between the lines von KakashiH (words are not enough) ================================================================================ 01 run away ----------- ► Between the lines - words are not enough ► Genre: Fantasy | Romance | Drama ► Umfang: 23 Kapitel ► Warunungen: keine ► Weder die Serie "Naruto" noch deren Charaktere gehören mir. Die hier erzählte Geschichte ist frei erfunden. Außerdem verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte.   ―—————————————————————————―—————————————————————————   01 run away   ―—————————————————————————―—————————————————————————   Wenn der Tag in Irland anbrach, war das etwas, was auf eine friedvolle Art geschah, zumindest war Naruto dieser Ansicht. Es war gerade einmal fünf Uhr am Morgen und langsam schob sich die Sonne am Himmel empor, wie sie es jeden Tag tat. Die ersten Vögel begannen sich zu regen und das sanfte Rauschen des Meeres war zu hören. Eine wirklich friedvolle Atmosphäre, an die der Blondschopf sich im Laufe der ganzen Jahre sehr gut gewöhnt hatte. Etwas anderes wollte er in seinem Leben auch gar nicht mehr haben. Dieser Ort war sein Heim, seine kleine Festung in der er sich wohl und geborgen fühlte. Im Nordwesten Irlands, direkt an der Küste, lag das malerische Ballyshannon, ein kleiner Ort mit nicht einmal 3500 Einwohnern. Die Stadt für sich bot einem eigentlich alles was man sich nur wünschen konnte, wenn man nicht so sehr darauf aus war, Clubs und andere Dinge vorzufinden, wie man sie in den Großstädten an jeder Ecke fand. Weiter außerhalb der Ortschaft gab es kleine Cottagen, die noch im alten Stil gebaut waren. Graue Bruchsteine waren aufgeschichtet worden und das Dach bestand wie bei vielen Gebäuden in dieser Gegend aus normalen Stroh. Eine Straße gab es nicht, stattdessen säumte der Pfad auf beiden Seiten eine Steinmauer ein, die schon bessere Jahre gesehen hatte. Wenn man dort mit dem Wagen entlang fuhr, lief man schnell Gefahr, dass einem jemand entgegen kam und man sich dann einigen musste, wie man weiter verfuhr. Platz für zwei Fahrzeuge gab es hier nicht und so blieb einem nichts anderes übrig als eine Weile rückwärts zu fahren, bis man in die Einfahrt einer der weiter verstreuten Cottagen einbiegen konnte, um den anderen passieren zu lassen. Doch hier oben fuhren zum Glück meistens nur Einheimische entlang. Einmal machte der eine Platz und beim nächsten Mal eben der andere. Das funktionierte wie von selbst, sodass man sich da auch nicht groß mit auseinander setzen musste. Nicht weit entfernt gab es den Strand. Zum Glück nicht einen feinen Sandstrand, sondern den felsigen, unbequemen. Auch das war für die Menschen die hier lebten besonders angenehm. Die Sandstrände waren es doch, die von Besuchern und Touristen belagert wurden und hier hielt man nicht sonderlich viel von dem regen Treiben, welches dabei entstand. Sie nutzen diesen Strand dennoch um Ruhe zu finden, oder um einen Spaziergang zu machen. Sie brauchten den feinen Sand nicht, da sie das Meer vor der Tür hatten. Darum waren sie auch nicht so erpicht darauf, sich in der Sonne braten zu lassen oder schwimmen zu gehen. Die Cottage, die Naruto gekauft hatte, war bereits ziemlich heruntergekommen. In den vergangenen acht Jahren war daran viel gearbeitet worden, gerade damit man in ihr leben konnte. Die Fassade war gerichtet worden, genauso wie das Dach. Einen Anstrich brauchte das alte Gebäude nicht, es würde nur das Flair zerstören, das dieses Gebäude ausstrahlte. Von innen war sie bequem und bot einem ein sicheres und gemütliches Heim. Mit Kaminen in nahezu jedem Raum und einem doch sehr alten Ofen, der noch mit Holz angefeuert wurde und dadurch das Haus stets gemütlich erschienen ließ. Es gab unten ein Wohnzimmer mit einer bequemen Couch, sogar ein Fernseher stand dort, auch wenn er selten genutzt wurde. Dann gab es noch die gemütliche und rustikale Küche und einen Hauswirtschaftsraum, wo der junge Autor sich um seine Wäsche kümmerte. Oben befanden sich sein Arbeitszimmer, das große Schlafzimmer und sogar zwei Gästezimmer, die er aber ebenfalls selten nutzte. Manche mochten gerade wegen der fehlenden Heizung und dem alten Herd die Nase rümpfen und sofort den Kopf schütteln, weil es an Luxus mangelte, aber all diese Dinge waren etwas, was die Menschen die hier lebten nicht weiter störte. Sie waren in dieser Hinsicht bequem und genügsam. Nun aber brach ein neuer Tag an und es war die Zeit, in der Naruto sich ins Bett begab. Schon seit vielen Jahren hatte er die Nacht zum Tage gemacht und umgekehrt. Als Autor war es nicht immer leicht, wenn einen die Muse packte, war die Zeit vollkommen egal. Unzählige Male war es geschehen, dass er vor Müdigkeit einfach über der Tastatur eingeschlafen war, nur um einige Stunden später wieder zu sich zu kommen - mit einem steifen Nacken und dem Gefühl gar nicht erst geschlafen zu haben. Doch aufgeben würde er dieses Leben niemals. Er liebte jede einzelne Sekunde davon, die Freiheit die er hier fand und die Unabhängigkeit. Er konnte sich problemlos abends um 21 Uhr an die Tastatur setzen und bis um vier durch schreiben, ohne dass sich jemand beschwerte. Er konnte den ganzen Tag schlafen, ohne andere Pflichten zu haben. Kurz gesagt, er konnte leben wie er es wollte und wie er sich wohl fühlte.       * * *           Es waren schon ganze acht Jahre her, dass Naruto hergekommen war. Damals, als er Japan verlassen hatte, war er gerade einmal 18 Jahre alt gewesen und hatte nicht gewusst, wo er hin sollte. Daheim hatte er nicht bleiben können, die Gefahr etwas zu tun, was nicht nur sein eigenes Leben zerstörten würde, war einfach viel zu groß gewesen. Andere zu verletzten war ebenfalls nie in seinem Interesse gewesen. Lieber hatte er sich selbst verletzt und dagegen hatte er auch gar nichts machen können um sich selbst zu schützen. Fast zwei Wochen war er damals herumgereist, doch nirgendwo hatte er sich wohlgefühlt. Mal war es zu laut, mal gefiel ihm der Ort einfach nicht. Doch dann war er nach Irland gekommen. Eigentlich sollte es nur ein kleiner Besuch werden, hier gab es immerhin einen ganzen Haufen an Burgen und Kirchen, die nur noch in Ruinen vorhanden waren ihn inspirierten, ihm Ideen für sein Buch gaben. Doch letzten Endes hatte er hier seinen sicheren Hafen gefunden. Sein Heim, das ihn endlich zur Ruhe kommen ließ. So mancher hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet er es einmal zu einem anerkannten Autor machen würde, doch nun sah es ganz anders aus. Sein erstes Buch war regelrecht eingeschlagen wie eine Bombe und hatte ihm finanziell sehr geholfen.Nun arbeitete er bereits an einem zweiten Band, hatte einen Korrektor zugewiesen bekommen und einen eigenen Assistenten, der einmal die Woche bei ihm vorbei schaute, Aufträge annahm und kleinere Dinge für ihn besorgte, wenn er wieder einmal zu lange die Tastatur gequält hatte und es nicht mehr in den Ort schaffte. Und natürlich koordinierte dieser auch seine Termine, erinnerte ihn an Deadlines und, wenn er sich nicht sperrte, wann er seine Signierstunden hatte. Er war seine gute Seele und oft genug wäre Naruto ohne ihn schlichtweg verloren. Selbst wenn er den Autor rügte, dass er viel zu wenig auf sich selbst achtete. Doch das war es wert. Naruto liebte das Schreiben, doch als etwas besonderes empfand er sein Buch nicht. Ganz im Gegenteil. Er selbst fand die Geschichte ein wenig flach, die Grundidee war eine, die schon hunderte Male durchgekaut worden war. Ein ganz simples Ding eben. Ein Ereignis, was alles vollkommen verändert hatte. In seinem Fall ein unvergleichbares Naturereignis, das die Menschheit deutlich in ihrer Zeit zurückgeworfen hatte. Als wenn solche Themen nicht schon lang und breit auseinandergenommen worden wären, verewigt in einer Vielzahl aus guten und auch verdammt schlechten Büchern. Dennoch schien es der Stoff zu sein, den alle lesen wollten. Als wenn das friedvolle und meistens auch ungefährliche Leben die Menschheit langweilte. Angefangen hatte es mit einer Flutwelle, die so gewaltig war, dass sie ganze Inselgruppen von der Landkarte fegte. Möglich war das durchaus, doch die Chancen, dass so etwas wirklich einmal passierte, waren nahezu bei Null. Erdbeben und weitere Flutwellen folgten und am Ende waren die Kontinente nicht mehr ganz so vorhanden, wie die Menschen es gewohnt waren. Natürlich waren dabei auch eine ganze Menge Menschen umgekommen, aber zum krönenden Abschluss hatte es ein weiteres Ereignis gegeben, das die Welt der Menschen wirklich verändert hatte. Wie hätte es auch anders sein sollen? Wenn eine Katastrophe kam, dann doch bitte richtig und so übertrieben, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. Ein Vulkan von gewaltigen Ausmaßen hatte sich aus dem Meer geschoben und war direkt ausgebrochen. Zwar war er an einem Ort gewesen, wo er den restlichen noch lebenden Menschen nicht hätte gefährlich werden können, doch das hatte auch nur auf dem ersten Blick so auf die Leser gewirkt. Wenn Naruto ehrlich war, so hätte er selbst schon nach all dieses Katastrophen das Buch in die Ecke geschmissen, es als absolut zweitklassig abgestempelt und nie wieder angesehen. Doch scheinbar standen seine Leser darauf. Sie hatten weiter gelesen und sie hatten nach mehr verlangt. Er konnte noch immer nicht fassen, mit wie wenig man manchmal andere begeistern konnte. Im weiteren Verlauf erfuhren sie, dass dieser Vulkan schon vor Millionen von Jahren aktiv gewesen war und dass es dort auch eine Höhle gegeben hatte, in dem etwas über viele Jahrhunderte gelagert hatte, was nur darauf gewartet hatte, endlich wieder auferstehen zu können, als ob diese Höhle nicht überflutet werden konnte: Eier! Millionen von Eiern in verschiedene Größen und Farben. Und in ihrem Inneren waren Wesen, die man nie für echt gehalten hatte: Drachen! Und ganz plötzlich entstand dort mitten im Ozean nicht nur eine weitere Insel, die im Laufe der Zeit zu einem wirklichen Paradies wurde, sondern in die Welt kamen auch hunderte von Drachen, die die Menschheit vor ein riesiges Problem stellten. Denn egal was sie versuchten, sie kamen gegen diese Wesen einfach nicht an. Sie waren flink oder besaßen einen Panzer aus Hornplatten, der es nahezu unmöglich machte, sie alle zu töten. Damit war er definitiv ganz unten angekommen. Sicher, er schrieb hier einen Fantasyroman, doch selbst für dieses Genre war diese Geschichte einfach nur schlecht. Was also war nun die Pflicht der Menschen? Richtig! Sie mussten lernen damit zu leben und so begann man, diese Rasse zu erforschen. Mit der Zeit stellte man fest, dass diese Wesen keine schnöden Tiere waren. Sie waren intelligent, besaßen sogar eine eigene Sprache, die man lernen konnte und die meisten von ihnen waren nicht einmal den Menschen gegenüber feindlich gesinnt. Es gab sie in allen Formen und Farben, manche wurden nicht viel größer als eine Maus, andere hingegen konnte man nicht einmal in einem Wald verstecken, da sie selbst die höchsten europäischen Bäume überragten. Auch das war in Narutos Augen vollkommen undenkbar. Ein Vieh von dieser Größe würde vermutlich innerhalb eines Tages die halbe Welt um ihre Nahrungsressourcen bringen. So ein riesiger Drache würde immerhin verdammt viel fressen müssen. Doch nicht nur das: Man lernte nicht nur mit ihnen zu leben, sondern begann auch, sie für die eigene Zwecke zu benutzen. Mit einem Drachen war es kein Problem mehr, Waren schnell und nahezu ohne Kosten von einem Ort zum anderen zu transportieren. Die Armee interessierte sich genauso für sie und die kleineren Exemplare wurden gerne als Haustiere aufgenommen oder wurden ausgebildet andere Dinge für ihre Besitzer zu übernehmen. Wieso auch nicht? So ein kleiner Hausdrache, der brav die Post weg brachte, den Einkauf erledigte, die Kinder hütete war doch etwas, was jeder gerne in seiner Nähe hätte. Und Gedanken über Folgen machte sich dort scheinbar niemand. Nein, Naruto konnte wirklich nicht verstehen, wie man dieses Buch mögen konnte. Es hatte keine Klasse, kein Niveau, es war schlichtweg schlecht. Dennoch war es innerhalb einer Nacht zum Bestseller geworden und auch heute noch verkaufte er unendlich viele Exemplare weltweit. Das Buch war in nahezu alle größeren Sprachen übersetzt worden, um die Fangemeinde befriedigen zu können und nun verlangte man nach dem zweiten Band, der gut 150 Jahre nach diesem Vorfall ansetzen sollte. Ein nicht wirklich leichtes Unterfangen, denn wenn Naruto ehrlich war, hatte er sich beim ersten Band keine Mühe gegeben. Er hatte nicht gewusst, was er mit seiner Zeit anfangen sollte und so hatte er sich mit dieser Geschichte mehr oder weniger selbst zeigen wollen, dass er als Autor eine Niete war. Doch nun schrieb er wirklich an dem zweiten Band. Das war auch der Grund, warum der Blondschopf noch nicht schlief. Er hatte sich Gedanken gemacht, wie er dieses neue Buch am besten beginnen sollte, was er behandeln wollte und was das Ziel am Ende war. Er hatte in den letzten Monaten unglaublich viele Anfragen deswegen bekommen, aber auch Ideen, Wünsche, was die Fans lesen wollte.Teilweise wirklich seltsame, wie er sich eingestehen musste. Manche wollten Abenteuer, andere eine tiefere Einsicht in das Leben der Drachen. Aber genauso viele fragten ob sexuelle Handlungen eine Rolle spielen würden und was ihn wirklich schockiert hatte war eine Anfrage für Handlungen zwischen Drachen und Menschen. DAS würde auf jeden Fall nie geschehen. Sex für sich schloss er nicht aus, doch zwischen Drachen und Menschen gewiss niemals. Naruto nahm die Fragen und Wünsche durchaus ernst, immerhin war dieses Buch nur möglich, weil der erste Band ihnen gefallen hatte, doch auf alles lies er sich nicht ein. Seufzend erhob er sich aus dem Stuhl, den er auf der Veranda stehen hatte und ging zurück in das Haus, um die Eingangstür hinter sich zu schließen. Ruhig ging er direkt in die Küche und stellte die Tasse auf die Spüle, aus der er gerade noch seinen Kaffee getrunken hatte. Das Wetter würde heute wohl herrlich werden, zumindest laut Wetterbericht. Aber wenn Naruto eines in den letzten Jahren hier gelernt hatte, dann, dass man dem Wetterbericht nicht trauen durfte. Er stimmte so gut wie nie, aber nun kannte er das Schema ganz genau. Wenn es hieß, dass die Sonne runter brennen würde, erwartete man wenigstens kleinere Schauer. Das Wetter in Irland war einfach nicht beständig, aber selbst das liebte er. Das milde Klima tat ihm einfach gut und nichts konnte ihn nun noch aus der Ruhe bringen. Er hatte sich in all den Jahren sehr verändert. Müde und ausgelaugt schleppte er sich zu der Treppe, um in den obersten Stock zu kommen. Die Treppe war nahezu neu, auch wenn er darauf bestanden hatte, den Charme dieses Hauses nicht durch etwas neu wirkendes zu zerstören. Sie war aus dunklem Holz gefertigt und passte perfekt in dieses Gebäude hinein. Was Naruto hier aber auch liebte war, dass der nächste Nachbar mindestens eine halbe Stunde Fußweg entfernt war, egal in welche Richtung man ging. Man war abgeschieden und dennoch nicht alleine. Diese ländliche Gegend schweißte die Nachbarn zusammen, selbst wenn man sich nur einmal im Monat zufällig im Ort traf, um seine Einkäufe zu erledigen. Niemand beschwerte sich, wenn man einmal lauter Musik hörte. Ganz im Gegenteil. Es gab hier einige Feste, die Naruto mit ihnen oft zusammen feierten, jedes Jahr bei einem anderen Nachbarn. Das war dann die Gelegenheit, wo man sich bewusst traf, miteinander Spaß hatte und man Neuigkeiten austauschte. Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, wo man sich einfach nicht ausklinken konnte, ohne die restlichen Nachbarn wirklich tief zu beleidigen. Doch Naruto hatte sich in die Gemeinschaft hier gut eingefügt. Er kannte seine Nachbarn und hin und wieder traf er sich auch so mit dem einen oder anderen von ihnen. Doch nun war er nur froh, dass er ins Bett gehen konnte, ohne dass er befürchten musste, dass schon bald Radau herrschen würde. Keine Autos die über die Straßen donnerten und auch keine Nachbarn, die Türen knallen ließen oder laut die Musik aufdrehten. Das lauteste hier waren eigentlich die Tiere. Die Vögel und Grillen, aber daran hatte er sich schon verdammt lange gewöhnt. Vermutlich würde er dann Probleme bekommen, wenn er je wieder in eine Großstadt zurückkehren würde, wenn auch nicht für lange. In Irland hatte er sich innerhalb einer Woche an die ungewöhnliche Stille gewöhnt. Zufrieden schälte er sich dann aus seiner Kleidung und legte sie auf einen Stuhl, nur um dann wie ein Stein in das Bett zu fallen und die Decke über sich zu ziehen. Er war wirklich erledigt, aber nicht nur weil er so lange gearbeitet hatte. Eine andere Sache hatte ihn sehr lange aufgehalten und eigentlich hatte er sich auch nur deswegen noch einmal an den Laptop gesetzt, um mit seinem Konzept zu beginnen. Eine einfache Mail war es, die ihn so aus der liebgewonnenen Ruhe gebracht hatte. Eine Nachricht, die ihn freute, wofür er sich aber auch selbst sehr schämen musste. Und eine Bitte, die so oft wiederholt worden war, dass er letzten Endes nachgegeben hatte. Er hatte nachgeben müssen, denn Druck vertrug er nur sehr schwer, zumindest den, den man ihn gemacht hatte.       * * *     Naruto musste zugeben, dass seine Kindheit gut verlaufen war. Damals, als er noch in Japan gelebt hatte, hatte er eine Familie gehabt und eine menge Freunde. Seine leiblichen Eltern hatte er jedoch nie kennenlernen dürfen. Seine Mutter - Kushina Uzumaki - war leider bei seiner Geburt gestorben. Soweit er es wusste, hatte es Komplikationen gegeben, schon während der Schwangerschaft war nicht ganz klar gewesen, ob sie es schaffen würde. Sein Vater war bei ihm geblieben, doch der Kummer hatte ihn richtig zugesetzt. Man hatte nur spekulieren können wie es dazu kam, doch letzten Endes änderte es nichts an der Tatsache, dass Minato Namikaze bei einem Autounfall sein Leben verloren hatte. Ein paar Jahre hatte Naruto anschließend bei einem Onkel gelebt, gemeinsam mit einem weiteren Pflegekind, Kakashi Hatake. Die Zeit war durchaus angenehm gewesen, immerhin war Kakashi deutlich älter gewesen wie er selbst. Als dieser dann volljährig geworden und sein Onkel immer kranker wurde, hatte Kakashi die Vormundschaft beantragt und ihn schließlich adoptiert. Einen besseren Vaterersatz hätte er sich kaum wünschen können, auch, wenn er sich oft wegen der Leseleidenschaft dieses Mannes furchtbar aufgeregt hatte. Aber letzten Endes wusste er ganz genau, dass es ungewohnt gewesen wäre, Kakashi einmal ohne dieses spezielle Buch zu sehen. Und Kakashi war immer jemand gewesen, der ein offenes Ohr für ihn gehabt hatte, auch wenn Naruto dies nicht immer zu würdigen gewusst hatte. Wie jedes andere Kind auch war er zur Schule gegangen und dort irgendwann auf einen Jungen gestoßen, der ihn am Anfang sehr verärgert hatte: Sasuke Uchiha. Sein größter Rivale, aber auch sein bester Freund. Sasuke hatte ein ähnliches Schicksal erlebt, auch er verlor seine Eltern, doch er hatte wenigstens noch einen Bruder, der sich seiner angenommen hatte. Itachi konnte ein Bastard sein, doch gleichzeitig hatte er ihnen oft eine menge Spaß bereitet, indem er mit ihnen Dinge unternommen hatte, die kein anderer wollte. Er erinnerte sich da noch an Disneyland, wo sie Itachi in den Wahnsinn getrieben hatten. Aber auch Campingausflüge und Besuche im Zoo und gemeinsame Wanderungen hatte der ältere Uchiha mit ihnen unternommen. Seine Freundschaft zu Sasuke war nie besonders einfach gewesen, dennoch hatte sie im Laufe der Zeit an Tiefe gewonnen und war nie zerbrochen ... nun, fast jedenfalls. Einmal war das durchaus geschehen, zumindest von Narutos Seite aus. Sasuke sah das anders, was Naruto auch genau wusste, doch erklären konnte er sich dabei leider nicht. Es ging einfach nicht, ohne dass er alles zerstörte, was ihm etwas bedeutete. Er war nicht einfach so verschwunden, ganz im Gegenteil. Er hatte es sich verdammt gut überlegt. Er hatte schon immer gehen wollen, doch wie es dazu gekommen war, war eben nicht geplant gewesen. Weder in dieser Art, noch zu der Zeit. Eigentlich hatte er es hinauszögern wollen, schon alleine um genau planen zu können, wo er in Zukunft leben wollte und vor allem von was. Geld wuchs schließlich nicht auf Bäumen. Eigentlich hatte er sich erst eine Bleibe suchen und erst dann gehen wollen. Doch letzten Endes hatte er eines nachts seine Sachen gepackt. Den Grund dafür kannte er auch. Nur einige Stunden zuvor hatte der Schwarzhaarige ihn zur Seite genommen und ihn gebeten, sein Trauzeuge zu sein. Naruto hatte nicht gewusst, wie er darauf reagieren sollte. Natürlich wünschte er Sasuke alles Glück der Welt, doch gleichzeitig hatte er nicht auf diese Art ein Teil davon sein wollen. Und so war er einfach verschwunden, regelrecht geflohen . Natürlich war ihm bewusst, wie heftig er seinem Freund damit vor den Kopf gestoßen hatte. Dennoch bereute er es nicht. Nach acht Jahren hatte er damit seinen Frieden geschlossen und wurde nicht mehr von Schuldgefühlen geplagt, er hätte den Menschen in Stich gelassen, dem er viele wirklich schöne Erinnerungen verdankte und der ihm immer ein Freund gewesen war. Sich in Irland nieder zu lassen hatte auch einen ganz verständlichen Grund. Er war Autor von Fantasyromanen ... nun, einem Roman. Der Zweite war schließlich gerade erst in Arbeit. Es standen noch nicht mehr als drei Kapitel, in denen der Übergang geschaffen wurde von der Zeit in der diese Katastrophen ausgebrochen waren bis hin zu dem Moment, wo die "Helden" ihren Auftritt hatten. Eigentlich wusste Naruto gar nicht wirklich, was er mit dem Ganzen nun anfangen sollte, wo das hinführen sollte, doch da ließ er sich von seinen Instinkten leiten. Entweder es funktionierte, oder es wurde eben ein Flop. Mehr konnte er da auch gar nicht machen. Er hatte kein Konzept und leider war er so chaotisch, dass er es gar nicht schaffte, sich eines anzulegen. Er war dazu nicht in der Lage. Doch eben dieser Roman war es, der ihn letzten Endes auf diese Insel getrieben hatte und irgendwie auch an diesen Ort. Er hasste es mittlerweile in einer Großstadt zu leben, wo alles nur noch anonym war und man sich noch einsamer fühlte als man wirklich war. Hier bekam er die Ruhe die er brauchte um schreiben zu können, aber gleichzeitig auch genug Gesellschaft, um nicht ganz durchzudrehen. So ganz ohne konnte er eben auch nicht darauf verzichten. Er hatte schon immer ein gewisses Maß an Gesellschaft gebraucht und das wollte er auch nie wieder missen. Und hier fand er es: Die Menschen waren freundlich und offen Fremden gegenüber. Man fühlte sich irgendwie immer sofort willkommen. Aber das Beste an dieser Insel war einfach die Vielzahl an alten Ruinen. Burgen, Schlösser, Kirchen. So viele Ruinen standen im ganzen Land verstreut und jede einzelne erzählte nicht nur ihre ganz persönliche Geschichte! Nein, sie inspirierten ihn auch auf eine nicht zu vergleichende Art und Weise. Manchmal war der Blondschopf ganze Tage unterwegs. Tage, in denen er eine einzige Ruine besuchte, sie anschaute, ablichtete und seinem Kopf freien Lauf ließ. Wo er sich in das Gras setzte und seine Gedanken auf Papier brachte. Kleine Szenen die er vielleicht mit einbauen konnte oder sich nur durch sie inspirieren lassen konnte. Er würde es sehen. Er brauchte diese inspirierenden Momente einfach, in denen er die Luft vergangener Zeiten schnuppern konnte, aus denen die Legenden und Mythen der Drachen auch stammten. Doch eines stand fest: Wann immer er eine Weile weg war und sich eine dieser Ruinen anschaute, immer kam er voller Elan und Ideen zurück. Diese Ruinen halfen ihm einfach. Sie hatten etwas geheimnisvolles, mystisches an sich, wie die Drachen in seinem Buch eben auch. Er hatte genug Fantasie um sich vorzustellen, wie diese Wesen ihre Kreise über den Ruinen gezogen hatten, als man noch an sie geglaubt hatte. Ja, er liebte Irland, hier lag eindeutig seine Muse begraben und diese wollte er unter keinen Umständen wieder loslassen. Er wollte sie festhalten, eng an sich drücken und vor der Außenwelt abschotten, so wie er in Irland bleiben wollte. Doch genau dort lag auch sein Problem. Tief in sich hatte er ja immer gewusst, dass er sich eines Tages stellen musste. All den Fragen, den Vorwürfen und den Sorgen, die man seinetwegen gehabt und noch immer hatte. Doch wenn er ehrlich war, so hatte er gehofft, dass mindestens noch weitere acht Jahre vergingen, ehe man ihn genau dazu aufforderte. Nur leider hatte er nicht so viel Glück. Er musste zurück und das deutlich früher, als er selbst ertragen konnte. Nicht einmal Zeit hatte man ihm gegeben, um sich darauf vorzubereiten. Natürlich hatte Naruto es schon zuvor gehört und er hatte oft genug daran gedacht, dem Uchiha in dieser für ihn schwierigen Zeit eine Stütze zu sein. Doch letzten Endes hatte er nur sehr halbherzig auf die Mails reagiert, die er bekommen hatte. Keine Worte des Trosts waren von ihm gekommen, keine Ermunterungen, dass alles schon wieder werden würde. Nicht nur hierbei war das so gewesen. Sasuke war selbst nach all den Jahren noch offen wie eh und je ihm gegenüber, doch er selbst verschloss sich immer mehr vor ihm, erzählte nichts mehr von seinem Leben. Sasuke wusste nicht einmal wo er lebte. Alles was er ihm gegeben hatte war ein Lebenszeichen, dass es ihm gut ging. Naruto hatte Nachrichten von dem Uchiha bekommen, Bilder und Mitteilungen. Die Schwangerschaft, die Geburt der Zwillinge, all diese Dinge hatte er aus erster Hand erfahren, doch er hatte sich einfach nicht mit seinem Freund freuen können. Also war er kalt und abweisend gewesen, schon alleine um es nicht noch schlimmer zu machen. Warum der Uchiha ausgerechnet bei ihm so hartnäckig blieb verstand er auch nicht. Doch leider war es so. Sasuke schien an dieser Freundschaft festzuhalten. Oft genug hatte er Naruto geschrieben, dass er ihn nicht drängen würde ihm zu antworten, doch dass er darauf wartete, dass er sich ihm wieder öffnen konnte. Das Schlimmste war aber gewesen, dass der Schwarzhaarige ihm so direkt sagen konnte, dass er immer sein Freund bleiben würde, ganz egal was ihn auch so belastet hatte, dass er sich nicht einmal ihm gegenüber hatte anvertrauen können. Seufzend zog Naruto die Decke noch ein wenig höher. Es half ja alles nichts. Er würde zurückkehren müssen, ob er wollte oder nicht. Er war eben doch nicht so gut darin, den Schwarzhaarigen auf Abstand zu halten. Und Sasuke hatte ja Recht. Er war ein lausiger Freund! Einer der es eigentlich nicht wert war, ihm so lange nachzurennen und die Freundschaft einzufordern. Er wusste das, doch es war auch in Ordnung so. Letzten Endes entglitten Naruto die Gedanken und er schlief endlich ein. Er brauchte nur ein paar Stunden Ruhe, vielleicht hatte er dann eine Lösung, wie er seine Rückkehr nach Japan doch noch verhindern konnte ... er hoffte es jedenfalls aus tiefstem Herzen, auch wenn er genau wusste, dass es keinen Weg gab, sich nun nicht seiner Vergangenheit zu stellen.   * * *   Als Naruto wieder erwachte war es bereits Nachmittag und nun gab es auch keine Ablenkung mehr von dem Thema, welches er zuvor erfolgreich verdrängt hatte. Schon vor zwei Tagen hatte er eine Mail von Sasuke bekommen, dass seine Frau an dem Krebs, an dem sie erkrankt war, verstorben war. Ein Teil von ihm bedauerte diesen Schicksalsschlag, ein anderer hingegen konnte es gar nicht. Sasuke hatte ihm dann kaum Zeit gegeben, sich mit seinen eigenen Empfindungen auseinanderzusetzen; er hatte weitere Mails gesendet und ihn regelrecht gezwungen ihm zu versprechen, sofort zu ihm zu kommen und ihm beizustehen. Ungeachtet seines eigenen Unbehagens konnte Naruto sich auch nicht dagegen wehren. Irgendwie waren sie doch trotz ihrer Schwierigkeiten und der langen Trennung Freunde, die so etwas machten ohne lange darüber nachzudenken. Der Autor wusste genau wie es Sasuke ging. Er hatte es doch von Anfang an miterlebt! Die ersten interessierten Blicke, die gemeinsamen Pausen, wo sie sich verliebt angesehen hatten. Die Nachmittage, wo das Mädchen plötzlich dabei gewesen war, bis Naruto sich einfach ausgeklinkt hatte, weil es ihm zu viel geworden war. Diese ganzen verliebten Blicke, das einander hängen hatte ihn fast krank gemacht. Wenn er mit dem Uchiha zusammen etwas unternahm, wollte er ihn auch für sich alleine haben. Immerhin waren dank ihr durchaus einige Dinge einfach weggefallen, weil Mädchen so etwas nun einmal nicht machten. Sasuke hatte ihm mehr oder weniger erzählt, wann sie das erste Mal gehabt hatten, und in der Zeit hätte Naruto ihm am liebsten den Hals umgedreht, damit er nicht mehr so verdammt glücklich aussah und nicht vorschwärmte, wie traumhaft ihre erste gemeinsame Nacht gewesen war. Dann die Nachricht der Verlobung und schließlich die Ankündigung der Hochzeit. Naruto hatte all dies angekotzt. Ausgerechnet ein Mädchen hatte sich erfolgreich zwischen ihre Freundschaft drängen können und diese damit auf eine harte Probe gestellt, die sie nicht verkraftet hatte. Bei seinem Verschwinden hatte er eigentlich gehofft, dem ganzen nun ein für alle Mal entfliehen zu können, doch leider war es weiter gegangen. Sasuke schickte eine Mail direkt nach den Flitterwochen, eine als sie schwanger geworden war. Eine weitere mit Fotos, als die Zwillinge geboren worden waren und eine von jedem verdammten Geburtstag der beiden, zusammen mit weiteren glücklichen Worten, wie perfekt sein Leben doch nun verlief und wie glücklich er doch sein konnte, diese Frau an seiner Seite zu haben. Früher war das anders gewesen, früher war der Uchiha mit ihm glücklich gewesen ... beste Freunde eben. Sasuke liebte seine Kinder, Naruto hatte es in jeder Mail aufs neue lesen können, und auch jetzt spürte man es noch deutlich, als er ihm geschrieben hatte, dass es vorbei sei und wie sehr gerade die beiden Kinder unter dem Verlust litten. Es war ja nicht so, dass Naruto es nicht verstand. Er selbst hegte zwar nicht den Wunsch eigene Kinder zu bekommen, aber die Liebe zu seinen Kindern konnte er dennoch nachvollziehen. Trotzdem störte es ihn massiv, dass Sasuke diese Dinge unbedingt ihm so deutlich machen wollte. Naruto hatte Sasukes Stimme nun acht Jahre nicht mehr gehört. Er hatte ihn nicht mehr gesehen, abgesehen von einigen digitalen Bildern, die er trotz allem immer wieder geöffnet hatte. Er fürchtete sich davor, nun zurückzureisen, und doch ließ man ihm keine Wahl. Eigentlich wollte er auch gar nicht mehr fliehen - ein Teil von ihm wollte allen die Wahrheit regelrecht entgegen schleudern, ein anderer wollte Schweigen bis zum bitteren Ende. Wozu es letzten Endes kommen würde, konnte nur die Zeit ihnen zeigen. Doch selbst das spielte keine Rolle mehr. Sie konnten sich doch eh nicht ewig an schweigen, nicht, wenn Sasuke einfach nicht los lassen konnte. Eigentlich verband sie doch eh nichts mehr, die Zeit in der sie aneinander geklebt hatten war schon seit vielen Jahren vorbei. Zuerst einmal stand Naruto auf und ging nach unten. Eine Nachbarin war so freundlich, ihm immer wieder etwas anständiges zu Essen zu bringen. Eine ältere Frau, die ihren Mann auf See verloren hatte und deren Kinder schon selbst eigene, fast erwachsene Kinder hatten. Sie kam immer wieder mal vorbei und brachte ihm etwas mit einem breiten, sanften Lächeln und den Worten, dass er doch bei Kräften bleiben musste, mit. Sie war für ihn wie eine Großmutter. Wenn er sich richtig erinnerte, war sie auch die erste gewesen, die sich damals bei ihm vorgestellt hatte und ihn freundlich in der Gemeinde aufgenommen hatte. Es wäre selten, dass junge Menschen sich an einem so malerischen Ort nieder ließen, die meisten zog es doch eher in die Stadt, wo das wilde Leben tobte. Naruto mochte sie wirklich und das Essen welches sie vorbei brachte war herrlich. Letztes Mal war es ein Ragout gewesen, und eben diesen füllte er nun in einen Topf, ehe er Holz nahm und den alten Herd anfeuerte. Erst dann stellte er den Topf auf die Platte und machte sich auf den Weg, um die wichtigsten Dinge zusammen zu suchen, die nicht so viel Zeit zum Einpacken brauchten. Seinen Laptop, sein Tablet und natürlich sein Handy gehörten dazu. Alles legte er auf den rustikalen Tisch in der Küche, nur um sich dann um sein Essen zu kümmern. Kaum war alles auf einen Teller gefüllt, nahm er diesen und setzte sich an den Tisch. Das Holz war alt und von Furchen durchzogen. An ihm hatten bereits viele Generationen ihre Mahlzeiten eingenommen. Naruto liebte alte Dinge. Alte Menschen hatten immer hunderte von Geschichten zu erzählen und selbst Dinge wie ein simpler Tisch erzählten etwas. Wie so oft war sein Tablet an während er aß und hin und wieder scrollte er durch seine Nachrichten oder schaute, was in der Welt so los war. Er hatte eben seine Routine, die er nicht so einfach wieder fallenlassen konnte. Man gewöhnte sich zu schnell an solch einfachen Dinge. Doch natürlich ließ sich ein simples Essen auf diese Art auch nicht lange hinauszögern und letzten Endes wurde er doch fertig und erhob sich erneut, um den Abwasch zu erledigen und dann nach oben zu gehen, um seine Tasche zu packen. Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er war nur froh, dass er ein eigenes Auto besaß. Das war etwas, was er sich gleich vom ersten Erlös des ersten Bandes gegönnt hatte. Und er liebte seinen orangenen Wagen. Bei dem Gedanken musste er doch schmunzeln. Naruto wusste genau, was der Uchiha machen würde, abgesehen davon, dass er den Kopf schüttelte und ihm vor hielt, was für einen schlechten Geschmack er doch hatte. Doch das störte ihn nicht. Naruto liebte diesen Wagen und es tat ihm richtig weh, ihn nicht mit nach Japan nehmen zu können. Stattdessen würde er darauf angewiesen sein, dass man ihn vor Ort mit nahm. Er konnte sich aber auch einen Wagen leihen, schon alleine um unabhängiger zu sein. Das war wohl die beste Lösung, denn das letzte was er wollte war jedes Mal jemanden fragen zu müssen, wenn er irgendwo hin wollte. Es würde ihn einfach nur wahnsinnig machen und früher oder später an die doch sehr weiten Grenzen seiner Geduld treiben, womit Streit vorprogrammiert war. Nacheinander landeten Unterwäsche, Hosen, Pullover und auch sein Anzug in der Tasche, die er mitnehmen würde. Damit fertig folgte noch alles was er aus dem gemütlichen Badezimmer brauchte, ehe die gepackte Tasche in der Küche landete. Der Laptop und auch das Tablet fanden ihren Platz in separaten Taschen. So etwas würde er niemals als Gepäck aufgeben. Nicht auszudenken, wenn jemand seinen Laptop fand und auf unerklärliche Art und Weise sein Passwort knackte. Seine ganze Arbeit wäre vollkommen umsonst. Er war nicht paranoid oder so, doch er fürchtete sich wirklich davor, dass irgendjemand versuchte seine Arbeit zu stehlen. Nicht umsonst hatte er nicht nur den Laptop mit einem Passwort gesichert, sondern auch den Ordner und sämtliche Unterordner, in denen die Dokumente zu seinem Buch lagen. Aber nicht nur das war ein Problem. So ein Laptop konnte schnell kaputt gehen und auch wenn er tägliche Backups anlegte, wollte er nicht riskieren, dass sein wichtigstes Arbeitsmaterial kaputt ging. Kurz vor dem Abendeinbruch war er dann soweit fertig. Im Haus war alles sauber und sein Schlüssel war bei der freundlichen Nachbarin, ebenso wie die Telefonnummer, wo die Frau ihn notfalls erreichen konnte. Und Naruto selbst verließ seine gemütliche Cottage, um seine Tasche in das Auto zu bringen und nach einem letzten Blick auf sein Heim hinter das Steuer zu setzen. Es wurde nun einfach Zeit, wenn er die gebuchte Maschine noch erreichen wollte. Nun konnte er nicht mehr weg laufen.   * * *   Die Fahrt zum Flughafen war lang und nervenaufreibend. Gerade der erste Teil, wo er den alten Weg entlang fahren musste, auf der unbefestigten Straße, die nicht viel mehr als ein ausgedienter Feldweg auf zwei Spuren war. Man musste konzentriert bleiben, der Abstand zwischen beiden Steinmauern war gerade einmal breit genug, damit ein Wagen dort entlang konnte und, wenn man vorsichtig fuhr, auch noch ein Fahrrad daneben Platz hatte. Unachtsamkeiten konnten demnach schnell einen Blechschaden verursachen, den Naruto natürlich nicht riskieren wollte. Allerdings fuhr diesen Weg nicht zum ersten Mal, kannte ihn vielmehr fast im Schlaf, auch wenn er nie riskieren würde, seinen Wagen zu gefährden indem er auf die doch sehr dumme Idee kam, beim Fahren seine Augen zu schließen. Doch kaum erreichte er die befestigte Straße wieder, wurde es leichter. Das Wetter war wirklich herrlich, die Sonne strahlte und der laue Wind machte selbst diese Fahrt zu einem angenehmen Ereignis. Naruto hatte die Scheibe herunter gekurbelt und das Radio angestellt, während er sich auf den Weg machte, um in das 178 km entfernte Belfast zu gelangen. Sein kleiner Ort besaß natürlich keinen großen Flughafen, doch Belfast war ja nicht so weit entfernt. Gute zwei Stunden würde er unterwegs sein und diese Zeit wollte er auch nutzen, um sich entspannen zu können. Und genau das tat er dann auch, während die aktuellen Hits aus dem Radio seine Fahrt versüßten. Bei der Gelegenheit fiel ihm auch wieder ein, dass er die drei Order mit Musik, die er auf seinem Laptop hatte, unbedingt einmal aussortieren musste, auch um seine Playlists zu aktualisieren. Sein Laptop wurde nur fürs Schreiben benutzt. Es gab einige Programme darauf, womit er schreiben konnte, Datenbanken anlegen für die Charakterbögen, Notizen hinterlegen, ein Clipboard für kleinere Ideen und Szenen, die er vielleicht nutzen wollte und auch ein Programm um zu überprüfen, ob er gewisse Worte oft verwendete, damit er entsprechende Passagen noch einmal überarbeiten konnte. Und eben diese drei Musikorder - Sad, Action und Flow. Jeder dieser Ordner hatte natürlich einen eigenen Zweck. Naruto war einer der Autoren, die bei absoluter Stille nicht arbeiten konnten. Also hörte er Musik dabei und je nachdem an was für einer Szene er arbeitete, wählte er auch die Playlist aus. Sad war natürlich für eher traurige Passagen gedacht, sei es nun der Tod eines Protagonisten, oder einfach eine bedrückende Stimmung die vorherrschte. Die Musik darin war genau ausgewählt, um ihm zu helfen, diese Eindrücke genauer zu beschreiben. Action war demnach für Szenen, wo es rund ging, während Flow für alles andere verwendet wurde. In der Regel schrieb er jeden Tag und oft für Stunden, wenn es ihn erst einmal packte. Da kamen locker um die 6000 Worte zusammen, was für seine Verhältnisse schon wahnsinnig viel war. In der Schule hatte er das nie hinbekommen, seine Hausaufgaben waren stets so kurz gewesen, dass er sich regelmäßig abwertende Blicke von seinen Lehrern eingefangen hatte. Selbst jetzt, wenn er nur daran dachte, musste er einfach leise lachen. Er hatte einen seiner Lehrer vor gut zwei Jahren durch Zufall wiedergetroffen. Der Mann hatte nur mit dem Kopf schütteln können und hatte ihn gefragt, warum er damals nicht so viel Fleiß zeigen konnte. Eine Antwort hatte er darauf nicht gehabt, auch wenn er ahnte, dass es damals damit zusammengehangen hatte, dass er eben ein Teenager gewesen war. Er hatte schlichtweg keine Lust gehabt, seine Zeit mit Hausaufgaben zu verplempern. Aber nicht nur er war erstaunt. Naruto wusste, dass all seine Freunde sein erstes Buch ebenfalls gelesen hatten. Die Meinungen waren dort geteilt. Manche fanden es nicht gut, womit er selbst ja auch übereinstimmte, einige waren hingegen richtig begeistert. Wie Sakura eben auch. Die junge Frau hatte ihm geschrieben, dass es weniger die Idee war, ihr bei diesem Buch gefallen hatte. Viel mehr war es seine Art, wie er sie in Worte verpackte. Wie er auf alles einging und selbst die kleinsten und unwichtigsten Dinge so genau und ausschweifend beschrieb, dass es plötzlich zu etwas wahnsinnig Interessantem wurde. Naruto sah das durchaus als ein Lob an und es hatte ihm auch geholfen, als er damals in einer Blockade gesteckt hatte und über Wochen kein einziges Wort schreiben konnte. Das leichte Lächeln was bei dieser Erinnerung seine Mundwinkel umspielt hatte, verschwand jedoch langsam wieder. Auch sie würde er nun wiedersehen. Genauso wie alle anderen, die mittlerweile ebenfalls verheiratet waren. Die einzigen die es nicht waren, waren er und Sakura. Hinata hatte Kiba geheiratet und Shikamaru Ino. Sie alle waren gemeinsam zur Schule gegangen und nun waren nur noch sie zwei übrig, die den Partner fürs Leben noch nicht gefunden hatten. Bei Sakura wusste er, dass sie es nicht wollte. Sie arbeitete bei Sasuke in der Firma und war dort scheinbar unentbehrlich. Manchmal sprach sie von Itachi und Naruto hegte einfach den Verdacht, dass ihre frühere Schwärmerei für den jüngeren Uchiha sich nun auf Itachi übertragen hatte, der, soweit er wusste, ebenfalls ungebunden war, was auch nicht weiter verwunderlich war. Der ältere Uchiha war immerhin selten in Japan. Was genau die Firma der Brüder machte, wusste Naruto nicht einmal. Alles was er wusste war, dass Itachi dafür oft in der Welt herum reiste, um Geschäfte abzuschließen. Eigentlich interessierte es ihn auch gar nicht, was die beiden machten. Er war kein Mensch, der so einen Job machen konnte. Wenn er kein Autor geworden wäre, hätte er sich etwas gesucht, wo Spannung vorhanden war und viele Orte, die er erkunden konnte. Er stand einfach nicht so darauf, immer das Gleiche zu machen. Gerade deswegen liebte er es auch, Bücher zu schreiben. Er floh damit jeden Tag in eine andere Welt und ließ Abenteuer entstehen. Kurz bevor er den Flughafen erreichte, hoffte er nur, dass er in der nun kommenden Woche Zeit genug finden würde, um sein Buch weiter voran zu bringen. Er wollte möglichst wenig Zeit mit den anderen verbringen, denn er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie ihn nicht in Ruhe lassen würden. Immer und immer wieder würden sie fragen, was vorgefallen war. Warum er gegangen war. Doch er wollte nicht darüber reden und er bezweifelte, dass sie es einfach so hinnehmen würden, wenn er ihnen sagte, dass er einfach die Nase von ihrer Heimatstadt voll gehabt hatte. Es war ja nicht einmal eine Lüge. Er hatte lange mit diesem Gedanken gespielt und auch aus gutem Grund den anderen nichts von seinen Plänen gesagt. Sie hätten es nie akzeptieren können und hätten versucht aus ihm herauszukitzeln, warum er das Bedürfnis hatte, sie alle zurück zu lassen. Gerade die Mädchen hatten es ja auch nach seinem Verschwinden versucht. Naruto kam gerade mit ihnen besser klar, im Gegensatz zu den Jungs, bei ihnen konnte er sich fallenlassen ... nur alles konnte er ihnen eben auch nicht erzählen und das wollte er auch gar nicht. Es war gar nicht angenehm gewesen, wie gerade die drei ihm immer und immer wieder Mails geschrieben hatten. Anders hatten sie mit ihm ja auch gar nicht in Kontakt treten können, denn Naruto hatte weder seine Telefonnummer noch die Nummer seines Handys irgendjemanden mitgeteilt - aus Vorsicht. Er hatte einfach nicht gewollt, dass sie ihn anriefen und ihr Glück versuchten, um ihn zurück zu holen. Vor allem Sakura konnte sich manchmal in etwas verbeißen und dann ließ sie auch nicht mehr locker. Seltsamerweise war sie es, die mit einem Schlag aufgehört hatte ihn mit Fragen zu löchern. Was er davon halten sollte würde sich dann noch zeigen. Seufzend fuhr er schließlich auf den Parkplatz und suchte den Stellplatz, den er für die kommenden Woche gebucht hatte. Seinen Wagen wollte er einfach nicht unbeaufsichtigt am Flughafen stehen lassen. Es war zwar kein teurer Wagen, aber es war seiner und er wollte ihn in einem Stück wieder zurück bekommen, wenn er diese Woche überstanden hatte. Kaum hatte er seinen Platz gefunden parkte er, stellte den Wagen aus und nahm seine Tasche, um das Fahrzeug zu verlassen, es zu verschließen und das Gebäude des Flughafens zu betreten. Das Einchecken dauerte gefühlte Stunden. Allein die Aufgabe seines Gepäcks und die Kontrolle seines Handgepäcks zog sich etwas hin, da irgendeine Familie vor ihm Probleme mit dem Gewicht hatte und den Schalter einfach nicht frei geben wollte während sie umpackten, damit es doch noch funktionierte. Doch letzten Endes hatte er es endlich geschafft und saß nur kurz darauf in der ersten Klasse auf seinem Platz am Fenster, die Tasche mit dem Laptop auf seinem Schoß und die Augen geschlossen. Er war erschöpft und vor allem hasste er es zu fliegen. Gerade Start und Landung bekamen seinem Magen einfach nicht gut. Dennoch gab es nun kein zurück mehr ... er saß im Flieger und in 16 Stunden würde er wieder in seiner alten Heimat sein ... Belfast lag immerhin gute 11300 km von Japan entfernt. Da dauerte es schon eine ganze Weile. Aber er hatte mit seinem Buch ja genug zu tun und war auch froh darüber, denn so konnte er auf jeden Fall die Gedanken von sich schieben, dass er viel zu schnell alle wiedersehen würde. Es wurmte ihn nur, dass sie einen Zwischenstopp in London einlegen mussten und dort auch gute zwei Stunden Wartezeit entstanden. Doch auch das ließ sich nicht ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)