Mein Teufel im Sporttrikot von Mestia ================================================================================ Kapitel 6: Umzug mit Hindernissen --------------------------------- Das letzte Läuten der Schulglocke kündigte das ersehnte Ende der Schule an. Nun würde unser erstes Training stattfinden und ich war wirklich gespannt wie sich die Neuen, oder besser gesagt der Neuen, denn er war der einzige den ich im Moment im Kopf hatte, anstellen würden. Schnellen Schrittes begaben sich Kenshi und ich Richtung Umkleideräume. Schon vom weiten hörte ich das aufgeregte Geschnatter der, vor der Tür wartenden, Jungs. Ich war nämlich der einzige der einen Schlüssel zu den Umkleidekabinen hatte. Grinsend quetschte ich mich an der Menge vorbei. „Nur die Ruhe Jungs. Gleich fängt das Training an“, diabolisch Lachend schob ich die Tür auf und meine Mannschaft drängte sich rein. Nur mit Mühe konnte ich aus dem Weg springen. Doch trotzt meiner großen Bemühung schnellstens Platz zu machen knallte ich mit jemandem zusammen. Ein unglaublicher Duft drang mir in die Nase und ich drehte mich, um zu sehen zu wem er gehörte. Und wie sollte es auch sein. Zwei schwarze Augen sahen mich skeptisch an und ich musste erst mal schlucken. Noch nie war ich Hiro so nah und das Gedrängel im Raum brachte mich noch näher an ihn. Völlig neben der Spur merkte ich nicht wie der Ansturm nachließ und ich mich eigentlich wieder frei bewegen konnte doch diese Augen, diese Präsenz fesselte mich einfach und ich konnte mich nicht rühren. Wie gebannt starten wir uns in die Augen und langsam nährte sich mein Kopf dem meines Gegenübers. Nur wenige Millimeter trennten uns nun voneinander. Doch plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen durch den Raum rufen und wie vom Blitzschlag getroffen sprang ich nach hinten. Jedoch hab ich nicht bemerkt dass man uns hinter die Tür gedrängt hatte, was zur Folge hatte das mein Kopf nun Bekanntschaft mit jenem Objekt machte. Schmerzhaft rieb ich mir die Stelle und eine kleine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel. Das wird ne schöne Beule geben, heul ich in Gedanken und verfluche Hiro mal wieder dafür. Wenn er mich nicht so abgelenkt hätte… „Shion was trödelst du da so rum, beeil dich. Wir warten schon“, hörte ich Kenshi mausern und da bemerkte ich das wirklich fast niemand mehr im Raum war. Was für ein Glück, keiner hat mein peinlichen Auftritt bemerkt. Etwas besser gelaunt zog ich mich nun auch schnell um. Dabei peinlichst genau darauf achtend nicht zu Hiro zu schielen, der sich –dieser Sadist- nur wenige Meter neben mir umzog. Mit Ken im Schlepptau verließ ich schleunigst die Räume und das Training konnte endlich beginnen. „Dieses Jahr wird kein Zuckerschlecken sein und ich werde euch, auf Teufel komm raus,…“, mein Blick glitt kurz zu dem Rothaarigen. „…drillen bis ihr gut genug seid und die Meisterschaft gewinnt, das schwör ich euch soweit ich hier vor euch stehe.“ Natürlich war das bei weitem nicht so streng gemeint wie sich da anhören sollte, aber wenn die sich nicht voll reinhängen bräuchten wir gar nicht erst an den Start zu gehen. Zu Beginn liefen wir ein paar Runden in der Turnhalle, kickten uns die Bälle zu und schossen aufs Tor, wo Hiro natürlich stand und so gut wie jeden Ball hielt. Völlig ausgepowert saßen wir alle, am Ende der Stunde auf dem Boden und verschnauften. „Sag mal, Hiro, hast du früher schon Fußball gespielt?“, fragte ich den Rothaarigen, der neben mir saß. Dieser drehte sich zu mir um und sah mich erst mit einem Blick, in dem ich deutlich Trauer sehen konnte, an. Dann wand er sich wieder ab und ich glaubte er wolle wieder nicht mit mir reden, als er anfing zu sprechen. Seine dunkle Stimme, war so männlich und doch so sanft das sich auf meinem ganzen Körper Gänsehaut ausbreitete und mein Herz schneller anfing zu schlagen. „Ja war ich. Damals in Kyoto war ich auch in der Schulmannschaft und, auch so wie du, Kapitän. Bis, naja…“ Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen und er senkte noch mehr den Kopf. Seine roten Haare fielen ihm ins Gesicht und verdeckten so seine Augen. „Bis was?“, hackte ich nach. Ich weiß das gehörte sich nicht, doch etwas ergriff mein Herz und drückte es schmerzhaft zusammen, Hiro so zu sehen. Der hob wieder seinen Kopf und seine schwarzen Augen bohrten sich in meine, doch diesmal wirkten sie nicht so hart und verächtlich wie die anderen Male zuvor. „Bis etwas rauskam das geheim bleiben sollte und ich aus der Mannschaft geworfen wurde“, zuckte er mit den Schultern und erhob sich. „Jetzt ist es ja auch egal. So etwas wird nicht nochmal passiern“, setzte er noch an und verschwand in den Umkleideräumen. Ich saß noch eine Weile da und grübelte vor mich hin. Was wohl Hiro zugestoßen war? War es auch der Grund warum er umgezogen ist? Der Heimweg verlief auch nicht anders als sonst. Ich schlurfte vor mich hin und hing weiter meinen Gedanken nach. Als ich in unsere Straße einbog sah ich einen LKW vor unserem Wohnkomplex stehen. Zieht wer aus oder ein? Neugierig schlich ich um den Umzugswagen und begutachtete die Sachen in ihm. Alles sah recht modern und jugendlich aus. „Also müssen es junge Leute sein?“, grübelte ich vor mich hin. „Gut geschlussfolgert, Sherlock“, hörte ich hinter mir eine Stimme spöttisch lachen. Das konnte doch nicht sein! Ich drehte mich um und da stand er, von dem ich dachte wenigstens zu Hause meine Ruhe zu haben. „Was machst du hier?“, fassungslos starte ich mein Gegenüber an dieser hob nur eine Augenbraue und sah mich ruhig an. „Ich wohne hier“, Geistig schlug ich mir gegen die Stirn, - was sonst auch? Kurz räusperte ich mich um meine Gelassenheit wieder zu finden und setzte ein Lächeln auf. „Soll ich dir helfen?“ Diese Frage war natürlich eigennützig gemeint und das wusste mein Inneres auch, denn mein Herz tanzte gerade Polka und ich wollte ihm nah sein, so nah wie nur wenige Stunden zuvor bei den Umkleidekabinen. Hiro sah mich weiter mit seinen schwarzen Augen an, bis er dann seufzte und in den LKW kletterte. War das nun ein Ja oder ein Nein? Etwas unschlüssig stand ich nun da wie bestellt und nicht abgeholt. Doch das änderte sich schnell als er mir die erste Kiste reichte. Schnell nahm ich sie entgegen und wartete bis Hiro auch mit einer runter kletterte. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Gebäude. „Wo bist du eigentlich eingezogen? Ich wusste gar net das was frei geworden ist.“ „Stockwerk 5, Wohnung 105“, kam es nur knapp von meinem neben Mann. Ich stöhnte auf. Das ganze Zeug bis in den 5. Stockwerk zu schleppen? Und das ohne Aufzug? Aber ich bin ja selbst Schuld. Hab ich mich ja schließlich freiwillig gemeldet. Doch plötzlich blieb ich stehen, da mir etwas Wichtiges durch den Kopf ging. „Sagtest du 105?!“ Auch Hiro blieb stehen und drehte sich wieder zu mir um. In seinen Augen konnte ich deutlich sehen, dass er mich innerlich auslachte obwohl sich seine Gesichtszüge kaum veränderten. „Bist aber ziemlich spät darauf gekommen.“ „Wie? Du weißt wo ich wohne?“ Woher wusste er das ich in der 104 wohne? Das alles kam mir reichlich suspekt vor. Und da fing der Rothaarige an zu lachen. Sein Lachen ging mir wieder durch Mark und Bein. „Du müsstest mal dein Gesicht sehen“, gluckste er hervor. „Natürlich weiß ich das wir Nachbarn sind. Ich hab dich am ersten Schultag gesehen wie du die Wohnung in Windeseile verlassen hast. Du bist beinahe in mich reingelaufen, ich dachte das hast du gemerkt?“ Ungläubig schüttle ich den Kopf. Woher sollte ich auch? Ich war schließlich spät dran und konnte da nicht auf meine Umgebung achten. Grummelnd machte ich mich weiter an die Arbeit diese dämlichen Stufen zu erklimmen. Wenn das jetzt mit dem Karton so schwer ist, wie soll´s erst mit den Möbeln werden? Oben angekommen betraten wir die Wohnung und wie sollte es auch anders sein… Sie war leer. „Ähhmm…“, machte ich sehr intelligent und sah mich weiter in der Wohnung um, immer noch den schweren Karton im Arm. Hiro bemerkte das und kam lächelnd auf mich zu. Seit wann lächelt er mich SO an? Er war doch immer so gemein und distanziert zu mir. „Nur keine Panik. Wir müssen nur die Sachen aus dem LKW ausladen, - sind nicht so schwer. Denn Rest machen die großen, starken Männer von der Umzugsfirma“, zwinkert er mir zu und ich spüre wie ich dabei etwas rot werde. „Also dann mal los, keine Müdigkeit vortäuschen“, klopft er mir auf die Schulter und geht an mir vorbei. Schnell stell ich meine Last neben den anderen Kartons auf dem Boden ab und beeile mich Hiro einzuholen. Und so waren wir für den Rest des Tages mit Kisten schleppen beschäftigt. Auch die Umzugsleute ließen nicht lange auf sich warten und bugsierten das restliche schwere Zeug nach oben. In Hiros Wohnung sah es aus als wäre eine Bombe eingeschlagen und wir zwei mittendrin im Chaos auf dem Boden sitzend. Meine ganzen Arme und Beine taten mir weh und ich war mir zu 110% sicher, ich würd morgen einen kräftigen Muskelkater haben, doch das schob ich gerade bei Seite. Meine ganze Aufmerksamkeit galt gerade dem Jungen neben mir. Wie er gerade so da saß, an die Couch gelehnt, den Kopf im Nacken mit geschlossenen Augen. Bei dem Anblick wurde mir wieder heiß und kalt und ich merkt nicht wie ich ihn die ganze Zeit anstarrte. „Danke für deine Hilfe, Shion.“ Mein Name aus seinem Mund zu hören, dass klang so unwirklich und dann spürte ich die warmen, sanften Lippen auf meinen. Dieser Kuss war sanft und federleicht, ganz anders als der im Krankenzimmer und doch gab er mir so viel. Dennoch hinderte mich etwas daran mich fallen zu lassen. Etwas das man Verstand nannte und nun die Oberhand gewann und mich aufspringen ließ. „Es tut mir Leid… Ich muss los.“, stotterte ich hervor und hetzte aus der Wohnung. Jetzt benahm ich mich wieder wie ein Volltrottel obwohl ich das doch so gern hätte. Dieses Gefühl das man jemandem wichtig ist und die Gewissheit, dass jemand auf einen wartet. Aber was mach ich? Ich renne weg! Frustriert knalle ich die Tür zu meinem Zimmer hinter mir zu und pfeffere meine Schuhe in irgendeine Ecke. Das was ich jetzt brauch ist erst mal Schlaf und wenn ich morgen aufwache wird alles wieder gut. Das bildete ich wir jedenfalls ein und driftete mit dem Gedanken ins Land der Träume. Am nächsten Morgen wachte ich total verkatert auf. Ich hatte das Gefühl als ob ich Gestern Hochleistungssport betrieben hätte und im Nachhinein von einem LKW überrollt wurde. Erst einmal eine Dusche. Das ist genau das, was ich nun brauche. Raus aus den alten Klamotten , die ich dummerweise vergessen hab auszuziehen und rein in das erfrischende Nass. Meine Gedanken schweiften Richtung gestern Abend und ein ganz flaues Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Ich hab Hiro vor den Kopf gestoßen und das wollt ich auf gar keinen Fall. Sicher hält er mich wieder für nen Trotte, wo ich doch gestern so eine tolle Seite von ihm hab kennengelernt. Ich könnte heulen. Doch wenn ich auch so gern bei ihm bin, geht das nicht. Ich könnte es niemals meinen Eltern antun und ihnen sagen ich sei s..., bei dem Gedanken an das Wort zog sich wieder mein Magen zusammen. Meine Mutter ist schwanger und würde wahrscheinlich einen totalen Systemausfall bekommen. Seufzend stieg ich aus der Dusche und machte mich für die Schule fertig. Die Schule! Ich müsste Hiro gegenübertreten! Wie sollte ich das machen? Wie sollte ich ihm meine Lage erklären? Hatte ich überhaupt eine „Lage“ oder kneif ich nur den Schwanz ein vor meinen Gefühlen? Sagte mir eine kleine Stimme in Kopf doch die schob ich schnell wieder weg. Mir würde schon etwas einfallen wenn es soweit war. Hoffte ich zumindest. In der Schule angekommen fand ich einen leeren Platz neben mir. Hiro war nicht da. Auch im Bus war er nirgends zu finden. Ob er krank geworden ist? Vom Kisten schleppen? „Kenshi? War Hiro schon da?“, fragte ich meinen besten Freund als ich mich auf den Platz schmiss. Dieser jedoch schüttelte nur verneinend den Kopf. „Nö. Vielleicht hat er ja verschlafen“, zuckte er mit den Schultern. „Hmm… vielleicht“, doch ich hatte keine Zeit mehr lange darüber nachzudenken, denn schon kam der Lehrer rein und der Unterricht fing an. Auch nach der ersten Stunde fehlte von dem Rothaarigen jede Spur und so langsam fing ich an mir Sorgen zu machen. Was wenn ihm auf dem Weg was passiert ist? Was wenn der Bus einen Unfall hatte oder was wenn ein fremder Mann ihm Süßigkeiten angeboten hat und er mit ihm mitgefahren ist? Ok, das letzte Szenario hielt ich eher für unwahrscheinlich, aber es könnte ja alles möglich sein. In meinem Hirn spielten sich die schier unmöglichsten Szenarien ab und so konnte ich dem Unterricht kaum noch folgen. Wie froh war ich als der Lehrer den Unterricht der letzten Stunde endlich beendete und uns entließ. Und nun stand ich hier. Vor seiner Tür. Und wusste nicht was ich machen soll. Ich bin wie ein blöder hier her gerannt, als wäre der Teufel hinter mir her und traute mich nun nicht mehr anzuklopfen. Seit wann bin so unsicher geworden? Ich war doch sonst nie so? Und daran ist nur dieser rothaarige Mistkerl schuld! Grummle ich vor mich her. Wäre er nicht aufgetaucht, wäre ich nie in dieser Situation! Arrr…er macht mich wahnsinnig!!! Wütend hämmere ich gegen die Tür. Jetzt kriegt er sein Fett weg! Obwohl er ja nichts dafür kann, dass meine Gefühle Karussell fahren, aber jemand muss einfach der schuldige sein. Ich klopfe wieder, doch es macht immer noch keiner auf. Ist er womöglich nicht daheim? Stell ich mir die Frage und drehe an dem Türgriff, doch zu meiner Überraschung lässt sich die Tür öffnen. „Hiro?“, flüstere ich und betrete langsam die Wohnung. Eine, mir unbekannte Angst, überkommt mich als in die stockfinstere Wohnung trete. „Hiro?“. Ruf ich nun etwas lauter. Ich taste mich vor zu einem Lichtschalter und komme mir dabei vor wie ein Einbrecher. Schließlich hab ich ja hier nichts verloren doch das ungute Gefühl will mich einfach nicht loslassen. Endlich hab ich den kleinen Knopf gefunden und betätige ihn. Sofort wird alles hell und ich sehe einen roten Schopf in Mitten der vielen, noch immer auf dem Boden stehenden, Kartons. „Hiro? Schläfst du?“, langsam gehe ich auf den am Boden liegenden zu. Doch der macht keine Anstalten sich zu rühren. Schnell knie ich mich neben ihm und rüttele an seiner Schulter, erst da fällt mir das Rot auf, dass sich um ihn herum gebildet hat. „Hiro!“, schrei ich hysterisch auf, denn der Ältere will einfach nicht aufwachen. Geistesgegenwärtig fass ich an seinen Puls. Mir wird schlecht. Ich fühl ihn nicht. Panisch such ich weiter und da ist er! Ganz schwach, doch ich spüre ihn unter meinen Finger schlagen. Schnell zück ich mein Handy und rufe den Notarzt. Hoffentlich kommt er nicht zu spät. Bette ich und frage mich gleich, was passiert ist. Wie durch Watte höre ich die Sirenen des Rettungsdienstes und sehe dabei zu wie sie den Rothaarigen in den Wagen bugsieren. Ich will mit, doch ich darf nicht. Bin kein Angehöriger,… mein Herz schnürt sich zu. Ich sehe nur noch wie der Wagen davon saust und bei mir alles schwarz wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)