Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 6: Die drei Schiffbrüchigen ----------------------------------- Namis Part: Nachdem Robin ihre Erzählung beendet hatte, starrte ich sie ungläubig an. »Heißt das«, wisperte ich, »Sanji steht auf Zorro?« Robin zuckte nur die Schultern. »Hört sich gar nicht mehr so unmöglich an, was?« »Aber, aber...«, plötzlich packte mich ein seltsamer Rausch, »Was, wenn das andersrum auch der Fall ist?!« Ich erntete nur einen fragenden Blick. »Stell dir das doch mal vor!«, sinnierte ich weiter, »Wenn das wirklich stimmt, dann können wir die beiden verkuppeln!« Voller Begeisterung funkelte ich Robin an. Sie musste doch auch merken, was für eine einmalige Gelegenheit sich uns da gerade bot. »Die beiden Sturköpfe?«, sagte sie und schien zu überlegen, »Du weißt, dass das ein hartes Stück Arbeit wird.« »Also bist du dabei?!« »Kann ja nicht schaden. Könnte lustig werden.« Sie lächelte verschmitzt in sich hinein, während ich triumphierend eine Hand zur Faust ballte. Den beiden Streithähnen würden wir schon auf die Sprünge helfen. »Sehr gut«, sagte ich eifrig, »Dann brauchen wir zu allererst einen Plan. Ich schlage vor...« »...dass ich jetzt erst einmal Frankie beruhigen gehe«, unterbrach mich Robin auf ein erneutes Schmerzgeheul von Lysop hin. Er schien einen Hammer an den Kopf gekriegt zu haben. »Aber...« »Kommt Zeit, kommt Rat«, schmunzelte Robin, »Und gut Ding will Weile haben. Wir sollten nichts überstürzen, sonst gehen unsere Versuche am Ende noch alle nach hinten los.« Damit war sie auch schon von Bord geklettert und ließ mich ein wenig enttäuscht zurück. Zwei Schwule zu verkuppeln, schien mir mit einemmal der größte Spaß der Welt zu sein. Besonders, wenn es sich bei den beiden um Sanji und Zorro handelte. Die werden mir noch dankbar sein. Sowas wollte ich schon immer mal machen! Plötzlich ging die Küchentür auf und ich wirbelte herum. Die Treppe herunter kam ein missmutiger Zorro gestapft und wäre beinahe mit Sanji zusammengestoßen, der in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Wann hatte der sich denn an uns vorbeigemogelt? »Gibt es jetzt Essen?!«, quengelte Ruffy, kaum, dass er Sanji entdeckt hatte. »Wenn ihr Mittagessen wollt«, entgegnete dieser mit eiserner Miene, »Dann macht euch nützlich und sucht etwas Essbares. Vorräte aufstocken kann nie verkehrt sein.« Er schickte einen letzten, durchbohrenden Blick in Ruffys Richtung, dann verschwand er in der Küche. »Maaann!!« Auf diese barsche Zurechtweisung hin weniger erfreut, wandte sich Ruffy seinem Bruder zu. War aber ganz typisch sofort wieder guter Laune, als er sagte: »Los, gehen wir! Nami, du kommst mit!« »W-was?!« Es gab kein Entkommen vor einem Ruffy voller Tatendrang; besonders dann nicht, wenn man zu allem Überfluss seine Freundin war. Mir nichts, dir nichts wurde ich gepackt und stand im nächsten Moment auch schon unten am Strand. »Ruffy!« Verärgert zupfte ich meinen Rock zurecht. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich das nicht mag!?« »Ich mag dich schon«, antwortete er lachend und schritt voran, auf das zu einem Viertel fertiggestellte Riesenschiff zu. »Lysop!«, brüllte er, »Komm! Wir gehen Essen suchen!« »Ja, nehmt ihn bloß mit!«, kam es von Frankie und er schob den zeternden Lysop in unsere Richtung. »Ich will aber nicht!«, jammerte er, »Ich muss hier Stellung halten! Wir brauchen kein neues Schiff!« »Der Meinung sind wir ja alle, Lysop«, ertönte Robins ruhige Stimme und sie tauchte neben Frankie auf, »Aber vielleicht wäre es klüger, die Sache jemandem zu überlassen, der weiß, wie man durchgedrehte Cyborgs wieder zur Vernunft bringt.« »Robin...!« Frankie bedachte sie mit einem überrascht ungläubigen Blick, doch sie lächelte nur. »Ja, lassen wir das Robin machen«, sagte nun auch ich, »Gehen wir, Jungs, sonst kriegen wir den ganzen restlichen Tag nichts mehr zu essen.« Einen Moment stand Lysop noch unschlüssig herum. Da man sich auf Robin jedoch verlassen konnte, brauchte es nur ein »Wer zuerst was findet, hat gewonnen!« von Ruffy, und die beiden sausten los, den Strand entlang und um die nächste Biegung davon. Ace und ich folgten ihnen, vertieft in ein nachdenkliches Schweigen. Was Ace anbelangte, so wusste ich natürlich nicht, was ihn so schwer beschäftigte. Ich hingegen zerbrach mir weiterhin den Kopf über die grandiose Verkupplungs-Aktion, die Robin und mir bevorstand. Zwar hatte ich so etwas noch nie gemacht, aber gerade das war ein Grund mehr, aufgeregt zu sein. Es war ein Abenteuer, dass von vorneherein nur für Mädchen bestimmt war; dessen war ich mir sicher. »Ja, wo gibt’s denn sowas!? Wie kommt ihr hierher!?« Lysops ungläubige Stimme schreckte mich aus meinen Tagträumen. Es musste etwas Außertourliches passiert sein, selbst wenn zwei überdrehte Ruffy und Lysop nicht viel zu bedeuten hatten. Wie auf Kommando liefen Ace und ich los. Wir passierten die Biegung und – hatten plötzlich fünf Personen vor uns anstatt nur zwei. Die Neuankömmlinge waren mehr oder weniger zerfetzt, ziemlich zerzaust und einer von ihnen saß mit bedürftig verbundenem Arm im Sand herum. Es waren drei Jugendliche, die gerade mal das Kindesalter hinter sich gelassen hatten; noch genauer drei Jungs. »Dass wir euch hier treffen!«, grinste Ruffy gerade, »Wie cool ist das denn?!« »Sollten wir die kennen?«, fragte Ace an mich gewandt und hob eine Augenbraue. »Keine Ahnung«, antwortete ich, »Ich kann mich nicht...« Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das sind diese Rotzgören aus Lysops Dorf! Aber... Wie kommen die denn hierher!? »Käpt'n Lysop!«, fingen sie der Reihe nach zu plärren an, »Wir sind so froh, dass du hier bist!« »Wir haben uns verlaufen!« »Wir wollten gar nicht auf die Grand Line!« »Das ist alles nur Sheeps Schuld!« »Moment mal!«, rief Lysop dazwischen und hob beschwichtigend die Hände, »Alles schön der Reihe nach! Ich krieg ja gar nichts mehr mit!« Sie verstummten augenblicklich und sahen sich an, als wüssten sie nicht so Recht, wer von ihnen zu erklären beginnen sollte. Schließlich fing der Blonde kleinlaut an: »Wir haben uns nur ein bisschen am Strand nach einem Ort für unser Geheimversteck umgesehen und dabei ein riesengroßes Ei gefunden.« »Genau«, pflichtete der Lange ihm bei, »Wir dachten, das wäre von einem Seekönig und wollten es zurück ins Meer bringen. Da haben wir uns ein Floß gebaut.« »Und bevor wir es weit genug hinausgebracht hatten«, jammerte der Blonde wieder, »Ist es geschlüpft und wir sind in einen Sturm geraten. Zum Glück hat uns der kleine Seekönig gerettet und auf seinem Rücken weitergetragen. Aber er wollte einfach nicht mehr umdrehen!« »Er hat uns einfach über den Calm Belt bis zur Grand Line getragen!«, rief der Verletzte endlich und stand auf. »Und seit dem Unwetter gestern sitzen wir hier fest, haben Hunger und Durst und wissen nicht, wohin!«, brüllten alle drei abschließend. »Ihr seid auf einem Seekönig über den Calm Belt gekommen?!«, wollte Lysop ungläubig wissen. »Ja«, sagte der Verletzte, »Wir haben ihn Sheep genannt. Er ist jetzt unser Freund.« »Cool!«, grinste Ruffy, »Wo ist er jetzt?!« »Wissen wir nicht«, gab der Lange zu, »Er ist auf Tauchstation gegangen, nachdem er uns an diesen Strand gebracht hatte.« »Den muss ich sehen!«, beschloss Ruffy. Er drehte sich zu Ace und mir um, dann rief er: »Los, wir bringen die drei zum Schiff! Chopper und Sanji sollen sich um sie kümmern!« »Wie ihr wollt«, seufzte Ace neben mir schulterzuckend, »Es juckt ja niemanden hier, ob ich nur Bahnhof verstehe oder nicht.« Er machte sich daran, den anderen beiden dabei zu helfen, die Jungs einzusammeln. Ich hätte ihm gerne alles erklärt, jedoch gab es da ein schwerwiegendes Problem. Wenn mir doch bloß die Namen von den dreien wieder einfallen würden... Sanjis Part: Mein Zorn war einigermaßen verflogen, während ich die Frühstücksteller einen nach dem anderen abtrocknete und in den zum Bersten vollen Geschirrschrank stopfte. Dabei musste man höllisch aufpassen, dass man nicht zu sehr an das restliche Geschirr stieß. Seit gestern waren ja die meisten Tassen beispielsweise im Eimer. »Sanji!!« Ruffys Stimme tönte von draußen herein und ich nahm an, dass die Faulpelze entweder erstaunlich schnell fündig geworden oder ganz einfach wieder in irgendeine komische Sache geraten waren. Neugierig trat ich zur Tür hinaus. Unten auf dem Deck standen ein breit grinsender Ruffy, ein ungeduldig wirkender Lysop, Ace mit einem gelangweilten Gesicht und Nami, die ein wenig gedankenverloren aussah. Mit dabei drei Bengel, die ich noch nie gesehen hatte. »Aha«, meinte ich und lehnte mich lässig über die Brüstung, »Und was genau habt ihr mir da mitgebracht?« »Brokkoli, Pfeffer und Champignon!«, rief Nami, als wäre ihr just in diesem Moment etwas Wichtiges wieder eingefallen. Hm, nicht schlecht. Da mach ich uns einen Salat draus. Ein wenig angebratenen Tofu mit hinein... »Aber Nami!«, entrüstete sich Lysop, »Du sagst ja alles ganz falsch! Das sind doch Paprika, Möhre und Zwiebel!« »Auch gut. Dann gibt’s heute Chili.« »Er will uns kochen!«, quietschte einer der Jungs, »Er ist eine Hexe!« »Tatsächlich!«, kreischte ein anderer mit Brille, »Das sieht man schon daran, wie fies sich seine Augenbraue kringelt!« »Wie bitte!?! Geht’s noch!?!« »Du bist eine Hexe, Sanji?«, fragte Ruffy verdutzt, »Hast du das auch die ganze Zeit vor uns geheim gehalten?« »Ich bin keine Hexe!!«, brüllte ich und war mit einem Satz über das Geländer unten bei den anderen, »Seh ich etwa aus wie Nami?!« Ich deutete mit einer Hand hinüber auf diese Frau, die angesichts ihrer Haarfarbe einen solchen Spitznamen viel eher verdiente als ich. »Hmm...« Ruffy machte ein nachdenkliches Gesicht auf meinen wütenden Aufschrei hin. Er glotzte zu Nami, dann zu mir, dann wieder zurück. »Also, jetzt, wo du es sagst«, meinte er schließlich, »Eine gewisse Ähnlichkeit ist schon vorhanden. Seid ihr Geschwister?« Was zum Henker soll das jetzt wieder?! Bevor ich jedoch weiterwettern konnte, explodierte Nami. »Erst Hexe, dann Sanjis Schwester! Wo sind wir denn eigentlich?!« »Sogar das Temperament ist ähnlich«, bemerkte Lysop. Was ihm nicht allzu gut tat. Noch im Vorübergehen verpasste Nami ihm eine prächtige Beule am Hinterkopf. Danach verschwand sie wutschnaubend im Mädchenzimmer. Alle starrten ihr hinterher, bis ich mit einem Seufzer meinte: »Okay, was genau ist hier los?« Man tat sein Bestes, um mich mit wirrem Durcheinandergeplapper über die gegenwärtige Sachlage aufzuklären. »Ihr sagt also«, wiederholte ich, nachdem die drei Jungs ihre Erzählung beendet hatten, »Dass ihr auf einem Seekönig hierhergekommen seid?« »Genau das.« »Kann schon sein«, meinte ich nachdenklich, »Es gibt einige Seekönig-Arten, die in sozialen Verbänden leben wie Wale oder Delphine. Bestimmt hat er euch für seine Familie gehalten.« »Einen Seekönig als kleinen Bruder!«, johlte Ruffy, »Das will ich auch! Wo ist er denn jetzt eigentlich?!« »Wir haben doch schon gesagt, dass wir das nicht wissen...«, fing Zwiebel an, wurde jedoch von einem mächtigen Rauschen unterbrochen, das aus dem Meer zu kommen schien. »Was zum...?!« Wie auf Kommando rannten wir alle sieben hinüber zur Reling. Ein weißer, wolliger Rücken von der Größe eines kleinen Bootes war auf den Wellen erschienen. Getragen wurde er von vier zarten Paddelflossen und einem quastenartigen Schwanz. Langsam und gemächlich hob sich ein langer Hals empor; doch was wir dann Seetang kauend vor uns hatten, schien ein schlechter Scherz zu sein. »Flying Lamb« in Doppelausführung oder wie?! »Ha, ha! Unser Schiff hat Junge gekriegt!«, lachte Ruffy. Und das nicht ganz zu Unrecht: Der Kopf des Ungetüms sah aus wie der unseres Schiffs. »Mähhh!« Mit einem leisen Blöken kam es näher, auf Lysop zu. »Wa-wa-was will es denn von mir?!« Erschrocken stolperte er rückwärts. Der lange Hals des Seekönigs beugte sich über die Reling. »Aus!«, rief Paprika, »Sheep, lass das! Das ist unser Käpt'n! Den darfst du nicht fressen!« »Sie findet, dass Lysop niedlich aussieht«, ertönte eine Stimme hinter uns. Es war Chopper, der – nur noch leicht angetrunken – aus dem Frachtraum kletterte. »Was ist das denn?!«, riefen die Jungs beim Anblick unseres Arztes und rannten entsetzt außer Sichtweite, um sich hinter Lysop zu verstecken. Welcher sich wiederum hinter Ace vor dem Seekönig in Sicherheit gebracht hatte. »Ach ja«, grinste Ruffy, »Den kennt ihr nicht, das ist Chopper. Er ist Schiffsarzt.« »Er ist ein Elch!«, rief Möhre, als ob das das genaue Gegenteil wäre. »Rentier«, korrigierte Chopper, »Und wie schon gesagt, Lysop: Du brauchst keine Angst vor ihr zu haben. Sie will dich nur näher ansehen.« »Wer?! Sie?!« »Na ja, die Kleine da.« Chopper deutete auf den Seekönig, der immer noch mit großen Augen nach Lysop Ausschau hielt. »Hää?! Sheep ist ein Mädchen?!« Die drei Jungs glotzten dümmlich aus ihrem Versteck hervor. »Ein richtig hübsches noch dazu«, feixte Ace und ging bei Seite, damit Sheep Lysop eine Katzenwäsche verpassen konnte. »Wahh! Hilfe! Rettet mich!« Mit einem Schmunzeln stahl ich mich davon, die Treppe nach oben. Immerhin kochte sich das Essen nicht von alleine. Gerade als ich die Tür aufzog, meldete sich allerdings erneut eine unangekündigte Stimme zu Wort. Und diese Stimme hatte ich selten so verärgert gehört. »Leute, Frankie ist nicht zur Vernunft zu bringen. Im Gegenteil: Er hat gemeint, wer ein Zimmer nach Maß haben will, soll vorbeikommen und es ihm sagen.« Robin war wieder da, sichtlich mit ihrem Latein und den Nerven am Ende. »Wenn er mich so wenig leiden kann, dass er partout dieses neue, dumme Schiff bauen muss, soll er doch gleich ganz aussteigen«, erwiderte ich, schlagartig daran erinnert, dass drei plötzlich aufgetauchte Schiffbrüchige gerade mein geringstes Problem waren. »Daran liegt es gar nicht«, meinte Robin kopfschüttelnd und kam näher, wobei sie einfach zu übersehen schien, dass wir Gäste hatten, »Angeblich ist das Schiff ja schon eine ganze Weile zu klein für uns alle. Was gestern passiert ist, war nur ein vorübergehender Ansporn für Frankie, um endlich mit dem Bauen anzufangen. Seiner Meinung nach ist er jetzt wieder ganz der Alte.« »Tss.« Ich machte ein verächtliches Gesicht. Natürlich war es üblich, dass Frankie erst einmal ausrastete, aber er sollte bloß nicht glauben, dass er sich jetzt wieder bei mir einschleimen konnte, indem er mir eine neue Küche zimmerte. Mit mehr Platz womöglich. Und einem größeren Geschirrschrank. Das ganze auch noch meinen Wünschen entsprechend. Ob ich dann auch ein Aquarium haben kann...? »Eigentlich hat er Recht«, sagte ich langsam, »Das Schiff ist vielleicht doch eine Nummer zu klein für uns alle.« »Sanji, spinnst du!?« Lysop, der sich vor Sheeps feuchten Liebesbeweisen gerettet hatte, starrte mich fassungslos an. Na, auf den war ich ja auch gerade nicht sonderlich gut zu sprechen. »Nein, jetzt überlegt doch mal«, führte ich meinen Gedanken weiter, »Am Esstisch kommen sich immer alle in die Quere und ich weiß schon gar nicht mehr, wohin mit dem ganzen Geschirr. Erst gestern sind wieder drei Tassen kaputt gegangen.« Auch, wenn daran ein gewisser Volltrottel Schuld ist... »Das stimmt!«, rief Chopper, »Wenn ich alleine sein und in Ruhe nachdenken will, muss ich in den Frachtraum gehen, wo meistens schon Zorro am trainieren ist.« »Und in unserem Zimmer hat man auch keine fünf Minuten für sich«, fügte Ace hinzu. »Aber, aber...!« Lysop sah verzweifelt von einem zum anderen. Wenn ich gewollt hätte, dann hätte ich bestimmt versucht, ihn zu verstehen. Nach dem, was er sich gestern geleistet hatte, war es mit meiner Sympathie für ihn allerdings nicht allzu weit her. »Ruffy!«, jammerte er, »Sag du doch auch mal was!« Unser Kapitän stand regungslos da und schien tief in Gedanken versunken. Da das bei Ruffy etwas heißen wollte, war ich mir sicher, dass er tatsächlich abwägte, was das Bessere für uns wäre. Es dauerte eine geraumte Zeit, in der ihn alle wie gebannt anstarrten, schließlich sagte er: »Ihr drei wollt wieder zurück nach Hause.« Er deutete auf Paprika, Möhre und Zwiebel, die daraufhin eifrig nickten. »Und Frankie baut ein neues Schiff.« Robin seufzte zustimmend. »Hmm...«, Ruffy kratzte sich am Kopf, dann jedoch hellte sich seine Miene schlagartig auf. »Ich hab's!«, rief er, »Jungs! Wir schenken euch die Flying Lamb!« »WAS?!?« Alles glotzte den fröhlich grinsenden Ruffy an. Sogar Nami und den Marimo hatte unser allgemeiner Aufschrei auf den Plan gerufen. »Du, du willst sie ganz alleine mit dem Schiff über den Calm Belt schicken?!«, stammelte Lysop. »Sie haben doch Sheep dabei«, lachte Ruffy, »Wenn Chopper ihr sagt, wohin sie das Schiff ziehen soll, ist alles im Lot.« »Wo er Recht hat, hat er Recht«, meinte Ace dazu, »Sheep ist noch klein. Die anderen Seekönige werden ihr so schnell nichts antun. Sogar, wenn sie ein Schiff dabei hat. Das ist ein Schutzmechanismus der Natur, wisst ihr?« »Das heißt ja dann, dass ihr Kaya die Flying Lamb zurückbringen könnt!«, begeisterte sich nun endlich auch Lysop für den Vorschlag. »Stimmt«, feixte ich von der Brüstung herunter, »Friede, Freude, Eierkuchen und so. Wenn ihr nichts dagegen habt, bin ich wieder in der Küche. Hier sind mindestens drei Personen an Bord, die halb verhungert aussehen.« »Genau!«, rief Chopper, »Und währenddessen werde ich mich um deinen Arm kümmern.« Er trippelte geschäftig zu Paprika hinüber, dessen einzige Reaktion darauf war, dass er sich hilfesuchend umsah. Wollte wohl nicht von einem Rentier verarztet werden. Verdenken kann man es ihm nicht gerade. Immerhin verschreibt besagtes Rentier gerne viel zu große Tabletten. Ich hörte auf zu grinsen, kaum hatte ich zu Ende gedacht. Die ganze Zeit über starrte ich nun schon, ohne es zu merken, zum Marimo hinüber. Jetzt hatte er sich voller Misstrauen umgedreht. Unsere Blicke trafen sich. Rasch wandte ich mich ab und ging in die Küche hinein. Mein Traum von gestern Nacht war mir noch zu lebhaft in Erinnerung, als dass ich einen Starr-Battle mit dem Marimo gewagt hätte. Ich wäre dabei mit Sicherheit nur in einem verlegenen Rotton angelaufen. Nein, besser ich ging meiner Pflicht nach und machte mir nebenbei schon einmal Gedanken über die neue Küche, die Frankie mir bauen musste. Frankies Part: Zufrieden betrachtete ich meine bisherige Arbeit. Das Holz der Bäume auf dieser Insel eignete sich hervorragend, um daraus ein stabiles, wind- und wetterfestes Schiff zu bauen. Zumindest das Grundgerüst war fertig. Jetzt hatte ich eine kleine Pause eingelegt und wartete eigentlich darauf, dass die anderen endlich ihre Bestellungen bei mir aufgaben. Mir war natürlich klar, dass keiner von ihnen das alte Schiff mit Freuden verlassen würde, jedoch hatte sich der zunehmend drastischer werdende Platzmangel gestern einmal mehr erfolgreich bewiesen. Zwar war es mir (nach einigem Überlegen) im Grunde genommen egal, ob nun Sanji, Zorro, Ace oder sonst jemand schwul war, doch als Vorwand, um mit dem Bauen anzufangen, hatte sich die Situation einigermaßen gut gebrauchen lassen. Denen werde ich das neue Schiff schon so schmackhaft machen, dass sie es gar nicht mehr ausschlagen können! So meine Gedanken, als sich der erste Kandidat auch schon näherte. Dass es ausgerechnet er war, der meiner Meinung nach am allerschlechtesten auf mich zu sprechen sein sollte, verwunderte mich ein wenig. »Ich hätte gerne diese Küche hier«, er klatschte mir eine eilends hingeschmierte Zeichnung auf das Brett, welches ich mir zum Zersägen bereitgelegt hatte, »Mit vielen Fenstern am besten und einer Türschwelle aus Seestein.« »Wozu das denn?« Ich sah ihn leicht misstrauisch an. »Das liegt doch auf der Hand«, erwiderte Sanji, wobei er sich ganz offensichtlich bemühte, so sachlich wie nur möglich zu bleiben, »Es gibt mir in unserer Mannschaft einfach zu viele Leute, die mit Hilfe ihrer Teufelskräfte Teigschüsseln und Soßen stehlen.« »Das wäre dann Ruffy. Und wer noch?« »Reicht der nicht schon?« Gelangweilt paffte Sanji seine Zigarette und sah mich von unten her an. Wenn er denn meinte, dass das unbedingt nötig war... »Geht in Ordnung. Sonst irgendwelche Wünsche?« »Ein Bücherregal hätte ich noch gern in meinem Zimmer, eine Schrankwand und ein richtiges Bett. Und außerdem«, seine Stimme nahm einen unheilvollen Ton an, »Will ich so weit wie nur möglich vom Marimo weg wohnen. Verstanden?« »Verstanden.« Ich grinste bloß, während Sanji sich mit einem nachdrücklichen Blick wieder entfernte. Es sah beinahe so aus, als ob ihn allein der Gedanke an Zorro wütend machen würde. Wahrscheinlich war dem auch so; immerhin hatten sich die beiden noch nie besonders gut leiden können. Also bekommt er das Zimmer mir gegenüber und Zorro kann dann das am Anfang vom ersten Deck haben... »Frankie, krieg ich eine Praxis?« Vor mir auf dem Boden stand Chopper und sah fragend zu mir auf. »Du willst Praxis und Zimmer?!« »Darf ich denn etwa nicht?!« Erschrocken wich er einige Zentimeter zurück. Da war ich wohl wieder ein wenig zu laut gewesen. »Doch, das schon«, beruhigte ich ihn, »Ist kein Ding. Ich muss nur die Zimmer ein wenig anders aufteilen.« »Na, dann ist es ja gut.« Er wandte sich zum Gehen. Blieb dann jedoch stehen und drehte sich noch einmal um, nun einen Funken in den Augen, der so diabolisch war, dass er gar nicht zu ihm passen wollte. »Könntest du mir vielleicht noch einen anderen, klitzekleinen Gefallen tun?«, fragte er mit einem hinterhältigen Lächeln. »Kommt darauf an, was für einen«, erwiderte ich irritiert. Das war doch nicht der Chopper, den man sonst zu Gesicht bekam. »Leg doch bitte mein Zimmer auf einen Gang mit Zorro und Sanji«, verlangte er, »Dann kann ich nämlich... Ich meine, dann ist es einfacher für mich... Also, dann hab ich sie besser unter Aufsicht.« »Ähh...« »Danke, Frankie!« Mit einem nun wieder fröhlichen Grinsen rannte er von dannen. Mich ließ er stehen, wie ich versuchte, das gerade entstandene Problem wieder auszubügeln. Zorro und Sanji in einen Gang mit Chopper? Den einen an das eine, den anderen an das andere Ende, oder wie? Und dazwischen am Besten die Frauen... »Schatz, was überlegst du?« Robin war verklärt lächelnd neben mir aufgetaucht. Schon alleine dafür musste man diese Frau einfach lieben. »Nichts, was ich nicht lösen könnte«, grinste ich mit stolzgeschwellter Brust, »Es geht nur um die Zimmeraufteilung.« »Aha, interessant. Dann will ich mal nicht so sein und es dir ein wenig schwerer machen.« »Was?! Noch schwerer?!« Ich starrte sie entgeistert an. Wenn das so weiterging, konnte ich es am Ende niemandem mehr Recht machen. »Was denn?«, schmunzelte sie, »Ich dachte, das wäre nichts, was du nicht lösen könntest.« »Wie?! Ich...! Ach so! Ja! Ja, natürlich! Immer nur her mit den Forderungen! Los, los!« »Nami und ich hätten gerne wieder ein gemeinsames Zimmer«, begann sie, »Weit oben am besten, wo viel Licht reinkommt, mit Hochbett, Bücherwand und Couchecke. Und es sollte über den Zimmern von Sanji und Zorro sein.« »Wieso das denn?!« Sanji würde fuchsteufelswild werden, wenn ich ihn auch nur in die Nähe von Zorro verlegte. »Das lass mal ruhig meine Sorge sein«, meinte sie mit der üblichen geheimnisvollen Stimme und machte tatsächlich Anstalten, sich zu entfernen. »Aber...!« Nein, sie drehte sich nicht mehr um. Wenn sie etwas für sich behalten wollte, tat sie dies meist gründlich. Jetzt muss ich die beiden Streithähne ja in zwei benachbarte Zimmer stecken! Und Robin und Nami kriegen dann das neben der Küche, was eigentlich unser Gemeinschaftsraum hätte werden sollen... »Darf man hier seine Bestellungen abgeben?« Diesmal erschreckte ich mich beinahe, als dicht neben mir eine Stimme erklang. Es war Ace. Ach, was soll's! Ich hab ihnen schließlich das Angebot gemacht, die Zimmer nach Maß zu schreinern. Jetzt muss ich diese Suppe auch alleine auslöffeln. Ace wollte sein Zimmer neben dem Bad haben. Warum auch immer. Machbar war das Ganze nur, indem ich ihn in ein Stockwerk mit Sanji, Zorro und Chopper steckte. Besonders, da Lysop, der eine Weile später auftauchte, mindestens dreimal betonte, dass er keine »unheimlichen Gestalten« auf seinem Gang haben wollte. Wen er damit meinte, war sonnenklar. Zorro indessen bestand darauf, dass er einen Mini-Ofen in sein Zimmer bekam. Warum dieser Wunsch von ihm und nicht von Sanji kam, war mir unerklärlich. War ihm denn etwa ständig so kalt? »Und außerdem«, meinte Ruffy, den ich gerade mit dem dringenden Verlangen nach einer großen Kiste in seinem Zimmer neben mir stehen hatte, »Müssen Zorro und Sanji nebeneinander wohnen. Dringendst.« »Warum zum Kuckuck das denn?!« Allmählich war ich am Durchdrehen. Was sollte das ihnen allen denn bringen? »Na, weil die beiden doch so gut zusammenpassen!«, lachte Ruffy, »Das wissen die bloß noch nicht!« Wie ihr wollt, dachte ich wutschnaubend, während Ruffy das Schiffsgerüst genauer unter die Lupe nahm, Aber eines weiß ich: Die Wand zwischen diesen beiden Zimmern baue ich aus Diamantstahl! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)