Küchentussi vs. Schwertschwuchtel von abgemeldet (SanjixZorro; ?x?) ================================================================================ Kapitel 5: Ein ziemlich verrückter Morgen ----------------------------------------- Robins Part: Als ich am nächsten Morgen noch ein wenig müde den Weg zur Küche hinauftrottete, bot sich mir ein ungewöhnlicher Anblick. Vor der Treppe saßen und lungerten zwei Gestalten herum, beide mit Gesichtern wie sieben Tage Regenwetter. Und das, obwohl sich das gestrige Gewitter verzogen und strahlendem Sonnenschein Platz gemacht hatte. Am Strand hingegen konnte ich ein riesenhaftes Etwas ausmachen, das sich bei näherem Hinsehen als ein zu einem Viertel fertiggestelltes Schiff entpuppte. Drum herum jagte Frankie gerade Lysop, der ein ganzes Arsenal an Werkzeug davonschleppen wollte »Ist was?«, fragte Nami, die hinter mir aufgetaucht war, »Wieso bleibst du stehen?« »Keine Ahnung«, erwiderte ich und setzte meinen Weg fort, »Aber normal ist das hier nicht, oder?« Ich nickte zu Ruffy und Ace hinunter, die vergessen zu haben schienen, wo die Küche war. Ausgerechnet diese beiden. Man möchte es nicht für möglich halten. »Was tut ihr hier draußen?«, wollte Nami wissen, die es wohl auch seltsam fand, dass die beiden nicht schon längst den Frühstückstisch unsicher machten. »Man lässt uns nicht hinein«, erklärte Ruffy mit jämmerlicher Stimme und Ace fügte hinzu: »Ich glaub, wir kriegen nie mehr wieder Essen!« Beide seufzten tief und vernehmlich auf, dann fuhren sie fort, Trübsal zu blasen. Nami und ich sahen uns daraufhin vielsagend an. Irgendetwas musste gestern noch passiert sein. Und im Gegesatz zu Nami ahnte ich auch schon, was es war. »Komm mit«, sagte ich, »Uns lassen die bestimmt rein.« »Bist du dir sicher...?« Aber schon hatte ich die Tür aufgemacht. Niemand warf uns hinaus. Stattdessen bot sich uns eine im Eigentlichen völlig normale Szenerie: Sanji stand am Herd und briet Spiegeleier, während Zorro mit dem Kopf auf dem Tisch lag und döste. Chopper hingegen las Zeitung. »Guten Morgen allerseits«, sagte ich und ließ mich auf meinem Lieblingsplatz nieder. Chopper sah kurz auf und erwiderte meinen Gruß. Und auch Zorros Verhalten erwies sich als recht gewöhnlich, als er schlaftrunken aufschreckte. Nur Sanji wich von der Regel ab. Denn anstatt übereifrig meine und Namis Frühstücksbestellungen entgegenzunehmen, brummte er ein gelangweiltes »'Morgen« und beließ es dabei. Nami, die sich neben mich gesetzt hatte, glotzte ihn ungläubig an. »Ist er krank?«, wisperte sie. »Oh, mir ging es nie besser!«, antwortete Sanji an meiner statt, wobei sein Tonfall allerdings ein wenig zu energisch war. Er wandte sich um und auf dem Weg zum Kühlschrank schien er Nami das erste Mal tatsächlich wahrzunehmen. Denn er blieb stehen, verzog abfällig das Gesicht und meinte dann: »Also, Nami, wie du wieder aussiehst!« »Was?!« Völlig erschrocken blickte Nami an sich hinunter. »Ich meine nur«, fuhr Sanji fort, »Was du da anhast! Bullaugen sind sowas von aus der Mode... nein, die waren überhaupt noch nie in Mode!« Er zündete sich eine Zigarette an und bedachte Namis Wollmantel mit geringschätzigem Blick. »W-was geht dich das denn an?«, stammelte Nami, vollkommen verwirrt von seinem Verhalten, »Dann mag ich Bullaugen eben. Wenigstens stehen sie mir.« Hilflos wanderte ihr Blick zu mir, die ich mir ein Lachen gerade noch verbeißen konnte. Da wurde sie wütend. »Du Ekel!«, rief sie und sprang auf, »Jetzt benimm dich gefälligst wieder normal und hör auf, an mir herumzumeckern!« Sanji schloss die Augen und grinste. »Ich benehme mich doch normal«, sagte er. »W-wie...?!« »Na, ich und der Koch haben doch gestern beide Frage 14 mit ja angekreuzt«, kam es da erklärend von Zorro. Und diese Neuigkeit überraschte nicht nur Nami. Zorro auch, ja? Du meine Güte... Aber jetzt falsche Schlüsse daraus zu ziehen, wäre schlichtweg fatal... »Oh, wie niedlich!«, quiekte Nami, die sich schneller wieder gefangen hatte als angenommen, »Heißt das, ihr beide seid...?« Falsche Antwort, Nami. »RAUS!«, brüllten Zorro und Sanji gleichzeitig. Und hastdunichtgesehen wurde die verblüffte Nami mit einem Tritt in den Allerwertesten vor die Tür gesetzt, den man beinahe schon als gentleman-like bezeichnen konnte. Ja, selbst wenn er schwul war, wusste Sanji genau, wie man Frauen behandeln musste. »Ich nehme an«, sagte ich, nachdem die Tür wieder ins Schloss gefallen war, »Dass die anderen aus ähnlichen Gründen draußen schmachten müssen.« »Das passiert eben«, entgegnete Sanji mürrisch, »Wenn man es sich mit dem Smutje verscherzt und ihn aus dem gemeinsamen Zimmer wirft.« Da war also gestern noch einiges los. Bestimmt hatte Lysop diese geniale Idee. Mein Blick wanderte hinüber zu Chopper. Er hatte doch mit allem angefangen. Mit welchem Recht also saß er hier am Küchentisch? »Sieh ihn nicht so an«, sagte Zorro, der meinen Blick verfolgt hatte, »Der ist nur hier, weil er gestern seinen Mund gehalten hat. Außerdem ist er blau.« Und das stimmte. Neben ihm am Tisch stand eine halb leere Flasche, die ich aus Gewohnheit Zorro zugeteilt hätte. Da aber heute Morgen nichts wie gewohnt war, wunderte ich mich über einen betrunkenen Chopper genausowenig wie über zwei Schwule an Bord, die sich auf den Tod nicht ausstehen konnten. Oder zumindest so taten als ob. »Zum Frühstück schon! Chopper!« Mit missbilligender Miene schob Sanji ihm einen Teller unter die Nase. »Ach, lass ihn, Koch. Wenn er meint. Verdenken kann man es ihm ja nicht gerade.« »Tss. Saufköpfe.« Er knallte auch Zorro einen Teller hin, der nur etwas Unverständliches in sich hinein brummte. Also, jetzt übertreibt er aber doch ein wenig, dachte ich lächelnd, während ich die Letzte war, die ihr Frühstück serviert bekam. Aber um ehrlich zu sein war mir dieser Sanji bei Weitem lieber als derjenige, der mir »Robinchen« nachbrüllte und sich jeden zweiten Tag deshalb mit Frankie in den Haaren lag. Nachdem sich Chopper wieder in den Frachtraum verzogen hatte und Zorro erfolgreich am Tisch eingeschlafen war, verließ auch ich die Küche. »Hier, das hab ich mitgehen lassen«, sagte ich zu Nami, die ich an der Reling stehen fand, und überreichte ihr ein (leider etwas zerknautschtes) Sandwich. »Oh, danke.« Sie biss hinein, dann beobachtete sie wieder das Geschehen am Strand. Lysop war dazu übergegangen, alle von Frankie eingeschlagenen Nägel wieder aus den Brettern zu ziehen. »Was genau machen die da eigentlich?«, fragte ich. »Soviel ich mitbekommen habe«, erklärte Nami, »Will Frankie nicht mehr mit Sanji in einem Zimmer schlafen und baut deshalb ein neues Schiff. Und Lysop versucht verzweifelt, das Ganze zu verhindern.« »Er nimmt das ernst, ja?« »Oh, ich glaub nicht, dass Frankie diesmal nur übertreibt. Der zieht das schon seit heute Nacht durch.« »Dieser Kindskopf«, lächelte ich, »Um den werd ich mich später schon kümmern.« »Hoffentlich«, sagte Nami, »Ich hab nämlich ehrlich gesagt auch keine Lust, ohne triftigen Grund die Flying Lamb einfach hier zurückzulassen.« Wir schwiegen eine Weile und sahen zu, wie Lysop in hohem Bogen ins nächste Gebüsch flog. Schließlich führte Nami unser Gespräch fort, indem sie fragte: »Sag mal, du hast das mit Sanji und Zorro doch nicht etwa schon wieder vor uns allen gewusst, oder doch?« »Über Zorro war selbst ich überrascht«, gab ich zu, »Aber was Sanji angeht; sagen wir, einiges deutete darauf hin.« »Ohh, wie machst du das immer?! Ich kann mich anstrengen wie ich will, ich krieg nie so viel raus wie du!« Sie sah mich säuerlich an. Was mich zum Lachen brachte. »Ha, ha, Nami. Das ist alles Übung, mehr nicht. Aber wenn du vor zwei Monaten dasselbe mitbekommen hättest wie ich, wäre es dir auch nicht gerade schwer gefallen, gewisse Theorien aufzustellen, was Sanji angeht.« »Was hast du mitbekommen?« Ganz plötzlich schien sie höchst interessiert. Weshalb ich mich kurz nach anderen Neugierigen umsah und dann die Stimme senkte. »Du weißt doch sicher noch, wie wir damals alle auf dieser Waldlichtung übernachten mussten.« »Ja, Sanji wollte unbedingt zwischen uns beiden liegen.« »Genau. Ich dachte, ihr schlaft alle schon längst, aber...« Robins Part, vor zwei Monaten: Das flackernde Licht des allmählich verlöschenden Lagerfeuers spiegelte sich auf einer dünnen Schneedecke wider. Vereinzelte weiße Flöckchen rieselten vom Himmel, während ich versuchte, unter meiner Decke dicht an Frankie gedrängt, mein eigenes Zittern zu ignorieren. So kalt war es schon länger nicht mehr gewesen und ausgerechnet heute Nacht waren wir gezwungen, im Freien zu schlafen. Ja, das hat man davon, wenn man sich von zwielichtigen Gestalten vermeintliche Schatzkarten aufschwatzen lässt. Belustigt wanderte mein Blick hinüber zu Ruffy, dem wir mal wieder den ganzen Ärger zu verdanken hatten. Nami war wegen dem gefälschten Schatz (der nur aus goldfarben lackierten Kastanien bestand) und dem ganz umsonst zurückgelegten Weg so wütend geworden, dass sie ihn kurzerhand dazu verdammt hatte, zwischen Lysop und Chopper zu schlafen. Sogar das Frieren nahm sie dafür in Kauf; sie war eben doch manchmal eine furchteinflößende Frau. Mit einem Lächeln im Gesicht wollte ich mich schon umdrehen, als jemand seine Stimme ertönen ließ. Und dieser jemand war eigentlich schon vor einer halben Stunde eingeschlafen und lag direkt rechts von mir. »...aber, aber Marimo... das geht doch nicht...« Sanji warf sich auf die andere Seite, weshalb ich annahm, dass er sogar davon träumte, sich mit Zorro zu streiten. Was für einen Hass die beiden aufeinander haben müssen. Ob das nicht schon krankhaft...? »...wir sind doch beide Männer!« Mein Gesicht auf diesen Ausruf hin hätte mit Sicherheit ein jeder als sehr un-Robin-haft bezeichnet. Voller Skepsis beobachtete ich Sanji, wie er sich auf seine Decke wälzte, mit einem dümmlichen Grinsen und offensichtlich genießend, was er da träumte. »...hmm... aber ist ja nicht gerade so, als ob ich nicht auch...« Er drückte die Decke mit beiden Armen fest an sich. »Okay, okay...«, murmelte er immer leiser werdend hinein, »...aber nur einen Kuss...« Aha. Interessant. Jetzt ergibt so einiges Sinn. Andere Dinge hingegen ergaben nun überhaupt keinen Sinn mehr. Zumindest dann, wenn man davon ausging, dass Sanji nicht komplett hohl war und sich sein Leben wissentlich selber schwer machte. Aber eines ist sicher, überlegte ich amüsiert, Nämlich, dass ich ihn demnächst nicht mehr so ernst nehmen werde, wenn er mich wieder umgarnt. Choppers Part: Flach auf meiner Obstkiste hängend dachte ich nach. Hauptsächlich darüber, inwiefern ich an der vorherrschenden Situation Schuld war. Ich hatte nicht nur Sanji enttarnt und Zorro zu seiner neuen Gesinnung verholfen, sondern damit auch alle anderen verrückt gemacht. Sollte Lysops Freundschaft zu Sanji darunter leiden, würde ich mir das nie verzeihen können. Und auch die Tatsache, dass Frankie so verbittert ein neues Schiff zimmerte, war nur ein Resultat meines dummen Tests. »I-ich könnte mich ohrfeigen...!« Ich nahm noch einen Schluck aus der Schnapsflasche, die ich aus der Küche hatte mitgehen lassen. Es war nicht üblich, dass ich auf so etwas Niederes wie Alkohol zurückgreifen musste, aber im Moment machte es meine Sorgen ein wenig erträglicher. »J-ja... und al-les nur wegen...« Weiter kam ich nicht. Stattdessen starrte ich die Erscheinung an, die sich mir bot. Da, direkt vor mir auf der Kiste, standen zwei Gestalten. Sie waren nicht größer als ein Stift und schienen zu streiten. Die eine hatte zwei weiße Flügel und einen Heiligenschein, die andere hingegen Hörner, Schwanz und Dreizack. Jetzt ist es ganz aus! Ich seh schon Gespenster! Dass es mitnichten Gespenster waren, wurde mir im nächsten Augenblick klar, als die Flügelgestalt sagte: »Also, Chopper, muss denn das wirklich sein? Du bist doch Arzt und solltest wissen, dass Alkohol gesundheitsschädlich ist.« Es war Sanjis Stimme! Eindeutig Sanjis Stimme! »Quatsch! Hör nicht auf den!«, platzte das andere Wesen dazwischen, »Mach ruhig weiter und ruinier dir schön deine Leber!« Beide betraten mein direktes Sichtfeld. Es waren ein winzigkleiner Sanji im Engelsgewand und ein ebenso winzigkleiner Zorro, ganz in Schwarz. »Hör schon auf, ihm Flausen in den Kopf zu setzten, du Teufelswesen!«, wetterte Sanji, »Er soll mit dem Trinken aufhören!« »Ach was! Du bist so tugendlich, dass mir ganz schlecht davon wird!« »Das ist doch nicht mein Problem! Ich will nur helfen!« »Gib's auf! Wer will schon deine Hilfe?!« »Ehh...«, unterbrach ich die beiden, worauf sie sich verwundert mir zuwandten, »S-sagt mal... seid ihr w-wohl meine beiden Seiten, o-oder wie...?« »Klar, was sonst?«, erwiderte das Zorro-Teufelchen und sah mich schräg an. »Ich bin dein Engelchen«, fügte der kleine Sanji hinzu und verbeugte sich hoheitsvoll, »Und der Sturschädel da drüben; auf den hörst du besser gar nicht.« »Hey! Ich hab genauso das Recht wie du, ordentlich vorgestellt zu werden!« Mit einem Satz war Zorro auf meiner Hutkrempe, von wo aus er mir grinsend an die Stirn klopfte. »Ich bin dein Teufelchen und für jede Schandtat zu haben.« »A-aber...«, ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, »S-solltet ihr dann nicht... so aussehen w-wie ich...?« »Als ob wir etwas dafür könnten, wie du dir uns vorstellst«, entgegnete das Engelchen. »Stimmt«, brummte es von oben herab, »Ich hab nie um ein Stück Rasen auf meinem Kopf gebeten, so weit ich mich erinnern kann.« »Dann nimm dir doch 'nen Rasenmäher!«, fing der Streit zwischen den beiden von Neuem an, »Du bist so hässlich, da kann eine Glatze auch nicht mehr viel daran ändern!« »Wenn du nicht gleich Ruhe gibst, reiß' ich dir deine blöden Flügel aus!« »Ohh, jetzt hab ich aber Angst...!« »Hört auf!«, rief ich dazwischen, »M-mir tut der Kopf weh!« »Ist doch schön«, sagte das Teufelchen heiter, »Mit Kopfweh kommen einem die bösen Gedanken nur so zugeflogen.« Das Engelchen wollte schon mit empörter Miene etwas erwidern, doch Schritte, welche die Treppe herunterkamen, verhinderten das. Wie der Blitz waren alle beide verschwunden, nur um sich dann jeweils auf einem meiner Geweihenden niederzulassen. Ob ich die jemals wieder loswerden würde? »Chopper?« Es war Sanji. Diesmal jedoch in voller Lebensgröße und ohne Röckchen. »...w-was ist denn...?« Ich kroch mit pochendem Schädel von meiner Kiste herunter. »Bist du gerade beschäftigt?«, wollte Sanji mit leicht verlegener Miene wissen, »Oder kann ich kurz mit dir sprechen?« »A-ch... n-nur zu... für Patienten ha-hicks-hab ich immer ein offenes O-ohr...« So gerade wie nur möglich setzte ich mich zurecht. Immerhin konnte ich niemandem eine ordentliche Behandlung verwehren. »Also«, sagte ich, wobei ich mich arg zusammenreißen musste, um nicht wieder ins Stottern und Stammeln zu verfallen, »Worum geht’s?« Bitte nicht der Test. Alles nur nicht wieder der Test. Bitte... »Halt mich für einen Jammerlappen, Chopper, aber seit gestern hab ich Albträume.« »Albträume? Inwiefern?« Mit einigen sehr schwerfälligen Bewegungen legte ich mir ein Blatt für Notizen zurecht. Hatte ich Sanji gestern etwa so stark zugesetzt, dass er jetzt schon schlecht von dem Test träumte? »Na ja, sagen wir so«, er sah betreten in eine andere Richtung, »Ich hab vom Marimo geträumt.« »Von Zorro?!« Überrascht glubschte ich ihn an. Da bahnte sich doch nicht etwas an, oder doch...? »Ja, leider! Ich hab geträumt, ich wär ganz alleine mit ihm an einem weißen Sandstrand. Und wir haben uns noch nicht einmal gestritten. Der Marimo und ich! Ganz alleine! Kapierst du das?! Das ist doch schrecklich!« »Ja? Wirklich? Ist, ist das schrecklich?« »Und das Schlimmste kommt ja erst noch!«, überging er mich, nun vollends in Fahrt, »Nicht nur, dass wir ganz normal miteinander geredet haben! Nein! Irgendwann haben wir dann doch tatsächlich angefangen, zu... ähm... zu...« Sanji lief rot an. Ob vor Zorn oder vor Verlegenheit, wusste ich nicht zu deuten. »Was?«, hakte ich eindringlich nach. »...mir ist nichts Besseres eingefallen, als mit ihm zu flirten.« Betreten sah er auf seine Schuhe hinab. Das konnte doch nicht wahr sein! Da wusste er gerade mal einen halben Tag lang, dass Zorro schwul war, und schon fing er mit solchen Späßchen an! Der ließ doch tatsächlich keine Situation ungenutzt. Bevor ich jedoch auch nur einen meiner empörten Gedanken in Worte fassen konnte, fügte Sanji zerknirscht hinzu: »Ist nicht grad so, als ob ich stolz darauf wäre. Ganz im Gegenteil: Ich will sowas nie mehr wieder träumen!« »U-und deshalb kommst du zu mir?« Ein wenig erleichtert stand ich auf. So wie es aussah, würde ich Zorro doch nicht davor beschützen müssen, von Sanji vergewaltigt zu werden. »Weshalb denn sonst?«, erwiderte Sanji mit einem Anflug von Ungeduld, »Gib mir irgendwas, was gegen Albträume hilft, und zwar ein bisschen fix. Ich hab noch 'ne Küche aufzuräumen.« »Okay, okay... warte kurz...« Leicht benebelt tappte ich in den Teil des Frachtraumes hinüber, in dem ich sämtliche Arzneien aufbewahrte. Zwar fiel mir auf die Schnelle kein Mittel gegen schlechte Träume ein – besonders, da mir das Denken gerade ungemein schwer fiel – aber nachsehen konnte ja nicht schaden. »Ja, ja... wo hab ich denn...?« Ich wühlte in einer der Kisten herum, zog Beutel, Schachteln und Dosen hervor, und verteilte diese rings um mich her auf dem Boden. Eine ganze Weile buddelte ich mich auf diese Weise durch uralte Tabletten hindurch, von denen ich schon gar nicht mehr wusste, dass ich sie überhaupt besaß. Dann umschlossen meine Klauen plötzlich ein Bonbonglas. Darin lagen einige gleichmäßige, rotbraune Kugeln. Es war einer dieser misslungenen Versuche gewesen, den Rumble Ball noch zu verbessern. Was das Resultat allerdings für Nebenwirkungen hatte... »Gib mir doch die«, verlangte da eine lässige Stimme, die von meinem Geweih herunterkam. Es war das Engelchen, welches nun auf die Hutkrempe flatterte. »Quatsch mit Soße!«, brüllte es von der anderen Seite, »Gib ihm ein ordentliches Abführmittel und die Sache ist erledigt!« »Aber... aber...« Ich musste mich sehr anstrengen, um beide Vorschläge gegeneinander aufzuwiegen. Dass das Abführmittel auf keinen Fall in Frage kam, war natürlich klar. Jedoch war an der Sache mit diesen ungewollt aphrodisierend wirkenden Pseudo-Pillen was dran. Wenn ich damit Sanji und Zorro verkuppelte, bestand doch die Möglichkeit, dass sich Frankie und Lysop wieder beruhigten. Immerhin ging dann von unserem ach-so-gefährlichen Koch keine Gefahr mehr aus. Muss ich nur noch Zorro dazu bringen, die Dinger auch zu schlucken... »Oder noch besser wäre Rizinus-Öl!«, wütete das Teufelchen währenddessen ungerührt weiter, »Oder Reinigungsbenzin! Oder Blumendünger!« Einen Moment hielt ich inne. Geärgert hatte Sanji mich gestern genug. Warum sollte ich ihm jetzt aus reiner Güte zu einem festen Freund verhelfen? »Jodsalbe! Valium! Anti-Baby-Pille!« Da packte mich eine kleine Hand am rechten Ohr und eine eindringliche Stimme raunte hinein: »Du musst mir die perversen Tabletten geben.« Ja, das war eigentlich eine ziemlich gute Idee. Warum auch nicht? Vollkommen davon überzeugt, damit das Richtige zu tun, fischte ich eine der Kugeln aus dem Glas. »Neiiin! Was tust du denn?!«, brüllte ein hellauf entsetztes Teufelchen. »Offensichtlich auf mich hören«, entgegnete das Engelchen und ich konnte mir sein breites Grinsen direkt vorstellen. Somit ging ich zurück zu dem ungeduldig wartenden Sanji, während sich oben auf meinem Hut das Teufelchen seine grünen Haare raufte. Das Böse war nun mal seit jeher zum Verlieren auserkoren. Musste schon ein harter Job sein. »Hier, Sanji«, sagte ich und überreichte ihm das Medikament, »Wenn du das abends mit Wasser einnimmst, sollten sich deine Albträume verflüchtigen.« »Danke, Chopper!« Er sah richtig glücklich aus. Beinahe so, als ob ich seine letzte Hoffnung gewesen wäre. Bevor er allerdings endgültig verschwand, meinte er mit nachdenklichem Blick auf die Kugel: »Sag mal, muss die so groß sein?« »Groß?« »Na, zum einfach Hinunterschlucken ist die schon ein bisschen riesig. Hätte es das nicht auch anders gegeben? Sagen wir als... hmm... als Zäpfchen vielleicht...?« Oh Mann, ist der peinlich! »Sanji«, sagte ich und unterdrückte einen Aufschrei, »Wenn du deine perversen Fantasien ausleben willst, dann tu das bitte woanders, aber nicht hier.« »Hä, wieso meine...? Ich hab doch... Ach, Chopper!« Er funkelte mich wütend an. Offensichtlich hatte er doch keine Hintergedanken gehabt. Aber bei dem wusste man ja nie. »Das war doch nur ein Beispiel!«, fauchte er, »Ich hätte genausogut fragen können, ob es das zum Inhalieren gibt!« »Meinetwegen rauchst du's halt«, sagte ich genervt, »Hauptsache, du nimmst es überhaupt irgendwie und gehst jetzt.« Allmählich fing er an, mich aufzuregen, und zusammen mit meinem Kopfweh war das keine besonders wünschenswerte Mischung. »Geht das wirklich?« »Nein! Runtergeschluckt wird das und auf Wiedersehen!« Ich half ihm ein wenig, den Weg zum Frachtraum hinaus zu finden. Danach ließ ich mich wieder auf meine Obstkiste sinken und stieß einen gewaltigen Seufzer aus. Ich hatte mir da ja keine gerade leichte Aufgabe ausgesucht. Zorro und Sanji zu verkuppeln – das lag doch jenseits des Möglichen. Aber um den Frieden auf diesem Schiff wieder herzustellen, war genau das nötig. Wie krieg ich das nur hin?, überlegte ich und trank aus der Schnapsflasche, Wie jubel ich Zorro auch eine von den Pillen unter? Schwere Schritte ließen mich aufhorchen. Das konnte doch nicht...? »Chopper? Hast du kurz Zeit?« Sich verlegen mit einer Hand durch die Haare fahrend tauchte die Schlafmütze höchstpersönlich vor mir auf. Er und Sanji mussten sich doch direkt über den Weg gelaufen sein. »Hab ich«, erwiderte ich mit einem Anflug von diebischer Freude, »Worum geht es denn?« »Hmm... also...«, auch er wagte es nicht, mich anzusehen, und heftete seinen Blick lieber auf eine am Boden herumkrabbelnde Spinne, »Sagen wir, ich hab Mist geträumt...« Ich hörte das und wusste sofort, worum es sich handelte. Und mein Engelchen schien dasselbe zu denken. »Du musst ihm die perversen Tabletten geben«, summte es amüsiert in mein Ohr hinein. Ich begann breit zu grinsen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)