One Year in Paradise von Crown_of_Thorns ================================================================================ Kapitel 1: Jänner-Kalenderwoche 1 --------------------------------- Kalenderwoche 1 Jänner Gestern hatte es in der kleinen Stadt an der Küste heftig zu schneien begonnen, der Schnee kam den der Dezember schuldig geblieben war und türmte sich nun auf Straßen und Wegen. Ein junger Mann, gekleidet in einen schwarz-gelben Wintermantel mit einer Mütze in denselben Farben grub sich seinen Weg durch die Einfahrt vor seinem kleinen Haus am Rande der Stadt. Er war harte Arbeit gewohnt da er auf dem Bau arbeitete, jedoch jetzt im Winter war er arbeitslos und so war er über jede Ertüchtigung froh die er in dieser etwas langweiligen Zeit hatte. Der Advent machte immer viel Spaß aber oft blieb die weiße Pracht aus die dann im neuen Jahr umso mehr zuschlug und das Land fest im Griff hatte, die große Kehrseite zu den mörderischen Sommern die Japan immer heimsuchten, Ieyasu, so der sogar für einen Japaner ungewöhnliche (weil doch recht altmodische) Name, des jungen Mannes war eher ein Frühlingsmensch und freute sich wenn alles, vor allem die Kirschbäume wieder blühten. Und mit den Gedanken an den Frühling, der wohl so bald nicht zu kommen schien nahm er eine große Schippe Schnee und warf sie gedankenverloren Richtung Straße. PLATSCH! Ein Schrei, ein Plumpsen und Ieyasu schluckte. „Oh nein! Das, das tut mir leid. Hab ich sie auch nicht verletzt?“, fragte er den Schneemann der nun vor ihm stand, denn der junge Bauarbeiter war durch seine Arbeit ziemlich kräftig geworden und schippte gut und gern einen Meter Schnee pro Schaufel von seinem Vorgarten und hatte damit eine Person die gerade nichtsahnend an seinem Grundstück vorbeiging eingeschneit. „Das ist mir so peinlich! Augenblick ich helfe Ihnen!“, sagte er und begann den Schnee von dem anderen zu klopfen, unter seinen Händen kam ein schwarzer Anzug zum Vorschein. Ein Geschäftsmann? Das hatte noch gefehlt! Dieser wischte sich mit einem Grummeln den Schnee aus den Augen und blickte den Täter mit grimmigen Blick aus seinen schwarzen Augen die im Licht einen violetten Schimmer zeigten an. „…“ Ieyasu bemerkte nicht wie sich sanfte Dampfwolken über dem Kopf des Schneemannes bildeten und das Eis schmolz und ein Gesicht freigab das wohl jederzeit dazu bereit war kurzen Prozess zu machen. „Gnnnhh…von allen Häusern, in allen Straßen, in allen Bezirken dieser Stadt…renne ich grade an deinem vorbei…IEEEYAAASUUUUUUU!“, schrie der junge Geschäftsmann mit den ungewöhnlichen silberfarbenen Haaren und sprang dem andern an die Gurgel. Überrascht fiel der junge Arbeiter zurück und blickte in das Gesicht eines alten Bekannten. „Mitsunari! Wie schön! Ich hab…dich…ewig…“ Das Sprechen wurde langsam zur Qual da der Geschäftsmann ihn mit seinen schlanken und doch kräftigen Fingern würgte. „Stirb! Ich hätte dich schon damals auf der Schule umbringen sollen! Stirb,Stirb,Stiiiiiiirb!“ Nachdem er ihn ein wenig gewürgt und in den Hintern getreten hatte, erhob sich Mitsunari Ishida wieder und suchte seinen Aktenkoffer der jedoch durch die Aktion Ieyasus vorhin aufgegangen war und nun den Inhalt im Schnee in Matsch verwandelte. „Meine Unterlagen…ich hab die ganze Nacht gearbeitet…“ Die Ader an der Stirn des leidenschaftlichen Silberhaarigen war zum Platzen gespannt als er sich umwandte und Ieyasu sah der schon wieder stand und sich den Schnee von der Jacke klopfte. „Schön dich zu sehen…ist lange her, immer noch derselbe. Hör mal das mit deinen Akten tut mir leid Mitsunari-kun. Komm wärm dich drinnen auf, ich mach uns einen Tee.“ „Oh und wie dir das noch leidtun wird Freundchen…“, grummelte der Angesprochene und stapfte ihm hinterher. ***** „Anwalt?!“ Ieyasu verschluckte sich an seinem frisch gebrühtem Tee und jaulte kurz schmerzvoll auf. Die Visitenkarte des anderen lag vor ihm auf den Tisch. „Ishida Mitsunari und Partner…ach du liebes bisschen…du hast dich ja richtig gemacht, Mitsunari-kun!“, lachte der Schwarzhaarige und klopfte dem andern so gewaltig auf die Schulter das auch er sich verschluckte. „Allerdings und versuch gar nicht erst abzulenken Tokugawa…“, raunte der junge Mann und schob seine Brille zurecht die bis auf die Nasenspitze vorgerutscht war. „Wie meinst du das denn?“ „Du weißt genau was ich meine…ich werde dich wegen ein paar Punkten anklagen mein Lieber.“ „Aber es war ein Versehen und ich hab mich entschuldigt!“ „Du weißt gar nicht wie oft ich sowas tagtäglich höre.“ „Ach jetzt hör doch mal auf.“, sagte Ieyasu patzig. „Da steht du bist Anwalt für gewöhnliches Recht, das heißt du kümmerst dich auch drum wenn ein alter Mann Zeitungen von seinem Nachbarn mopst… Mitsunari wurde rot und schlug mit der Hand auf den Tisch. „Immer noch mehr als du erreicht hast! Wenn ich mir deine Bude schon ansehe…du trinkst keinen Markentee und ansonsten ist hier auch alles Niedrigbudget.“ Ieyasu ließ sich dadurch nicht beeindrucken und schüttelte den Kopf. „Ich brauch nicht mehr. Und ich brauch auch keine ausgefallenen Sachen, aber das ist was, was ich an dir schon immer sehr bewundert habe.“ „Du lenkst wieder ab…“ „Wirklich. Du hast dich nie mit dem zweitbesten abgegeben, wenn du mal nicht Klassensprecher wurdest hast du härter gearbeitet um nächstes Jahr Schulsprecher zu werden, hast du mal eine Zwei gehabt dann war es beim nächsten mal eine Eins Plus. Du wolltest immer der Beste sein und du hast dich behauptet.“ Mitsunari schaute den andern an und blickte dann in seine Tasse. „Tch…“ Ieyasu legte den Kopf schief. „Was ist?“ „Tu nicht so scheinheilig, ja ich wollte immer besser sein, besser in der Schule, der Liebling der Lehrer…aber ich kam nie an dich ran.“ Nun war der Schwarzhaarige beeindruckt und hob eine Augenbraue. „Mitsu…“ „Sei still und hör zu!“, herrschte der junge Anwalt ihn an und rührte gedankenverloren in seinem Tee, nur das Klimpern des Löffels war zu vernehmen das metallisch durch den Raum glitt. „Ich wollte der Beste sein und habe nie verstanden das man dazu auch Freunde braucht, richtige Freunde, die füreinander da sind, die sich mögen und sich verstehen. Versteh mich nicht falsch, ich empfinde es heute noch als unnütz und blödsinnig und doch hat es dir geholfen besser zu sein als ich. Du hattest Anerkennung, warst für jeden da der dich gebraucht hat und hattest immer ein Lächeln auf den Lippen, egal wie schlimm die Situation war, ich hab dich dafür bewundert und doch verabscheut.“, sagte er leise und stellte das Rühren ein. Ieyasu schaute ihn an und es war als blicke er durch ihn hindurch. „Der eiskalte Mitsunari…“, seufzte er und klopfte ihm wieder auf den Rücken, diesmal jedoch sanfter als vorher. „Wie wärs wenn wir diese leidige Sache hinter uns lassen und zur Feier unseres Wiedersehens heute Abend einen trinken?“, grinste er und Mitsunari schaute ihn finster an. „Das hättest du wohl gern…du bekommst deine Vorladung bald mit der Post.“ Der junge Bauarbeiter seufzte und kratzte sich am Hinterkopf. „Hätte ja klappen können.“ Jedoch wurden Mitsunaris Züge etwas weicher als er seinen Tee austrank und die Tasse behutsam, mit einer eleganten Bewegung wieder auf die Untertasse führte. „Und wegen heute Abend…gern. Du zahlst.“ Hosted by Animexx e.V. 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