hören. Ihre Bewegung und ihr Atmen. Das reichte, um den unsichtbaren Gegner hin und wieder zu treffen. Und je mehr er sie traf, umso schwieriger und lauter wurde ihr Atmen und umso besser konnte er sie ausmachen.
 

Nachdem er sie schließlich immer öfter traf, gab sie dann irgendwann doch klein bei und beendete den Kampf. Die Umgebung war wieder die dunkle Kanalisation vom Shibuya River und Reiko stand wieder neben Shuyin. Obwohl Konishi schon allein durch Shuyin insgesamt einiges einstecken musste, sah man ihr den Kampf nicht sonderlich an. Sie setzte ihre Brille wieder auf und zog sich ein paar Falten in der Kleidung zurecht, dann sah sie wieder aus ‚wie neu’. Wieder nahm sie ihr Klemmbrett zur hand und schrieb etwas drauf, während sie zu den Spielern sprach.
 

„Gut, der Test ist damit beendet. Ihr habt hervorragende Ergebnisse erzielt. Ihr habt zwar länger gebraucht, um hierher zu kommen, aber eure Daten aus diesem Kampf sind besser als erwartet. Ihr dürft weiter voranschreiten. Eine letzte Aufgabe erwartet euch noch.“

„Wie jetzt? Das war es? Du lässt uns einfach so weitergehen?“

„Was heißt hier ‚einfach so’? Eure Aufgabe war es, gegen mich zu kämpfen und ihr habt den Kampf bestanden, also dürft ihr weiter. Was wollt ihr noch mehr? Eine ausführliche Bewertung des Kampfes? Eine Siegerehrung? Das bekommt ihr, wenn ihr auch die letzte Aufgabe bewältigt. Meinen Berechnungen zufolge solltet ihr das auch schaffen. Also geht einfach weiter. Ihr seid hier fertig.“
 

Das ließen sich die zwei Spieler nicht zweimal sagen. Unterwegs ließen sie den letzten Kampf Revue passieren und unterhielten sich auch noch über das, was wohl noch kommt.
 

„Und? Wie fandest du den Kampf?“ fragte sie.

„Es passte zu Konishis Art. So etwas hab ich erwartet. Ich musste mir ganz schön das Hirn zermartern, um hinter ihre Taktiken zu kommen.“

„Hat sie also auch versucht, dich zu täuschen?“

„Allerdings. Zum Glück hab ich immer irgendwie nen Weg gefunden, sie zu treffen… wenn sie an diesen Taktiken arbeitet, kann sie zu nem nahezu unüberwindbaren Gegner werden.“

„Allerdings… aber das kann uns jetzt doch egal sein, oder? Ich bin jetzt eher gespannt, was der letzte Test sein wird… laut Missionsvorgabe sind wir doch eigentlich fertig, oder?“

„Schon… aber das wäre kein… ‚würdiges Ende’ dieser Woche. Irgendein großes, spektakuläres Finale wird bestimmt noch kommen. Ich rechne noch mit einem weiteren Kampf.“

„Na dann… machen wir wohl noch ein letztes Mal Pause, was?“
 

Wieder kümmerte sie sich in dieser Pause um seine Wunde(n) so gut es ihr mit dem, was sie bei sich hatten, möglich war. Er hatte eine größere Wunde in der Seite, die Konishi ihm mit ihren Krallen eingekratzt hat. Seine neuen Klamotten waren gleich wieder lädiert. Aber Reiko ging es auch nicht sehr viel anders. Davon mal abgesehen sollte man von 6 harten Kämpfen in Folge auch nichts anderes erwarten.

Wieder lächelte sie leicht, als die sich um seine Verletzung kümmerte. Diesmal fragte er, warum.

„Weiß auch nicht… es ist irgendwie schön… sich zu Abwechslung mal um jemanden zu kümmern. Außerdem… ohne dich wäre ich in diesem Spiel ja total aufgeschmissen… eigentlich hast du dich ja die ganze Zeit um mich gekümmert… und das möchte ich halt gerne irgendwie gut machen. Auch, wenn es nicht viel ist…“
 

Diese Erklärung reichte ihm und er verlor auch kein Wort mehr darüber. Nach einer letzten Ruhepause machten sie sich dann wieder auf den Weg.



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