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Tuned ordern leicht gemacht

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1.03 Rekrutierung

Kyle wartete am Hauseingang auf Matthew. Er musste ihm in seiner Wohnung nicht unbedingt auf die Füße herumtreten. So blieb er unten an der Treppe stehen und wartete bis Matthew wieder zurück kam. Matthew hatte sich eine recht gut aussehende Jacke übergeworfen.
 

„Ich bin soweit. Die Trawler-Bar ist an der Grenze zum westlichen Bezirk. Es wird zwar ein langer Marsch werden, aber glaub mir, man wird mit einem Top Service belohnt!“
 

Das Duo setzte sich in Bewegung Richtung Trawler-Bar.

Die Trawler-Bar lag etwas versteckt nahe der Factory 10. Durch die dadurch verursachte Präsenz der Hunter Warrior ist es in der Bar zu keinen größeren Vorfällen gekommen. Ein Teil der Strecke führte an den Schienen zur Factory 10 entlang. Ein weiterer Teil ging durch eine belebte Handelsstraße hindurch. Dicht an dicht drängten sich die Marktstände. Wer Geld loswerden wollte schaffte dies hier mit Garantie. Matthew musste einen Wanderhändler abwimmeln, der ihm Gewürze andrehen wollte. Gewürze waren in Schrottstadt zwar sehr begehrt, wurden aber auch ebenso gerne gefälscht. Die Markstände wurden von den Wohnhäusern abgelöst. Klobige Betonklötze drängten sich dicht aneinander. Sie waren etwa fünf bis sechs Stockwerke hoch. In den äußeren Kellerräumen, dessen Eingänge zur Straße ausgerichtet waren, siedelten sich verschieden Clubs an. Nach zwei Weggabelungen erreichten sie ihr Ziel. Auf einer Planke in Schiffsform prangten aus einen Hanfseil geformte Buchstaben „Trawler-Bar“. Ein Empfangsmann am Eingang begrüßte sie mit einem Salut in der Seemannsmanier. Sie setzten sich an einem freien Zweiertisch hin. Die Bar wurde komplett im Schiffsstil gehalten. Schleppnetze hingen an der Decke, Dekorationen wie ein Schiffsanker oder ein Steuerrad zierten die Wände. Der Tresen wurde einer Schiffseinrichtung nachempfunden. Eine Matrosin kam zu ihnen und nahm ihre Bestellung auf. Zwei mal Landrattenrum.
 

„Nicht schlecht der Laden.“
 

Kyle staunte.
 

„Wenn sie die Kombüse aufmachen, wirst du nirgendwo mehr hinwollen. Allerdings ist heute nur Ausschank. Zwei Tage in der Woche bleibt die Kombüse kalt.“

„Dann werde ich eben an einem anderen Tag wiederkommen.“
 

Weit hinter ihnen johlten Hunter Warrior an einem runden Tisch. Ausgelassen begossen sie ihre Fänge des heutigen Tages. Kyle erinnerte sich daran, das er mit Matthew zu reden hatte.
 

„Matthew?“

„Ja?“

„Heute Mittag hab ich dir ja gesagt, dass ich mit dir über etwas Wichtiges quatschen muss...“

„Ja stimmt. Sagtest ja, dass es dringend ist. Du nimmst es ja sonst nicht so genau mit der Zeit.“

„Danke. Wichtiger ist, dass nicht mehr viel Zeit bleibt.“
 

Matthew zog verwundert eine Augenbraue hoch.
 

„Ich rede am besten gar nicht groß rum. Vor etwa einer Woche ist mir ein Scout von einer Firma namens „cyberlife“ begegnet. Er warb Leute an, um an einem Großprojekt mitzuwirken. Sie sollen wohl eine Lücke gefunden haben. Genaueres hatte man mir nicht mitgeteilt. Nur das es nach Farm Acht geht und dass es weitere Infos erst nach der Zusage gibt. Der Scout wird in drei Tagen diesen Bezirk wieder verlassen. Bis dahin kann man ihn an der Zentaurenhalle antreffen.“

„Und du möchtest jetzt bei eben dieser Firma anfangen?“

„Nein, nicht ich. Aber für dich ist es doch wie maßgeschneidert.“

„Für mich? Warum sollte ich denn überstürzt alles aufgeben? Ich bin ein einfacher

Cyborgmechaniker.“

„Genau so einen wie dich suchen die auch. Einen Cyborgmechaniker, der mit Elan und Liebe an seinen Beruf rangeht. Keine Ahnung, welch verrückte Schiene die fahren, aber es hieß, man solle sein Ergebnis so achten wie einen Menschen. Und du engagierst dich ja.“
 

Kyle unterbrach das Gespräch, da in diesem Moment die Bedienung kam und ihnen ihren Rum brachte. Matthew trank einen Schluck. Trotz dass der Rum in der Landratten Edition mit Wasser verdünnt wurde, zog es ihm etwas im Hals. Kyle kippte gedankenlos den Rum herunter. Er war schon härtere Schnäpse gewohnt.
 

„Also willst du, dass ich an deiner Stelle hingehe?“

„Nein, nicht an meiner Stelle. Aber für dich wäre es ein willkommener Neuanfang. Du kommst aus Schrottstadt raus, bekommst ne gesicherte Arbeit und ein kleines Arbeiterhaus in der Farm. Quasi ein neues Leben. Natürlich will ich dich dazu nicht nötigen, aber so eine Gelegenheit bietet sich nicht noch einmal an.“

„Das kann ich nicht so schnell entscheiden. Ich muss erstmal darüber schlafen.“

„Du musst nicht jetzt entscheiden. Aber vergiss nicht, in drei Tagen ist er weg. Hier ist meine Telefonnummer wenn du dich entschieden hast.“
 

Kyle reichte ihm einen Fetzen auf dem seine Nummer stand.
 

Sie beendeten ihren Besuch in der Trawler-Bar. An der ersten Kreuzung trennten sich ihre Wege, da Matthew den gleichen Weg wieder zurück nach Hause gehen musste und Kyle auch heimkehrte. Nach einer halben Stunde erreichte Matthew seine Unterkunft. Darin angekommen flog sein Blick quer durch den Raum. Die Mechanikteile lagen noch immer quer umher. Just in dem Moment, als er sich in den Stuhl setzte, wurde es in der Wohnung dunkel.
 

„Diese elenden Rabauken!“
 

Rabauken. So nannte Matthew die Cyborgs im Haus, die offenbar nur noch sein Leben schwer machen im Schädel hatten. Wieder einmal hatten sie ihm die Sicherungen rausgedreht. Dadurch hatte er immer eine Taschenlampe griffbereit. Funzlig leuchtete es in den Raum, wo er sich umzog und ins Bett fiel. Ebenso in einen ungewohnten Schlaf. Angestachelt von seinem Grübeln über das Für und Wieder von cyberlife träumte er davon das er mit einer kleinen Planierraupe spazieren ging. Er warf einen Schraubenschlüssel. Dieser Schlüssel flog knapp über einem Werbeschild, dicht gefolgt von der motorheulenden Raupe. Dessen Landung verursachte einen enormen Rumms. Dieser Krach war so surreal, dass Matthew davon erwachte. Doch der Krach blieb. Das Poltern einer Tür die gerade aufgebrochen wurde, drang an sein Gehör. Wieder einmal wurde hier eingebrochen. Murrend drehte sich Matthew um.
 

„Jetzt brecht doch mal leiser ein, ich will schlafen.“
 

Doch die gedämpften Stimmen durch die Wand gaben ihm Elefantenohren.
 

„Wenn dieser Harsen wiederkommt, wird er Augen machen. Wird wohl leichter für ihn werden, wenn er nichts mehr hat, was er mitnehmen muss. Vergiss den Ofen nicht!“
 

Ihm wurde es mulmig in der Magengegend. Man begann sich ernsthaft anzustrengen, ihn zu vertreiben. Aber warum zum Geier sollte sein Ofen laufen? Damit er nicht frieren musste in seiner leeren Wohnung?
 

» Moment, der Ofen ist doch Gasbetrieben. «
 

Wie ein Blitzschlag traf ihn die Erkenntnis. Es sollte ein Angriff gegen ihn werden. Leise sprang er aus dem Bett und zog sich das nächstbeste an. An der Tür lauschte er, bis die Gefahr sich verzog, dann hastete er zur Nachbarstür, um die Katastrophe zu verhindern. Zu seinem Glück war sie nicht mehr abgeschlossen. Nachdem er das Gas abdrehte, packte er einen Trolley mit Dokumenten, Kleidung, seinem Ersparten und seinem besten Werkzeug. Eilig verließ Matthew das Haus. Sein Ziel war Kyle. An einer Telefonzelle nahm er Verbindung zu Kyle auf.
 

„Kyle? Kann ich eben vorbeikommen? Ich hab ein Problem.“

„Gut. Treffen wir uns am besten an der Trawler-Bar.“
 

Matthew legte ohne abzuwarten auf und machte sich auf dem Weg zur Trawler-Bar. Er beeilte sich, um schnell da zu sein. Wieder dort angekommen, wartete Matthew auf Kyle. Ungeduldig verlagerte er sich von einem Bein auf das andere. Nach einer für Matthew gefühlten Ewigkeit erschien auch Kyle.
 

„Endlich. Es ist besser wir gehen rein.“
 

Kyle wurde in die Bar gedrängt. Darin an einen freien Ecktisch.
 

„Nicht hetzen. Was ist denn mit dir los?“

„Offenbar will man mich mit allen Mitteln loswerden.“

„Was meinst du genau mit loswerden?“
 

Matthew erzählte Kyle von den Vorkommnissen des heutigen Tages. Vom Einbruch in die Wohnung des Nachbarn, des manipulierten Gasofens und wie er es verhinderte. Auch von den Stimmen, die nicht von Einwohnern dieses Hauses stammten, aber wussten wie er hieß.
 

„Klingt, als hättest du ein Problem. Wenn sie schon deinen Tod in Kauf nehmen, sollteste abhauen.“

„Und wohin? Ich habe keine Ahnung wo ich meine Werkstatt unterbringen soll.“

„Zu mir.“
 

Kyle bekam wieder sein siegessicheres Grinsen. Dies tat er immer dann, wenn er sich seiner Sache sicher war.
 

„Wie sieht dein Plan aus?“

„Ganz einfach. Du kannst die nächsten Tage bei mir bleiben, ich hol deine Sachen zu mir und dann geht’s zum Scout. Wenn es klappt, haste ne Stelle und kannst dir was auf die Kante legen.“
 

Voller Tatendrang gab er Matthew zu verstehen, dass er seinen Plan schnellstens umgesetzt sehen wollte. Beide verließen wieder die Bar. Kyles Weg war einfacher gestrickt. Stur gerade aus die Straße entlang, bis sie vor einem Grundstück gabelte. Das Haus war wie jedes Haus hier keine Augenweide, sah aber zumindest einladender aus als seine eigene Bude. Die Zielwohnung lag im fünften Stock. Darin angekommen bot sich Matthew ein beeindruckender Anblick. Kyle bemerkte dies.
 

„Mit der Wohnung hab ich nen echten Glücksfang gemacht. Für die Miete hol ich mir ein, zwei Kopfgelder.“

„Hast du nicht als Hunter Warrior aufgehört?“
 

Fragte Matthew verwundert. Kyle hatte ihm mal in einem Schwank vergangener Zeiten erzählt, dass er früher seine Laufbahn als Hunter Warrior auf Eis gelegt hatte.
 

„Das habe ich auch. Nur wenn ich wieder etwas Geld brauche, dann jage ich gelegentlich wieder.“
 

Matthew stellte seinen Trolley in den Flur ab.
 

„Wir gehen am besten gleich zur Zentaurenhalle. Dort suchen wir den Scout auf und du kannst dein Glück versuchen. Während du beim Scout bist, werde ich mit ein paar Bekannten dein Eigentum holen.“
 

Gesagt, getan. Sie machten sich auf dem Weg zu der Zentaurenhalle. Unterwegs musste Kyle noch ein Telefonat führen, um den Umzug zu bewerkstelligen. Anhand der Dauer hatte er wohl bereits jetzt alles festgelegt, wie dabei vorzugehen war. Weiter führte der Weg viele Straßen entlang, bis sie an einem großen Platz ankamen. Auf diesem Platz stand eine Statue. Eine Person schien dort eine gigantische Kugel auf dem Rücken zu tragen. In Sichtweite war bereits die Zentaurenhalle. Kyle steuerte Matthew auf die Halle zu.
 

Hier müsste der Scout sein. Wenn er sich hoffentlich nicht davongemacht hatte.
 

Kyle steuerte auf einen kleinen Lastwagen zu, dessen Seite wie bei einem Verkaufsauto geöffnet war. Darin befand sich ein futuristisch anmutend bekleideter Mensch von cyberlife. Er war nicht sehr beschäftigt, da eine Zeitung interessanter war. Als Kyle mit Matthew im Schlepptau herantrat. schaute er auf.
 

„Hallo, Herr Brown. Haben sie sich bezüglich der Einstellung nun entschieden?“

„Ja, das habe ich. Allerdings werde nicht ich zusagen, sondern möchte ihn hier für den Posten vorstellen. Ich bin mir sicher, dass er ihre Anforderungen erfüllt.“
 

Dabei gab er Matthew einen Schulterklopfer. Der Scout legte ihm einen kleinen Ordner vor. Sein Inhalt lies ihn mutmaßen, dass der Arbeitgeber nicht von Schrottstadt stammte. Sehr geordnet und informativ waren sie. Dennoch blieben die wichtigen Infos aus, wie Kyle es gestern sagte.
 

„Füllen sie bitte den Fragebogen aus. Nach der Auswertung werde ich mich in zwei Tagen um Punkt 19 Uhr bei Ihnen melden.“
 

Somit trug Matthew die Antworten auf Fragen ein, die ihm schon merkwürdig vorkamen. Neben den üblichen Fragen wie Fähigkeiten oder Vorgeschichte waren auch Krönungen wie er zu Kindern stand oder wie er sich dabei fühlte, wenn er Leben erschaffen würde. Nach Abgabe wurde der Ordner mit seinem Namen versehen und zu den anderen gestapelt.
 

Die verbleibenden zwei Tage vergingen ohne besondere Vorkommnisse. Die Abholung seiner verbliebenen Sachen konnte zu seinem Glück ohne Probleme erledigt werden. Matthew hatte wirklich nichts anbrennen lassen. Selbst die kleinste Mutter hatte er mitgehen lassen. Auch die Wohnungsabgabe ging reibungslos vonstatten. Schlüssel in den Briefkasten des Hauseigentümers und Abflug. Die verbliebenden Kosten überließ er dem Eigentümer, als Dank im Voraus für die Reparatur der Wasserpumpe. Abgesehen davon geschah allerdings nichts Nennenswertes. Matthew las gerade in einer Zeitung, als das Telefon klingelte. Da Kyle gerade etwas aus seinem Keller holte, konnte er den Anruf nicht entgegennehmen. Sein Blick fiel zufällig auf die Uhr. Als er die Uhrzeit las, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf und hetzte zum Telefon.
 

„Hallo? Ja, der bin ich. Ob ich morgen zur Factory neun kommen kann? Sicher, kein Problem.

Wirklich? Angenommen? Klasse. Morgen, acht Uhr in Factory neun. In Ordnung, mach ich.“
 

Nachdem er auflegte, machte er einen Freudensprung. Jetzt konnte Matthew endlich diese Stadt hinter sich lassen, wenn auch für eine begrenzte Zeit.
 

Am nächsten Morgen stand er mit seinem Trolley und Rucksack bei der Factory parat. Kyle begleitete ihn noch am letzten Tag. Am Abfertigungsbahnhof der Factory ging die große Reise los.
 

„Hau rein, aber nicht zu feste. Und meld dich mal.

Mach ich.“
 

Mit einem eigenen Handgruß verabschiedeten sie sich.



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