Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 25: Küche und Frachtraum -------------------------------- Namis Part: Es war vier Uhr morgens, als ich mich langsam in Ruffys Hochbett aufsetzte. Alles in allem hatte ich keine Stunde geschlafen und ich war mir auch gar nicht so sicher, ob die Party oben schon vorbei war. Ruffy zumindest konnte ich nirgends finden. Was seltsam war. Warum sonst hätte ich mich in sein Bett legen sollen? Wahrscheinlich war es mir in meinem Zimmer zu laut, überlegte ich und sprang auf das hinab, was unter all dem Chaos noch vom Boden hervorlugte. Ausgelaugt wie ich nach dem gestrigen Tag voller Anstrengungen war, wurde mir natürlich erst einmal schwindelig. Doch mit einem verbissenen Kopfschütteln hatte ich die Müdigkeit sehr schnell aus mir vertrieben. Wenn ich die mit Sicherheit halb betrunkene, halb schlafende Mannschaft dazu bringen wollte, sich Ace' Warnung zu Herzen zu nehmen und im Schutze der Dunkelheit der Marine zu entkommen, musste zumindest ich einigermaßen wach aussehen. Aber zuerst, beschloss ich, während ich Ruffys Zimmer verließ und die Wendeltreppe zum Mitteldeck nach oben stieg, Zieh ich diesen Hexenfummel aus. Ich seh damit ja aus wie eine Schlampe. Weshalb ich schließlich in einem weißen Minikleid mit Gürtel nach oben zu den anderen kletterte, die zwar nicht mehr so herumlärmten wie vor zwei Stunden noch, aber ganz offensichtlich auch nicht ins Bett gegangen waren. Mit Ausnahme von Robin und Frankie vielleicht, die sich wer-weiß-wohin zurückgezogen hatten. Brook, Ace und Sanji saßen unter den Orangenbäumen und spielten Karten. Letzterer hatte Zorro zu sich auf den Schoß gezogen und nestelte nun an dessen Haaren herum, während Zorro selber – welch Wunder – tief und fest schlief. Etwas lebhafter ging es am Tisch zu, wo Ruffy, Chopper und auch Neuron zuhörten, wie Lysop eine seiner unmöglichen Lügengeschichten zum Besten gab, auf dem Kopf die Krone, die bis vor Kurzem noch Ruffy getragen hatte. Dieser Neuron ist doch auch ein Stoffel!, dachte ich mit einem missbilligenden Schnauben und marschierte zum Tisch hinüber. Der Typ schien einen Narren an Lysop gefressen zu haben. Alleine deshalb, weil dieser ihn mit seinem billigen Spiegeltrick fertig gemacht hatte und sein offenes Interesse an dem widerlichen Krabbelzeug kundgetan hatte, welches Neuron nicht von der Seite wich. »Jungs!«, rief ich und blieb am Kopfende stehen, die Hände in die Hüften gestemmt, »Wir brechen auf!« »Was, schon?!«, jammerten Chopper und Ruffy im Chor und machten lange Gesichter. »Ich erzähl ihnen aber doch gerade von damals, als ich verhindert hab, dass eine Insel untergeht«, beschwerte sich Lysop. »Mir egal!«, schnitt ich ihm gekonnt das Wort ab, »Ihr wisst, was Ace gesagt hat: Wenn wir nicht so früh wie möglich von hier abhauen, haben wir die Marine auf den Fersen.« »Dann ist es für mich wohl an der Zeit, euch zu verlassen«, sagte Neuron lächelnd und erhob sich als erster. »Aber das brauchst du doch nicht!«, grinste Ruffy, bevor einer ihn davon abhalten konnte, »Komm doch einfach zu uns in die Mannschaft!« Ich hielt entsetzt den Atem an, kaum hatte er das ausgesprochen. Neuron war zwar kein unangenehmer Zeitgenosse und alle anderen hätten ihn wohl mit Freuden aufgenommen, doch wenn ich an seine Käfersammlung dachte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Glück für mich, dass er schon im nächsten Moment meinte: »Vielen Dank für das Angebot. Aber leider muss ich ablehnen; ich bin Künstler, kein Pirat. Dafür würde ich mich nun wirklich nicht eignen.« »Doch, bestimmt!«, versuchten Lysop und Chopper ihn umzustimmen, doch er schüttelte nur zufrieden dreinblickend den Kopf. »Wenn ich euch dazu einladen würde, an meiner Seite Schauspieler zu werden, würdet ihr diesem Weg mit ganzem Herzen folgen können?«, fragte er und wandte sich bereits zum Gehen. »Ganz sicher nicht«, antwortete ich und folgte ihm wie auch alle anderen zum Mitteldeck hinunter, »Nicht, nachdem ich weiß, was alles schiefgehen kann.« Ich schielte mit stechendem Blick zu Sanji und Zorro hinüber, die als letzte die Treppe herunterkamen. Zorro sah dabei so aus, als könne er jeden Augenblick im Stehen einpennen. »Nun, dann wisst ihr auch, weshalb ich jetzt gehen muss«, verabschiedete sich Neuron, »Vielen Dank für eure Gastfreundschaft. Ich werde immer an euch denken als die begabten Schauspieler, die ihr seid.« Er verneigte sich vor uns, was eine der seltsamen Angewohnheiten von ihm war, dann kletterte er von Bord. »Du bist auch ein ganz toller Schauspieler!«, rief Ruffy ihm hinterher, »Und bestimmt wärst du auch ein toller Pirat geworden!« Wir winkten ihm zum Abschied und noch während er von dannen ging, hob er ebenfalls kurz eine Hand. Schließlich war er mit der schwindenden Dunkelheit verschmolzen, eine rot und schwarz quergebänderte Spinne auf der Schulter. Eine Spinne?! Moment! So eine hatte doch Lysop! Das war die, die mich in der Badewanne tyrannisiert hat, oder?! Ich wandte mich hektisch zu Lysop um. »Schade«, seufzte der gerade und blickte immer noch die menschenleere Straße entlang, »Er war so cool.« »Er konnte Sachen fliegen lassen«, bestätigte Ruffy. »Und er hat witzig geredet«, fügte Ace hinzu. »Und er hat mir die hier im Tausch gegen meine Spinnen gegeben, seht ihr? Sie heißen Wanda und Olli«, grinste Lysop und hielt uns zwei riesige, schwarz glänzende Tausendfüßler entgegen. Meine Befürchtungen erwiesen sich damit als bestätigt. »IGITT!«, ich machte einen Satz rückwärts, »TU SIE WEG!« »Hä, wieso denn?« Er schien nicht ganz zu kapieren, dass ich dem Ungeziefer rein gar nichts abgewinnen konnte. »Weil sie eklig sind, deshalb!«, griff Sanji helfend ein, »Wenn die hier frei rumlaufen, garantiere ich für gar nichts!« »Ich auch nicht!«, schrie ich und versteckte mich immer mehr hinter Brook, der mir in dem Moment ganz gelegen kam. Lysop sah daraufhin ein, dass wir seine Begeisterung für ausgefallene Haustiere nicht teilten und meinte schulterzuckend: »Dann bring ich sie eben in mein Terrarium. Also sowas...« Er verschwand unter Deck und mit ihm meine vorübergehende Bewegungsunfähigkeit. Ich trat hinter Brook hervor und setzte meine strenge Miene wieder auf. »Okay, jetzt, nachdem die Gefahr gebannt ist, kommen wir auf das eigentliche Thema zurück«, bestimmte ich, »Wir sollten aufbrechen, solange es noch einigermaßen dunkel ist. Und heute Nachmittag räumen wir das Oberdeck auf.« Mein Vorschlag erntete allgemeines Aufstöhnen. »Doch, das wird gemacht!«, ließ ich mich nicht beirren, »Wer vorräumt, kann auch wegräumen!« »Nami hat Recht«, stimmte Sanji zu und ich stellte einmal mehr fest, dass er von allen anderen noch der Ordentlichste war, »Das können wir nicht einfach so liegen lassen. Sieht ja furchtbar... hey! Hey, Marimo! Lass das...!« Zorro hatte ihn ohne ein weiteres Wort hochgehoben und trug ihn nun davon. Ich hätte schwören können, ihn dabei so etwas wie »Wir sollen doch die Segel hissen« murmeln zu hören. »So viel dazu«, meinte ich mit ungläubig verzogenem Mundwinkel und starrte ihnen hinterher, »Vielleicht sollten wir es den beiden gleichtun und auch an die Arbeit gehen.« »Yohohoho! Hast du das gehört, Chopper?! Wir sollen es ihnen gleichtun!« Brook hob Chopper hoch und setzte ihn sich auf seine Schultern. »Jippieh!«, quietschte der und die beiden gallopierten mit gackerndem Gelächter die Treppe hinauf. Alles, was mir dazu einfiel, war, mir eine Hand gegen die Stirn zu schlagen und »Jungs!« zu seufzen. Was sehr schnell in ein erschrockenes Kieksen überging, als mich zwei Hände um die Mitte packten. Ich wurde sehr zu meinem Missfallen hoch durch die Luft gewirbelt, wobei mir der Magen in den Hals hinaufzurutschen drohte, dann fand ich mich plötzlich in Ruffys Armen wieder. »Das können wir auch!«, grinste er mich an und obwohl ich ihn gerade noch hatte anschreien wollen, genügte das, um mich halbwegs zu beruhigen. »Du Volltrottel«, schimpfte ich ihn, nicht ohne ein schiefes Lächeln, »Du weißt doch genau, dass ich das nicht mag.« Einen Arm schlang ich ihm um den Hals, mit der anderen Hand zog ich ihm seinen Hut tief ins Gesicht, damit er nichts mehr sehen konnte. »Egal«, war seine einzige Antwort darauf, »Ich bring dich trotzdem nach oben.« Er rannte los, ohne sich die Mühe zu machen, den Hut wieder zurecht zu rücken. »Haaalt! Du siehst ja gar nicht, wo du hinläufst! Ich..., iehhh...!!!« Ich schloss fest die Augen, während mir der Wind um die Ohren pfiff. Doch obwohl ich eigentlich ein klein wenig allergisch auf solche Späße reagierte, konnte ich ein wildes Lachen nicht unterdrücken. Ebensowenig, wie ich den verdattert zurückbleibenden Ace bedauerte, der die halblaute Frage ins Nichts hineinmurmelte, wer denn ihn nun wegtragen würde. Zorros Part: Der Nachmittag kündigte sich an und allem Anschein nach hatten wir es geschafft, der Marine ungesehen zu entwischen. Zwar wäre mir nach all dem kitschigen Theaterzeug ein ordentlicher Kampf ganz Recht gewesen, doch aus irgendeinem Grund hatten die anderen es für vernünftiger befunden, einfach abzuhauen. So dümpelten wir nun unter einem strahlend blauen Himmel dahin, am Horizont kein Wolkenfetzchen in Sicht. Nami hatte sogar für den ganzen Rest der Woche Temperaturen vorausgesagt, bei denen man lieber in seinem kühlen Zimmer blieb. Angeblich befanden wir uns nämlich in einem Gebiet, das von Vulkanen durchzogen war; solche, die am Meeresboden ihr Unwesen trieben, wie auch jene, die aus dem Wasser herausragten und somit feste Anhaltspunkte bildeten. Die meisten von ihnen waren zwar nicht mehr aktiv, aber heizten dennoch das Meer so auf, dass es von einem leichten Dunstschleier bedeckt war. Sanji hatte gesagt, dass die einzigen essbaren Lebewesen, die man hier fangen konnte, irgendwelche schmackhaften Feuerkrabben waren. Der Grund, weshalb wir zu sechst fast den ganzen Tag damit verbracht hatten, die widerspenstigen Dinger aus ihren geschützten Felsnischen zu ziehen. Besonders Ace hatte sich in der Hinsicht als nützlich erwiesen, da er der einzige war, der sich an den Biestern nicht die Finger verbrannte. Der Störenfried tauchte um fünf Uhr auf und hieß Nami. Sie bestand darauf, dass wir nach oben kommen und beim Aufräumen helfen sollten. Das war das erste Mal, dass ich feststellte, welchen Vorteil man als Sanjis Freund genoss. Auf seinen Einwand hin, dass er jetzt kochen gehen müsse, brauchte ich ihm nämlich nur als seine Küchenhilfe folgen und war somit der lästigen Aufgabe geschickt entkommen. »Sag mal, Marimo, wobei willst du mir überhaupt helfen?«, fragte Sanji, kaum hatte ich die Küchentür hinter mir zugemacht, »Du hast hier doch von Tuten und Blasen überhaupt keine Ahnung.« »Dann setz ich mich hier hin und schau dir einfach zu«, beschloss ich und ließ mich an dem Tisch nieder, der in der rechten Ecke stand. »Und das soll dann helfen sein?«, entgegnete er zweifelnd, »Du glotzt mir ja doch nur wieder auf den Arsch.« »Kann schon sein.« Ich legte den Kopf auf meinen auf dem Tisch verschränkten Armen zurecht und lächelte zufrieden in Sanjis Richtung. Kurzzeitig sah es aus, als wolle er etwas erwidern, doch dann begnügte er sich damit, mit einem schiefen Grinsen den Kopf zu schütteln und einen großen Topf unter der Arbeitsplatte hervorzukramen. Er schüttete die frisch gefangenen Krabben hinein, dann füllte er ihn mit Wasser und stellte ihn samt Deckel auf den Herd. Während er zum Kühlschrank hinüberging, um weitere Zutaten zusammenzusuchen, durchströmte mich einmal mehr dieses warme Gefühl der Dankbarkeit. Egal, was er tat und wo er war, ich hatte die Gewissheit, dass wir einander gehörten. Zeitweise konnte ich es immer noch kaum glauben und umso schöner war es dann natürlich, wenn ich ihn ansah und mir bewusst wurde, wie viel uns miteinander verband. Es war sogar so schön, dass ich wie von selbst aufstand und zu ihm hinüber ging, wie er Zwiebeln schneidend dastand, um ihm von hinten die Arme umzulegen. »Was machst du denn da, Marimo?«, fragte er sofort, »Du lenkst mich ja ab.« »Ich will dich nur ein bisschen festhalten«, murmelte ich und ließ mein Kinn mit geschlossenen Augen auf seine Schulter sinken, »Du siehst so niedlich aus, wenn du kochst.« »Na, wenn es nur das ist...« Ich spürte, wie er sich ein wenig in meine Umarmung zurücklehnte und kurzzeitig sogar seine Wange, die sich nähesuchend an mich schmiegte. Dann aber straffte sich seine Haltung wieder. Wohl oder übel musste er sich auf die Arbeit konzentrieren. Was mir zwar nicht wirklich Recht war, sich aber ganz gut aushalten ließ, solange ich nur bei ihm sein durfte. Eine geraume Zeit blieben wir genau so stehen; er in meinen Armen, während er Gemüse kleinhackte, und ich unendlich glücklich über seine bloße Anwesenheit. Diese Gefühle, die ich für ihn hatte, waren so stark, dass ich ihn immer fester an mich drückte und mir schon sehr bald wünschte, ich könne mit ihm zu einem Körper verschmelzen. Und wie das eben so war, wenn ich meinen Gedanken zu lange nachhing, hatte ich mich auf einmal nicht mehr ausreichend unter Kontrolle. »Pfoten weg! Wo sind wir denn?!« Ich schreckte auf, als Sanji meine Hand aus seiner Hose zog. Wie war die denn so plötzlich dort hineingeraten? »'Tschuldigung«, nuschelte ich, weil ich ihn nicht unnötig sauer machen wollte, »War keine Absicht.« »Will ich für dich auch hoffen«, brummte er, »Ich bin immerhin am Kochen und nicht...!« Er stockte und starrte an sich hinab. Klar, natürlich war es ein Grund, so zu glotzen, wenn ich aller Vernunft und seinen Protesten zum Trotz meine Hand wieder dorthin zurückschob, von wo er sie gerade weggefischt hatte. Aber was hätte ich schon dagegen unternehmen können? Irgendwie musste das jetzt sein. »Marimo, hab ich nicht gerade ausdrücklich gesagt, dass ich das hier drin nicht will?!« »Wie? Hier drin...?« »Das ist 'ne Küche, Mann!«, fauchte er und schüttelte mich ab. Ich stand bedröppelt da und versuchte mit einem ungläubigen Blick in sein wütendes Gesicht seine Worte zu verarbeiten. »Na und?«, brachte ich schließlich hervor. Meiner Meinung nach spielte der Ort gar keine Rolle, solange wir unsere Ruhe hatten. »'Na und?' sagt er einfach!«, empörte sich Sanji, »Marimo, hier drin wird zufällig Essen zubereitet. Wenn wir das hier machen, dann ist das...! Igitt! Das ist eklig! Das will doch keiner!« »Doch, ich.« Auf meine unüberlegte Aussage hin seufzte er nur ungeduldig auf. Dass er gerade eine meiner größten Wunschvorstellungen zunichte gemacht hatte, wusste er gar nicht. »Weißt du was, ich red mit dir darüber jetzt gar nicht mehr länger!«, meinte er, »Geh du Kartoffeln aus dem Frachtraum holen! Damit wäre mir schon sehr geholfen!« Er deutete mit einem Finger auf die Tür, als wäre ich ein Kind, bei dem schon Hopfen und Malz verloren war. »Aber Koch, ich wollte doch nur...!« »Ich kann dich gar nicht hören!«, rief er und wie zur Bestätigung schaltete er die Abzugshaube ein. Was blieb mir da anderes übrig, als ein klein wenig überrumpelt umzudrehen und die Küche zu verlassen? Da will er doch tatsächlich nicht in der Küche mit mir schlafen, grübelte ich und konnte es immer noch nicht wirklich begreifen, Dabei hab ich mir das immer so schön vorgestellt. Ich meine, den Koch in der Küche... Beinahe stieß ich mit Lysop zusammen, der auf dem Weg die Treppe hinunter war und in den Armen einen Berg verknoteter Lichtergirlanden trug. Sofort brachte mich das auf eine Idee. Dass Sanji mich einfach so abgewimmelt hatte, konnte ich unmöglich auf mir sitzen lassen. »Gehst du nach unten?«, fragte ich Lysop ganz scheinheilig. »Ja, ich bring die Dinger hier in den Frachtraum«, antwortete er, sichtlich genervt davon, dass er bei der Putzaktion helfen musste, »Wieso?« »Dann kannst du ja gleich einen Sack Kartoffeln mitnehmen, wenn du wieder hochkommst«, beschloss ich. »Aber...« »Danke.« Ohne seinem Lamentieren Beachtung zu schenken, machte ich Kehrt. Wir würden ja sehen, ob ich Sanji nicht doch zu irgendetwas überreden konnte. Bestimmt hatte er sowieso nicht ernst gemeint, was er vorhin zu mir gesagt hatte. Bestimmt stellte er mich nur auf die Probe. »Schon wieder da?«, begrüßte er mich mit dem Kochlöffel in der Hand, als ich in die Küche zurückkehrte, »Und wo sind die Kartoffeln?« »Die bringt Lysop nachher vorbei«, versicherte ich ihm und ging auf ihn zu. Eigentlich brauchte ich ihn ja nur ganz nebenbei geil genug kriegen. Der Rest würde sich dann schon ergeben. Meine Mühen waren jedoch vergebens. »Boah! Kann denn das sein?! Jetzt lass mich doch endlich zufrieden, Marimo!!« Zum wiederholten Male stieß er meine Hände von sich, die sich nur allzu gerne Zugang zu seiner Hose verschafft hätten. Nie hätte ich gedacht, dass Sanji einmal keine Lust auf mich haben könnte. »Wann denn dann?«, murrte ich. Es ging mir gewaltig gegen den Strich, dass ich so rein gar nichts ausrichten konnte. »Von mir aus jederzeit! Nur nicht hier!« »Aber...!«, ich suchte ohne Erfolg nach halbwegs intelligenten Worten, »Warum denn?!« »Würdest du etwas essen wollen, wenn du weißt, dass derjenige, der das gekocht hat, vorher Sex hatte?! Noch dazu an dem Ort, wo er alles zubereitet hat?!« »Ja!«, sagte ich trotzig und schob meinen Unterkiefer vor. Obwohl ich wusste, dass ich eben sturen Blödsinn von mir gegeben hatte. »Würdest du nicht!«, keifte Sanji mich an, »Nicht, wenn das Nami und Ruffy gewesen wären!« »Mann, natürlich nicht!«, gab ich endlich zu, »Aber darum geht es doch gerade gar nicht! Ich will doch dich...!« »Marimo, wenn du jetzt nicht sofort zu nörgeln aufhörst und akzeptierst, dass mir die Küche ein... ein heiliger Ort ist, dann schmeiß ich dich raus!« Er kam mit drohend funkelnden Augen einen Schritt näher, doch mich ließ das unbeeindruckt. »Hm, dann mach doch«, brummte ich mit vor der Brust verschränkten Armen, »Da hinten brennt dir sowieso gerade was an.« Fast erfüllte es mich mit hämischer Schadenfreude, als Sanji die Augen weit aufriss und herumwirbelte, um den rauchenden Topf von der Herdplatte zu ziehen. »Scheiß Soße!«, wetterte er vor sich hin, während er unter heftigem Rühren den unversehrten Rest zu retten versuchte, »Das kommt davon, wenn du mich ablenkst, Marimo! Und wenn Lysop jetzt nicht gleich mit den Kartoffeln antanzt, dann...!« »Aber da stehen doch noch welche.« Ich deutete in die Ecke neben dem Kühlschrank, wo sich ein zu einem Drittel gefüllter Jutesack versteckte. Hatte Sanji mich vorhin einfach nur loswerden wollen, als er mich in den Frachtraum schickte? »Tatsächlich. Bring sie mir mal.« Schon wieder weniger wütend klang seine Stimme einfach zu nett, als dass ich ihm seine Bitte abschlagen konnte. Wie auch immer er es anstellte: Es schien für ihn ein Leichtes zu sein, mich um den Finger zu wickeln. Weshalb ich mich letztendlich geschlagen gab, den Kartoffelsack packte und ihn auf die Anrichte knallte. »Hier«, brummte ich, wobei eine meiner Hände schon wieder den Weg zu Sanjis Taille fand, »Meinst du nicht, wir könnten wenigstens ein bisschen...?« »Vergiss es, ja? Ich bin ein anständiger Koch.« Davon hab ich aber noch nicht viel mitbekommen... »Wie du willst«, seufzte ich, zog ihn aber dennoch an mich, um ihn zumindest zu küssen. Ganz unverichteter Dinge abzuziehen, ließ nämlich schon alleine mein Stolz nicht zu. »Ich hab dich lieb, du blöder Koch, du.« »Ich dich auch, mein kleiner, dummer Mooskopf.« »Ich bin nicht klein«, erwiderte ich halblaut und ließ ihn endlich los. Bevor ich mich umwandte, strich ich ihm jedoch noch einmal mit dem Rücken meiner Finger über den Oberarm. »Bin trainieren«, brummte ich schließlich und ließ ihn mit seinen Krabben alleine. Wie kann einer nur so stur und vernünftig sein?, überlegte ich auf dem Weg nach unten, Ist doch bloß die Küche und keine Kirche. Aber mir würde im Laufe der Zeit schon noch etwas einfallen, wie ich doch an meinen Sex in der Küche herankam. Zumindest glaubte ich nicht, dass Sanji dieses Verbot ewig aufrecht erhalten würde. Er war doch sonst auch viel ungezogener. Ace' Part: Dass eine ausrangierte Hängematte zwischen zwei Kisten gespannt und mit etlichen Fellstückchen gepolstert durchaus gemütlich sein konnte, stellte ich fest, als ich mich erfolgreich vor der Aufräumarbeit oben an Deck drückte. Sollten die anderen doch nach Namis Pfeife tanzen und in der brütenden Hitze schuften; hier im Frachtraum zwischen all dem Gerümpel würden die mich niemals finden. Hier hatte ich meine Ruhe und konnte in verstaubten Angelzeitschriften schmökern. Tja, und wieder sind die Faulen die Schlauen, dachte ich mit diebischer Freude, als nach einer halben Stunde immer noch niemand bemerkt hatte, dass ich fehlte, Ace, du bist schon ein toller Hecht, was? Gerade hatte ich mir ein breites, zutiefst zufriedenes Grinsen leisten wollen, als ich die Luke klappern hörte und jemand die Leiter herunterkletterte. Augenblicklich war ich mucksmäuschenstill und wagte es noch nicht einmal zu atmen. Mein Versteck war nicht das allerbeste, nur durch zwei Wände aus Kisten geschützt. Wenn ich nicht entdeckt werden wollte, blieb mir als einziger Ausweg nur, darauf zu hoffen, dass die Person schnell wieder verschwand. Zunächst hatte es auch den Anschein, als würde diese nur kurz am anderen Ende des Frachtraums etwas verstauen. Als sie dann aber zurückkam und eindeutig an der Leiter vorbeiging, zog sich jede einzelne Faser meines Körpers vor Anspannung zusammen. »Blöde Kartoffeln!«, murrte eine genervte Stimme, »Als ob Zorro die nicht selber holen könnte! Warum sind die überhaupt da hinten so eingeklemmt?!« Ich seufzte erleichtert auf und spürte, wie sich ein spöttisches Lächeln auf meinem Gesicht breit machte. Es war Lysop. »Irgendwelche Probleme?«, fragte ich in den Raum hinein, wobei ich so tat, als würde ich immer noch interessiert in meinem Heft lesen. Ein lautes Rumpeln war die Antwort. Dann: »Mensch, Ace! Erschreck mich doch nicht so! Was tust du überhaupt hier?« Er lugte wenig begeistert über eine der Kisten hinweg, wobei er sich mit beiden Armen darauf abstützte. »Rumgammeln«, ich legte die Zeitschrift weg und grinste ihn breit an, »Im Gegensatz zu euch Armleuchtern weiß ich nämlich, wie man sich erfolgreich abseilt.« »Ach, ist ja schön!«, schnaubte Lysop, »Kannst du mir trotzdem mal helfen? Da sind so viele Fässer vor den Kartoffelsäcken. Wenn wir die wegschieben, komm ich dran.« »Uhh, nee, das ist ja Arbeit!«, lehnte ich gelangweilt ab, »Du kannst mich mal.« Stille folgte, in der Lysop mich wie eine Eule anglotzte. Nur, um schließlich mit überheblicher Miene eine völlig unerwartete Antwort zu geben. »Na gut, okay, von mir aus. Kannst ruhig hierher kommen. Traust du dich eh nicht.« »Was?« »Na, mich hier im Frachtraum flachzulegen.« Er erwiderte meinen Blick herausfordernd und mit verschränkten Armen. Meinte er das jetzt ernst? »Als ob du dich das trauen würdest«, entgegnete ich herablassend. »Und ob! Komm her! Dann wirst du schon sehen!« Ich blickte ihn noch einmal abschätzend an, doch er schien nicht vorzuhaben, einen Rückzieher zu machen. »Okay, meinetwegen«, sagte ich und sprang aus der Hängematte, »Das war sowieso abgemacht.« Mit bewusst gleichgültiger Miene ging ich auf ihn zu. Ein wenig einschüchternd wirkte das dann doch auf ihn, da er ein paar Schritte zurückwich, bis er die Kartoffelsäcke direkt hinter sich hatte. »So, da bin ich«, verkündete ich mit hochgezogener Augenbraue, »Und jetzt?« »Jetzt bin ich mal dran«, erwiderte er, sein Lächeln ungewohnt hinterhältig und anzüglich obendrein, »Das war auch abgemacht. Weißt du noch?« Er musste allmählich auch bemerkt haben, wie erstaunlich leicht ihm die letzten beiden Male gefallen waren. Wenn es nicht irgendwie ein peinlicher Titel gewesen wäre, hätte ich ihn in der Hinsicht tatsächlich ein Naturtalent nennen können. Dementsprechend schnell hatte er mich nun auch zwischen die Kartoffelsäcke gezogen und sich seine Hosenträger von den Schultern gestreift. An Widerstand von meiner Seite war noch nicht einmal zu denken. Alleine der alles in den Bann ziehende Blick seiner fast schwarzen Augen brachte mich dazu, ganz automatisch meinen Gürtel zu öffnen. Er war ein rattenscharfer Typ, das konnte ich nicht leugnen. Ebenso wie er es war, der mich immer wieder verführte, und nicht andersherum; selbst, wenn er das bestimmt behauptet hätte, hätte man ihn danach gefragt. »Du willst das echt hier machen?«, traute ich mich vorsichtig zu fragen, bevor er sich gänzlich ausziehen konnte, »Auf den Kartoffeln? Im Sitzen?« »Jetzt tu bloß nicht so, als ob das nicht gehen würde«, rüffelte er mich, seine Hände urplötzlich an meiner Hose. Ja, nicht nur meine Vernunft schien verschwunden zu sein. »Ich mein ja bloß«, sagte ich schulterzuckend, »Du hast das noch nie vorher gemacht. Wer versichert mir, dass du das tatsächlich fertig bringst?« »Ace«, mit einem Ruck hatte er mir die Hose weit genug nach unten gezogen, während er mich mit diesem geilen Blick festnagelte, den nur er beherrschte, »So schwer kann das nicht sein – das kriegt sogar Zorro hin.« Daraufhin grinsten wir uns beide bloß an. Das war in der Tat ein sehr einleuchtendes Argument. Weshalb ich nun alles daran setzte, Lysop und mich so schnell wie möglich aus unseren Klamotten zu holen. »Bitteschön, stell dich unter Beweis«, sagte ich schließlich und spürte gleichzeitig mit einem seltsamen Erschaudern, wie sich seine Hände voll zögerlicher Begierde um meine Mitte legten. Im Eigentlichen hatte er zwar gar keine Ahnung von dem, was er tat, doch ganz instinktiv reagierte er genau richtig, als ich mich rittlings auf seinem Schoß niederließ. Shit, ist das lange her! Über zwei Jahre war ich nicht mehr in die Verlegenheit geraten, einen Mann auf diese Weise zu spüren. Ich konnte sogar ein leises Keuchen nicht unterdrücken, als mich der so wohlbekannte, süße Schmerz durchzuckte. Gleich darauf hatte ich mich aber auch schon wieder entspannt und packte Lysop bei den Schultern. Eine davon war dick einbandagiert, wie mir erst in diesem Moment mit einem Anflug von Reue auffiel. Glücklicherweise hatte ich mein Feuer heute jedoch unter Kontrolle und konnte somit sicher sein, dass mir ein Missgeschick dergleichen nicht noch einmal passieren würde. Selbst wenn mich die gegenwärtigen Eindrücke mit ihrer Vielfalt dermaßen übermannten, dass mir ein jeder Gedanke, der nicht mit ihnen zu tun hatte, als vollkommen unnütz erschien. Ich hatte einfach alles um uns her ausgeblendet und vergessen; versunken in Empfindungen, welche mir zuletzt Marco beschert hatte. Schuld daran war nur Lysop. Er war ein unglaublich heißblütiger Liebhaber, der nicht davor Halt machte, sich das, was er wollte, mit einer erschreckend gierigen Heftigkeit zu nehmen. Doch was hätte ich von ihm anderes erwarten sollen? Schon vor einer Woche hatte er mir gezeigt, dass er nicht nur Spaß an der Sache hatte, sondern auch sehr gut selbst die Initiative ergreifen konnte. Da ist er allerdings nicht der einzige... Endlich, nachdem ich meine anfängliche Überraschung überwunden hatte, konnte ich mich seinen Bewegungen anpassen. Mit jedem anderen wäre sofort ein Kampf um die Oberhand daraus geworden, da war ich mir sicher. Er aber schaffte es, das Gefühl eines Miteinanders aufrecht zu erhalten. Und das war es, was ich ihm hoch anrechnete. Wie oder warum er das machte, war mir im Eigentlichen egal. Vorerst noch. Gerade wollte ich einfach nur genießen, was noch nicht einmal Marco regelmäßig zustande gebracht hatte. Lysops Part: Ich schreckte auf, als ein Deck weiter oben der Fußboden laut und vernehmlich knarzte. Sofort saß ich kerzengerade da. Ich war im Frachtraum. Ich hatte mit Ace geschlafen. Zum wiederholten Male schon. Und es hat mir auch noch gefallen... Nachdenklich wandte ich den Kopf und starrte Ace an, der an zwei Kartoffelsäcke gelehnt dalag und schlief. Einen Arm hatte er mir dabei so umgelegt, dass seine Hand mich an der Hüfte berührte. Da half es auch nichts, dass ich uns sporadisch mit unseren Klamotten zugedeckt hatte, bevor ich erschöpft eingedöst war – megaschwul sah das Ganze trotzdem aus. Was mich aber irgendwie gar nicht störte, umso genauer ich darüber nachdachte. Erstens wusste ja sowieso niemand davon und zweitens war Ace viel gemütlicher als die Kartoffeln. Mit ein Grund, warum ich mich auch sogleich wieder an ihn schmiegte. Ich sah gar nicht ein, seine wärmende Nähe nicht auszunutzen, solange sie noch allgegenwärtig um mich herum war. »Und du willst mir ernsthaft weismachen, dass du nicht schwul bist?« Auf den Klang seiner brummigen Stimme hin wandte ich verwundert meinen Blick nach oben. Er war tatsächlich wach. »Ja«, antwortete ich, »Wieso?« »Na, guck dir das hier doch mal an. Und wie du vorhin... Man möchte meinen, ich wäre nicht der erste Kerl, den du so rangenommen hast.« »Bist du aber«, stellte ich klar, »Und schwul bin ich auch nicht. So.« Ich hielt dem tiefen Blau seiner Augen nicht mehr länger stand und senkte mürrisch den Kopf. »Und als was würdest du das alles dann bezeichnen?«, hakte er nach. Ich seufzte ungeduldig auf. »Jetzt pass mal auf, Ace«, erklärte ich, »Wenn ich schwul wäre, würde das doch bedeuten, dass ich auf dich stehen oder dich attraktiv finden würde. Da aber keines von beidem der Fall ist, bin ich auch nicht schwul.« »So einfach ist das für dich?« »Hm, ja. Das hier hat doch bloß mit Sex zu tun. Da ist es egal, ob mit Mann oder Frau.« »Ahh... okay...«, er hörte sich nicht gerade danach an, als würde er mir das abkaufen, »Komische Einteilung.« Wir schwiegen eine Weile, in der ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich die Frage danach, ob ich schwul war oder nicht, tatsächlich beschäftigte. Denn so großspurig ich vor Ace auch tat, ein wenig unsicher fühlte ich mich dennoch. Besonders, da ich so rein gar nichts dagegen hatte, wie ich in seinem Arm lag. Noch bevor Ace das Thema wieder angeschnitten hatte, hatte ich dem auch gar nicht so viel an Bedeutung beigemessen. Für mich war es ganz normal, dass man noch eine Weile nebeneinander liegenblieb, nachdem man miteinander geschlafen hatte. Sonst hätte ich ja gleich irgendeine Schlampe von der Straße aufgabeln können. »Tja...«, seufzte Ace irgendwann, »Ich bin es schon.« »Was?« So plötzlich aus meinen Gedanken zurückgeholt sah ich ein klein wenig verwirrt zu ihm auf. Er hatte ein niedergeschlagenes Lächeln aufgesetzt. »Schwul«, antwortete er ganz einfach, »Sorry, dass ich dir das nicht früher gesagt hab, aber...« »Moment mal, ernsthaft?« Es überraschte mich nicht annähernd so sehr wie er sich vielleicht gedacht hatte. Das einzige, was jetzt allerdings gar keinen Sinn mehr ergab, war... »Bist du nicht mit Vivi verlobt?«, fragte ich ihn. »Schön dumm von mir, zu glauben, dadurch würde ich mich ändern, was? Ich hab die Beziehung mit ihr angefangen und festgestellt, dass Frauen auch gar nicht so schlecht sind. Lang hat das aber nicht angehalten, wie du siehst. Dank dir und allem, was in letzter Zeit auf diesem Schiff so passiert ist, weiß ich jetzt, dass mir Männer doch um einiges lieber sind. Ist halt so. Kann ich nichts dagegen machen.« »Musst du doch auch gar nicht«, versuchte ich ihn aufzumuntern, da er so jämmerlich dreinblickte, dass er mir beinahe Leid tat, »Ist doch deine Sache. Mir ist das egal.« »Es ist dir egal?« Er konnte seine Verblüffung nicht verbergen. »Ach, komm schon!«, entgegnete ich daraufhin, »Glaubst du etwa, so etwas in der Art hätte ich mir nicht schon gedacht? Ich hab sehr wohl gemerkt, dass du so Sachen nicht das erste Mal machst.« »Ja, aber...«, er sah weg und schien sich meine Worte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, »Bei Sanji war es dir doch auch nicht egal.« »Sanji ist Sanji und vor dem Auge wird man doch noch ein bisschen Angst haben dürfen, oder? Außerdem haben sich meine Ansichten um einiges geändert, seit... umm... also, seit...« »Tss, lass es gut sein«, grinste er, »Ich weiß schon bescheid. Hauptsache, du findest das jetzt nicht irgendwie unangenehm, nur weil du weißt, dass ich schwul bin.« Kurzzeitig verstärkte er den Druck seiner Hand ein wenig. Doch selbst in dieser Situation wirkte das eher kumpelhaft auf mich. »Ich doch nicht«, grinste ich zurück und stieß ihn mit dem Ellenbogen an, »Das ist immerhin 'ne Abmachung.« »Na dann...« Letztendlich nahm er doch seinen Arm von mir und streckte sich ausgiebig. Dann griff er nach seiner Hose, um sie anzuziehen. »Ich würde mal sagen«, meinte er währenddessen, »Wenn wir das nächsten Montag wieder machen, ist jeder von uns beiden damit einverstanden, oder?« »Klar.« Was hätte ich ihm schon anderes antworten sollen? Wenn ich zugegeben hätte, dass mir einmal in der Woche im Grunde gar nicht reichte, hätte das nur wieder zu peinlichen Annahmen seinerseits geführt. »Perfekt«, freute er sich und sprang auf, ohne meine nachdenkliche Miene zu bemerken, »Ich bin dann mal beim Abendessen. Bin schon gespannt, wie die Krabben schmecken.« Mit federnden Schritten und den Händen in den Hosentaschen ging er von dannen. Mich ließ er zwischen den Kartoffeln zurück, mit so vielen Fragen und unausgesprochenen Dingen im Kopf, dass sich mir bereits im Sitzen schon alles drehte. Allen voran natürlich der Zweifel, der tief in mir nagte. Schon seit wir damit begonnen hatten, genoss ich die Intimitäten zwischen uns wie nichts anderes auf der Welt. Es war etwas, das mir leicht fiel und mir auf ganz einzigartige Weise gut tat; etwas, das nur Ace und mich betraf. Die Rückschlüsse, die sich aus meinem nicht zu leugnenden Spaß daran ziehen ließen, gaben dem Ganzen jedoch einen bitteren Beigeschmack. Egal wie ich es drehte und wendete: Die Möglichkeit, dass ich vielleicht doch schwul war, blieb unübersehbar bestehen. Das hab ich jetzt davon, redete ich mir schuldbewusst ein, während ich an dem Verband an meinem Bein herumnestelte, Warum ist nicht Zorro runtergekommen und hat nachgesehen, wo ich mit den Kartoffeln bleibe? Aber das hätte allerhöchstens den Zeitpunkt nach hinten verschoben. Passiert wäre es trotzdem. Und ungeschehen wollte ich es auch eigentlich gar nicht haben. Dafür fieberte ich unserem nächsten Treffen jetzt schon wieder viel zu sehr entgegen. Verdammt, ist das kompliziert! Wenn ich wenigstens sagen könnte, dass ich ganz sicher nicht schwul bin! Dann wäre mir ein wenig leichter zu Mute. Da ich in der Angelegenheit aber immer noch im Ungewissen tappte, hielt ich es für das Beste, alles erst einmal zu verdrängen. Sollte sich dadurch nichts ändern, konnte ich ja... hm, was eigentlich? Gab es Bücher über so etwas? Konnte ich die überhaupt einfach so lesen, ohne mir dabei unglaublich bescheuert vorzukommen? Schluss jetzt!!! Ich schüttelte wie wild den Kopf. Ich wollte darüber nicht mehr nachdenken müssen. Nicht, wenn ich den anderen gleich wieder unter die Augen treten würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)